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Sächsische Volkszeitung : 04.07.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190707044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19070704
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19070704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-07
- Tag 1907-07-04
-
Monat
1907-07
-
Jahr
1907
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.07.1907
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— Zum NaterstaatSsktretLr im Eisenbahumikisterium ist Regierungsrat Dr. Fchr. Coels ernannt worden. Der Name wurde schon vor eitler Woche genannt, dann wieder abgeleugnet und jetzt erfolgte die amtliche Publikation. Die Offiziösen haben also die Öffentlichkeit wieder einmal irre geführt. Zu der Ernennung bemerkt nun ein freisinniges Blatt: Im vorliegenden Falle ist es allerdings begreiflich, daß die zuständige Stelle mit derWahrheitn chtherauswollte. denn der neue UnteistaatSsekretär ist nicht bloß Katholik — was ja selbstverständlich völlig gleichgültig wäre —. sondern er ist ein Anhänger des Zentrums. Sein Beruf hat den Zweck, die Verbindung zwischen der preußischen Negierung und dem Zentrum aufrecht zu erhalten. Von diesem kleinem Techtel mechtel sollte nichts vorzeitig an die Öffentlichkeit kommen. Gerade deshalb möchten wir rechtzeitig darauf aufmerksam machen. Die Berufung des Frhr. v. CoelS van den Brüggen zeigt, wie trotz der Paarungspolitik in Preußen der Wind weht." Nun ist zutreffend, daß der neue Staatssekretär Katholik ist; er ist aber unter sämtlichen llnt 'rstaatssekrnären im Reiche und in Preußen der einzige Katholik. Und das schon geht gewissen Leuten gegen den Strich. Ob ec Zentrumsmann ist, wissen wir nicht ; in der Oeffentlichke t trat er nicht als solcher hervor. Nach unseren guten Informationen hat sich Frhr. v. Coels nur einmal um politische Angelegenheiten bekümmert; es war bei der Ersatz wahl in Hagen im Jahre 1906. Der Freisinn hat damals soeben in Iserlohn in schmählicher Weise dem Sozialdemo- kraten zum Mandate verholfen und das Zentrum nicht unterstützt; nun stand kurze Zeit hie-auf der Freisinn im benachbartem Hagen in Stichwahl mit dem sozialdemokrateil; den Ausschlag gab das Zentrum. Da bemühte sich Regierungspräsident Frhr. v. Coels beim Vorsitzenden der Zentrumspartei dahin, daß das Zentrum für den Freisinn eintreten wolle, was auch geschehen ist. Mehr aber ist von der politischen Betätigung des neuen Unterstaatssekretärs nicht bekannt. — Die Vollversammlung der Handelskammer für das Herzogtum Vraunschweig hat die vor einiger Zeit von einer in Holzminden zusammengetretenen Versammlung Braunschweiger Interessenten beschlossene Protestresolution gegen die Einführung von Schiffahrtöabgaben auf der Weser auch ihrerseits genehmigt. — Auf der Haager Friedenskonferenz haben bisher unsere Delegierten gut abgeschnitten; sie beantragen die Einsetzung eines Oberprisengerichls, das über die Ent scheidungen der Prisengenchte der einzelnen Länder sieht. Der Antrag will der Willkür auf diesem Gebiete ein Ende bereiten. Ob er Annahme findet, fleht noch dahin; aber Deutschland gibt wenigstens zu erkennen, daß es ernstlich an der Sache Mitarbeiten will. — Uebcr den Stur; Pojiibcnir tys sind in den letzten Laren eine Menge von C,c!l eite» bekannt geworden, die unsere urivrüuglicl-e Äuüasning nur bestätigen. Herr von Luk.nni.) ersetaen. ain Slliiiclliu: früh beim Staats- lekr.'tä: mit oer Aufforderung, sein Entlassungsgesuch ein- zur.'scheu, schon au demselben AE'nd war in der „Nordd. All.g."