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Nr. «V — LI. Jahrgang D»«»er-tag de« 14. März 1V1L »-1»rtnt tS,tt« »«ch». mtt «urnahme d« «,im. und Festtag. für Unabhängiges Tageblatt Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat- werden die «aest»Mene Petitzeile oder deren Raum «tt 2t» I. Reklamen mit«« z die Zeile berechnel, de, Wiederhaiung«« entsprechendcn Rabatt. vachdrockerei, Redaktion »nd «eschästNt Dresden. Ptllnitzer Strafte 4S. - genisprcche e>«: er I«« Inr Riiikaabe unverlangt. Schriftstück« keine rServindltchket« Rcdaklions Svrechslunde: I I bis I« Uhr. RIIi-«i» «»a ««ILvchrvn Kroko äu,»»»k> »oollsl« Ssiiisnung r«a. Vrv«a«i» 2- Prosessoren als kuliurkämpfer. Man schreibt uns: Ein scharfes Urteil hat einmal Joseph v. Görres über .!s,e „teutsche Gelehrtenvolk" gefällt. Rücksichtslos schlvang er die Geißel über den „aufgeblasenen Wissensdünkel der üoeralen Professorenwelt, vermischt mit Anspruch auf selbsteigene Unfehlbarkeit und erbärmlicher Servilität tilgenüber der herrschenden Gewalt und Tagesmajorität". Wir hatten unlängst unseren Lesern Professor Dr. Otto Bawngarten-Kiel vorgestellt, der den „Aberglauben an die katholische Kirche" eine „morsch gewordene Stütze der Ge- i-lljckaft" genannt hat, der mit der Sozialdemokratie schön, i n: dem Zentrum grimmig tat, der konfessionellen Frieden redete und konfessionellen Krieg handelte. Das .Hvickauer Tageblatt" — gehorsamer Diener! — machte uiiien tiefen Bückling vor dieser Intelligenz. Was wollt Es war doch ein Professor, und zwar ein liberaler! .Heute gestatten wir uns bekannt zu machen init dein I Sein. Professor der Rechte Dr. Joh. Friedrich so. Schulte, Geheimem Justizrat. Der Herr Pro- ejsor hat im Verlage von Emil Roth in Gießen eine Schrift ! erscheinen lassen „Gegen die Konfessionsschule". 7ie „Leipziger Neuesten Nachrichten" - gehorsamer !7icnrr! — empfehlen das Büchlein mit vollen Backen. I Natürlich! Ein Professor ist sein Autor, und zwar ei» libe- sicher! Sie sind überzeugt, es wird den „Beisall des denkenden Teiles des deutschen Volkes finden". Da nur I liberale Hirne „denken" können, so wird inan verstehen, I>raS damit gemeint ist. Professor v. Schulte also ist gegen die Konfessions schule. Der Grundsatz der konfessionellen Trennung der Schulen habe keine innere Berechtigung. Seine Durch führung sei dem öffentlichen Wähle nicht von Nutzen. Wie die Stammesirnterschiede^ so seien auch die Religionsunter- jchiedc zu überwinden. Einen göttlichen oder grundsätz lichen Anspruch auf die Schule habe die Kirche nur bezüg lich des Religionsunterrichtes. Sie stehe weder über, noch els gleichstehend neben dem Staate. Wörtlich schreibt der I -err Professor weiter: „Von göttlichem Rechte kann hier gar keine Rede sein. Und wenn etwa der r ö m ischePa p st gegen solche Staatsgesetze oder Staatseinrichtungen wie bisher auch fernerhin donnern (!) sollte, so kann man das einfach ignorieren, da s e i n e A n s p r ü ch e a u f w e l t l i ch e (?) N c ch t e s i ch a » f n i ch t s , a l s a u f s e , n e e i g e n e n Behauptungen (?) stützen. Freilich hätte man noch bessere Mittel, ihm den Mund zu verstopfen (!!); auf diese braucht man nicht hmzuweisen, weil sich bisher an den entscheidenden Stellen der Mut nicht gezeigt hat, dies zu tun." Niemand verübelt es einem liberalen Professor, seine Ansicht in der Schulfrage frei zu äußern, kein Katholik ver denkt es ihm, wenn er über die göttlichen und historischen Ansprüche der Kirche auf die Schule, über das der Kirche von Christus gegebene Lehr- und Hirtenamt anderer Mei nung ist als er. Aber wenn ein liberaler Kathedermann sich erdreistet, die verehrungswürdige Person unseres Hei ligen Vaters pöpelhaft zu beschimpfen und im Rüpeltone eines sozialistischen Sudelblattes gegen ihn zu klecksen, so wird jeder überzeugte Katholik gegen diese „Wissenschaft" und gegen diesen „Professor der Rechte" protestieren, und nur der „denkende Teil des deutschen Volkes" wird solche Flegeleien natürlich finden. Was ist das für eine sinnlose Inkonsequenz: Ueber die „tiefschädigcnde Wirkung" des