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Mittwoch, den 26. August 1925. Nr. 196. Seite 4 Die Rede -es Iustizral» Schrvmbgens-veipztg aas -er Siuttgarker Generalversammlung -er Salholtken Deutschlands Die Nebenversammlungen am Sonnlag Neben den beiden öffentlichen und der geschlossenen Ver sammlung am Sonntag mutzten eine Reihe von Nebenver sammlungen stattfinden, da die beschränkten Räume des Neit- hauses und der Liederhalle bei weitem nicht ausreichten, um die Tausende von Katholiken zu fassen, die gerade zum Sonntag in Stuttgart zusammengeströmt ivaren. Besonders erwähnt zu werden verdient die Versammlung der württembergischen Bauern, die am Nachmittag im Wullesaal stattfand. Die machtvollste Kundgebung aber war zweifellos die ge waltige Versammlung im Hose der Rotebühlkaserne sin dem am Vormittag der Festgottesdienst stattgefunden hatte). Obwohl zu gleicher Zeit die beiden öffentlichen Versammlungen und ver schiedene Nebenversammlungen stattfanden, war der riesige Hof bis zu letzten Ecke gestillt. Weihbischof Dr. Sproll richtete Worte der Ermunterung an die Versammlung, forderte sie aus zur Treue gegen die Kirche und ihre Diener, und zum Festhalten am einfachen, kindlichen Glauben. Vizepräsident Adlhoch von Augsburg begrtitzte die Erschienenen und dankte ihnen für die überwältigende Beteiligung auch an der heutigen Nachmiltags versammlung. Der wllrtteinbergische Innenminister Bolz führte aus: Die Einheit im katholischen Glauben hat uns hier zusammengeführt. Es wurzelt im Glauben an die ewige, unveränderte absolute Wahrheit. Diese wollen wir in die Gegenwart hineinstellen, wo alles wankt und schwankt. Der heutige Mensch will vielfach nicht die Wahrheit, sondern die Freiheit, nicht die Pflicht, sondern nur das Recht. Jeder schasst sich seine eigene Wahrheit und sein eigenes Recht. Unsere Zeit erfährt nun, datz die Saat ver fälschen Freiheit ausgegangen ist: Krieg und Revolution, Elend und Not sind die Früchte. Wir dürfen die Hände nun aber nicht in den Schatz legen, sondern müssen arbeiten, wir wollen nicht Klagen, sondern auf uns selbst besinnen, um die Schäden der Zeit Hellen zu können durch die katholische Liebe. Unsere Parole soll sein: Einig im Glauben, im Innern die Wahrheit, im Handeln die Liebe! Als letzter Redner richtete Prälat Hommerich einen feu rigen Appell an Männer und Frauen, Jünglinge und Jung frauen. Er führte aus: Wir brauchen heute Männer, die sich der Religion nie schämen, die im Beruf, in der Familie, im öffent lichen Leben ihren Glauben und ihre Frömmigkeit zeigen furcht los und treu. Den Frauen sage ich: Wirket weiter In eurem dreifachen Amt, In dem Lehramt, denn der Schatz der Mutter ist die erste Schule des Kindes, seid Priesterinnen, bringt alle Tage weiter die Opfer, die Familie und Heim von euch verlangen, übt sorgfältig euer Hirtenamt aus, sorgt und wacht über die Kinder. Den jungen Freunden sage ich: Ihr sollt < die Hoffnung des Vaterlandes und der Kirche sein. Jahns Parole: Frisch, fromm, frei, fröhlich im christlichen Sinn soll auch die eurige sein. Ein letztes Wort an die Jungfrauen: Folgt auf den Spuren einer heiligen Agnes, einer heiligen Läcilta, den Märtyrern der Rein heit und des Glaubens. — Vizepräsident Adlhoch dankte dem Redner und beschloß die Kundgebung mit einer Huldigung an den Heiligen Vater und den Iubelbtschoff Dr. v. Keppler, indem er die Versammlung ein Hoch auf diese beiden ausbringen lieh. Prälat Kleins goldenes Prieslerjubiläurn Slbyllenort, 24. August. Prälat Eberhard Klein beging gestern hier ln geisti ger und körperlicher Frische die Feier des goldenen Priester- Jubiläums. Der ehemalige König Friedrich August