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MchßschkUolksrntung j«»»«ad« X mit Dresden und in Oesterreich I«u»,abe» B«ju,»prei», BeUaae dtertelsSkrlich »,1V ^k, In I Deutschland frei HauS ».8» I »gab-S biert-nayrtlch 1,8v^k. In Dresden und ganz Deutschland frei Hau» »,»» i in Oesterreich ch,VV X. — Stnzel-Rummer 1V 4 l SdchentayS erscheint die Zeitung regelmützlg in den ersten I I tlachmittagSstunoeiXt i jL Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht «nd Freiheit mit Uirt*oh«rttr»i,g»beilaAe Die illustvieVte Zeit Anzeige«, I «muchme »«, BeschcVtSanzeigen bi» 1 v Uhr, anzeigen bl» 1» Uhr, I Poet» für die PMit-Spaltzeile »« 4, im Resl von Familien- ^ ^ , Reklameieil vv 1 undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus. I gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit sin die Richtigkeit de» Lerte« nicht übernehmen. RedaktionS-Tprechstunde: 1V bis 11 Uhr vormittag». I Wr Rückgabe etngesandter Schriftst, macht sich die Redaktion I I nicht verbindlich; Ruckseichung ersolgt, wenn Mckporto bet-I I gesagt ist. Brieslichen Anfragen istAiuwortSporto beizusügen. > Rr. SSI «efchSftsstelle mrd «-HaMva DreSde««U. IS» Poilbetaftrah« SS Donnerstag den 7. Oktober 1915 Ferrrsprecher 31888 14. Jahr« Bulgarien vor dein Äriege Die Ereignisse auf dem Balkan überstürzen sich augenblicklich. Die wichtigste Meldung ist wohl die von dem Abbruch der russische-bulgarischen diplo matischen Beziehungen. Da sich dem russischen Ultimatum -ic Vertreter Englands, Frankreichs und Italiens ange schlossen haben, so wird der Abbruch der diplomatischen Be ziehungen dieser drei Staaten zu Bulgarien dem Ruß lands auf dem Fuße folgen. In dem Telegramm aus Petersburg, das den Abbruch verkündet, wird angegeben, daß die bulgarische Antwort unbefriedigend sei. Der Wortlaut der Antwort liegt heute früh noch nicht vor, so- daß sich in diesem Augenblick nicht prüfen läßt, was Bul garien erklärt hat. Es wird auch weiter in der Peters burger Meldung noch nichts von dem Beginn des Kriegs zustandes erklärt, doch unterliegt es für uns keinem Zweifel, daß die Feindseligkeiten zwischen dem Vierverband und Bulgarien in den allernächsten Tagen eröffnet werden. Rußland wird es unter keinen Umständen bei dein Abbruch ! der diplomatischen Beziehungen lassen. Es wird seine brutale Herrschsucht .an dem kleinen Lande erproben und ! die anderen drei Kumpane werden dabei helfen. Es ist s jedoch nicht ausgeschlossen, daß der Vierverband mit dem Beginn des neuen Krieges wartet, bis Bulgarien auf Ser- ! bien losmarschiert. Dann kann er allerdings lange warten, denn nach unserer Kenntnis der Dinge handelte es sich bei ! der bulgarischen Mobilmachung nicht um eine feindselige Haltung gegen Serbien, sondern um einen Akt der Schutz- I wehr. Bei dem vielen Zündstoff, der auf dem Balkan > lagert, kamx. man nie wissen, wo eine Explosion erfolgt und welchen Erfolg sie hat, daher baute Bulgarien vor, ebenso wie die Schweiz und Holland vorgebaut haben. Der unbegründete Eingriff der Engländer und Franzosen in die griechische Neutralität hat bewiesen, daß dem Vier- voi'bande kein Mittel zu schlecht ist, um zum Ziele zu kom men. So gut wie Saloniki völkerrechtswidrig besetzt wurde, um von dort aus im gegebenen Falle einen Durchmarsch durch das neutrale Land zu vollziehen, ebenso gut kann auch morgen irgend ein bulgarischer Hafen von demselben Schick sal ereilt oder das Land sonstwie