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Sächsische Volkszeitung : 27.02.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192002272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-02
- Tag 1920-02-27
-
Monat
1920-02
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.02.1920
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Februar 1920 äct,, jichr Vvl»»z, >« » » g ^rcilag den 27. . oer Schivec»,, die den denlsche» Einsluß gellend mach-n joUlen, durch ) .r Machinationen von welcher Seile, schwer um ihr: Existenz zil -npsen Hallen. Ändere Eiurichiungeii, die ebensalls einem welschen « -iisluß ausgejetzi waren, mußten unterstützt werden, um >!c diesem Eiiijlub zu enlziehen. Um aber jeder weileren Aerlenmdung die Spitze i nehmen, kann ich ferner erklären, daß die Ueberweisungen dieser Summen mit Einverständnis der in Frage k, mm eil ten deutschen politischen Stellen ganz ofscn durch die nnk erfolgt sind. Ich will bei dieser Gelegenheit auch noch aus spb- nideS Hinweisen: In der Schweiz ist seil längerer Zeil eine A r > «O p i o n a g e s v st e m gegen ni i ch im Gange, welches ich ,-.cht anders als ekelhast bezeichnen kan». So haben zwei Leute na- rienS Peier und Malhan in einem Berner Hotel erklärt, sic Innen im Aufträge von Dr. Helfserich, um Material gegen mich zusammen- Anträgen. Sie niüßtcn bernusbriiigen. welche Summen Erzberger sür die Unterzeichnung des FriedenSvcrtrages erhallen habe und ähnlichen 1'niin». Ihr Auslraggeber sei ein Rechtsanwalt. Diese Schnüsselcicn enge» so weit, daß sogar an die Konsulatsbeamten herangetrct'n wurde. Ein Ungar, Teilhaber einer Slickereisabrik in St. Gallen, hat u. a. erst einer Autofahrt einem Konsulatsbeamten erklärt, man wolle Erz- verger unmöglich machen Minister Erzb'rger bringt dann einen Bericht eines Konsulatsbeamten zur Verlesung, welcher eine formale Beleidigung gegen Dr. Stresemann enthält und am Schlüsse seiner «Ausführungen: Ich habe nichts ,u verbergen und ich kann über alles Rede und Antwort stehen. Helfserich: Sinh nick« unter dem Gepäck der Kuriere oder (Ihrem G.päck in Ihrer Ei enschast als Propaqandachef Werte und Gelder ins Ausland geschaut worden. — Erzberger: Tie Gelder gingen immer für amtliche Zwecke weiter, nie sür persönliche Zwecke. — Bors.: Können Sie ur.er Ihrem Eide sagen, das; niemals Weine unter dem Kuri'rgepäck nach der Schweiz gebracht worden sind? — Erzberger: Weder nach der Schweiz, noch sonst nach dem Ans tande. Oberstaatsanwalt K r a u s e: Der Angeklagte behauptet, daß Sic euch im Jahre 1919 in Ihrer Eigenschaft als Minister noch solche lieb'» Weisungen vorgenommen haben. - Erzberger: Da handelte es sich um die Abwicklnngsqeschäste. Weitere Frage» HelfserichS beziehen sich ans einzelne Kon ten, die unter dem Name» Erzbergers bei Schweizer Banken geführt morden seien. Erzberger erklärt, daß er nur ein Konto gehabt bade, während Heliscrich m.'iin. daß ihm drei bekannt seien. — Erz- l» erg er sein auseinander, daß das Konto bei der Zuger Kantonal hank nur an» Bitten des Missionshauses, welches während des Krieges Schwierigkeiten