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Freitaq den 31. Januar 1913 Sächsische Volkszeitung Nr 25 — Seite 6 gerufen hat! „Wir protestieren gegen diesen Brief!", son dern nobel geschwiegen bat. deshalb mißbilligt sie ihn nicht, »nd jeder Laie, der den Briet kritisiert, ist „päpstlicher als der Papst" pon Ostritz. — So, nun wissen wir s und wenn Wir nächstens Logik studieren wollen, gehen wir zu den ^Zittaucr Stimmen". Vermischtes V Zu den bedeutendste» und schönsten Gesell- schastshäusern. welche das starke Vereinsleben der Katho liken Deutschlands geschaffen hat. zählen die herrlichen Räume der Bürgergeseüschaft in Köln. Es ist ein neuer Pnmkbau mit einem Hochzeitssaal, einem Lesezimmer, Ver- s m nlunpsräumen. der an Kaisers Geburtstag vormittags vor der großen Parade seine kirchliche Einweihung erhielt. ! v Wurst wieder Wurst. Die Versendung von Zigarren au V Ware durch Zigarrensabriken und -gsschäfte hat. so schreibt das „Organ der Zigarrenladen-Jnhaber", manchmal üble folgen für dis Absender. So erhielt ein Kölner Arzt von einer auswärtigen Firma zwei Kistchen Zcharreu ü 100 I ück. In einem Begleitschreiben hieß es, daß die Firma durch einen Kunden auf den Ar,t aufmerksam gemacht worden ist. Die Kistchen enthielten 16-Pfq.-Zigarren die der Arzt jedoch zu 10 Pfg., also für 20 Mark haben sollte, wodurch man ihn zum ständigen Abnehmer zu er werben hoffe. Der Arzt fragte einen Juristen, was er mit den Zigarren, die er weder bestellt habe, noch akzeptiere, machen sollte. Er wurde belehrt, daß er verpflichtet sei, die Zigarren aufzuheben: zmücksenden brauche ec sie aber nicht, weil damit Auslagen verbunden seien. Der Arzt, der öfters unaufgefordert derartige Sendungen erhielt, schrieb ein Rezept für den Inhaber der Firma, wo in er kalte Ab eibungen verordne e und ein gelindes Abführmittel empfahl. Für ärztliche Bemühungen beanspruche er 20 Mk., die er durch die Zusendung der Zigarren als erhalten quittierte. Die Antwort der Fabrik ist noch zu erwarten. Sollte die Firma schreiben, daß das Rezept nicht bestellt sei, so wird der Arzt dasselbe von den Zigarren behaupten. Kirchlicher Tvochenkalender. Sonntag Quinquagesima Kofklrche. (Fernspr. 781b., H-iltge Messen früh tt. 7, >/,8, */«9 (schu galtesdienst mit Predigt) und 10 Ubr, 11 Uhr Hochamt, Predigt früh Vs? und vorm. 0,1 l Uhr, nachm. 4 Uhr Vesper. Predigt und Segen. — Wochentag« hl. Messen früh 6, 7, 0«8 (Dienstag und DonrerStag >/-8) und 0 Uhr. AschermitNvoch auch vor,» 10 und >t Uhr hl. Messe. Mituvach abend« 7 Uhr Fasten andacht mir Nos.'nkranz und Segen, Freitag mit Predigt und Segen. Sonnabend nachm. 4 Uhr Li tanei und Segen, danach bis 7 Uhr abends Beichtgelegcnheit. VfarrSirche ver Aeuüadt lAlbenpiatz 2, Fernipr. bg50>. Früh 7 Uhr hl. Messe, vorm. S Uhr Predigt und Hochamt, '/«II Uhr Schulgottesdienst, abends k> Uhr Segensandacht — Wochen tags hl. Messe früh 7 Uhr. Aschermituvoch früh 7 und 8 Uhr hl. Messe. Freitag abends 6 Ubr Kreuzweg. Beichtgelegenheit ist an den sonn- und Feiertagen von früh V,7 Uhr an und an deren Vortagen abend« 7 flis 8 Uhr. Herz-?es«-Ktrch« »» Hre»de«-Zot-auntl«dt. Eite -?orSberg» und Krenk istrahe «Fernspr. 