belästigt werden. Daher die Mobilmachung. Bulgarien will kein willenloses Spielzeug in der Hand des Vierverbandes sein, sondern es will seine Rechte und seine Neutralität gewahrt wissen und daher die bisherigen Maßnahmen. Folgen dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen die Feindseligkeiten, so fin den sie Bulgarien vorbereitet und gerüstet genug, um feind liche Angriffe abzuwehren. Mobil gemacht auch übrigens auch Griechenland, -aber ein Ultimatum erhielt es nicht, weil England bestimmt glaubte, es in der Tasche zu haben, obschon durchaus nicht feststand, nach welcher Seite sich Griechenland neigen würde. Die Verabschiedung Venizelos bat gezeigt, daß der König durchaus nicht die Absicht hat, sich von seinem Ministerpräsidenten Handlungen auf zwingen zu lassen, die dem Landesknteresse widersprechen. Die Landung von Truppen in Saloniki ist ein Akt der Willkür unserer Feinde, dem Griechenland selbst energisch entgegentreten muß. Bei dem papiernen Protest darf es nicht bleiben. Und wenn auch die Truppenlandungen schon ihren Anfang genommen haben, so hat Griechenland doch die Pflicht, dafür zu sorgen, daß dem „Blatt Papier" auch die Tat folgt. Was der König tun wird, läßt sich jetzt noch nicht sagen. Wenn er aber den Mut hat, Venizelos trotz der Kabinettsmehrheit abzusägen, so sollte er auch den Mut haben, den Veranlassern der Truppenlandungen den er forderlichen Denkzettel zu geben. Jedenfalls wird Griechen- land vor eine der wichtigsten Lebensfragen gestellt. Deutschland hat gegen die Landungen in Athen Einspruch erhoben. Ein längeres Telegramm des W. T. B. teilt dies mit und zeigt das heuchlerische Doppel spiel der Engländer, wie wir es gestern schon gekennzeichnet haben. Die griechische Antwort auf den deutschen Einspruch wird wohl erst erfolgen, wenn das neue Kabinett gebildet ist. Einerlei, wie es ausfällt, der deutsche Ein spruch bleibt bestehen, solange die Truppenlandungen vor handen sind, und Deutschland läßt sich nicht ungestraft reizen. Man bedenke in Griechenland wohl, daß dem ersten ungesetzlichen Schritt des Vierverbandes sehr leicht solche folgen können, die der Unabhängigkeit und der gedeihlichen Entwickelung Griechenlands dauernd im Wege stehen. Da her muß der König jetzt zeigen, -aß er seinen Willen, der dem Willen des griechischen Volkes entspricht, durchsetzt, nämlich die friedliche Entwickelung des Landes nach jeder Richtung hin zu fördern und von allen KriegSborgängen — einerlei, welcher Art sie sind — verschont zu bleiben. Wer das Land darin stört, muß sich gefallen lassen, dafür die richtige Antwort zu erhalten. Der König hat WMIelNW Abbruch der russisch-bulgarischen Beziehungen Petersburg, 6. Oktober. (Ueber Kopenhagen.) Nach einer Meldung der Petersburger Telcgraphcn- Agcntur ans Sofia vom 5. Oktober ist die A n t w o r t d e r bulgarischen Regierung auf das russische Ulti matum dem russischen Gesandten um 2 Uhr 40 Min. nach mittags übergeben worden. Da ihr Inhalt unbc- friedigend war, hat der russische Gesandte dem bulga rischen Ministerpräsidenten den Abbruch der diplo- malischen Beziehungen notifiziert. Ter Schutz der Interessen der russischen Untertanen ist dem König!. Nieder- ländischen Geschäftsträger anvertraut worden. England und Italien gegen Bulgarien Rom, 7. Oktober. (Agencia Stefani.) Die Gesandten Englands und Italiens haben der bulgarische» Regierung eine Note überreicht, in der sie sich