Volltext Seite (XML)
eine unverantwortliche -Schwächung der staatlichen Autori- tat. Der unverantwortliche „Kulturkampf" gegen die höch ste Autorität, die Kirche, hat durch seine jahrelang fortge setzten Verfolgungen und Bedrückungen der Kirche ein uner- ictzliches Kapital von Autoritätsgesühl im Volke frevelhaft vernichtet. Brutale Mehrheitsbeschlüsse haben edle Ordens männer, welche stets für daS Autoritätsprinzip gekämpft und nicht die geringste Verfehlung gegen Staatsgesetze be gangen hatten, ans ihren: Vaterland vertrieben (Lebhafte Pfuirufe): engherzige konfessionelle Vorurteile verwehren ihnen beute noch die Niederlassung in Deutschland (Erneute Pfuirufe) lind da soll das katholische Volk Vertrauen und Achtung gegen die „Gerechtigkeit" der staatlichen Autorität besitzen. lForkseyung folgt.) Aus Ltadt ««d L«rrv. * Am verflossenen Sonnabend hatte eine Abordnung von Landtagsabgeordneten bei dem staatsmiiiister von Metzsch und dein Fincmzmiilister Tr. Rüger Audienz wegen Einführung von Nvtstandstarise» für die Industrie. Das Ergebnis derselben war die Zusage „erneuter wohlwollen der Prüfung der vorgetragenen Wünsche" von seiten der Negierung. * Am I. September werden in Sora und in R ö h r s d o r s bei Wilsdruff mit den Posthilfsstellen ver einigte Telegraphenanstalten und öffentliche Fernsprech stellen in Wirksamkeit treten. Tie neuen Telegraphenan- stalten. die im Telegrammverkehr die Bezeichnung sora «Sachsen) und Röhrsdorf «Bezirk Dresden) führen werden, sind zugleich Uinallmeldestellen. Tharandt. Tie in Tharandt bestehende pflaiizenplnisio logische Versuchsstation wird mit I. Oktober nicht nach Leip zig, wie gemeldet wurde, sondern nach Dresden verlegt und unter (Gliederung in eine gärtnerische Abteilung, unter Lei tung von Gebeiinrat Professor Tr. Trude, und in eine land- wirtschastliche Abteilung, unter Leitung von Professor Dr. Steglich, mit der seit IKK«) am hiesigen Königlichen Botani schen (Kartei: bestehenden Versuchsstation für Pflanzenknltnr vereinigt. Tiefe Aendernng hat mit der gelegentlich ange regten Verlegung der Forstatadeinie nach Leipzig nichts zu tun. Auch das Bestellen des bekannten ForslgarteiiS wird in keiner Weise tangiert. Dippclsdsrf. An: Montag früh um 7 Uhr brach in Günthers Gasthof. am Dachboden, Jener ans. welches so rapid nin sich griff, das; auch d>e Nebengebäude Heuer fingen und so der gan;e Besitz ein Raub der flammen wurde. „Der alte Gaslhof mit der großen Linde" war stets ein Anziehungspunkt der fremden und Einheimischen. Herr Günthers biederer ehrenhasler Eharakter und das Gemütliche der Gaststube lics; die Gäste gerne dort ver weilen. — Nun dürste Dippelsdorf bald einen „neuen" Gasthof erhalten, womöglich mit „Tanzsaal". Frcibcrg. Das Programm der hiesigen Königlichen Bergakademie ist soeben erschienen. Nach demselben be ginnen die Vorträge und Hebungen für das Nit». Studien jahr INOI/«).', am l l. Oktober. Nach den dem Programm bcigefügten statistischen Uebersichten haben im Jahre ItXXi/OI die Bergakademie !7l studierende, davon 1!»!8 Deutsche, darunter 77 Sachsen, und L«>:'. Ausländer besucht. Der Besuch seit beziffert sich auf 3305 Köpfe, davon 1446 Deutsche mit 579 Sachsen und 1859 Ausländer. Diplomprüfungen haben im Jahre 1903 abgelegt 43 als Bergingenieure. 