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eatial- »oatog Zweites Blatt Sächsische Volkszeitung vom 14. April 1911 Nr. K6 Karfreitag. »0 «. a « a s s >70 B. «a <s. so G. .00 B. x> G »o «. «o «. Io ». .sa s. .so «. Zo »v B. !0 «b. 154 n ing»- ctzängc. momic. Arztes. s». mir in «s ich es e. ick «it > einem ihr von ich so- »rk Ipothek. »««frei rahe 5 pvthel.« rlehr. schönet Stndtteil terlan». va»l> -e 1900 ' »ro». a«uu». ftrusrei rast» b. rlclir. D. Tag der Schmerzen, Tag der Trauer, Da Graun und Schrecken mich umwehnI Ich fühl der Menschheit Todesschauer, Als sollt ich mit ihr sterben gehn. verhülle deine Strahlenkrone, V Sonne, birg dein Angesicht, Sieh nicht, wie Wahrheit wird zum Hohne Und wie die Nacht verschlingt das Licht! V klagt und weinet, wog' und Melle, G seufzet, Sturm und Meeresflut, Ls stirbt des ew'gen Lebens Duelle verschmachtend in der Leiden Glut! Und Berg und Fels, erbebt, zersplittert, LH euch der Zorn des Herrn zerbricht! Ihr Sünder weint uin euch und zittert. Und fallt auf euer Angesicht! Ls ist doch unser Leid und wehe, was ihm, dem Heiligsten geschah. Ich schaue, wo ich geh und stehe, Das Kreuz nur hoch auf Golgatha. G, Martertag so bang und schwüle, So selig, wie kein Mensch ermißt, Anbetend knie ich hier und fühle, wer heut für mich gestorben ist. Müller Pf. «. Die soziale Bewegung in Frankreich. Seit der Trennung von Staat und Kirche verjüngt sich das katholische Frankreich stetig und besonders zieht in der sozialchristlichen Bewegung ein frischer Wind durch die Gaue Frankreichs. Sechs Organisationen sind es, die auf dem sozialen Gebiete im christlichen Sinne wirken. Die Frauengewerkschaft, die sich zum Ziele gesetzt hat, Mädchen fachmännisch zu erziehen und unterzubringen, da mit sie sich nicht nur ihr Brot verdienen, sondern auch alle sozialen Pflichten des Weibes erfüllen können. Die Frauen gewerkschaft bekämpft auf diese Weise am erfolgreichsten den ungesunden Feminismus, sie erzieht an Stelle des Pro letariats nützliche Menschen. Die landwirtschaftlichen Ge Werks ch aff ten verfügen über einen Stand von 2000 Vereinigungen und 4000 Zweiggenossenschaften. Der Charakter dieser Be wegung ist Förderung der landwirtschaftlichen Interessen. Der Sillon, der durch das Machtwort des Papstes aufgehoben wurde, ist in neuer Form tätig. Er war seiner zeit eine Prachtorganisation zur Wiedergewinnung der breiten Volksschichten, stellte aber die christliche Weltan schauung in den Hintergrund und erhob den demokratisch republikanischen Gedanken zum alles überragenden Ideale. Sein Fehler war, daß er aus einer geschichtlichen Tatsache ein Dogma gemacht hat. Der Papst schritt ein, aber die Bewegung dauert fort. Die Jeu nesse catholique verfolgt drei Ziele: Sammlung der Jugend, Verbreitung der sozialchristlichen Weltanschauung und Ausbildung von Rednern für die Agi tation. Sie verfügt über glänzende Namen und hat unter den jungen Männern bereits schöne Erfolge erzielt. Die Action populaire von Reims hat nach dem Ausspruche einer berühmten deutschen Nationalökonomie bereits München-Gladbach überflügelt. Sie hat einen schnellen Aufstieg gemacht und bezweckt die Verjüngung der Pfarreien. (Volksbildung, soziales Wirken, Verbindung deS religiösen mit dem sozialen Gedanken usw.) Sie zählt acht Ordenspriester, 12 Juristen nnd 200 Mitarbeiter, dar unter auch gläubige Protestanten. Das gediegenste liefert die Soziale Woche. Frank reichs begeisterte Männer und Jünglinge haben vor sieben Jahren die jährliche Wanderhochschule geschaffen. Anfäng lich von vielen