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Nr. LI« Dsuuers'ag, den LL. Geptember LMVt 3. Jahrgang. »r<ch»cnt »r,ttch a«ch». «tk vr, « «»»«»ljabr: vh„,» ki,-:. .id> aoß«krur1»eii Poslansinu tt »t « ft'u... , ob« » nalrrct»! Ntnj.lnui"^ ' « « de: »»-», «erden die ««elpallen, «elitzeile oder d'",i Rau« m — , E »». i «» berechnet bei Kiederholung bedeutender Alabatl- llvabdängiger LsgedlankSr Aadrdett. Xeedt ».Vreldelt. j " Die Religion auf dem sozialdemokratischen Parteitage. Der rote Parteitag ist in der „roten Hansa" versam melt: seine Beratungen sind noch nicht zu Ende und doch läßt sich schon eine Tatsache herausschälen: blutigrot ging man gegen die christliche Religion vor. Die Farbe verleugnete sich hier nicht. Aber höchst bezeichnend ist es. daß die sozial demokratischen Frauen sich als die schlimmsten Gegner der Religion hervortaten: allerdings ist das erklärlich. Eine sozialdemokratische Frau ist ein Unding, eine Un natur: nur durch völlige Umkehr der gesamten Menschen natur kann eine Frau Sozialdemokratin werden. Nach der gesamten Charakteranlage ist die Frau religiös und christlich, denn die Kulturgeschichte der Menschheit belehrt die Frau, daß sie allein dem Christentum ihre heutige Stellung zu verdanken hat, daß dieses allein sie aus der Knechtschaft und Sklaverei des Heidentums emporgehoben hat zu ihrer heutigen Stellung. Die Sozialdemokratie will gedanken lose Gleichmacherei zwischen Mann und Frau. Was von Na tur aus verschieden ist, will'sie umformen, aber das würde allein zur Unterdrückung des weiblichen Geschlechts führen, da im wilden, gleichberechtigten Kampfe stets der Schwache unterliegt. Wenn es nun trotzdem sozialdemokratische Frauen gibt, so ist dies nur darauf zurückzuführen, daß diese be- dauernswerten Geschöpfe der christlichen Religion total ent- fremdet sind. Wenn die Frau aber in der Frömmigkeit und Liebe groß ist, so ist sie auch im Hassen groß, falls sie auf fremde Spur gerät. Das zeigte sich mit aller Deutlichkeit auf dem Bremer Parteitag, der durch die Konferenz der so zialdemokratischen Frauen am Sonnabend eingeleitet wor den ist. Die Rednerinnen, die hier auftraten, sind fast durchweg aus protestantischen Gegenden, nur eine war aus einer katho lischen Stadt, aus Essen. In der Debatte wehte ein sehr scharfer Zug gegen jedwede Religion. Eine Frau Lutz-Ber lin rief der sozialdemokratischen Frauenwelt das blasphemi- sche Wort zu: „Bist du Gottes Sohu, so hilf dir selbst!" und lebhafter Beifall folgte diesen Hohnworten. So haben einstens spottend die Pharisäer dem sterbenden Heiland zu gerufen, und nun nimmt eine Frau dieselben Worte in den Mund! Nur mit Schaudern und Entsetzen kann man fcst- stellen, daß kein Widerspruch sich hervortat, sondern daß diese Lästerzunge gar noch „lebhaften Beifall" gefunden hat! Allerdings ist man nicht mehr so entsetzt darüber, wenn man bedenkt, wie schon vor einigen Jahren die bekannte Ham burger Agitatorin Zeitz auf einem Parteitage ausrief: „An einen Gott glauben wir ja doch nicht!" Gelächter und Bei fall fand damals diese Kundgebung. Doch noch mehr als die genannte Frau Lutz leistete sich ein Dr. Michels-Marburg auf dieser Frauenkonferenz: er führte nach dem Berichte des „Vorwärts" aus: „Die Frau ist befangen in religiösen Vorurteilen und nicht leicht dahin zu bringen, mit dem Manne zu gehen. Das Hauptgewicht muß auf den Ersatz des kirchlichen durch das sozialistische Element gelegt werden. Der Satz: „Religion ist Privat sache" ist nicht mehr im Programm.angebracht, weil er falsch verstanden wird, als besage er: „Religion ist Wurst; wer fromm ist, mag fromm bleiben." Die Männer denken frei. aber die Anschauungen der Frau gehen wieder auf die Kin der über. Ich möchte einmal eine Statistik unter den Partei genossen mit folgenden Fragen aufnehmen: Ist Ihre Frau kirchlich? Haben Sie Ihre Kinder taufen lassen? Ist Ihre Tochter