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Sächsische Volkszeitung : 09.02.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192002099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-02
- Tag 1920-02-09
-
Monat
1920-02
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.02.1920
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Koma- den S. Februar 1926 Sächsisch« «ol,»,,,««», naueu Gleichbcwertung jeder abgegeben-«, Stimme anmutet wie ein Wahn. DaS müssen wir einsehcn wollen samt wird Ober das gleiche Wahlrecht, über die Verhältniswahl die ab-ehbaee Zukunst zur Tages ordnung übergehen. Wer die Auslosung der großen Parteien verhüten will, der muß auch die Aufstellung von Sonderkandidaturen erschweren. Was ober tun in diesem Sinne die Vorentwürse? Die Züge der Sonderlansida- tureu können weder die Berbandswahlvorschläge, noch die Reichswahl» Vorschläge verleugnen. Sie säen Uneinigkeit und Unzufriedenheit iy die Wählerschaft der einzelnen Parteien, enlsremden Wähler und Ge-- Wählte, Parteianhänger und Parteileitung. Die tüchtigsten Wablkrkiä- Vcrtreter bleiben ohne Gefolgschaft, die Berufe entscheiden. Und je mehr die großen Gesichtspunkte der Politik, je mehr die Kernfragen der Parteiprogramme zurücktreten lei der Aufstellung der Reichs- resp. Derkandswohlvorschläge, desto leichter kann die übertriebene Sucht nach Durchsetzung von Sonderwünschen auch bei der Aufstellung der Wahl- ikeisvorschläge vergiftend wirken, zu Sonderkandidaturen führe», und »war um so unbefangener, als ja die Reichswahlvorschläge vor einer Entwertung der Rcsislimmen Schutz gewähren. Ein wirksames Mittel gegen Sonderkandidaturen ist es aber, wenn man alle Stimmen des Wahlkreises diesem bewahrt, ungeteilt und in voller Höhe. Das ge schieht, wenn man die Neslslimmen nicht in einen Wahlverbands- oder Reichsverbandstops wirst, sondern sie nach ei»em meinerseits schon früher an dieser Stelle gemachten Vorschlag durch das Reich summiert. NM um den zisscrnmäßigcn Anspruch jeder Partei au Restmandaten feftzustellen, im übrigen aber die so ermittelten Mandate den Wahl kreisen mit den höchsten Stimmenresten zuerkennt. Die bisherige» Darlegungen bezogen sich auf alle drei Vorent- würse gemeinsam. Zu sage» bleilt noch einiges Besondere über dis vorentwürse B und E. Beide kennen nur Wahlkreise mit vier Man daten, von den Großstadtwahlkreisen abgesehen. Das ist eine weitere erhebliche Verkleinerung, ein erfreulicher Vorzug. Jedoch sind auch sie mit den Reichswahlvorschlägen und all ihren verderblichen Wirkungen belastet, wenn auch versucht wird, diese durch die Zwischenschaltung von Berbandswablvorschlägen abzuschwächen. Erreicht wird diese Ab schwächung nur in dem einen Sinne, daß weniger Abgeordnete ihr Mandat der Zentralleitnng der Parteien zu verdanken haben. Dafür aber wird auch die Ersolgsaussicht der Reichskandidaturen um so ge ringer, und zwar so gering, daß der eine mit den Reichswahlvorschlä- geu erstrebte Hauptzweck, die Sicherung der Mandate der Parieistihrer janz und gar aufgehoben wird. Alle übrigen Nachteile der Rcichs- istcii bleiben in vollem Umfange wirksam. Und für die vielleicht allzu gründlich erreichte Verminderung von Abgeordneten, die auf Grund der Reichswahlvorschläge gewählt werden, tauscht man ein den Streit, der zwischen den Wahlkreisen um die Verbandswahlvorschläge ent brennt. Der Vorcntwurs E hat noch eine ganz besondere