!,. Zutg.' zu lesen, wer sein Nuchwlger sei; der Kai ser hatte das Cutlaisnnge-g uuch noch i ich: in Händen. Graf chwadewc-kn war über dwü' Lc.o.N.'nin, jo sehr erbittert, doß er p'de ess'zielte Aa chiedsfeier a'. chnte und sich an fangs nicht einmal von seinen Bcamten verabschieden wollte, als w borte. daß sich einer seriellen i der ihn beim Reichs kanzler beschwert l abe. Cr nahm dam doch Abschied von seinen Beamten, übergab aber sein Amt nicht selbst seinem Nachfolger, wie eS znin Beispiel Kn'nisnnnister Studt tat. Ein ganzer Mann; die allgemeine Sympathie kann nur vermehrt werden, wenn man dies erfährt. Ter sonst gut unterricht! W- Hamburger Km r>ii oi i cw meint zum Mini- sterwechsel: ..Mit der Virtuosität, die wir an rhn längst be- wn.ide-n, hat Fürst Bülow wichtige Personalfragen so ge löst. das; weder Konservative noch v:l>rate unzufrieden sein tonnen. Tie eine oder die andere Scitc ganz zufrieden zu stell m. war u iml glich Sv gal er jedem etwas, den Libe raleil die Entlassung S'.ndts, den Konservativen einen Moltte zum Nachfolger Bethmauii-Hollwegs, den Groß industriellen die Entlastung Posadowskys, den Sozialpoli tiken, die AiiSsicht am Errichtung eines besonderen Neichs- arbutsamte-S. Alle diese Maßnahmen ließen sich, Nias schließlich auch leine Schande in, ohne Brüskicrnng des Zen trums dinchsübren. So bat Fürst Bülow denn allen An laß, mit sich zufrieden zu feil,. Er kann jetzt in die Ferien gehen, ohne Politische Stürme befürchten zu müssen." Diese Anjfaisiliig dürf.w so ..iemlich isoliert in Dentschlnnd sein, jedenfalls teilt Fürst Bnww sie selbst nicht, denn er hat in den letzten Tagen eine Anzahl von Parlamentariern des Blockes empfange'.: nn: mit diesen über den Wechsel zu ver- bandeln. Es ist eigentlich schade, daß bei den Unterredun gen iein Phonograph vorhanden war; es gäbe nämlich zmen.'lsohne die größte Belustigung für Volksfeste, wenn man jolgeiide beide» Nummern hören könnte: 1. Fürst Bü- lvw znm Konservativen von Heydebrnnd; 2. Fürst Bülow znin Freisinnigen Tr. Müller. Eine solche Nummer zu boren. Uäre eine Reise wert; znm Schlüsse könnten dann Fürst Bütow und Finanzminister von Rheinbaben ihr gutes Einverständnis in bengalischer Beleuchtung zeigen. Tie ..Franks. Zeitg." er,zählt eine hübsche bisher unbekannte Geschichte von der Unterhaltung des Reichskanzlers mit einem süddeutschen Liberalen, die beim Zusammentritt des Reichstages stattsand und natürlich sich um die gegemvärtige politische Situation drehte. Der Reichskanzler entwickelte seine Ideen, wobei ..dieser ans das Sachliche gerichtete süd deutsche Herr" rnnvarf. welche positiven gesetzgeberischen Maßregeln der Reichskanzler bald vorznschlagen gedenke. „Ach so," meinte der Reichskanzler,- „Sie wollen nicht bloß die Speisekarte sehen, es soll auch bald die Suppe aufge tragen werden?" „Ganz richtig, Durchlaucht, die Suppe und dann auch bald Fleisch." Eine Suppe hat nun Fürst Bülow eingebrockt mit dein Ministertveckstel; die Liberalen dürfen sie ansessen Aber nach der Suppe hält der Reichs kanzler mehrere Fenilletonreden, während derselben müssen seine linksliberalen Gäste die Auslagen der Suppe mit min destens 100 Prozent Zuschlag bezahlen. Dann kann das Diner weitergehen; vielleicht aber erhalten nur die Kon servativen das Fleisch und der Freisinn die Knochen. — Urber die neuen Ausaaben des Liberalismus läßt sich die „Nat.-Zeitg." (Nr. 301) dahin vernehmen: „Die Errungenschaften der Wissenschaft durch die Schule dem Volke zugänglich und dadurch erst wahrhaft nutzbringen- zu machen, und das religiöse Empfinden -er Massen, -enew es durch den Gegensatz zwischen dem Wissen und dem Dogmen glaube,i verloren zu gehen droht, durch die Läuterung des Kirch Wesens vom Glaubenszwang und die Be tonung des geistigen und moralischen Gehaltes des Christentums vor seinem dogmatischen zu erhalten, ist von ;eher die edelste Aufgabe des Libe ralismus gewesen«. Hier ist der Zusammenhang zwischen den Männern der praktischen Politik und unseren Denkern und T ichtern. Gerade weil das Zentrum und die Sozialdemokrarie in dielen Herzens- und Gemütsfragen, die unserem Volke stets die teuersten waren, völlig versagen, d:.' Sozia/dernokraien in der Religion nur eine Privatfachc sehen