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Beilage zu Nr. l28 der „Sächsischen Volkszeitung". Aus Stadt und Land. —' Mit den von der Sächsisch-böhmischen Tampf- schiffabrtsgescllschaft für die Sommerszeit zweimal wöchent lich, Montags nnd Sonnabens, arrangierten Promenaden- Konzertsahrten zwischen Dresden nnd Heidenau hat dieses Institut eine Einrichtung geschaffen, wie sie Einheimischen nnd fremden angenehmer nicht geboten werden kann und wie sie anderwärts kaum gefunden werden dürfte. Gibt es wohl auch etwas Schöneres, als am Abend eines schwül verlaufenen Tages, begleitet von einschmeichelnden Weisen einer guten Militärkapelle, ans einem der stattlichen, tadel los sauber gehaltenen Oberdeckdampfer der Gesellschaft, entlang den malerischen Ufern, den Elbstrom hinaufzu- fahren, einer erfrischenden Kühle entgegen, die das ans den Bergen kommende Wasser mit sich bringt. Selbst wenn ein plötzlicher Umschlag der Witterung eintreten sollte, sitzt man hier ungestört und in aller Ruhe, denn die ausgezeich neten leinenen Schutzdächer Verbindern das Turchdringen jeder Feuchtigkeit. Auch den Bewohnern von Neustadt, Loschwitz nnd Blasewitz in Gelegenheit zur Teilnahme an der Fahrt geboten, da diese Stationen stromauf nnd strom ab angelansen werden, ans der Rückfahrt bedarfsweise auch noch Pillnitz. Tie Fahrpreise betragen ab Tresden-Alt- und Nenstadt 1,50 Mk. für Erwachsene nnd 1 Mk. für Binder, ab Loschwitz-Blasewitz 1,30 Mk. bezw. 00 Pf. Tie Konzertfchiffe verlassen den Landeplatz am Terrassennfer Montags und Sonnabends abends 0 Uhr, Mittwochs er folgt die Abfahrt >>.1 Uhr Nachmittags. Frcibcrg. Ans gräßliche Weise nms Leben gekommen ist der Geschirrführer Arnold, der in der Branderstraße unter einem mit Kalk beladenen Lastwagen tot anfgcfnnden wnrde. Das rechte Hinterrad stand ihm auf dem Ober körper. Wie sich der Unfall ereignet hat konnte bisher nicht festgestellt werden. Ter Tod ist durch einen Nückgrat- bruch und innere Verletzungen eingetreten. Arnold war 52 Fahre alt. — Tas diesj. Neiterschießen der hies.Scbützen gilde findet vom 12. bis 10. Juni statt. Wnldhcii». Tas am Schloßplatz gelegene Gebäude des hiesigen Konsumvereins ist mit allen Warenvorräten nie dergebrannt. Tie Baulichkeiten und Vorräte der benach barten Zimmermaun'schen Konditorei wurden ebenfalls beschädigt: doch gelang es, dieses Haus zu retten. Leipzig. An der Universität Leipzig haben gegen wärtig 0-1 Damen die Erlaubnis zum Besuche der akademi schen Vorlesungen erhalten gegen 02 im Wintersemester. Leipzig. Durch Gnade Sr. Majestät des Königs ist dem am -1. Dezember 1001 vom hiesigen Schwurgericht zu 3 Fahren Festungshaft verurteilten hiesigen Rechtsanwalt Tr. Farnes Breit der Nest seiner Strafe, die er auf König stein verbüßte, erlassen worden. Tr. Breit hatte, wie noch ! erinnerlich sein wird, im Lentzscher Holze bei einem Pistolen- dnell seinen Gegner, einen Studenten aus Stuttgart, er schossen. Leipzig. Sonntag nachmittag gegen 2 Uhr gerieten in einer Destillation am Vorkplatz zwei Arbeiter in Strei tigkeiten. Dabei warf der eine der Streiteirden, eiir 35> Fahre alter Arbeiter namens Walter aus Erlangen, seinen Gegner zur Tür hinaus ans das Trottoir. Beide Streiteir den kamen dabei zu Falle-, aber der 37 Jahre alte Arbeiter Gerhardt ans Liirdeiran blieb tot ans dem Platze liegen. Der Leichnam wnrde iir das Institut für gerichtliche Medi zin geschafft. Ehcmiriv. Ter Lohnbewegung der Bauarbeiter haben sich jetzt auch die Stukkateure angeschlossen und sind am Freitag in den Streik eingetreten. Bei