Merkwürdigkeit. Auch er schasst Wahlkreisverbände aus mindestens je drei Wahlkreisen. Die Parteien sollen ja auch die Wahl haben, in dieser Wahlkreisver bindung einen Vcrbandswahlvorschlag aufzustellen oder aber für jeden Wahlkreis einen Wahlkreisvorschlag. je nachdem sie für den «inen oder anderen Vorschlag die beste» Aussichten zu haben glauben. So kvume eine Partei, die in keinem der verbundenen Wahlkreise für sich einen größeren Bruchteil der Mandatsverteilungsziffer (60 000' anibringt, durch die Verbindung dieser Reststimmen, die sonst dem Reichs-Vorschläge zugerechnet würden, dem WahlkreiSverbandc ein Mandat sichern. Der Gedanke hat einen -richtigen Kern. Doch ist die Form, rie er ge sunden hat, unvollkommen und falsch. Logisch gedacht müßte es heißen, baß eS der einzelnen Partei überlassen bleiben müßte, jene drei be nachbarten Wahlkreise durch einen Verbandswahlvocschlao zu verbin den die ihr die geeignetsten fstr diesen Zweck ru sein scheinen, ganz unabhängig davon, daß vielleicht jede andere Partei eine andere Wahl- Ircisgruppierung für sich als VerbandsEl.-kkceis bezeichnet. Auf diese Weise würde es auch um so handgcelliche? werden wie ins Nngchener» kichc der Entwurs E die Feftsiclt.ing des Wahlergebnisses erschwert und Verzögert, das lebendige Interesse an der Wahlhandlung lähmt und die Technik der Wahlvorbereitung derart umständlich gestaltet, daß man nicht vergessen sollte, gleichzeitig mit dem Wahlgesetze ein Gesetz zur Ausbildung von Wahlbcamt'.i zu verabschieden Das eigentliche Ziel Zu der Haltung der französischen öffentlichen Meinung in Sachen der Auslieserungsfrage schreibt uns ein besonderer Mitarbeiter: Immer deutlicher, immer klarer tritt das eigentliche Ziel der Franzosen hervor. Man kann ihnen freilich zugeben, daß sie sich bis her gar nicht viel Mühe gaben, dieses Ziel zu verhehlen. Es geht auf nichts Geringeres als darauf. Vorwände zu finden, die nicht jo sehr vor dem französischen Volke selbst, als vielmehr vor der Welt die völlige Besitzergreifung der Rheinlande und die Schaffung einer Grenz» Frankreichs am Rhcinstrome „rechtfertigen". Solche Borwände bietet der Friedensvertrag von Versailles in Menge. Nachdem die Fran zosen zu diesem ihrem eigentlichen Ziele im ehrlichen Kampfe aus dem Schlachlfelde, auch durch Nutzbarmachung der Heere und Industrie der ganzen Welt nicht gelangt sind, und nachdem auch mit ehrlichen politischen Mitteln infolge des EinsvrucheS Amerikas dieses Ziel nicht erreicht werden konnte, bedient sich nun die französische Politik der ver» fchlungensten Schleichwege, sür die unzählige Klauseln des „Fricdens"- Lcrtrages ihr Wegweiser zur Genüge bieten. Ausfallend mehren sich in diesen Tagen ans Anlaß der Erörte rung der Auslieserunassragc in Frankreich, und zwar nicht nur von verantwortungslosen Politikern und Blättern, die Stimmen, welche fordern, daß man nunmehr die Räumungssristen für die Rheinland» hinauszieht. Der französische Minister des Auswärtigen Millerand erklärte sogar in der französischen Kammer, daß die Räumungssristen für die Rheinlande „sistiert worden" sind. Er stützte sich dalei auf die Behauptung, daß Deutschland seinen Kohlenli-fcrnngsverpflichtun- gen nicht nachgekvmmen sei. Die französische Presse nimmt die Aus- lieserungssragc und ihre Aufnahme in Deutschland zum Anlaß, um vielfach zu fordern, daß die Truppen der Entente überhaupt nicht mehr an« dem