13 als Markscheider. 10 als Hütten ingenieure und 9 als Eisenhütteningenieure. Seit Ein führung der Diplomprüfungen im Jahre 1872 sind 375 Diplome für Bergingenieure. 147 für Markscheider. 185 für Hütteningenieure und 76 für Eisenhütleningenieure aus gestellt. Die Bibliothek der Akademie zählt gegenwärtig 45 059 Bände. 351 Manuskripte und 1599 Kartenwerke. Werdau. Der 56 Feuerwehren und 5000 Mann schaften zählende Kreisfenerwchrverband Zwickau-Glauchau hielt am Sonntag, hier, seinen Verbandstag ab. Plaue». Der „Bogtl. Anz." meldet ans Papstleithen: Im benachbarten bayerischen Grenzdorf Prer sind gestellt früh 9 Bauerngüter mit 27 Gebäuden niedergebrannt. ES wird Brandstiftung vermutet. Bautzen. In einem Steinbrnche- zu Demitz-Thumitz wurden mittag zwei Arbeiter durch einen zu zeitig los gegangenen Sprengschuß erheblich am Kops und Gesicht verletzt. Die Leute wurden mit der Eisenbahn nach Bautzen in daö Krankenhaus gebracht. — Zu dem neuen schonen Vereinshauie des „Christlichen Vereins junger Männer zu Bautzen" fand Sonntag, vormittag l l Uhr. die feierliche G'.nndneiiilegung in Anwesenheit einer zahlreichen Ver sammlung statt. Sebnitz. Der Bahnarbeiter Kottlos wurde am Sonn tag. den 21. August, früh in der Nähe des Brauhauses mit schweren Verletzungen, besonders am Kopfe, bewustlos aufgemnden. Am Mittwoch abend ist er an denselben ver schieden. Seine Angehörigen beweinen einen trensorgenden. braven Familienvater, dem auch von seinen Vorgesetzten das beste Zeugnis ausgestellt wird. Sonntag nachmittags ivnrde der Unglückliche unter großer Beteiligung zu Grabe getragen. Tie Leiche ist am Sonnabend unter Beisein des Bantzner Staatsanwaltes, des Pirnaer Bezirksarztes, zweier hiesiger Aerzte, welche den Unglücklichen behandelten, und zweier in Verdacht der Täterschaft geratener Fuhrleute, wovon einer nachher verhaftet wurde, sowie von GerichtS- persoiieil ans Sebnitz seziert worden. Hoffentlich kommt »im Licht in diese traurige Affäre, welche viel Aufregung hervorgernsen hat. Klingeiithal. Der 18 Jahre alte Arbeiter Hochmnth. der in Schwaderbach einen Brunnen, der infolge des Wassermangels nicht ergiebig war. tiefer graben wollte, slürzle beim Heranssteigen in die Tiefe. Hierbei drang ihm ein Bohrer so tief in den Unterleib, daß er nach qualvollen Leiden verstorben ist. Handelsteil. Dresdner Kurse vom 30. Auqust 1004. Bank-Diskont. ReichSbnnk 4 Proz. (Lombarden 5 Proz.) Amsterdam 3 Proz. Brüssel 3 Proz. London 3 Proz. Paris 3 Proz. Petersburg 5>/„ Proz. Wien 3'/, Proz. Ausländische Fonds. 4 > ^ Ocslerr. Silberrente 100,30« 4 i do. «oldrenle 102.00B 4 j Ungar. «uldrente 100,10« 4 " Ungar. .Uronciirenle 98.400) 4 > Rumän. Rente 1889 — 4 , do. 181X1 88,40« 4! do. l89l — 6! do. amort. 99,50« Baus) esellschafts-Aktten. 8 >1! Baiikf.Grundbesitz —l 10 U DrSd. Baugcsells. 189,900) 8 >p Residenz-Bank. 200.50« j 10 tj do. St.-Pr.-A. — 8 »'/, 3 3 3 3 ll'.'rl . 3'/. 3',, 3'/, 3'/, 3'„ 4 3'T 3'.', 3H. l 3'/.! 3 ! 3'h 3',^ 3 HL 3>-I 3 Hz 4 Deutsche Fond« »>K> «tastaaleihe« Deutsche Reichsanl. 89.75« do. do. 102.10« do. abg.unk.b.1S05102.10« Sachs. Rente, gr.St. 88,70b« do 500 Mk. 88.90bz do. 300.200 u-IOOM. 90.25KB Sachs. Sr.