konfirmiert? Ich glaube, viele sehr angesehene Par teigenossen würden diese Fragen sehr schlecht bestehen." (Hei terkeit.) Auch diese Worte fanden absolut keinen Widerspruch und doch verraten sie ebenso den Haß gegen die Religion, wie gegen die größte Tyrannei. Den Frauen soll also der reli giöse Sinn genommen werden, die Kinder sollen nicht mehr getauft werden; so fordert es ein Genosse ohne Widerspruch. Und wer soll so tief in das innere Leben der Frauen ein- ; reifen? Es wird vom eigenen Manne ' ' Ti>r'"n- ge fordert, er soll der absolute Beherrscher des Geisteslebens, »es R-'lrgionsl-'bens 'c>> cr Frau werden' Wie <.!:> Tyrann soll er bestimmen, daß Frau und Kinder, sofern sie dies noch tun, nicht mehr in die Kirche gehen. Wie hübsch paßt dies zur sozialdemokratischen Freiheit! Kann man sich überhaupt eine größere Gewaltmaßregel als diese hier geforderte den ken? Da werden selbst römische Barbaren mit ihren höll ischen Qualen gegen die ersten Christen übertroffen: diese haben wenigstens nur den Leib gepeinigt und gequält. Die sozialdemokratischen Männer aber sollen aufgefordert wer den, ihrer Frau täglich und stündlich die größten Gcistes- plagen zuzufügcn, ihre heiligsten Anschauungen mit Hohn und Spott zu übergießen. Das Familienleben soll für die nicht sozialdemokratische Frau das reinste Martyrium wer den, bis sie sich so weit erniedrigt und entehrt, daß sie eine zielbewußte Genossin wird und die Zahl dieser bedauerns werten Geschöpfe vermehrt. Die anwesenden Frauen aber haben gegen solche Anschauungen nicht Front gemacht, die na türliche Frauenwürde ist in denselben unter dein sozialdemo kratischen Wahne bereits erstorben und erdrückt worden! Bisher hatte sich die Sozialdemokratie noch heuchle rischerweise gerühmt, daß die Frau freie Betätigung der Re ligion habe; jetzt soll ihr dieses natürliche Recht geraubt wer den. Angesichts solchen Sklavenlebcus müssen sich die christ- licheu Frauen erheben und dafür sorgen, daß ihre Männer nicht in die Netze der sozialdemokratischen Agitatoren laufen; die christliche Frau hat den größten und ersten Nachteil da von. Sie leidet zuerst darunter, wenn ihr Mann Sozial demokrat wird. Ein Abwehrmittel hiergegen und somit ein Schutzmittel für die christliche Frau liegt in der g u t e n P r e s s e, die in der Familie gehalten wird. Christliche Mütter und Frauen! Es liegt deshalb in eurem eigenen Interesse, daß nur ka tholische Blätter bei euch gelesen werden; versperrt allen anderen den Eingang! Ferner verteidigt die christliche Frau nur ihre eigene Stellung, nur ihr eigenes Recht, wenn sie darauf sieht, daß ihr Mann an dem katholischen Vereinsleben sich beteiligt. Da werden die Truppen ausgcbildet, die dem sozialdemokra tischen Strom sich entgegensetzen können und verhüten, daß derselbe mit seiner verheerenden Wirkung auch über das christliche Familienleben sich ergießt. Gerade in Bremen ist auch mitgeteilt worden, welcher Art das Vereinsleben der Genossen ist-, da führte der Parteikassierer Gerisch unter an deren aus: „Ein Verein, der offenbar den Humor Pflegt, überwies die Eintrittsgelder der neuen Mitglieder der Par- tcikasse, er wählte aber hierzu das Motto: Ferkelgeld des Schweinigelklubs." (Große Heiterkeit.) E.n Hub cher ver- ein. dieser ..Schweinigelklub"! Schlimmer hatte kein Geg- ner die Kulturbewegung der Genossen an die Wand malen können, als es hier diese selbst taten! Wollen die christlichen Frauen, daß ihre Männer lolchen „Vereinen" angehören? Gerade jetzt, wo die Vereinstätig keit wieder beginnt, wo ein Ouartalswechsel vor der Tür steht, da müssen wir den christlichen Frauen zurufen: ES ist euer ureigenstes Interesse, daß eure Männer und heran- wachsenden Söhne den katholischen Vereinen sich anschließen! Ihr verteidigt eure Stellung als christliche Frau und Mutter, wenn ihr für Verbreitung der katholischen Presse Sorge tragt: also