Rheinland«! herausgezogen werden sollen. Hier enthüllt sich da« wahre Ziel der französischen Politik, über das wir uns allerdings nie im Zweifel waren, mit rücksichtS- «loser Brutalität. Die Drohungen, die wir heute in der Ausliefo rungssrage h- werden wir morgen auf Borhalte darüber ver nehmen können, daß wir unsere wirtschaftlichen oder finanziellen Ver pflichtungen nicht erfüllt hätten. Das ist um so mehr zu erwarten und wahrscheinlich, weil eben dieser Friedensvcrtrag mit Unmöglich keiten gespickt ist, wie er ja überhaupt darauf angelegt zu sein scheint, Deutschland durch seinen paragraphicrten Strick die Kehle zuzuschnüren. Die Gewaltpolitiker von Paris werden sich aber darüber täu schen, wenn sie glauben, daß ihr wahnsinniges, verblendetes politische- System irgendwie Bestand und Dauer haben könnte. Gerade Frank reich müßte aus seiner eigenen Geschichte wissen, wie sich Gewalt und Brutalität furchtbar an denen rächt, die aus solcher Grundlage ihre Herrschaft bauten. Man kann Menschen unterjochen, man kann auch ganze Nationen in Ketten schmieden, man kann aber keine Seelen in Fesseln legen, mau kan» die Geister nicht an Sklavenketten schmieden und keine Macht der Erde wird es vollbringen können, den mächtigen Impuls zu wehreu, der grandios aus der Seele eines freien und frei und stolz sich fühlenden 60-MillionewVyIkes und aus den Seelen und Herze» der mit innigster Liebe an dem Rhein und den von ihm geküßten herrlichen deutschen Gebiete Hängenden sich erhebt. IIIIIIl»MII>III>NI>IttII«>IlIIIIIIIIIIIIIII>>IIIIII>IIIIIIIII»IIIIIII>I!I«»»»l»»»»M»UI»»II»»»N» vvrxsüt oiedt üls ßvASU äiv ^vsIisLsrull^ uvä ZelniIäll'LAv tlttlII!l>!!l>,!lllIll!>llÜiWMIlI,«Ifl>IIl,,,l>II>II>IlllIliI>IlIltIN,lil>ll>IilIll!!Il!!»M>UlttlMM»lsl Die beiden Begleitschreiben Berlin, 8. Februar An« Sonnabend in später Abendstunde über reichte der französische Geschäftsträger dem Reichskanzler die Aus lieferungsliste mit der unvcräuderten Begiritnote. Der Note war ein Brief an den Reichskanzler beigesügt. Der Wortlaut der leiden Schreibe» ist folgender: I. Der Vorsitzende der Friedenslonsercnz. ! " Paris, 3. Februar 1820. Herr Präsident! In Ausführung des 8 3 des am 23. Juni 1919 Unterzeichneten Protokolls beehre ich mich, Ihnen anbei im Namen der alliierten Mächte ein Exenchlar der von der britischen, französischen, italienische», belgischen, polnischen, rumänische» und serbo-kroatisch-slowenischen Ne gierung gemäß Artikel 228 Absatz 2 des Versailler Vertrages ausge stellten Listen zu überreichen. In die Ausstellung dieser Ästen sind nicht alle die mit einbegriffen, welche sich der im Lause des Krieges von deutschen Reichsangehörigcn begangenen zahllosen Verbrechen schuldig gemacht haben. Die oben bezeichnet«-» Rgieruiigeu haben ge glaubt. schicklicherweisc darin nur Pey'onen aufführcu zu sollen, die anscheinend die schwerste Verantwortung trifft. Di» ansgeführte Zahl der Schuldigen bleibt weit zurück hinter derjenigen der von deutschen Staatsangehörigen in Verletzung der Gesetze und Gebräuche des Krie ges begangenen Rechtswidrigkeiteil. Es liegt nicht in der Absicht der genannten Regierungen, die Verbrechen derjenigen zn amnestieren, die in der beigcfügten Liste nicht mit einbegriffen sind. Die vorliegende Mitteilung berührt in keiner Weise das Recht der Staaten, sie inner halb ihres Gebietes zu verfolgen. Gemäß Artikel 228 de§ Friedens- Vertrages sind die aus den