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Donnerstag oen v. Januar 1U14 Sächsische Volkszeitung Sir. 5 — Seite 6 Elf in» Feld gestellt, dle wohl noch manchem Gegner eine Niederlage bereiten dürfte. Die Stürmerreihe und die Ver teidigung funktionierten tadellos. Vermischtes V Tolstois Tagebuch. Im Frühjahr wird, wie gemeldet wird, der erste Teil des Tagebuches Leo Tolstois erscheinen, das im ganzen voraussichtlich vier Bände füllen wird. Außerdem wird von der Komtesse Alcrandra Tolstoi eine Sammlung von Briefen ihres Vaters zum Druck vor bereitet, die gegen 15 000 Briefe enthalten soll. v Flüchtiger Betrüger. Aus Berlin wird ge meldet: Nach großen Betrügereien und Hinterlassung einer Schuldenlast von etwa 10 000 Mark ist der lllljäbrigc Golb- nnd Iuwelenliändlev L. Vonstein, der namentlich zu den Kreisen der Lebewelt Beziehungen batte, flüchtig geworden. v Vergiftungen. In Hasselt bei Köln erkrankte eine ganze Arbeiterfamilie unter sehr schweren Vergiftungs- erscheinungen nach dem Genuß von selbstgemachter Wurst. Der Vater und eine Tochter sind bereits gestorben. Die übri gen Familienmitglieder liegen lebensgefährlich erkrankt darnieder. Aus der Geschäftswelt Back selbst dein Brot und rSuch'r dein Schwein aus Eigner Küche fchmecktS doppelt gut. Dies Werk aus dem Boiksmuad sollte bet der heutigen teuren gelt viel mehr verwirk licht werden, denn damit ist mit Leichtigkeit meist mehr gespart, als out andere Weise mit großer Mühe v-rdlent wird; durch wichtige Erfindungen der Neuzeit ist diese Selbsthilfe jedermann möglich geworden. So bringt die bekannt« F'rma Hetnr. Lrttschler, Ofenfabrik in Riesa heute einen transportablen HauSbackofea aui den Markt, welcher überall ohne wettere« aufgestellt werden kann und etuem gemauertem in jeder Hinficht vo gezogen werden muß; der Verbrauch an Baumaterial ist unglaublich gering <bts zu 7K Proz. Ersparnis) die Bedienung kinderleicht, wobei iür tadel lose« Vacken jeder Backware garantiert wird: eine w chstge Neue rung sind aucb Kochherde und Heizofen mit E>n>I ttu«.g zum Brot- b'cken. Zum Röuch-rn, Lüften und ilpfbetvabren von F e>sch und Wurst aller Art ist Tritschlers Räucberapparat das prukti chste, was sich denken läßt. Lieferungen erfolgen in allen Größen unter aünstia'n Bedingunoen. Interessenten sei emnsahlen Katalog 12 verlangen, der ausführliche Beschreibung und Abbildung entkäl'. Zuwendung gratis. Spielpl«« -er Theater in Dresden , König». Vvernban« Freitag: IV. Sinfoni-ckonzert. Serie Anfang V-8 Uhr. Sonnabend: Die Stumme von Porticci Anfang V>8 ttbr. »önlgl. «chausvielhans lOstra-Allee) Freitag: Kabale und Liebe. Anfang 8 Uhr. Sonnabend: Der leb-nde Leichnam. Anfang Uhr- Albert-Theater Freitag: Frau WarrenS Beweibe. Anfang V-L Uhr. Sonnabend, nachm. '/,4 Uhr: Böser Buben Besserung; abend« >/«S Uhr: Die letzten Dinge. Restdsnztbeater Freitag: Wie einst Im Mai Anfang '/-» llbr. Sonnabend, nachm. Ubr- Rübezahl, Kindermärchen; abeud- 8 Uhr: Wie einst im Mai. Zentraltheater Täglich, nachm. '/-< uhr- Jung Habenichts und das Silber« prinzeßchen; abends 8 Uhr: Die K ^ön'gin. «arrasant Theater Heden Tag Vorstellung. Anfang 8,20 Uhr. Bar rtSS Viktoria-Salon Anfang 8 Nhr. ! Blutenbälle Löbtau Ank. 8 Ndr. Königshof Strehlen An. 8 Uhr. ! U.