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Sächsische Volkszeitung : 16.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192510161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19251016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19251016
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-16
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.10.1925
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Freitag, de» K. Oktober ISLS Nr. 240. Sekte 2 Unb bann haben wir Katholik«» doch auch reiche Leute in unse ren Reihen. Bei manchen von ihnen wird ein slehentlicher Auf- rus nicht ganz ohne Erfolg sein. Es wäre sodann auch Sache des predigenden und seelsorg-n-en Klerus und der hilfebereiten Laien, insbesondere auch der katholischen Presse, dem Gedanken nis der Kanzel und im öffentlichen Leben Feuer und Seele einzu- jauchen. Wir sprechen so viel vom So l id a r i s m u s des katho lischen Sozial- und Wirtschaftslebens, von dem christlichen Grund sätze, datz einer für alle, alle für einen eintreten sollen. Hier ist Gelegenheit, diesem in der Wirklichkeit des Lebens bei uns Katho liken so wenig greifbar durchgefiihrten, herrlichen Satz Fleisch und Blut zu geben. Auf diese Weise mutzte es gelingen, Geldfür die Erbauung von Wohnhäusern für unser; kinderreichen Arbeiter- u)id Miitel- standsfamilien zusammcnzubringen. Wenn fürs erste für jede Diözese nur ein paar Häuser zustande kämen, so wäre der An fang zu einem großen sozialkaritativen Werk gemacht, das im Lause der Jahre zu einem Ruhmeskranz der katholischen Kirche werden könnte. Der Karitasverband für das katholische Deutsch land in seinen Diözesangruppen müßte als Sammler der Mittel und alsBauher -die Verwirklichung dieses Zieles durchführen. Niemand soll den Einwurf machen, das sei rosenfarbener Opti mismus und Phantasterei. Mit ein wenig Idealismus läßt sich auch dieses Ziel verwirklichen. Es handelt sich um das Seelenheil so vieler kleiner Kinder, die in den eng zusammen- gepferchten Wohngelassen mit Mietern und Aftermietern nichts Gutes sehen und hören: es handelt sich darum, diesen kinderrei chen Eltern Gelegenheit zu geben, das Ideal einer katholischen Familienerziehung zu ermöglichen: es handelt sich darum, den kummerbeladenen und sorgenbeschwerten kinderreichen Familien, die von den Hausbesitzern und sonstigen Hausbewohnern nur widerwillig geduldet und oft schikaniert werden, einen gesunden und festen Wohnsitz zu verscliaffen, so datz sie nicht ständig in Angst schweben müssen, auf das Pflaster gesetzt zu werden. Wahr lich, dieses Ziel ist hoch und heilsam. Wir deuten stolz aus die karitativen Bauten des Mittelalters. Sollte unser Geschlecht zu klein und geizig sein, um nicht das Geld für eine Anzahl von solchen Bauten für kinderreiche Familien aufzubringen! Di« Sozialdemokratie löst das Mehrkindersnstem mit Hilfe oon Geburtenabtreibung und Freigabe der im Wege stehenden Gesetzesparagraphen Die Katholiken halten ganz selbstverständ lich an den ewigen Moralgeboten der Kirche fest. Aber unsere kirchlichen Behörden, unsere Sozial- und Kommunalpolitiker, unsere Karitasfreunde, vor allem unsere reichen Glaubensbrüder haben die Pflicht, diesem Problem der Wohnungsnot mutig und a bh i I f e b e r e i t ins Angesicht zu schauen. Wir müssen eine große T a t vollbringen, würdig den Liebestaten unserer Ahnen, die im Mittelalter Werke schufen, die heute noch eine leibliche und geistige Wohltat der Menschen sind. Jeder von uns besitzt einer, Wertgegenstand, den er auf den Opferaltar der Wohnungs- fiirsmge legen kann: auch gibt es an manchen Wallfahrtsorten, in manchen Kirchen überflüssige Wertgegenstände, die in lebendiges Gold für Wohnungen umgemünzt werden können, um durch diese sozialen Frieden und Familienglück zu schaffen. Das Ziel ist so bedeutsam, datz man wünscht, es möchte einen modernen Franziskus, eine moderne Elisabeth in seiner ganzen erschütternden Tragik und Zukunftsbedeutung erfassen und sie nicht mehr ruhen lassen, bis Mammon zur Genüge fließt, um der Wohnungsnot zunächst für unsere kinderreichen Familien ein Ende zu machen. Für die werktätige Karitas liegt hier eine gewaltige, aber auch eine -er segensreichsten Auf gabe vor, die geeignet ist. der Liebestätigkelt der katholischen Kirche in ihrem Jahrtausende währenden Schaffen und Fürsor gen einen schier unverwelklichen Ruhmeskranz zu flechten. Nauen wir Wohnungen für unsere Kinderreichen, damit das Glück aus den Fenstern schaue und die Zufriedenheit aus den Herzen erglänze. M W W l>. Milli Bei der Enthü-.-.„g eines Denkmals für die Ge fallenen des früheren Auqnsta-Garde-Negiments in Berlin, hat der General a. D. Sixt v. Arnim eine Ansprache ge halten, di« in der Oeifentlichkeit einiges Aufsehen erregt hat. Der General erklärte in dieser Rede, der ehemalige Kaiier habe ihm den Au'trag erteilt, das Denkmal einzu» weihen. Dabei betonte Herr Sixt v. Arnim seine un wandelbare Treue gegenüber dem Hohenzollernhauje, akS dessen „erlauchten Sproß" er den anwesenden Prinzen Oskar von Preußen bezeichnete. Dann wandte er sich an die Tradi-tionskompagnie der Reichswehr, di« bei der Feier anwesend war und sagte, er wiise, daß die Reichswehr von demselben Geiste beseelt sei, wie das alte Heer. Das oberste Gesetz bestehe in der Pflichterfüllung, getreu dem Fahneneid, der Sr. Majestät geschworen wurde. Das eine derartige Red« auf alle verfassungstreuen Staatsbürger als Herausforderung wirken mußte, war klar. Daß Herr Sixt v. Arnim persönlich dem Hause Hohenzollern !>:« Treue bewahrt, ist seine Privatsache. Daß er freilich die republikaniiche Reichswehr in aller O »eutlichkeit als taiserliche Truppe behandelt, ist eine Entgleisung, die diese Truppe sich keineswegs gefallen lassen kann. Es ist angeb lich dem Reichswehrmimsterium gegenüber vorher schriftlich versichert worden, die Frier wurde völlig unpolitisch ge staltet werden. Die Rede des Herrn Sixt v. Arnim kann man aber höchstens insofern als unpolitisch bezeichnen, als sie jeden Politischen Verständnisses bar war. Die Reichswehr wird Wert darauf legen, in aller Orffentlichkeit fcstzustel- len, daß der E d, den sie ebenso wie der Reichspräsident geschworen hat, der republikanischen Verfassung gilst Daß der Reichspräsident in die Angelegenheit hineingezogen worden ist, bleibt das Bedauerlichste an der ganzen Sache. Reichspräsident v. Hindenburg hat an dem Denkmal nach der Enthüllung (während der Rede des Generals Sixt v. Arnim war er nicht anwesend) einen Kranz nicdergelegt. Hindenburg führte auch die Präsidentenstan- darte nicht an seinem Auto und erschien in seiner Marschalc- vn^orm. Er wollte also offenbar den Privatcharakter feiner Teilnahme dokumentieren. Der Reichspräsident bleibt aber auch als Privatmann die höchste Amtsperson. Man müßte er für unglücklich halten, wenn diese höchste Amtsperson ,n e.nen Streit hineinqezogen würde, der von allen vernünftig Denkenden in Deutichland als erledigt angesehen vird. Man dar, nicht erwarten, daß Leute vom geistigen Format des Herrn General Sixt v. Arnim bei künftigen Gelegenheiten Taktlosigkeiten vermeiden, die geeignet sind, die Stellung nahme des