6202). Früh 0,7 Uhr Beichtgelegenheit, >/,8 Mr Frühmesse, vorm. '/.9 Uhr Lüchte, Ivckhe und hl. Messe, 10 Uhr Haup'goiteSdienst. abends 0 Uhr Segensandacht. — Wochen tags trüb 7 Ubr hl. Messe. Sonnabend abends v 'n <! nis 8 Uhr Beichigelegcnheit W«rir»-A«Pe1K Z>r»»de»-Zirkle» (Wittenberger vtraße). Sonntags früh 7 Uhr hl. Messe, vorm, 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt. A«le»hk«e»<Ukt»tircht (Große Plaueusche Straße IS, 1. Etage). Sonntag. Montag und Dienstag 40stündigeS «Bebet; an den drei Tagen Aussetzung des Sllrrbeiligsten früh 5 Uhr, bl. Messen früh 5, 7, '/,9 und 10 Uhr ^Hochamt). Bebetitunden: Sonntag. Mon tag nnd Dienstag mittags von 12 bis 1 Uhr für die Abgestorbenen, Sonntag nachm von 2 bis 9 Ubr Schulkinder, Sonntag und Mon tag nachm, von 3 bis 4 Ubr Elisobeth-Berein. Sonntag nachm, von 4 bis k Ubr 3. Orden, Sonntag nachm, von ö bi« 0 Uhr und Montag nachm, von 4 bis ö Uhr Herz-Jesu-Brudersch-ckt; Schluß- andacht: Sonntag und Montag abends von 6 bi« 7 Uhr Complet mit Segen, Di-nstag nachm, von 4 bis b Uhr Predigt. Tedeum und Segen. Aschermittwoch hl. Messe vorm, Ubr. Wochentags hl. Melle früh 7 Uhr. Jeden Mittwoch in der Fastenzeit abends 7 Uhr Krsu-we'andacht. ^far>elr.ye der FriedrichZ«dt (Friedrich strafe 80). Früh 7 Uhr bl Mess- mit Exhorte, vorm. 9 Ubr Lichterweibe Hochamt mit Exhorte, nachm. 2 Uhr Segen. — Wochentags hl. Melle (außer Donnerstag) früh 7 Uhr, Mittwoch und Freitag früh V,8 Uhr Schulmelle mit Buhandacht. Fceii ag Aussetzung de« Allerheiligsten früh 7 Uhr. 0,8 Uhr hl. Messe, nachm. 2 Uhr Betstunde, abends 7 Uhr H.-z-J s i-Andacht und T-d-um. Marienkirche Presven-Kotta (Fernspr- 0914). Vorm. 9 Uhr: Predigt und bl Messe, nachm. 0,3 Uhr hl. S-qen. — Wochentags hl. Melle früh 8 Uhr. Montag und Freitag früh '/.7 Uhr. Ht. Folepyskirch' t» Prerdeu-Loschen Nchsselow E>, Fern- sorechsr 10807). Früh von 0,7 Uhr an Beichtgelegenheit, 8 Uhr Frübmelle mit Altarrede. vorm. 10 Uhr Hochamt und Predigt, abends 6 Uhr Segen «andacht. — Wochentags hl. M?sse früh '/«8 Uhr. Montag und Donnerstag früh 8 Uhr Schulgottesdienst. Sonnabend abends von >/,7 Uhr an Beichlzelegenheit. Aapelle ,« iyreiven-^rktau. (F?ra'pr. 9107). Früh 8 Uhr hl. Messe mit Ansprache, vorm. 0,10 Uhr Predigt und h!. Messe, abend« 6 Uhr Segensandacht und Blastuss'gen — Wochentags hl. Messe Dienstag f üh 7 Ubr, Donnerstag 0,7 Uhr im Albertstifte, Montag früh >/,7 Uhr und an dea übrigen Tagen früh 7 Uhr in der Pfarrkapelle. Beichtgelegenheit Sonnabend abends von 0,7 bis 8 Uhr. H»r»i(o«lttrche. An Sonn- und Festtagen vorm. >/,10 Uhr: Gottesdienst. 7 Uhr. Spielplan der Theater in Dresden KSulgl. Oprrr»h»»S Freitag: Zar und Zimme'maan Anfang >/,8 Uhr. Sonnabend: TannhSnser (Wilh. Wisftak a. <S). «ns. Köuigl. Schauspielhaus Freitag: Die Hermannsschlacht. Anfang 0,8 Uhr. Sonnabend: Der Tyrann. Anfang 0,8 Uhr. Refideuzlhealer Freitag: Ftlmzauber. Anfang 0,8 Uhr. Sonnabend, nachm. 0-4 Uhr: Schneeweißchen und Rosenrot; abends 8 Uhr: Filmzauber. Zrntraltheater. Freitag: Der liebe Augustin. Anfang 8 Uhr. Sonnakeod, nachm. 0,4 Uhr: Die Mäusekönigin, oder: Wie der Wald in die Stadt kam: abends 8 Uhr: Der liebe Augustin, ivolkswohl-Theater, Ostra-Allee, Eingang Trabanteogasse. Sonntag, nachm 3 Uhr: König Drosselbart; abends 0,8 Uhr : Preziosa. Montag: Die Zauderflöte. Anfang 8 Uhr. Mittwoch: Wilhelm Tell. Anfang 9 Uhr. ZirtuS Sarrasani. Anfang 3 Uhr und 0s8 Uhr. B artetet« Viktoria - Salon 8 Uhr. Könipsbof (Strehlen) 0,9 Uhr. Twoli-Kabarett -/-» Uhr. LymiomS Tbalia-Th atcr o.xv U. A i'enHalle Löbtau Ans. 8 Uhr. Reichshof-Kabarett Ans. 0,9 Uhr Konzerte