-T.-Lichtsp.WaisenhauSst.S-11. Spielplen, der The«ter i» veidzig Neues Theater- Freitag: Zar und Zimmermann. Sonn abend: Gastspiel HanS Heili'g. - Altes Theater Fieitag: Divid Loppeifield. Sonnabend nachm.: Der aestiefelte Kater; bendS: Glaube und Heimat — Overetten-Theater. Frei tag und Sonnabend: Die ideale Gattin. - SchoulvielbauS. Freitag: Der ungeireu' K-kehardt. Sonnabend nachm.: Aschen brödel; abends: Kater Law"--. Diskont: Reichsb. 5 womb. 6), Privat- DIsk.4°/i, Amsterd. 5, Brülle! 5, London 5, Parts 4. Petersburg 8 Wien bst» Prozent. ö-ntiche §taat»»«pi-re Deutsche Neickisvnlelbe 3 76,00 bG do. 3>c, 85.25 G Deutsche Nclchsschatzlchelne 4 — Sächsische 3°/^ Rente 3 76.65 bDf do. ö 300 3 — Sächsische Stonlsoiileibe ZI , — Vandeskult.-Nenteiiickieine 4 — Preußische loni. Anleibe 3 76,25 G do. 3'/, 85,00 G Preußische Schotzicheinc 4 — Stadl-Anl-ihr» -'esd. Stdti-Hldlch. 1893 3>/2 88,40 G do. 1900 Zl / 88.10 G do. 1905 3 >. 83 70 G do. 1910 4 97.'.,0 G ' uinger Stadtanl.lKIeinb.) 4 86,00 G '' üdeubacher Stadt-Aul. 4 — ''arlsbader Stadt-Anlcibe 4 87,50 Bf i bemnitzer Stadtanl. 1889 3> „ 92.00 M do. 1902 3'/. 84.00 G HinichaiierStadtanI. 1903 3", 84,00 G Deiilsche vssid- ,»d Aypothe'-rndriese Kom.-Bank d. Kgr. Sachs. 3'.. 100,00 G do. 4 88,25 G Grundr. u. Hpp.-A. Dresd. Pfdbr. I u. II 4 97,25 G do. VI l 4 97,25 w do. Gr.-Nt.-Bs. I u. II 4 97,25 G Landwirlsch. Psandbriefe 3 81,00 G do. 3'/. 89 25 G do. 4 97,00 bG Lausitzer Pfandbriefe 3 76,00 G tzausitzcr Kredilbrieie 3> 86,00 G Lsjpziger Hl,p.-Bank XI 4 94.00 G Vpz. Hl-P.-Bk.-Psbr. XIII 4 94.00 K Vpz. Hyp.-Bk.-Pidr. XII 3-,. 89,60 G Mitleid. Bodenkred.-Pfbr. 3-2 83,50 G do. unkü»db.1915VI 4 92,50 G do. Grundr.-Br. III 4 94,00 G Notierungen Mitgetellt Die Stückzlnlen lind bet dev Dresdner Börse vom? Januar " " ' 6edr. Ki-nkolck, WalfenbauSstraße 20 S. Blr.-Pfb. „1b. 1914 Vi I 3T 89,60 G do. unlb. 1914 VII 4 94.10 G Sächs. erbländ. Pldr. >3'/- 88 50 Bf ^»»ländischr Fonds Oesterr. Silberrente 4'/. 86,00 G do. Ion». Rente 4 82,50 G do. Goldrente 4 88,00 G Nnparilche Goldrente 4 84,00 G Nnparilche Kroncnrente 4 82,10 G Rnmän. Staatsr. v. 1890 4 93,75 G Eistlidol,»- »ud Transport-Aktie» Sächsische Straßenbahn — 185,00 G Speicheret A.-G. Niela 11 145,50 Bs Ver. Elbelchisfabrispel. 0 71,00 G Saik-Aklir» Allgcin. D. Cr.-A. Leipzig 8'/- 156,00 G Bank iür Brau-Fndustrie 4 57,00 G Dresdner Bank 8'/, 151,40 Bf Mitteldeutsche Privatbank 7 122,25 A Löbauer Bank — 102.50 G Mitteldeutsche Bodkrdanst. 4'/, 84,00 Bs Sächsische Bank 8 151,50 G Sächsische Bodenkreditanst. 7 134,50 G Jopicr-, kapiertioffssdr.- »nd Phst.-Art. Aktie» Leykam-Jolephstal — — Peniger P.» Papierfabrik — — Paul Süß, A.-G. — 25,00 G Weihenborner Papierfabrik 8 133.00 bG Ernemann 12 — dangelellsihssts-Aktie» Bank für Bauten — 99,50 G Baubank s. d. N. Dresd. — 205,00 G Dresdner Baugesellschaft — 121,00 G W»schi»k,s»krik- »„» Metoll-IvdiSrie-tiktie» Zimmermann 0 55,25 G Dtsch. Werkz.