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Sächsische Volkszeitung : 20.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192509202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250920
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250920
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-20
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.09.1925
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Sonntag, den 20. September 1S2S de scheinbaren Bewegungen handelte, gibt das Köper- nüanische Planetarium die wirklichen wieder. Wir können uns in einen kleinen Wagen setzen und in einer Lcr tatsächlichen Erdbewegung entsprechenden Weise buch stäblich durch das Sonnenshstem fahre». Die Deutlichkeit, mir der man sich hierbei durch den Augenschein davon über zeugen kann, wie die im Mittelpunkt des Planetariums feststehende Sonne scheinbar in Bewegung gerät und ebenso wie die anderen Sterne ihre Bahnen beschreibt, stellt schlechthin das Nonplusultra der Anschaulichkeit dar. Das sind nur einige wenige Beispiele; Der für ein besonderes Fachgebiet Interessierte wird auch dort die Großartigkeit der Darstellung bvbachten, die überall vom Rohstoff bis zum Gegenstand bzw. Fabrikat in moderner Höchstleistung, so wie es der Mensch von heute zu gebrauchen gewöhnt ist, durchgereift. (Ein zweiter Artikel, der einen Nundgang durch das Museum schildert, folgt.) ,-Jn der WMchschänke" Waldumrauscht in einsamer Heide, die sich aus dem nord östlichen Sachsen endlos »ach Preußen hinüberzieht, zwischen Pisliowitz und dem Wallfahrtsort Rosenthal, liegt die „Busch- schäniie". Man möchte säst die sprichtwörtlich gewordene „Ka- imiizer Nase" haben, um sie im dichten Föhrenivald aufzuspüren. Und das burioseste dabei: die „Schänke" existiert nicht mehr. Jenes einfache Einkehrhaus aus Lehmfack-iverk und Stein, das seinen Name» ehrlich trug, wurde vor Jahren abgerissen, dem Erdboden gleichgemacht. Gras und Kräuter wuchern wo einst dies Waldidyll stand, wo Pilz- und Beerensucher, Fuhrknechte und Holzarbeiter, aber auch der einsame Wanderer Rast und Er quickung fanden. Selbst der Städter flüchtete hinaus in diese Waldeinsamkeit, sich sehnend nach Ruhe und Frieden. Hier fand er sie. Der letzte Besitzer, das Kloster Marienstcrn lies; die Schänke abtragen und die noch verbliebenen Häuser tragen den Namen ihres einstigen Nachbars getreulich weiter, zum Gedächt nis der Nachwelt und aus Pietät. Diese drei kleinen Wirtschaf ten, die ärmlicher Waldboden nährt, gehören politisch nach Schönau und schulisch nach Nosenthal. Bei strahlender Spätsommersonnc wandern wir nördlich, allerdings zu Rad. Für den „Oberländer" ist es schier zu weit zu Fuß. Der Weg führt zwischen Stoppeläckern, Kartoffel- und Rübcnfeldern hin. Wie reizvolle Blumenstreifen ziehen sich die Feldraine dazwischen. Weißstämniige Birken begleiten den Weg, hier und da unterbrochen durch Ebereschen, deren Kronen im brennenden Rot der Beeren glimmen. Wie silberglitzernde Strei fen weisen die Sandwege die Richtung nach der Heide, nach der „Buschschänke". Hier und da wuchern Brombeersträucher. Am Waldrande stehen Blaubcersträuchlein in dichten Büschen, deren Blätter sich bereits rötlichbraun färben. Auch Heidekraut grüßt uns schon. Ringsum abgeernlete Getreidefelder. Dort dringt der Pflug in die Erde und zieht schweigend seine Furchen. Aus Wiesen weidet schwarzbuntes Vieh. Immer leichter wird der Boden. Langsam nimmt uns dichter Nadelwald mit seinem Ozonduft auf. Vergnügt leuchten schon auf dem Wege dahin rote bis violette Glöckchen