besagten Listen anfgeiührten Schuldigen, sei eS dem Namen nach, sei es dem Grade der AnttSausubung oder Anttsvcrwcndnng, zu der sie von den deutschen Behörden herangezogcn waren, bezeichnet. Die oben kezeichneten Negierungen behalten sich vor, von der deutschen Regierung, soweit dies in Artikel 230 des Ver trages vorgesehen ist. „Urkunden und Auskünste jeder Art" zu verlangen, deren Beschaffung zur vollstäuaiqen Aufklärung der strafbaren Handlungen, zur Ermittelung der Schuldigen und zur genaucn Abschätzung der Verairtwortlichkeit sür erforderlich erachtet werden sollte. Eine weitere Mitteilung wird Sie in Beantwortung Ihres Schreibens Nr. 88 (gemeint ist die Note des Herrn von Lersner in der Aüslieseruagssrage vom 25. Januar d I.. Friedenskonferenz. Der Präsident, gez. Millerand) die Umstände wissen lajsen. unter denen die alliierten Mächte die Bestimmunaeu des Friedensvcrtrages über diesen Punkt ausgestihrt zn selten aiHnflliew Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Versicherung meiner Hochachtung. Nu Herrn Freihcrrn von Lersner, Vorsitzender der deutschen Friedcnsdelegation. gez. A. Millerand. lk. Herr Reichskanzler! In Ausführung der Artikel 228 ois 230 des Vertrages von Versailles und gemäß Z 3 de-s Protokolls vom 28. Juni 1919 habe ich in meiner Eigenschaft als Präsident der 9-rndeiiskonicren; am 3. Februar Herrn von Lersner. Vorsitzenden der deutschen Friedens- delegation. im Namen der alliierten Mächte ein Exemplar der von der englischen, französischen, italienischen, belgischen, polnische», rumä- nischeu und serbo-kroatisch-slowenischen Regierung ausgestellten Listen zugestellt. Diese Listen waren von einem Briese begleitet, der — es sei dies besonders bemerkt — feslsetzte, daß nach Prüfung der in dem Briese Nr. 88 des Vorsitzenden der deutschen Delegation enthaltenen Erwägunge», eine weitere Mitteilung der Bedingungen wißen lassen würde, unter denen die alliierten Mächte die betreffenden Be stimmungen des Friedensvertrages erfüllt -cn sehen wünschen. Herr von Lersner hat auf diese Mitteilung mit dem Briefs geantwortet, dessen Abschrift beiliegt. Die Mächte baben nicht daran gezweifelt, Rosa-Marina Roman von Melati van Java A»S dem Holländischen übersetz» von Leo Tepe van Heemftede (38. Fortsetzung.) Am nächsten Abend zur bestimmte» Stunde ging Frank ans und I»gegne'te seiner Frau auf dem Rembranütplatz. „Sollen wir irgendwo einkehren?" „Nein," entgegnet« sie, wir wollen dort hinausgehen an der Pillen Seite der Herrengracht.' Sie erzählte ohne Umschweife das Gespräch mit seiner Schwester. „Nun will sie alles wissen. Ich w-rüe ihr natürlich nichts sagen, aber dann kündigt sie mir und ich siehe wieder aus der Straße ohn« Zeugnisse; denn sie wird den Damen, die sich nach mir erkundigen, all » sagen. Was muß ich nun Inn, Franl?" Er sah sie an, und sein Herz war soll Bitterkeit und Zorn,' er wußte sich seGst keine Rechenschaft über die Gefühle zu geben, die ihn besiwinte». „Die Komödie muß zu Ende geben. Du gehst gleich mit mir. Wc llciben heute naht in eincm 1 c-t-l „nt- reifen morgen siüy ab" Sic schluchzte fast, währ-id sie !lm roinmrl-Gol! .in -b »--s I-aie' „O Frank! Du hast schon einmal von meiner hilflosen Lage Mißbrauch gemacht. Tue es jetzt doch nicht wiederi" „Aber was soll ich denn tun? Soll ich -üwa stehenden Fußes zu meiner Schwester gehen und sagen: Dein« Magd ist meine Frau und deine Schwägerin. Du