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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192509192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250919
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250919
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-19
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Sonnabend, den iv. September 1V2S Tagesneuigkeiken Die Iubiliiums - Garkenbau- Ausstellung Dresden 192« Dresden. 18. September. Der allgemeine Plak «twett. dem erb für die Iubiläums-GartenbauMusstellung Dresden 1»26 als fünste Iahresschau Deutsckzer Arbeit Dresden hat ins- gesanit 732 Ent>viirse ergeben, von denen vier mit Preisen aus- gezeichnet und vier angekaust wurden. Da aber keine der Ar beiten den Erivartungen entsprach, die an ein Ausstellungs plakat gestellt werden müssen, wurde nach einem besonderen Auftrag ein Entwurf des Geheimen Hofrat Prof. Otto Buh mann gewählt. Die Vorarbeiten für die nächstjährige Iahresschau. die Iubilaums-Gartenlmu-Ausstellung Dresden 1926, sind in den letzten Monaten planmäßig vorwärts geschritten. Die Sonder- gärten, mit deren Anlage und Bepflanzung bereits im Früh jahr dieses Jahres begonnen wurde, werden im Herbst im wesentlichen fertig sein. Inzivischen ist auch der bisher noch nicht verfügbare Teil des Großen Gartens zwischen der Groszen Wirtsä-ast und der Lennestrahe von der Staatsregierung der Ausstellungsleitung übergeben worden. Hier läuft seit Wochen die M-PS.-Bodensrnse. Hunderte von Kubikmetern Torf, Sand, Kalk usw. sind bereits eingearbeitet worden, so das; auch hier Anfang Oktober mit den Anpflanzungen der Rosen begonnen werden kann. Bekanntlich soll die nächste Ausstellung allein 3 00 00» Rosen verschiedener Sorten dem Publikum vor- führen An anderen Stellen des Ausstellungsgcländes läuft eine Feldbahn, uni die grohen Erbmassen in dem ebenen Ge lände durch Höhenunterschiede reizvoller zu gestalten. Die Er arbeiten für das Ga r t c n t hea t o r, das zwisckzen prachtvollen alten Eichen liegt, sind schon fertiggcstellt. Ucber eine neu,zeit liche S o mme rb l u me n scha u grohen Stils wird augenblich- kich mit Erfurter und Onedlinburgcr Firmen verhandelt. Die Verteilung der Hallen für di« wissensäzaft- liche Abteilung geht glatt vonstatten. Die Beteiligung der deut schen Städte verspricht besonders umfangreich zu werden. Zahl reiche Verbände und Vereine werden im nächsten Fahre ihre Tagungen in Dresden abhalton. So lzat u. a. der Reichsverband des Deutschen Gartcnlmues jüngst in Düsseldorf beschlossen, den Deutschen Gärtnerlag 1926 in Dresden abzuhalten. — Das In teresse an der grohangelegten Gartenbau-Ausstellung der Iah- rcsschau ist in allen Teile» des Reiches erfreulich stark, und auch die Anmeldungen aus den wichtigsten gärtnerischen Gebieten Deutschlands entsprechen den Erwartungen. Die Ausstellungs leitung der Iahresschau Deutscher Arbeit Dresden in Dresden- ZI., Lennestrahe 3, ist zu näheren Auskünften gern bereit. Ein ErpresserstUrkchen Dresden. 18. September. Ein niederträchtiges Erpressungsmanöver kam gestern vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden zur Verhandlung. Die Anklage richtete sich gegen den 1898 zu Dresden geborenen Arbeiter Artur Heinrich Walna, den 1900 ebenfalls zu Dres den geborenen angeblichen Reisenden Artur Arno Schulze, den 1901 zu Braunschweig geborenen Krankenivärter Karl Hermann Horn, den 30 Jahre alten Goldschmied Paul Otto Waldemar Billert, sämtlich erheblich vorbestraft, und gegen den zukünftigen Schwager des Walna, den 25 Jahre alten Handlungsgehilfen Georg Otto Mehner. Walna sollte sich wegen einer grohen An zahl von ihn, verübter Wohnungseinbrüche verantworten, die er als sogenannter Klingelfahrer vornehmlich in Dresden und Baut zen, sowie in Görlitz, Breslau und anderen Orten begangen, und weiterhin