König!. Belvedere Ans. 0,9 Uhr EewerbehauS (Olsen) Ans. 8 Uhr. Spielpl«« der Theater i» Leipzig Neues Theater. Freitag: Der Troubadour. Sonnabend: Martha. — Altes Theater Freitag: Die Generalselle. Sonn abend nachm.: PeterchenS Mondfahrt; abends: Mofessor Bernhardt. — Operetten-Tbeater. Freitag: Der Fcaueafresser. Sonn abend: Zw schen zwölf und eins. — Schauspielhaus. Freitag: So'n Windhund. Sonnabend nachm.: Colberg; abends: Hinter Mauern. Ainilien- Anreigen nvis Ktedirrt» Vvrladmip;«- OridilUiiiii«- V«cke»>»i»»vLp;v» llnäsQ in llsr „8äek8i8ekgn Voll<8rvi1ung" nvsotcsntsprsobsnlls Vsr- krsitün^. — 04 — Hier mußte Bors eiufseufzeu, um nach diesem Stoßseufzer ingrimmig »wchcnd hinznznfiigen: „Und die »erspielt er nun!" „No, hören Sie mol, olter Freund, mit den Gütern in der Dobberoner Gegend ist dos Wohl eitel Wind? Ich bin doch ous der Gegend und kenne seinen Boron von Ilnkensteiii. Mir der Schweriner Geschichte wird cs sich Wohl ebenso verholte». Dos müssen wir Londwirte in Rostock wissen, denn der Güterhondel bildet unser tägliches Gesprächs»,emo, nnd so werden Ihre Fettochsen wohl einstweilen noch im Monde hernmgrosen. Freund, ich fürchte. Sie sind in der unrichtigen Schmiede gewesen." „Do schlog der Donner ein," rief Bors, „donn geh ich hin nnd blomiere den Kerl vor der gonzen Gesellschoft!" „Lossen Sie dos einstweilen bleiben, sonst werden Sie zum Schoden noch den Spott hoben." „Don» gehe ich zmn mecklenburgischen Advokaten, der nnf dem Schiffe ist." „Dos tun Sie meinetwegen," und Onkel Bors ging ob. Ob er ihm einen guten Rot gegeben, wissen wir nicht, ober noch kurzer Zeit soß Vors wieder vor der» Hühnerkasten, still nnd ondächtig, wie ein broves Kind nnd sorgte für dos Kleinvieh. Als Jochen mit Ponl hier vorbeikom, sogte ersterer: „An dem Onkel tollst du dir ein Beispiel nehmen, wie er so still dasitzt. Aber dn kletterst überall rum. Sieh nur mol deine Buxen on. Wenn Mutting dos snht, donn gibt's mol wieder wos dronf!" In der Kojntte soh's onch so ons, wie Pouls Hosen, wenigstens bei monchen und wenn deren Mutter Mutter dos gesehen hätte, so würde es onch etwas gegeben hoben. Der Boro» hotte seine Hunderttolerscheine glücklich on den Monn gebracht, er war onfgestonden, um sich auf Deck die Füße etwas zu vertreten: mit den Füßen meinte er seinen Nerger. Die anderen folgten nnd sahen ihn sehr eindringlich mit dem kleinen thüringischen Kaufmann reden. Der ober schien sehr hartherzig z» sein und sogte nur immer: „Bette, bette sehr, Herr Boron " Herr Konfmonn Schwofe! war ein sehr höflicher Monn, er konnte bis on die Knie in Komplimenten waten, ober er hütete sich höllisch, daß ihn« das Wasser nicht in die Hosentasche lief, in der er seinen Geldbeutel hotte. Uns will scheinen, so ein Monn hätte den Titel Kommerzienrat, den ihm Groter- 1>ohn immer beilegte, wohl verdient. — 12. Bor Jthaka. Am anderen Tage ging die Fahrt on einer Insel vorbei, die aussah, wie ein riesengroßer olter, mit Fell überzogener Neisekoffer. der unversehens ins Wasser gefallen ist. Oben drauf ein hoher Deckel, von dem die Haare schon obgeschlissen sind. Die beiden mecklenburgischen Londleute stimmten in ihren Ansichten darin überein, daß cs kaum möglich sei, ans solch einem Lande, wo kaum Geisen und Schafe sich sott essen können, die Existenz zu fristen. In der übrigen Schiffsgescllschaft aber rief man sich begeistert zu: „Jthaka, Jthaka, Jthaka