hast ihr nicht zn kündigen, du mußt sie behandeln wie deinesgleichen!" „Wenn du das tu» wolltest, Frank, würde ich mich deinem Vor haben widersetzen,' ich kann jetzt doch »ich: als deine Frau austrelen, »s weiß ich gut. Es wurde zu viel G-rcae ocben, es würde deine Familie in größte Verlegenheit bringen." „Was verlangst du denn von mir? DaS eine willst du nicht und Das andere auch nicht. Dn wirst mich toll- machet»!" „Ach, Frank, sei nur nicht bösel Es tut mir leid, daß cs so ge kommen ist. (KZlern stand ich noch unabhängig da, ich hatte meine Arm« zum Arbeiten und noch meinen guten Namen . . . jetzt scheine ich ihn verloren zu haben." „Durch meine Schuld?" „Ich will nicht danach fragen, wessen Schuld es ist; ich hätte den Zettel nicht verlieren sollen! Ich wilj nichts tu», was dir unan genehm ist, und deshalb frage ich dich: Wo soll ich bleiben, wenn deine Schwester mich fortschickt?" „B i deinem Manne!" „Aber nicht gleich, Frank, nicht so, wie du meinst. Ich war unartig letzthin, ich habe lange nachqedacht und eiugesclien. daß ich nicht das Recht hatte, von dir zu geben und dir so zu antworten. Es war ein schweres Vergehen, aber ach, ich bin noch so dumm, so ein fältig ... ." Wieder wurden ihre Worte von Schluchzen unterbrochen; Frank fühlte, wie all sein Zorn und Aerger fortschmolz, als sie so demütig sprach. „Wenn ich össentlich als deine Frau gelten soll," fuhr sic fort, „dann will ich nicht, daß du, daß deine Mutter und Schwester sich meiner zu schämen brauchen; ich muß noch vieles lernen. Bringe mich denn irgend wohin wo ich Gelegenheit dazu habe, in ein Pensionat oder in eine Familie, wie du willst. Und nach einem Jahre z. B. ist es schon halb vergessen, daß ich bei deiner Schwester als Magä war, dann holst du mich ab- und ich werde dir ein gutes verständiges Frauchen sein. Ich verspreche es dirl Ich weiß eS, du wirst mich nicht mehr so behandeln wie früher, wenn ich mehr verstehe!" „Aber ich will dich nicht anders haben, wie du bist!" „Dann ist es auch vyn dir nickst ernst gemeint, dann bin und bleibe ich dir weiter nichts als dein Modell!" Er schwieg, er war im harten Kampfe mit sich selbst. Weil« er nachgab, so brach er mit seiner Vergangenheit, so mußte er seine Rosa- Marina darangeben, und doch überkam ihn zum ersten Male ein schwaches Gefühl seiner Verantwortlichkeit; er sah ein, daß er di» gewöhnlichen Pflichten eines Manne» auf sich genommen hatte, daß Nr. 82, Seite 2 - —i daß die Handlung Herrn von LcrSnerS eine persönliche Kund«- g«t>ung war, sür welche die deutsche Regierung keine Verantwortung trägt. Sie haben in der Tat nicht annehme» können daß diese Re gierung sich der Verpflichtung zu entziehen beabsichtige, die sie durch die Unterzeichnung des Vertrages von Versailles eingegangen ist, und daß sie nach weniger als einen« Monat nach Inkrafttreten des Ver trages sich vorsätzlich weigerte, eine wesentliche Bestimmung des Ver trages zu erfüllen. Ich habe also die Ehre, Ew. Exellenz die Liste, Welche Herr von Lersner in Einpfa.ig zu nehmen sich geweigert hat, «überreichen zu lasse», sowie den Brief, der ihr beigclegt war. Dieser Brief ist vom 3. Februar datiert. Die Mächte haben demnach die durch das Protokoll vom 28. Juni bestimmte Frist eingehalten. Genehmigen Sie, Herr Reichskanchcr, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung, gez. A. Millerand, Präsident der Frie denskonferenz. Sinnesänderun« Lloyd