mit scheelem Auge angesehen, erfreut sie sich ebenso sehr der Gunst der kirchlichen Kreise wie der Laien. Diese Wanderuniversität liefert nur wissenschaftliche Ver tiefung der Nationalökonomie, allseitige soziale Reform arbeit ohne Polemik: sie strebt nur, Bausteine zum Zu- kimftsstaate auf das Arbeitsfeld zu bringen. Sie will die Katholiken Frankreichs in den Stand setzen, die bisher auf dem Felde der Politik erlittenen Schlappen in absehbarer Zeit wieder auszuwetzen. Alle diese Organisationen arbeiten zusammen an Lex Aufwärtsbewegung, die sich jetzt in Frankreich vollzieht, und die dem antikatholischen Jakobinertum gewiß noch recht gefährlich werden wird. Aus Stadt und Land. (Fortsetzung au» dem Hauptblatt ) —* Zu den Schülerselbstmorden der drei Oberprimaner am Earolagymnasium in Leipzig, die wir in Nr. 84 be sprachen, schreibt man uns: „Also, Kraft und Mut zum Leben hat ihnen gefehlt. DaS ist erschreckend, denn es zeigt eine Entnervung der Jugend, die für die Zukunft das Allerschlimmste befürchten läßt. Das ganze moderne Elend tritt einem hier in kon zentrierter Forni entgegen. Schlechte Lektüre! Kein Mut zum Leben! Welche entsetzlichen Motive für einen jungen kräftigen Mann, der naturgemäß vorwärts strebt. Sterben ist der gesunden Jugend fremd, jede Ader und Muskel sträubt sich gegen Sterben und wenn ein Jüngling aufs Krankenlager geworfen wird, so hat er nur ein Sinnen und Hoffen: Gesundheit — Leben! Hier aber sehen wir, wie äußerlich Gespnde die Freveltat begehen und Hand an sich selber legen, kiie sie das größte Verbrechen gegen Gott, sich selbst und die menschliche Gesellschaft begehen. Nicht bittere Erfahrungen des Lebens umdllstern den Sinn der sorglosen Jugend: wohl aber führt ein innerer sittlicher Bankerott zum Zusammenbruch. Nicht mehr als Einzelerscheinung, eine Statistik würde uns den Massenselbstmord der Jugend bekunden. Muß nicht jeder ernsthafte Mensch entsetzt zu- ! sammenfahren bei solcher Kunde? Die bange Frage drückt sich auf die Lippen von Tausenden: Wie soll dies enden? Wohin geht die Reise? Schülerselbstmorde — so unnatür lich wie nur etwas — sind die Marksteine einer verkehrten ! Erziehung, daS Zeichen eines nicht erzogenen oder schon verkommenen Charakters. Schlllerselbstmorde sind un widerlegbare Zeugen einer Dekadence. Da muß etwas sehr faul sein im Betriebe des ganzen Unterrichtes. Der reli giöse Spötter und der liberale Kritiker stehen hier vor einem Rätsel und als Arzt und Netter können sie sich vollends nicht betätigen. Anders der im Lichte des Christen tums Wandelnde: er sieht ganz klar, daß es der Mangel des religiösen Einflusses ist, der einen Schüler zum Selbst morde schreiten läßt. Diese Tatsache steht unbestritten fest. Hat man aber den Kern des Leidens erkannt, muß man auch den Mut zur Heilung haben. Lamentieren ist Mode der alten Weiber beiderlei Geschlechtes, die rettende Tat vollbringt der konsequente Mann. An den meisten unserer Gymnasien spielt die religiöse Unterweisung eine unter geordnete Rolle und religiöse Ueberzeugung kennt man kaum. Der Volksschüler erhält in den meisten Fällen mehr und besseren Religionsunterricht als der höhere Schüler, der gerade diesen Zweig gerne vernachlässigt. Es liegt viel fach an den Leitern der Gymnasien und Mittelschulen: sie legen den Religionsunterricht an die letzte Stelle: wenn d«e Schüler ermüdet sind, kommt der Geistliche. Die Note über den Religionsunterricht zählt nicht voll. Der Schüler merkt diese Richtung und kümmert sich wenig um diesen Unter richt, noch weniger um die Religion