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Sächsische Volkszeitung : 04.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190304047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030404
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-04
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.04.1903
- Autor
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' Auf die Arbeiterzählung. welche am 1. Mai statt finden wird, seien die Gemeindevorstände und Gutsvor- sicher aufmerksam gemacht. ' Die gestrige Stadtverordnetensitzung nahm zunächst von dem Antwortschreiben des Rates auf die Anträge des Kolle giums. betreffend einer Wohnungs-Enquete und Aenderung der in den letzten Jahren erlassenen Bebauungs-Ortsgesetze wegen Ge winnung von kleinen Wohnungen Kenntnis. In diesem Schreiben will der Rat mit. daß er von einem Verfolg der Angelegenheit nock solange absehen werde, bis die allgemeine Wohn ungs- slalislik, welche für diesen Zweck als Unterlage dienen solle, im Truck erschienen sei. — Aus dem Referat des St.-V. Kaufmann tzanlke über die Grundrenten- und Hypotheken-Anstalt er gib! sich, das; im Jahre 1901 die Hypothekenausleihungen über lö Millionen Mk. betragen haben, im nächsten Jahre dagegen be deutend zurückgegangen seien. Für das Jahr 1003 sind 15 Mill. zum Vorträge gebracht worden. Da die Pfandbriefe mit 3^ pro« zeuiiger Verzinsung verausgabt werden, kann der Zinsfuß von 1'. Prozent für erstklassige Darlehen weiter ermäßigt werden. Tie (Gesamtausgabe ist auf 880000 Mk.. die Einnahme auf 928000 Mk. veranschlagt. Das Kollegium genehmigte den Antrag des Finanz ausschusses. Ferner erklärt sich das Kollegium in Anbetracht des auch im Vorjahre entstandenen Fehlbetrags bei den Betriebs- kranlcnkassen mit der Erhöhung der Mitgliederbeiträge um l Prozent einverstanden und genehmigt die Gewährung des »rankengeldes auch bei geschlechtlichen Erkrankungen. * Beilage. Der heutigen Nummer liegt das apologetische Flugblatt Nr. 1 des Volksvereius für das katholische Deutschland: „Der neue Kulturkampf der Sozialdemokratie", bei, worauf wir besonders aufmerksam machen. ' Bei der neu eiugeführteu Austragung durch Boten im Stadtgebiete haben sich verschiedene Unregelmäßigkeiten in der Zustellung ergeben. Wir bitten unsere Abonnenten, dies gütigst entschuldigen zu wollen und geben die Ver sicherung, daß unsere Expedition alles daran setzt, die Zuffellmig derart zu regeln, daß in Zukunft kein Anlas; zu Klagen sich bieten wird. Nicderpoyritz. Nachdem bisher Material znm Bane der Straßenbahn angefahren worden ist, wird nunmehr am kämmenden Montag bestimmt mit dem Baue begonnen werden. Arbeiter wollen sich behufs Aufnahme bei der Bauleitung im „Gustavheim", hier, melden. Töbeln. Die zum siebenten sächsischen Bundes kegeln errichtete Festhalle bietet einen prächtigen Anblick und gewährt Raum für 4—5000 Menschen. Im Monat Puirz wurden hier von der Polizei 17 Personen festgenommen und 100 Anzeigen erstattet. Leipzig. Der sächsische Pestalozziverein gründete mit freiwilligen innerhalb der sächsischen Lehrerschaft gesammelten Gaben eine Not- und Unterstützungskasse; dieselbe ist dazu benimmt, sächsischen Lehrern und Lehrerinnen, die genötigt waren, wegen Siechtums ihr Amt frühzeitig anfzugeben und dadurch unverschuldet in eine besondere Notlage ge raten sind, Unterstützungen zu gewähren. Als Grundkapital sind 0500 Mk. vorhanden. — Hier sind im Jahre 1902 elf Streiks und zwei Aussperrungen gezählt worden, meistens nur kleine partielle Ansstände, mit Ausnahme des Stembildhanerstreiks. Abgesehen von diesem langen und hartnäckigen Streik dauerte der längste Streik 05 Tage. Tie elf Streiks verteilen sich über 9 Gewerbe und 20 Betriebe, in denen 490 Arbeiter beschäftigt waren. 