Georges Paris, 7. Februar. Der „Matur" vcrössentlicht ein Telegramm der „Times", in dem gesagt wird, es habe den Anschein, daß der e n g- lische Premierminister unter dem Eindrücke der Mahnungen gewisser Kreise sein» Ansicht geändert habe und daß seine Haltung nicht mehr rnit der der sraiizösischcn Negierung üb-erein'- st i m m c. Lloyd George sei der Ansicht, daß man die Aiislieserungs- listc und den Modus der Aburteilung so abändern müsse, daß die Deutschen sie annehmen könnten. Die „Times" fügt hinzu: Lloyd George Genugtuung zu geken, das würde dem Vertrage selbst einen schreckliche» Stoß versetzen. Nach einem Privattelegramm des „Jour nal" aus London sagt „Daily Chronicle": Es wisse nicht, ob die ver- bsfenilichte Liste zutressend sei oder nicht. Aber was das Blatt sagen könne, und zwar i» sicherer Form, sei das, wenn die Liste stimme, sie niemals der britischen Regierung übermittelt und von ihr ge nehmigt worden sei. Man könne von keiner Regierung und keinem Volke verlange», daß sie 15 Monate »ach Einstellung der Feindselig« leiten einen Mann ausliescrten, der so seine Pflicht erfüllt habe wie Hindenburg. Wenn diejenige», welche im Namen der Alliierten handelten, wirklich die in Frage stehende Liste oder eine Liste ähnlicher Art überreicht hätten, dann müßten sie gründlich be seitigt werden, bevor sich etwas AehnlicheS wiederhole. London, 8. Februar. Dem Renterburoan wird aus Paris ge meldet: Als der Rat der Botschafter die Liste der Schuldigen am Mittwoch nach Berlin sandte, gab er sich völlig der Erwartung hin, daß inan in London dieser Aktion zustiimne. Der britische Lordkanz- le>: ist jedoch gestern früh ans England cinaetrossen und hat dem Rat der Botschafter mitgeteilt, daß Lloyd George seinen Standpunkt ge ändert habe. Wie das Rentersche Bureau weiterhin «neidet: kam de» Rat der Botschafter, an dessen Sitzung auch der britische Lordkanzler und General Attorney teilnahmcn. zu der Ansicht, die Alliierten müß ten erst den nächsten Schritt der deutschen Regierung abwarte», bevor sie selbst etwas unternähmen. - PaiSlcy, 8. Februar. In einer Wählerversamuilung erklärte A § quith: Nack« meiner Ansicht kam« Deutschland die eingegangcncn Verpflichtungen nicht erfüllen. Dieser Friede ist nicht der Friede, den wir verlangt haben. Wir werden nie mehr als zwei Milliarden Pfund Sterling von Deutschland erhalten. Wenn ich beastragt wäre, ein Expose über das Budget zn halten, würde ich es einfach streich-n und auch das Geld, da-:- die Alliierten England schulden, »ich- m>-ln mröckvsrlangen. Wir sollten den Betrag der Entschädigung seslstellen, den uns Deuli'chl.iiio und Oesterreich zahlen «nüsscn. Die WiedcrgutmachilngSkommission sollte dem Völkerbunds unterstellt werden, und eS sollten darin auch die befreiten und die neutralen Lände» vertreten sein. Amsterdam, 8. Februar. Der Pariser Korrespondent des „Ailg- HandelM." meldet, in Paris sei man durch die .Froniverändernng Lloyd Georges s e h r n v ange >« cch m b c r n h r t, da Frankreich da durch Deutschland gegenüber in das Odium einer rachsüchtigen Nation komme. Die Stimmung in Paris ist daber kcineswegs eng- lau d s r e u n d l i ch. Die Reise Millerands nach London erhält da durch ganz besondere Bedeutung. Mau lann annehmen, daß die Gü tung Lloyd Georges auch von Einfluß ans die Haltung der Alln.