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Sächsische Volkszeitung : 16.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192510161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19251016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19251016
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-16
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.10.1925
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Freitag, den 18. Oktober 1928 Nr. 24v. Seit» » ArdEmm Ser LmeHMeiWme Eine Eingabe des Deutschen Gewerkschastsbundes Der Dentsche Gcivcrkschastsbunü (christliche Gewerkschajten) hat eine Eingabe a n d e n R e i ch s a r b e i t s m i n i st e r ge richtet, in der es unter anderem heisst: „Ans allen Kreisen und aus allen Gemeinden mehren sich die Klagen über die Ol o t der Erwerbslosen. Mit der Zu nahme der Arbeitslosigkeit werden die Schwierigkeiten, sie jetzt schon bestehen, bald noch stärker empfunden werden. Wir bitten deshalb d u ru Li-ieisar! ei'-minister dringend: 1. eine angemessene Erhöhung der Höchstsätze in der Er- werbslosenfiirsorgo vorzunehme», und 2. die Gewährung von Enverbslosenunterstutzung an Werks- bcurlaubte so zu regeln, dass Werksbeurlaubte tatsächlich anderen Erwerbslosen gleichgestellt werden. Zur Begründung unserer Forderung weisen wir daraus hin, das; seit der letzten Feststellung der Höchstsätze, die an; 80. Januar 1925 mit Wirkung vom 9. Februar 1925 erfolgte, eine dauernde Dcrlcuerung der Lebenshaltung cingctrelen ist. die eine Erhöhung der Bezüge notwendig macht. Trotz der Beitragszahlung haben wir immer noch das System der Fürsorge. Wenn die Erwerbs losen auf die Vorteile verzichten müssen, die eine Versicherung bietet, daun muh die Fürsorge, die nur in den Fällen der Bedürf tigkeit cintritt. einigermahcn ausreichend sein. Letzteres ist aber bei weitem nicht" der Fall Das gilt bei den Höchstsätzen für alle Ortsklassen, gani besonders aber sür die Erwerbslosen in den unter''ii Ortsklassen. Wir haben schon bei frühere» Gelegenheiten darauf auf merksam gemacht, daß die Kosten der Lebenshaltung in den ein zelnen Ortsklassen durchaus nicht so sehr verschieden sind, daß diese Abstufung der Unterstützung gerechtfertigt erscheint. Wir bitten deshalb, nicht nur allgemein die Höchstsätze zu erhöhen, sondern auch eine Annäherung an die wirklichen Verhältnisse dadurch vorzunehmen, daß die Ortsklasscneinteilung aufgehoben wird. Wenn das nicht angängig ist. müßte wenigstens eine Zu- sammenziehung der Klassen A und B zn einer Stufe und der Klassen E, D undE zu einer zweiten Stufe erfolgen, so daß in gubuiist iftckt nu'hr vier, sondern nur noch zwei verschiedene Sätze in Frage kommen" Tie Eingabe geht dann nach näher auf die ungerechifertigte slorenthalt ing der Unterstübung an 'Werksbeurlaubte ein und fordert auch hier dringend Aenderung. Von Herrn Rachem, der bekanntlich zur Mater'al- samnunng über die nationale Nnzuverläftigkeit des Zen trums auigcso dert hat, wird setzt ein zweiter Brief be kannt, der ein: „gre ä'ügige" Re'p'bcliiiig des Beamten tums a-"gr. Tie w-Kentttck'-'i, Stellen de? au den Ge ebär : ihrenden Vomitzenden der DeiU'chnationalen Bo'.I.Partei acr'chieteii Schreibens lautet: „D'e LandtagSwaktton der TenEchnationalen