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Sächsische Volkszeitung : 20.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192509202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250920
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250920
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-20
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.09.1925
- Autor
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llllWillilllllllllllllllllüllHUlUj!! As!U !!!ih Ae?» bei KM in KM z Von Dr. Robert Stein (Leipzig).* Goethe weilte im Juli 1815 in Wiesbaden zur Kur. Bei einer Hoftafel des Herzogs von Nassau lud ihn der Freiherr von Stein zu sich ein; Goethe folgte der Einladung, und nun fuhren die beiden! Heroen von Nassau lahnabwärts, dann rheinabwärts, erst im Wagen, dann ini Rheinschiff. In Köln wurde teilweise mit Ernst Moritz Nrudt der Dom besucht, die Galerie bestiege», der Domschatz besichtigt, sowie neben andern Kunstsammlungen die „vielsei tige" Sammlung des Professors Wallras beehrt, Auf der Rückfahrt über Bonn, Andernach, Neuwied kamen die beiden berühmten Reisegefährten am 28. Jul: spät abends nach Koblenz. Hier wären sie anderntags Gäste von Görres. Im „unterthänig- sten Reise-Bericht" vom 8. August 1815 an den Grost- hcrzvg Karl August von Weimar gibt Goethe unterm 29. Juli folgendes an: „Frühstück auf der Kartauie, veranstaltet durch Görres und Familie, Rückweg über Ems auf Nassau ..." In seinem Tagebuch (nicht in den Tag- und Jahreshestlen) erwähnt Goeihe diele!-.« Frühstück ebenfalls und bemerkte dabei noch die Be nutzung der „fliegenden Brücke" zur Nebcrsahrt nach Ehrenbreitstein. Auf dem Hinwege waren sie von! Ems aus ebenfalls nach Ehrcnbreitstein gekommen, aber gleich von dort, ohne erst nach Koblenz überzu setzen, „im Nachen fortgeschwommen" — nach Köln zu. Das Tagebuch hat betreffs des Aufenthalts auf der Koblenzer Kartause noch den besonderen Eintrag: „Per sonen: Görres und Frau . . . ." Görres war seinen beiden großen Gästen von frü her Wohl bekannt. Schon 1804 trat er zu Goethe in Beziehung und zwar durch seine mehrfache Mitarbeit: an der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeituug, wo. u. a. seine Abhandlungen über Gall und über Winkel- mann-erschienen. In einem Briefe (1804) an Professor Eichstätt, den Herausgeber der Literatnrzcituna, spricht Goethe von Görres als einem „sehr guten Kopf . . es ist eine Natur, die man nicht ans dein Gesicht lasten muß"; allerdings wird das Görressche Buch über die Organvmie mit vergnügter Ironie gekennzeichnet. Acht Tage später, im Briefe von: 14. April 1804, wiederholt Goethe die Bemerkung von: „guten Kops" in bezug auf Görres. „Dieser Korrespondent (nämlich Görres) erregt Vertrauen", lautet eine Randbemerkung Goethes zu Eich stätts Brief von: 11. März 1804: „den (Görrcsschen) Aufsatz über die Gallische Schädellchrc finde ich vorzüglich gut", schreibt Goethe am 21. November 1804. Einige Wochen später (2. Januar 1805) schickt er au Eichstätt „die Auf sätze und Rezensionen von Görres, in denen ich nur ein einzig allzu auffallendes Gleichniswort geändert habe". Später wurden die Beziehungen kühler; vielleicht ver stimmten Kritiken. Immerhin nennt Goethe die deut schen Volksbücher von GörrcS eine „verdienstliche Schrift", spricht dabei von „unser::: Görres"; in: Briese vom 7. November (1808) an seinen Sohn August in Heivel- berg zeigt er Anteil für Görres, der ja damals auch dort "-,-o-r^ität Vorlesungen hielt. , »>ug ihren