390 davon beteiligten sich am Streik, und zwar befanden sich die Streikenden zusammen 211 Tage im Ansstand. Von den Aussperrungen wurden 74 Arbeiter betroffen. — In Peudnitz hat sich ein 40jährigerBierfahrer wegen andauernder Krankheit erschossen. — In der letzten Stadtverordneten- mmng stimmten für das Verbot des AnSrnfens von Waren 3l' und gegen dasselbe 25 Stadtverordnete. — Das kürzlich verstorbene Mitglied des Stadttheaters, Herr Richard Scarla, ist unter großer Beteiligung ans allen Kreisen der Bevölkerung zur letzten Nnhe bestattet worden. Crimmitschau. In einer von ca. 500 Personen be suchte» Protestversanunlung wurde gegen den vom Ttadt- rat gefassten Plan einer Mehrbestenrnng der Konsumvereine Stellung genommen. Zum Schlus; der Versammlung fand eine Nesnlntion einstimmige Annahme, in der das Vorgehen dos Stadtrats scharf gemißbilligt wurde. Chemnitz. Am 1. April wurden die neuen Fortbildungs- filmldirektoren, die Herren Kies;, Meyer und Göpfert durch Herrn Schulrat 1)v. Böhme feierlich in ihr Amt eingeführt. — In der inneren Stadt machte ein älterer Bewohner durch Erhängen seinem Leben ein Ende. Ein schweres Leid soll ihn in den Tod getrieben haben. Zwickau. In einer anßerordentlichen Ratsversauunlnng wurde nach einer lebhaften Debatte beschlossen, die städtische Einkommensteuer um 20 Prozent in anbetracht der günstigen städtischen Finanzverhältnisse herabznsötzen. Auster anderen den öffentlichen Verkehr betreffenden Ausgaben wurden 5000 Mk. für Einlösung auf dem hiesigen Leihamte lagern der Pfänder unbemittelter Personen bewilligt. Bekannt gegeben wurde, das; ein ungenannt sein wollender Wohl täter 2000 Mk. zur Verteilung unter arme Schulkinder ge schenkt hat. Die Verteilung ist am I. April zwischen 0 und 7 Uhr in den Zigarrengeschäften von Lucanns, Martha und Liebe erfolgt Zwickau. Die Lack- und Firnisfabrik von Leonhardt w Mosel ist durch einen Brand fast vollständig zerstört worden. DaS Feuer entstand, wie die „Zwickauer N. N." melden, auf noch unaufgeklärte Weise im Platzboden des Fabrikgebäudes und griff mit rasender Schnelligkeit um sich. Die 3 Spritzen, welche alsbald zur Stelle waren — muer ihnen auch die Landspritze von Zwickau-Pölbitz — keimten nur wenig helfen. Wäre nicht am Lack- und Firnisgraben eine groste massive Mauer gewesen, so wäre wahrscheinlich das ganze Etablissement niedergebrannt. So sind Kessel- und Wohnhaus verschont geblieben. Das Feuer dauerte bis gegen 1 Uhr nachts. Der Schaden be trägt. wie wir erfahren, 90000 Mk. und ist durch Ver sicherung gedeckt. Wie uns mitgeteilt wird, war das Feuer sogar von Fährbrücke aus sichtbar. