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Donnerstag den 19. Februar 1914 Sächsische DolkSzeitung bllhren ein und bemängelt die rücksichtslose Feststellung der Vorstrafen von Zeugen. Abg. Dr. Oertel (Kons.): Das Urheberrecht wird jetzt vielfach in einer Weise gegen die Zeitungen gemißbraucht, wie wir es bei der Annahme des Gesetzes nicht vorausgesehen hatten. Mit der sensationellen Gerichtsberichterstattung ist es erfreulicherweise besser geworden und die politische Presse aller Parteirichtungen ist darin einig, daß hier Abhilfe ge schaffen werden muß. Leider will unser Lesepublikum noch vielfach derartige Prozesse. Im Kampf gegen Schmutz in Wort und Bild ist die Polizei erfreulicherweise eifriger ge worden. Tie Verdienste des früher en Abgeordneten Roeren müssen durchaus gewürdigt werden. Am gefährlichsten ist -die Verbreitung des Schmutzes, der sich in den Mantel der Winenschast hüllt. Diese Pseudowissenschaft muß bekämpft werden. Wir niüssen unser hcranwachsendes Volk zur Scham erziehen, nicht der Prüderie wegen, sondern der Sittlichkeit und der religiösen Auffassung wegen. In diesen! Punkte müssen alle Parteien, die es mit dem Wohl des Vaterlandes ernst meinen, zusammcnarbeitcn. Abg. Müller-Meiningen (Vp.): Die Verfasser des Antrages scheinen keine Ahnung zu haben, welch politische Kämpfe und Gefahren sie hcraufbeschwören. Gewiß ist es für uns alle eine heilige Pflicht, den Schmutz und Schund zu bekämpfen. Aber mit einem Male sollen auch die besten Reproduktionen unserer besten Kunstwerke unsittlich sein, weil sie ans einer Postkarte stehen. Das ist einfach Unsinn. Das öffentliche Acrgernis ist eine der kautschukartigsten und zweifelhaftesten Begriffe, namentlich für die Polizei. Wir brauchen ja nachgerade ein Gesetz gegen die krankhafte ">'ballhc»'nn»g unserer deutschen Dichter. Staatssekretär Tr. L i s c o stimmt mit den Vorrednern darin überein, den Kampf gegen den Schmutz in Wort und Bild energisch dnrchzuführcn. Einen allgemein gültigen Maßstab über das erlaubte Maß bei Kunstreproduktionen anzulegen, ist zu schwer. Im allgemeinen nimmt das Reichs gericht den Standpunkt ein, daß die Darstellung des Nackten an sich nicht strafbar ist, sondern nur solche Darstellungen, die einen geschlechtlichen Charakter haben. Aus diesen Gründen hat sich die Strafrechtskommission zu einer Aende- rnng dieses Punktes ini neuen Strafgesetzbuch nicht veran laßt gesehen. Abg. Heine (Soz.) wendet sich gegen das Vorgehen der Staatsanwaltschaft gegenüber Kunstwerken. Abg. Ger lach (Ztr.): Mit Rücksicht auf die vielfach und leider auch an maßgebenden Stellen bestehenden Vor urteile wird man gut tun, an eine gesetzliche Reform der Frage der Jrrengesetzgebung nur mit der allergrößten Vor- sicht vorzugehen und bis dahin für eine gründliche Aufklä rung der öffentlichen Meinung zu sorgen. Die Vorschriften über Ausnahme und Entlassung in einer Irrenanstalt sind derartig scharf formuliert, daß zu Anklagen über eine falsche Internierung oder frühzeitige Entlassung in der Tat kaum Veranlassung vorliegt. Auch die Behauptung, daß ein be mittelter Verbrecher immer Sachverständige fände, die be reit seien, ihm zu