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Schluß de« interessanten Tages bildete ein Zweisitzer- Vorgabe-Fahren iiber .8000 Meter, bet d>m Willy Loreiz, Beilin. und Henry M^yer, Hanooer, in 8 Minuten 3t Sekunden siegten. Vermischtes. V Hippokrates, der größte Arzt des Altertums, kannte die Nerven noch nicht. Das Gehirn war ihm nur ein Organ zur Schleimabsonderung. Diese erstaunliche Un kenntnis des berühmten Heilkünstlers, die im schroffen Gegensatz steht zu seinen ausgezeichneten Kenntnissen auf anderen Gebieten der Medizin, beweist jedenfalls, daß die alten Griechen sehr wenig mit den Nerven zu tun hatten, daß sie nicht nervös waren, wie wir heutigen Menschen. Das kam wohl hauptsächlich daher, daß die Alten eine viel ver nünftigere Lebensweise als wir führten. Sie bewegten sich fast den ganzen Tag in freier Luft, machten sich viel körper liche Bewegung und waren einfach und mäßig im Trinken und Essen. Wie ganz anders leben wir heute? Wie viel unvernünftiger! Wir hocken im Zimmer und untergraben unsere Gesundheit durch den Genuß schädlicher nerven erregender Getränke. Tie Ausrede, „daß dies unsere modernen Kulturverhältnisse so mit sich bringen", ist nur zum geringen Teil stichhaltig. Die immer mehr zunehmende Pflege des Sportes im Sommer und Winter ermöglicht es jedem, bei einigermaßen gutem Willen jeden Tag mehrere Stunden im freien znzubringen, um seinen .Körper zu stählen. Und für die nervenerregenden Getränke findet man z. B. in dem bekannten und gesunden Kathreinerschen Malz- kasfee den denkbar besten Ersatz. v Der bankrotte Zukunstsllaat. Der hessische Sozial demokrat Qmssel schreibt in der neuesten Nummer der „Soz. Monatshefte" u. a.: „Eine von den phantastischen Einbildungen sich srei- haltende Untersuchung der Mö.-l chkeit,n rer ReichStlimS- Vermehrung führt so zu dem Schluss-, daß auf dem Wege der sozialen Revolution die Not uno üaö Elend nicht be seitigt werden können. Tie meisten der Phänomene, die wir unter dem Begriff soziales Elend znsammensi.ssen, bleiben auch »ach einer siegreiche,, Revolution bestehen und könnten erst druch eine Jahrzehnte in Anspruch nehmende soziale Kulturarbeit gemildert und allmählich beseitigt weiiwn " Die sozialdemokratischen Arbeiter sind also jahrelang mit dem Zukunftsstaat an der Nase herumgesiihrt worden. Literatur. Das deutsche Zentrum. Die unter diesem Titel in der Internationalen Verlagsanstalt Messis zu Amsterdam voin Abgeordneten Er.zberger verfaßte Schrift ist soeben in eng lischer Sprache erschienen, nachdem schon Uebersetznngen ins Holländische, Französische und Spanisck>e vorliegen. Die deutsche Ausgabe dürfte für die bevorstehenden Wahlen viel Material liefern. Mein erstes Beicht- und Kvmmunionbüchlein. Von Dr. Augustin Wibbelt, Pfarrer. 128 Seiten in schönem, gut lesbarem Druck, hübsch gebunden von 45 Pf. an. (Kevelaer, Butzon n. Vwcker, Verleger des Hl. Apostolischen Stuhles.) — Dieses prächtige Büchlein ist bestimmt für die Zeit von der ersten hl. Kommunion bis zur feierlichen Annahme. Daß es mit Herz, Gemüt und Verständnis für die Seele deS Kindes geschrieben wurde, dafür bürgt der Name des Ver fassers. des beliebten westfälischen Dichters. Herzig und gesund ist das Stigma dieses Merkchens. Die für die Kinder verfaßte Kreuzwegandacht (um nur etwas aus dem vielen Schönen herauszugreifen) steht in ihrer innigen, klaren Einfachheit einzig da in der deutschen Gebetbuchliteratur. Kunst, Wissenschaft und Vorträge. I