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Sächsische Volkszeitung : 10.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190407101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040710
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-07
- Tag 1904-07-10
-
Monat
1904-07
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.07.1904
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herum, wieder aufzubauen, was in sechs und mehr Jahren verwüstet worden ist." — Garnisonsliteratur. Ter frühere Leutnant Bilse hält sich derzeit in London auf und erzählt dort allerlei iibcr die deutsche Armee, die in erster Linie die englische nicht lei den könne, und daß, wenn die beiden Heere einmal imKampf zusammen kommen sollten, jeder deutsche Soldat mit einer besonderen persönlichen Feindschaft und einem besonderen Haß auf seinen englischen Gegner losgehcn werde. Tie Ursache dieses Hasses liege darin, daß ein englisches Regi ment nach dem Krüger-Telegramm das Bild des Kaisers hcruntergerissen lind mit Füßen getreten habe. Das werde man nicht vergessen haben, wenn die beiden Armeen einmal zusammenkommen sollten. Allerdings werde das wohl nicht geschehen, solange der gegenwärtige Kaiser am Leben sei, denn er sei ein aufrichtiger Freund Englands. — Bilse zeigt sich hier als ein wichtigtnender Großsprecher: was er hier über die deutschen Soldaten zusammengcsagt hat, ist durch aus richtig. Sympathie für England haben diese nicht, aber ebensowenig Haß! Die Franzosen werden bitter gestraft für ihre Schadenfreude des Romans „Ans einer kleinen Garnison". Als dieses Werk erschienen war, konnte sich die französische Presse kaum mehr fassen vor Jubel: ein Sieg über das deutsche Heer hätte nicht mehr gefeiert werden können als das Sndelwerk eines deutschen Offiziers, das sofort von manchen Verlegern ins Französische überseht worden ist. Aber damit wurden sehr böse Geschichten an geregt: denn seit jener Zeit sind nun eine ganze Anzahl französischer Garnisonsromanc erschienen, die weit schlim- mere sind als Bilses Roman: in diesen wird eine Eiter- beule nach der andereil am französischen Heere anfgedcckt. Jetzt sind die französischen Blätter mäuschenstille: sie haben vor der eigenen Türe zn kehren. Oesterreich- Ungarn. — Im ungarischen Abgeordnetenhaus erklärte Minister- Präsident Graf Tisza. es sei ein Jrrtnm anznnehmen, daß nur zwei Wege möglich seien, entweder einen Ausgleich auf parlamentarischem Wege abznschließen oder mit Hilfe des österreichischen Paragraphen 11 einen Abschluß zn be wirken. Es seien nämlich nicht nur diese beiden Möglich keiten vorhanden, sondern es gäbe hundert andere Wege, um zn einem Ergebnis zn gelangen. Ter Regierung liege gegenwärtig die Pflicht ob. die Bewegungsfreiheit des Ab geordnetenhauses und einer etwaigen künftigen Negierung nicht zn beschränken, weil infolgedessen jene Politische Macht verloren gehen würde, die den ungarischen Faktoren im Zeitpunkt der Entscheidung über diese bedeutenden Fragen zustehen müsse. — Das Frauknwahlrccht. Ter Verwaltnngsgerichtshof hat im Gegensätze zn seiner bisherigen Anschauung eine für die Frauen Oesterreichs sensationelle Entscheidung ge fällt. durch welche allen Lehrerinnen mit einem Male das Gemeindewahlrecht Anerkannt wird. In den österreichischen