attestieren, daß er in einer Anstalt unter gebracht werden müsse, weise ich als eine Beleidigung des ganzen Aerztestandes zurück. Abg. Dr. Dovc (Vp.) fordert verstärkten Schuh im — 70 — geschäftlichen Verkehr mit Geisteskranken, sowie eine Er leichterung außergerichtlichen Zwangsvergleiches. Schluß 6-A Uhr. Donnerstag 1 Uhr Fortsetzung. Kirche und Unterricht K Katholische Priester, die verheiratet sind, haben die .Leipziger Neuesten Nachrichten" (Nr. 38, 7. Februar) im Libanon, der zerklüfteten Gebirge im nördlichen Palestina, entdeckt! ES handelt sich um die sogen. Maroniten, die im 12. Jahrhundert ihr Schisma aufgaben und sich der römischen Kirche anschlossen. ES ist allgemein bekannt, daß sie dem kirchlichen Zölibatgesetz nicht unterstehen. Je doch erstreckt sich diese Ausnahme nur auf diejenigen ein fachen Säkulargeistlichen, welche in der Seelsorge als Pfarrer oder Hilfsgeistliche angestellt sind, die OrdenS- priester und die Mitglieder der Prälatur sind unverheiratet. Die Zahl der verheirateten maronitischen Priester ist sehr gering, es sind ihrer kaum 600. Leo XIII. verbot den mit Rom unierten orientalischen Geistlichen, welche ver heiratet sind, nach Amerika auszuwandern, um dort die Seelsorge auSgewanderter Orientalen zu übernehmen. Die Ausnahme vom Zöltbatgcsetz hat eben nur für gewisse Bezirke KlelnastenS Gültigkeit. Gerichkssaal 8 Der «rarste Fall Forstuer. Zabern, 18. Februar. Vor dem Landgericht stand heute in der Zivilklage gegen Leutnant von Forstner Termin an. Die Klageschrift be- hauptet, von Forstner habe im Sommer 1913 ein damals noch unbescholtenes, kaum 14 Jahre altes Mädchen verführt. Als Streit- bezw. Entschädigungssumme werden von dem Vater des Mädchens 2000 Mk. gefordert. Dem Anträge des Vertreters des Beklagten entsprechend wurde die Ver handlung auf den 23. April vertagt. Dis Vertagung auf einen so späten Termin erfolgte mit Rücksicht darauf, daß Forstner zurzeit noch minderjährig ist, aber Ostern das 21. Jahr erreicht, so daß er dann seine Sache persönlich vertreten kann. Spielpl«« der Theater 1« Dresden Köulal. Overukaus Freitag: Götlerdämmerung, Anfang 6 Uhr. Sonnabend: Madame Butterfly. Anfang 8 Uhr/ K»«i«l. «chrmfpieltttms (Ostra-Allee) Freitag: Die Journalisten. Anfang V,9 Uhr. Sonnabend: Macbeth. Anfang 7 Uhr. Albert-Theater Freitag: Der ungetreue Eckehart. Anfang 8 Uhr. Sonnabend, nachm. V-4 Uhr: Böser Buben Besserung: abends 8 Uhr: Die relegierten Studenten. Restdeuztheater Freitag: Alt-Wien. Anfang 8 Uhr. Sonnabend, nachm. >/»4 Uhr: Rübezahl, Kindermärcheu; abends 8 Uhr: Die romantische Frau. Zentraltheater Täglich, abends 8 Uhr: Die Kino-Königin. Sonnabend, Sonntag und Mittwoch nachm. V-4 Uhr: Jung Habenichts und das Silberpriuzetzcheu. Tarrafani Theater Jeden Tag Vorstellung. Anfang 8,20 Uhr. Variets« Viktoria-Salon Anfang 8 Uhr. ! Museuhalle Löbtau Auf. 8 Uhr KönigShof Strehlen «nf. 8 Uhr. ! N..T..Lichtsp.,Waisenhausst.8-11 Spielpl«« der The«ter i» Leipzig Neues Theater. Freitag: Das Glöckchen des Eremiten, f Sonnabend Actü. — Altes Theater. Freitag: Die Trenk- Nr. 41 — Mite 6 walder. Sonnabend: Die Augen der Liebe. — Operetten. Theater. Freitag und Sonnabend: Der «iudelkavalier. Schauspielhaus. Freitag: Kater Lampe. Sonnabend: Gast, spiel Agnes Sorma: Marys großes Her,. Kirchlicher Wochenkalender Sonntag O-ninquagefima. Hofkirche. (Fernspr. 