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Wie cs heißt, soll beim Löschen großer Wassermangel geherrscht haben. Der Betrieb wurde eingestellt, soll jedoch in zwei ragen wieder ausgenommen werden. Hohenstein.Ernstthal. Ein Auge hat der 18jährigo Soimekalb am Sonntage dadurch verloren, daß ihm beim Kalklöschen heißer Kalk in dasselbe kam. Das andere Auge ist gleichfalls schwer verletzt. Plauen. Am Dienstag wurden in Dölnau heftige Erderschütterun gen wahrgenommen. Auf zwei wellen förmige Erdbewegungen folgte ein dumpfes Rollen ver- Kunden mit heftigem Donnern. Unmittelbar vor dem Donner war der Himmel durch einen kreisrunden Licht schein hell erleuchtet. Die letztere Erscheinung ist auch in Plauen bemerkt worden. Desgleichen wird aus Bram bach gemeldet, daß am 31. März kräftige Erderschütterungen bemerkt wurden. Markneukirchen. Tot aufgefunden wurde in der Nähe der Schlachthäuser am Sonntag der Fuhrwerksbesttzcr Habermann. Man nimmt au, daß derselbe von einem Kohlenwagen, den er lenkte, heruntergefallen ist und daß ein Rad ihm über die Brust ging, woraus sein Tod erfolgt ist. Halle a. d. S. Beim Answechseln der Wagen geriet der Bahnarbeiter Bernhardt unter einen derselben; arg verstümmelt fand man ihn auf dem Geleise tot liegen. Coburg. In Steinach warf ein zwölfjähriger Knabe seinem sechszehnjährigen Bruder ein Brett so unglücklich gegen den Leib, daß infolge einer Darmzerreistnng der Tod bald eintrat. Wegen Körperverletzung ist mm der schuldige Knabe, welcher tiefe Nene zeigte, von der Strafkammer zu drei Wochen Gefängnis verurteilt worden. Volk»r»erern für das kath. Deutschland. 8 Dresden-Iohannstadt. Am Donnerstag, den 2. April, hielt unsere Bezirksgruppe im „Stephanienhof" eine Ver sammlung ab, in welcher Herr Kaplan Bodenbnrg einen Vortrag, betitelt „Sozialpolitische Streiszüge", hielt. Am Eingänge seines Vortrages gedachte der Redner in warmen Worten des kürzlich verstorbenen Reichstags- abgeordueten Frei Herrn von Hecremann als einen edlen Förderer der Interessen aller Stünde, vornehmlich aber des Arbeiterstandes. In seinen weiteren Ausführungen beleuchtete er im Gegensatz zu den Strömungen des Libe ralismus und des Sozialismus die Arbeiter-Enzyklika des Papstes, welche dem Zentrum stets ein treuer Weg weiser und Führer in Politischer und wirtschaftlicher Hinsicht gewesen ist. Das; es den richtigen Weg gegangen sei, be wiesen seine großen Erfolge auf sozialpolitischem Gebiete, welche selbst seine größten Gegner anerkennen müssen. Am Schlnst seines mit Beifall anfgenommenen Vortrages weist der Redner ans die im Verlage des Volksvereins er schienenen Flugschriften gegen die Sozioldemokratie hin. Im weiteren Verlaufe der Versammlung teilt Herr Timm- rot h znm allgemeinen Bedauern mit, das; er wegen Arbeitsüberhäusnng sein Amt als Obmann der Bezirks gruppe niederlegen must. Nachdem noch mehrere andere Angelegenheiten, die zmnteil außerhalb des Bereiches des Volksvereius lagen, besprochen worden waren, wurde die Versammlung geschlossen. Aus Aivche un- Staut. P Säkularisation und StaatSznschüsse zu katho lischen KnltnSbanten in Württemberg. Jahrhunderte alte Pfarrkirchen auf dem Lande drängen znm Neubau, sei es, weil sie der Zahn der Zeit allzu scharf benagt hat, oder ans dem Grunde, weil sich die Bevölkernngszahl er heblich gemehrt hat, oder die Besiedelung einer bislang brach gelegenen Gegend in Angriff genommen wurde. Man denke sich mm eine solche Gemeinde vor die unabweisbare Notwendigkeit eines Kirchen Neubaues gestellt, zumal bei der dermaligen Abgabenbelastnng! Sie ist entweder vor den finanziellen Ruin gestellt, oder sie wird Passiv-Kapitalien aufnehmen, die in Olims Zeiten getilgt werden; zunächst aber wird sie sich bei den größeren Verbänden des Kreises und Staates um