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Drittes Blatt Sächsische Bolkszeitung vom 27. August 18Q Nr. 195 Vermischte». v Ein Radium in st itut wurde in London vor einigen Tagen eröffnet. Es verdankt sein Entstehen der Initiative des verstorbenen Königs Eduard und der Groß herzigkeit von Lord Jveagh und Sir Ernest Cassel. Es ist dies das erste Institut, das einzig und allein für den Zweck, Krankheiten durch Radium zu heilen, gebaut wurde. Auch besitzt es einen größeren Vorrat an Radium als irgend ein anderes Institut der Welt. v Die Firma Krupp hat kürzlich bei einer Ge- fchützlieferung an das Deutsche Reich das fünfzigtausendste Geschütz abgeliefert. Alfred Krupp, der Begründer deS Werkes, lieferte vor 64 Jahren, im Juli 1847, das erste Geschütz nach Berlin, es war ein gezogener Dreipfllnder und Vorderlader. v Eine Zählung der Hof- und Staats- bibliothek ist in München nach 70 Jahren zum ersten Male erfolgt. Sie ergab einen Gesamtbestand von 1 150 000 Bänden, darunter 49100 Handschriften, 64 808 Druck schriften über Bayern, 11121 Werken über Kunst und 4966 Werken der chinesischen Bibliothek. v Das Infanterieregiment Nr. 86 aus Iglo in Ungarn machte dieser Tage auf einer Lichtung Schießübungen. Plötzlich kam ein durch die Schüsse wild gewordener Rehbock auf eine größere Gruppe Soldaten zu, an deren Spitze Oberst Oskar Bolbieri stand. Der Bock rannte mit solcher Stärke gegen den Offizier, daß dieser einen Rippenbruch und schwere innere Verletzungen erlitt. Der Kranke wurde ins Spital gebracht. Der Rehbock entkam. v Bei einer Untersuchung der Frei heitsstatue im Neuyorker Hafen hat sich herausgestellt, daß sich in den Bronzeplatten, aus denen sie gebildet ist. etwa fünfzig Löcher befinden, doch erklären die Experten, daß sie immerhin noch 100 Jahrs erhalten bleiben könne. Herrenlose Erbschaften. nufere Redaktion macht unseren Abonnenten nLhere Mitteilungen gegen Ein sendungdon SO Ps. in Marken sür entstehende Porto- und Schrelbkoste». Allen Auslagen ist die vorstehende Nummer beizusügen. 79. Zirka 8000 Mark liegen bereit für Nachkommen und Anverwandte des am 14. September 1910 zu Elmshorn verstorbenen Rentners Johann Hinrich Siegfried. Er war verheiratet mi: einer geborenen Katharina Köhncke. 80. Eine Erbschaft liegt bereit für Anverwandte der im Jahre 1835 zu Althausen bei Kulm in Westpreußen ge borenen. am 29. März >910 zu Schweidnitz verstorbenen Fran Joscphine Steinke Sie war die Tochter der zu Alti-au en vohnhaft ge.rx'j-.-nen Bcsitzcrsleute Johann und Marin Lewa ndow Ski. Die Josephine Steinke war dreimal verheiratet. Der erste Ehmiann ist unbekannt , der zwe:rs war der zu Lebehuke bei Deutsch-Krone verstorbene Schmidermsisicr Theodor Reh dein. 81. 300 bis 400 Mark liegen bereit sür Nachkommen und Anvecwai.kte der am 18. September 1910 zu Schiff- mühle bei Freienwalde an der Oder verstorbenen Witwe des Pensionärs Ernst Klos. Sie war eine geborene Marie F l o r i n. 82. Eine Erbschaft liegt bereit für Anverwandte der am 16. Mai 1909 zu Breslau verstorbenen Modistin Klara Schöbe!. 83. Zirka 130 Mark liegen bereit für Anverwandte der am 27. August 1844 zu Steinort (früherer Name: Stru- iniany) geborenen, am 23. November 1908 ebenda ledig verstorbenen Karoline Rau Hut. 84. Eine Erbschaft liegt bereit für Anverwandte der am 17. April 1911 zu Breslau ledig verstorbenen Rentnerin Henriette Sprengel. Schramm § kchlermever, vresäen i-anlikausZts. 