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Das heißt, wie die „Rhein-Westf. Zeitg." zuerst sagte: daß sich der Hansabund in den maßgebenden Kreisen der Industrie und des Gelverbes um alle Sympathie bringe. Dazu bemerkt die „Köln. Volkszeitg.": „Uebrigens darf einmal bemerkt werden, daß die Leitung des Hansabundes ein beneidenswertes Geschick besitzt, ihren Kundgebungen eine möglichst unklare und zweideutige Form zu geben. Im politischen Leben setzt man sich mit solcher Taktik aber ge wöhnlich zwischen zwei Stühle, wie es ja auch dem Hansa bunde nachgerade zu passieren scheint. Zu seiner Entschul digung mag allerdings gesagt werden, daß sein ganzes Pro gramm von einer derartigen Unklarheit ist, daß er zu einer offenen und präzisen Stellungnahme eigentlich nirgends kommen kann." Der Berliner Fortschritt trägt diesen Namen zum Hohn, denn kaum eine Gesellscl)aft ist reaktionärer als der Freisinn der Reichshauptstadt. Man erlebt dies jedesmal, wenn der Freisinn ein Landtagsmandat zu vergeben hat. Jetzt soll er einen Nachfolger für Dr. Müller-Sagan stelle» welche Manipulationen hierbei Vorkommen, sagt uns ein freisinniges Mittagsblatt in folgenden, Worten: „Es werden in den interessierten Kreisen Namen ven tiliert, an denen der objektivste Beurteiler auch nickst den leisesten -Hauch parlamentarischer Qualifikation zu ent decken vermag. Einzig die trübselige Subaltermtät der Be zirksvereinsgrößen paradiert auf den Kandidatenlisten und daneben noch einige Conditticri der weiland „Freisinnigen Volkspartei", Ritter von der allertraurigsten Gestalt, die schon seit Jahren als Feldgendarme der Parteileitung ihre Patrouillengänge durch die Parteizirkel tun, um Insub ordinationen zu unterdrücken und darüber zu rapportieren, Flachköpfe ohne natürliche Bildung und ohne Zugelerntes, eifersüchtige Hasser jedes wirklichen Talentes, das ihnen möglicherweise kurz vor dem Ziele den Weg kreuzen könnte: Von dieser Spielart hat der Linksliberalismus im Landtage schon übergenug, es ist begreiflich, daß in Wählerkreisen der leise Wunsch rege wird, die Qualität der Vertretung im Landtage etwas aufzubessern. Das ist nun aber nicht ganz leicht, und zwar aus verschiedenen Gründen. Männer von Talent betätigen sich schon lange nicht mehr am Berliner Parteileben, das sie anwidert. Tüchtige Persönlichkeiten, die bislang sich niemals an der aktiven politischen Arbeit beteiligt haben, dürften unter den gegenwärtigen Verhält nissen sich nicht finden, ihren Namen und ihre Arbeit für de» Freisinn hinzugeben. Ueberdies würden sie vorab einer peinlichen Katechisierung unterworfen werden, ob sie auch ein gut freisinnig-volksparteilichcs Herz alter Prägung habe». De»» wen» auch die beiden freisinnigen Parteichen zu einer „Fortschrittlichen Volkspartei" geeint sind, so leben doch in dem neuen Gebilde die zwei allen Seelen noch in der Brust. In Berlin gilt nur, was zum Rütli geschworen hat und der Gendarmerie gehorcht. Will man es nickst auf einen Mordskrach ankommen lassen, so darf man es gar nicht wagen, ehemalige Mitglieder der freisinnigen Ver einigung zu nennen." Bei dieser Lage der Dingo werden die Wähler „zu einer Schilderhebung gegen den Willen der Gendarmerie" anfgefordert. Aber dazu komint es nicht. Der Fortschritt verliert viel eher alle seine Mandate an die Sozialdemo kratie. — Der „polnische Kriegsschah" in Rapperöwyl. Unsere Hakatisten behaupten bekanntlich fortwährend, daß die Polen sich von Preußen losmachen und im Einvernehmen mit ihren Stammesbrüdern in Rußland und Galizien ein neues polnisches Reich auf alter Grundlage, d. h. auf den Territorien vor der ersten