Volltext Seite (XML)
Nr. Lb. Jahrg. Sonnabend den 11. August 1917 Sächsische «-ichchlSsieüe me» NedattLenr Or«Sd«»»A. 10, Holdetnftrahe 4O Aerufprecher 21306 Possicheckkonto Leipzig Sie. 147S? Ve»ug»pr«t<> AuSaad« X mit illultr. B«tlage dicrtrltühüich In Dresden uns ganz Deutsch land srei Haus S.ttt X; m Oesterreich «c. «u»gabe » diertelsührliq » I« ^ In Dresden und gauz Deutschland frei HauS it.Slt tn Oesterreich ISO K. Einzel-Nummer I« Die Süchstsche Lolkszeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Annalimr ve» Weichsstsanzeiaen bis IO Ilhr. ton gannttenanzeigen bis 11 Udr tvri». Preis ss» die de»! Lpaitzelie it« <s. «m Nek.a- meteii «O ,s Fiir undeutlich geschriebene, lewie durch stern- tluecher nusgegebene blnzcigeu lönnen wl: die Seranl:>-°rt!ichle>, «ü> r ie Richkigkei, de« r.ztes nicht iidttt» >,»»'». « errechsiunde der Redattw»: > I—I!i Uhr dorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilag^. Vernichtungskrieg oder Ausgleichssriede Der Heilige Vater hob in seinem letzten schreiben, das er an den Kardinal-Staatssekretär Gaspari in Angelegen heit der Wiederherstellung des Staaten- und Lölkersriedens gerichtet hat, ausdrücklich hervor, das; er die kriegführenden Völker aufgefordert hätte, den gegenseitigen Vernichtungs krieg anfzugcben und den Weg eines gerechten und billigen Vergleiches zu betreten. Der Papst hebt gleichzeitig her vor, daß seine sorgenvolle Aufforderung unerhört geblieben sei und daß der Selbstmord der Völker in dem gegen wärtigen ungeheueren Weltkriege seinen Fortgang nehme. Der Heilige Vater hat die Aufforderung zu einem billigen Vergleiche zwischen den kriegsnhrenden Staaten bereits in der zweiten Halste des Jahres 1911- verlantbart. Es ist dies ein Beweis dafür, wie richtig man bereits damals ii» Vatikan die Lage der kriegführenden Mächte zu einander abgcschätzt hat und wie sehr man davon überzeugt war, datz die ungeheuere Koalition der den Mittelmächten feindlichen Staaten diese nicht niederznringen vermögen wird. Ter Weltkrieg ist ein solcher, der nicht nur das Wohl und Wehe aller Völker des Erdkreises bestimmt, er beeinflußt auch alle jene geistigen und materiellen Fak toren, die zu den Zielen und Zwecken der Kirche in inniger Beziehung stehen. In Oesterreich-Ungarn und im Deut schen Reiche ist dies wegen der geordneten Verhältnisse weniger zu bemerken als in Frankreich, Italien und ganz namentlich in Afrika und Asien, wo das gesamte Missions werk darnicderliegt. Tie Freimaurerei, die den Weltkrieg entfesselt hat, will durch das Kriegsresultat auch die katho lische Kirche treffen. Schon jetzt sind die meisten Pfarreien in Frankreich und auch in Italien fast völlig verwaist. )ie Kinder und die Jugendlichen beiderlei Geschlechtes wachsen ohne religiöse und sittliche Erziehung zuchtlos heran; sie werden in noch höherem Maße, als dies bis jetzt der Fall war, freidenkerischen und sozialdemokratischen Einflüssen zugänglich gemacht werden. Alles dies sind Momente, die den Heiligen Stuhl dazu veranlassen, eine baldige Be endigung des Weltkrieges zu wünschen, ganz abgesehen von dem hervorragenden Mitgefühle des Papstes fiir all die Millionen von leidenden Menschen, die durch den Krieg alles oder sehr vieles an irdischem und