27 LsvZtk. 18 lMliktsrlioIsl) piknsisoks 8tn. 2 » von 4 l'Ig. SN. oo Lorken Ligsrren 212 ZOO Sorten Lixaretten. W kaucktabake Aa dtlHAssIv» i vlieslütrer Siablquell - - gegen: Blutarmut, Bleichsucht» Darmleid,«, Blutunre1n1«kett<«, Hrrzletde«, rheu matische uud nervöse Störunge» ist ein I. 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Vergolde»». «Larl L^inxkeß » DreSde«, Wrilerzasst 4 « so — 62 — „Wozu?" ruft sie mit bei ihr ganz ungewohnter Schärfe. „Ich möchte wissen, wie er aus deinem Munde klingt, Tarne." Sofort ihre Schroffheit bereuend, zieht Sigrid das gesenkte Köpfchen rhrer Nichte an ihre Vrust'nnd streichelt liebevoll das goldblonde Haar. Und ganz von selbst kommt es zu der gewünschten Aussprache. Die Angst deS armen Mädchens, ob Erik etwas von ihrer Neigung zu ihm ahne, ist groß. Doch die Tante sucht sie über diesen Punkt zu beruhigen. Nun beginnt Sigrid, zart und rücksichtsvoll den Seclenzustand ihrer ö'ichte auszuforscl-en . . . Ob Jngeborg eS nicht für unwürdig halte, ein Gefühl zu nähren, daS der Verheimlichung bedürfe? Ja; aber trotzdem könne sie incht anders, als ihn lieben ... Ob sie annehmc, daß Herr Niels ihre törichte Neigung er- widere? Nein, das glaube sie nicht ... Ob diese Erkenntnis sie unglücklich mache? Nicht gerade unglücklich, höchstens traurig ... Ob sie den Gedanken lrürde ertragen. Herrn Niels mit einer anderen verheiratet zu wissen? O ja: r -enn diese Heirat ihn glücklich mache! ... Ob sie ihm für immer würde Lebewo.il sagen können? Gewiß: wenn es sein Glück gelte! . . . So, Schritt für Schritt, Jngeborgs Kopf an ihre Brust gelehnt und mit ihren Lippen zärtlich, gleich einem Hauch, die kindlich runden Wangen streifend, jedes Wort wohl überlegend, damit es ja nicht verletze — so, ge heiligt durch die Kraft reinster Menschenliebe, bereitet die vortreffliche Frau das arme, weltunerfahrcne Kind auf sein Leid vor . . . Sie schließt mit -er Mitteilung, Herr Niels habe seine Stellung bei ihnen gekündigt und werde schon in den nächsten Tagen Schloß Sandsgaard verlassen, um sich in Christiania zu — verheiraten. Jngeborgs frische Wangen sind jäh erblichen: auch seufzte sie einmal tief auf. Doch der von Sigrid so sehr gefürchtete Schmcrzensausbruch bleibt aus. „Ich möchte ihn noch einmal sehen, Tante." sagt sie mit unnatürlich ruhiger Stimme. Nichts weiter. Diese Ruhe und scheinbare Teilnahmslosigkeit halten den ganzen Tag über an. Auch, als Jngeborg beim Mittagessen Erik gegenüber sitzt. Sic spricht wenig, benimnrt sich jedoch natürlich und ungezwungen. Ettvas früher als sonst hebt Sigrid die Tafel auf. Mit leichtem Erröten, aber völlig gefaßt, hält Jngeborg Erik ihre kleine Hand hin. „Tante teilte mir mit, daß Sie uns in den nächsten Tagen verlassen wollen, um sich zu verheiraten. Ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen und wünsche . . . wünsche, daß Sie recht glücklich »verden mögen. Leben Sie wohl. Herr Niels l" Leise, aber klar und ruhig kommen die Worte von ihren Lippen; keine Muskel ihres Atttlitze» verrät irgend welche Erregung. Langsam schreitet sie zur Tür hinaus, durch die Halle, die Treppe hinauf, in ihr Zimmer. Vor ihrem Bett sinkt sie in die Knie. Sie versucht zu beten — jedoch nicht das kleinste Gebet fällt ihr ein. Sie birgt den Kopf in die Kissen — aber kein Laut wird hörbar. Immer noch diese unheimliche starre Ruhe. — 49 — „Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein, mein Nichterscheinen beim heutigen Abendessen und entschuldigen Sie es Fräulein Jngeborg gegen über mit Unpäßlichkeit. Ich fühle mich tief bedrückt und wäre Ihnen für eine baldige Unterredung unter vier Augen dankbar. Ihr usw." Nicht aus Feigheit will er den Damen heute abend fern bleiben. Aber erstens fürchtet er, durch seine Anwesenheit Jngeborgs ohnehin noch erregtes Gemüt aufs neue zu beunruhigen, und zweitens hofft er, Fräulein Arnoldsen werde vielleicht in der Zwischenzeit von der unglückseligen Neigung ihrer Nichte durch eine Andeutung aus deren eigenem Munde Kenntnis erhalten. Denn es widerstrebt seineni Zartgefühl, vor die edle Frau hinzutreten mit der brüsken Meldung: „Ihre Nichte, der Sie so innig zugetan sind, hat sich in mich verliebtl Ziehen Sie die Konsequenzen!" — Der Abend verläuft für die drei Damen überaus langweilig. Man hat sich schon so sehr an Erik Niels' Anwesenheit gewöhnt — an sein frisches Ge sicht, seine anregende Unterhaltung, sein heiteres Lachen, daß er allen fehlt. Jngeborg zieht sich bald nach dem Abendessen zurück. Eine Weile darnach verschwindet auch Madame Worse in ihren Gemächern. Sigrid bleibt allein im Wohnzimmer. Wie mechanisch nimmt sie ein Buch zur Hand und setzt sich an den Kamin, um zu lesen. Doch sie vermag es nicht, ihre Gedanken auf die Lektüre zu konzentrieren: sie fühlt sich durch daS Geheimnis, das über ihrer Nichte und dem Zeichenlehrer schwebt, beunruhigt. Kurz entschlossen, schickt sie einen Diener zu Erik Niels; sie sei allein und bereit, ihn — wie er es wünschte — „unter vier Augen" zu sprechen. Erik ist auf diese Unterredung vorbereitet. Trotzdem klopft ihm das Herz, als er jetzt langsam die Treppe herunter schreitet. Er versucht, die ganze Situation in für ihn günstigerem Licht anzusehen: vielleicht beschleunigt sie sogar seine Vermählung mit Gerda! . . . Vergebenes Bemühen! Seine Stimmung bleibt eine gedrückte. Die Unterredung mit der Herrin von Schloß Sandsgaard ist für beide Teile eine überaus peinliche. So zart wie irgend möglich, erzählt Erik von dem eigentümlichen Resultat seines heutigen Zusammenseins niit seiner Schülerin, deutet er ihr unseliges Bekenntnis an, indem er versucht, es als den Ausfluß einer ihrer momentanen firen Ideen darzustellen. In Sigrids Antlitz wechseln peinliche Ueberraschung mit tiefer Er schütterung. Einmal, als Erik, eine Antwort erwartend, in seinen Mit teilungen inne hält, bedeutet sie ihm durch eine stuinme Geste, fortzufahren. „Schrecklich!" murmelt sie endlich, wie zu sich selbst, indem es um ihren feinen Mund zuckt, als wolle sie in Tränen ausbrechen. „Nicht so schrecklich, wie Sie denken, gnädiges Fräulein!" sucht Erik zu beruhigen. „Fräulein Jngeborg liebt mich nicht: sie bildet sich nur ein. mich zu lieben. Sie wird Liese fixe Idee ebenso vergessen, wie sie andere ver gessen hat!" Einen Monrent ruhen Sigrids Augen forsck-end auf dem jungen Mann. Dann reicht sic ihm herzlich die Hand. »Helden der Pflicht." , ^ 13 ^