Gemeindegesetzen ist das Wählen für den 11. Wahlkörper allen definitiv angestellten „Lehrern" der Volks- und Bürgerschulen zngestanden, und sowohl Gemeinden als Verwaltungsgerichtshof hielten sich bisher an das die weib lichen Lehrkräfte ausschließende Wort „Lehrer". Der Gerichtshof aber entschied anläßlich einer Reklamation, daß das Gesetz, zu dessen Entstehnngszeit das Institut der weib lichen Lehrkräfte noch nicht bestand, allen Lehrpersonen das Wahlrecht verleiheil wollte, nicht bloß jenen männlichen Geschlechtes. Nach dieser Entscheidung genießen nunmehr die österreichischen Lehrerinnen überall das Gemeinde wahlrecht. Frankreich. — Für die Abschaffung des kongrcganistischen Unter richts hat Eombes auch im Senat eine willfährige Mehr heit gefunden. Das ist eine für das katholische Frankreich tief beschämende Erscheinung. Sobald das Gesetz sanktioniert ist, wird Eombes in der Lage sein, weitere I2<»0 kongre- ganistische Schulen zu schließen. Und was dann? Wird die Regierung auch nur annähernd gleichwertigen Ersatz schaffen? Nie und nimmermehr! Doch hat sie damit ihren: infernalischen Haß gegen Positives Ehristentmn und Glauben wieder einmal die Zügel schießen lassen können, und das genügt, um selbst die ehrwürdigsten, bewährtesten kongre- ganistischen Schulen dem Untergange preiszugeben. — Eii: Erlaß, der die Schließung der kongreganistischcn Schulniederlassungen anordnet, wird am 10. d. M. publiziert. Das Gesetz wird unverzüglich gegen die kongreganistischen Niederlassungen in den Gemeinden ansgeführt werden, wo Laienanstalten sie ersetzen können. — Die Kartäuser-Affäre. Der Berichterstatter der Kommission. Eolin, wird jedenfalls seinen Bericht bereits übermorgen vorlegen. Der Bericht soll folgende Schluß erklärungen enthalten: I. Die Feststellung, daß die Unter suchungen die vollständige Ehrlichkeit des Ministerpräsidenten und seines Sohnes ergeben haben und daß Mascnraud in ganz unbegründeter Weise in diese Angelegenheit hinein« gezogen wurde. 2. Das Bedauern darüber, daß der Minister präsident in der Sitzung von: 10. Juni von einem Be- stechungsvcrsuch gesprochen habe, während ein solcher nie mals vorgekommen sei. (Warum hat aber Eombes von einem solchen gesprochen?!» 0. Das Bedauern über gewisse Unregelmäßigkeiten im gerichtlichen Verfahren (Nichtverfol gung des Korruptions-Versuchers?), die durch die Unter suchung zutage getreten sind. Der Bericht, der das steno graphische Protokoll sämtlicher Zeugenaussagen enthält, wird Dienstag in der Kammer verhandelt werden. — In der Deputiertenkammer legte Eollin den Bericht über die Untersuchung in der Kartäuser-Angelegenheit vor. Ferdinand Buisson bringt ein Amendement ein. welches dahin geht, die französischen Schulen der Kongreganisten im Auslande und in den Kolonien aufzuheben. In dem Motivenbericht heißt cs, daß die Unterhaltung solcher Schulen ein Zeichen der Unterwürfigkeit sei. (Heftige Proteste auf der Rechten und Tumult.» Der Präsident ist gezwungen, die Sitzung zu unterbrechen. Rom. — Der „Petit Parisien" berichtet über eine Unter redung. die Msgr. Mugabure, der Koadjutor des römisch- katholischen Bischofs in Tokio, mit dem Papste gehabt hat. PiuS X. soll dabei das Gerücht bestätigt haben, daß er wenige Tage vor Ausbruch des Krieges alles getan