hatte den Jubilar mit seinen Anverwandten hierzu nach Schloß Sibyllen ort eingeladen. Um 9 Uhr zog Prälat Klein unter Vorantriit von blumenstreuenden Mädchen und Kapellknaben und geleitet von dem ehemaligen Kronprinzen Georg, dem Abt Albert Schmidt von Grüssau, den, Erzpriester Langer von Trebnitz, Mons. Manfroni als Vertreter des Klerus der Diözese Meißen und dem Prälaten Müller als Vertreter des Domstifts Bautzen Der diesjährige Katholikentag füllt in eine Zeit eines gro- tzen Chaos des Geisteslebens, der religiösen Auffassungen, der sittlichen Anschauungen. Dementsprechend ist die Fragestellung der Reden ernst. In der Zeit kurz vor dem Kriege und im Anfang des Krieges erlebten wir einen zweifellosen sittlichen Ausstieg. Die Frage, die ich zu behandeln habe, ist: Hat dieser Gesundungsprozetz angehalten? Es handelt sich um einen schweren Kampf neuheidnischer Unsitt- lichkeit gegen christliche Moral. Es steht augenblicklich so schlimm mit der deutschen Sittlichkeit, datz die deutschen Bischöfe bei ihren Beratungen auf der letzten Btschosskonferenz in Fulda er schüttert waren, als sie die Berichte über die sittliche Not des Volkes vernahmen, und daß der Kölner Erzbischof, Kardinal Schulte, erklärte: Wenn die jetzt von den Bischöfen vorgeschlage nen Mittel zur Bekämpfung des Lasters nichts fruchteten, sei Deutschland verloren. So schlimm steht es in Deutschland. Wir sehen Schamlosig keiten, wie sie Apostel Paulus im Nömerbrief so erschütternd sei ner Zeit vorhält. Gewiß, immer ist gegen das sechste Gebot Got tes gesündigt morden. Aber heute ist die Unsittlichkeit und die sexuelle Not ein Hauptteil des Kulturproblems, heute wird das Laster als Geschäft betrieben, heute tritt es frecher auf wie je und verlangt Gleichberechtigung mit der bisherigen ethischen Auf fassung, heute sehen wir die ganze Welt eingehüllt in eine At mosphäre von Sinnlichkeit und Unzucht. Und das Schlimmste: Früher wußte man, man sündigte, man erkannte sich als sünd haft: heute leugnet man den Begriff der Sünde und die sündhafte Natur des Menschen: die Erbsünde. Dadurch haupt sächlich die sittliche Verwirrung und die Entfernung von Gott, ja dessen Leugnung. > So sehen wir denn in den Statistiken ganz furchtbare Zah len gegen die früheren Zeiten: Me Ehescheidungen haben sich zwischen 19'13 und 1923 mehr als verdoppelt, dabei besonders stark auch in den ka tholischen Gegenden. Aus 106 Ehescheidungen im Jahre 1913 kommen im Jahre 1923 in Berlin 168,7, in Hamburg 183, in Bayern 219,5, im Rheinland 232,8, in Westfalen 242,6. Dr Ge burtenüberschuß betrug im Jahre 1896 aus je 1006 Einwohner 15,46, im Jahre 1910 13,62, im Jahre 1924 nur 8,2. Die Der- brechen gegen die Sittlichkeit stiegen gewaltig; so die Blutschande von 235 Fällen im Jahre 1911 auf 760 im Jahre 1921; verdoppelt haben sich die Sittlichkeitsverbrechen an Kindern; vervierfacht von 1911 bis 1921 dir Fälle der Abtreibung. Furcht bar ist die Zunahme der Geschlechtskrankheiten; man rechnete im Jahre 1922 6 Millionen Geschlechtskranke! Sie wäl zen sich wie ein breiter Strom des Todes über das Volk. in feierlicher Prozession in die mit Grün und gelben und weißen Blumen geschmückte Hauskapelle. Gemäß dem für das 50jährige Priester-Jubiläum vorgeschriebenen Ritus setzte der ehemalige Kronprinz dem knienden Jubilar den Rosmarinkranz auf das Haupt und überreichte ihm den mit Grün umwundenen Kreuz- Nss psvrrducit» i beikuisgegeben von Or. b. 1. ksyer erste lückenlose pspstbllüenduck inll 682 ttddllrlungen aut alle PSpsle berugnekmenä Preis Kart. lN. 6.6V kMvkictt PU5I6I. jZuciiiiuncilung Lortiment äesVerlsgs KSsel L pustet K -Q, I-oipeig, liuäollslr. 