Valks- ocrrto: hat in ihmr Sitzii'm vom '!. Juli 1827» eine:: Ans- 'ch't>> bestellt ni" i-w Angabe. Stoff über die Benaß- te:l''auiia rechtsstehender Beamter durch die schwarz rotgoldene Koalition in Preußen zn sammeln, ;« dritten lind ,.u verwerten. Die-'7 Sammlung entspricht nicht n::r einem sehr naheliegenden politischen Bedür'nis aligemeinerer Art, sondern insbesondere auch der Stim mung. die be! den betroffenen Kreisen immer stärker herbortriit, lind sie wird schließlich gebraucht werden zu den Berat,ingen des Etats des Ministeriums des Innern und des Sraatsministers im S.piei-iber dieses Jahres, so das; ihre Dringlichkeit ohne weiteres gegeben ist. Bei dieser Siosssaminlung satten gleichmäßig berücksichtigt werden sämt liche Ressorts, also insl.'sondere auch Justiz. Kultus und "aiidwirttchctt wenn freilich auch da? meiste vor-in-'ickft- lich au? dem Ministerium des Innern herbortreten wird. Cs soll angegeben werden, welche rechtsstehenden Beamten — und zwar soll ausdrücklich tunlichst die Partei angegeben werden, wenn die Untersuchung sich auch nickst etwa lediglich auf unsere Parteiaugehörigen beschränken soll — ttl berechtigten, erwarteten VesvrdcrungSaussichten zurückgest-stit, welche in ihrem Ausgabenkreis stirnckgesetzt worden sind, welche durch Versetzung sich benachteiligt fühle», welche an? den, Dienst zeitweilig oder dauernd a«s- scheiden müssten, ans Grund welcher Bestimmungen auch im mer, und schließlich welche bestraft worden sind. In Rede stehen in erster Linie Fälle, in denen der Minister unmittelbar veranlassend tätig war. Dem nächst solche, wo er das Unrecht lediglich billigte oder duldete, und schließlich Fälle, in denen der Minister nich: unmittelbar in die Erscheinung trat, die aber als zum Ressort gehörig immerhin politisch vertreten werden müßten. — Die'" Ordnung st ' -ch auch rommnnalcn Hergängen in Selbstverwaltnngskörpern entsprechend a»Passen. Der Stoff mutz so umfassend sein, insbesondere alle in Berrachl Wie alle andern Bcrussstände, so klagt auch der kaufmän nische und gewerbliche Mittelstand über Schwierigkeiten in der Kreditbeschaffung. In der Ocsscntlichkeit ist allerdings die Meinung verbreitet, Reich und Länder Hütten ge rade ihm, besonders dem Handwerk, unverhältnismäßig große Mittel zur Verfügung gestellt. Diese Auffassung ist dadurch ent standen, daß in letzter Zeit in Wort und Schrift immer wieder Mitteilungen von erheblichen Kreditgewährungen an das .Hand werk und den Einzell-andel gemacht wurden, und so die häufig wiederholten Zahlen in den Köpfen derer, die sie hörten oder lasen, zu einer phantastischen Summe auschwollen. Demgegenüber sieht fest, daß der aus öffentlichen Mitteln- zur Verfügung gestellte Mittelslandskredit gering ist und den Anteil, der auf den einzelnen Gewerbetreibenden entfällt, keine große Bedeutung l>at und zudem nur unter schweren Bedingun gen zu erlangen ist. Die Kölner Hand-iverkszeitung vom 12. September 1925 gibt die Summe, die von dem „großen" Reichs- Kredit auf die Nheinprovinz entfällt, mit 700 000 NM. an, der Kreditanträge bei der Landcsbank der Rheinpromnz trotz kur zer Anmeldefrist in Höhe von 4.'ft Millionen Reichsmark gegen überstehen. Daraus ergibt sich, daß der Mittelstand wie auf allen andern Gebieten seiner