dem von den Gesandten Rußlands und Frankreichs überreichten Ultimatum an- schließen. Sie forderten ihre Pässe. Wichtige Besprechungen in Sofia Berlin, 7. Oktober. Laut „Lokalanzeiger" melden Budapester Abendblätter aus Sofia vom 6. Oktober: Die Mitglieder des Kabinetts hielten bei Nadoslawow einen mehrstündigen Ministerrat ab. Darauf wurde Nados lawow mit dem Generalissimus des Valkankrieges Savow zum Könige zu einer dreistündigen Beratung berufen. Es folgte eine Besprechung Nadoslawows mit den Gesandten Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und der Türkei. Als während dieser Besprechung der englische Ge schäftsträger im Präsidium erschien, konnte er von Nados lawow nicht empfangen werden. Zur Landung auf Saloniki Nach einem Genfer Bericht des „Lokalanzeigers" stützte sich Delcassäs Plan von der Landung in Saloniki auf die nach den Berichten des Athener französischen Gesandten unerschütterliche Stellung Venizelos. Del- cassä wußte den vor Ueberstürzung warnenden besser unter richteten Sir Edward Grey für seinen Plan zu gewinnen. — Pariser Blätter lassen durchblicken, daß innerhalb der Kabinette Viviani und Asguith das brüske Vorgehen Rußlands unangenehme Ueberraschung her vorrief. Zu dem deutschen Protest in Athen schreibt der „Lokalanzeiger", er behalte solange Gültigkeit, als Griechenland die Verletzung seiner Neutralität dulde, wie die Kabinettskrise auch ausgehe. Der Haß der Marokkaner Ein Bericht in verschiedenen Blättern schildert den Haß der Marokkaner gegen Franzosen und Engländer. Die Gefangenen betonten, daß sie sich nicht als Gefangene, son- dern als Gäste des mit ihren Padischa verbündeten deutschen Kaiser betrachteten und als solche hofften, gegen die der- haßten französischen Bedrücker kämpfen zu können. Sie zeigten sich sehr enttäuscht, als sie erfuhren, daß dies aus völkerrechtlichen Gründen nicht möglich sei, und drückten die Hoffnung auS, wenigstens dem Padjscha als Soldaten gegen die Franzosen und Engländer zur Verfügung gestellt zu werden. China wird wieder Monarchie London, 7. Oktober. „Morningpost" meldet aus Tientsin: Der StaatSrat hat ein Gesetz angenommen, wo nach die Wahlen der Abgeordneten am 6. November und die Abstimmung über die Regierungsform am 15. November stattfinden. Man erwartet, daß die Monarchie im Laufe des Novembers errichtet wird. Gunaris mit der Kabinettsbildung betraut, und es verlautet bisher nirgends, daß dieser abgelehnt habe. Die Kammer ist vorläufig vertagt, Venizelos ist von Athen nach Saloniki gereist, wo die Truppenlandungen ihren Fortgang nehmen. Ob er seine Freunde dort begrüßen will? Wie es heißt, besteht das Landungskorps aus drei kriegsstarken französischen Divisionen und einer Anzahl englischen Divisionen, die sämtlich dem Dardanellenheere entnomnien sind. Tie Kämpfe auf Gallipoli scheinen dem nach aufzuhören. Mögen die Feinde sich auf den anderen Teilen des Balkans auch die erwünschte Schlappe holen. X Die bisherigen Kriege Bulgariens mik Serbien In der gegenwärtigen Situation am Balkan ist ein kurzer Rückblick auf die bisher zwischen Bulgarien und Serbien geführten Kriege zeitgemäß. Der Friede von St. Stefano und der Berliner Kon greß richteten bekanntlich das Fürstentum Bulgarien wieder auf. Prinz Alexander von Battenberg wurde zum Fürsten erwählt. Die Provinz Ostrumelicn verblieb unter einem christlichen Gouverneur bei der Türkei, erhob sich aber am 19. September 1885. Der