bei der Ueberweisung von Geldern halte, aus seinen Rainen überwiesen wurde. Als das Kriegsende kam, hat das Missions haus sein Geld wieder haben wolle». — Aus weiteren Vorhalt Helsse- -ichs. verneint Erzberger die Frage, ob er Konten bei der Schweizer Genossenschaftsbank i» St Gallen »nd bei der Sanier Bank gehabt habe. — Helfserich: Wie sieht es mir Oesterreich ans? — Erz- Lerger: Da hatte ich ein Konto: das ist ja aus d'n gestohlenen Stenerakwn ersichtlich. Das Konto ist aufgehoben. — Helfserich' Diese lleberweiftingc», die nach Abschluß des Waffenstillstandes 'vcy bOOc'OO Marl betrugen, segelten unter der Flagge „politische Zwecke", es bandelt sich danach also um Rcichsgeldcr. — Erz borg er: Es handelt sich überwiegend nm amtliche Gelder, in einzelnen Fällen auch um private, nämliche kirchliche Zwecke, die auch zu den politische» zu rechne» waren. — H e l >'s e r i ch: Sie müsse» sich doch klar gewesen stin, daß kirchliche Zwecke auch als politische anzusehcn waren. — Erz beiger: Sie haben als Staatssekretär eine andere Stellung dazu eingenommen, als ich Sie seinerzeit danach fragte. — Helfie- rich: Das war nur in einem ganz lestimmtcn Falle. Ich behaupte ja daß sie das später getan haben, ohne danach zu fragen. Gras Hcrtling hat sich gegen dieses eigenmächtige Vorgehen Erzbcrgrrs direkt gewandt. - Er zb erg er: Tie Ueberweisungen sind nur durch die Bank erfolgt. — Helfserich: Aber unter der falschen Flagge „politische Zweckc". Geftern hat Staatsanwalt M essers >h midi angedcnt.'t, daß .Kapiialsschiebuiigen ftallgesnnden hnb'n, denen Sie nahe zu sicher, scheinen. Haben Sie Berger Rat gegeben in dieser Beziehung? Haben Sie ihm nicht angedcutct, daß wir in Dv.uichw.i'd vor großen Um wälzungen stehen und es sür ihn vielleicht richtig so! Kapitalien recht zeitig ins Ausland zu schassen? Es mußte Ihnen doch bekannt sei», daß eine Deviienordnung b steht und eine solche Wegbringuna unter Innen Umständen zulässig ist. - Erzberger: T as ist ein Irnnm, das ist ganz falsch. Es muß nur da? Sleu-ramt von allem benach richtig» werden. — Helfserich: Ich würde cs mit den Pflichten eines Abgeordneten und »och weniger eines Finanzininisters nicht ver einbar halten, solchen Rat ,-n aebcn. — Erzberacr: Ich kann mich daran» b sinnen.-daß viele Industrielle zu mir kamen und mich befragten, ob sie denn zur Beschasftiiig von Rohstoffen Gelder ins Ausland bringen könnten und dg habe ich ihnen gesagt, daß sic dar unter den vorgeschriebcnen Bedingungen der Anzeige bei dem Steuer amt tun könnten. - Helfserich: Ist Ihnen das Stahlwerk Becker bekannt, mit d-:n Wolfs in Verbindung stand? — Erzbergezg Ich weiß nichts davon. — Helfserich: Dagegen ist Ihnen doch wohl Riedeman» bekannt. Es war in Hamburg allgemein lekanm, daß die Firma am amerikanischen P-troleum Millionen verdient habe. — Errberger: Mir ist davon nichts bekannt. — Helfserich: Haben Sic nicht mitgewirkl an der Raterteilung an Ihre» geschäft lichen Freund'Riedeman»? — Vorsitzender: Es ist wohl ganz klar, daß kolossale Kapitalien ins Ausland verschoben worden und; eS kommt aber nur darauf