wurde ihm auch schwere Erpressung, ausgeführt mit Angeklagten Horn, zur Last gelegt. Schulze stand wegen fort gesetzter gewerbs- und gewohnheilsmäsziger Hehlerei unter An klage. Da Walna plötzlich erkrankt ist, so muh gegen ihn und Schulze später gesondert verhandelt »'erden. Bon den übrigen Angeklagten standen Billert und Mehner wegen Hehlerei vor Gericht, letzterer wurde sreigefprochen, der andere zu zwei Wo chen Gefängnis verurteilt. Es war bei dieser Sachlage nur mög lich, das Erpressungsmanöver gegen Horn durchzuverhandeln. Hier drehte es sich um ein Verbrechen, wie es in solcher Dreistig keit seit langer Zeit in der Kriminalgcschichte nicht bekannt ge worden ist. Nach erfolgter Entlassung ans der Strafanstalt hatte Horn in einer Dresdner Sandgrube gearbeitet und dabei von einem gewissen Rödel gehört, daß dessen Frau in einer Dresd ner Privatklinik sDr. med. Kneifel, Anton-Graff-Straße) gele gen hatte und dah er mit der Behandlung nicht zufrieden gewesen sei und daher die Absicht habe, Sclzadenersahansprückze zu stel len. Horn teilte dies dem Einbrecher Walna mit, der bereits verhaftet gewesen, aber während einer Behandlung in der Dresd ner Heil- und Pflegeanstalt entwichen war, und der gerade von einer gröheren Einbrecherfahrt aus der Lausitz nach Dresden zurijcligekehrt mar. Nach der Flucht lzatte Walna, um die Kri minalpolizei zu täuschen, am Elbnfer verschiedene Sachen und Briefe niedergelegt, um einen Selbstmord zu markieren. Walna entwickelte sofort einen grohen Erpressungsplan, er fertigte ein angebliches Aktenstück an, machte darin allerlei Ziermerke hinein und beauftragte dann Norn in der Klinik als Kriminalbeamter vorzusprcchcn. Diese Rolle >var ihm zu lumpig, wie Horn vor Gericht erklärte, er sei dann als Assessor Dr. Zimmermann im Aufträge des Oberstaatsanwaltes in der Klinik erschienen, ver hörte den Doktor, nahm Einsicht in das Krankenjournal, fertigte ein Protokoll an und erklärte, auch zur Verhaftung schreiten zu müssen. Während der ganzen Erörterungen klingelte der andere Verbrecher, Walna, aus einer Gastwirtschaft an, markiert« den Staatsanwalt und forderte ein energisches Einschreiten. Der betreffende Arzt wurde derart getäuscht, dah er glaubte, dah die Vernehmung und angedrohte Berlzastung ernst sei, er lieh schlieh- lich durch die Oberin von -er Bank Geld holen und händigte dann dem falschen Assessor dreitausend Mark ein. die als Sicher heit dienen sollten. Dann verschwand der Gauner und teilte die Summe mit Walna. Letzterer konnte bald darauf verhaftet und ihm 115» Mark wieder abgenommen werden, Horn lzat seinen 'Teil verbraucht, er wurde wegen dieser gemeinen Erpressung zu zwei Jahren Zuchtlzans und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust ver urteilt, gegen Walna usw. wird, ivie schon erwähnt, später ver handelt. Die Tragödie eines Kelmlrehrers Warnsdorf, 18. September. Die „Abwehr" berichtet aus Munkacs (Slowakei): Der Landwirt Nikolai Petrescak aus der Gemeinde Hliee ivar im Jahre 1914 In den Krieg gezogen. Drei Jahre später sagten Soldaten seiner Frau, von deren Manne man nichts gehört lzatte, dah dieser gefallen sei. Sie hätten den Toten gesehen. Zwei Jahre später verheiratete sich die ver meintliche Witwe zum zweiten Male. Zu ihren zwei Kindern aus erster Ehe kamen zivei weitere. Dieser Tage kehrte nun der totgeglaubte Petrescak. der in russische Gefangenschaft ge- Rr. 317. Sette 4 Das Heidelberger Urteil Bewährungsfrist für -e« sächsischen Landlag? — Eine lahme Lösung Heidelberg, 18. September. Bei Beginn der gestrigen Sitzung des Svzialdemvkratischen Parteitages erstattet« Vruchwih (Görlitz) den Bericht der MandatsprllfungSkom« Mission. Danach sind auf dem Parteitag 393 Delegierte, darunter 62 Frauen. Sämtliche Mandat« wurden für gül tig erklärt. In seinem Schlußwort der gestern