selbst. Tritt dann die Versuchung der Großstadt hinzu, das Elend der Mischehe oder laue Eltern, dann ist die Pistole die „Rettung", d. h. der Selbstmord die schauerliche Konsequenz verfehlter Er ziehung. Wann sehen dies unsere Staatsmänner ein? Wie viele Selbstmorde von Schülern müssen sich noch vollziehen, ehe man die Konsequenzen zieht, unbekümmert um das Ge schrei der glaubenslosen Presse? Hier muß sich zeigen, ob der Kultusminister ein Staatsmann ist oder ein Gehalts bezieher." —* Für Volkssittlichkeit und Volksgesundheit bildet eine große Gefahr der „postlagernde Schalterbetrieb". Wenn, so wird uns von unterrichteter Seite geschrieben, Eltern und Erzieher vielfach wüßten, wie die Heranwachsen den und selbst noch Kinder zum „postlagernden Schalter" wandern und dort allerlei Sachen in Empfang nehmen, die nicht in die Wohnung selbst gelangen dürfen, sie würden einmütig rufen: „Helft uns diesen unwürdigen Zustand be seitigen." Leider nimmt dieser Uebelstand immer mehr zu. Wie läßt sich nun demselben abhelfen? Da ist Belgien mit gutem Beispiele vorangegangen. Seit Oktober 1908 haben dort die Chiffrebriefe aufgehört: jede Sendung muß den vollen Namen des Empfängers tragen und wird nur gegen Vorzeigung genügender Ausweispapiere dem Emp. fänger selbst ausgchändigt. Allgemein muß darauf hinge wirkt werden, daß eine ähnliche Einrichtung in Deutschland eingeführt wird. Bis dahin ist es aber Pflicht der Eltern und Erzieher, die Jugend auf die Gefahren, die ihnen durch den Besuch der „postlagernden Schalter" drohen, hinzu weisen, sie auf den Wegen von und zu der Schule und dem Geschäft und auch sonst nach jeder Richtung hin besser zu überwachen, auch selbst auf die Abschaffung dieses unwürdt gen Systems bei der Postverwaltung hinzuwirken. Man cher Postbeamte dürfte tatsächlich nur mit innerem Wider streben täglich die postlagernden Sachen ausgsben. Durch Wahrung des Briefgeheimnisses ist er verhindert, persönlich Aufklärung zu verschaffen und drohendes Unheil abzuwen den. Notwendig ist der „postlagernde Schalter" nur für Durchreisende, allenfalls für solche in Großstädten, die noch keine feste Wohnung haben, sonst aber im allgemeinen über flüssig. Nicht nur manchem Briefunfug, sondern auch dem großen Vertriebe von schlechten Büchern, zweifelhaften Bil Lern und Karten wird durch die gewünschte Aenderung ein Riegel vorgeschoben. Leider hat sich die Postverwaltung bei Erörterung vorgenannter Mißstände voriges Jahr km Reichstage noch ablehnend verhalten: hoffen wir, daß sie sich bald eines Besseren besinnt: es ist hohe Zeit! —* Für den Internationalen Armee-Gepäck- Wettmarsch Dresden 1911. Sonntag den 7. Mai sind außer dem Wanderpreise des Herrn Geh. Kommerzienrats Lingner noch mehrere Ehrenpreise zur Verfügung gestellt werden. Ein Teil ist im Schaufenster der Firma Her- mann Mühlberg. Wallstraße, ausgestellt und sind daselbst Ausschreibungen kostenlos zu haben. Meldungen werden noch bis 23. April angenommen und sind an die Geschäfts- stelle Dresden 27, KielmannSeggstraße 4. zu richten. —* Ueber die Wirkung der Wertzuwachssteuer wurde in der letzten Generalversammlung der Dresdner Ballgesellschaft mitgeteilt, daß eine direkte Erschwerung der Geschäfte der Gesellschaft in finanzieller Hinsicht zunächst nicht eintreten dürfte, weil sich die Areale seit geraumer Zeit in ihrem Besitze befinden. Zwar würden auf etwa 16 Jahre 3°/, Zinsen angerechnet werden, doch werde sich der Steuerbetrag nicht allzu hoch stellen. In die zu wählende Sachverständigenkommission werde übrigens aller