der Lohnbewegung der Ehemnitzer Bauarbeiter kommen über 2000 Mann in Frage. Ehcinliit». Ein lOjäbriger Knabe goß ans den ver löschenden Kocher Spiritus nach, wnrde aber sofort von der emporschlagenden Flamme erfaßt und derart verbrannt, daß er bald darauf unter furchtbaren Schmerzen starb. Planen i. V. Ter Oieschirrführer Ehristian Tick ans Planen Elirieschwitz, der bei dem hiesigen Fuhrwerksbesitzer Mar Wilfert in Stellung war, wnrde beim Füttern der Pferde von einem der Tiere derart vor die Brust geschlagen, daß sofort der Tod eintrat. Eine Nippe wurde durch den Schlag verbrochen und die Nippen-Enden drangen dem Un glücklichen ins Herz. Vermischtes. V Hin z II N o m. Fn Nr. 3 der Zeitschrift „Katho lische Missionen" ist von Interesse eilt Artikel über die Ver anstaltung von Volksmissionen für Protestanten durch die Panlislenpatres in englisch sprechenden Ländern. Tie größte Mimen dieser Art fand in der Panlistenkirche in New Bork statt. Ter Zudrang von Protestanten war so groß, daß die Kirche, die zweitgrößte katholische in der Stadt, jeden Abend bis auf den letzten Platz sich füllte. Nach der Predigt beantwortete der Pater von der Kanzel die Fragezettel, welche in einem an der Tür ansgestellten Kasten geworfen werden und Aufschluß über die verschiede neu katholischen Lehren verlangen. Diese Fragen belench ten oft die krasse Unwissenheit, die unter den Protestanten vielfach über katholische Tinge herrscht. Daß solche Missio nen überhaupt möglich sind nnd ohne Störung verlausen, weist niä't bloß auf ein starkes religiöses Bedürfnis inner halb der protestantischen Gemcinscbast bin, sondern verrät auch ein Maß von Freiheit und Tnldnng in kirchlichen Dingen, von der man sich bei uns (besonders in Sachsen) kaum eine Vorstellung machen kann. W. Gordon Gornian weist in seinem Buche „Eonverts to Nome" nach, daß in den letzten Fahren über 10 000 Protestanten katholisch geworden sind, darunter zahlreiche Vertreter des Adels und der Geistlichkeit. Ter „New Bork Herald" brachte über diese romfreiindliche Bewegung kürzlich einen Artikel und bemerkte, daß der Gedanke einer Wiedervereinigung mit Nom in der Lust liege. Ter protestantische Prediger, Nev. Spencer Jones in Garrisson bei New-Vork/ schreibt in seinem Blatte „The Lamp" unter der Aufschrift.- „Wer ist der Urheber der Trennung?" folgendes: „Tie Protestanten, die sich ihrer Sektenbildnngen rühmen, ich gehe noch weiter, die Anglikaner, die sich brüsten mit ihrer Losreißnng vom apostolischen Stuhle, sie sind stolz ans etwas, dessen sie sich eigentlich schämen müßten. Wir müssen uns mit dem ge meinsamen Vater der Ehristenheit wieder anssöhnen, uns von nenent der römischen Kirche anschließen, der Mutter und dem Haupte aller Kirchen. Fn ihr sehen wir den Stuhl Petri, zu dem Christus gesprochen hat: Tn bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen. Tahin müssen wir schließlich gelangen, wenn wir wieder ein Heiligtum besitzen wollen." - Der „Sun", ein anderes führendes protestantisches Blatt New Vewks, beschäftigt sich mit diesen Auslassungen nnd führt zum Beweise, wie stark diele Bewegung die protestantische Geistlichkeit bereits er griffen, unter anderen an, daß einzelne Prediger sogar ihre Beiträge zum Peterspfennig lieferten. Also nicht Los, sondern Hin zu Nom. -V. v I'. Barter 0. -1. Vor wenigen Tagen starb im hiesigen College of tbe Fmmacnlate Eonception zu Mon treal der Fesnitenpater Barter, ein Geistlicher, dem die ka nadische Negierung nnd dieses Land für seine langjährigen und erfolgreichen Missionsarbeiten