abgeschlossenen Debatte über di« Fraktion legt« der Abgeordnete Keil folgende Entschließung vor, die mit großer Mehrheit ange nommen wurde: „Die Finanz-und Handelspolitik der Reichs- regierung führt zu einer Verschärfung der Wirtschaftskrise, insbesondere zu einer Erhöhung der Preise und infolge dessen zu einer Einschränkung der Lebenshaltung der brei ten Massen de» Volkes. Arbeitslosigkeit ist notwendig« Folge einer solchen kurzsichtigen Politik, die in erster Linie den deutschnationalen Parteiinteressen dient. Die Finan zen des Reiches weisen bereits einen Ueberschuß von meh reren hundert Millionen auf. Der Parteitag fordert des halb die sozialdemokratische Reichstagsfraktion auf, mit al lem Nachdruck den Abbau der übermäßigen Steuerbelastung durch Massensteuerii zu verlangen, zugleich, um zu ver hindern, daß der Ueberschuß einer Reihe Kassen zu un gesetzlichen Vergünstigungen des Besitzes Verwendung findet. Die von der Reichsregicrung angekttndigte Preisenkungs- aktivn ist lediglich ein Täuschungsmanöver. Der Partei tag fordert die Parteigenossen auf, alle Aktionen der Arbei ter, Angestellten und Beamten zur Anpassung ihrer Löhne an die erhöhten Preise mit allem Nachdruck zu unterstützen." Zum Reichsschulgesetz wird eine Entschließung Hermann Müller angenommen, in der entschiedener Wider spruch gegen den Reichsschülgesctzentwurf der Regieruirg Luthcr-cSchiele erhoben wird. Dann nahm der Abgeordnete Crisplen das Wort zum Bericht über de» Kongreß der s o z i a l i st i s ch e n Arbeiter- internationale. Die svzialistisclze Arbeiterinternalionale habe wesentlich beigelragcn zum Sturze der Poincaristen in Frankreich und zum Abschluß des Londoner Abkommens. Wir erklären aber mit aller Offenheit: Wir haben gegenwärtig noch keine Internationale, die imstawde wäre, durch direkte Massen aktionen unmittelbar auf die Gesetzespolitik einzuwirken. — Dann berichtete Crispien über den Marseillcr Kongreß, Haupt aufgabe des Kongresses sei die Fortführung der sozialistischen Friedenspolitik gewesen. Das Prinzip des Völkerbundes werde von der sozialistischen Internationale anerkannt, aber der 'Völ kerbund bedürfe einer demokratischen Reorganisation. Auch dem Sicherheitsabkommen würden die Sozialisten der be teiligten Lander zustimmen, wenn bestimmte ini Sinne des Sozia- lismus liegende Varausseßnngen erfüllt sind. Crispien begrün dete dann eine Entschließung des Parteivorstandes, In der der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund gefordert wird. Im Name» der Delegierten des besetzte» Gebietes gab turn» Kirschmann (Köln) die Erklärung ab, daß es nicht im Nah men einer ans die Befriedung Europas gerichteten Politik sucht, wenn die nördliche sogenannte erste Zone, die bekanntlich am 1. Januar 1925 geräumt sein sollte, heute noch besetzt ist. O Die Sa ch se n ko mm i ss i o n legte dem Parteitag folgende Entschließung vor: „Der Parteitag billigt die bisherige Stellungnahme des Pnrteivvrstandcs. Die Frage der Landtagsanf- kösung, die in diesem Konflikt eine erhebliche Rolle spielt, darf nur nach Politischen Gesichtspunkten entschieden werden. Für diese Entscheidung bleibt maß gebend der Beschluß des Berliner Parteitages von 1924. raten ivar, in seine Heimat zurück. Er lram tn der Abenddäm merung in den Ort und erfuhr durch zwei Frauen von der Wie- derverehelichung seiner Gattin. SckMeigcnd ging er weiter, und die Frauen glaubten, er liegebe sich nach Hause. Aber er war au seinem Hose vorbeigegangcn, Geizen Mitternacht kam er ins Dorf zurück, zündete sein Gehöft und insbesondere das Wohnhaus an mehrere» Stellen zugleich an. Seine frühere Gattin samt ihrem zweiien 'Manne und den vier Kinder» kamen i» den Flamme» nn>. Der Brandleger l>atte sich an die Tür des Dorfwirtshnuses gelehnt, an den gellenden Hilferufen der Un glücklichen geweidet, und als