Wahrschein lichkeit nach auch der Vorstand gewählt werden. Chemnitz, 12. April. Die Metallarbeiterbewegung greift immer weiter um sich. In der Naeherschen Pumpenfabrtk haben 70 Metallarbeiter die Arbeit ntedergelegt, ebenso ist es zu Differenzen in den Fabriken von JunghannS L Andrä, Bernhardt L Philipp und in der Weißbachschen Maschinen fabrik gekommen. Leipzig, 12. April. Ein mit seiner kranken Mutter zusammenwohnender und selbst an der Schwindsucht leidender 31jähriger Arbeiter versuchte sich und seine Mutter durch Ersticken zu töten, indem er Feuer in der Wohnung anlegte. ES gelang noch, die beiden Personen zu retten. Man nimmt an, daß der Mann infolge der traurigen Lage, in der er sich befand, geisteskrank geworden ist. Zitto«, 12. April. Der Landesverband für Knabeo- handfertigkeit hält seine diesjährige Hauptversammlung am 19., 20. und 21. April hier ab. Mit der Versammlung ist auch diesmal wieder eine Ausstellung von Schülerarbeiten verbunden. Kirche und Unterricht. - st Frequenz der kntholtsche« Universitäten RordnmeriknS. Die St. LoutS Universität war im verflossenen Schuljahre unter allen Hochschulen der Jesuiteuväier in den Vereinigten Staaten die bestfrequentierte, sie zählte 1247 Studenten. Dann kamen die Georgetown Universität mit 1165, da- Loyola College zu Baltimore mit 1020, die Notre Dame Universität mit 1005, Creighton Universität zu Omaha mit 855. Fordham Universität mit 825. Niagara Universität mit 325, Katholische Universität zu Washington mit 300. Marquette Universität zu Milwaukee mit 200 und De Paul Universität zu Chicago mit 200 Studenten. Es ist er- freulich, daß die Zahl der Studenten an den katholischen Hochschulen immer mehr sich steigert. Aus der Frauenwelt. k Zur Frage des katholischen Frauenstudiums. vom Hildegardisverein, der es sich zur Aufgabe ge- 'macht hat. katholische studierende Frauen zu unterstützen, liegt nunmehr der Bericht für das Jahr 1910 vor. In dem selben konnte der Verein 28 Darlehen und 2 Stipendien im Gesamtbeträge von 5400 Mark bewilligen, und zwar an Studentinnen, die sämtlich philologischen Studien oblagen. Sehr erfreulich ist die Tatsache, daß die Zahl der Ortsgrup pen und damit die der Mitglieder gestiegen ist. Auch wur den die Bestrebungen des Vereins durch hochherzige Spen den (zweimal 1000 Mark und zweimal 500 Mark) unter stützt. Trotz dieser Gaben jedoch mußte der Verein mehrere wohlbegrllndete Gesuche abweisen: von 27 Bewerberinnen, die für das kommende Sommersemester um Unterstützung eingekommen waren, konnten nur 20, und unter diesen mehrere nur mit einer Beihilfe von 100 Mark bedacht wer den. Wer weiß, wie sehr die Zahl der katholischen Frauen an unseren Universitäten hinter der anderen Konfessionen zurücksteht, wird diese Tatsache aufs tiefste bedauern. Um auch weiteren Kreisen einen Einblick in das Verhältnis der verschiedenen Bekenntnisse unter den studierenden Frauen zu geben, seien hier einige Zahlen genannt. Im vergange- nen Wintersemester waren an der Universität Freiburg i. B. immatrikuliert 108 Frauen, darunter 14 katholische. In Marburg studierten 66 Frauen, darunter drei Katho likinnen und fünf Israelitinnen. In Gießen waren imma trikuliert 32 Studentinnen, davon war eine katholisch und 25 israelitisch. München zählte unter 405 studierenden Frauen nur 62 katholischen Bekenntnisses und selbst an der Universität der katholischen Rheinlands, Bonn, war von ver Gesamtzahl der studierenden Frauen nur etwa ein Drittel katholisch. Auch unter den Frauen, die bereits das Staats examen abgelegt