an, inwiefern der Reichsfinanzminister dabei mitaewirkt hat. Erz borg er: Ich habe leinen Rat'erteilt. Geschäftliche Be- ziebungm zwischen mir »nd Ried-wan,» besiehe» nicht. Man var vu. etwa sieben Jahren mit dem Anerbieten an mich herangetrete», in den Aussichtsrat einziitreten, ich habe es aber abgclehnt. — Heirferich: Die Verhältnisse in der. Frage des Peiraleummonopols sin) Ihnen doch wohl bekannt, Tie Firma Riedeman» hatte ein großes -Intcr'sse daraus denn sie würde bei de.» Monopol sehr viel verloren habe». Sie haben sich sehr stark gegen das Monopol eingesetzt. — Erzber- g e r: Gott lei Tank, daß nichts daraus geworden ist, denn cS wäre sür Deutschland sehr nacht.'ilig gewesen. — Helfserich: Hat Herr Riedeman» sich sür die Zertrümmerung des Monopolgedankens nicht dankbar erwiesen? — Zeuge: Persönlich ganz gewiß nicht. Herr Riedeinann Hai wohl sür Parteizwecke etwas gegeben und gibt jähr lich auch sür kirchliche Zwecke sehr große Summen. ,— Helfserich. Daß Riedeman» sür die Zertrümmerung-des Petroleuuimonopols sehr daullar war und wie man darüb?r dachte, geht beispielsweise aus einein Keinen Gedicht des „SimplizissiMus" hervor, das die bieder- schrisi „Schmier-Oelgelder" trug. — Erzherger: Wenn der Ti'»-> plizissimuS es sagt, muß eS ja wahr sei»! Ich protestiere gegen dl« Unlerjtellung, daß die mehr als 10Ö Mitglieder der Zentrumsfcaktion sich in ihren politischen Entschließungen haben beeiitslussen lassen durch Zahlungen in die Parteikasse, Das ist ganz unerhört Ich als Kas sierer der Partei weiß auch nichts davon, ich w'iß nur, daß die Par- teikasse immer an Schwindsucht litt und Riedemann große Beiträge an die Parteikasse nicht geleistet hat. Dr Hcls s e r i ch: Bleiben wir nun bei der Kapitalflucht. 'Das gehört zu den Dingen, die dem Nebenkläger nnbeningi bekannt sein müsse». — Erzbergcr: W.'nir ller^Angeklagte -»deutlich vorgegan- gen wäre, so hätte er bei der Smcktsänwaltschast ;a Anzeige erstatten können, daß die Firma Riedemami him Kapitalflucht nach der Schweiz angeiretcn habe. Daun Hütte sich doch alles weitere ergeben. Reichssinanziiiinister Erzbergcr gibt folgende Erklärung ab: Der Angeklaglc hat hier mit großer Entrüstung arorn gesprochen, dos; ich an der Stammtischrnnde bei Hilter. den „Rat der Tugend", teil- genvinmen und angeblich dort geschlemmerl Hobe. Ich erkläre, ich habe niemals zu dieser Tafelrunde gehört, wohl aber Exzellenz Lu den dorsf, Herr K a r d o r s s, Führer der Konservativen. Professor H octzsch . Staatssekretär von Iagow , Exzellenz B c> l o ck: n. a Ich bin lediglich einmal an diesen Tisch geholt wurde!» und zwar von Herr» von Loeb'll und habe dort eine Tasse Kastre getrunken. Dr. Helfserich: Alles, was der Herr Nebenkläger sagt, geht an dem vorbei, was ist damit sagen wollte. Es naben nobt nw> bei Hiller, sonder» auch im„ Esplanade-Hotel Zusammenkünfte stattgefun- den, an denen Herr Erzberger leilgenoiiimcn bat. Ich kann noch deut licher werden, wenn Sie wollen, sogar sehr deutlich. Ich meine Lützowufer 33. I, und solche Tinge wenn Sie cs wissen »vollen. — Erzberger: Ick» lege Werl