schließlich seine Opfer verstummt ivnren, lief er in den nahen L-ald und erhängte sich an einem Baume. Aus dem ehemaligen sächsischen Königshaus« In München lzat am Dienstag Prinz Niax dem am 12. September geborenen dritten Sohne des Prinzen Ernst Hein rich die heilige Taufe erteilt. Der Täufling erhielt die Namen Rnpprecht Hubertus Gero Alarm. Taufpaie ivar der ehemalige Kronprinz Rupprecht von Bayern. s Unwetter auf Formosa. Wie aus Formosa gemeldet ivird, wurde am Mittwoch die Stadt Kolung von einem schweren Gewittersturm heimgesucht. Hunderte von Häusern wurden un ter Wasser gefetzt. Die telegraphischen und telephonischen Ver bindungen sind gestört. Zahlreiche Motor- und Fischerboote iver. den vennißt. Eine Reihe von Brücken wurde abgerissen oder besckzädigt. Das amerikaniscl)« Schiff „Halen" fall in der Nähe des Leuchltnrmes ans Grund gelaufen sein. f Politische Schlägerei tn Berlin. Am Mittwoch abend kam cs in der Signmringer Straße in Berlin zwischen einer Zettelkleberkalonne des Roten Frontkämpferbundes und Stra- szenzmssanten zu einer Schlägerei wegen der Verunzierung der .Häuser durch Plakate. Ein Siudent wurde am Kopfe schwer verletzt. Als das Uebersallkommando ankam, waren die kommu nistischen Täter bereits geflohen. Nur ein Mann kannte sestge- stellt werden. Gin begrUkenswerker Schritt Man schreibt uns aus Berlin über den Besuch des französischen UnterrichtsministerS de Mo uzte in der deutschen Rcichshauptstadtr Auf der Grundlage dieses Beschlüsse» verlangt der Partei tag, daß zunächst die Fraktionsmehrheit und -Minderheit des Landtages sich wieder zu einer Fraktion zusammen« schließen und unter Zuziehung einer Vertretung des Partei- Vorstandes beraten und entscheiden und daß die Frage der Landtagsauflösung von der Landtagsfraktion und den Landesinstanzen und dem Parteivorstand so bald als irgend möglich beraten und gemeinsam entschieden wird. Der Parteitag erklärt ferner, daß durch diesen Be schluß alle gegen die sächsischen Parteigenossen aus Anlaß des Sachsenkonsliktes anhängig gewordenen Ausschluß- verfahren erledigt sind, daß die beteiligten Partei genossen wieder in ihre Parteirechte eingesetzt werden und ihnen die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung In Presse und Versammlung zu geben ist, daß aber von ihnen erwartet wird, daß sie sich im Rahmen der Beschlüsse der LandeSvrganisationcn halten." Der Berichterstatter Rotz (Hamburg) sagte in der Be gründung der Entschließung, er wolle auf die Schuldfrage nicht eingehen. Fehler seien auf beiden Seiten gemacht worden, und es bleiche nur übrig, einen dicken Strich unter die Vergangenheit zu zielzen. Das müsse aber von beiden Teilen geschehen, und es sei höchst« Zeit, daß man wieder zu anständigen Formen im Berkehr untereinander znriickkomme. Mit Nachdruck erklärt« der Redner, dos; die Haltung des Parteivorstandes in allen Phasen des Streites richtig gewesen sei. Dann ging der Be richterstatter aus die Richtlinien ein, die der vorjährige Partei tag in Berlin festgelegt hatte, und die Bestimmung, das; bei ent scheidenden Maßnahmen erstens die Fraktion, zweitens oer Lan desparteitag bzw. die Landes-instanzen und drittens der Partci- vorstand ausschlaggebende Stimme haben sollen. Das solle auch heute noch gelten. Zum Schluss« teilte der Berichterstatter Roß mit, daß die F r a k t i on s in e h r h e i t erklärt habe, sie hülle wohl einige Bedenken gegen diese Einigungsvorschläge, sie wolle sie aber im Interesse der Lösung des Streites zuriick- stellen. Für die Parteiorganisation und die Fraktions - Minderheit habe der Abgeordnete Arzt die Erklärung ab gegeben, das; sie leider die Vorschläge nicht annehmen könnten. Sollte sie aber der Parteitag znm Beschluß erheben, so würden sie sich loyal fügen und mit allen Kräften im Sinne des Beschlusses an der Lösung