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Nummer 210 — 24. Jahrgang «mal wöch. Bezugspreis: für Septbr. 3,— elnschl. Bestellgeld. Anzeigenpreise: Pie Igesp. Petitizeile 89^, Stellengesuche 2» Die Petitreklamezeile, 89 Milli meter breit, 1 ^l. Osfertengebühren für Selbstabholer 20 L, bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 1ü L, Sonntags-Nr. IS L. Geschäftlicher Teil: IofesFoh mann, Dresden. StickMe 8I^IVIPkl. «iligs t!f .^stiee.l 8tunüc?. »Mlillck?! 8t8«ig.zg c is>«> 1Z7SZ ci. ?>-sr> - Freilag. 11. September 1926 gm Fall» hdheeer «e>»u «k,chi jede «erpslichtung «is Lieserung son>ir Füllung tu» «nzelaemAnftrSgen u. Leistung von Schaß- 'Ersatz. Mr undeutlich u. d. Fernruf übermittelt« Anzeige» Hdernehme» wir lein« Verant- Wortung. Unverlangt -ingrsandte und mit Rückporto «tcht versehene Manuskript« terrd?.-. null anGelvahrt. Sprechstunde der Redaktion S Li4 6 Uhr nachmittags Hauptschrtstlrit«,: S»l»i «lbert DreSd-.-r wcsiliaftsftcUe, Druck und Verla»! Saxonia- «»chdruckcrei «mbH T-.r§dc'u-V. lU. Hotbetnstrane Nt ^ernrni .727?? Dresden 1-1797 4'auikoiNo Basserrae k svrii.sche, Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der fische,, Volkszettuna DreSde>,e?llist. '6. < olbeinslrage -16. ^ernrn' 727A lind Aus dem Wege zur -ritten Etappe Do» einem unserer außenpolitischen Mitarbeiter wird ge schrieben: Die S i che rh e i tsve rhan V l u ngen befinden sich aus sein Wege zur dritten Etappe. Das deutsche Memorandum vom 8. Febniar hatte den Marsch eingeleitet, es solgten die französi schen Antwortnoten und als zweite Etappe die Londoner Iuri- skirbesprechungen. lieber diese Iuristenkonserenz läßt sich Ab schließendes noch nicht sagen, bis der Bericht der verschiedenen Sachverständigen offiziell vorliegt. Der deutsche Vertreter des Auswärtigen Amts, Ministerialrat Gaus, ist inzwischen nach Berlin zuvückgekehrt und nach kurzer mündlicher Berichterstat tung an Staatssekretär von Schubert mit diesem nach Nor derneu weitergereist, wo der Reichsaußenniinister Dr. Strese - mann zurzeit aus Urlaub weilt. Hier in Norderney erfolgt die erste größere Prüfung des Berichts des deutschen Rcchlssacl)ver- ständige». Und von dem Urteil, das der deutsche Unterhändler von London mitbringt und das die deutsche Negierung nach seinen Berichten über die Londoner Vcrl>andlungeii sich macht, wenden die weiteren Schritte abhängig sein. Wenn man den maßgebenden Vertretern des Auslan des. vor allem dem englischen Außenminister in seiner opti mistischen Auffassung folgen darf, so steht es um die Sicherheits- srage günstig. Chamberlain !>at mit Briand und Vandcr- velde in den lehien Tagen in Genf während der Sißungen des Bölkerbundsrates und des Völkerbundes ausgiebige Besprechun ge» über den ganzen Komplex gehabt, der mit dem Sicherheits- Pakt zusammenhängt. Er rechnet mit der Außenminister-Kon ferenz. er rechnet auch bestimmt mit dem Abschluß des Sicher- heitspaktes und stützt seine Hoffnungen darauf, daß die bis herigen Verhandlungen größere Fortschritte gezeitigt l>aben, als er es selbst zu hoffen gewagt hätte. Chamberlain sieht aller dings die Situation vom englischen Standpunkt aus und damit auch zugleich vom Standpunkt der Weftmüchte aus an. Ob man in Deutschland die ganze Situation ebenso günstig ansieht, das eben müssen die Berichte über London erst noch zeigen. Es i>at allerdings den Anschein, daß die Londoner Ver handlungen in einer viel günstigeren Atmosphäre stattgefunden haben, als verschiedene englische Blätter darüber berichteten. Der belgische juristische Sachverständige l>at in Gens seinem Un willen darüber Ausdruck gegeben, daß über die Londoner Ver handlungen so viele Kombinationen und falsche Berichte heraus gegangen sind. Er erklärte gegenüber französischen Pressever tretern, daß „zwiscl-en den britischen und französischen Vor schlägen und den deutschen die Unterschiede viel geringer waren, als man hätte glauben können und