haben, befinden sich die Katholiken in der Minderzahl: von den 28 Damen, die bis heute das Examen pro kae. ckoe. bestanden haben, sind nur vier, also ein Sie bentel, katholisch. Sollten uns diese Zahlen nicht veran lassen, unser Interesse mehr als bisher dem Studium der katholischen Frau zuzuwenden? Auf anderer Seite fließen seit Jahren reichliche Hilfsquellen für die akademischen Studien der Frau. Bei uns will der Hildegardisverein be- anlagten und charakterfesten katholischen Mädchen, denen eS an materiellen Gütern fehlt, den Weg zum Staatsexamen ebnen. Dazu bedarf es aber dringend der Unterstützung aller, denen daran liegt, daß wir Katholiken in dem allge meinen Streben nach erhöhter Kultur und Bildung nicht nur in den letzten Reihen zu finden sind. Anmeldungen und Sendungen wolle man richten an die Vereinsleitung des Hildegardisvereins, Aachen, Heinrichsallee 9, oder an die Vorstände der Ortsgruppen, deren Adressen von der Vereinsleitung in Aachen zu erfahren sind. Vermischtes. V Von dem im Jahre 1849 verstorbenen Kardinal Mezzofanti, der durch seine Sprachbe gabung berühmt wurde und gegen 40 Sprachen vollkommen beherrscht hat, erzählt Carlo Palladini im „Messaggero" ein Gespräch, in dem Mezzofanti einem ausländischen Schriftsteller darüber Mitteilungen machte, wie er als jun ger Geistlicher mit seinen Sprachstudien begonnen hat. „Ich hatte von Kindheit an eine Leidenschaft für fremde Sprachen und benutzte jede Gelegenheit, diese Neigung zu fördern und zu nähren. Als dann die napoleonischen Kriege aus brachen, war ich als Geistlicher dem Krankenhause in Bo logna zngeteilt, und hier sah ich täglich verwundete Krieger aller Nationen, Deutsche, Russen, Polen, Ungarn, Hollän der und natürlich auch Franzosen, dabei Leute, die nur den Dialekt ihrer Gegend beherrschten, Provenzalen, Bretonen, flämische Soldaten und Krieger aus der Pikardie. Mir war die Pflicht auferlegt, all diesen Leuten die Tröstungen der Religion zu schenken, und um dieses Ziel zu erreichen, mußte ich mich wohl oder übel bemühen, mich der Sprache des einzelnen Kranken zn bedienen. Von einer Kranken- Wärterin und von einer Lehrerin unterstützt, konnte ich mir auch von den meisten Sprachen und Dialekten gewisse Kenntnisse aneignen, die einstweilen für den Augenblick ge nügten. Aber ich setzte diese Hebungen auch später fort, ver band mit der Praxis das Studium der Grammatiken, und so vermochte ich mich mit der Zeit in den meisten europäi schen Sprachen so weit zu festigen, daß ich in der St. Clau dio- und St. Luigi-Kirche französisch, tschechisch, illyrisch, polnisch und ungarisch predigen konnte." v Ein Schundblatt. Der Münchner „Simpli- zissimus" brachte am 3. April eine Sondernummer „DaS rote Jahr", worin für die kommenden Reichstagswahlen Deutschlands in Wort und Bild prophezeit wird, daß alles in der roten Flut untergehen wird, so daß selbst Kaiser Wilhelm ein Genosse werden und künftig am 1. Mai keine Regierungsgeschäfte erledigen wird. Der herrliche Zu kunftsstaat wird anbrechen, Soldaten gibt es nur mehr, damit man sie als Streikposten verwenden kann. Genossin Rosa Luxemburg wird Inhaberin eines kaiserlichen Husa- renregiments usw. Das ganze Blatt ist eine Beschönigung und Verherrlichung des Judentums und der Sozialdemo kratie. Dagegen wird Kaiser Wilhelm auf das niederträch tigste verspottet und lächerlich gemacht. Staatsgewalt und Polizei, sowie die staatserhaltenden Parteien, Zentrum und Konservative, werden als grundschlecht dargestellt und her untergerissen. Der Jude Heine und der Norweger Gul»