-u-» iir der Frage der Ansliese-.ung des Kaisers sein werde. Die Alliierten nicht einm Paris, 8. Februar. „Evcning Staiward" verbreitet sine Nach richt seines diplomatischen Korreipv idente,«, die englische Regierung habe ihrem Berliner-Geschäftsträger eine Note übermittelt, die er dem Reichsminister für auswärtige Angst-genln-nm Müller überreichen solle und die dem Reichsmiinsterinm seinen Enischlnß erleichtern lönne. Das Blatt fügt hinzu, »in» dürfe nicht erstaunt scin, wenn einige A e n d c r i«» g e n in dem Anslieserung-aerlangen vorgenommeii wür den. Die Verbündeten seien nicht voll st ä n d i g einig über den einzuschlagenden Weg. Doc amer > kanis ck> e und der j »panische Abgeordnete, ebenso Lloyd Gsorge und Lerd Ciirzon hätten sich vollkommen überzeugt- von den Schwierig keiten, die die deutsch« Regierung .rsahre; aber Frankreich sei voll kommen anderer Meinung, während Italien sich zwischen den beide» entgcgcnstehendcn Standpunkten halte Drohungen Millerands Paris, 8. Februar. In der iortgesew.-n Jnterpellationsdebatte in der französischen Kammer verlangte. Maurice Barr es die tatsächliche und moralische Entwaffliu-ig Deut-chlands und die stritte Aussührung des FricdenSvertrages von Versailles. Ueoer die Aus führung des Friedensvertrag-s von lerwflles sagte Millerand, es sei zweifelsohne bedauerl-ch, daß Amerika den Vertrau »och nicht ratifizier! habe. Trayd-m valie aber oie Wiedergutmachnngs-- kommissivn ihre Arbeiten schon begonnen. Er sei nicht beunruhigt über die endgültig- Entscheidung der Vereinigten Staaten In Bezug auf Deutschland erklärte der Ministerpräsident, cs müisc 27 Millionen Tonnen Kohle jährlich liefern Die Deutichen verbrennten mehr Kvlj- . « >1 '»Ml ", , das Mädchen, dem er seinen Namen gegeben das Recht hatte, so zu reden. „Rose Marie," sagte er, nachdem er eine Weile geschwiegen, „du überrumpelst mich; ich muß darüber noch länger Nachdenken." Sie sah ihn traurig an. „Wenn du noch darüber Nachdenken mußt, so ist daL ein Be weis, daß d» dir nichts anS deiner Frau machst." „Ich kann mich nicht so plötzlich entschließen. Morgen oder übermorgen wirst du Näheres von mir hören." „Ja, aber wie? llebermorgen soll ich ihr alles sagen!" „Nun gut denn, morgen abend! Ich komme nach acht. Und du öffnest mir die Tür und dann stecke ich dir einen Brief in die Hand. Dieses heimliche Getue ist mir ein Greuel!" Sie gingen eine Weile fort, bis sie an eine belebte Querstrahs kamen. „Ich gebe hier ab" sagte Marie, sich links wendend. „Weshalb? Ich werde dich begleiten." „Nein, laß das lieber. Man lömite uns wieder zusamiiieiis.-hen." „Nun wie du willst. Bis morgen! G>!> mir deine Hand zun» Abschied." Sic legte ihre Hand in die seine; er hielt sie isst. Noch ein, Wort: war Charlotte sehr unsreuadlich?" „O nein: sie war ganz gut und herzlich; sic hat ja recht von ihrem Standpunkte aus." „Bis morgen also!" „Ja, bis morgen!" Sie entfernte sich rasch. Frank blieb einen Augenblick stehen, dann folgte er ihr vom weiten. Ohne nach 'rechts oder nach links sich umzuschauen, ging sic schnell durch die belebten Straßen und über die Amstelbrücke. Als sie dort über die menicheiilecre ue»c Hcncu- gracht ging, bemerkte sie. daß jemand ihr folgte Rose-Marie beschleunigte ihre Schritt; aber, der hinter ihr war» ging noch schneller, bi- er sie eingeholv hatte. P'lvtzlich fühlte» sie, wie ein Arm sich um ihr«! Leib legte „Feinsliebchen!" ' !. (Fortsetzm'g folgt.) §
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