Gang; Napoleon, dessen S-eru immer höher hinauf und daun nnterging, urteilte über Goethe: Voila un homine und über Görres und dessen Merkur: La cinguieme prnssauce. Der Rheinische Merkur aber war es, der Görres und den Freiherrn von Stein in Beziehung brachte. Bedeutsam ist der schöne Brief, den Görres zur Klarlegung seiner früheren poli tischen Stellung an Stein schrieb (4. August 1814) und worin er schließlich mit Stolz und Selbstgefühl sagte: „Ich habe mich in meinem Leben über nichts zu schämen. Nie habe ich meine Gewalt zum allergeringsten Attentat gegen meine Mitbürger mißbraucht. Nie habe ich etwas an gegriffen, was wirklich ehrwürdig gewesen ist. Ich habe zu einer Zeit größtenteils die Stellen im Lande besetzen helfen, und keine fiir mich genommen, auch nichts als Schul den aus der ganzen Bewegung für mich gewonnen . . . Was ich hier persönlich . . . gesagt, werde ich, öffentlich angegriffen, auch vor der Welt erklären, und niemand in meinem Vaterland wird anfstchen, der mich Lügen streit". Aus diesen Brief hin hat Stein „alles, was ich (Görres) früher getan, löblich gesunden.... Er schickte (das Manuskript über die künftige deutsche Verfassung) mir zurück mit lauter lobenden Exklamativnen am Rande und schrieb mir dazu, es sei so vortrefflich, daß er nichts zu ändern wisse. Ich solle 1000 Exemplare auf seine Kosten nbziehen lassen und jeden: der Minister eines schicken, was ich denn auch schon getan." (Görres au den Statthalter Justus Grüner, am 1. September 1814). *) Vergleiche meinen Aussatz: „Um das GörreS-Denk- mal" in Nummer 80 der „Sächsischen Volkszeitnng". Dies kennzeichnet wohl die hohe Meinung, die der Frei- , Herr von Stein von Görres hatte. Es hatte also bei solchen Beziehungen seine guten Gründe, wenn Goethe und Stein Görres aufsucbten. Und Görres konnte seinen berühmten Gästen kaum ein schöneres Willkommen bieten als aus der Karthause, von wo aus der prächtige Ausblick auf Rhein, Moselmündung, Koblenz selbst und Ehrenbreitstein sich bot. Hier standen sie nun, die drei großen Deutschen und schauten auf das herrliche, wieder freie deutsche Land zu ihren Füßen — wahrlich, ein Bild zum Malen, wohin dabei ihre Ge danken schweiften, was sie besprachen, worauf Görres die beiden andern wohl aufmerksam machte, das können wir uns Vvrstellen, wenn wir de» betreffenden Abschnitt aus Goethes „Reise am Rhein, Main und Neckar" über denken; er lautet: Eoblcnz. Ungern verlassen wir diese Gegendep (des Neu- wieder Beckens) und eilen, unseres Zweckes eingedenk, nach Coblenz. Auch hier würde sich ein Mittelpunkt zur Aufbewahrung der Altertümer und zur Förde rung der Kunst selbst bilden. Die herrliche Lage des Orts, die schönen Straßen und Gebäude, die günstigen Wvhnrüume sind für den Einheimischen erfreulich, für den Fremden einladend. Da diese Stadt zum beständigen Sitz einer Negierung bestimmt ist, so kann es hier nie mals an v'orizüglichen Männern fehlen, deren Auf merksamkeit gar manches entdecken und versammeln wird; wie denn zum Anfänge die wenigen, aber bedeuten den Neste, der Abtei Laach mit Vorsicht und Sorgfalt hierher zu retten wären. Die Juristenschule zu Coblenz ist eine neue Anstalt, die wohl schwerlich, isoliert, wie sie steht, erhalten werden dürfte, dagegen die Güter der dortigen Sekundär schule wohl zu einem höheren Ghmnasium hinreichten, welches jener, dem Niederrhein zugedachten Universität (Bonn) vorarbeitete; und gewiß würden die Glieder solcher Anstalten sich einem Bunde, der Kunst und Altertum