der Erika. Ab und zu lugt noch eine blaue Beere hervor. Die Blaubecrernte ist zivar vorüber, dafür winkt die ergiebige Preiselbeere. Hier geht dem Wanderer das Herz ans. Einmal über den LlZald, der in dunklem Nodelschmuck dastebt. Wohliger Harzgeruch erfüllt die Lust und der Wald boden prangt im herrlicl)en, blauroten Kleide, in dem sich die Heide vor dem langen Winterschlafe noch einmal in ihrer ganzen Schönheit zeigt. Hier hält der Heidervanderer unwillkürlich Rast und kann sich nicht sattsehen an dem märchenhasten Landschasts- bilde. Schon die Stille und Einsamkeit der „Buschsä-änke" wirken wohltuend. Hierher wandern alljährlich Hunderte von Bienenstöcken aus der Bischofswerdaer, Pulsnitzer, Elstraer Gegend und der wendischen Pflege der westlichen Lausitz. Mosaikartig strahlen die vielfarbigen bunten Bienenhäuschen aus der Ferne ent gegen. Reges Leben spürt man, wenn man in die Nähe dieses Bienenlagers kommt. Summen überall. Millionen emsiger Bienen suchen die Erikablüten ab und holen den. süßen Nektar heraus. Wenn die Hcidctracht gut ist, tragen die Immen fleißig ein. Es ist erstaunlich, wie weit sic nach der süßen Deute aus- slicgen. Bei schönem Wetter dürfen die Wanderimker auf gute Honigernte Haffen. Aber Heuer werden sich ihre Hoffnungen wohl nicht erfüllt haben. In diesem Waldidyll hielten vor Tagen die wendischen Imker eine Zusammenkunft unter freiem Himmel ab und be rieten über Lienenwirtschaftliche Dinge. Rahmen hauptsächlich Stellung zu der brennenden Frage: Wie verhält sich der Imker bei der Wanderung mit den Bienen am Standort und dann zu Hause? Jeder bot das Beste aus der Fülle seiner reichen Erfah rungen. Und jetzt, ivo die Heidetracht zurückgeht und allmählich erstirbt, erfolgt der Rücktransport der Völker, soweit er nicht schon getätigt ist. Da gibt es kein Warten. Jedes unnötige Hinausschieben schwächt die Völker, die sich auf der Heide so wie so auch abflicgen. Meistens überzieht eine Spinne mit ihrem Gewebe das Heidekraut. Und so manches Bienlcin, das froh- „Nimm dich in acht, Barbara; deine Locken schmelzen ja in der Sonne." Die Kleine fuhr mit der HanH über das heiße Haar; der junge Mann lächelte — und es war ein sehr sanftes Lächeln. — „Es hat nicht Not", sagte er; „komm, wir wollen schaukeln." Sie sprang heraus: „Wart, ich muß erst mein Buch ver wahren." Dann brachte sie es in die Laube. Als sie mieder- kom, wollte er sie hineinheben. „Nein", sagte sie, „ich kann ganz allein." Dann stellte sie sich auf das Schaukelbrctt und rief: „Nur zu!" — Und nun zog dein Großvater, daß ihm der Haarbeutel bald rechts, bald links um die Schultern tanzte; die Schaukel mit dem kleinen Mädchen ging im Sonnenschein auf und nieder, die klaren Lacken wehten ihr frei von den Schläfen. Und immer ging es ihr nicht hoch genug. Als aber die Sä-au- hel rauschend in die Lindenzwcige flog, fuhren die Vögel zu beiden Seiten aus den Spalieren, daß die überreifen Aprikosen auf die Erde I-erabrottten. „Was war das?" sagte er und hielt die Schaukel an. Sic lachte, wie er so fragen könne. „Das war der Iritfch" (Fink), sagte sie, „er ist sonst gar nicht so bange." Er hob sie aus der Sck>aukel, und sie gingen zu den Spa lieren; da lagen die dunkelgelben Früchte zwischen dem Ge sträuch. „Dein Iritfch hat sich traktiert!" sagt« er. Sie schüt telte mit dem Kopf und legte eine schöne Aprikose in seine Hand. „Dich!" sagte sie leise. Nun kam dein Urgroßvater wieder ln den Garten zurück. „Nehm' er sich in acht!" sagte er lächelnd. „Er wird sie sonst nicht wieder los." Dann stwach er