3 Me fürchterliche Geißel der Menschheit ist die Prostitu. tion, die ganz erschreckend zugenommen hat; man zählt an kontrollierten und geheimen Dirnen mehrere Hunderttausend. Jede Dirne und jeder, der sich mit ihr abgibt, ist oder wird ge schlechtskrank. Nehmen wir endlich noch die Zahlen der Homo sexuellen, die man allein für Berlin auf 30 000 schätzt, mit ihren mehr als 2000 männlichen Protistuierten, ihren großen Organi sationen, ihrer besonderen Gefahr für die Jugend, dann erkennt man das Ml- des Schlammes und Schmutzes, das uns entgegen starrt, dann sieht man die Atmosphäre der Unsittlichkeit, die uns umgibt. Wir befinden uns ohne jeden Zweifel in einer der schlimm sten Perioden deutscher Geschichte; wir stehen vor dem sittlichen Verfall unseres Volkes. Auch wir Katholiken sind von der all gemeinen Sittenlosigkeit erheblich mit ergriffen: die modern heid nische Umwälzung aller christlichen Sittlichkeitsbegriffe hat auch in unsere Reihen Verwirrung getragen. Der Redner behandelt« dann die Unsitten des gemeinsamen Badens beider Geschlechter, des Turnens und Tanzens von Jungen und Mädchen in Bade anzügen oder gar nackt, der Auswüchse überhaupt des Sportes, der Nacktkultur, des einseitigen Körperkultes. Dieses Heiden tum, diese Nacktkultur lehnen wir ab, in welcher Form auch immer sie uns entgegentritt. Theater und vor allem Kino, be fähigt, Bildner und Erzieher zu sein, stehen zum großen Teile im Dienst der Unsittlichkeit. Der Redner behandelte besonders di« sog. Aufklärungs-, Tendenz-, Sportfilme. Was tun die Eltern» die katholischen Eltern, um von ihren Kindern diese Vermüstun- gen der Seele, dies« Niederreitzung der Schamhaftigkeit fernzu halten? Eingehend behandelte der Redner das Verhältnis zwischen Mann und Weib, Ehe und Familie. Hier stellte er in den Vor dergrund als Fundamentalsätze katholischer Ethik: 1. Es ist dem Menschen nicht erlaubt, vor und außerhalb der Ehe Geschlechts verkehr zu pflegen. 2. Unauflöslichkeit und Einheit der Ehe. 3. Es ist ohne jede Ausnahme Sünde, bei», ehelichen Verkehr den wesentlichen Zweck der Ehe: dle Fortpflanzung, absichtlich zu ver eiteln. Dazu verlangt aber auch die christliche Ethik Besserung der sozialen Verhältnisse, durch die das Laster so vielfach gefördert wird, vor allem praktische Wohnungsfürsorge. Der Vortrag schloß mit der Aufforderung an die deutschen Katholiken zum Treu schwur zu den Leitsätzen und Weisungender Richtlinien des letzten Hirten briesesderdeutschen Bischöfe. Wir kennen die starken lebensbejahenden Kräfte des Katholizis mus, seine unerschöpflichen Vorräte an Lebens- und Kultur-wer ten; wir wollen sie unserm Volke erhalten und zuführen. stab. Darauf zelebrierte der Jubilar ein Hochamt, das der Bres lauer Mauritiuschor unter Rektor Marx durch glänzende Wider gabe einer Messe von Mitterer verschönte. Die Predigt des ehemaligen Kronprinzen fußte auf den Worten des heutigen Evangeliums: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit allen deinen Krästen und mit deinem ganzen Gemüte" und pries die Gnade Gottes, die in dem Jubilar von Jugend an gewirkt habe. Dn Schluß des Gottesdienstes bildete der gemeinsame Gesang „Großer Gott, wir loben dich". Von dem ehemaligen Könige und den anwesenden Mit gliedern des Hauses Wettin, dem der Jubilar Uber 30 Jahre in Freud und Leid nahe gestanden hat, sowie von den Teilnehmern an der eindrucksvollen Feier wurden dem Jubilar warme und herzliche Glückwünsche dargebracht. Die Rose -er Sewi Eine ziemlich wahre Geschichte von Ludwig Steub I Im Nnterinntal, welches ein Teil der gefürsteten Graf schaft Tirol ist, lebte vor vielen Jahren ein reicher Wirt, der eine schöne Tochter hatte. Er schrieb