habe. um den Zaren zu veranlassen, im Sinne der Haag-Kon- ferenz den Frieden zu erhalten. Der Zar antwortete dar- auf höflich, aber in Ausdrücken, die erkennen ließen, daß der Krieg als unvermeidlich betrachtet wurde. Mugabure konnte dem Papste erzählen, daß der Katholizismus seit dem Jahre 1891. d. h. seit der Errichtung eines Bischofs sitzes in Tokio, befriedigende Fortschritte gemacht habe. Japan zähle augenblicklich 90 000 Katholiken, von denen 10 000 in der Hauptstadt wohnen. Die japanische Negie rung zeige sich äußerst tolerant lind habe die Errichtung eines Priesterseminars für Eingeborene in Nagasaki gestattet. Mugabure ist der Ansicht, daß die besseren Klassen der Japaner immer mehr dem Christentum zuneigcu. Der Papst beauftragte Mugabure, dem Mikado für die große Toleranz, die er den Katholiken gegenüber an den Tag lege, seinen Dank auszusprechen, und versprach außerdem, daß der Bischofssitz von Tokio demnächst in einen Erz- bischofssitz umgewandelt werden solle. Ostindien. — lieber die Kämpfe der holländische» Truppen >nf den Snnda-Jnseln wird aus Batavia, der Hauptstadt von Sumatra, 5. Juli, ergänzend zu unserem gestrigen Bericht telegraphiert, daß die fliegende Kolonne des Obersten van Daten nach heißen Kämpfen größere Erfolge im Anf- standSgcbiete in Atschin errang. An: 20. Juni erstürmte die Kolonne den befestigten Ort Likat und vernichtete die Besatzung, welche sich samt den Frauen und Kindern unter Anfeuerung durch die Priester fanatisch verteidigte. Am 22. Juni wurde die Befestigung vor Langkatbars erstürmt. Die Feinde machten mehrere Ausfälle mit ihren eigenartigen Hiebwaffen, welche erfolgreich zurückgewiesen wurden. Der Kampf endete mit der Einnahme der befestigten Stellung. Infolge der schweren Schlappen der Atschinesen unterwerfen sich jetzt die Häuptlinge und die Bevölkerung kehrt in die Wohnorte zurück. Ueberall Krieg! Aus Stadt und Land. lMittoiluii^eu nu-S »»serc-in Lc'c-rlrcili- mit S!miu'»-?scnig>nm für dic-se Rubrik sind vor Redaktion nUczeil willkommen. Der Raine des Einsenders bleibt («ekeimniS der Redaktion. Anonyme ^lischrislen müssen »»berücksichtigt bleiben.) Dresden, den 9. Jnli 1904. —* König Georg wird nächsten Sonntag über München- Salzburg, abends 0 Uhr. in Lend eintrefsen. Von da wird sich der König nicht auf der steil ansteigenden Bergchanssce, sondern durch das Tal nach Bad Gastein in einer Privat- cguipage begeben. — An: 12. d. M. wird auch die Prinzessin Mathilde in Gastein eintrefsen und im „Kaiserhof" Wohnung nehmeil. Für die Fürstlichkeiten und deren Gefolge ist die ganze erste Etage des Hotels, bestehend aus 18 Zimmern, reserviert. Der König wird die Thermalbäder gebrauchen; sein Aufenthalt in Gastein dürfte drei bis vier Wochen dauern. Die Appartements des Königs bestehen aus einem Arbeitszimmer, einem Empfangs-, einen: Konversationssalon und einem Schlafzimmer. —* Die Bezahlung derDresdner Armen ärzte ist vom Rate neu geregelt, auch ist einen: Armen- arzte gekündigt worden. Der ärztliche Bezirksvercin Dresden-Stadt beschloß deshalb, die Neuordnung als einen neuen Vertrag anznschen. welcher der Begutachtung des Bezirksvereins unterliege, dieses Gutachten aber dahin ab- zugeben, daß die angebotencn Sätze zu niedrig seien, auch die Kündigung als ungerechtfertigt zu