-M.-Fabrik 0 84,50 G Dr. GaSm.-Fabrik Hille 0 127,00 G Carl Hamei, A.-W. 16 210,00 A Lauchhammer 10 186,00 G vom Bankbaus lest verzinslichen Papieren gleich Gebrüder Seck 0 Gebler — Döblener Gußstahl 13>s, do. Genußscheine 20 Hartman» 8 Schönherr 15 Schimmel L Co., A.-G. 7'/z Schornstein-Aufs. John 5 Schubert L Salzer 20 Sondernrann u.StierA.-G. 11 Elchebach — do. Genußscheine — Elektrische zl»tersehm»»ge», Nähmaschine» und Fahrrod-Fsbrik-Aktie» dem Zinsfuß des betreffenden Effekts. 123.50 bG 175.50 G 231,00 K 130,00 G 206,00 G 211,00 G Elektra Aktien-Geiellschast Seidel L Naumann do. Gcnußscheine Corona Dtfch. Gst.- u. Maichsbr. Schladitz do. Vorzugsaktien Herkules-Werke Wanderer 6 8 40 8 12 4 5 8 27 Brauerei- und Malifabrit-Idtie« Fürther Bergbraucret Riesa Erste Kulmbacher Deutsche Bierbrauerei Felsenkellcr-Brauerei do. Gcnußscheine Greizer Vereinsbrauerei Höchcrlbräu Schöfferhos und Frankfurter Bürgerbräu Hofbrauhaus 1 HosbrauhauS II Kulmbacher Rizzibräu do. L Plaucnscher Lagerkeller Reichelbräu zu Culmb. Waldschlößchen 103,00 K 123,00 G 339,00 Bf 105.50 G 181.50 G 86,00 G 112,00 G 91,00 G 366,26 G 9 8 18 2 25 50 10 4st- l> 0 0 5 4V« 6 11 4V. 123,00 G 315,00 G 84,75 G 1040,00 G 990,00 G 141,50 G 51,50 G 46,40 bG 92,26 G 89.75 G 120.75 G 138,00 seriell,»-, Schamotte-, Sou- u. Giasfaiir.-Kkt. Malzfabrik Mellrichstadt 7 107,50 G Hutichenreuther 11 155.00 G Roientbal H Co. 20 -a M Porzellanfabrik Triptis 12 166,00 « Deutlche Tonwerkzeuge 10 135.00 G C. Teichert 12 — Sächsische Glasfabrik 13 185,00 G Sörnetvitz-Meißen — 105,00 G fiioersk Indiikrie-Aktieil Hepden, A.-G. 14 248,00 M Gehe L Co., A.-G. — 267,00 G Chemnitzer Aktten-Spinn. — — Säch.Kammg.-Sp. Solbrig — 84,60 K Wcißthaler Aktien-Spinn 0 25,00 G ZwtckauerKammgarnspinn. 15 210,00 G Dittersdorser Filz 20 370,00 Bs Deutsche Kunstleder 10 148,75 K Milltär-Effekten Thiele 10 118,00 Vf do. Genußscheine 20 177,00 G Schlesische Holzindustrie 10 116,00ebw Karton,lagen-F-ib-ik 15 209,50 bG do. Genußscheine 50^1 885,00 G Tomp. Laferme 12 160,00 Bf Dresdner Gardtnen-Man. 4 157,00 G Dresd. Nähm.-Zwirnfbr. 0 — DreSd. Preßhefe Bramsch 11 218,00 Bf Plauener Spitzen 6 76,00 G Plauensche Gardinen 12 161,00 G Englische Sicherheitszünder 20 — Gebr. Feistkorn 12 151,00 G Z»ständische Gisendsili-Drisritäto-Sbiigationr» Aussig-Teplitz Gold 3V- — Böhm. Nordbahn G. 4 — Buschthierader Prior. 4 37,00 Ä Skiigitisne« indllikiellrr Seseilstzasten Bank für Brauindustrie 4'/- 92,50 Ä Adlerbraueret Düffeldorf 4'/» - Bf. — Brief; G. ---- Geld et. --- etwa«; bez. ----- bezahlt. Bobrisch Br. Stettin Br. Büchner Erfurt (103r) Konl. Feldschlößchen Culmb. Ervort-Br. NIzzI Deutsche Bierbrauerei Hahnenbräu Straßburg Hansa-Brauerei Höcherl 1103 rückz.) Hofbranbaiis Schöfferhof 1103 rückzbr-) do do. Hasseröder Papier 1105 rz. > Ver. Bautzner Paplerfbr. do. v. 1904 (103 rckz.) Weitzenbonier Pavierfabr. Panzerkassen Schladitz Bernb. Mosch. 1103 rckz.) Lauchhammer do. 1103 rckzbr.) Radeberger Emaillierwerke Sachsenwerke Sächs. Gußstahls. Döhlen Sächs. M.