Reichspräsidenten in einem schiefen Lichte er scheinen zu lassen. Man darf aber erwarten, daß der Reichs präsident selbst bei Gelegenheiten, wo die Gefahr vorliegt, daß politisch zweifelhafte Dinge Vorkommen, sich zurück halten wird. « Wie aus Berlin gemeldet wird, ist beim Oberreichsan walt gegen General a. D. Sixt von Arnim wegen der Rede auf dem Garnisonfriedhof Strafantrag gestellt worden. Slrafankrag gegen Oberstteulnant Düslerberg Berlin, 15. Oktober. Die „Deutsche Tageszeitung" meldet aus Halle: Wegen des von der Stahlhelmleitung Halle-Merseburg an den Innenminister Schiel« gerichteten Te.egramms, das Anschnldwungen gegen die preußische Re gierung enthält, hat der Regierungspräsident Grützner in Merseburg gegen den Verfasser de» Telegramms, Oberleut» - nant Düsterbera, Strafantrag gestellt. M MI MekWIkil M -LMM ZM ßlikMlIil Paris, 15. Oktober. Die Pariser Morgenblätter stellen fest, daß insgesamt 7 Verträge zur Unterzeichnung Kaminen wür den. 1. Der Rheinpakt, der von England. Frankreich, Deutsch land, Belgien und Italien unterzeichnet werde. 2. Schiedsge- richtsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich. 3. Schiedsgc- richtsvertrag zwischen Deutschland und Belgien. 4. Schiedsge richtsvertrag zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei, ö. Schiedsgerichtsvertrag zwischen Deutschland und Polen. 6. Garantieverträge, durch die Frankreich Polen und der Tsche choslowakei seine militärische Intervention für den Fall der Ver letzung der vorerwähnten Schiedsgerichtsverträge zusichere (?) und 7. eine Erklärung, durch die die Alliierten Deutschland die Zu sicherung über die Auslegung des Art. 16 des Völkerbundspaktes erteilen. Der Wortlaut der Schiedsgerichtsverträge zwischen Deutschland und Belgien, Deutschland und Frankreich und Deutschland und der Tschechoslowakei, der für tue drei Verträge gleichlautend sein soll, wäre nach dem „Petit Parisien" schon ge stern in einer Vollsitzung besprochen worden, wenn eine ausrei chend große Zahl von Exemplaren vorhanden gewesen wäre. Die deutsch-polnischen Verhandlungen über die Ausarbei tung des Schiedsgerichtsvertrages zwischen beiden Ländern seien am wenig st en fortgeschritten. Die französische Presse hebt hervor, datz die deutsch-polnische Aussprache einen schwie rigen Verlauf nehme. Skrzynski wollte, wie die Blätter betonen, zwei Souderbestimmungen in dem geplanten Vertrag ausnehmen, wonach die beiden Länder sich verpflichten, in keinem Falle zu einem Kriege Zuflucht zu nehmen. Die zweite Klausel zielte, wenn auch versteckt, darauf ab. zu verhindern, daß die Frage der deutsch-polnischen Grenze später wieder ausgerollt iverde. Die beiden Paragraphen seien gestern ausführlich erör tert worden. Es bestehe aber der Eindruck, daß man aus deut scher Seite nicht geneigt sei, auf sie einzugehen. Der polnische Außenminister wünschte nicht einen bloßen Schiedsgerichtsvertrag, sondern eine Art neuer Ausgabe des Rheinpaktes zu erreichen. Polen erkläre, nach dem „Matin", nicht dazu seine Zustimmung geben zu wollen, daß seine Gren zen jemals Gegenstand eines Schiedsspruches werden. Von alli ierter Seite seien aber Bestrebungen im Gange, die aus die Ab fassung einer neuen allgemeinen Formel abzielten. Die heuiige Sitzung Berlin, 15. Oktober. Wie aus Locarno gemeldet wird, ist in später Nachtstunde für heute eine Vollsitzung der Konferenz angesetzt worden, die wahrscheinlich den Westpakt endgültig zu Ende bringen werde. Der Ausfall der gestrigen Vollsitzung gab wie vorauszu sehen war zu einer Reihe von Einzelberatungen Anlaß. So sahen im