unter den Fndianern zu vielem Tanke verpflichtet ist. Ter Verstorbene war am 20. März 1021 in Eoolstown «Irland) geboren nnd ge hörte zu den vier Feiuiten. welche im Fahre 1012 von dem damaligen Bischöfe in Montreal, Bonrget, anfgesordert wurden, »ach Kanada zu kommen. Nur wenige Fahre blieb Vater Barter in Montreal, er wollte sich dem Mis ßonswerk unter den Fndianern ganz widmen und siedelte deshalb nach der im nördlichen Hnronen See gelegenen großen Manitiilininsel über. Fast ein halbes Jahrhundert bat er hier in der segensreichsten Weise gewirkt, nnd wenn beute die Notbänte dieser Insel zu den Gebildesten in aan; Kanada zählen, so ist dies in allererster Linie das Verdienst dieses unermüdlichen Missionars, der noch im Alter von Ol» Fahren jeden Sonntag viele Meilen von Ort zu Ort reiste, um die heilige Messe zu zelebrieren. Fm letzten Fahre zwangen ihn körperliche Beschwerden, von seinem Amte znrückzntreten, und er verbrachte seinen kurzen Lebensabend in Montreal. Tie kanadische Negierung er kannte sein ersprießliches Wirken dadurch an, daß sie ibm die Oberaufsicht über sämtliche Fndianerschnlen ans der Ma nitnlininsel übertrug. v W i ch t i g f ü r j e d e n N a n ch e r , w e l ch e r die ö st e r r e i ch i s ch e G r e n z e ü b e r s chreitet , dürfte die Mitteilung der Zollsätze für Zigarren sein, zu mal hierüber noch vielfach Unklarheit herrscht. Nach Oesterreich sind gesetzmäßig zollfrei I«» Stück Zigarren, je doch nur für Grenzbewohner nnd für Neisende als Reise bedarf, wenn die Zigarren nicht über 21 Zentimeter lang nnd >3 Millimeter dick sind. Ter Zollsatz für 100 Kilo gramm ist 5,2,5> Gnide». Außerdem ist noch für jedes Kilo gramm Zigarren 11 Gulden Lizenz zn bezahlen. Bei der Einsuhr nach Deutschland beträgt der Zoll für 100 Kilo- — 32 — „Fa", sagte er gequält, „das war damals — beute kann ich es nicht halten, kamt als Deserteur nicht erfüllen, was ich als Soldat versprach." „Deserteur", schrie Frieda auf, „o Gott, o Gott." Sie barg ihr Gesichtchen au seiner Brust und brach in herzbrechendes Weinen aus. „Armes Kind", sagte Ullrich in einer Anwandlung von Mitleid, und strich ihr über ihr seidenweiches Haar. „Alles verloren!" jammerte sie, „alles verloren!" „Ich stehe im Begriff", sagte er. „dieses Land zn verlassen, um in der Ferne zu wirken für meine heilige Sache. Armes Kind — ich kamt nichts für dich tun, dich nicht mitnehmen auf den Pfad meines Unglücks!" „Tu gehst", schrie Frieda auf, „und ich —" „Ich bitte Sie", sagte Marie zu Frieda, „lassen Sie »ns jetzt allein, ich habe mit — mit meinem — Sohne zn reden. Gehen Sie znm Mädchen — Sic bleiben natürlich die Nacht über hier — eine Kammer ist »och frei." Frieda aber zögerte und sah Ullrich aus großen Augen angstvoll fragend an. „Sage du es ihr", sagte nun Marie mit einigem Widerstrebe» zn Ullrich. Dieser ergriff sanft die Hand des Mädchens und sagte weich: „Komm!" Willig folgte sie ihm. Er führte sie hinaus, rief die Hausmagd und befahl ihr, sich des Fräuleins anznnehmen. sich nach ihren Bedürfnissen zn erkundigen und ihr eilt Kämmerlein für die Nacht zn bereiten. Marie hatte beiden mit funkelnden Augen nachgesehen: jetzt, da er z» rückkehrte, heftete sie eilten festen, fragenden, ja fast drohende» Blick aus ihn, den er erstaunt znrückgab. Tann sagte sie nach einer langen, drückenden Panse: „Nun — rechtfertige dich!" „Fch soll —" machte er erstaunt. „Du weißt nicht, was du sollst?" fragte sie betroffen. Fa, Ullrich, glaubst du denn, das ist nun alles so gut und recht?" „Aber, Marie", sagte er