überirdischem Glücke ver loren haben. Man hat schon oft daraus hingewicsen, daß der jetzige Weltkrieg eine Art furchtbaren Läuterungsprozesscs des gesamten Menschengeschlechtes sei, woraus notwendigerweise entweder neues furchtbares Uebel für alle Völker der Erde oder aber ein geläuterter und besserer Zustand hervorgeben müsse, als es derjenige vor Kricgsbeginn war. Diese letztere Möglichkeit wäre aber nur dadurch gegeben, daß entweder die Staaten Mitteleuropas die feindliche Koalition völlig niederwerfen würden, wodurch dann die Kaiserreiche Deutschlands und Oesterreich-Ungarn in Europa und in der ganzen Welt eine läuternde Kulturarbeit leisten würden, wie sie von den germanischen christlichen Herrschern zum Be ginne des Mittelalters vollführt wurde, als diese die Trümmer des minderwertigen west- und oströmischen Kaiserreiches zu ihren Füßen hatten und gleichzeitig den Barbarenhorden des Ostens Halt geboten, oder aber dadurch, daß es zwischen den kriegführenden Staaten zu einem billigen Vergleich käme, wodurch die bisherigen Gegen sätze zwischen den kriegführenden Mächten, besonders aber den Großmächten durch wechselseitige Zugeständnisse aus der Welt geschafft würden. Dieser Grundsatz ist ein unge mein einfacher und in der Theorie völlig annehmbar, prak- lisch bietet er aber so viel Schwierigkeiten, daß keine poli- tische Partei als solche einen solchen Ausgleichsfricden durchzuführcn vermöchte. Die sozialdemokratischen Frie- densvorschläge bewegen sich völlig in dieser Richtung. Ihnen zufolge soll dadurch eine allgemeine Demokratisierung der Staaten und Völker des ganzen Erdkreiies ein solcher Aus- gleichssriede geschaffen werden. Aehnlichen Illusionen hul digt mindestens mit Worten und in amtlichen Aeußerungen der Präsident Nordamerikas, Wilson; das Betrübende an der Jache ist aber, daß die fortschreitende Demokratisierung der Völker und Staaten Europas die außenpolitischen Pro blem nicht vereinfacht, sondern nur in hohem Maße ver- wirrt. Seit der russischen Revolution, seit dem Eintritt Nordamerikas in den Weltkrieg ist die Lösung der politischen Probleme, die der künftigen Friedenskonferenz vorgelegt werden sollen, nicht vereinfacht, sondern im erheblichen Maße schwieriger geworden. Es läßt sich zwar nicht verkennen, daß der Sturz des russischen Zarismus eine militärische Sckiwächung der uns feindlichen Koalition bewirkt hat »nd die Zertrummerungspläne dieser ihre brutalste äußere Form abgelegt haben. Man darf sich aber nicht der Täuschung hingeben, daß dadurch das Fricdensproblem vereinfacht worden wäre. Die auswärtigen Aemtcr der Mittelmächte haben seit Ende vergangenen Jahres zu wiederholten Malen erklärt, Das Neueste vom Tage f -»»»» M MW KklltM AMM (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptauartier, den 11. August 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Nu PP recht: Die englischen Angriffe am gestrigen Morgen wurden von mehreren Divisionen geführt. In mehr als sim Breite zwischen Frezenberg und Hollebeke brach der Feind vor; trotz des starken Einsatzes hatte er keinen Erfolg. Zwar gelang es anfänglich dem tiefgegliedert vor stürmenden Gegner an weheren Stellen, in Misere Kamps- linie einzubrechen; doch wurde er durch schnellen Gegen