daraus, diese »Beyrnntni-gen des Ange klagten 'genau z» erörtern. Ich habe weder in Wcftn.rr mit Herr--. Straus; oder Herrn Wolfs noch hier an irgendwelchen Festlichkeiten teilgenonnnen. Ich kam im Ardeilsaiizng direkt a»S dem Niniste-rin.n dorthin und batte Besprechungen mit Lenen. die auch eftweladen umreit. Am Lützowus r 33 war ich auch nicht bei einer Festlichkeit. Vorsitzender: Wenn es so weiter gehen soll, meine Herren, so würde ick» daraus ersehen, daß Sie daraus hinarbeiten, daß ich auch in den „Weißen Hirsch" gehe Ter Angeklagte kommt fortwährend mit persönlichen Bemerkungen und Spitzftndigkeiten. der Nebenkläger mit Behauptungen, die gnr nicht zu dem gegenwärligcn Falle gehören, und n ur Erklärungen anslösen und so geht das fort. Nach der Pause wendet sich die Verhandlung dem „F a l l I a h nle" zu, der zu der Gruppe, von Behauptungen des Angeklag ten gchön. die dein Nebenkläger mianständige Charaktereigenschaften vorwersen. Helfserich: In meiner Broschüre wird ans diesen Fall nur tu zwei Stellen Bezug genommen. Auf Seile 3 habe ich gesagt: „In dcr Tai. w'r jo mit der Wahrheil umspringt, der pfleg- es auch in aitderen Tinge» nicht genau zu nehme». Herr Erzbergcr hat dafür irühzpilig Beweise erbracht. Ich crinnere an den Straf prozeß wegen der Entwendung von Alten äÄs den Räumen des Flot- lenvercins, in dessen Verlaus der Oberstaatsanwalt di.» Feststellung machen mußte: „Dem als Zeugen vernommciisn Abgeordneten Erz- berger ist der »Dich ostenbar bekannt. Da er sich aber bereit erklär, hak. zu beschwören, daß er nach bestem Wissen annehme, er würde sich durch eine Anskunst die Gefahr strafrechtlicher Verfolgung zuziehen, wird er z» einer Aussage nicht »gezwungen werden können." Und an einer zweiten Stelle der Broschüre habe ich gesagt: „Hat nicht etwa im Flotienvereinsprozeß Herr Erzbergcr sich bereit ertlürt, zu beschwören, daß er nach bestem Wissen annehme, durch eine Aussage über den Dieb sich selbst einer slrairechtcicher Verfolgung auszusetzen?" Gch. Rat v o n G vrdo »: Was hat das mit Unwahrhastigkeit zu tun? — H e l s s e r i ch: TaS ist mehr äks Unwahrhaftigkeit. *— Dr. Alsberg. In der Broschüre ist doch nur das miedergegeben, was dcr Oberstaatsanwalt damals gesagt hat. Ter Vorsitzende referiert sodann über die Entwicklung der ganzen Sache. Dcr Anlaß zu der Sache war rin Artikel des „Bay rischen Kurier", »vorin erwähnt wurdc/daß bei der Präsidialstelle des Flottenvercins eine überaus starke Agitation gegen das Zentrum ge- trieb'n werde und es wurden eincv Menge Belege dafür angeführt, Schriftstücke, Briese nsw. Ter Flottenverein behauptete nun, daß diese Schriftstücke aus einem Diebstahl bekannt gcwdrden sind und zwar durch Einbrucbsdiebstahl. Tr. Alsberg: Der Nebenkläger hat, wie er in einem Gegen artikel betont hat, es wnnderbar finden müssen, daß „längst wider- l gtc Ansichten" wieder ausgcwärmt wurden. Daraus hat Herr Dr. Helsscrirh vier Fälle angeführt, wo er dem Nebenkläger Uinvahrheit vorwirfi und sügt dann noch als fünften Punkt die Geschichte mit dem Flottenverein hinzu. Nun müssen »vir doch wisse», unter