bezeichnen. —* Am nächsten Mittwoch findet eine große Garten beleuchtung statt, wie sie in solchen: Umfange in diesen: Jahre in: städtischen AnLstellnngspalast noch nicht zn sehen gewesen ist. Eü werden große Kosten aufgewendet. um Park und Gebäude in ein Lichtincer zn tauchen. Jllumi> nationslämpchen werden sich an den Wegrändern und ans den Gebäudesimsen hinziehen. Dazu spielen die Rheinischen Husaren Nr. 9 aus Straßburg, deren Kapelle unter der Leitung des Stabstrompeters Haas-Tinnning eine» großen Ruf genießt. Die Rheinischen Husaren führen die ganze kommende Woche von Montag bis Sonntag die Konzerte in: Ausstellungspark aus. —* In: Zoologischen Garten beginnt an: Sonntag, den 10. Jnli die Schaustellung der Karl Hagen- beckschcn Elefantemnntter mit ihren: „Baby". Die Aus stellung ist für Dresden neu und hat überall großes Interesse erweckt. Die Tiere sind unter Obhut eines Indiers in: Winterhause untergebracht. —* Radrennen zu Dresden. Von neuen: rüstet sich die Leitung der Dresdner Radrennbahn für Sonntag, den 17. Juli, zu einen: Nennen mit Motorführung aller ersten Ranges. Ter „Große Preis von Dresden" wurde immer mit hohen Preisen dotiert; diesmal sind für 00« >0 Mk. Preise ansgcschneben worden. —* Kanin sind noch die Klagen über die lange Trockenheit des vorigen Monates verstummt, da beginnen sie auch schon wieder von neuem. Die Regentage haben nur wenig von dem Schaden gut geinacht, den die Dürre verursacht hat. und nun ist schon wieder geraume Zeit vor bei. seit die letzten Tropfen von: Himmel gefallen sind. Das Getreide steht gebleicht und trocken auf den: Halm, die Futterwiesen sind zun: großen Teil vertrocknet, und Kraut und Rüben bleiben in: Wachstun: zurück. Und je länger die Hitze dauert, desto lauter werden die Klagen. Hoffentlich machen die Wolke», die so oft drohend an: Horizont nuftauchen. recht bald Ernst. —* In der Piano forte Fabrik von I. Knhse, Schandauer-Straße 08. wurde an: gestrigen Vormittag ein junger, unverheirateter Mann derartig von der Maschine zermalmt, daß dieser tot liege:: blieb. Meisten. Zun: Schulvorstande wurden gewählt die Herren Oberpostassistent Berger. Bahnbeaintcr Brunn, Kaufmann Erdtel, Tischlermeister Gründel und Schuh« machermeister Welzel. Außerdem werden den: Schul vorstande in der neuen Periode augchören die Herren Pfarrer Boden bürg und Oberlehrer Schönfelder wie die Herren Stadtverordneten Domschke und Fischer. Gerichtssaal. II. Landgericht. Vor der dritten Strafkammer dcS Landgerichtes hatten sich wegen Betruges zn verantworten Frau Mila Höffert, ged. Wehle, Witwe des früheren hiesigen Hofphoto graphen Hössert. Pragerstraße, geboren I N45 in Burgk bei Bautzen und deren Solu: Paul Ludwig Höffert, Techniker und Photograph, Leutnant der Landwehr l. Aufgebots. ES wurde über die Firma nach dem Tode des Mannes am 27. April 1903 das Konkurs verfahren eröffnet Die Forderungen beliefen sich aufMillionen. Der Konkurs ist noch nicht beendet und dürften d:e Gläubiger höchstens 4—5 Prozent erhalten Es wurde darauf infolge un gesetzlicher Manipulationen von der Staatsanwaltschaft die An klage wegen Betrugs erhoben. Die enorme Verschuldung soll durch ihren Ehegatten herbeigeführ: worden sein, welcher ohne ihr Wissen eine zweite Ehe 19 Jahre lang nü: einer Dame unter- halren