zu fördern gedächte, willig und kräftig an schließen. Neberschaut man von der Carthaus die köstliche Lage der Stadt und deren reiche Umgebung, so ve- oauert man die nnwiederherstellbaren Ruinen der Festung Ehrenbreitstein, welche nun in: Sinne der neue ren Kriegskunst wieder ausgcbessert werden. Das schöne, weitläufige, der Stadt sich verbindende Schloß hin gegen sieht man gern, von außen wenigstens, un-, beschädigt. Die Frage, inwieweit es als Residenz wie der herzurichten sey, liegt außer unserem Kreise . . ." Ist nicht, so darf man fragen, Koblenz seinem größ ten Sohne Görres besonderen Dank dafür schuldig, daß er Veranlassung zu solch hohen: Lobe der Stadt durch den Dichterfürsten gab? Einige Erläuterungen zu Goethes Worten seien an gefügt: Koblenz wurde tatsächlich damals Sitz einer Negie rung, nämlich des Oberprüsidiums der Rheinprovinz, was es auch geblieben ist; zu den „vorzüglichen Männern" in Koblenz gehörte Görres selbst, ebenso der Präsident Frei herr von Meusebach, an den Görres gerade wegen dessen Sammeleifers einen sehr schalkhaften Brief schrieb (Sep tember 1814). Goethes Bemerkungen über die Koblenzer Juristenfakultät stammen gewiß in der Hauptsache von Görres; denn sein Schwager Franz war dort Professor und Rektor gewesen; über die Sekundärschule konnte wohl niemand besser Auskunft geben als Görres, der erst aus dieser höheren Lehranstalt Schüler, später Lehrer und 1815 ihr Vorgesetzter als Generaldirektor des öffent lichen Unterrichts an: Mittelrhein. Goethes Frage, ob das Koblenzer Schloß wieder Residenz werden könne, hat die Geschichte bejaht: die Weimarische Prinzessin Auguste, die unter Goethes Augen ausgewachsen ist und die mit ihrem Bräutigam, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, nachmaligen Kaiser Wilhelm I., noch bei Goethe Besuch gemacht hat, wohnte ei^ Menschenalter nach Goethes Aufenthalt hei Görres mit ihren: Gemahl und ihren Kindern Friedrich und Luise jahrelang im Koblenzer Schloß; später, als Kaiserin Augusta weilte sie hier so oft, daß Koblenz Residenzstadt wurde. Wahrlich der Besuch von Goethe und Stein bei Görres ist bedeutsam genug, in der Koblenzer Heimatkunde und -Geschichte beachtet zu werden; ich wiederhole auch hier meine Anregung, die ich schon vor Jahren hier :n der Sächsischen Volkszeitnng gab, daß von K ü n st I e r h n n d ein Bild g e s ch a f f e n w e r d c, wclches jenes dent würdige Zusammentreffen der drei großen Deutschen Goethe, Stein und Görres dar stellt, wobei „die köstliche Lage der Stadt und deren reiche Umgebung" mitbehandelt 'werden müßten. » * » Einen Beigeschmack hat Goethes Behandlung seines Koblenzer Besuchs 1815 in seinen „Tag- und Jahresheften"; hier nennt er nämlich, was 'er doch im „Untcrthäuigsten Reisebericht" und im Tagebuch getan, Görres nicht, wie er auch sein Zusammentreffen mit Ernst Moritz Arndt in Köln kurz zuvor gar nicht erwähnt; er faßt sich ja auch sehr kurz über den Freiherrn von Stein, während er doch sonst in seiner Reiseschilderuug sehr ausführlich über Personen und deren wissenschaftliche und künstler:sche Tätig keit spricht; er steht der Patriotengruppe Stein, Arndt und Görres, mit einer merkwürdigen Zurückhaltung gegeu^ über, wobei Arndt, den er auch schon von früher her kannte, an: schlechtesten wegkommt, während Görres doch anderwärts von ihm zweimal genannt wird. Dafür wird Görres in der Goethe-Litecatur fchlechter behandelt; in der Jubiläumsausgabe von Goethes Werken wird bei Goethes „Reise am Rhein ..." in