welchen Ge sichtspunkt diese Flottenvereinssache gebracht werden soll. Vorsitzender: Ich habe angenommen, daß dadurch die Unanständigkeit des Charakters illustriert werd'n soll. Der Vorsitzende referiert weiter: Ter Strafantrag war gerichtet gegen den Registraiur- gehclsen Oskar Iahnke und Vater und zwar wegen schweren Diebstahls. HauStriedeiisbrnch und Sachbeschädigung bezw. wegen Anstiftung da zu. Es ist eine Voruntersuchung geführt worden und dcr Nbgeordner, Erzberger wurde am 3. Oltober 1910 als Zeuge darüber vernommen; Rnsa« Carina Roman von Metai» van Java s Aus dem Holländischen i'dcn-'hi nou Pen kepe »au Heemstede (50. Fo-".i ».-.»:> r» „Ja, das begreift ich wohl. Aber es ist doch merkwürdig, daß er nichts davon gcirußl bat. in welcher Beziehung Sie z» ihm stan den, als Sie damals mit ihrer verwachs neu Schwester hier waren." „DaS »var allerdings zu bedauern." Jungfer Bol fand die Gelegenheit gar zu günstig, »in etwas Nähere») von den Verhältnisse» der „Nichte" zu erfahren, aber Rose- Marie ließ nichts inehr verlauten. Sie macht-.» ein Feuerchen, stellte alles sür Adrichem zurecht, Brot, Fleisch, die Kognakflasche und wärmte seine Pcintosseln an dem Ofen. Als sie alle Vorbereitungen getrosf'n hat:e, blieb ste mit übereinandergeschlagenen Armen stehen und seuszi- auS 1ie»cr Seele. Sie setzte sich ans ihr.»»» Schemel n-ben dem Ösen und horchte wbed'r aus das Heuten des Sturme-?-, vor Angst zitternd, betend, bis weilen leise schluchzend und stöbnend. Die Jungfer kam wieder herein und schüttelte lächelnd das weiß, Haupt. ..Neft» aber Fräulein, so etwas ist mir noch nicht vorgekomm-»». Es hilft ia dach nichts! Sie wären keine gute Fischersfrau." Und ich bin noch dazu ein Seemannskind'" sagte sie mit einem Versuch zu lächeln. „W»e spät mag es sein?" „ES ist neun Ubr" „Da könnte der Doktor wohl schon »nieder da sein." „O. der kommt bei'te nacht gewiß nicht nach Hause." „DaS wäre doch schrecklich!" ..Hätten Sie denn lieber, daß er in das Weiter sich hinein wagte?" „Nein, das noch weniger!" Endlich fiel sie in einen leichten Schlummer, aber jedesmal suh» sie erschreckt wieder auf, wenn der Wind mst neuer Kraft an den Fenst rn rüttelte; sie träumte, daß inan den Oheim hereintrage, und sie warf sich dann jammernd über ihn, und er fand noch die Kraft, ihr die Locken zu streicheln »nd freundlich zu sagen: „Es ist nichts, Kind, es hat nichts zu bedeuten!" Plötzlich sprang sie aus — das war seine Stimme. O gewiß, sie täuschte sich nicht. Sie flog aus dein Zimmer und eilte in den Gang hinaus. Träumte sie noch? Da stand der Doktor — dft Haar! hingen ihm naß und wirr um die Schläfen. Er zog seinen Ueberzieher ans und gab ihn- der Haushälterin. „Das »var ein Wetterchcn!" sagte er. Mit ansgestreckten Armen lies sie ihm laut jubelnd entgegen, warf sich ihm um den Hals und bedscktSft'stzin Angesicht mit Küssen. „Gott sei gelobt und gedankt, Onlel! Ach, Onkelchen. ich habe mir sehr große Unruhe gemacht." ? r «. „Beruhige dich. Kind." sagte er, sachte aus ibrcr Umarmung sich losmachend, „das Wetter hat dich so aufgeregt. Komin, sei ver ständig. Ick, will dir etwas zur Beruhigung geben . . . Es ist zum ersten Male, daß sie so etwas mitmacht," fügte er hinzu, wie zur Entschuldigung au die .