-F. Hartmann Schimmel cd Eo., A.-G- Eschebach (113 rückzb.) Wanderer Fahrradwerke V. Elbeschiff. 1898 (103 rck.) do. 1911 (102 rckzb.) Bank für Baute» Bautzner Tuchfabrik D.-B. Kohl- u. Brik.-Werke Kunstleder Kötitz (102 rck.) D. Ton. u. Ch.-F. (105 rck.) Dr. Nähinafch.-Zwirns. Bramsch, Dresd. (103 rck.) Speich.-, Spd.-A.-K., Rielo Vereinigte Tonwaren 4'/r 4'/- 4',„ 4''2 3"- 4'/- 4'/z 4'/- 4 4 4>/„ 4'. 4'/- 4 4 6 4V- 4 5 4 4 4 4'/z 4'/- 4V- 4'2 4 4>/e 4'/. 4V- 4'/, 4 4st- 4V, 4 4V, 97,00 G 93,00 G 88,00 <S 94,00 S 87,00 S 94,50 G 95,00 Bf 93,00 G 103,50 <S 95.50 G 100.50 Ä 97.50 Bf 100,25 Bf 100,25 Bf 88.50 G 88,60 G 99,00 S 101,00 G 92.00 <S Sorte» »»d K»»k»ste« Oesterr. Banknoten ä 100 Lr. 85,05 A — 88 — „Sind Sie mit dem Angeklagten verwandt oder verschwägert?" „Bekannt." „Sind Sie mit dem Rechtsanwalt James Gerhard verschwägert oder verwandt?" „Wir sind verlobt." Eine kleine Pause, bis das unvermeidliche summende Geräusch sich ge legt hatte und dann: „Sic sind die junge Dame, die jenen Brief nach Seatel geschrieben hat, von dem Mister Grayboy uns hier erzählte?" „Jawohl." „Und wie kamen Sie auf die Adresse des Mannes. Und was brachte w dalcn'f, diesen Brief zu schreiben?" „Als Verlobte des Rechtsanwaltes Gerhard besuchte ich häufig sein Biircan. Ick> war überzeugt von der Unschuld des Angeklagten hier und hatte fotglrch ein Interesse daran, über den Stand der Anklage und Verteidigung infor.lücrt zu sein. Als eines Tages mein Bräutigam nicht im Bureau war, füllte ich die Warteizeit damit aus, ein wenig in den Akten Mangold zu blätuun. Zu meiner Ucberraschnng fand ich zwar keine Akten Mangold, da- gea:n Akten Mannering. Diese Akten enthielten Pites Adresse. Diese Akten enthielten auch Abschriften der Briefe, die James Gerhard an Pite geschrieben. Aus denen ersah ich, daß Gerhard den Pite bewußt belog, denn er behauptete, Artur Mangold sei versckwllen, während er doch mit ihm, wenn nicht be freundet, so wenigstens bekannt war. Das machte mich stutzig. Dann nach denklich. Dann kombinierte ich mir verschiedenes, und schließlich schrieb ich jenen Brief." „Wissen Sie auch, mein Fräulein." mahnte der Vorsitzende, „daß Sie mit Ihren Worten und Ihren Taten den Rechtsanwalt — Ihren Bräu- tigain -- schwer belastet haben? Rechtsanwalt Gerhard sagte, daß er von den Briefen nichts wisse, und Sie behaupten, dieselben Briefe in seinen! Archiv gelesen zu haben. Behaupten dies gegen Ihren Bräutigam, gegen oen Mann, den Sie lieben." Da richtete sich Gertrud hoch ans. Eine halbe Wendung machte sic, bis sie GerbardS Blicke fesselte. Er mußte sie ansehen. Ob er wollte oder nicht. Sie zwang ihn. lind dann sprach sie: „Nicht den Manu da liebe ichl Wahr, ich habe mich mit Rechtsanwalt James Gerhard verlobt. Aber nicht, um ihn zu heiraten, sondern um einen unschuldigen Menschen, wenn nicht vom Tode, so wenigstens von einer ewig lastenden S-ckmiacki zu retten und den Schuldigen an seinen Platz zu stellen." Diesmal wäre es fast wirklich zum Räumen des Zuhörerraumes ge- kommen. Nachher wandte