auf ans Werk! Politische Rundschau. Deutschland. — Reichskanzler Graf Bülow ist nach Friedrichsruh ab- gereist, um an der Beisetzung des Fürsten Bismarck teil zunehmen. — Die Feinde des Regensburger Aathvlikentages sind in großer Verlegenheit. Eben graben sie wieder die sogen. Schondorfer Rede des hochw. Herrn Bischofs Ignatius von RegenSburg aus. die dieser greise Oberhirt im Jahre 1869 auf einer Firmungsreise gehalten und der Abg. Dr. Völk im Reichstage 1871 vorgeführt habe. Die Waffe ist zu rostig und abgegriffen, als daß man sie nach mehr als 30 Jahren ernst nehmen könnte. Bischof-von Seuestrey hat schon im Jahre 1869. sofort nach den ersten Versuchen des Liberalismus, seine Worte auszubeuten, die Wahrheit der Ausstreuungen mit lautem Protest geleugnet. Wenn auch, wie der „Hannov. Cour." (Nr. 25188 vom 9. Sept.), die „Wormser Ztg." (Nr. -123) u. a. Blätter behaupten, damals, d. h. vor beiläufig 30 Jahren, ein 72jähriger Greis vor Gericht ausgesagt hat. der Bischof habe in Schondorf hochverräterische Worte gesprochen, so hält diese Aussage nicht stand gegen den entschiedenen Protest des Bischofs selbst. Bis zur Stunde ist übrigens Bischof von Seuestrey nie über den Wortlaut seiner Rede vernommen worden. Wenn er in seinem Proteste jene „thronstürzenden" Worte gebraucht zu haben die Verwahrung beifügte: so könne ein Bischof garnicht reden, so hatte er hierzu allen Grund. Denn der Wortlaut einer Ansprache kann unter verschiedenen Ohrenzeugeu nur schwer festgestellt werden und die Höhe der Würde und des Amtes schützt in der Tat einen Bischof vor so verbrecherischen und dazu gröblich unklugen Aeußeruugen, wie sie dem Bischof Ignatius zu geschrieben werden! Der Bischof von Regensburg regiert sein Bistum nun schon 40 Jahre: nie war ein Grund, an seiner Treue und Loyalität gegen den Landesherr« oder das König!. Haus auch nur im Geringsten zu zweifeln. In allen Hirtenbriefen, Ansprachen usw. des Bischofs findet sich auch nicht eine Spur von Anschauungen, welche den wirklichen Feinden der Throne günstig wären. Im Gegen teil. die kirchliche wie weltliche Autorität fanden an ihm stets einen der ersten und mutvollsten Verteidiger, wie auch Stadt und Bezirk Regensburg tatsächlich zu den l-lach-rrick verboten.» Novelette von K. Eckelö. Forstmeister von Bär war bei rosiger Laune. Das war keine Alltagserscheinung. Deshalb nahm jedes Lebe wesen im Forsthaus Notiz davon. Selbst Kule, der jüngste Dächsel, der die Ehre hatte, unangemeldet bei seinem Herrn cintreten zu dürfen, wurde davon überrascht und gab nun seiner Freude Ausdruck durch ein lustiges Gejohle, das drau ßen im Hundezwinger sei.» vielstimmiges Echo fand. Aber auch selbst der Forstmeister schien verwundert über seine heitere Stimmung. Gewiß ein Beweis ihrer Seltenheit. „Hm," brummte er lächelnd in den langen Bart, „soll mich doch verlangen, was für ein Donnerwetter wieder auf so ein bißchen Sonnenschein folgen wird." Staunenswert waren bei solcher Stimmung die Lei stungen des Forstmeisters auf seiner langen Pfeife. Durch »nächtige Dampfwolken mußte sich erst die Frau Forstmeister hindurcharbeiten, ehe sie den Sturm auf das stimmungs volle Herz ihres Gemahls beginnen konnte. „Der Augen blick ist günstig, hier vollend » ich's." „Heute vor zwanzig Jahren. Albrecht, hast du schon daran gedacht?" „De"" „Da schenkte ich dir das Liebste, was wir haben." „Das Häschen!" „Uns're Anne-Marie." Der Forstmeister versank einen Augenblick in Erinne rung. Dann streckte cr seiner Frau leuchtenden Blickes beide Hände entgegen. „War ein niedliches Ding, daS Häschen, damals, weich und fromm, und ist's noch trotz schon der zwanzig Jahre." „Was schenken wir nun unserem Liebling zu seinem zwanzigsten Geburtstag besonderes? Für allerlei Kleinig- keiten habe ich natürlich gesorgt, aber — das Besondere, Albrecht, daS schöne Geschenk, erwartet sie doch von dir." „Von mir? — Hm, und das wäre?" .'