stoß der Bereitschaften wieder geworfen, bei Westhoek erst nach längeren erbittertem Ringen. Der Feuerkampf steigerte sich im Küstenabschnitt und von Mercken bis Warnotonx am Abend wieder zu großer Heftigkeit; auch heute Morgen war er äußerst stark. Rächt- liche Erkundungsstöbe der Engländer bei Nieuport scheiter- ten, ebenso wie starke Teilangrisfe, die der Feind beider- seits der Bahn Boßinghe—Langemarck frühmorgens ansetzte. Nördlich von St. Quentin griffen die Franzosen mehr mals die bei Fayst von uns gewonnenen Gräben an, die bis auf einen geringen Teil sämtlich gehalten wurden. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Am Ehemin des DameS spielten sich örtliche Kämpfe bei der Roycre-Fe ab, die eine Aenderung der Lage nicht ergeben. Bei Cerny versuchte der Feind ohne besondere Feuer vorbereitung in unsere Stellung zu dringen; rascher Gegen angriff der Grabenbesatzung warf ihn zurück. Am Hochberg in der West-Champagne entrissen Teile eines hessen-nassauischen Regiments den Franzosen wichtiae Grabenstücke, die gegen starke Wiedcreroberungsversuche be hauptet wurden. Hier wurde eine größere Zahl von Ge fangenen einbehalten; auch südlich von Eorbenh, nördlich von Reims und auf dem Westufer der Maas waren Vor stöße unserer Erkunder erfolgreich. 19 feindliche Flugzeuge und zwei Fesselballons wurden abgeschossen, der größte Teil in Lnstkämpfen, die besonders in Flandern sehr zahlreich waren. Osfiziersstellvertreter Vizefeldwebel Müller errang seinen 20. und 2l. Luftsieg. Oeftltcher Kriegsschauplatz Heeresfront des G e n« r a I fe l d mar s ch a l l S Prinzen Leopold von Bayern: Nichts Neues. „Front des Generalobersten Erzherzog Joseph: Im Grenzgebirge der Moldau warfen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen den zähe sich wehrenden Feind am Elanic- und Ojtoz-Tal ostwärts zurück. Auch am Mt. Cleja und Mgr. Lasinului wurden die Rumänen von beherrschender, Höhen verdrängt. Heeresgruppe des G e n e r a lfs l d m a r s ch a l l s v. Mackensen Durch Einsatz sehr starker Kräfte, die bis zu siebenmal gegen die von uns gewonnene Susits-Stellung anstürmten, suchten Russen und Rumänen in verzweifelten Angriffen den verlorenen Boden zurückzuerobern. Jede, Stoß brach an der Front unserer tapferen Truppen zusammen. Der Kampf kostete, die Gegner ungewöhnlich schwere Blutopfer; Gewinn hat er ihnen nicht gebracht. Maz«donisch«n Front Kmr>« besonderen Ereignisse. Der «st« Ven«alquarti«moister: Ludendorfs. Tie neuen Erfolge Berlin, 10. August (Amtlich.) Rene U Boots- Erfolge im Atlantischen Ozean »nd in der Nordsee. 21 000 Bruttoregistcrtonncn. Unter den versenkten Schissen be fanden sich der italienische Dampfer „Eolo" (1679 To.) mit Kohlenladung, rin bcwassnetcr großer Dampfer, der aus Sicherung herausgcschossrn wurde, ferner ein Dampfer über 7000 Tonnen, der allem Anschein nach Munition geladen hatte. Der Chef des Admiralstabes der Marine. ttvuv >m,i Kilo ii>»<t Liüiu't.vu, «.--«-ja 2«ieltt>>»ij- YAkrMvdNUMS vov W »o lUesix» X>>k«'!