ha:, die er als 15jähriges Mädchen an der Riviera kennen gelernt und in Amerika geheiratet haben soll. Dieselbe soll sich nach Entdeckung seiner ersten Ehe erschossen haben. Das Geschäft Hane Filialen :n Leipzig, Berlin. Breslau, Hannover, Magdeburg, Hamburg. München und Köln und verursachten dieselben ebenfalls einen kolossalen Kostenaufwand. Tic zu deckenden Zinsen der immermehr angewachsenen Schuldenlast sollen sich in der letzten Zeit auf lOOvOO Mk pro Jahr beziffert haben. Außerdem war die Geschäfts- und Büchenührnng eine sehr mangelhafte, sodas; der Zusammenbruch unvermeidlich war. Tie Anklage lautet weiter dahin, das; sic eine Anzahl von Privatpersonen durch unwahre An gaben zu Darlehen bis zu 20N00N Mk. veranlaßt habe, und auch ihr Sohn zwei Personen über lOttNOO Pik. betrogen haben soll. Die Geschädigten wurden durch das Renommee der Firma ge blendet und traten teilweise als stille Teilhaber der Firma bei, und beträgt die Summe, um welche dieselben sowie die übrigen Per sonen definitiv geschädigt wurden, rund 137 00» Mk. Tie Ver handlung. welche auf 2 Tage anberaunu nt, ist bei Redaktions schluß noch nicht beendet. II. Schwurgericht. Unter der Anklage des Meineides, sowie teilweise» Anstiflung und Verleitung dazu standen der Former Moritz Albin Heerrich aus Banda, Schuhmacher Heinrich August Oswald Lickcfell aus Banncivig und Schlosser Mar Rud. Schuster aus Dresden vor dem Schwurgericht. Das Urteil lautet: Lickefett wegen Meineides 1 Jahr Gefängnis unter Anrechnung der Unter suchungshaft, 5 Jahre Ehrenrechisverlusi, Heerrich wegen Meineids, Anstiftung und Verleitung dazu 5 Jahre Zuchthaus, l» Jahre Ehrcnrcchtsvcrlust, Schuster wegen Meineids 3 Jahre Zuchthaus, 1» Jahr» Ehrenrechlsverlnst. Der Angeklagte Heerrich benahm sich bei der Vernehmung des Urteils derart renitent, daß derselbe geschlossen werden mußte. — Es Halle sich ferner wegen Zeugen- ineineideS der Maurer Robert Schreibclmeicr aus Lommatzsch zu verantworten. In der Verhandlung wurde Schreibelmeier als nichtschuldig befunden und freigesprochcn. — In der weiteren Ver handlung standen die ledige Arbeiterin Anna Emilie Lippmann auS Niedcrpöbel und der Buchbinder und Photograph Immanuel Christian »Rosig ans Lößnitz, des Verbrechens wider das keimende Leben angeklagt. Der Angeklagte wurde in 3 Fällen für schuldig befunden und zu 3 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren EhrenrechtS- verlust, die Angeklagte jedoch zu 1 Jahr «> Monaten Gefängnis, unter Anrechnung von 2 Monaten Untersuchungshaft verurteilt. B erli n. In den: großen Betrugsprozeß iil das Urteil gegen Professor Meyer und Frau gefällt, und lautet gegen den Angeklagten auf 2 Jahre und gegen seine Frau auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis. Vermischtes. V W elches war die b l II t i g st e Schlacht des 19. Jahr h u n derts? Tie absolut blutigste Schlacht, das heißt jene, wo die größte Anzahl Toter und Verwunde ter auf der Wahlstatt blieben, war die Völkerschlacht bei Leipzig mit einem Verluste von zusammen zirka 90 090 Mann. Dieser zunächst steht Aspern mit 00 000, dann folgt Borodino mit 02 000 Mann. Zum Vergleiche seien die größten Schlachten der neuesten Zeit, Königgrätz mit 02 000, Gravelotte mit 27 000 Mann, dagegengehalten. Die rela tiv