-»t'ishälterin sich wendend. Aber ihre ungestüme Fr'ude war nicht so bald »>, beschwichtigen. d»r Uebergang von der höchsten Angst bis zum ciöcbsten En»zücken war ?u plötzlich gewesen Sie lachte und weinte zu gb'icher Zeit: sie saßie seinen Arm und legte ihre»; Kops on seine Schult»r «6 wen; »ie deut lich lullen »nüsse. daß er noch lebendig vor ihr stand. In aller Ruhe sübrte er sie in sein Zimmer und zwang sie, sich den Sessel »iederznlajs n. den ste sür ihn bestimmt hatte. „Nein. Onkel . . . nein, de». Stuhl ist für -ich!" sagte lie, zum er'!-» Mole mit dem verlraulich-u In ih.tz-urrcdend! Bleibe nur sitzen." . Der Doktor ging an seine HauSciogcheke, wtzm ein Flu.sichen heraus und ließ ein vaar Trovsen in ein Kelchgl-s »»llen: seine Hand zitterte, als er das Glas gegen das Licht '»ielt. uni die Tropsrn zu zählen. „Da trinke, es wird dj» gut tcin'' Sie gehorchte, ihre Zähne lbappec"»!. akS er dr) Gla) a» ihre Lippen brachte. Skr. 97. Seite 2 ob »hin bekannt sei, auf welche Weise der „Bayrische Kurier" in de» Besitz der Briese gelangt sei und ob er ihm Material geliefert habe. Daraus hat der Zeuge Erzberger die Aussage verweigert, weil er in Gefahr strafrechtlicher Verfolgung kommen könnte. In den Akten be findet sich später der Antrag des Staatsanwaltes, die damaligen An geklagten außer Verfolgung zu setzen, weil die Voruntersuchung keine Anhaltspunkte gegeben hat. Es fand dann auch die Außerverfolgung- setzung statt. Dan» befindet sich in den Akten noch eine Anfrage des Rechtsanwalts Dr. Löwciislein, ob gegen Erzbergcr ein Strafverfah ren eingeleiter »vorbei» sei, und die Antwort-'des Staatsanwaltes, die verneinend lautete. Dafür, daß Erzberger einen Diebstahl begünstigt habe, fehle jeder Anhalt. Es entspinnt sich eine Erörterung darüber, ob Erzberger auch heute zur Zeugenaussage berechtigt ist. — Vorsitzender: Wollen Sie die Aussage verweigern? — Erzberger: Das kommt aus die Fragen an. Erzberger sagt alsdann als Zeuge aus: Bor dem Unter suchungsrichter bin ich »ach einem Diebstahl gar nicht gefragt worden, nur lediglich, ob ich wisse, wie der Artikel in de» „Bäurischen Kurier" Iiin'ingekomme» sei Daß ich die Antwort,.zbber de» Namen des Diebes verweigert habe, hat dcr Angellagte aus eigenem hinzugefügl. Helf seriell: Ich habe in meiner Broschüre mir die Worte des Staatsanwaltes zitiert. — Vorsitzender: Sie sind nach dem Diebe gar nicht gefragt wordeii? Das ist doch ausfällig. — Epz- berg er: Nein, gar nicht. Inü»Jahre 1903 wurde ich im Pöplau- Prozeß als Zeuge vernommen und habe mein: Aussagen verweigert, »veil ick» die Iin'orniativnen als Abgeordneter einpsange» yalte. Ich wurde deshalb in eine Geldstrafe genommen. Von meinem Rechts- bcistaude wurde mir gesagt, ich könne die. Aussage deswegen verwei gern, »veil eine Verletzung des Urheberrechtes in Frage komme, da in dein fraglichen Artikel Briese ohne Erlaubnis des Verfassers abge druckt waren. Tr. A lsbe » g: Die Akten ergeben