sich Hechenplaickner und sie hieß Rosi. Wenn die Rost am Fronleichnamstage mit dem großen Umgang andächtig durch die Fluren wallte, den Lilienkranz auf dem Haupte und in der Hand die bren nende Kerze, da konnte man noch wochenlang hören, wie sauber «nd fein sie wieder ausgesehen habe. Was aber Ihre gewöhnliche Erscheinung betrifft, so erzählen die Alten, welche sie nvch in ihrer Jugend gekannt, ihre Haare seien blond, ihre Augen blau, ihr Gesicht f.ehr lieblich und die Gestalt zwar hoch, jedoch ungemein zierlich gewesen. Der Ort aber, wo die Noft damals aufwnchs, heißt noch henligestages die Sewi. Derselbe dürfte nun zwar durch diese Erzählunng und den Poetischen Hauch, den sie über ihn verbreiten möchte, allen schönen Seelen fortan lieb und teuer werden, aber da ihn die Mappierer bisher noch nicht in ihre Landkarte ausgenommen haben, und auch nicht sest- steht, wie sie es in diesem Stücke künftig halten wollen, so scheint es gleichwvhl sehr ratsam, die Lage der Scwt hier etwas näher zu erörtern. Wenn der freundliche Leser oder sonst ein Wanderer aus dem einsamen Reut !m Winkel, welches hinter Mark- wartstcin nvch i» den bahrischcn Voralpen liegt, gegen das herrliche Junta! hinausgcht, so kommt er zunächst an die tirolische Grenze und dann über Kössen und Walchsee, die gastlichen Dörfer, in eine waldige Schlucht, welche der svrelleiireichc Jenbach durchströmt und das hohe Kaiserge- birge überragt. Am Ausgang duster Enge liegt eine schmale, aber nnmntige Landschaft, welche die Sewi heißt, »nd hat dieselbe ihren Namen von einem kleinen See erhalten, der hier in der Vvrzeit flutete, aber jetzt längst abgelaufen ist: Einige Forscher behaupten zwar, er sei nicht abgelaufen, sondern der Schotter, den der Bach herbeigeführt, habe ihn allmählich aufgefüllt und sei dazu auch das üppige Wachstum der Wasserpflanzen behilflich gewesen) indessen ist hier nicht der Ort, diese Frage, welche für unsere Geschichte ganz gleichgültig, näher und gründlicher zu untersuchen. Die Bewohner der hiesigen Gegend bis hinüber in die Tiersee erfreuet» sich übrigens des uralten grammatischen Herkommens, der ängestammten sprachlichen Freiheit, den See nicht, wie wir andern, als männlich, sondern als weiblich behandeln zu dürfen, und sie sagen also von unvordenklichen Zeiten her: in der Sewi, oder in die Sewi, und zwar weil der mittelhochdeutsche Dativ und Akkusativ Sewe lautete. Indem wir für dieses Scholion um Entschuldigung bitten, gehen wir in unserer Schilderung weiter und beeilen uns zu berichten, daß in der Sewi ein altehrwürdiges, sieben Fenster breites, hochgiebeliges Wirtshaus steht, welches sich herrschend auf einer kleinen Anhöhe erhebt. Auf der einen Seite, gegen Norden, steigt gleich über dem Sträßchen eine niedere Felswand empor, welche teils kahl hcraustritt, teils mit Ngdel- und Laubholz bekleidet ist. Auf der anderen dagegen, über dem rauschenden Alpenbach, stehen die wal digen Höhen der Nußhammer auf, die übereinander fort- düinmerii, bis sie sich an die steilen Wände des Wilden Kaisers anlcgen. Auf diesen Hügeln oder Vorbergerwachsen die Fichten, die Tannen und oie Lärchen in buntem Wechsel zwischen dein Ahorn und der Buche. Die stille Schönheit der biegend wird ungemein gehoben und gleichsam geadelt durch die lange Kette des Kaiscrgebirges, welches zwar schroff und öde ist, aber in großartiger und doch wohl gefälliger Zeichnung viele Stunden weit dahinzieht. Nach wenigen hundert Schritten hat sich aber der Wanderer, der dein Junta! zustrebt, aus jener schattigen Waldeinsamkeit wieder vollständig herausgeschält. Dort, wo die Wege nach EbbS und nach Niederndorf auseinander« gehen, meint