einer An merkung daran erinnert, daß Goethe in Köln Arndt ge troffen habe, während Görres sich eine? solchen Hin weises nicht erfreuen darf. Und in der Wahlschen drei bändigen Ausgabe des Briefwechsels Karl Augusts mit Goethe (Berlin >915—1918) heißt es im Register: „G örre s, Jakob Josef, Generaldirektor". Weiter nichts! Was denn? Generaldirektor des Untcrrichtswesens an: Mittelrhein, wäre das sehr unvollständig. Oder wäre es, wie ich schon irliher fragte, recht, zu schreiben: „Goethe, Johann Wolsgang, Rechtsanwalt"? Görres ist immer noch zu wenig be kannt. Das äußere und innere Denkmal, wofür ich zu Ostern an dieser Stelle -warb, muß aufgerichtet werden — am Rhein, in Koblenz und im Herzen des deutschen Volkes, und dabei ist von besonderer Bedeutung der Be such von Goethe und Stein in Koblenz be; unserem Görres. 3»!i! FllixMlÄ M» W! MM Von Erich Przywara S. I. Jesuitenpater Erich Przywara schreibt in: Seplemberheft der „Stimmen der Zeit" (Verlag Herder, Freibnrg): Durch Dekret des Heiligen Offiziums sind fünf Schriften Josef Wittigs, darunter „Die Erlösten" und „Leben Jesu in Pa lästina" usw. auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. In solcher Stunde, scheint es, ist ein offenes und herzliches Bruder- wort Pflicht. Die Jndexdekrele pflegen keine öffentliche Begründung zu geben, so daß wir keine autoritative Entscheidung haben, was nun an diesen fünf Schriften beanstandet sei. Diese Lage, mit ihrer notwendigen Folge einer gewissen Unsicherheit, zwingt Gegner wie Freunde Wittigs zu einer bestimmten Haltung. Für die Gegner Wittigs zunächst wäre ein triumphierendes lautes „So haben wir Recht gelMt" in gegenwärtiger Stunde nicht bloß vom sittlichen Standpunkt erbarmender Bruderliebe (1. Kor. 13, 4—7), sondern erst recht vom Siandpuiüit echlcr Kirchlichkeit verfehlt, so sehr eine erfolgte Klärung Heilung bringt. Denn die Sancta mater Ecclesia, die Heilige Mutter Kirche, erläßt ihre Dekrete nicht als sogenannte „Flau: nen- blitze", sondern als notwendige Maßnahmen ihrer sorgenden Liebe, und den Schmerz, den sie manchen ihrer treuen Kinde: mit solchen Dekreten zusügen muß, fühlt sie zuerst. Denn leben big ist in ihr, so ivahr sie der sorllebende „Arzt der Kranken" und „barmherzige Samarlian" ist, jene Szene vor der Sama- riterftadt, da die „Donnersöhne" ans ihr Gebet um „Feuer vom Himmel" die schneidend verurteilende Antwort des Herrn er hielten: „Ihr wisset nichr, wessen Geistes ihr seid! Der Men schensohn ist nicht gekommen, Seelen zu verderben, sondern selig zu machen" (Luk, 9, 54—56). Diejenigen also, die in den vergangenen Atonalen ihre mahnende Stimme gegen Wittig er hoben haben, haben nun Gelegenheit, den 'schlichen und >- li- giösen Ernst ihrer Kritik dadurch zu erweisen, daß sic in der gegenwärtigen Stunde sich der ebenso ernsten Verpflicht:'." z die ses Geistes von 1. Kor. 13, 4—7 und Luk, 9, 54—56 be rußt sind, ohne den alle noch so eifrige Kirchlichkeit in den bösen Verdacht von Parteilichkeit zu geraten pfleg!. Sobald ein ist. st- liches Urteil über bestimmte Lchrm. innngeu oder Auste.e.' - n gefällt ist, haben ihre wirklich innerlich kirchlichen Kinder dje uuwcgdeutbare Verpflichtung, nun ihrerseits das Gebiet ed'ttr Lchrmeinungen in positiver, schöpferischer Arbeit - : du:che rn. Tenn das ist das Grundgesetz der 5 lrchen, e'eh-ch'.e: oll. kirch liche Entscheidung ist Ausruf zu positiver Ärbctt. Rur >e wird die bestehende Gefahr wirklich überwunden. Fiir die Freunde Wittigs gilt ein anderes. Ihnen