.Deine Zustimmung zur Veröffentlichung der Derlo- bung mit dem Regierungsasscssor. Dein Jawort haben die Kinder ja freilich, aber nur für den engsten Familienkreis und nicht vor der Welt. Laß deine Bedingung fallen und dein Häschen dankt dir mit einem süßesten .Kuß." „Hm, Vorboten des Gewitters." Er blies eine mächtige Dampfwolkc vor sich hin, aus der es dann wie ferner Donner hervorgrollte: „Bei der Bedingung bleibt es. Hat der Assessor den ersten Bock geliefert, so wird die Verlobung deklariert. Basta!" „Du bist hart, Albrecht, die Jagd ist doch nur eine Spielerei, ein Sport für den Assessor." „Darum der erste Bock gerade! Salontirolcr sind's, die jungen Herrn. Das edle Wcidwerk betrachtcn's als Spielerei. Als Sport — die Jagd! Hubertusjagd — Trinkgelage! Ein Donnerwetter sollte darein fahren! Sport, meinetwegen Sport alles, nur nicht das Wcidwerk, das edle, das uralte! — Da schau sie an: Wadenstrümpfel und Schnabclschuhe! Rindleder bis übers Knie hinauf gibt's nicht mehr. Sardinen in Qel — Portwein im Ruck sack Salontiroler sage ich! N' Stück Speck und Brot und 'n Schnaps — das ist Wcidmannsart! Es bleibt bei dem Bock! — Herumstohzieren und schließlich mal 'n Grisen (Hasen) umbringen I Kunststück das! Soll erst mal die Lichter erlöschen sehen — langsam — feierlich er loschen! Hut ab zum Gebet! Dann hört die Spie lerei aus Achtung vor dem edlen Weidwerk selbst auf. Da rum der erste Bock, und damit Basta!" Der Forstmeister stand am offenen Fenster. Sein Blick hing an dem nahen Wald, seiner Welt. Der Wald im fahlen Hcrbstgewand Ist nicht des Schmucks beraubt; Ihn schmückt entblätternd noch die Hand, Die ihn im Lenz belaubt. Der Frühherbst hatte dem Walde die schönsten Farben verliehen und die Sonne vergoldete sie. Ein echtes Jäger- Herz geht auf im Anblick des Herbstwaldes, wenn der Wind in den gewohnten Hallen dazu seine Symphonie liefert. — Halali! Halali! — Halali! klang es tonrcin und schön, erst ferner, dann näher durch den Wald. Der Forst- meister horchte überrascht auf. Die Rüden johlten vor Freuden darein. Dann hallte fieberhaftes Lachen nach — der Wald erhallte von Jubel und Gcjauchzc. Geburtstag — Häschens Geburtstag — der entschuldigt die Entwei hung der Waldesstille, sonst — hei, wie hätt's gewettert! „Der Bock ist tot! — Der Bock ist tot!" — Das Signal klang vorschriftsmäßig — ja, der leise Nachklaug sogar feierlich. „Hier, Papa, hier der Beweis!" Anne-Marie hielt jubelnd ihrem Papa eine Depesche entgegen: „Regicrungs- asscssor Kern heute den ersten Bock geliefert. Schulz Bu- reauvorsteher." „Stimmt, Herr Forstmeister. Tie ganze Stadt ist voll davon. Wir alle wußten's längst, aber wir wollten nicht vorlaut sein," bezeugte eine Freundin seines Häschens aus dem Pensionat." Und „stimmt, Herr Forstmeister!" zeugten nun min destens noch ein Dutzend Helle Kehlen. „Nicht wahr, mein Papa, nun wird doch Verlobung gefeiert?!" „Geburtstag und Verlobung! Hurra! Hurra!" Wie ein Elseuschwarm, so umtanzten die jungen Damen den Forstmeister. Der Forstmeister atmete erleichtert auf, als er sich wie- der allein sah in seinem Arbeitszimmer. Er schüttelte den Kopf, als könnte cr der Depesche noch keinen Glauben schenken. „Will doch mal meinen alten Freund befragen. Wenn es dann so ist. nun. dann soll's so sein." sprach er für sich hin und entwarf schnell ein Telegramm. Eine Stunde später lief von seinem alten Freunde, dem Präsidenten, die Drahtantwort ein: „Stimmt freilich. Werde selbst heute abend den Beweis bringen." „Wie mich das freut, Albrecht, daß auch der Herr Prä- sident uns selbst die Ehre erweisen will. Aber, was meint er wohl mit dem Beweis?" „Mit dem Beweis? Das Gehörn. Kind, natürlich das Gehörn des Bockes." Präsident und Forstmeister begrüßten sich als alte Freunde herzlich im Forsthofe, beide scheinbar bei bester Laune. Nur das Aktenbündel, das der Präsident da unter