Beihilfe mnsehen. Hierfür ist nun für das ganze Königreich der Pappenstiel von >20000 Mk. im Etat vorgesehen. Man glaube ja nicht, daß im katholischen Volksteile die Säkularisation vergessen ist: Bei derartigen Kirchengemeinde Versammlungen könnte man erfahren, daß sich der katholische Volkstcil mit Ingrimm bewußt ist, daß er mm wieder von vorne anfangen muß, zu begaben und zu dotieren. Da wird dann hingewiesen, wie bei Bauten für militärische Zwecke und Znchthansanlagen alles prima beschafft wird und dergl., daß der Vorsitzende Pfarrer oft Mühe hat, zu bremsen. Man erhöhe doch endlich einmal die lächerliche Summe für Kultusbanten, wodurch zugleich eine Rückkehr von der anerkannt verfehlten Zentralisation der Knust in nnbesnchte Museen zur InOIin >)n,iipc-r>im an- gcbahnt wäre. I'. f Freche Unverfrorenheit. Kommt da ans einem Bahnhof einer bayerischen Stadt ein Jude und ver langt vom Bahnhofsbnchhändler das „Kleine Witzblatt". Der Buchhändler entgegnete, das; er solches Zeug nicht führe. Nun entspann sich folgender Dialog: „Warum führen Sie es denn nicht?" Antwort: „Solchen Schund führe ich prinzipiell nicht!" „Ah. sind Sie katholisch?" Antwort: „Ja, aber das geht doch Sie nichts an." „Das haben Ihnen gewiß Ihre Pfarrer gesagt, daß Sie das „Kleine Witzblatt" nicht halten!" Aber nicht genug damit, zirka 14 Tage darauf kam vom Verlag des „Witzblattes" an genannten Bahnhofsbnchhändler ein Schreiben mit zwei Probeexemplaren, und als der Bahnhofsbuchhändler nicht reagierte, wandte sich die Firma an den Magistrat der betr. Stadt, mit der Bitte, den Buchhändler zu fragen, warum er das Blatt uicht halte; soviel sie wissen, sei es doch nicht verboten von der Direktion. Damit sich die Herren überzeugen könnten, daß das „Kleine Witzblatt" „ganz anständig und harmlos" sei, legte die Verlagsbuch handlung auch Probeexemplare bei. Das fehlte gerade noch, daß man solchen Berliner Schund auf den bayerischen Bahnhöfen einführt! Jedenfalls ist es neu, daß der Berliner Verlag sich crdreistet, einem Magistrat die Zumutung zu stellen, sich zum Agenten für anrüchige „Witz"blättcr her- zugebeu. 4 Die „homosexuelle Frage" ist ein Sturmbock, womit mit Vorliebe ein gewisser Gesetzcsparagraph beseitigt werden soll. Schmutzblätter haben es sich zu ihrer Aufgabe gemacht, solche pikante Fragen für das große Publikum auszuschlachten; es ist dem Geschmack der Leser Vorbehalten, so ein Blatt weiter zu halten. Die ekelhafte Krankheit begann im Herbst 1901 in Berlin besprochen zu werden. Es bildete sich sogar ein Klub. Immer kühner wurde die Bewegung, weil sie behördlicherseits nicht eingeschränkt wurde. Nunmehr befindet sich an den Berliner Plakatsäulen die Ein ladung zu einer „großen öffentlichen Volksversammlung", die sich mit der „homosexuellen Frage" (8 175 des Straf gesetzbuches), befassen soll. Als Referent fungiert Herr I)r. Magnus Hirschfeld! „Damen und Herren haben Zutritt." Das ist denn doch ein starkes Stück! meint die „D. Tagesztg." Wie kann die Polizei die Teilnahme von Damen an solchen Versammlungen gestatten? Das Mo ment des Schamgefühls kommt für die Polizei vielleicht deswegen nicht inbetracht, weil sie mit Recht von der An schauung ausgeht, daß auf das Schamgefühl solcher „Damen", die an derartigen Versammlungen teilnehmen, keine Rücksicht zu nehmen sei. f Eine glückliche Gemeinde ist das Dörfchen Lenzhahn im Tamms. Dort