Berufsangelegenheiten, so auch aus denen der Kreditbeschaffung stärker als bisher den Weg der Selbsthilfe gehen muh. Wo liegt dieser Weg? Viele Gewerbetreibende Klagen über die Uebcrmachi und die Konzentration des Kapitals, tragen aber dadurch, daß sie selbst Geschäftsverkehr mit großen Bankinstituten unterhalten, Zn dieser Konzentraüon und Machtsteigerung bei. In welchem Umfange diese Entwicklung der Geldwirtschaft in der Konzen tration vor sich gegangen ist. lehren einige Zahlen, die der Prä sident des Eiroverbandes lächsiscker Genieinden, Dr Cbcrle, auf dem Nheiittsch-Westsälisch-Lippischen Tischlertag in Bonn am 1. August 1925 nannte: Fm Fahre 1899 ruhten in den deutschen Sparkassen — ihre Zahl betrug 8000 mit 8000 Stellen — 9 Mil liarden, in der gleichen Zeit halten die deo.I'cken Depositen banken mit mehr als 1 Million Aktienkapital an Depositen rund 1.3 Milliarden Eiulagebestaud: 1914 ivar das Verhältnis so, daß die Sp-arcinlagcn 20,5 Milliarden, die Bankeinlagen 12 Milliar den betrugen: 1920 <Fnftrftcm-',c>!) hotten die Sparkassen 48 Milliarden, die Aktienbanken 55 Mil'iarden. Das heißt nicht nur, so folgert Dr. Eberle, daß in dem Wettbewerb um die Ver waltung des Volksvermögens zwischen Sparkassen und Aktien banken die Banken mit schnellen! Lauf vorgestoßen sind, sondern, und das ist das Wesentliche, daß die Kapitalhäufung in den Ak tienbanken die einseitige Entw.icklung unserer Wirtschaft nach der Seite der Großbetriebsbildung, also die Ausschüttung von kleinern selbständigen Betrieben durch AKtienbetriebe erst er möglicht hat. Fn der Tat sehen wir, daß sich jahraus, jahrein große Summen von Geldern bei den Großbanken «nhäusen; aber sie werden von diesen nicht in dem Maße, wie es notwendig iväre, oorlhin geleitet, wo sie gebraucht werden, sondern dienen ein seitig zur Uebersütterung bestimmter Industrien oder gar un nötigen Neugründungen. Nur in seltenen Fällen l>a! der Mit telstand Vorteil von ihnen. Der Grund liegt auf der .Hana. Den Aktienbanken geht es in erster Linie ums Verdienen. Dazu ist ihnen aber der Mittelstand mit seinen verhältnismäßig geringen Betrügen kein lohnendes Obsekt. Ferner benötigt der Mittel stand vor allem Personalkredit. Tie Gewährung eines solchen Kredits ist abhängig vom Vertrauen zum Kreditsuchenden, von seinen persönlichen Qualitäten. Diese aber sind den zentral geleiteten großen Kreditbanken unbekannt und müssen gegebe nenfalls durch Dritte übermittelt werden. Ganz anders liegen die Verhältnisse be! den örtlichen Kre ditanstalten, den Sparkassen und den Kreditgenos senschaften. Die leitenden Personen, Vorstand und Ren dant, die vielfach aus dem einheimischen Bürgertum hervor- gegangen sind, kennen meist die persönlichen und geschäftlichen Verhältnisse des Kreditnehmers. Darin liegt eine wesentliche Erleichterung sür die Krcditverinittlung. Erschwert wird sie da durch, daß den Sparkassen sowohl wie den Kreditgenossen schaften nicht genügend Mittel zufließen. Hier muß unter allen Umständen die Selbsthilfe des Mittelstandes einsetzen. Würde jeder Mitlelständlcr es sich zur Pflicht machen, jede überflüssige Summe, und sei sie noch so gering, diesen Anstalten Zur Ver fügung zu stesten, so waren wir der Lösung Ser mittcttändi'chen Krcditfrage um ein