Teilung Polens (1772) gründen wollen. Zu diesem Zwecke hätten sie auf dem neutralen schweizerischen Gebiete, in dem Städtchen Rappen wyl, einen Kriegsschatz, mit dem sie im Ernstfälle operieren könnten. Wie viel Vermögen enthält denn der polnische JuliuSturm? Nach hakalistischen Angaben müßte man meinen, daß es sich um Millionen oder Milliarden handelt, in Wirklichkeit besitzt der Polniiche Rapperswyler Fonds: einen eisernen Fonds von 30000 Mark, ferner ein Museum, in dem sich 1000 Andenken, 6000 polnische alte Münzen, 20 000 Stiche, 8000 Photographien. 63 000 Druck achen und 18 000 Manuskripte berühmter Polen befinden. Die Verwaltung des Museums verteilte auch an 48 polnische Studenten, die Hervorragendes geleistet haben, 18 810 Kronen Stipendien. Da der „Kriegsschätz" und die Unter haltung der polnischen Sammlungen in Rapperswyl sich nicht rentieren, plant man deren Ueberführung nach Krakau oder Lemberg in Galizien. — Herr A. O. Weber und die Presse. Der Gatte der cheiualige» Frau v. Schönebeck, der satirische Schriftsteller A. O. Weber, der in seinem letzten Prozesse erklärt hat, er höbe namentlich der ostpreußischen Presse als „Beruhi gungsmittel" einige tausend Mark gezahlt, wird jetzt etwas deutlicher. Herr A. O. Weber rickstete an die „Allensteiner Zeitg." ein Schreiben, in dem er u. a. sagt: „Nachweisen kann ich Ihnen, daß leitende Redakteure sogar bares Geld in der Allensteiner Angelegenheit angenommen haben, zwar nickst von mir, aber von anderen Interessierten." Die „Allensteiner Zeitg." richtet darauf mit Neckst die katego rische Aufforderung an Weber, sofort die Namen der be stochenen Redakteure zu nennen, indem sie betont, daß durch dieses Schreiben die Rechtslage verändert sei, so daß jeder leitende Redakteur einer ostpreußisckien, insbesondere erm- ländischen Zeitung jetzt berechtigt sei, gegen Weber Klag? zu erheben. Auch Rechtsanwalt Willy Beyer meldet sich jetzt zum Worte. Er vertrat in jenem Prozesse gegen A. O. Weber, der auf Entziehung des Verfügiingsreckstcs über das Vermögen der Fran Weber hinzielt, den Beklagten. Rechts anwalt Beyer bestreitet, im Prozeß der Presse Bestechlich keit vorgeworfen zu haben. Er habe aufzuklären und glaub haft zu machen gehabt, welcl)e Beträge und zu welchem Zwecke Herr Weber in einem bestimmten Zeiträume aus gegeben Ixitte. Bezüglich eines Postens von 3000 Mark habe die Information dalun gelautet, daß dieser Betrag während deS Allensteiner Prozesses von Weber-Hause aus- gegeben sei, um Zeitungsinserate zu bezahlen. Diese In formation habe er als Rechtsanwalt pflichtgemäß dein Ge richte unterbreitet, persönliche Ansichten habe er und hatte er nickst geäußert, sondern nur über den Verbleib des Geldes berichtet und sich dabei streng an seine Information gehal ten. Näheres über die Verwendung des Geldes sei ihm nicht bekannt. Also scheint Herr A. O. Weber das ganze Geheimnis allein in seinem Busen zu bewahren. Wenn er nicht den Namen nennt, will uns scheinen, daß es sich um eine fortgesetzte Reklanie für seine „Bücher" handelt. — Ein sonderbares Urteil. Ein Fleisck-ermeister war vor dem Landgerichte Glogau angeklagt, in die Wurst schlechtes Fleisch und ganz besonders viel Wasser hinein- gearbeitet zu haben. Wie die „Berl. Morgenpost" erfährt, heißt es in der Begründung des Urteils, das auf eine Ge fängnisstrafe von vier Monaten lautete: „Bei der Abmessung der Strafe hat das Gericht in Be tracht gezogen, daß derselbe (der Schlächtermeister) ein gut gehendes, in bester Lage Glogaus belegenes Fleisch- und Wurstgeschäft hat. daß er sich auch nickst nur des Zuspruches von Kunden aus niederen