sich der Vorsitzende an James Gerhard. „WoS haben Sie hierzu zu sagen?" T-er RechtsaMvalt hatte sich wieder wunderbar in seiner Macht. „Ich weiß aus diese sonderbare Behauptung überhaupt nichts zu er widert'., Herr Vorsitzender. Wenn meine Braut hier coram publico erklärt, — 87 — sie habe meine Werbung aus andern Gründen, als auS denen der Liebe ange nommen. also mich quasi düpiert, so ist das ja sehr traurig. Ich für meinen Teil habe es bis zu diesem Moment nicht geahnt. Wenn sie aber weiter be hauptet, daß sie Akten in meinem Bureau gesehen hätte, die auf Mangold, oder Mannering, oder wie der fantastische Name sonst heißen mag, lauten, so antworte ich, das ist eine Lüge." Der Vorsitzende blickte fragend hinüber zu Gertrud. Diese wiederholte ihre Behauptung, bejahend mit dem Kopfe nickend. „Dann ordne ich hiermit an, daß von Polizeiwegen alle Akten unter Mangold, die im Burau des Rechtsanwaltes James Gerhard gefunden wer den, beschlagnahmt und sofort hier in diesen Saal gebracht werden sollen." Einer der Gerichtsdiener verließ den Raum, um den Befehl des Präsi denten sofort weiter zu geben. Dann erhob sich der Vorsitzende. „Wer hier recht, wer unrecht hat, das wird sich über kurz oder lang zeigen müssen. Es scheint mir, wir gehen einem ganz neuen Prozesse entgegen. Ich werde eine Pause von einer Stunde cintreten lassen. Die beschlagnahmten Akten werden ja indessen zur Stelle sein. Jedenfalls muß ich unter den jetzigen Umständen den Angeklagten selbstverständlich in Haft behalten, muß aber auch Rechtsanwalt James Gerhard bitten, auf Beschluß des Gerichtes sich als verhaftet zu betrachten." In den nächsten 6 Minuten herrschte im großen Saale bange, lautlose Stille. Vorsitzender, Staatsanwalt und Rechtsanwalt v. Horton hatten den Raum verlassen und sich zu einer Konferenz in eines der kleinen Nebenzimmer zurückgezogen. Aus den fünf Minuten wurden zwar zehn, aber schließlich kehrten die drei doch zurück. Und dann kam die Sensation des Tages. „Hoher Gerichtshof! Ich komme zu Ihnen mit einem Anträge, wie er in den Analen der Jurisprudenz gewiß noch nicht dagewcsen ist. Ich bin in den letzten zehn Minuten von der Unschuld des Angeklagten überzeugt worden. Ich bin auch von der Schuld eines andern überzeugt worden. Die Beweise für die Schuld dieses andern sind, wie es bei dem Angeklagten war, Indizien beweise. Aber in diesem Falle fehlt kein Glied an der Kette. Ich werde die öffentliche Anklage gegen Rechtsanwalt Janres Gerhard wegen Ermordung des Schriftstellers Fritz Beyer erheben." Lautlose Stille folgte. Kein Summen und Flüstern, kein leises Ge räusch, wie so häufig im Verlaufe des Tages. Denn das, was die Anwesenden da eben aus dem Munde des Staatsanwaltes gehört haben, war so ungeheuer lich, daß eS vorerst Sinne verwirrend wirkte. Gerhards Gesicht hatte sich bei der Anklage des Staatsanwaltes zu einer Art unheimlichen Grinsens verzogen, wie eine Fratze sah es aus. Wie etwas Unnatürliches, Unmenschliches. Zweifellos war in dieser Stunde seine Seele tot. Sein Gesicht zeigte nur Muskclreflexbewegungen.