großes Stück näher gerückt. Vor allem müßte es eine Selbstverständlichkeit für jeden Gewerbetreiben den sein, daß er sich zur Begleichung seiner Verpflichtungen der Giroeinrichtung der genannten Anstalten bedient Sick selbst er spart er Arbeit, der Volkswirtschaft die Schäftung von neuen Zahlungsmitteln und der Anstatt gibt er die Möglichkeit, die übcrwielencn Summen :n Krad:: mittel für den Mittelstand um zuwandeln. Wenn die Sparkassen und die Kreditgenossenschaften ihre Bestimmung, einem freien selbsttätigen Bürgertum die wirtschaft liche Unterlage zu geben und einen Damm zu bilden gegen die ausschweifende Prositsucht eines verantwortungslosen Kavita- lismus, erfüllen sollen, dann miiöen besonders die Mittelsländiei darauf dringen, daß ihre berufsstündischcn Organisationen feste und dauerhafte Verbindungen mit diesen volkstümlichen Kredit anstalten anknüpfen. kommenden Daten, alle in Betracht kommenden Schrecken, möglichst ni Abschrift, in wörtticher oder sinngemäßer Wiedergabe und die Anschriften der in Betracht kommenden Persönlichkeiten und der erwa hinzuzieheiiden Zeugen ent halten, daß er in der vvrgelcaten Form, hier unmitteloar in parlamentarischer Form verwendet werden tan» und wettere Nach-orschnngen sich erübrigen. Es wird in "rster Linie ans die unbec rügte ZuveriSisigkeit der Sammlung Wert gelegt und es wird gebeten, alle erwachsenden Zwei te! vertrauftck und rückhaltlos zu bezeichnen, nicht etwa z» glauben, daß Fälle, die im wesentlichen auf Gerüe en beruhen, den in Rede stehenden Zweck erfüllen könnten und sich schließlich vor Augen hatten, daß eine Schwäche in irgendeinem Punkte unseres Stoffes dem Gegner zu einem Gegenstoß, der die Bedeutung der Gesamtheit des Stoffes immerhin gefährden könnte, eine sicher wahr-e- !io»i:.:ene, willkommene Gelegenheit geben würde. Wieling ist vor allen Dingen die Angabe der formalen Gründe der Benachteiligung der rechtsstehenden Beamten, die ange führt worden sind, und die etwa sonst erkennbar werden den Einwände, die von der Staarsregicrnng um enigegen- gchatten werden können, gez. von Gcrsdors, M. d. L., Regierungspräsident a. D. gez. Borck, M. d. L., Pulizei- maior a. D. gez. Bachem, Reg.erungSrat, M. d. L." Zu dem Vorst.t be: : o..' . : Wie man sieht, betreiben die Dentschnationalen die Bespitzelung ganz spstemati'ch. Es handelt sich hier durchaus nicht um eine Privatangelegenheit des Herrn Bachem, d.iin trotz wieder holter Aufforderung in der Presse nick im Preußischen Landtag hat 'ich die Dcut'chnationale P.lisparrei bisher n:ch> veranlaßt gesehen, von der Sammeltätigkeit des Herrn Bachem abznrücken. vmei urfteuhof°5cWig kiettel üer Lelprtg veiuchencttn NaNiolikra Mir Lrmmer mir tialr- nnci Marmwsher « vütler kreise Mäßig «onskrmrMe Eine Novelle von Theodor Storni. (10. Fortsetzung.) Jedenfalls, wenn eine Gefahr vorhanden gewestn war, so schien sie für diesmal a-bgewendet; selbst Herr JaspecS konnte nichts weiteres erkundschaften, und was an Ge- n-ächen darüber in der kleinen Stadt gesummt hatte, ver stummte allmählich. Nur an Carsten zeigte sich von dieser Zeit an eine auffallende Veränderung; seine noch immer hohe Gestalt schien Plötzlich zusammengesunken, die ruhige Sicherheit seines Wesens war wie auszelöscht; während er das eine