Dresden- Resideaztheater. Für die Schauspiel« Abonnenten 2. Serie gehl am Montagnberd die lästige Pcss: .Polnffche WrtsckaU" in Szene. J>folge des arßerortenll ipro Euolges blribt die P<sse bi« aus weitere« auf dem Sptetplau und gtl iog, allabendlich 8 kbr zur Aufführung. > Dresden. Residenztheater. Am Freitag, den 18 d-M-, gelangt die Opercue »Der Vizeadmiral für d,e Operetten abonnenten, «sie Serie, zur Aufführung. i G-oße Kunstausstellung Düsseldorf Ivll. Bon dem Galerie. Verein wurde für die städtische isemäldegalecie unter anderen Werken in Bronze Walter SintenlS, Dresden, »Ueder- Lut" angekuuft. Im vugust spendeten für den Kiichbau in Aue güvgst: Köck B dl, ^ P älat I Jubc L. 5 Kantor Joh. Llmr-.k S. 10^; Liieklor Fächer A, 1 Frl Käthe Oberhäuser ». 8 Fiau >-rotz *> 8 Pfr. Goetz A. 3^t; Krau Wiegand L l Robert Match« O."«t 8 ^5; Franz Hockniarn <S. 2^; Sammelbüchse der Auer Hau. k-pelle 12,o7 Betsammlung de« kath BereinS Aue am 27. August 1,cv Mlt herzl. .Bergelt's v olt' quittier» Kaplan Wenke. Kath. Arbkitkrsrkrktariat, Dresdeu-A., Florastraße 17,1. St. Unentgeltliche Auskunft und Arbeitsnachweis. — Sprechstunden von l l—1 Uhr und von S -l/j.7 Uhr. — Fernsprecher 9899. Das Terretariat bleibt bis auf weiteres geschlosfe». Soziales Dlirkan and Derrin kath. erwerbstätiger Frauen und Mädchen Dresdens, Sekretariat Antonstraße 7, pari. Auskunft ,,u s.der Zeit über alle einschlägigen Fragen. — Kosten lose! Arbeitsnachweis. — Fernsprecher 8186. Dresden, Sirsamtvrrband der christlich. Gewerkschaften Deutsch!. Sekretariat für dae Königreich Sachsen, Dresden-N., Dammweg 4. Shkilillib.äächs. Sekretariat d. christl.Mktallarbkiterverbandrs Logenstratze ll, 2. Shrmnib, kiith. Arbkiteriunkll-Sekretimat. Zetenstr. kt. Unenlgeltl. R t u. Auskunft (auch schristlich) in allen VerbandSsachcn u Angetegenbeiien dcSErwerbslebens.- Kostenlose Stellenverm Klung St rechst!,^ drn jeden Wochentag von nachm!ttagS 9 bi« abends 8 Utn Fripziger Dolksburean» Grimmaischrr Steinweg 1», 2. St. Oeffentltche gemeinnützige Auskunftsstelle. Fkipzig.Iohollliispt.8,2., Gewkrkverein d.HrimarbeitkrinnkN «ekreiartat für Sachsen, Lehr- und Bctrtcbswerkstätte. Meißen, Soziale Anskllnstsstklle der christlich. Gewerkschaften. Kath. Gesellenhau», tzirichbergstratze 7. — Sp>echstur.dr jeden Sonntag von l/,11 biö ff,I2 Uhr. Zittau, Zächs. Sekretariat des christl. Tertilarbeitrroerbandes Bautzncr Straße 15, 2. Tpielpla» der Theater i« Dr» Sdeu. Kvutgt. vvernhau». Montag: Mignon. Ans. '/, 8 Uzr. DienSiag: Der -roubcdour. Ans. >/,8 Uhr. »Autgl. Echausv<«lhn»s. Montag: Elnsame Menschen. Ant >/,8 Uhr. Dienstag: gar Peter. Anfang >/,8 Uhr. Restdenztdeurer. Montag und DteuSiag: Polnische Wirtschaft. Anfang 8 Khr »oazeride. Königl. Belvedere (ülseu) Auf. >/,8 Uhr. Internat. Hygiene - Ausstellung (Sleinbach, Röpeuc-ck, 4 Uhr Gr. Wirtschaft (Schmidt) 4 Uhr. VaetetS,-. Zentral'Theater Ans. 8 Uhr. ^tkrona.'sawn Auf. 8 Uh». kivoli-Prunlsa-.t »ns. '/,» Uhr. ReichShof-«.(Waiseuha»S »«.)>/,v. Kan»q»kotlStrchten;r,« -V«S U. Mosenhall« Löbtau. Auf. 8 Uh«. Spielpla» der Thearer in Leipzig. Neue« Toeaier Montag: Zapfenstreich. Dlenitag: Der Rosenkavattec — Altes Theater Montag: Die romantische Frau Dienstag: Der Letbgnrdist — Schauspielhaus. Montag: Le Schiffbrüchigen. Dleunag: Der Kammersänger. Teiakotza — Neue- Operelten-Tbeater (Zeatral-Theaters. Montag und Dienstag: Die keusche Susanne Getreide« und Prnduktenpretse i« Baaye» am 9 September tvtl. auf dem Markte an der Bär,'« Gegenstand von bis von . tne !4 4 14 >'* 4 Weizen, gelb, alter t 100 Icn do. do. neu« / 19 70 20 — 20 — 30 »v Roggen . . . . « lOO . — — — — — — — — do. neuer . . / 18 10 18 7b 18 70! 