-«, v. 1855 V4.30« do.l852 68500Tlr. 100.50Ü« do. 100 Tlr. 100.50b« do. 1867 500 Tlr. 100.50b« do. 1807 100 Tlr. 100.50b« do. 180!» 500 Tlr. 100,00« do. 1809 100 Tlr. 100.,iO« Löbau-Zitlaucr E. 100,25« do. 102,25« Landr.-Br. 99,70« Lds.-tttt-R.O,)OOM. 97.80« do. 1500 Mk. 98.20B do. 300 Mk. 98.50B do. 1500 Mk. 103.00« Preutz. Konsols — do. 101,!X>« do. unk.b.l!X)5 lOl.tX-« Drsd.St.-Sch. 1871 100,20bz do. 1875100.20bz 3'/,! DrSd.St.-Sch. 1886 lOO.LObz 3'/,> do. 18V3100.20bz 4 ! do. 1000104.70« 4 »ussiger St.-A. Klb. 09.50« 8V, Bautzner St -Anl. Buchholzer 103.30« Karlsbader 100.90B Chemnitzer 1863/89 100.00B do. Döbelner 4 4 »'/. 3h'z! Freiberger 3'/, «lauchauer 3-/; Leipziger 3H,! Löbauer 4 ' 3'/,^ 3'/, 4 1 > 3'/,! 4 3h, 4 3 ! 4 1002 100.60« 99.75« 00.50 V 100.75 V Meeraner Nürnberger Plauensche v. 10<»3 do. v 18W2 do. v. 1807 PulSnitzer Neichenbacher Niesaer do. Zillauer do. von 1001 Deutsche Pfand- und Hvvathekcnbriefe. 103.50« 104.00S 106.50« 103.50« 103.50V /2 3H- 4 l ^ 4 4 ! 8> do. do. 103,00« «rdr.-u.Hyp.-A.Pf 104.75« do. do. 102,00« do. Grundrente 1 104.00« Hp.-Qb.d.B.f.d.R.D. 97.80« Landwirtsch. Psdbr. 88,10« do. do. 90.50B do. do. 103,50« Landwirts. Kreditbr. 88,10« do. do. 90,50bz do. do. 103.10b« Lausitzer Pfandbr. 89,25« do. do. 100,25b« Leipz. Hhp.-Bank O 98,20« do. 1906 nnk. D 98,40« do. VII. 1908 uk. 98.10« do. X. 1913 unk. — do. 1900 nnk. I-' 103.10« do. VIII.lvWu. 103.20« do. IX. 1910 nk. 103 00« MciningerPtdbr.VI KXl.OO« do. VII, 1900 nnk. 101.10« 4 Meining. VIII191 lu. 102.20« 3H, Mttd. Bdkr.uk. 1!XX) 80.00« 4 do. do. 1906 100.50« 4 do. do. 1907 100.50« 4 do. dv. 190!» I0I.50S 3 do. «ruiidrtbr. I 8«00« 3'/, do. do. 11 90.00« 4 do. do. III 101.50« >3' - Pr-Z- -B.-Kr.-' Psdbr. 95.50B 4 do. do. do. —,— 4 do. ukv. b. 1909 —,— 4 do. do. 1910 —.— 3'/- do. do. 1900 96,OOB 3'.- dv. K.-Ot'.1887 9l 99,00« 3'/- do. do. 1896 99.0c»« 4 do. do. u 1910 »'/- 3H„ 4 4 3'/, 3-". 3 Hz 3 4 Bank-Aktien. S.Bdk.-Pfb. 1900 t 99,50« do. do. 1908 II 99.50« do. do. 1909111104.00« do. do. 1910IV 103.25« do. do. 1910 V 99,00« do. do. Serie 5rc 101,00b« Sachs. Crbl. Psdbr. 99.00« do. do. —.— Dresdn. Freim.-A. 102,2b« 4.75« < 5 5H. ,!l Allg.D.Krrdilanst. U jh Bcrl.Spar-u. Dep.- ! ^ B. (M. p. Sl.) — j h Chemnitzer Bankver. —.— 1 Dresd.Kredit-A.fr. 7.00« ^ I! Dresdner Bank 155,00« T DreSdn. Bankver. 103,00« !l> Löbauer 105,00« 0H,!1 0 7 6 5 6 7'/, 1 Dtsch. Straßenb. 159,.50bB Trattspart-Aktien. Mitteldeutsche Boden- kredit-Anstalt —,— Oberlausitzer —.— l. Sächsische Bank l.34 i»0« l i Sachs. Boden-äkr. l 11.50« st' Sachs. Disko»t-B. 108.50« l I! Vorschußb. Freiberg —.— stjZwickauer Bank —,— 8H,. 1 Drcsd. Straßenb. I79.50B 3HH 4 Drsd. Fuhrwesen 83.50B 4 1 Verein. Elbeschiss. 110,OOB 0 .1 Kette 2 1 S.-B. Dampfschiff. —,— ü I Sachs. Strahenb. 134.56« 4HLP Mainkctte —.— Wiener »fsiztelle Schlustkurfe. Oestcrreichische Papierrente 99,20. Oesterreichische Silbcrrente 99,20. Oesterreichische «oldrcnle 119,10. Ungariscke 4proz. Gold-- renre 118,90. Ungarische Kronenrentc 97.10. Buscbtiehrader 1039. Lombarden 88,25. Staatöeisenbahnaktien 035.50. Ferd.