daß sich die Sachverständigen bewußt sind, das Terrain für die bevorstehenden Verl-andlungen geebnet zu haben". Ob nun deutscherseits dieser Standpunkt der En- tentevertretcr geteilt iverdcn kann, das Istingt nicht davon ab, wie die Sicherhcitsfrage letzten Endes politisch ausgcmünzt und formuliert wird. Jedenfalls dürste das eine sicher sein, daß, wenn auch in manchen Punkten Uebcrcinstimmung erzielt ist, doch in vielen und auch riecht wichtigen Punkten noch abwei chende Meinungen verblieben, die vom deutschen Standpunkte aus unter allen Umständen überwunden werden müssen. Aber das ist, wie gesagt, die Svrge der Politiker in den kommenden Verhandlungen. Die optimistischen Aeußerungen Chamberlains gründen sich sicher iveniger auf die Berichte des englischen Nechtssachvcrständigen als aus die Besprechungen, die er mit dem belgischen und französischen Außenminister hatte. Und wenn man die Rede Painleves bei Eröffnung des Völkerbundes hin zuzieht, so kommt man allerdings zu der berechtigten Hoffnung, daß auch in Frankreich neuerdings ei» anderer Wind weht. Als Vorxrussehung für den Abschluß des Sicherheits-Paktes ist ja von Anfang an von seiten der Westmächte der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund gefordert worden. Die deutsche Negierung hat ihrerseits den Eintritt an zwei Vor aussetzungen geknüpft, zunächst einmal einen ständigen Sitz im Völkerbundsrat zu erhalten und ferner die Nichtanwendung des Artikels 16 auf Deutschland, der das Durchmarschrccht und die militärische Hilfe bei Exekutionen des Völkerbundes fordert. Die erste Voraussetzung ist ja durch den Beschluß des Völker bundsrates schon erfüllt, während bezüglich des Artikels 1V bis her wenigstens noch Meinungsverschiedenheiten in der Auffas sung zwischen Deutschland und den iilbrigen Mächten bestanden. Die Wostmächtc haken sich schließlich auf den Standpunkt zurück gezogen, daß Deutschland zunächst einmal dem Völkerbund an- gchören müsse, um alsdann erst nach seiner Mitgliedschaft über die Anwendung des Artikels 16 zu beraten und zu beschließen. Nun sagt man deutscherseits mit vollem Recht: Die jetzt in Genf versammelten Außenminister vertreten die Länder, die im Völ kerbund nicht nur an der Spitze stehen, sondern auch ivohl ohne Zweifel als die Vertreter der drei mächtigsten Staaten das meiste zu sagen haben. Sollten England, Frankreich, Belgien und dazu auch n->ch Italien Deutschland gewisse Garantien da für bieten — und das könnten sie ohne iveiteres bei ihrer Stel lung iin Völkerbund — daß den berechtigten Ansprüchen Deutsch > Stk WW AM»! Sill M Paris. 10. September. Gestern begannen an allen Fron ten heftige Angriffe der Franzosen und Spanier gegen die Stel lungen Abd el Krüns. Wie aus Madrid gemeldet wird, be finden sich die bei Alhucemas gelandeten Truppen im Vor marsch gegen Ajdir, die Hauptstadt des Rifgebictes. Die spanische Heeresleitung legt Vieser Operation größte Bedeutung bei, denn in Afdir sollen sich große Vorräte an Waffen und Kriegsmaterial aller Art befinden. Außerdem rechnet man da mit, daß die Einnahme von Ajdir eine große moralische Wir kung auf die Rifleute aubüben wird. Auch die Franzosen haben bei Ta za energisch angegriffen, um von der nördlichen Front Abd ei Krims Truppen nach Süden abzulcnken. Die französischen Angriffe erfolgten erst nach län gerer und sehr starker Artillerievorbereitung. Große Flugzeug geschwader bewarfen die feindlichen Stellungen ständig mit Bomben. Gestern sollen allein von einem französischen Ge schwader 8000 Bomben abgeworsen sein. Trotzdem die Lage Abd el Krims durch die gleichzeitigen Angriffe im Norden und Süden bedeutend schwieriger geworden ist, setzt er seine hef tigen Angriffe gegen Tetuan fort. Es scheint, als ob er sich unter allen Umstünden in den Besitz der strategisch sehr wichtigen Höhen bei Tetuan setzen will. Nach neueren Fest stellungen soll Abd el Krim hier seine besten Truppen zusam mengezogen