19 20 Weizenmehl . . . . 50 . II — 20 — — — Roggenmehl . . dO - 11 15 — — — I ! — — Wetzenklete . . . > ' ' — — 0 81 — — — — Roggenkleie . . . KOIck — — 7 80 — — — Weizen-FuttergrieS — — 7 75 — — — — Roggcngrie«. . . . . — — 8 39 — — — Ger,te, neue. . . . 19 — 19 VO — — ^ — — Hafer, alter . . . . . — — — — — — — — do. neuer. . . >8 — 19 — 18 so 19 40 Erbsen 100 kk 20 — 27 — Wicken l8 — 20 — Hirse Grütze ' ' 30 81 — 39 83 — Kartoffeln . . . i 8 — 9 — Butter l ick 3 — 3 20 Heu. geb . . . . 100 - 19 — >1 — do. lose . . . lOO - 9 0 10 4'> Strok 1 Flegel-Drusch >00 !<k EEH i Masch.-Trusch loo . 4 9 50 20 4 4 «7 Ferkel 583 Stück L Stück . 7 18 — Eine Mandel Eier. . . . 1 13 1 85 Landwirtschaftliche Prodnkkupreise in Zittaa am 9. September t911. (Nach amtlicher Feststellung durch den städtischen Ausschuß.) 50 Kilogr. netto Vl in 4 b l» 4 SO Kilogr. netto V VN b iS Weizen, weitzv. 10 35 10 70 Weizenmehl. . . 18 _ 20 Weizen, gelb, n. 9 90 10 80 Roggenmchl . . 19 — 14 — Roggen, neu. . 8 70 9 20 Heu, ncu .... 4 7b 5 2S Braugerste . . . 9 — 9 k! Schüttstrob. , . «) 9 2 SO Futtergerste . . 7 70 9 .0 Gebundstroh . . l >0 2 — Hafer 9 — 9 40 Butt« (1 kn) - 2 70 » 20 Kartoffeln . . . 4 — ! ^ 50 Kochbuller . . . 2 10 2 SO — 98 — Niemand würde in dem nach neuester Knmmerdienermode gekleideten Herrn mit den militärisch geschnittenen Haaren und dem glattrasierten Ge sicht den ehemaligen zerlumpten Bettler Jakob wiedcrerkennen der jahrelang als „Taubstummer" Christiania unsicher machte und dann lange Zeit als „Idiot" Tromsö und Umgebung abstrolchte. Gestern hat Lorenz seiner Wirtin drunten am Hafen nntgcteilt, er wolle ousziehen. Deren verwunderte Frage, ob er plötzlich mit seiner bisherigen Wohnung unzufrieden sei, verneint er mit gesucht verlegener Miene. Er wolle sich wohl verheiraten — neckt sie. „Hm, das gerade nicht —" erwidert er, die Rolle des Verlegenen ge schickt weiter spielend — „aber, hin — sowas ähnliches — Sie verstehen mich —" „Ich verstehe. Und da ist Ihnen diese Wohnung zu klein, wag?" „Hm, ja. Aber ich zahl' Ihnen einen Monat drauf, damit Sie nicht durch mich zu schaden kommen, liebe Frau Petersen." Die Frau knixt und lächelt vielsagend. „Vor etwa einem Jahr munkelte man nämlich allerhand iiber eine ge wisse Karin Lewis, die Lorenz auf einem Balle kennen gelernt. Zwar hat nian in letzter Zeit nichts mehr iiber die beiden gehört — aber wer weih, wie die Sachen in Wirklichkeit stehen! Dies und noch manches andere drückt Frau Petersens Lächeln aus. Und Lorenz hat wieder einmal seinen Zweck erreicht. Jetzt heißt es für ihn, eine passende Wohnung finden — am besten ein Häuschen zum Alleinbewohnen in einer abgelegenen Gegend, wo man völlig unbeobachtet und ungestört ist. Der Diener Jakob wird aus die Suche geschickt', er entdeckt auch bald das Gewünschte: ein kleines, mitten in einem Garten liegendes, von einem hohen spitzen Zaun umgebenes möbliertes HauS im sogenannten „Jonas-Gehölz" — einer nicht im besten Rufe stehenden Gegend außerhalb Ehristianias, in der zum größten Teile Artisten und die Bohöme niedrigster Sorte ihr Heim aufschlagen. ^ Jakob mietet das auS fünf Zimmern bestehende Häuschen im Namen seine? Herrn, als dessen Kammerdiener er sich ausgibt. Er zahlt die Miete sur ein Vierteljahr