-Nordbahu 5470. Nordwestbahn 414,00. Elbetal 421,00. Kreditaktien 047.75. Ländcrbank 432,00. Unionbank 527,00 Wiener Bankverein 53«),00. Ungarische Kreditaktien 758,50. Alpine Bkontan-Aktien 443,00. Napoleonödor 19,05. Marknoten 117,23. Türkenlose 128,50, Brüper Kohlen —. Fest. — l()6 — und ihn ins Gebet nehmen. Ich erlaube mir jetzt noch gar kein Urteil darüber, inwieweit er zu dem Verschwinden jenes Breittopf in Bezielmng stellt und was er mir vielleicht gestehen wird, davon versteht selbstverständlich niemand etwas, da er sich höchstens zu einer Beichte herbeilassen wird. Dann aber werde ich meinen ganzen Einslns; ans ihn anfbietcn, daß er die Negcnschirm- geschichte der Polizei meldet oder falls er — was Gott verhüten wolle, ein Vcr brechen ans dein Gewissen hat. sich den Gerichten stellt." „Ta werden Sie einen schweren Stand haben, Herr Pfarrer, denn er ist äußerst widerborstig", wendete Schiimch ein. ..Nn». ans jede» Fall ist es für ihn besser, er stellt sich selbst und das gleich morgen und deshalb bitte ich Sie ans alle Fälle. Ihre Meldung auf einen Tag zu verschieben." „Ja, wenn Sie meinen, Herr Pastor", sagte der Lehrer, „denn natür lich. Aber mir fällt noch die Geschichte von der Laterne ein. Griebow wollte mir zuerst, als ich ihm sagte, ich würde Bohl» den Schirm mit nach der Stadt geben, den Auftrag für diesen übermitteln, für ihn eine Laterne zu kaufen, da seine entzwei gegangen sei. Nun stand doch da gerade — zugleich mit der Beschreibung des WaldbrandeS, der Bericht über die Laterne im Generalan zeiger. die ein Knecht des Fiiikeilbagener Vorwerks einem Verdächtigen in der Nacht vorher, keine halbe Stunde von dem brennenden Walde, entrissen hatte. Diese Laterne trug das Zeichen I. G. Als ich Griebow aus diesen Artikel ansiiierksaiil machte, sagte er, ich solle die Bestellung unterlassen — es könne Verdacht errege» und das war doch genau einen Tag nachher. Die Nacht hat es geregnet, als sollte es eine Siiidflnt geben, und Griebows Knecht hat erzählt, das; sein Herr am Morgen jenes Tages ganz durchnäßt nach Hanse gekommen sei er war mit cineni schweren Kntschermantel bekleidet — und der Mann mit der Laterne batte nach der Anssage des Fiilkenhagener Knechts bei jenem nächtlichen Zusammentreffen einen solchen Mantel an. Ja. muß man denn da nicht ans die schliimnsten Gedanken kommen?" „Allerdings, mein Freund", sagte der Pastor, „eS ist höchst merkwürdig — aber hüten Sie sich vor einem vorschnellen Urteil — und nicht wahr — Sie vertagen Ihre Meldung und Sic, lieber Bohm, Ihren Strafantrag gegen den Redakteur bis auf übermorgen?" Beide Männer gaben die von ilmcn geforderte Zusicherung — der Lebrer mit sichtlichem Mißbcbagen. Es war. als fürchtete das pedantische Männlein Unaklncbililichkciteii von der Versäumnis einer vermeintlichen Pflicht. Dann verließen sic das Pastorhaus. Pastor Walter ging ein Zcitlang erregt in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Dann öffnete er die Tür und rief: „Marinka!" Als das Dienstmädchen erschien, ließ er sich Stiefel. Hut und Rock brin gen lind verließ, olmc den Seimgen etwas zu sagen, das HauS und schlug den Weg nach dem Haufe Griebows ein. ES war Feierabend, Knechte und Mägde, Tagelöhner und Tagelöhne rinnen. die Hacke und Schippe über der Schulter, oder auf dem Wagen sitzend, kamen vom Felde und grüßten den