27815.) Heilige Messen früh S. 7. '/,8. '/«S (SchulgotteSdienst mit Predigt) und 10 Uhr, 11 Uhr Hochamt, Predigt früh '/,? und Uhr. nachm. 4 Uhr Vesper. — Wochen, tags hl. Messen früh 6, 7, >/,8 (Mittwoch, Donnerstag und Frei- tag V«8) und 9 Uhr, Aschermittwoch auch 10 und 11 Uhr. Mitt woch und Freitag abends 7 Uhr Fastenandacht, Mittwoch mit Rosenkranz, Freitag mit Predigt und Segen. Sonnabend nachm. 4 Uhr Litanei und Segen, danach, sowie abends von 8 Uhr an Beichtgclegenheit. Pfarrkirche der Neustadt (Slbertplatz 2, Fernspr. 15 650). Früh 7 Uhr hl. Messe, vorm. 9 Uhr Predigt und Hochamt. '/«II Uhr SchulgotteSdienst. abends 6 Ubr SegeuSandacht. — Wochen, tags heil. Messe früh 7 Uhr. Freitag abends 7 Uhr Kreuzweg, Beichtgelegeuheit Sonnabends abends von 7 bis 8 Uhr, Sonntags von früh V,7 Uhr an und Wochentags vor der 7-Uhr-Messe. Herz-Jesu-Ktrche zu DreSden-Johannstadt (Ecke Borsberg, und Krenkelsiraße, Fernspr. 6202) Früh von 6 Uhr an Beichtge. lezenheit, >/,7 und >/,8 Uhr hl. Messe, vorm. >/,10 Uhr Hauptgottes, dienst, '/«12 Uhr SchulgotteSdienst, nachm. 3 Uhr Taufen, abends 6 Uhr SegenSavdacht. — Wochentags früh 7 und 8 Uhr hl. Messe Sonnabend abends von S bis 8 Uhr Beichtgelegenheit. Marie««Kapelle zu Dresden - Etrlese« (Wittenberger Straße 88, Fernspr. 9201). 7 Uhr Frühmesse, vorm. 9 Uhr Haupt* gottesdienst. JosephinensttftS-Kirche (Große Plauensche Straße 16.1. Ctg.) Sonntag. Montag und Dienstag 40 Madiges Gebei; an den drei Tagen Aussetzung des Allerheiligsten früh 5 Uhr, hl. Messen früh 5, 7, >/-6 und 10 Uhr (Hochamt); Gebetstunden: Sonntag, Montag und Dienstag mittags von 12 bis I Uhr für die Abgestorbenen, Sonntag nachm, von 2 bis 3 Uhr Schulkinder. Sonntag und Mon- tag nachm, von 3 bis 4 Uhr Elisabeth-Verein, Sonntag nachm, von 4 bis 5 Uhr 8. Orden, Sonntag nachm, von 5 bis 6 Uhr und Montag nachm, von 4 bis 5 Uhr Herz-Jesu-Bruderschaft: Schluß- andacht: Sonntag und Montag abends von 6 bis 7 Uhr Complet mit Segen, Dienstag nachm, von 4 bis 5 Uhr Predigt, Tedeum und Segen. Aschermittwoch hl. Messe vorm. '/,S Uhr. Wochentags hl. Messe früh 7 Uhr. Jeden Mittwoch in der Fastenzeit aber», 7 Uhr Kren,wegandacht. Pfarrkirche zu Dresden-Friedrichstadt (Friedrichstr. 60. Fernspr 27086). Früh 7 Uhr hl. Messe mit Ex4orte. vorm. 9 Uhr Predigt und hl. Messe, nachm. 2 Uhr hl. Segen. — Wochen- tags hl Messe früh 7 Uhr. Mittwoch und Freitag '/-S Uhr Schul, messe, Aschermittwoch vor und nach der hl. Messe sowie vorm. 11 Uhr Einäscherung. Freitag abends 7 Uhr Kreuzwegandacht. Sonn- abend nachm, von 4 Uhr an Beichtgelegenhett. Kapelle zu Dresden-Löbtau (Turnhalle Gröbelstraße 1. Fernspr. 29107). Früh 8 Uhr hl. Messe mit Ansprache, vorm. VrlÜ Uhr Predigt und hl. Messe, abends 6 Uhr Segensandacht. — Wochentags hl. Messe Montag und Donnerstag früh '/,? Uhr im Albertstifte, sonst 7 Uhr in der Pfarrkapelle. Sonnabend abends von '/,7 bis 7 Uhr Beichtgelegenheit. Marien-Kirche zu DreSden-Cotta (Fernsprecher 16 914). Früh '/-8 Uhr hl. Kommunion, dann Beichtgelegenheit, vorm. Uhr Hochamt und Predigt, abends 6 Uhr Andacht. St. Josephs-Kirche zu DreSden-Pieschen (Rehefelder Straße 59, Fernspr. 