Laufe des Nachmittags der Reichskanzler und der Minister Dr. Stresemann den tschechoslowakischen Außenminister Dr. Be- nesch bei sich. Weiter konferierten Staatssekretär von Schubert mit dem der italienischen Delegation angchörenden italienischen i Gesandten in Wien Bordonaro und -er britische Außenminister I Chamberlain mit Skialoja. Die Besprechungen der Juristen gast ten der Entwerfung der Westschiedsverträge. In die Arbeiten an den Ostschiedsverträgen soll erst heute eingetreten werden. NWiSl di LlittM Locarno, 15. Oktccker. Nach hier ln später Abendstunde aus Rom eingetroffenen Nachrichten trifft Mussolini heute vor mittags 11 Uhr in Locarno ein. Zur Abreise des italienischen Ministerpräsidenten Mussolini nach Locarno bemerkt das „B. T": In allen römischen Zeitun gen war bisher betont worden, daß Mussolini sich erst dann nach Locarno begeben werde, wenn ihm ein positives Ergebnis der Konferenz nicht mehr zweifelhaft erscheine. Eine Abrcise in die sem Augenblick ist daher als Symptom für die Beurteilung des nunmehr erreichten Standes der Dinge im Lager der Alliierten von Bedeutung. Die „Dossische Zeitung" äußert sich in ähnlichem Sinn«. Die Reise Dr. Kempners Zur Reise des Staatssekretär Dr. Kempner nach Berlin betont der „Berliirer Lokalanzeiger" nochmals, daß es sich ledrglich um eine Berichterstattung gehandelt habe. Dem entsprechend sei in der gestrigen Sitzung des Neichskabinetts km Anschluß an den Vortrag Dr. KempnerS irgendein for meller Beschluß nicht gefaßt worden. Die Zu- str'mmung der in Berlin weilenden Kabinettsmitglieder zu den Darlegungen des Staatssekretärs hat sich nun aus dem Verlause der Diskussion und daraus ergeben, daß kern Minister Einspruch erhoben hat. Dasselbe gelte von der Berichterstattung beim Reichspräsidenten. Das „Berliner Tageblatt", das ebenfalls hervorhebt, daß die deutsche Delegation in Locarno auch weiterhin der Zustimmung der übrigen Kaüinettsmitglicder sicher sei, graübt über die gestrige Ministerbesprechung Mitteilen zu können» daß die Stimmung durchaus dafür gewesen sei, Mit allem Nachdruck für die Durchsetzung der deut- ichen Forderungen in den sogenannten Nebenfragen ein zutreten. Dr. Kempner hat gestern abend 9 Uhr die Rückreise nach Locarno angetreten. Teilweise ist er im Flugzeug gereist. » Die „Deutsche Tageszeitung" weiß aus Locarno zu melden, datz der französische Generalsekre tär Mas. figli gestern in ähnlichem Austrage wie S:aatssekretär Dr. Kempner zur Berichterstattung nach Paris abge- relst sei. Eine Aufmerksamkeit Locarno, 15. Oktober. Der Gemeindevorstand von Minusio, in dessen Bezirk das Hotel „Esplanade" liegt, in dem die deutsche Delegation abgestiegen ist, überreichte dem Reichskanzler und Dr. Stresemann zwei herrliche Blumcnarrangemenis mit einein Be gleitschreiben. in dem zum Ausdruck gebracht wird, daß die Ge meinde von Minusio sich glücklich schätze, die deutsche Delegation als ihre Gäste im Hotel „Esplanade" zu sehen. Reichskan ler Dr. Luther und Reichsaußenminister Dr. Stresemann bedankten sich mit herzlichen Worten für diese freundliche Aufmerksamkeit. SWillS keW M i>er Me» llb Berlin, 15. Oktober. In der gestrigen Sitzung des preußi schen Landtages hielt der preußische Minister des Inneim Seve rin g eine grotzangelegte Rede, in der er sich zu den Mihtrauens- anträgen der Rechtsparteien äutzerte. Er wies zunächst die Ver leumdung zurück, daß er im Rheinland vertrauliche Besprechun gen mit der französischen Militärkommission gehabt habe zu dem Zwecke, vaterländische Organisationen auszulöscn. Auch der Vorwurf sei