zahlt man keine Gemeinde steuern, vielmehr bekommt jeder Ortsbürger 2 Klafter Holz und 200 Wellen ans dem Gemeindewalde umsonst. Im Besitz eines bedeutenden Waldgebietes, ist Lenzhahn in der glücklichen Lage, jedes Jahr noch einige Tausend Mark in sicheren Nentenbriefen anznlegen. Wohnungen sind dort billig zu haben, denn von den 12 Häusern, welche das Dörfchen bilden, stehen zur Zeit zwei vollständig leer. Neueste Nachrichten. — In Ungarn nehmen die Ansstandsbewegnng cn von Tag zn Tag zn. Fast alle Branchen leiden nnter den Unruhen und Arbeits einstellungen. — Albanesen fehlen mehrere serbische Dörfer in Brand. Es kam zn blutigen Metzeleien, bei denen viele Menschen getötet wurden. — Nach englischen Blättcrmeldnngcn wird England eine parteiische Intervention Rußlands und Oester reichs nicht dulden. — König Eduard von England wird am 27. d. M. in Rom cintreffen und zwei Tage hier verweilen. Am 30. d. M. erfolgt die Rückreise nach Neapel, woselbst zn Ehren des königlichen Gastes eine große Flvttenrcvue slattfinden wird. — In Rom traten die Buchdrucker in den Ausstand und verursachten große Lärmszenen. — In der alten Universitätsstadt Sa kam an ca ist cs zwischen Polizei und Studenten zu blutigen Schlägereien gekommen. — Das spanische Kabinet ist in der Auflösung begriffen. Zwei Minister wollen auf jeden Fall zurücklrcten. — In Fez fanden Kämpfe zwischen verschiedenen Teilen der Regierungstruppen statt. Der Prätendent ist nach Tesa znrnckgekehrt und hat seinen Standort dort aufge- schlagcn. Die eingeborenen Beamten in Tanger geben offen ihrer Unruhe Ausdruck. — In Görlitz ist die Mälzerei der großen Hagspielschen Branntweinbrennerei und mit ihr die Getreide- und Malzvorräte ein Opfer der Flammen geworden. — Zwischen Mittelsten! und Wünschelburg in Schlesien ist bei einem Eisenbahn unglück der Lokomotivführer getötet worden; drei Heizer erlitten schwere Brandwunden. — In der König!. Luiscngrnbe bei GleiWitz fand eine Explosion der Pulverkammer statt. Die Förderstrecke im Heinitz stütz ist südlich bis etwa 300 Meter zu Bruch gegangen und im Brande. Bisher wurden drei Tote, darunter ein Aufseher, nud fünf Verletzte geborgen. Ein Mann wurde betäubt. Ein Grubenstciger und ein Ausscher werden noch vermißt. — In Essen wurde das Kessel- und das Maschincn- hauS der Baroper Maschinenfabrik durch Feuer vall st ä n d i g vernichtet. — In Frankfurt wurde der frühere Direktor der i n K o nknr s geratenen Aktiengesellschaft Hemme und Scidenfels, Kommerzienrat Hemme, auf telegraphisches Verlangen des Untersuchungsrichters beim Landgericht F-rankcnthal ver haftet. — In Kolmar i. Elf. ist eü infolge eines in der Kienerschen Fabrik ausgebrochenen Streikes zu einer blutigen Schlacht zwischen Polizei und Arbeitern gekommen. — Bei einem Stur m in Italien wurden in der Gemeinde G r a z z a n i s a drei Personen getötet und mehrere verletzt. Theater, Auirst un- Wissenschaft. — König!. .Hoftheater. Die Abonnenten des Köuigl. Schau spielhauses werden darauf ansnierk'am gemacht, daß die Billcts für das vierte Abonnement bis Sonntag, den 5. April d- I-, an der Tageskasse des König!. Schauspielhauses von vormittags 10 bis nachmittags 2 Uhr (Sonntags von '511 bis 2 Uhr) ansgegeben werden. — Die Ausführung des Lustspiels „Der Widerspenstigen Zähmung" am Oslermontag, den 13. April, findet außer Abonne ment slalt. Für die Montag-Abonnenten des 