10807). Früh von '/-? Uhr an Beicht- uni,' Kommuniongelegenbeit, 8 Uhr Kommunionmesse mit Altarrede, da- nach Beicht- nnd Kommuniongelegenheit, vorm. 10 Uhr Predigt und Hochamt, nachm. 3 Uhr Taufen, abends 6 Uhr Segensandacht. — Wochentag« früh >/.8 Uhr hl. Messe. Montag und Donnerstag früh 8 Uhr SchulgotteSdienst. Sonnabend abends von >/,7 Uhr an Beichtgelegenhett. DreSden-Strehlen (Turnhalle der 28. Bezirksschule, MoL ritzer Straße 19.) Jeden dritten Sonntag im Monat von früh 8 Uhr an Beichtgelegenhett, vorm. 9 Uhr Hs. Messe mit Predigt. Garnisonktrche. An Sonn« nnd Festtagen vorm- V,10 Uhr Gottesdienst. Schwestern Waren dann gezwungen, das Reiten aufzugeben, und seine Matter kannte auch nicht jederzeit einen Wagen zur Verfügung haben. Den Inspektor, für den er auch noch ein Reitpferd halten mußte, brauchte er nicht. Dessen Geschäfte konnte er selbst besorgen; ein einfacher Hofver walter würde genügen. Auch die großen Jagden, Jagddiners und Abendgesellschaften konnten fvitfallen. Auf diese Weise kamen schon mehrere tausend Mark heraus, welche man sparen konnte. Freilich, seine Mutter und seine Schwestern würden sehr unzufrieden fee-:, wenn er mit diesen Einschränkungen tatsächlich Ernst machte. Aber das schadete nichts; er hatte es sich fest vorgenommen, sich aus eigener Kraft empor- znarbeiten — da durften die Launen seiner Angehörigen nicht mitsprechen. Als der Zug in einer Station hielt, erblickte Harald in einiger Ent fernung ein halbfertiges großes Gebäude; irgend eine Anstalt oder eine Fa brik. Mehrere mit Steinen sAver beladene Wagen standen auf einem Bau- geleise und Arbeiter beschäftigt, diese Steine auf Fuhrwerke zu verladen. Unwillkürlich lenkte dieser Vorgang Haralds Gedanken auf seinen alte» Stcinbruch im Fredersdorffer Walde, in dem nur noch gelegentlich Steine ge brochen wurden, da in der Umgegend kein Absatz für dieselben zu er zielen war. „Wenn ich mit leistungsfähigen Bauunternehmern anknüpfen könnte," mnrmelte Harald vor sich hin, „ließe sich das alte Steinloch noch ganz nutz bringend verwenden. Ich muß mich doch einmal bemühen . . In diesem Augenblick stieg ein Herr in das Coup6 und grüßte Harald höflich. „Wieder zurück aus Berlin, Herr Baron?" fragte der Ankömmling. Harald erkannte den Regierungs-Baumeister Hartung des Regierungs bezirkes, in welchem Fredersdorfs lag. „Ja, Herr Baumeister. Man muß doch auf seinem Gute auch mal nach deni Rechten sehen." „Gewiß. Wo das Auge des Herrn fehlt, geht meistens alles drunter und drüber." „Sie kommen auch aus Berlin, Herr Baumeister?" „Nein und ja — ich War freilich mehrere Tage in Berlin — beim Mi nister. Sie wissen doch, daß in unserem Bezirke die große Provinzial-Jrren- anstatt gebaut werden soll?" - „Ja, ich entsinne mich. Es war ja schon lange die Rede davon." „Jetzt sind die Pläne genehmigt und im Frühjahr beginnt der Bau. Nun war ich hier in diesem Orte bei mehreren Steinbrnchs- und Ziegelei- ksitzern, um Steinlieferungen abzuschließen —" Harald horchte auf. „Weshalb