von Geschäftssachen, und beide gingen ins .Haus. Am Abend durste die kleine Barbara mit zu Tisch fitzen; der junge freundliche Mann hatte für sie gebeten. — So ganz, wie sie es gewünscht hatte, kam es freilich nicht; denn der Gast saß oben an ihres Vaters Seite; sie aber war nur noch ein gcmut ausflog, süßen Nektar zu schlürfen und einzutragen, verstrickt sich in ihre Netze und bezahlt ihren Fleiß mit dem Tode. Auch beim Rücktransport ist noch mehr Sorgfalt geboten, zumal wenn die Honigräume gefüllt sind. Und übers Jahr führt der Imker dieselben wieder in die „Buschschänke", in das Reich der Erika, um den Drang seiner fleißigen Immen zu fördern, pfleglich betreut vom Bienenvater, der nur seinen ihm anver- trautsn Bienen lebt — 200 und noch mehr Stöcken —. Welch köstliche Stille inmitten dieser Heide! Der Herbst spielt leise die ersten Motive in die ausklingende Svmmermelodie hinein. Erst als der Tag sich zur Rüste neigt«, machten wir uns auf aus diesem Zauber und nahmen ein Stück Heide- und Heimatfriebvn mit nach Hause. G. M. In Rübezahls Reich Von Fritz Günther, Leutersdorf. II. In der Tcichbaude miete ich mich ein. Hier ge fällt es mir besser als in der Schlingelbaude, die wir kurz vorher am Wege streiften. Eine neue Baude ersteht hier, mit Parkett und sonstiger hochfeinen Inneneinrichtung, die an „Esplanade" in. Berlin erinnert. Wiesen und Wälder säumen sie ein. Wie ganz anders hier am Tisch! Nichts von dem tosenden Treiben, weltverloren, ein Stück vom Paradies. Das offene Fenster läßt die kühle Luft vom Wasser hineinstreichen, munter kreisen die Wellen, hoch oben am Hang hinter dem Hanse grasen die Bandenkühe. Hier einige Tage verbringen zu dürfen, ist ein seltener Genuß. Hierher müßten unsere müden Arbeiter und abgespannten Mütter, hier müßten sie sich erholen könnenk Am Abend wartet man uns mit einem entzückenden Konzert aus. Muntere Burschen spielen die Zither, rüstige Mädels singen alte schöne Lieder, und dann wird getanzt, Tänze, die Großvater und Großmutter auch nannten. Hierher ist noch wenig von den Errungenschaften der Großstadt gedrungen. Glückliche Menschen ihr! Dankt Gott dafür! Ein hübsches Zimmer hat man uns zurecht gemacht. Als ich im weichen Bett liege, dröhnt unheimlich ferner Donner Ins Tal. Weit weg muß es sein. Von allen Seiten zucken Blitze, als wollten sie den Kamm zum Bersten brin gen Schwere Regentropfen schlagen in der Nacht an die Fenster, die Windsbraut bläst die tollsten Weisen. Ich träume von Rübezahl, der FelSlawincn ins Tal rollt, um den Fremden in seinem Revier einen Schabernack zu spielen. Ganz verwegen grinst er einen an. — Das war eine schlechte Nacht! Trotzdem fühle ich mich Wohl und munter am Morgen. Merklich hat sich die Luft nb- gekühlt. Beizeiten habe ich mich wecken lassen. Auf die Koppe muß ich, sehen will ich, ob sie noch steht, ob sie dem Sturme getrotzt hat, ob es außer mir noch Menschen !m Gebirge gibt. Bald ist die Hampelbaude erklommen, jetzt kommt ein beschwerliches, steiles Stück. Was stört mich das weiter. Im Balkan ging's jeden Tag so, immer bergauf, bergab, dazu Pfiffen die Kugeln um die Ohren. Da ist es doch anders hier. Welch wundcrlieblicher Blick tut sich aus! Mächtig lugt die Koppe über die Gipfel, blauer Himmel lagert über der Landschaft, schwere Wolken ziehen drüber hin. Wie ein Fels im tosenden Weltmeer, den die Stürme vergebens umbranden. Non allen Seiten eilen Wanderer herbei, die mit mir den Sonnenanfgaiig beobachten wollen. Wenn ich jetzt stiegen könnte, nur dieses eine Mal! Aber bald bin ich an der