Mal ersichtlich den Blicken der Menschen ailszn- weichcn suchte, schien er ein andermal in ihnen säst ängst sich eine Zustimmung zu suchen, die er sonst nur in sich selbst gefunden hatte, lieber mancherlei unbedeute.ide Dinge konnte er in jähem Schreck zusammensahren; so, wenn un erwartet an seine Stubentür geklopft wurde, oder wenn der Postbote zu ihm eintrat, ohne daß er ihn vom Fen ster aus vorher gesehen hatte. Man hätte glaub : können, der alte Carsten habe sich noch in seinen hohen Jahren ein böses Gewissen zugelegt. Die Frauen sahen das; sie hatten auch wohl ihre eigenen Gedanken, im übrigen aber trug Carsten seine Last allein; nur sprach er mitunter sein Bedauern a»S, daß er statt aller anderen Dinge nicht lieber seine ganze Kraft auf die Vergrößerung des ererbten Geschäftes ge legt habe, so daß Heinrich es jetzt übernehmen und in ihrer aller Nähe leben könnte. — Es stand nicht zum Vesten in dem Hause an der Tw-iete; denn auch Tante Brigitte, deren sorgende Augen stets an ihrem Bruder hingen, kränkelte; nur aus Anna? Augen leuchtete immer wieder die unbesiegbare Heiterkeit der Jugend. Es war an einem heißen Sepieinbernachmittag. als die Glocke an der Haustür läutete und gleich darauf Tante Brigitte aus der Küche, wo sie mit Anna beschäftigt War, auf den Flur hinauStrat. „In Christi Namen!" rief sie, „da kommt der Stadtu.nhcilSiräger, wie der Herr Bürgermeister ihn nennt! Was will der von uns?" „Fort mit Schaden!" sagte Anna und klopfte mit dem Messer, das sie in der Hand hielt, unter den Tisch. „Nicht wahr, Tante, das Hilst?" Mittlerweile stand der Verrufene schon vor der offenen Küchentür. „Ei, schönsten guten Tag miteinander!" rief er mit seiner Altweibcrstimme, indem er mit seinem blau karierten Taschentuchs sich die Schweißtropfen von den Haarspitzcn seiner fuchsigen Perücke trocknete. „Nun, wie gehi's, wie gehts? Freund Carstens zu Hause? Immer fleißig an der Arbeit?" Aber bevor er noch eine Antwort bekommen konnte, hatte die alte Jungfrau mit einem neugierigen Blick ge mustert. „Ei, ei, Brigittchcn, Ihr sehet übel ams; Ihr habt verspielt, seit wir uns nicht gesehen." Tante Brigitte nickte. „Freilich, es will nicht mehr so recht; aber der Phyftkus meint, jetzt bei dem schönen Wetter werd es besser werden." Herr Jaspers ließ ein vergnügliches Lachen hören. „Fa, ia, Bri-gittchen, das meinte der V Hy situ s auch bei der kleinen dänischen Marie im Kloster, als sie die Schwind sucht hatte. Ihr wißt, sie nannte ihr Stübchen immer „m.n lütje Paradies"" — er lachte wieder höchst vergnüg lich — „aber sie mußte doch fort aus das lütje Paradies." „Gott bewahr uns in Gnaden", rief Tante Brigitte, „Ihr alter L-tcnsch könntet einem ja mit Euren Reden den Tod aus den Hais jagen!" „Nun, nun, Brigittcken; alte Jungfern und Eschen stangen, die halten manche Jahre!" „Jetzt aber macht, daß Ihr aus meiner Küche kommt, Herr Jaspers," sagte Brigitte; „mein Bruder wird Euch Vesser auf Eure Komplimente dienen." Herr Japers retirierte; zugleich aber hob er sich die dampfende Perücke von seinem blanken Schädel und reichte sie auf einem Finger gegen Anna hin. „Jungfer", sagte, er, „sei Sie doch so gut und hänge Sie mir der weil? das Ding zum Trocknen auf Ihren Plankenzaun; aber Paß Sie auch ein wenig auf, daß eS die Katz nicht holt." 