das Gegenteil. Sie enthal- len eine eidesslcillliche Versicherung des Kavlans TaSbach. den Erz- berger »cm eine V'erö»'fe»>lichiing einer Notiz über den Flottenverein ersucht hat, der dies aber abgclehnt hat, weil Erzb'rger nicht sagte, an» welchen» Weae er in den Besitz dieser Notiz gelangt sei. Im An schluß an diese Versicherung wurde dann Erzberger vernommen um verweigerte die Aussage. Zmn Fall Iahnke bem'rkt Herr Erzberger mir Bezup a»i die Erklärung des Kaplans Dasback»: Tie eidesstattliche Erklärung des Kavlans Dasbach ist mir damals erst später bekannt geworden Ich mußte nach allem, was mir »nitgeteilt worden »var. der Uebec- zenaung sein daß "on einem Diebstahl keine Rede sei. — Dr. Als berg: Wenn die Anssage nicht verweigert würde, würde ick» Sie fra gen: Ist es richtig, daß Ihnen Iahnke damals wichtige Schriftstücke aus dem Flottenverein anaeboten hat und Sie ihm damals dafür Ge't zur Versüamia aestellt baben? — Erzberger: Die Leute sind da mals lediglich in meiner Eig-iischaft als Abgeordneter a» mich heran getreten. »>vd es ist wohl sittliche Pflicht, eines jede» Abg ordneten, jemand, der in sa heißem Kampfe, wie er damals herrschte, nach Mög lichkeit zn schützen. — Tr. Alsberg: Nach Ihrer Aus- scisiniig ist es also eine sittliche P-ljcht. einen Dieb -u schützen? — Errberaer: Ich >vi derhote, es mar kein Diebstahl. Wenn inan die Abschrift va» Briefen oder Aktenstücken als Diebstabl bezeichne»' wollte, sa köiinm ich den Spieß nmdreben und den Anae- klaglen. der io »n den Belitz zahlreicher Briese an mich gelangt ist. ebensalls des Di bslabls zeihe». Es folgen >".'» lanciere ,,„d zum Teil mit recht starken persön lichen Spitzen versehene Erklärungen über die Frage, in welchem Uin- sanao die Bemcisanftiahme über den Vormur» d-'r „Umvahrhaftig- keit" lind der „ae,„einen Lüge" ausgedehnt bezw. eingeschränkt werde»» soll. Tie Beweisciumabmc würde sich dabei ausschließlich um rein politische Frage» drehen. Der Vorsitzende erklärt hierzu: Morgen soll also dcr große politische Tanz beginnen aber ich erkläre, daß ich mich aus d»e vol», tischen Sachen aar nicht einlassen werde. Ich lebne es ganz entsch'edcn ab, wich vielleicht daraus ein'ulciiien welche Politik, die des Herrn von Betlimann-Hollwea oder di- des Herrn Dr. Helfserich oder die de») Herrn ReicsissinanzministerS die richtige »var. Tr. Helfserich und Erzberger erklären, diese Absicht nicht ni haben — Vorsitzender: Nun, dann besteht ja die -sooli- nung, daß wir moroen '<»rtig werden und dann am Montag die Nach frage der einzelnen Stellen erledigen können. Am Dienstag könnt»?» »vir. dann mit den Plädoners beginnen. Geheimrat Dr. von Gvrdon kündigt an, daß er morgen eine ganz genau formulierte Erklärung abgebe» werde, welche Stellung der Reichsfinanzminister zu dem Verlaut des Prozesses einnehme. Als zwischen beiden Pra'eßpcn'wien ein längeres Hi» »-d He.» über di» Frage entsteht, welche Zeugen zu den volitüchen Dinaen eventuell noch geladen werden könnten, erklärt Landgerichtsdirektor Bauinbach » Ich gebe »mich als deutscher Richter nicht dazu her, der Entente Material