Mitarbeiten. Nachdem dann noch Böchel lChemnitz) im Namen der Fraktionsminderheit eine Erklärung abgegeben hatte, wurde die von der Sachsenkonimission vorgeschlagene Entschließung gegen die Stimmen der sächsischen Fraktionomindcrheit angenommen. * » * Ob diese Entschließung Frieden in die sächsische Sozialdemo kratie bringen wird, darf bezweifelt werden. Im Grunde greift der Heidelberger 'flarteitag lediglich zurück aus die Beschlüsse des Berliner Parteitages, die bisher eine Zusammenarbeit nicht ermöglicht haben. Die nächste praktische Folge wird sedenfalls sein, daß ein« rasche Auflösung des sächsisclien Landtages nicht erfolgt. Man darf wohl die Stellungnahme des Heidelberger Zkiriei- tages dahin anslegen, daß die sozialdemokratische Neichspartei eine Landtagsauslösung in Sachsen gegenwärtig nicht für glück lich hält. Der Vergleich mit den Verhältnissen in Preußen läßt klar erkennen, daß die Sozialdemokratie überall dort, wo sie noch in der Regierung darin steht, keineswegs gesonnen ist, diese Position aufzngeben, — Ob die Erwägungen, die für die jetzige Stellungnahme maßgebend sind, solange bestimmend bleiben, daß der gegenwärtige Landtag bis znm Herbst 1926 bis zu sei nem normalen Abschluß zusaminenbleibt, kann heule noch nicht übersehen werden. Der Besuch de Monzies trug keinen Politischen Charakter. Aber es muß ausdrücklich darauf hingewicscn werden, daß de Mvnzie lediglich als französischer Unter richtsminister in Berlin weilte. Er kam von Kopenhagen, wv er sich schon über Schulfragen und wissenschaftliche Fragen orientiert hatte. Demselben Zwecke diente auch seine Durchreise durch Berlin. De Monzie versuchte ent sprechend der neueren versöhnlichen Richtung in Frankreich die kulturelle Verständigung zwischen den Völ kern wieder hcrbeizusührcn. Er verkennt selbst nicht die Schwierigkeiten, die die Wiederherstellung des Kontaktes zwischen den deutschen und französischen gelehrten Gesell- ,haften und Persönlichkeiten verzögern. Der Besuch de« iranzüsischen Ministers galt vor allem gewissermaßen der Einladung Deutschlands zu der bevorstehenden Einweihung des Institut Internationale de Confederativn Intellek tuelle. De Mvnzie versucht mit allen ihm zu Gebote stehen den Mitteln die Brücke zwischen Frankreich und Deutschland zu schlagen, um die Zusammenarbeit auf kulturellem Ge biete wieder herbeizuführen. Denn auch in Frankreich hat man nach und nach erkennen müssen, daß ein Austausch bestehen muß zwischen den führenden Köpfen der Wissen schaft. Darüber hinaus wünscht aber de Mvnzie auch noch einen Austausch der studentischen Jugend und eine wechsel seitige Beteiligung an Ausstellungen von Kunst und Kunst- gewcrbe. Wenn auch der Besuch de Monzies, wie wir sehen, direkt keinerlei politischen Charakter hatte, so war es doch auz "oer anderen Seite eine politische Tat. Den» e» gehört auch für den französischen NiitcrrichtSininister Mut dazu, unter den heutigen Nmständen als erster offizieller Vertreter der französischen Regierung in Berlin seine Auf wartung zu mache». Graf Anatolc de Monzie ist Politiker, Diplomat und Weltmann zugleich, das konnte man au» seinen ganzen Ausführungen und aus seinem Auftreten ersehen. Er ist ehemaliger Advokat und wurde im Jahre 1903 zum ersten Male in seinem heimatlichen Wahlkreise, dem Departement de Lot In die Deputiertenkammcr ent sandt, wv er sich den Sozialisten anschloß. Er beschäftigt sich vor allem mit Kirchenpolittk, und es ist ihm auch gelungen, die Beziehungen zum Vatikan, die durch da« schroffe Vorgehen der französischen Regierung jo stark gelitten hatten, wieder einigermaßen erträglich zn gestalten. Jedenfalls wird deutscherseits der Versuch de Monzie» dankbar anerkannt und man darf wohl dl« Hoffnung he^en. daß seine Bemühungen auch von Erfolg gekrönt
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