Niescnbaudc. Lockt auch der erfrischende Duft des Morgenkaffees, letzt widerstehe ich, muß auf Rübezahls Thron. Noch ein halbes Stündchen bis zum Gipfel. Ich wähle den alten, steinigen Weg. Vorüber steige ich an pustenden und vcrschnaubenden Leuten, nur oben sein, denn der Wcttergott ist listig, ge rade dann, ioenn die Wolken so treiben. Da taucht endlich — mir scheint eS eine Ewigkeit — der Turm der Wetter-- warte auf, dann die Kapelle, die beiden Bauden. Geschafft! Ich wandere rings um den Gipfel. Auf einem vor- springenden Felsstück raste ich. Vor mir gähnt der Riesen- grunö in die Tiefe. 800 Meter unter mir eine Wiese, einige Häuser, Menschen wimmeln da unten wie Käfer. Wie Zwirnsfäden laufen die Wege durch das Gelände. Im Westen steigen Sturmhaube und Hohes Rad aus dem Höhenkammc empor, wie eine Burg die Sch^egrubcnbaude. Und nun der wundersame Blick nach No/wn: der lange Mclzergruiid! Wieviele Menschen mögen da unten jetzt laufen und sehnsüchtig nach dem Gipfel blicken! Steil nach allen Seiten fällt die Koppe ab, über und über be deckt mit Schuttgestein, Glimmerschiefer, Gneis und Granit. Ehedem mochte es wohl ein festes Massiv sein, Jahrtausende haben es verwittert, zersetzt und ausgelöst. Wie Nein kommt man sich da vor! Was ist ein Menschenleben, und fei 'es noch so hoch dagegen? Der steinige Boden nährt keine Pflanze, nicht einmal ein bescheidenes Grashälm- lein. Solche Kuppen kann man nur in den Alpen finden. Kein anderer Berg der deutschen Mittelgebirge kann sich an Wildheit und Wucht mit der Koppe messen. Prachtvoll einfach ist der Sonnenaufgang. Gold- glutig steigt sie hinten am Horizonte hoch, sendet ihre ^ -Nr. 218. «eite 10 feurigen Strahlen hin zu den Tanperlcn, die das Licht vielfach zurückwerfcn. Das sind Lichtwirkuiigen, die kein Techniker nachahmen kann. Nur Gottes Meisterhand ver mag so zu malen. Prächtig, wie die Spitzett der Türme reflektieren, wie die Wasseradern silbern glänzen, als woll ten .sic das Feuer hinaus tragen in die Lande. Ich kann mich nicht trennen von diesem Bilde. Jmm muß ich wieder hutschen, wie die Sonne langsam höl,ersteigt, wie sie den Dunst von der Erde zieht. Auf die Knie möchte ich fallen und danken für dieses Schaustück. Man vergißt ganz, daß man lebt, himmelweit fühlt man sich emporgehoben, begnadet vor anderen. — Inzwischen Hot sich eine große Schar Gleichgestimmter eingefunden. Sie wollen tcilhaben an dieser Auszeichnung. Einer macht den andern auf etwas Neues aufmerksam, jeder entdeckt etwas Besonderes. Gewiß am Meeresstrande ist's herrlich, aber ich ziehe mir die Berge vor. Wonne und Befriedigung im Herzen, so steige icy den Jubiläumsweg hinab. Ringsherum um den Berg führt er. Einige Male bleibe ich stehen und überlege, ob ich nicht wieder umkehrey soll. Aber nein, einmal mich geschieden sein. Der neue Weg ist voll eigenen Zaubers. Jeder Schritt bietet einen anderen Blick. Dankbar will ich sein mr diese Gabe, will meinen Mitmenschen davon erzählen, i will sie aufmuntern, der Berge nicht zu vergessen, will sie anfiehcn, Höhenluft zu atmen und sei's auch nur für kurze Zeit. In der R i e se n b a u d e mache ich Halt. Dort gibt es einen guten Kaffee, das weiß ich von srüher her. Es ist erst 8 Uhr und doch schon schon eine Menge Leute da, bekannte Gesichter darunter. An meinem Tische sitzt ein bejahrter Professor, einige Studenten, zwei Chinesen dar unter. Alle sind noch ergriffen von dem wunderbaren Schauspiel. Alle Reden muten trivial an. Das Erlebnis sitzt zu tief im Herzen. Wir freuen uns, daß so viele' junge Leute zu söhen