haben, die unter seinem persönlichen Oberbefehl Kämpfern Aus Fez werben große spanische Verluste in den letzten Kämpfen bei Tetuan gemeldet. Eine szenische Kolonne von 1000 Mann soll allein 250 Tote zu verzeichnen halum. Die Artillerie Abd el Krims hat die Beschießung Tetuans fortgesetzt und dort wichtige militärische Anlagen der Sanier zerstört. Wie -ie Landung bei Alhncemas ersolgle Madrid, 10. September. Ueber die Landung in der Alhuce- masbucht geben die Madrider Zeitungen folgende Einzelheiten: Drei Tage lang hatten die Transportschiffe sowie das spanische und französische Geschwader an der Küste von Alhu- eemas Landungsmaiwver und Ccheinlandungen ausgesührt, um den Feind zu täuschen, so daß endlich die Landung in der Bucht Berlin, IN. September. Die politische Polizei bat in Berlin eine G e h e i in o r g a n i s a t i o n aufgehoben, deren Leiter drei Amerikaner waren, die sich zum Ziel gesetzt hatten, in Deutschland eine Organisation zu schaffen, die ini Ausbau und in allen Formen und Gebräuche» der amerikanischen K u - K l u x - K l a n - V c w e g u n g entsprechen soll. Die Organisation, die die Polizei in Berlin jetzt eutdeckie. nannte sich „Orden des feurigen Kreuzes", seine Mitglieder hießen „Ritter des feurigen Kreuzes". Wie dazu halbamtlich mitgeteilt wird, setzte sich diese Gc- heimorganisation in erster Linie aus Mitgliedern völkischer Organisationen und der Deutschsozialcn Partei zusammen. Die Gründung der Organisation geht in das Jahr 1923 zurück. Als damals eine Reihe völkischer Organisationen ausgelöst wurde, hatten sich ihre Führer zur Gründung eines Geheimbundes zu- sammengefchlossen, der die Befreiung Deutschlands von den äußeren Feinden und von den „Fremdstümmigcn" ersl'.ebie. Einem gewissen Klapproth lag die Gründung der Orts gruppen ab. Außer ihm ivaren in Berlin noch Oberleutnant a. D. Hildcnbrandt und Dr. Hübner tätig, die eine mehr untergeordnete 'Nolle spielten. Die „Ritter des feurigen Kreucs" traten in Berlin niit drei Amerikanern in Pervftidung, die in der amerikanischen Ku-Klux-Klan-Bewegung sine Rolle spielen. Die genannte Organisation war an dem Kiistri » er Putsch nicht unbeteiligt. Der damalige Leiter des Küstrincr Unternehmens Major Buch r ucker gehört« dem „Feurigen Kreuz" an. Es ist als sicher anzunehmen, daß die Mord taten, die im Anschluß an den mißglückten Küstrinec Putsch sich ereigneten, von Mitgliedern des Ordens ausgesührt worden sind. Man nimmt an. daß die Ermordung de» Leutnants Sand, der in Döberih als Leiche aufgefunden wurde, von dieser völ- kischen Feme verübt wurde. Der oben («nannte .kdrpitän lands gegenüber dem Artikel IS in irgendeiner Form Genüge geschehe, so würde das den Eintritt Deutschlands nicht nur er leichtern, sondern übe'Siaupl erst möglich machen. Es fragt sich '.un, wie nwlt man aus den obigen optimistischen Erklärungen Chamberlains schließen darf, daß bei den inzwischen ftaikgesun- denen Beratungen auch hier eine Form gefunden ist, die den deutschen Wünschen Rechnung trägt. Dann ivär« allerdings ein wichtiger Fortschritt insofern erzielt, daß die zweite Voraus setzung für den vorbehaltlosen Eintritt Deutschlands gegeben ist uns damit im Sinne der Weltmächte wiederum di« Vorbedin gung für den Abschluß de« Sicherheitspaktes. von Cobadilla vollkommen überraschte. Die Truppe» rahmen im Sturm die Anhöhen und zerstörten zwei ieindlickc BaNmier Die spanische» und französischen Wasterstugzeugezelckwader unterstützten de» Angriff. In der Nach« von- Montag zvm Dienstag um 11 Uhr ivurdc d r Beseht zur Längung gegeben. Infolge des Gedränges der Schisse stieß ein Kcmonenbooi mit einem Torpedoboot zusammen und beschädigte es Das Tor pedoboot konnte jedoch noch mit eigener Kraft den Hajen nov Melitta errcicl)e». Dan 5 bis 0 Uhr morgens bombardiert»» die Flugzeuge und Seegeschivader anss neue die feindliche»! Stellungen. Kurz vor 11 Uhr mittags begann die eigentliche Landung die ohne