geistlichen Herrn respektvoll. ES war noch völlig Tag, obfchon die Sonne bereits hinter dem Hügel im Westen niederge gangen war. ES war ein herrlicher Sommerabend -- Frieden überall und — 107 — eine weiche wohlige Stimmung über der sonst so herben, ja schwermütigen Lcmd'chaft. Der Pastor durfte hoffen, Griebow jetzt zu Hause zu treffen und er über legte, wie er sich seiner nicht sehr angenehmen Aufgabe am besten entledigen könne. Eine trübselige Stimmung kam über ihn, die einen ausfallenden Kon trast zu dem süßen Frieden der Außenwelt bildete. Unter solchen Gedanken hatte er Griebows Gehöft erreicht und trat ins Haus ein. Griebow öffnete, als die Klingel der Haustür ertönte, die Stuben tiir, »in zu sehen, wer da sei. Er stutzte, als er den Pastor sah, rückte die Mütze und bat einzntrctcn. Der Pastor begrüßte den Bauern, nahm der Ein ladniig desselben folgend Platz und begann: „Nun, mein lieber Griebow. wie geht es Ihnen denn eigentlich jetzt?" „O", erwiderte der andere halb verdrießlich, „ich danke der Nachfrage, Herr Pastor, das geht ja immer noch so." „Sind Sie denn mm wieder ganz gesund?" Die teilnehmende Art des Pfarrers begann den Bauern zu ärgern lind gleichzeitig zu bennrnhige». Pastor Walter war sonst ein Vater seiner Gemeinde in des Wortes schönster Bedeutung. Für jeden hatte er ein mildes, frenndliches Wort, einen tröstlichen Zuspruch, eine Aufimmternng oder, wo es nötig schien, auch eine wohlwollende Ermahnung. Nur ein grundsätzlicher Bekehrer war er nicht — und so bald er sah, daß sich jemand seinen Versuchen, sein Herz zu gewinnen, widersetzte, so ließ er ihn eine Zcitlang unbehelligt. „Gott, der Herr, hat vielleicht einen anderen Weg gewählt, diese Seele zu sich hinaiizuziehen", pflegte er dann zu sagen und ließ den Dingen eine Zeit lang völlig freien Lauf — dann aber kam er wieder und sah nach, wie weit das Werk des Herrn gediehen sei. So war es auch mit Griebow gewesen — er hatte ihn eine Zeit lang gewähren lassen. Das war dein Griebow. der mit Gott und aller Welt zer fallen war, schon recht gewesen und er hatte sich gefreut, daß der Schwarzrock nicht mehr zu ihm kam. Nun aber argwöhnte er. der Pfarrer wolle ihm wieder einmal auf den Zahn fühlen und auf Umwegen über die körperliche Ge sundheit ans den Gesundheitszustand seiner Seele zu sprechen kommen. Er warf deshalb dem geistlichen Herrn einen mißtrauischen Seitenblick zu und sagte dann ziemlich unfreundlich: „Ja. es — geht l" „Und wie sieht cs denn so in Ihrer Wirtschaft aus?" Jetzt matz aber der Bauer den Geistlichen mit einem Blick voll unver- hiillter Feindschaft. „Das wissen Sie ja", sagte er, „reden wir lieber nicht davon. Aber wie schaut's denn bei Ihnen? Ist die Frau Pastorin Wohl?" „Ich danke, ja", sagte der Pastor, sichtlich unangenehm berührt, daß es ihm nicht gelang, so rasch zum Ziele zu kommen, als er gehofft hatte, „cs geht ja bei unS alles recht wohl. Uebrigens: Haben Sie die heutige Nummer des Generalanzeigers gelesen?" Jetzt horchte der Bauer hoch auf. „Gewiß", sagte er dann, „ich habe sie gelesen — aber was soll das?" „Nun, was sagen Sie denn zu dem Regenschirm deS Herrn Breitkopf?" „Ich? Gar nichts!" sagte der andere verdrießlich, „waS geht mich daS überhaupt an?"