Kreisen, sondern aus den besten Kreisen der Stadt erfreute, daß er aber das ihm von seinen Kunden geschenkte Vertrauen in schnödester Weise miß braucht und lediglich aus niedrigster Geivinnsucht gehandelt habe. Nur mit Rücksicht auf seine bisherige Unbescholten heit hat es daher das Gericht gegen ihn bei einer Gefäng nisstrafe von vier Monaten bewenden lassen . . ." Der Verurteilte legte Revision ein, die er daraus stützte, daß vor dem Gesetze alle gleich sind und Stan desunterschiede nickst stattfinden. Es sei deshalb ein unzu lässiger Verschärfungsgrund, wenn Gewicht darauf gelegt wird, daß die Mettwurst auch in die besten Kreise der Stadt Glogau kommen kann. Die Revision wurde allerdings ver worfen. Wir können diese Sätze nicht verstehen. Wenn ein Arbeiter bei seinen paar Groschen Einkauf betrogen wird, so halten wir dies für viel schlimmer, als wenn es lei den „besten Kreisen der Stadt" geschieht; denn dem Armen geschieht durch einen solchen Betrug ein größeres Unrecht als dem Neichen. Meint aber etwa das Gericht, daß eS für die „Kunden aus niederen Kreisen" gut genug sei, wenn sie in der Wurst Sägemehl finden? Ein solches Urteil ist tief bedauerlich. Das Justizministerium mutz hier eiligreifen und dafür sorgen, daß unsere Richter eine Ausbildung — auch des Herzens und Gemütes — erhal ten, damit sie solche Sähe nicht mehr niederschreiben. — Nur an rincr katholischen Schule, so behauptet also die „Berliner Volksztg.", wäre so etwas wie der Fall Bock möglich. Das schlägt dem Faß den Boden ein uird zwingt uns, auf ein wirkliches Gegenstück zum Falle Bock hinzu weisen, das wir seither zurückhielten, weil es unserem Empfinden widerspricht, in solchen schmutzigen Geschichten herumzustochern — Geschichten, deren wir leider im Laufe der Jahre eine ganze Anzahl durch die Zeitungen gehen sahen, ohne daß damals eine so widerliche Hetze daran ge knüpft worden wäre wie im Falle Bock. Wie uus ein Lehrer mitteilt, ist im Frühjahre 1896 von der Strafkammer in Bonn der Lehrer an der gemischten einklassigen evan gelischen Volksschule in Herchen a. d. Sieg, Robert St . . . zu 10 Jahren Zuchthaus wegen sittlicher Verfehlungen mit den ihm anvertrauten Mädchen, verurteilt worden. Das Treiben des betreffenden Lehrers war mehr als 20 Jahre möglich gewesen; traten doch in einem Falle zu gleicher Zeit Mutter und Tochter als Zeugen gegen ihn auf. Selbstver ständlich hat kein Katholik aus diesem Falle der evan gelischen Landeskirche einen Strick zu drehen versucht. — Einer so niedrigen und gemeinen Kampfesweise ist ledig lich eine Presse von dem Kaliber der Berliner Schmutz presse, die sich freisinnig zu nennen die Stirn hat, fähig. — Von amtlicher Seite wird die Meldung von der Verhaftung eines jungen deutschen Offiziers in PortSmuth wegen Spionageverdachts bestätigt, lieber die Einzelheiten wird Stillschweigen beobachtet. Oesterreich U«g«rn. — Am 5. September fand in Wien die Trauung des Ministers a. D. Dr. Geßmanu mit seiner Nichte Fräulein Johanna Hruby statt. Dr. Geßmanu ist 58 Jahre m d nun daS zweitemal verheiratet. Sein Sohn aus erster Ehe ist gegenwärtig Bankdtrektor. Die zweite Gemahlin steht im 28. Lebensjahre. Belgien. — Der Internationale Freidenkerkongrrß in Brüssel hat Redeblüten gezeitigt, an denen wohl auch die Macher „vonS Janze", die doch fast durchweg den besser gekleideten Ständen angehörea dürften, keine rechte Freude haben werden. Ein gewisser Herr Chapelier, Sozialdemokrat und Freidenker au« Siege, hob hervor, daß der Freidenker „nicht bloß gegen die Religion", sondern auch gegen den Kapitalismus auftreten müsse. Man habe gesagt, Frank reich