Zwischenfall vor sich ging. Uw 12 Uh: ruckten sta-ck, Eiiigeborenenabtcitungen gegen die zu nehmenden b-indlichev Stellungen vor. Es Kain zu euiem leichten Zusammenstoß mit dem Feinde, der sich bnld unter dein Feuer des SeegeichwctM-c« zurückzog Die spanische» Truppen konnte» sodaiie :br Ziel erreichen. Einige Gefangene wurden gemach! und zaaüeiche-: Kricgsgcrät erbeutet. Die erste Landungsabteiiunc, bestand au- zehn Panzerivagen, zwei Abteilungen der spanischen Fiemden. legion. drei Eingeboreiienableilnngc», drei Iäger-balaftlonen. einer Fetdartillerie- und einer Gebirgsartftlenebatlerie. Antopark, vier Pivnierkvmpanien und drei Raaüiteleg'-avtn-w ablciUingen. Ein spanisches Flugzeug wurde vom Feind getrot. fen und mußte auf See niedergchen. Die Mannsckmit könnt? von einem französischen Torpedoboot aiisaenonimen werden. Gegen Tagesende gingen die Truppen unbelastft,' aus de. Halb- insel Moro-Nuevo in Biwak. Diese Meldung klingt natürlich außerordentlich rühmlich für die spanischen Truppen. Wenn man aber bedenkt, daß hier die besten Truppen einer europäischen Macht gegen keineswegs ausreiche,>0 beivastnete. an Zahl unterlegene Bergstäinme Kamp- sen. deren stärkste Waste die Begeisterung für ihre Freiheit und Religion ist, dem erscheint die Landung bei Alhucema« wirklich als nichts besonderes, lind die eigentlichen Schwierig- keilen beginnen erst setz!, wenn die svanischen Truppen au» dem Schutze der Schisfsgeschütze hercnukommen. Wer sich a» das erinnert, ivas die Engländer im gro'-.-n Kriege vor Gaili- poli erlebt haben, dem wird der spanisch-sraiizösische Siege» jubel etwas verfrüht Vorkommen. Klapproth wurde gerade verhaftet, als er >m Begriff stand, von Wesel ans im Auto über die holländische Grenze zu fliehen. Bei ihm wurde wichtiges Material beschtagaahmt. Wie zur Aufdeckung der Gcheiniorganisalion des Orten» des „Feurige» Kreuzes" noch mitgeteilt wird, handelt cs sich bei den drei amerikanischen Gründern nn, einen Studenten namens Gray aus Chikago, der vor drei Mache» in sei» Pmcriand zurückgekehrt ist,.und uni zwei Denlschamerikaner. Pater und Sohn namens Stroh sehe in. die gestern mittag in Schlesien verhaftet wurden. Nach einem rechtsstehendem Blatte soli.'n die drei Genannten politische Hochstapler sein, die sich die Leichtgläubigkeit Urteilsloser znnntze gemacht haben. :. n sich ihre Taschen zu füllen. Angeblich hat das Verschwinden eines jungen Manes in V-'rlin zur Aufdeckung des Bundes oc'iiln! Außer in Berlin sotien auch in Hamburg, Jena, Dorrwund und Kassel ähnliche Bünde bestehen. Die Nutznießer der Nmnesiie Berlin, 10. September. Nach einer Meidnng aus Mmige- bürg wurde «ns Grund des Amnestiegesetzcs das Verfahren gegen de» Schriftleiter der in Staßfurt erscheinenden völkische» Zeitung „Mitteldeutsche Presse", Röthardt eingestellt der wegen Verleumdung des früheren R.nchspräsidcnte,-. EN-rl zu drei Monaten Gefängnis vcrurteiit worden nmr. Das Urteil mar noch nicht rechtskräftig, ix Röthardt dagegen M-ruftmg singeiegt halte. Auf Grund der Amnestiegesetz« Hai der Staaisgenchtshos zum Schutze der Republik beschlviscn, auch das Perkahren gegen Trebitsch-Lincoln einz'.lelien. der Pressechef der « o l'-- regieru ng war. — Das B rsichren gegen der, Kapftzn.ftnk- nant Ehrhardt ist. wir grm»1det. ber»"« vor renipen Tag»-n eingestellt worden. Hier wird dir dritte Etap;«, »dmIich di« .1 cns« c -< nz der Außenminister, di« notwendig« »Mrung bringen. Nach neueren Meldungen ist dies» Acwferen.' von seilen de« Entente für den 29. September vorgeschlagro «n>d »uxn: soll die Kmcserenz an einem Ort« in der NcSx »an Senf. r>l«t. leicht am Camer See, stottiinden, weil man m»t dl« kochst, nxihrfcheinliche Teilnahme Mussolini» dezüglüch der Wotl d«-« Tagungsortes Rücksicht nimmt. Jedenfalls tntrfr« .»vnächst dem Wunsche der Entente gemäß noch,»als ein« unverbindlich-- Au«, spräche der Außenminister zum mindeste« Anfang Oktober fdsti. finden.