sind, die Sinn haben für die Natur. Wir unterhalten uns über die Jungen. O sie machen viel Freude. Sie kämpfen um hohe, heilige Ideale. Gern sehen sie die Mitarbeit der Aelteren. Aber gegängelt wollen sie nicht sein. Wer mit der Jugend arbeitet, der fühlt bald her aus, wo es fehlt, was sie will, wen sie sucht. Wer ge schickt ihren Zielen lauscht und ihr behilflich ist, der wird allein zum Führer, mag er's vielleicht nick>t einmal ahnen. Heute, wo wir die beste und die verkommenste Jugend um uns sehen, erwirbt sich jeder unschätzbaren Lohn, der die Jugend unterstützt in ihrem Kampfe. Sie wil; nicht alte Wege wandeln, aber sie strebt nach Hohem, Edlem. Mag sie auch manchmal übers Ziel schießen, die rauhe Wirklichkeit führt sie von allein auf den! rechten Pfad. Und die Jugend weiß, daß sic die Aelteren braucht. Fänden sich nur viele, die dieses edle Wollen unterstützen! Wer ihr Führer sein will und sich dabei aufdrüngt, der taugt bestimmt nicht dazu, am allerwenigsten, wenn er gkaubt, durch Drill zum Ziele zu kommen. Nein, unsre Jugend verabscheut das Herdenhafte, sie will nur geleitet, beobachtet sein. Loch, was geht denn >etzt vor? Nebelschwaden screksen nms Haus, erst dünn, bald aber dichter. Schnell hinaus vors Haus! Man sollte es kaum gkaiiöen, verschwunden ist das prachtvolle Bild. Nur schemenhaft lugt der Turm des Observatoriums aus dem Dunst. Zerronnen ist alle Schönheit! O Rübezahl, du hast uns einen tollen Streich gelpielt: Wenn ich dich vor mir hätte, ich würde dich an deinem Barte zausen, den Riesengrund jagte ich dich hin unter! Zwar zerreißt für kurze Augenblicke der Nebel und gibt das Bild frei, aber das hält nicht an. Der Berg geist treibt sein Spiel mit uns. Er kümmert sich nicht uni die Wünsche der Tausenden. Kein Einsehen hat er, alle Bauden waren überfüllt — die Wiesenbande allein faßt 400 Menschen —, alle narrt er. Er kümmert sich inchr um die Drohworte. Er läßt es fühlen, daß er Herr ist !n seinem Reiche. Immer dicker wird der Nebel, man freut sich unter den Regenmantel schlüpfen zu können. Feiner Sprühregen rieselt nieder. Undurchdringlich ist der Aether geworden. Man sieht kaum drei Schritte weit. Du bist ein böser Gesell, Rübezahl! So geht's dahin an; dem Kamme. Hunderte teilen mit uns dasselbe Los. Reue Scharen kommen aus dem Tale herauf. Sie werden enttäuscht sein, werden dem Wettergott hadern, freilich nutzt es nichts. Im "Gebirge muß man Damit rechnen. Wie es aussieht! Dick angefüllt sind der Melzer- und Riesengrund. Das wird lange anhalten. Soll man da noch hier bleiben? Man ist völlig durchnäßt, unten lacht vielleicht die Sonne. Wenn nur die Trennung nicht so schwer wäre! Gut, ich suche Schutz in einer Bande. Wandre am kleinen Teich vorbei nach der Prinz-Heinrich- Baude. Hier will ich die Entscheidung abwarten. Trübe Stimmung kommt nicht auf, dafür sorgen die LeidenS- genossen. Der Rucksack enthält ja trockne Wäsche und warm ist's in dem Zimmer auch. Bald erschallt fröhlicher Gesang, Schnurren werden erzählt und ähnliche Situa tionen. Na schließlich muß der alte bärbeißige Rübezahl auch ein Einsehen haben. Vorläufig kann es nicht schlim mer werden. Also, guter, bester Rübezahl, bessere dichr Hunderte von Wanderern flehen dich an, (Schluß folgt.) kleines Mädchen und mußte ganz unten bei dem allerjüngsten Schreiber sitzen. Darum mar sie auch so bald mit dem Essen fertig; dann stand sie auf und schlich sich an den Stuhl ihres Vaters. Der aber sprach mit dem jungen Mann so eifrig über Konto und Diskonto, daß dieser für die kleine Barbara gar keine