zu liefern. Ich möchte anregen, alle politischen Dinge, die sich aus Belgien urtt Frankreich beziehen, völlig guszuschalten. — Dr. Helfserich: Ich habe den Varwurf der gem'inen Lüge und der Denunziation erhöbe», gegen die Behauptung des Nebenklägers, daß ich der Exponent jener belgischen Gewaltpolitik nsw. gewesen lei. Mit einer Verurteilung wegen wtmalcr Beleidigung kann ich »nick» nicht zufrieden geben. Wird der S'rgsantrag in diesem Bnnkte nicht zurückg'zogen. dann muß ick» mich verteidigen, gegebenenfalls könnte das in nichtöffentlicher Sitzung q-schelten. — Errberaer: Ten Strafantrag kann ich nicht zurück- zieben, es würde sonst heißen, ich habe den Vorwurf der geme^r ftüge und Dennnnation aitt mir sihen lasse». — Gsheimral von Gordon: Vielleftsit rieht der Angeklagte in»,, Vorwurf der gemeinen Lüge zurück und läßt die objektiv» Sache ruhen? — Dr. Alsberg: Aus einen Veraleich könne» »vir nicht eingeben. — Vorsitzender: Die Anschuldigungen geben ia auch über den Vorwnrs der gemeinen Lüge »veil hinaus Man muß sie eigentlich als Vurwurf des fahr lässigen Falscheldcs bezeichnen. „blnd jetzt zu Bett, sogleich!" desa.hc er „»Aber, Onkel, du bist noch so naß, so zerzaust vom Sturme, erzähle mir erst ..." „Es ist weiter nichts zu erzählen, Kind: ich hatte einen be schwerliche» Weg zu mncheu, sehr beschwerlich." „Aber dein Wagen?" „Den habe ich bei Harmsen stehen lassen." „Aber wie konntest du dich in solches Weti'r hineinwagen, eS »var doch gar zu schlimm!" „Es siel mir ein, die Frau Zimmerminns könne nach »mir schicken: es ist ei» besonderer Fall, und ich wäre nicht gern vom Hause abwesend gewesen, »venu sie »ach mir v rlangt hätte. Ich hatte das Bein ziemlich rasch eingerichtet, und da dachte ich: du brauchst nur geradeaus zu gehe», Gesahr ist nicht dabei, kennst ja alle Weg»? und bist keine jungMDnme. aber cs »var doch ein harter Strauß. Doch jetzt rasch zu Bett, Kind! Morgen ist auch wieder ein Tag." „Ach, ich möchte so gern »och ein wenig»'aufbleiben." „Daraus wird nichts, du hast dich gar zu sehr aufgeregt." „Gut Nacht, Onkel." Ihre Stimme klang so zärtlich und so flehend, als wenn sie ein besonderes Zeichen der Herzlichkeit seinerseits erwartet hätte, aller er gab ihr nicht einmal die Hand: er wendete ihr de» Rück n zu »n« tat. als wenn er etwas auf stimm Schreibtisch sucht«. ..Gute Nacht, Rose. Wohl zu ruhen!" Sie entfernte sich, tief Iraurig, ohne selbst zu wissen, weshalb; sie mnß'e ja froh sein, daß ihr Onkel wieder da »var aber statt dessen fühlte sj? sich niedergeschlagen, wie sic es seit der Zeit, da sie hier wohnte, wicht mehr gewesen »var. - Der Morgen, welcher dcr stürmischen Nacht folgte, war grau, stuckü und dunkel: die Welle» schlugen nngeftüm an das Land, als seien sie noch empört über daS grausame Spiel, das gestern mst tchnrn ig: getrieben worden war. iz" Dcr Doktor war kurz nach Mitternacht »u Frau Zimmerm-rugS. -,!, ."rnstn worden »nd erst arge» 7 Uhr heimgekebrt: er pflegte »« vaar Stündchen Ruhe und erschien erst g'gen 10 Uhr im Wohnzimmer. sost,t^
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