habe jctzt die vollkommene Freiheit erlangt. Um das zu beweisen, weise man darauf hin. daß die französische Regierung ein Denkmal für Proudhon errichtet habe. Nein! Dieses Denkmal werde den Ruhm ProudhonS nicht ver- mehren. Es sei vielmehr eine Beleidigung für ihn. Proudhon habe gesagt: „Gott ist das Uebel." Aber er habe auch gesagt: „Eigentum ist Diebstahl." Und jetzt sehe man in Frankreich, daß Briand Schüler ProudhonS ins Gefängnis werfen lasse. Bei diesen Worten wird der Redner von großem Lärm unterbrochen. Dann fährt Chapelier fort: Das offizielle Frankreich sei der Verbündete Rußlands und verschaffe dem Despoten dcS Nordens Milliarden. Die Fretdenkerei müsse auch antikapttaltstisch sein oder sie werde Bankerott machen. JbiuS ans Belgien eiferte: „Ich bin Sozialdemokrat und Freidenker. Die Formel „Religion ist Privatsache" soll man endlich für immer aus unserer Partei verbannen. Diejenigen, die so sprechen, bringen ihr Leben nicht in Uebereinsti-.nmung mit den Theorien der Freidenker. Es ist sehr zu bedauern, daß es Freidenker gibt, die das freidenkende Proletariat als ihre Feinde betrachten." Ein Fräulein Altmann ouS Deutschland entschuldigt das Fernbleiben des Professors Haeckel, verliest dessen Schreiben, das dem Kongresse die besten Wünsche zum Gelingen sendet und sagte dann: „Eines der größten Hindernisse für die Emanzipierung der Geister in Deutschland ist ..." Hier zögerte Fräulein Altmann. „Hier darf man ohne Furcht sprechen", ruft ihr der Präsident Furnömont zu. Nun setzt die tapsere Dame fort: , Ist der Kaiser — ich fürchte mich nicht, selbst nicht vor dem GZängniS." Eine Amerikanerin beendet ihre Rede mit den Worten: «Weder Heer, noch Priester» uoch Gott!" — Wenigstens haben diese Leute den Mut. nach die letzten Konsequenzen aus den „L.'hren" der Freidenker zu ziehen. Frnnkreich. — Der Matin fordert die Einführung der Prügel- strafe gegen Rohest«- und GewalttätigkeitSverbrech-.n. die sich in London glänzend bewährt habe, eine strenge Hand habung der Strafrechtspflege, die gegenwärtig gegen daL gesährliche Gesindel viel zu milde ist. und das Verbot des Waffentragen», das von der Polizei und den Gerichte», nachsichtig geduldet wird. Eine an Einzelheiten genaue Zusammenstellung ergibt, daß im Juli 57 und im Augur 63 Fälle in Paris verzeichnet wurden, in denen Apachen sich deS Revolvers mit dem Erfolg bedient haben, daß Menschen getötet oder verwundet wurden. Portugal. — Anfang des Kulturkampfes. Schon bei der Re gierungsübernahme durch das Ministerium Teixeira wur den Bedenken laut, daß es ein Ministerium nach dem Muster des Nachbarn Canalejas sei. Die portugiesischen Katho liken, die sich in der letzten Zeit energisch aufrasfen und in der Nationalistenpartei alle für die christlichen Welt anschauung eintretsnden Kräfte sammeln, traten sofort in schärfste Opposition zu der Regierung. Daß sie recht hatten, geht aus den Handlungen des Ministeriums hervor. Kaum war das Resultat der Wahlen bekannt, das ihnen unter dem üblichen Druck der Regierung durch die von ihr eingesetzten Gouverneure 46 Stimmen Mehrheit in der Kammer sicherte, machte sich Texeira an die Verwirklichung seines Programms nach dem Muster Canalejas'. Ein Dekret schreibt eine Zählung der Klöster und Ordensleute vor, ihre Zahl soll verringert werden. Ein anderes Dekret ordnet eine Untersuchung über das Verhalten des Welt- klcrus bei den letzten Wahlen an. Bisher hatte sich keine Regierung um dieses Verhalten gekümmert. Da der Klerus aber in der letzten Zeit erklärt hatte, die den katholischen Idealen am nächsten stehende Partei sei die der Natio nalisten, hat er es