Augen hatte. — Ja, ja, es ist achtzig Jahre her; aber die alte Großmutter denkt es noch wohl, wie die kleine Barbara damals recht sehr ungeduldig wurde und auf ihren guten Vater gar nicht znm besten zu sprechen war. Die Uhr schlug zehn, und nun mußte sie gute Nacht sagen. Als sie zu deinem Großvater kam, fragte er sic: „Schaukeln wir morgen?" und die kleine Barbara wurde wieder ganz vergnügt. — „Er ist ja ein alter Kindernarr, er!" sagte der Urgroßvater; ober eigentlich war er selbst recht unvernünftig in sein kleines Mädchen verliebt. Am andern Tage gegen Abend reiste dein Großimter fort. So gingen acht Jahre hin; die kleine Barbara war nun doppelt so alt und eigentlich gar nicht mehr die kleine Barbara; aber der eine Sommertog stand, noch immer als ein Heller Punkt in ihrer Erinnerung. — Dann war er endlich eines Tages wirklich ivieder da." „Wer?" fragte lächelnd der Enkel, „der Sommertag?" »Ja", sa^te die Großmutter, „ja, dein Großvater. Es war ein rechter Sommertag." „Und dann?" fragte er wieder. „Dann", sagte die Großmutter, „gab es «in Brautpaar, und die kleine Barbara wurde deine Großmutter, wie sie hier unter euch sitzt und die alten Geschichten erzählt. — So weit war's aber noch nicht. Erst gab es eine Hochzeit, und dazu ließ dein Urgroßvater den Saal bauen. Mit dem Garten und den Blu men war's nun wohl vorbei. Als der Saal fertig war, wurde die .Hochzeit gel-alten. Es war eine lustige Hochzeit. Bei Tische wurden spaßhafte Rätsel aufgegeben und Leber(Stegreis-)reime gemacht; beim Dessert wurde gesungen: „Gesundheit. Herr Nach bar, das Gläsck;en ist leer!" und alle die hübschen Lieder, di« nun vergessen sind; dein Großvater mit seiner Hellen Tenor- stimme war immer herauszuhören. — Die Menschen waren da mals noch höflicher gegeneinander; das Disputieren und Schreien galt in einer feinen Gcsellsckiaft für sehr unziemlich. — Nun, das ist alles anders geworden; — aber dein Großvater war ein sanfter, friedlicher Mann. Er ist schon lange nicht mehr aus dieser Welt; er ist mir weit vorausgegangen: es wird wohl Zeit, daß ich Nachkomme." Die Großmutter schmieg einen Augenblick, und es sprach niemand. Ein friedliches Lächeln glitt über dag alte liebe Ge sicht; dann sah sie auf ihren Enkel und sagte: „Hier im Saal stand auch seine Leiche; du warst damals erst seck-s Jahre alt und standest am Sarg zu iveinen. Dein Vater war ein strenger, rücksichtsloser Mann. „Heule nicht, Junge", sagte er und hob dich ans den Arm. „Sieh her, so sieht «in braver Mann aus, wenn er gestorben ist." Dann wischt« er sich heimlich selbst eine Träne vom Gesicht. Er hatte immer eine große Verehrung für deinen Großvater gehabt. Jetzt sind sie alle hinüber; — und heute habe ich hier im Saal meine Urenkelin aus der Taufe gehoben, und ihr habt ihr den Namen eurer alten Großmutter gegeben. Möge der liebe Gott sie ebenso glücklich und zufricden zu meinen Tagen kommen lassen!" Die junge Mutter siel vor der Großmutter auf die Knie und küßte ihre feinen Hände. Der Enkel sagte: „Großmutter, wir ivollen den alten Sacü ganz umreißen und wieder einen Ziergarten pflanzen; sie klein« Barbara ist auch wieder da. Die Frauen sagen ja, sie ist dein Ebenbild: sie soll wieder in der Schaukel fitzen, und die Sonn« soll wieder auf golden« Kinderlocken scheinen: vielleicht kommt dann auch eines Sommernachmittags der Großvater wieder di« kleine chinesische Treppe herab, vielleicht —" Die Großmutter lächelte. „Du bist ein Phantast", sagt« sie; „dein Großvater war es auch/
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