droht ein dreifaches Mißverständnis. Einmal das Miß-mr stüuduis. als ob durch die kirchliche Entscheidung ein sogenanntes Twilien erbcingesessener Molinistcnkreise" sein Ziel gcg.n dl' bcg . ncnde Wiedergeburt des Thomismus erreicht habe. Wir hib u bereits srüher ausgeführt, wie cs ein wahres Verhängnis für die Wit- tigsrage ist: sie in diesen billigen Rahmen zu lpannen. Wittigs Concursus-tzehre-ist in Wahrheit gar kein Thomismus, sondern ein mißlungener Versuch, seine rein psychologisch bedingte Lehre vom Vertrauen aus Gottes Führung auch philosophisch dog matisch auszudrücken. Die kirchliche Entscheidung besagt also in keiner Weise einen sogenannten „Triumph der Moiinisten", sondern Abwehr einer falschen und gefährlichen Formulierung der für Thomismus und Molinismus gcmein'ani'N Velouuug Der Streik um Sadhu Srmöar Singt» Von Prof. Dr. M a x Meinertz, Münster i. W. Seit dem Buckze von Fr. Heiler über den Sadhu ist bei uns in der Oeffcntlichkeit viel von den: eigenartigen indischen Christen die Rede. Jüngst hat der belgische Jesuit Hasten in der in Calcutta erscheinenden Zeitschrift The. catholic Herold of Jüdin eine Reihe von Artikeln veröffentlicht, worin er »ersucht, die Glaubwürdigkeit des Sadhu zu bestreiten und die Wunder berichte aus seinen: Leben als Legenden zu erweisen. Im An schluß an Hasten haben die deutschen Jesuiten PP. Sierp und Dälh, der erstere schärfer, der letztere zurückhaltender, ans die Legendenhaftigkcit mancher Berichte aus dem Leben des Sadhu hingewiescn. Demgegenüber tritt nun Heiler wieder ans den Plan. Er hat sich eine gewaltige Mühe gegeben, um von dem „Ange klagten" selbst Aufklärung über viele strittige Punkte zu erhal ten und dazu Urteile von Zeugen der verschiedensten Art zu sammenzubringen. Zuerst veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln in der Zeitschrift Die christliche Welt, dann erschien ein eigenes Buch unter dem Titel: Apostel oder Betrüger? Doku mente zum Sadhustreit, München, Reinhard. 1925 (XV u. 191 S.). Hier werden hintereinander Briefe -cs Sadhu. Zeugnisse seiner Freunde. Zeugnisse von Gegnern und Urteile der abendlän dischen Geisteswelt abgedruckt. Sodann folgen die Artikel aus der christlichen Welt in erweiterter und ergänzter Form. Für den kritisch» und objektiven Beobachter ist cs nun schiver. ein klares und bestimmtes Urteil über alle Einzelheiten zu gewinnen. Bei der Eigenartigkeit der indischen Verhältnisse und der indischen Mentalität wird das Urieil vielleicht auch in »Kunst In manchen Punkten in der Schwebe bleiben müssen, azu kommt, daß man das Material abwarten muß, das, wie Heiler selbst berichtet. Hasten gegenwärtig sammelt, sodann das angekündigte Buch des protestantischen Züricher Pfarrers Pfister, der sich bereits in einem ausführlichen Aussatz gegen Hefters Methode, das Leben des Sadhu zu behandeln, gewandt hat. Immerhin wird man schon seht soviel urteilen können, daß die subjektive Glaubwürdigkeit des Sadhu, sein lauterer Cha rakter und seine aufrichtige Frömmigkeit unbestreitbar sind. Es ist zu beklagen, daß Hostcn sich zu maßlosen und ungerechten Urteilen hat Hinreißen lassen. Absolute Ehrenhaftigkeit des Sadhu bleibt offenbar auch dann bestehen, wenn sich in seinen: Leben mehr Legendäres ergeben sollte, als Heiler heute glaubt annehmen zu dürfen. Bezeichnend und im wesentlichen sich da mit deckend, was P, Väth z. B. gesagt hat, sind einige von Heiler mitgeteilte Aenßernngen protestantischer Missionare, die dem Sadhu herzlich ergeben