und i aS Zentrum das Denken, Dichten und Glauben Lis deutschen Volkes der Unfehlbarkeit des Papstes nnterw!r't, ist der Liberalismus der berufen« Veliretcr des Deuiicbnlms Luthers und Kants, Lessings und Herders. Es setzt den guten Kampf der Aufklä rung fort und sammelt aus der e v a n g e l i s ch e n wie aus der katholischen Kirche eine immer größer werdende Genwlnde, die eine Veiinitielnng zwischen den Bekennt- nisten und eine Versöhnung zwischen Wissen und Glauben in der Freiheil des C h e l st e n m e n s ch e n und der Gemeinsamkeit der nationale» Bildung sucht. Er stellt dem n»srnchtbaren Pessimismus der Sozialdemokratie und ihrer HNnittn; aus die Revolution die tätige Arbeit zur Ver besserung des Loses der Arbeiicr und die Zuversicht auf den Enolg der sozialen Reformen gegenüber und gewinnt durch die Aufrichtigkeit seiner Bestrebungen und die sichtbare, mit jeden, Jahre sich -.'nneirerude und vertiefende Wirkung, die sie begleitet, ivachsenden Einfluß in den Volksmasseu." Wir sind hierfür sehr lautbar, denn wir haben ein Denxsis- stäck mehr, daß ein Katholik nicht der liberalen Partei au- genören tann, diese will das Werk Luthers fortsetzen, sie will d:e Karholiken vom Papsttum losreißen usw. Alles dies sagt uns das liberale Blatt selbst. Das Urteil kann mm jedes Kind sprechen. — Die Generalversammlung der Windthorstbunde, die in Wiesbaden stattfand, hat bekundet, daß diese poli tische Jugendorganisation des Zentrums kräftiges Leben besitzt. Ueber 8000 Mitglieder weisen diese Bunde auf und eine Reihe neuer Ortsgruppen sind iin Aussicht ge nommen. Der Abg. Herold hielt den Vortrag über die politische Lage, .die er als sehr verschwommen bezeickmete. Von Interesse war die Debatte darüber, ob die Windt- horslbnnde einen konfessionellen Charakter annehmen sollen oder nicht. Es beteiligten sich die anwesenden Abg. Herold und Trimboru. sowie Fürst Löwensteiu daran. Das Er gebnis war, daß d>e Anträge mit einer übergroßen Mehr heit (2l0 gegen 39) abgelehnt wurden. Maßgebend hier für war der Standpunkt, daß die Windthorstbunde als Vorschule der interkonfessionellen Zentrumspartei auch nach dieser Richtung hin dem Charakter der Partei entsprechen müßten. Der Vorsitzende, Dr. Schrömbgens, stellte nach Erledigung der Anträge und Resolutionen mit Befriedigung fest, daß die Wiesbadener Tagung keinen Wendepunkt in den Windthocstbunden im unangenehmen Sinne darstelle, daß vielmehr die Hoffnung bestehe, nunmehr eine Zeit weiteren Vlühens und Gedeihens für die Windthorstbunde Heranbrechen zu sehen. Die Frage der Jnterkonsessionalität der Windthorstbunde sei jetzt definitiv gelöst und sollte nunmehr endgültig ans der Diskussion ausscheiden. Die einer entgegenstebenden Ansicht huldigenden Bunde sollten sich jetzt auf den Boden der Tatsachen stellen und einmütig mit den übrigen Bunden an der Förderung der Zentrums sache Mitarbeiten. Bringewald (Witten) erklärte, daß sein Verein gegen den interkonfessionellen Charakter gewesen sei. daß er sich jetzt aber dem Beschlüsse der Mehrheit füge und ans Grund des gefaßten Beschlusses gemeinsam mit den übrigen Bunden nn den: großen Ziele weiter tätig sein werde. OesterreiL-Ungarn. — Im ungarischen Abgeordnetenhanse kam es am 1. Juli bei der Spezialdebatle über die Eisenbahnvorlage zwischen Kroaten nna Magyaren zu einem stürmischen Auf- tritt. Die kroatischen Abgeordneten setzten ihre Obstruktion mit Reden und Anträgen aus namentliche Abstimmung fort. Im Verlaufe der Debatte entzog Präsident Rakovszky u. a. dem Abgeordneten Binkovics das Wort, da dieser gegen die Hausordnung sich verging. Der Abg. Fernbach von der Kossnthp.irtei schrie den Kroaten da§ kroatische Wort „Levinia," (Schweine) zu. Nun kam es zu einer heftigen Auseinander setzung zwischen Kossuthisten und Kroaten. Ein Handgemenge drohte ansznbrechen und wiederholt erhoben sich die Fäuste. Eö muhte die Sitzung unterbrochen