I" Alles drängte sich an Bord, alles zur linken Seite hin und sah nach der nackten Insel hinüber, als ob dort grüner Wald, Wiesen, Gärten und Felder — 69 — lägen, als ob Brunnen nnd Bäche dort rännen, die in silbernen Fällen von der Höhe ihre Wasser bis in die blaue See trieben. Manche sahen allerdings nichts, andere ober sahen nicht nur das alles, sondern noch viel mehr. Sie wohnten dort schöne, herrliche Menschen, die in Königsprocht nnd Heldenkre.ft einherwondeln, alte, greise Männer, voll hoher Weisheit, kräftige Jünglinge in geschmeidiger Kraft, liebenswerte Fronen in holder Sittsomkeit nnd frische Jungfronen mit Rosenkränzen im Haar. Sie konnten sie olle, ein altersgrauer Dichter hotte einstmals von ihnen erzählt nnd damit warme Grüße in ihr junges Herz gesandt. Statt der eckten Schnlstnbe von damals, die auch so kahl und leer vor ihnen gelegen hatte, wie jetzt die verwunschene Insel, tauchte im Bilde die alte Insel vor ihnen mit herrlichen Menschen auf, nnd was sie in jungen Jahren nur ans der Ferne hernberlenchten sahen, das leuchtete ihnen nun in Wirklichkeit entgegen. Die alte graue Tome > m onä) zn denjenigen, die alles sahen nnd ihre Angen füllten sich dabei mit Tränen. Helene, die bei ihr stand, schlug den Arm um sie. Als Dante Lina das warme Mitgefühl des jungen Mäb- chens gewahr wurde, fiel sic ihm um den Hals und weinte bitterlich. Aus der anderen Seite stand, das Monokle ins Auge geklemmt, der Baron mit eunin spöttischen Lächeln, was die Dummheit anfsetzt, wenn ihr etwas Un- PerstanWicbes unter die Augen kommt. „Kommen Sie," sagte Helene und geleitete sie zn einer abseits stehen den Bank, wo der alte Jahn bereits saß. Er gehörte nicht zn denen, die drüben etwas anderes sahen als kable Felsen nnd unfruchtbares Land. Er war verwundert, die Leute so interessiert nach der Insel Hinschauen zu seben. und er kam auf den richtigen Gedanken, daß da Wohl in alter Zeit einmal etwas Wichtiges passiert sein müßte, was dies aber sei, war ihm verborgen. Als er nun seine alte Freundin so ganz außer Fassung sah, rückte er näher zu ihr heran und frug recht eindringlich: „Was ist, Tante Lina, Lening, was ist passiert?" „Ich weiß es wirklich nicht. Onkel!" „Nein," sagte dann die alte Dame, die wieder ruhig geworden, „Sie wissen es nicht und können eS auch nicht wissen, daß weiß wohl außer mir niemand. — Es ist schon lange her, — der Anblick der Insel hat mich nicht so gerührt, — nur, was mir dabei gerade einfiel. Ach, ich bin ein altes un- verständiges Frauenzimmer, daß mich so was noch in meinen Tagen packt Aber, lieber Herr Groterjahn, wir weinen ja am Grabe unserer Freunde nnd Geliebten, warum sollte unser Herz nicht trauern, wenn es all seine Hoffnungen und Wünsche hat zu Ruhe bestatten müssen. Doch nein, man begräbt nicht für immer. Wir glauben an ein Wiedersehen unserer Geliebten in reinerer Gestalt, warum sollte das Herz nicht auf die Auferstehung seiner Hoffnungen bauen, auch in reinerer Gestalt?" Helene legte ihren Arm um ihre Taille und zog sie an ihr Herz, tabei iah sie bang nach dem alten Jahn hinüber. Dazu hatte sie wohl recht, denn über den Alten war bei den Worten Tante Linas seine dunkle Stunde ge kommen und so saß er da und sah unentwegt auf einen Fleck. „Onkel Jahn," sagte Helene und reichte ihm ihre freie Hand hin, „das ist ein tröstlicher Glaube." Der Alte nickte mit dem Kopfe und sah weiter vor^ich hin.