Gouverneur wurde verhaftet, die Vereinigung mit Bulgarien verkündet. Fürst Alexander übernahm die Herrschaft. Die Türkei mobili sierte sofort drei Armeekorps, Bulgarien ergriff Gegen maßregeln, indem es in Ostrumelien die Miliz mobili sierte und so 30 000 Mann znsammenbrachte. Die eigent liche bulgarische Armee, die ans 8 Infanterie-, 2 Kavallerie- regimentern und 12 Batterien bestand, erlitt eine schwere Buße dadurch, daß ihr Rußland die 150 russischen In- struktoren entzog, die alle höhere Stellen innc hatten. An ihren Platz mußten junge bulgarische Offiziere treten. So wurde Hauptmann Nikoforw Kriegsminister, Haupt mann Petroff Chef des Generalstabes, und kein Befehl haber war älter als 31 Jahre. Trotz alledem geschah die Mobilisierung rasch, und am 18. September waren 35 000 Mann vereinigt und im Aufmarsch begriffen. Im Laufe des Feldzuges erhöhte sich der Stand auf 100 000 Mann, doch sollte dieses Heer nicht gegen die Türkei, sondern gegen Serbien kämpfen. Am 1. Oktober erklärte König Milan in der Sknpsch- tina, daß die Vereinigung Ostrnmeliens mit Bulgarien den Kriegsfall für Serbien bedeute. Auch Serbien mobili sierte und stellte 52 000 ManN auf Kriegsfuß. Am 13. No vember überschritt die serbische Armee die Grenze und rückte gegen Slivnica vor, wo sie von den Bulgaren ange griffen und geschlagen wurde. Sie zog sich auf den Dra- goman-Paß zurück, leistete dort und später bei Caribrod (23. bis 25. Dezember) erfolglosen Widerstand und mußte noch am 25. auf Pirot weichen, wo sie von den in drei Kolonnen folgenden Bulgaren neuerlich angegriffen und geschlagen wurde. Am gleichen Tage machte das Ein greifen Oesterreich-Ungarns dem Feldzuge ein Ende. Nur der selbständigen serbischen Timokdivision war in diesem Feldzuge ein Erfolg beschicken gewesen. Sie schlug die bulgarische Reserve und Milizbataillone bei Vidin, und warf sie in die Festung. Die Türken störten die bulgarischen Operationen nicht. In Bukarest wurde am 2. März 1886 auf Grund des früheren Besitzstandes Frieden geschlossen. Serbiens Neid und Eifersucht gegenüber bulgarischer Gebietsvergrößerung bildeten auch das Motiv des Krieges zwischen Bulgarien und seinen ehemaligen Verbündeten, Serbien und Griechenland, im Balkankriege. Als die Türkei nach den Wafsencrfolgen der Verbün deten bei Lyle Burgas, Kirkilisse, Bnnar Hissar, bei Kossowo und Adrianopel, vornehmlich Waffenerfolge der Bulgaren, niedergekämpft war und um Frieden bat, ver größerte Serbien sein bisher erobertes Gebiet trotz des mittlerweile zustande gekommenen Waffenstillstandes und dem Proteste Oestcrreich-Ungarns noch durch die Er oberung Albaniens bis zur adriatischen Küste. Erst durch einen neuen energischen Protest der Monarchie mußte es seine neueste Eroberung wieder aufgeben und sich auS Albanien zurllckziehen. Für diesen angeblichen Gebictsverlust sollte es nun Bulgarien, trotz der genauen Bestimmungen des Bündnisvertrages entschädigen. Bulgarien berief sich auf diesen und verweigerte jede Gebietsabtretung. Auf Grund des mittlerweile abgeschlossenen WaffenbündnisseS mit Griechenland marschierte die serbische Armee an der bulgarischen Grenze auf, während Griechenland seine Strertkräste bei Saloniki und Doiran konzentrierte. Bul garien tat dasselbe, indem eS seine Hauptmacht gegen Serbien, eine kleinere Streitmacht gegen Griechenland in Marsch setzte. Der Krieg begann am l'. Juli 1918 unk» ,s«S,«o»Ip,s^ u, «Punk,