werden. Der Präsident rügte dann wohl die Beleidigung, doch dauerte die heftige Unruhe fort. Niederlande. Haager Konferenz. Die zweite Unterkommission der Seekriegskommission beriet am 2. d. Mts. über die deutschen Zusatzanträge zur Konvention von 1899 betreffend die Anwendung der Genfer Konvention auf den Seekrieg. Graf Tornielli wies aus die Schwierigkeiten hin, die sich der Anwendung der Genfer Konvention auf den Seekrieg entgegenstellen. Graf Tornielli dankte der deutschen Dele gation für ihre in den Zusatzanträgen zum Ausdruck ge langte hervor»agende Mitwirkung. Konteradmiral Siegel hob die Bedeutung der Konvention von 1899 hervor und gab eine Zusammenfassung der deutschen Zusatzanträge, die keineswegs einschneidender Natur seien. Der deutsche Zusatzantrag betreffend den Schuh neutraler Lazarettschiffe, sowie möglichster Achtung und Schonung der Lazarette an Bord der Krigsschiffe werden behufs genauerer Fassung vorläufig zurückgestellt. Der deutsche Zusatzartikel 56, nach dem der Schlitz der Spitalschiffe und der Schiffs lazarette aufhört, falls dieselben zu dem Feinde schäd lichen Handlungen benutzt werden, wird angenommen. Der deutsche Zusatzartikel 5 s, durch den bestimmt wird, daß die Mannschaft der Hospitalschiffe zu ihrer eigenen Verteidigung bewaffnet sein dürfen, wurde auf Antrag Renault- mit Zustimmung Siegels vorläufig zurückgestellt. Der deutsche Zusatzantrag zu Artikel 6, betr. Verwendung und Schutz neutraler Handelsschiffe, Jachten und anderer Schiffe, die auf Ersuchen der Kriegführenoen Verwundete aufnehmen, wurde vorläufig zurückgestellt behuf- genauerer Defitlierung des Schutzes dieser Schiffe. Portugal. — Alle Truppen stehen irr Lissabon unter Waffen. Noch größerer Aufruhr wird erwartet. König Carlos hat die Diktatur verkündet. Das kürzlich vollzogene ungesetz liche Tarlehn des Staatsschatzes an den Königlichen Hans- halt im Betrage von 400 000 Pfund ist durch einen Beschluß legalisiert worden. Arrch die Zivilliste hat man um ein beträchtliches vermehrt. Die monarchistischen Führer be nachrichtigten Carlos, wenn die Diktatur fortbestände, wür den ihre Anhänger sich mit den Republikanern vereinigen. Carlos erwiderte mit der Ermächtigung von Franco, sobald er es für notwendig halte, das Kriegsgesetz zu verkünden. Amerika. — Telegramme aus Washington melden, es sei der Be schluß gefaßt worden, 16 Schlachtschiffe nach dem Stillen Ozean zu senden und fügten hinzu, dieser Beschluß ent spräche einem Plane, der schon lange vor der San Franzis- koer Angelegenheit entschieden war, jedoch zurückgestellt wurde, als die Schulfrage austauchte, da inan es für unkürg hielt, Japan zu beunruhigen. — Aus Guatemala treffen Nachrichten ein, daß Präsi dent Cabrera dadurch Aufsehen erregt hat, Laß er 160 Per sonen hat verhaften lassen- unter der Anklage, sie seien mit schuldig an den jüngst gegen ihn gerichteten Mordversuchen. Unter den schon verhörten und znin Tode verurteilten Ver hafteten befinden sich viele bekannte Persönlichkeiten. Das diplomatische Korps mit Ausnahme des amerikanischen Ge schäftsträgers hat einen Protest eingereicht, der keine Be rücksichtigung fand. Aus Stadt und Vaud. (Mitteilungen aus unserem Le'erkreife mit! der Redattto RamenSferttftiina für diese Ruvrtk find er Redaktion allezeit willkommen. Der Name des Einsenders bleibt Geheimnis der Redaktion. Anvnhme Zuschriften müssen unberücksichtigt bleiben.) Dresden, ven 3 Jult »807 Tageskalender für den 4. Juli. 1906. Geburt eines Sohnes des deutschen Kronprinzen. — 1902. -f Freiherr v. Buol- Berenberg, ehemalig r Zentrumsabgeordneter. — 1872 Gesetz betr. Ausweisung der Jesuiten aus Deutschland. — 1866. Gefecht bei ^ Dermbach. — 1789. * Johann Vriedrich Overbeck zu Lübeck, be rühmter Maler. — 17lü. * Christian Fürchtegott Geliert zu Hnnlchen, einer der hervorragendsten deutschen Dichter der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts —* Wetterprognose oes »röntg l. «ächft mereoco logischen Instituts zu Dr-sden für den 4 Juli Zurächst noch etwas Regen, später aufklärend, mäßige südwestliche Winde, wälmer. —* Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde wohnte am Dienstag abend dem aus Anlaß des Tonkünstler- festes im Königlichen Opernhause veranstalteten zweiten Orchesterkonzert bei. —* Der Sächsische Lehrerverein hat bezüglich der Doktorpromotion der an der Universität Leipzig studierenden Lehrer folgende Resolution beschlossen; „Nach einer dem Vorstande zugegangenen Mitteilung besteht die Gefahr, daß die Promotionsbedingungen für studierende Volksschullehrer an der Universität Leipzig verschärft werden. Jede der- artige Erschwerung würde eine Schädigung des Entwicklungs ganges der Lolksschullehrerschaft und des Ansehens der- selben nach sich ziehen. Darum hegt die Vorstandschaft des Sächsischen Lehrervereins die begründete Hoffnung, das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts werde diese Gefahr baldigst beseitigen." Diese Resolution soll dcm Ministerium und der philosophischen Fakultät über- mittelt werden. —* Djie Teilnehmer und Mitwirkenden des 43. Tonkünstlerfestes folgten gestern Abend einer Ein- ladung der Stadt Dresden zu einer geselligen Vereinigung in den oberen Sälen des König!. Belvedere der Brühl- schen Terrasse. Die stilvollen Räume waren mit rosa Rosengirlanden und Akazienblüten prächtig geschmückt und boten ein ungemein freundliches und harmonisches Bild. Auf bereitstehenden kleinen Tischen lud ein vorzüglicher kalter Imbiß ein. zu dem Bier serviert wurde. Die Honneurs machte in liebenswürdigster Weise den von 9 Uhr an sich entstellenden Gästen Herr Oberbürgermeister Geh. Finanzrat Beutler. Neben den Mitgliedern unserer König!. Kapelle und zahlreichen hiesigen und auswärtigen be kannten Musikern bemerkte man von Dresdener hervor ragenden Persönlichkeiten Ihre Exzellenzen die Herren Generaldirektor Graf von Seebach und Stadtkommandant Generalleutnant von Schweinitz, ferner Kreishauptmann Dr. Rumpelt. Von namhaften Musikern und Künstlern seien genannt Komponist Max Schillings, Hoskapellmeister Hagen. Kammersänger Scheidemantel. Kammersängerin Frl. von Chavanne, Hofopernsängerin Fräulein Keßler, Hofopernsängeriu Fräulein Charlotte Huhn, Kapellmeister Nicodö, Pros. Hugo Jüngst, Prof. Bertrand Roth, die Komponisten Schjelderup und Platzbecker usw. Gegen 1/2II Uhr ' erschien auch Generalmusikdirektor Ernst von Schuch in der Versammlung. Herr Oberbürger meister Beutler brachte ein dreifaches Hoch auf den gefeierten Dirigenten aus, in das die Versammlung freudig einstimmte. Als der Höhepunkt des Abends hsran- gekommen war, erhob sich Herr Oberbürgermeister Beutler, um die Festversammlung, in der sich auch zahlreiche Damen befanden, im Namen der Stadt Dresden zu begrüßen. Er führte aus, daß er soeben die erste abfällige Kritik über das Tonkünstlersest gehört habe, denn ein erster Komponist habe zu ihm gesagt, das Mustksest sei ja sehr schön ge wesen, doch sei nicht einmal eine Rede gehalten worden. Auch der Oberbürgermeister Habs nicht gesprochen. Ec sei jedoch zu bescheiden gewesen, hier zu reden, denn bei den wundervollen Tönen, die au- Anlaß des Ton- künstlerfesteS erklungen seien, habe er lieber keinen Ton sagen wollen. Er wolle jedoch allen denen danken, die bei dem Feste mitgewirkt haben. Er wisse jedoch tatsächlich nicht, an wen er diesen Dank zuerst richten solle, an die Komponisten, Solisten. Musiker, oder an Exzellenz Graf von Seebach oder dje Solistinnen. Auch im Namen der Stadt Dresden danke er allen denen, die zu dem Gelingen des Festes beigetragen haben und er sei überzeugt, daß man in Dresden lange mit herzlichem Danke an das 43. Tonkünstlerfest zurückdenken werde. Die Rede schloß mit einem dreifachen Hoch auf die Mitwirkenden bei dem Feste.
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