mit der Negierung verdorben. Die Regierung kündet weiter Gesetzentwürfe über die Volks schule an, die Laiencharakter erhalten soll, ein anderer Ent wurf wird sich mit der Zivilehe befassen. Portugal steuert immer mehr ins Fahrwasser Spaniens hinein. Stnstland. — Senator Medem hat bei der Revision der Juten- dauturverhSltnisse in Omsk neue haarsträubende Mißstände aufgedeckt. Sämtliche Beamte, darunter General Lang» werden dem Gericht übergeben. Unter anderen hatten die betrügerischen Beamten ein Krondepot, das vier Millionen Mark repräsentierte, teils im Auktionswege zu Schleuder» Preisen verkauft, teils verderben lassen. AuS den deutschen Kolonie». — Der Makaanfstand in Südkamerun ist beendigt. Dank dem energischen Eingreifen des Majors Domimk. der aus Jaunde herbeigeeilt war und des stellvertretenden Chef der Dumestation, Dr. Roesner, ist Schlimmes ver hütet worden, wie aus folgendem, -er „Tägl. Rundschau" vom Schauplätze der Unruhen zugegangenen Berichte deut lich hervorgeht: „Major Dominik traf am 5. Juli ein rM erbat sich den Besuch der Kaufleute vom oberen Njong und Abong-Mbang am 6. Juli vormittags auf der Station. Er führte aus, daß der Makaanfstand eine längst vorbereitete und wohl erwogene Sache gewesen lei. Die Haupturheber sollen die Omwanghäuptlinge Mgcllemanduka, Oundi, Oköng. Mwommo. Ngellekamba, Tollo und andere sein. Die Ur sache der Unzufriedenheit führt Major Dominik auf die allzu große Inanspruchnahme der Makas für Wegebau (20 Meter breit), Wegercinigung, Brückenbau mrd Ver- pfleguiigsliefernng zurück (an die Station Dume) und auf den Umstand, daß die Leute außerdem auch noch zur Steuer zahlung herangezogen worden sind. Ferner wäre den gro ßen Häuptlingen jeder Einfluß genommen, und jedem klei nen Headman und Kukuma wäre seitens des Chefs der Dumestation, Oberleutnant Schippen, durch Ausstellung eines sogenannten Gevernorbook dasselbe Ansehen gegeben, wie den großen Omwanghäuptlingen. Das hätten diese aber, die sich das Land früher unterworfen, sich nicht ge fallen lassen wollen. Als Hauptmoment käme noch die bis herige wenig energische und nachgiebige Haltung der Sta tion den Makas gegenüber in Betracht. Gerade in einen« solchen Bezirke müsse eine starke energisch geleitete Station sein. Major Dominik fügte noch hinzu, daß der Stations- chef sich wohl diese Vorkommnisse werde zur Lehre dienen lassen." Man sieht also wieder, daß die Zwangsarbeit zur Ne- polution geführt hat. Der Reichstag wird hierüber ein ernstes Wort zu sagen haben. Ans Stadt und Land. Dresden, den 7. September 1910. X Streiks und Aussperrungen im Königreiche Sach sen. Die Zahl der Streiks und Aussperrungen im König reiche Sachsen während der letzten zehn Jahre unterlag fort währenden Schwankungen. Im Jahre 1900 betrug die Zahl der begonnenen Streiks 102 mit 12 435 streikenden Arbei tern, 1901 91 Streiks mit 4160 Arbeitern. 1902 119 Streiks mit 4133 Arbeitern, 1903 165 Streiks mit 12 459 Arbeitern, 1904 237 Streiks mit 14 015 Arbeitern, 1905 284 Streiks mit 21 466 Arbeitern 1906 317 Streiks mit 24 250 Arbei tern. 1907 239 Streiks mit 17 082 Arbeitern. 1908 152 Streiks mit 6335 Arbeitern und 1909 218 Streiks mit 10 606 Arbeitern. Die Streikenden des Jahres 1909 hatten bei 54 Streiks vollen, bei 94 Streiks teilweisen und bei 72 Streiks keinen Erfolg. Das Baugewerbe hat die meiste» Streiks aufzuweisen. Unter diese Geiverbeart fallen für das Jahr 1909 130 begonnene und 132 beendete Streiks. Die Zahl der betreffenden Betriebe im Baugewerbe beläuft sich 1909 auf 344 mit 7130 streikenden Personen und 333 gezwungen feiernden Arbeitern. Die Streikenden im Bau-