immer noch erstaunt, „was willst du eigentlich von mir?" „Hast du", sagte sie jetzt streng, „mir denn gar nichts zn sagen? Willst dn mich nicht wissen lassen, was mit jenem armen Geschöpfe werden soll, das eben ging? Dn hast sie znm Verbrechen verleitet —" „Zu keinem Verbrechen", unterbrach er sie, „cs geschah für eine hei ligc Sache!" „Sie bestahl ihren Vater!" sagte Mario mit Nachdruck. „Sie ist entsündigt", sagte er, „sic hat einen mächtigen Fürsprecher dic Liebe!" „Lästre nicht!" rief sic empört. „Ja, allerdings, sic liebt dich nnd du liebst sie wieder. Sie hat ein Herz gestohlen, das mir gehörte", brach sie jetzt los. „Weißt du nicht mehr, was dn mir schwurst, vor noch nicht drei Fahren? Du schwurst mir, daß du mein seist — in alle Ewigkeit, daß es nichts gäbe, was uns trennen sollte?" — 20 — Sie brach ab — krampshaftes Schluchzen erslickte ihre Stimme. „Und Sie?" fragte Marie gespannt, „weiter, doch weiter!" „O", fließ Frieda hervor, „ich war ja von Sinnen, ich nahm die gra vierenden Papiere aus den Akten." Sie hielt einen Augenblick inne und sah Marie an, die bei diesen Wor ten einen Laut der Ueberraschung ausgestoßen hatte. Ta diese ihr einen Wink gab, fuhr sie fort: „Und gab sie Ullrich Nun schnellte Marie zu ihrer ganzen Höhe aus. Sic fragte sich, ob sie selbst, als sie so alt war wie jene Unglückliche, ans Liebe zu jenem Manne, den sie damals noch lieben durfte, einer solchen Tat gegen denjenigen hätte verüben können, der nicht einmal ihr Vater war. Und ein stolzes Ge fübl von Selbstgerechtigkeit schwellte ihre Brust: Nein niemals! „Sie bestahlen Ihren Vater?" rief sie dann. Tann rang die Andere jammernd die Hände: „Fa, ich bestahl Um ich bestahl ihn! Man leitete die Tisziplinar untersuchnng gegen ihn ein er ist in den wenigen Wochen um Fahre ge altert. Endlich heute, da kam es heraus, daß ich die Papiere gestohlen hatte und da Wiederum erstarb ilir die Stimme in krankhaftem Schluchzen. „Und da -" fragte die andere nun auch atemlos. „Und da kannte meines Vaters Zorn keine Grenzen", schluchzte Frieda weiter, „er schlug mich, er verfluchte mich und jagte mich aus dem Hause ich eilte zu Ullrich — und nun ist er fort „Und was wollten Sie von ihm?" fragte Marie »nieder in der früheren ausholenden Weise. „Rats holen!" zitterte es von Friedas Lippen. „Bei ihm", fragte Marie. „dem Soldaten Inas sollte er tun?" „Er hatte für den Ausgang gebürgt", sagte Frieda, „wenn's zum Aeußersten käme. - " „Er?" sagte Marie, nicht ohne Hohn, und fuhr dann in anderem Tone fort: „Tie Polizei wird Sie min auch noch verfolgen." „Nein", stieß die andere hervor, „dafür ist gesorgt. Papa hat einen Kollegen gebeten, ihm bei der Arbeit zn helfe». Ter sab die Papiere bei den Akten, als er sie einschloß, um noch eine Stunde mit ihm seinen Stamm tisch aufznsnche». Als sie nach Hanse znrüclkamen. waren die Akten ver schwunden. Der Andere hat also beschworen, daß Papa unschuldig ist. Papa aber will seinen Namen nicht noch weiter in die Oesfentlichkeit gezogen wissen und darum schweigt er von meiner Schuld." „Und haben Sie denn bekannt, wem Sie das Papier ausgeliesert haben?" fragte Marie. „Eber wäre ich ja gestorben!" stieß die andere leidenschaftlich hervor. „So „O", rief Frieda, jetzt ganz außer sich „ich sehe es Fhneu an, Sie verkennen mich »nn auch!" Damit siel sie vor Marie ans die Kniee nnd er griff deren Hände — mit dem Versuche, diese zu küssen. Marie machte ihre Hände los, als schrecke sie vor der Be rührung zurück. „Lassen Sie sehen, sagte sie dann, „ob sich nicht vielleicht Milderungs