im voraus und engagiert eine ältliche Frau als „Wirt schafterin" und ein junges, einfältig dreinschauendes Mädchen als deren Hülfe. Soweit ist alles gut vorbereitet. Jetzt heißt es nur noch, Jngeborg, die seit ihrer Ankunst in Christiania unter anderem Namen ganz zurückgezogen in einer kleinen Privatpension lebt, zum dauernden Nnnehmen des für sie bestimmten Namens zu bewegen. Es hat Lorenz ja einen hübschen Batzen Geld gekostet, von der Pfandleihcrswitwc Sarah LewiS in Tro.usö die auf den Namen ihrer Tochter lautenden Papiere herauszukricgen. ..Wenn nun meine Tochter wieder auftaucht?" hatte die Frau ängstlich gemeint — weniger aus neu erwachender zärtlicher Mutterliebe, als auS Spekulation, um den Preis hinaufzuschrauben. „Blödsinn!" hatte Lorenz geantwortet. „Die ist ousgewandert. Nach Paris, wie man munkelt. Auch macht die ihren Weg allein — ohne Papiere und Mutter -- verlassen Sie sich drauf." — 99 — So n urde der Pakt zwischen Lorenz Jespersen und der Pfandleiher»- Witwe Sarah Lewis perfekt — und kein Mensch aus dem Bekanntenkreise deS lungen Vcrsicherungsbeamten wird sich sonderlich wundern, wenn er die schöne „Karin Lewis" nun doch noch als seine Gattin heimführt. Nur eine-?- gibt es dabei zu bedenken: niemand, der die wirkliche „Karin Lewis" kannte, darf je „Frau Jespersen" zu Gesicht bekommen. Doch dafür wird er schon sorgen. Der schwankende Gesundheitszustand seiner Gattin wird völlige Abgeschlossenheit ohnehin zur Notwendigkeit machen. Und slpa- ter — später Weiter geht Lorenzens Gedankengang noch nicht, ohne daß ein Gruseln seinen Nucken hinabrinnt. Doch wozu auch bereits jetzt daran denken! Kommt Zeit, kommt Rat! Ter Einzige, den Lorenz in der ganzen Sache fürchtet, ist Erik Niel», von dessen Energie und Ehrenhaftigkeit er eine gar hohe Meinung hat. Aber vorläufig ist der ja außer Schußweite. Und wenn er zurückkehrt, wird e» nicht schwer sein, ihn von dem kleinen Hause Nr. 5 im Jonas-Gehölz fern zu halten. Lorenz kennt Eriks strenge Grundsätze; wie oft hatte er sich geärgert über dessen Kopfschütteln, sobald die Rede auf seine Bekanntschaft mit Karin Lewis kam. Und wer weiß, was bis zu ErikS Rückkehr alles passiert ist 20. Ein seuchtkalter nordischer Novembertag. Grauschwarz der Himmel mit seinen tiefhängenden Wolken. Dick und dumpf die Luft. Winterstimmung. Vor dem geöffneten Tore des kleinen Hauses JonaS-Gehölz Nr. 5 hält soeben ein geschlossener Wagen. Galant hilft Lorenz Jespersen seiner jungen Gattin beim AuLsteigeu. Der Kammerdiener Jakob schließt den Wagenschlag. Am Arm ihres Gatten hält „Frau Karin Jespersen" Einzug in ihr neues Heim. Freilich — es bedurfte Lorenzens ganzer UeberredungSkunst, um Jnge borg dazu zu bewegen, auf dem StandeSamte ihren Namen als „Karin LewiS" einzutragen. ES sei eine Lüge — meint sie. Und eine Lüge sei eine Sünde. Er jedoch wußte ihr so überzeugend vorzuhalten, eine Lüge sei nur dann verwerflich, wenn man sich damit eigenen Vorteil verschaffen wolle. Wenn man aber dadurch andere glücklich mache, so sei eine Lüge nicht nur erlaubt, scudern sogar ein gutes Werk. So trug also Jngeborg mit zitternder Hand den falschen Namen in da» Protokoll ein. Es ist ja für die beiden, die sie liebt: für Tante Sigrid und Erik NielS I . . . Lorenz ist in bester Laune. Die Hauptschwierigkeiten sind überwunden Wenn Erik zurückkehrt und von Lorenzens Verheiratung mit Karin Lewt» hört, wird er die Achseln zucken und zu einem anderen Gesprächsthema llborgehc,'.