unberechtigt, datz die Regierung dein gewerblichen Mittelstände nicht geholfen habe, vielmehr beständen alle bisher getroffenen Hilfsmaßnahmen in dieser Richtung fort. Es sei auch unwahr, daß die Einwanderungen aus dem Osten hem mungslos zugelassen wenden. Hemmungslos sind Ausländer ge rade in der Kriegszeit von der Heeresverwaltung hereingelassen worden, und hemmungslos werden in jedem Jahre Ausländer durch Leute hereingelassen, die den Herren auf der Rechten poli tisch nahestehen. Auf Veranlassung dieser Kreise ist im vergan genen Jahre das Kontingent für die Zulassung von polnischen Landarbeitern auf 136 000 festgesetzt worden. Mit erhobe ner Stimme erklärte der Minister: „Ich mache Ihnen (nach rechts) den Vorschlag: Siedeln Sie die deutschen Arbeiter an, wie Sie cs hier bei der Eoä)e mit dem Schneidemühle! Lager empfohlen haben, und bezahlen Sie den deutschen Arbeitern an gemessene Löhne. Diejenigen wirtschaftliä)en Kreise, di« dem Neichslandbund wie der Deutschnationolen Bolkspartei nahe stehen, sind es. die für die hemmungslose Zuwanderung der pol nischen Arbeiter eintreten. (Große Unruhe uns Zurufe rechts. Lebhafte Zustimmung links.) lieber seine Haltung gegenüber den vaterländischen Verbänden erklärte der Minister, die Gerichtsverhandlungen über die Fememorde werden ein besonders trauriges Kapitel dieser Bewegung ausdecken. Ich möchte die Zn- pände des Jahres 1923, die uns an den Rand des Ab grundes gebracht haben, sich nicht wiederholen Ickssen und ö.n daher nicht in der Lage, den sogenannten vaterländischen Verbänden irgendeine Extrawurst anzüvieten. Weiterhin führte der Minister den (von uns heute au, Seite 5 wiedergegebenen) Brief des Deutschnationalen Bachem an und wandte sich gegen das Bespitzelungssystem der Dentschnationalen. Der Minister schloß: Sie (nach rechts) haben aber gar kein Recht, zu sagen, daß meine Maßnahmen vom Parteiinteresse diktiert gewesen seien. Meine ganze Tätigkeit im Staatsministerium und vorher im öffentlichen Leben ist nichts anderes gewesen, als die großen Gegensätze im deutschen Volk, die bis zum Jahre 1918 bestanden, anszugleichen. Ich habe die Hoffnung, daß meine Tätigkeit schließlich zum Erfolge führen wird. Dke Rede des Ministers wurde von den Regierungs parteien mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Die Ab- st.Mmung über die Mißtrauensanträge findet am nächsten Donnerstag statt. Nochmals d;r '' rief Cev r nys Das Schreiben des preußischen Innenministers Severin«, In dem er sich gegen das Hamburger Urteil wendet (nnr haben den Text gestern veröffentlicht), hat in der Rechtspresse begreiflicherweise Verstimmung hervorgerufen. Es ist Interessant fcstznstellen, daß erst bei dieser Gelegenheit die deutschnationale Presse Gelegenheit nimmt, Erwägungen über die Wirkung des Hamburger Urteils auf den katholischen Bolksteil anzuftellen. Als das Urteil bekannt wurde, war von dieser Seite kein Wort der Rüge zu hören. Jetzt aber, »vo man immerhin mit der Mög lichkeit von Landtagswahlen in Preußen rechnet, indet z. B. der „Berl. Lokalanz.", daß dos Hamburger Urteil „selbst verständlich bei den deutschen Katholiken lebhaftes Aergernis er regen mußte". Mit dieser späten Erkenntnis wird natürlich der Vorwurf verbunden, die Veröffentlichung de» Severing-Briefe» sei «in sozialdemokratisches Wohlmanöver. Demgegenüber darf sestgestellt werden, datz der Brief direkt nach Bekonntiverden des Urteils geschrieben worden ist, also bereit» mehre« Monat» zurückliegt. Die Derösfentlichung erfolgte in der neuesten Num mer der „Mitteilungen der rheinischen