«dl, simkckik» TickiG-oi--», dcwttf <Äi«r--p!snv« k daß die MilleOnächle p, ciiai,, . i.ieuvolle» Ansatz. icvS- siieden bereit seien »nd gegen eie feindlichen Staaten leine Veniiebtnngsvläne heute». Tie Worte des Papstes in dem B:iese an Cardinal Gaiv.ni können also nicki als gegen die Mittelmächte gerichtet angesehen werden: denn wir wollen leinen Vernichüinn.trieg gegen unsere Feinds führe», wol>l hat aber der briliicN Ministerpräsident Lloyck George in seiner letzten Rode ausdrücklich gefordert, D ulsch- land müsse in den: Maße geicklagen werde», daß es nie weh: einen Krieg gegen England und seine Verbündeten führen könnte, daß heißt aber mit anderen Worten nichts anderes, als den Vernicktnngsk!ieg führen zn wollen, den: Papst Benetilt XV. ausdrücklich verurteilt hat. ES wäre zur Zeit völlig venrübt, über de» Ausgang des Well krieges und dessen Einwirknna.en ans die Innenpolitik dev Staate:, und Völker des Erdkreises Betrachtungen anzu stellen. Der Welttiieg kann noch soviel neue lieber- raschnngen schassen, daß jede derartige Erörterung zwecklos wäre. Eines ist gewiß, deiß künltige Schriftsteller die Zeit vor dein Weltkriege und die lebende Gesellschaft in ähnlicher Weil Heu.teilen und verurteilen werden, wie das bezopfte Zeitalter vor der französischen Revolution gegenwärtig ge-. schichtlich cingescbätzi wi: X Der Weltkrieg Der deutsche Abrnddrricht B erIin . 10. August abends. lAinllicb. W. T. B.) Tie heule Morgen in Flundern zwischen der Bahn Aper» Routers und Hollebete verbrechenden starke» An griffe der Engländer sind g escheil e r l. Im Easinii- und Oitoz-Tal in der West-Moldau er« s o l g r e i ch e s P o rdri n g e n n » s e rer TrupPe «E Ocstcrrrichisch nngnrischrr Kriegsbericht Lien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den; lO. Augnsk 1917: O e st l i ch c r Kriegsschauplatz. Heeresfront des Generalfeldmarsch alls v. M a ck c n s c n: Nördlich von Focsani gewannen die verbündeten Trup pen nach erbittertem Ringen unter neuerlicher Abwehr schwerer russisch-'.nmänischer Gegenstöße daS Nordufer der Junta. Heeress ront des Generaloberst ErzherzoG Joseph: Beiderseits der Oitoz-Straße stießen vorgestern dis österreichisch-ungarischen und deutschen Regimenter des Generalobersten v. Rohr gegen die stark verscitauzten Stel lungen von Heerestra» vor. In zähem Angriff warfen wir gestern den Feind von den Höben südlich des genannten Ortes. Neben scltweicn blutigen Verlusten erlitt der Geg ner eine Einbuße von mebr als 1 lOO Gefangenen und !10 Maschinengewehren. Auch nördlich von Molda an der rumänische',, Bnlrica innßlen die Russen unseren anslür- meiiden Honveds zäh verteidigte Stellungen überlassen. In der Bukowina bei Solka und südöstlich von Czernowitz wurden Fortschritte erzielt. EZegenangrifse der durch Kosaken vorgetriebenen russischen Infanterie vermochten! keine Aenderung lrerbeizittübren. Front des Generalkeldmarlchalltz Prinz» n Leopold von Bauern: Bei Brody holten österreichisch-»,,gariiclx' und deut'chs Stnrintnipps 200 Gefangene auS den russischen Gräben. Italienischer Kriegsschauplatz. Bei Mori in Südtirol brachen unsere Mteilungen in die feindliche Linie ein. nahmen einen Graben in Besitz und führten einen Lftizier »nd >0 Man» als Gefangene ab. Balkan-Kriegsschauplatz. Unverändert. Der Chef des General stabe 8 Ereignisse zur See: In der Nacht vor» 9. aus den 9. August haben ungefähr 2L feindliche Flugzeuge auf Pola gegen 90 - i, '.FZ 2-' ( ,< w' Ir '' ^ 4 ?! -tri,