sind. So von Whorry (S. 25): „Der Engel, der ihn ans dem Brunnen befreite, mag der von seinen: Gewissen gequälte Mann gewesen sein, der ihn dem Brunnen überliefert hatte. Er könnte ihn herausgezogen haben und ver schwunden sein, ober auch das würde ein moralisches Wunder der göttlichen Vorsehung bedeuten." Der frühere Tibetmissionar Ribbach weist (S, 176) auf die scelisck-e Einstellung des indischen Mystikers hin, „dessen geistiges Auge im Zustande der Ekstase in der Welt des Ueberirdi scheu Vorgänge zu schauen gewohnt ist, an die unsere gewöhnlichen Maßstübe von Sein und Nichtsein nicht heranreichen, und dem sich deshalb auch die Grenzen zwischen dem was sein leibliches Auge, sicht, und dom, was sein geistiges Auge schaut, zu Zeiten verwischen". Oder Canon Wigram, einer der früheren Lehrer des Sadhu, urteilt (a. a. O,): „Ich bin geneigt anzunehmeu, daß er mit einem stark entwickel ten mystischen Sinn Dinge so lebhaft imaginiert, daß er in der Tat sie für äußere Tatsachen nimmt, ohne zu wissen, daß sie eine Schöpfung seiner Phantasie sind," Der Sadhu selbst sehnt eine solche Benrleikung seiner Per son ab. Wer sich ol» wenig auf Psychologie versteht, wird das nicht verwunderlich finden, er wird sich aber auch hüten, damit die Frage nach der subjektiven Glaubwürdigkeit zu verauicken. Auf einen Widerspruch innerhalb der von Heiler zui.nnmen- gestellten Dokumente möchte ich aber aufmerksam mack In der mysteriösen Geschichte von den Telegrammen, die den angeb lichen Tod des Sadhu mittcilicn, wird neuerdings ooa: Sadhu kategorisch erklärt, daß der ebenso mysteriöse Dr. Swift ein römisch-katholischer Mönch gewesen sei. Dagegen erk: l der den Sadhu genau kennende protestantische Missionar Wöerry in seinen: Briese S. 32): „Als er von Dr. Sonst redete, nannte er ihn nie einen Mönch. Er sagte nur, Swift sei ein Katholik, aber er sagte nichts gegen ihn," Wie sich dieser 'Widerspruch auch lösen wird, ich bin überzeugt, daß er die subjektive Glaub würdigkeit des Sadhu nicht berührt. Heiler ist in der Lage, eine ganze Anzahl von anerkennen- den, zum Teil bewundernden Urteilen über den Sadhu o:m- dem Kreise der katholischen Theologen beizubringen. Um so schärfer wird der Feldzug „der" Jesuiten gegen ihn oerrn teill, vir be merkt, daß er einige zu herbe Urteile über die Jesuiten ln den Erklärungen seiner Zeugen nicht mit abgedruckt habe. Aber manches Ungeheuerliche an Urteilen ist stehen geblieben: „Skru pelloseste Menschen ans Erden" <S. 47); „kein Protestant wird sich zu all den niedrigen Methoden herablassen, die sie gebrau chen" (S. 50): „wie die Inden den Herrn Jesus beschuldigen infolge Ihrer auf Frömmelei beruhenden Blindheit und Unioislen- lpftt, so suchen diese Feinde Christi diesen Jünger zu verleumden und zu vernichten" (S, 29). Aber ganz abgesehen von solchen Torheiten — Heiler meist selbst ans die anerkennenden Urteile von zwei hervorragenden Jesuiten, von Grandmaison und Dele- haye, hin, er muß auch zugcbcn, daß P. Bäth sich zurückhaltend geäußert hat und sür die Frömmigkeit und Ehrenhaftigkeit des Sadhu freundliche Warte finde». ' Jlt es da gerecht, die ganze Polemik in dieser Weise antisesuilisch anszn.ziehen? Die ab schwächende Anmerkung am Schlüsse des V-iftes' Kann den:« gegenüber nicht ausrcichen. Welch ein« Uebertreibung ist e Vier S. 134 sagt, „die ganze römisch (ü. h. katholische) Presse" habe in die Verurteilung des Sadhu elngcstimmi. Er fuhrt doch selbst genug
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