der Pilger plötzlich mitten in der weiten Welt zu stehen oder wenigstens aus nächster Nähe in sie hinelnzusehen. Es überrascht ihn da die Ansicht des breiten, grünen Jnntals mit seinen großen, weiß schimmernden Dörfern, aus denen sich mächtige Dorfkirchen und schlanke Kirchtürme erheben. Dort stehen auch die reinlichen, schönen Häuser, wo die Nvscn und die Veigelein zu allen, die wohl gestalteten Mädchen aber wenigstens zu einigen Fenstern herausschauen. Als hohe Wächter ziehen links und rechts die vielfach eingeschnittenen Bergreihen auf und ab, aus denen der Pendling und der Brttnstein hervorragen wie zwei ehrwürdige Großväter unter zahllosen, aber achtbaren Söhnen »nd Enkeln. Wer die rechte Richtung weiß, der kann von jener Stelle auch leicht hineinschcn in die stillen Gründe des feurigen Tatzelwurms, jenes berühmten, aber kleinen AlpenhotclS, das unser seliger Freund, der vielgehetzte Simon Schweinsteiger, vor fünfzehn Jahren eröffnet hat und jetzt seine Tochter Anna löblich sortführt. Uebrigens gab es auch damals schon Landschafter und Genrcmaler, Welche aus der kunstreichen Hauptstadt Münch'si, im Sommer nach dem wunderbaren Land Tirol zu wandern pflegten. Sie wußten säst alle von dem schönen Mädchen in der Sewi und gingen Ihm oft zuliebe. Nicht wenige schlugen dort auch für mehrere Wochen ihr Standlager auf und malten Tannenbäume, Felsenwände, Wasserstttrze und di« — Rost, letztere aber erst im Lauf der Zeit. Das Wirtshaus liegt nämlich, wie wir ausführlich daraetan, sehr einsam in seinem Walde, und wer dort aufwächst, kann leicht, wenn auch innerlich heiter, doch äußerlich etwas menschenscheu werden. Es darf daher nicht auffallen, wenn man z. B. erzählen hört, die Rosi von der Sewi habe anfangs die „Herrischen" nicht ausstehen können. Deren kecke Manier, deren lustige Art war ihr wirklich in den ersten Mädchen jahre,, zuwider bis ins Herz hinein. Sie ließ sich daher aüch selten sehen, vermied ihren Umgang, soweit es möglich war, und schenkte ihnen nur wenig gute Worte. Als sich aber herausstellte, datz diese Gattung von Gästen doch auch viele angenehme Eigenschaften mitoring« und wdenfallS nicht mehr zu vertreiben sei, fo gab sie ihr widerspenstiges Wesen allmählich auf und wurde freundlicher mit den städti schen Fremden. Diese suchten sie dann auch immer mehr an sich herzuziehen und es war zuletzt nichts Ungewöhnliches mehr, das gefeierte Mädchen des Abends di« Zither schlagen und dazu singen zu hören. In ihrer Stimme lag zwar kein« Schule, aber ein so unwiderstehlicher Zauber, daß iedes Ohr, das ihr zum ersten Male nahe kam, ganz hingerissen wurde. Auch wenn die Gäste früh zur Ruhe gegangen, der-i nahm man nicht selten, wie sie sich noch einsam in ihrer Stube auf den Saiten übte. um vt,,e Zeit nng sie auch Bücher zu lesen an. denn die Maler ließen einmal ein Bändchen auf dem Simsen liegen, worauf sie htneinguckte und mit Vergnügen fand, daß sie eigentlich leichter darin fortkomme, als sie sich zugetraut. Eines Abends gab sie sogar deutlich zu eyi kennen, daß sie „Das Mädchen au» der Fremde" nicht «Nein gelesen habe, sondern auch zu verstehen glaube, waS b<« kanntlich seitdem nicht wieder voraekommen ist. Bon diesem Tage an zeigte sie überhaupt «ine lebendig« Neigung ^ den deutschen Dichtern, und der König von Thule war bald ebenso bekannt wie der Gang nach dem Einmal, um Johannis herum, gao ihr Herr ein berühmter Landschafter aus Holstein, a Jvanhoe von Walter Scott zu lesen, w geduldiger Ueberwindung der langweiligen verschlang unp halb für dt« schönst« Geschichte erklär dle man Wnteden lesen könne. (Fortsetzung folgte mle^rak if itsenhammer, ,.n sie n« nlsttung » :klär