'Anna lachte. „Nein, nein, Herr Jaspers, tragt Euer altes Scheusal nur selbst hinaus! Und unsere Katz, di« frißt solch rote Ratzen nicht." „So, so? Ihr seid ja ein nasetveißeS Ding!" sagte der Stadtunheilsträger, besah sich «inen Augenblick seiiien abgehobenen Haarjchmuck, trocknete ihn mit seinem blau- karierten Taschentuch?, stülpte ihn wieder auf und ver schwand gleich daraus in der Tür des Wohnzimmers. Als Carsten, der bei seinen Nechnuuqsüüchern saß, Herrn Jaspers' vor Geschäftigkeit funkelnde Aeuglein durch die Stubeniür erscheinen sah, legte er mit einer hastigen Bewegung seine Feder hin. „Nun. Jaspers," jagte er, „was sür Botschaft führt Ihr denn heute wiederum spazieren?" „Freilich, freilich Freundchen," erwiderte Herr Zaspers, „aber Ihr wißt ja, des einen Tod, des anderen Brot!" „Nun, so macht es kurz und schüttet Eure Taschen aus!" Herr Jaspers schien den gespannten Blick nicht zu beachten, der aus tt>en großen, tiefliegenden Augen ans sein kleines, faltenreiches Gesicht gerichtet war. „Geduld, Geduld, Freundchen!" sagte er und zog sich behaglich einen Stuhl herbei — „also: der kleine Krämer in der Süder- straße, wo die Ostenseider immer ihre Notdurft holen — Ihr kennt Ihn ja; das Kerlchen hatte immer eine blanke wvhlgckämmte Haartolle: aber das hat ihm nicht? geholfen, Carsten, nicht für einen Sechsliug! Ich hoffe nicht, daß Ihr mit diesem kleine:' Kiebitz irgendwo verwand! seid.' „Ihr meint durch meinen Geldbeutel? Nein, nein, Jaspers; aber was ist mit dem? Es war bei leinen Eltern eine gute Brotstelle." „Allerdings, Carsten; aber eine gute Brorstelle und ein dummer Kerl, die bleiben doch nicht lang zu'ainmcn; er muß verkaufen. Ich hab's in Händen: vicriauscnd Taler Anzahlung, fünftausend protokollierte Schulden gehen ln den Kauf. — Nun? Guckt Ihr mich an? — Aber ich dachte, gleich, das wäre so etwas für Euren Heinrich, wie es Euch nicht alle Tage in die Hände läuft!" Carsten hörte das; er wagte nicht zu antworten; unruhig schob er die Papiere, die vor ihm lagen, durch- euiciildcr. Dann aber sagte er, und die Worte schienen ihm schwer zu werden: „Das geht noch nicht; mein Hein rich mutz erst noch älter werden!" „Aelter werden?" Herr Jaspers lachte wwder höchst vergnüglich. „Das meinte auch unser Pastor von seinem Jungen; aber, Freundchen, was zu einem Esel geboren ist, wird sein Tage nicht kein Pferd." Carsten spürte starken Drang, gegen seinen Gast sei« Hausrccht zu gebrauchen; aber er fürchtete unbewußt, di« Sache selber mit zur Tür hinauszuwerien. „Nein, nein, Freundchen", fuhr der andere unbeirrt kort; „ich weiß Euch besseren Rat: eine Frau müßt Ihr dem Heinrich schaffen, versteht mich, eine fixe; und e:ne, die auch noch so ein paar Tausende in bonis hat! Nun" — und er machte mit seiner Fuchsperücke eine Be wegung nach der Gegend der Küche hin — „Ihr habt ja alles nahe bei." Carsten sagte fast mechanisch! „Was Ihr Euch doch uw anderer Leute Kinder sür Sorgen macht!" Aber Herr JaSpcr-S war anigestanden und sah mit einem schlauen Blick auf den Sitzenden hinab. „Neber- kcgt'S Euch, Freundchen, ich muß noch ans die Kämmerei; vis morgen halt ich Euch die Sache offen." (Fortsetzung solgt.)
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