decken Sie den Bedarf nicht in unserem Bezirk?" fragte ee. „Weil wir dort keine leistungsfähigen Steinbrüche haben, Herr Baron." „Harald! Wie ist das möglich?" „Oho, Herr Baumeister! Ich selbst besitze einen großen Steinbruchl" „Der aber seit Jahren still liegt." »Ich gehe mit der Absicht «m, ihn wieder in Betrieb zu setzen." — 71 — „Wahrhaftig?" „Ja gewiß. Und ich wollte Sie bitten, mir dabei zur Hand zu gehen." „Von -Herzen gern, Herr Baron." „Meine Pferde haben jetzt und im ersten Frühjahr doch wenig zu tun, da könnte ich mit dem Anfahren der Steine sehr bald beginnen und Sie brauchen nicht die teure Eisenbahnfracht zu bezahlen." „Da stimme ich Ihnen vollkommen bei, Herr Baron. Gestatten Sie, daß ich in diesen Tagen bei Ihnen vorspreche, um alles Nähere zu erörtern?" „Gewiß. Ich bitte Sie darum." „Es wird da ein gutes Geschäft für Sie herausspringen, Herr Baron. Die Anstalt umfaßt einen weiten Gcbändckomplcx und die Häuser sollen fast alle inasiv aufgefiihrt werden." „Falls Sie Abnehmer sind, würde ich auch die alte Ziegelei wieder in Gang bringen. Sie kennen sie ja — sie liegt auf dein Vorwerk." „Natürlich bin ich Abnehmer. Das liegt uns ja in nächster Nähe und sehr bequem. Ich wollte Ihnen schon einen dahingehenden Vorschlag unter breiten. Ich denke, Herr Baron, wir machen da ein gutes Geschäft zusammen und ich kann meine Kostenanschläge hcrabsehen, ohne Sie im Preise drücken zu müssen, da der Transport der Steine sich ja viel billiger gestattet. Ich wußte gar nicht, Herr Baron." setzte der Baumeister lächelnd hinzu, „daß Sie ein so guter Geschäftsmann sind!" „Ich hoffe es zu werden, mein bester Herr." In anregendem Gespräch verfloß die Fahrt. Der Baumeister setzte Harald die Pläne des großen Baues auseinander und rechnete ihm vor, welcher Nutzen dabei für ihn herausspringen würde, wenn er die Lieferungen übernähme. Harald hörte lebhaft interessiert zu. Da war er ja gerade zur rechten Zeit heimgekommcn! Hätte er noch einige Wochen in Berlin verbummelt, dann würde ihm diese günstige Gelegenheit entschlüpft sein. Freilich, er mußte einige tausend Mark Anlagekapital haben — aber die hoffte er bei irgend einer Bank aufzutreiben, wenn er ihr die abge- schlossen«:» Lieferungsverträge und Gewinnberechnungen vorlegte. Es war ein glattes Geschäft, das einen guten Gewinn versprach. Mit freundschaftlich dankbarem Händedruck verabschiedete er sich auf der letzten Station von dem Baumeister, den er gleich für morgen zu einer Besichtigung seines Steinbruchs einlud. Ans der Station erwartete ihn sein Wagen, eine elegante Halbchaise mit zwei wertvollen Rappen Trakehner Zucht bespannt. „Alles in Ordnung z» Hause, Friedrich?" fragte er den Kutscher. „Jawohl, Herr Baron. Gestern war übrigens Herr Graf v. Pcltzien wieder da, um nochmals nachzufragen, ob der Herr Baron die Rappen nicht verkaufen wollte. Der Herr Graf will viertausend Mark dafür bezahlen. Die Frau Baronin aber meinte, daß die Rappen nicht verkäuflich seien. Der Herr Graf wollen nochmals Vorfragen." „Gut, Friedrich— ich werde selbst an den Grafen schreiben." Harald versank in Nachdenken, während der Wagen auf der regennassen Ltraße dahinrollte.