Zentrumspartei". Minister Severing steht der Veröffentlichung völlig fern. llrleilsoerkündung im Prozeß Mayer-Kat n Vresla«, 15. Oktober. In dem Prozeß gegen die Sängerin Rita Hahn und den Magistratsinspektor Mayer, der beim Bresiauec Magistrat innerhalb von fünf Jahren 477 000 Mark unterschlagen hatte, wurde gestern nachmittag folgendes Urteil gefällt: Der Angeklagte Mayer wurde wegen sthwerer Amtsunterschlagung zu drer Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenverlust. die Angeklagte Hahn wegen 'einfacher Hehlerei zu einem J.ahr Gefängnis verurteilt. Dem Angeklagten Mayer wurden sieben Monate, der Angeklagten Hahn sechs Monate Untersuchungshaft angercchnet. Sin KeUfeherprozetz Bernbnrg, 15. Oktober. In diesen Tagen wird vor dem großen Schöffengericht in Bernburg eine Verhandlung ge führt, die schon seit längerer Zeit mit großer Spannung erwartet wurde. Der Angeklagte ist der Lehrer August Drost in Bernbnrg, der bereits vor zwei Jahren seine Lehrtätigkeit an der katholischen Schule zu Bernburg ein stellen mußte und längere Zeit in Untersuchungshaft war. Drost .ist wegen Betrugs und groben Unmgs angskiagt. Der Kernpunkt der Verhandlung ist icdewalls der, daß der Angeklagte den Nachweis erbringen »nutz, in gutem Glauben gehandelt zu haben. Zu diesem Prozeß sind Pressever treter von Leipzig und Berlin zugegen. Ueber 130 Zeugen find geladen. Den Vorsitz führt der Amtsgerichtsrat Dr. Streubel. Als Sachverständige fungieren Landgcrichtsdirek- tor Dr. Hellwig aus Potsdain, Professor Dr. Hchse, Bern burg und Dr. Tischner, Müchen. Die Verteidiger des Ange klagten sind Dr. Winterberg und Rechtsanwalt Schützler, Bernbnrg. Der Angeklagte Drost erklärte bei seiner Vernehmung, jeder Vetrugsversuch habe ihm ferngeleqcn, er habe nnr »leine Tätigkeit in den Dienst der Menschheit stellen wollen» habe ein Tagebuch geführt und habe nichts Strafbares darin erblickt, daß er als Honorar Geld oder Sachlöhn« genommen habe. Aus der Zeugenvernehmung liegen zwe» inreressanre Fälle vor: Polizetlnspektnr Hildebrandt gibt an. durch einen Zufall sei er von dem Verlust seines Küchen« schlüsselS unterrichtet worden. Er glaUVt schließlich, der Schlüssel sei durch einen Handwerker wegaenommen. Ta» Medium aber behauptete, der Schlüssel sei noch in der Küche und würde nach einigen Tagen wiedergefunden wer den. Nach zwei Tagen hat Frau Hildebrandt den Schlüssel cm Ofen gefunden, und -war ln einem Schinkenpaket. Der Sachverständige Dr. Hellwig erklärte dazu, man könne nur an einen übersinnlichen Vorgang glauben, wenn das Me« d.um sten Ort des Schlüssels genau angegeben hätte, also cm Ofen in einem Paket mit einem Schinken. Nach Dr. Tischne« sprecht der Fall nicht für und nicht gegen das Hellseher». Dresdner Schlachkviehmarkl Dresden, 15. Oktober. Auftrieb: 6 Ochsen. 6 Bulle» 6 Kühe, 676 Kälber, 140 Schafe, 484 Schweine. Ueberstand: » Rinder, 1 Ochse, 1 Kuh. Geschäftsgang: Kälber, Schweine lang, sam, Schafe schlecht. Rinder Geschäft belanglos, daher ist ein« amtliche Preisnotierung nicht erfolgt. Kälber 1. —, 2. 85—83 (141), 8. 76-82 s132). 4. 66—72 (125). Schaf« 1. 56-60 tilg). 2. 42-50 (102). S. 26-35 (82). Schweine 1. 81-86 (107). 2. 88-92 (112), 3. 76—79 (103), 4. 73—75 (103). b. 65—75 (V3st «usnahmepreise über Notiz. LveNerbertchl der Dresdner Weverwarl» Mtterungsausstchte« für den 15. Oktober abends bis 1S> Oktober abends: Wolkig bis zeitweise etwas aufheiternd, ab flauende nördliche bis westlich« Winde. Flachland sehr kühl. Gez birg« Kälte. Allgemein Nachtfrostgefahr.
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