13. April wird Donnerstag, den 10. April, „König Heinrich VI." (I. Teil» in neuer Einstudierung gegeben. — Ein großer Betrug wurde in Paris entdeckt. Um eine enorme Summe halte die Regierung eine Art Haube aus Goldblech angekauft, die der Skytheukönig SaNaphaerneS getragen haben soll. Oesterreich hatte vorher schon ein Angebot erhalte» und cs ab gelehnt, weil eS die Fälschung erkannte. R,ui stellt sich heraus, daß Israel Rachonuowsli aus Odessa nach eigenem Geständnis die „Tiara" i» seiner Werkstatt herstellle nach dem Modell, das der Jude naiueus Elina, ali-m Maycnce, nluw Maiutzer an- gefertigt hat. Salomo» und Theodor (nicht Leo») Rein ach, die Gebrüder des Pauamisten und frühere» Abgeordneten Reinach in Paris, der sich erschossen hat, weil er mit dem Staatsanwalt in Konflikt geraten war, haben die Tiara für echt erklärt. Salomo» Reinach ist Professor der Archäologie in Paris. Tie beide» erste» Schwindler rühmen sich noch ganz offen ihrer Schandtaten. Tie Presse ist ganz verstummt. Vielleicht findet ffe später noch einen Jesuiten, der an allem schuld war. — TaS Königliche Konservatorium für Musik und Theater veranstaltete am 3>.März nachmittags im Residenzthealer znm Besten des Schauspiel-Freistellcnsonds eine Schauspiel Ans Nihrung, bei welcher einzelne Szenen aus Wilhelm Tell, Faust, Maria Stuart und die einaktige Posse Monsieur Herkules zur Darstellung gelaugten. Tie Darbietungen waren durchwegs zu friedenstellende und legten beredtes Zeugnis für die Tüchtigkeit der Lehrer ab. Die beiden Herr» Starcke und Winds können wir zn dein Erfolge dieses Abends aufrichtig beglückwünschen. Unter den Darsteller» lernten wir die Damen Fischer, Rank und Stelzet von ihrer besten Seite kennen, und speziell letztere dürste den .Kinderschuhen Thalias bald entwachsen sei». Dies gilt unter den Herren in erster Linie von Herrn Buschmann und Huggenberg, deren Bühnentalent entschiede» nicht unbedeutend ist. Aber auch die übrigen jungen Künstler, die Herren Hand Hossinann, Sperling. Franz und Köhler, hielte» sich wacker, und wir geben der'Hossnnng Raum, daß alle einer erfolgreichen Zukunft ans den weltbedentenden Brettern entgegengehcn. — „Moderne Lyrik" bildete das Stichwort, unter dem der Vorsitzende der Freien Literarische» Gesellschaft bei dem am 1. April im Saale des „British Hotel" starlgcfimdenen llntcr- hnllnngsabend aiisgewäyltc handschriftliche Gedichte von Karl Moser (Freilassing in Bayer») »nd E. Reimer (Sternbcrg in Mähren) vvrlas, die sehr ansprachen. Lyrische Perlen älterer Dichter, wie llhland, W. Jensen, Gottfried Keller w. wurden von Herrn W. Piltz, einem talentvollen Schanspieljünger. mit Geschick und Temperament vorgctragen, während Herr Guido Scharfer durch stimmmigsvvNe Klabrcrvorträge sein musikalisches Können dokumentierte. Die von Herren Arthur A. R onson vorgetragenen srlbstverfaßtcn Humoresken fanden lebhaften Beifall. — Der Männergcsangvcrein „Einigkeit" in Dresden-Löbtau veranstaltete am Sonntag abend im Saale des Drci-Kaiser-Hvfes ein gutbesuchtes Konzert. Der Verein hatte es sich diesmal zur Aufgabe gestellt, den Dresdner Komponisten eine Huldigung dar- zubrlngen und mit dieser schönen Aufgabe den idealen Zweck der Wohltätigkeit <zmn Besten des Dichters Julius Gcrsdorff) zu ver binden. Das auserlesene und reichhaltige Programm enthielt aus-
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