blutigste große Schlacht, das heißt jene, in welcher es die höchste Prozentzahl an Toten und Verwundeten gab, Wat- Aspern mit einem Durchschnittsverlusle von 08 Prozent der Gesamtslreiterzabl. Dann kämen Borodino mit 2ü Prozent, Eplau und Waterloo mit 21, Leipzig und Jnkerman» mit 21 Prozent. Hingegen betrug der durchschnittliche blutige Verlust bei Königgrätz 7«5 Prozent. Wörth lOM, MarS- la Tour lO, Gravelotte 8, Sedan 12, Plewna «III» 11 Pro zent. Die großen Schlachten der letzten Kriege waren dem nach weit weniger blutig als jene. Tie hier angegebenen Zahlen sind Durchschnittszahlen, und zwar siir beide Gegner zusammen. Nur in äußerst seltenen Fällen sind aber die prozentualen Verluste ans beiden Seiten die gleichen, son- der» in der Regel verliert der eine mehr, der andere weni ger. ES ist nnn von Interesse, zu wissen, daß die höchsten Verluste einer Armee in den großen Schlachten der jünge ren Zeit ein Viertel ihrer Stärke nirgends überschritten haben, l Deutsche bei Mars la Tour 22 Prozent, Franzosen bei Wörth 10, bei Sedan 1!), Oesterreichcr bei Königgrätz 1l, Russen bei Plewma tlll) 17 Prozent.) Diese Taten sind dem Buche „Die Zahl im Kriege" des Generalstabs- hauptmannS Otto Berndt entnommen. Der Krieg in Ostafien. Wie gemeldet wird, sollen die Japaner am 7. d. M. daS Fort Nr. 10 vor Port Arthur eingenommen haben. ES wird sich wohl Herausstellen, daß dieses nichts weiter als ein armierter Hügel ist. Der Kampf vom 20. Juni zeigt deutlich, daß eS trotz aller Energie vor Port Arthur doch wesentlich langsamer geht, als man allgemein in der Presse annahm. Man macht vor Port Arthur jetzt dieselbe Er sahrnng, die wir vor so vielen französischen Festungen ge macht haben: im Festniigskriege geht alles langsamer. DaS Gerücht, Kiantschon werde von de» Russen als Zn- knnstShasen benutzt werden, wird in Tokio nicht ernst ge nommen. Eine amtliche Erklärung, in welcher eS heißt, die japanische Regierung sei überzeugt, daß Deutschland die Neutralität aufrecht erhalten werde, ist am 7. d. M. ver öffentlicht worden. Gegenwärtig werden Operationen von erster Wichtig keit innerhalb der Kriegszone dnrchgesührt, eS gelingt aber der japanischen Regierung, sie in fast vollkommenes Ge heimnis zn hüllen. Seit der Besetzung von Talnh hat die Regierung hinsichtlich der Belagerung von Port Arthur voll kommenes Stillschweigen bewahrt. Es gelangen znsammen- hangslose Nachrichten ans verschiedenen O.nellen, nament lich chinesischen, nach Japan, deren Bekanntgabe oder lieber- mittlnng nach dem Auslände ist aber bei schwerer Strafe untersagt. Weder bei der Port Arthur belagernden Armee, noch bei der Armee des Generals Oku oder bei der Tat»- schan-Armee befindet sich ein Ausländer, und die KriegS- korrespondenten und fremden MilitärattacheeS, die die Armee des Generals Kuroki begleite», dürfen ein Gebiet von zwei Kilometer Durchmesser nicht überschreiten. Eii: für glaubwürdig angesehener Ehinese, der von der Ostküste LiaotnngS, unweit Port Arthur, hier eingetroffen ist. berichtet: Eine Division der japanischen Armee hat am si. Juli den Nordostabhang des TakuschanbergcS erreicht, dessen Gipfel weniger als drei Meilen von Port Arthur entfernt ist. Die Division hatte sich auf der Landstraße
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