konfessionellen Schulwesens den „Ruin echten Christentums" lamentieren und gleich zeitig das religiöse Gefühl Andersgläubiger brutal ver letzen! So hat es Professor Baumgarten gemacht, so Pro fessor v. Schulte. Gegen Katholiken ist alles erlaubt. Man wägt, überlegt nicht die Worte, mit dem ersten besten Bakel haut man blindwütig drauf. In der Linken Frieden, in der Rechten Krieg und im Munde honigsüße Worte' Ein ekelhaftes Bild! Und doch ein naturgetreuer Typus liberaler Halbheit und Verlogenheit. Es sei „allgemeine protestantische An schauung", so meint Professor v. Schulte, „daß der Katholik eigentlich nicht geistig eben bürtig sei". Dem aufgeblasenen liberalen Geiste, der sich in der Probearbeit des Herrn Professors so abschreckend offenbart und so unsterblich blamiert hat, ist der Katholik allerdings nicht „ebenbürtig". Die bnntgeflickte Livree des Liberalismus paßt ihm nicht. Und das dürfte ein großes Glück sein. Mag der Herr Professor in der eleganten wissenschaftlichen Sprache seines Zirkels die Katholiken ge trost das „Stimmvieh" des Klerus nennen, mag er die Religionslehrer katholischer Gymnasien im Stile Graß mann verdächtigen, mag er Fasten. Abstinenz, Anhörcn der hl. Messe an Sonn- und Feiertagen als „kleinste Dinge" be zeichnen oder die Behauptung wagen: In der konfessionellen Erziehung lernt das Kind vom 6. bis 18. oder 20. Lebens jahre „nichts kennen als geistliche Bevormundung" — ein Beweis, was für Unbefugte über Schule und Er ziehung schreiben, wenn sie auch mit wer weiß was für hochtrabendem Titel in der Welt umherlanfen — er wird das Gegenteil von dem erreichen, was er erzielt. Mit festerem Anschluß an die Kirche, mit verdoppeltem Eifep in seinem Glauben wird der Katholik, der die Schreibereien des liberalen Professors zu Gesicht bekommt, antworten. Professor v. Schulte nennt die Abführung des Erzbischofs Klemens August von Köln im Jahre 1887 den ., d ii m m st e n Streich, den die preußische Regierung je gemacht. Sic entfachte die konfessionellen Gegensätze". Hoffentlich bildet sich der Kritiker nicht ein, daß seine „Streiche" schlauer sind! Die preußilcl»« Re- gierung könnte vielleicht ihre Unwissenheit mit der inneren Lebenskraft der katholischen Kirche entschuldigen. Herrn Professor v. Schulte hätte sie kennen müssen wenigstens aus der Erfahrung, die andere klug gemacht hat. Die offenen und versteckten Angriffe von Professoren auf den Katholizismus mehren sich. Die Herren Gelehrten werden so sehr in Anspruch genommen, daß man ii» Interesse der Universität wohl die Frage nach einen» eigenen Lehrstuhl für Katholikenhetze »nd Kultiirkämpferei aufwcrfen kann. Ob freilich durch solche „WissensäM" dem Vaterlande gedient ist, danach wird nicht gefragt. Nur die Infame knechten und schädigen, alles andere scheint Nebensache! Hauptversammlung des Verbandes Sächsischer Industrieller. Dresden, den 12. Mä-z Unter zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder tcak heute der Verband Sächsischer Industrieller zu seiner dies jährigen Hauptversammlung im städtischen Ausstellungv- palastc zusammen. Die Sitzung wurde von Herrn sdom- merzicnrat I. B. L e h in a n n (Dresden-Löbtau) mir einer begrüßenden Ansprache eröffnet. Den Geschäftsbericht er stattete Herr Syndikus Dr. Str e s e m a n n. Nack dem selben ist die Entwicklung des Verbandes im verflossenen Geschäftsjahre eine äußerst zufriedenstellende gewesen. Den, üblichen Abgänge von Mitgliedern durch Tod des In habers. Auflösung des Geschäftes oder durch Aust-itt ans dem Verbände steht eine überwiegende Zahl von Neu- Meldungen gegenüber, so daß der Verband insgcianit 170 Mitglieder neu gewonnen hat und bis zum heutigen Dago der Generalversammlung die Zahl von 5000 Fabrikbetneben mit 550 000 Arbeitern umfaßt. Neu beigetreten sind im vergangenen Geschäftsjahre von körperschaftlichen Grooven der Verband der vereinigten Ranchwarenzurichter und Färbereibesitzer in Leipzig, der Verband Deutscher Buä>- bindereibesitzer in Leipzig, der kaufmännische Bereu, in Eibenstock. Eine äußerst erfreuliche Entwicklung bar ancb die von dem Verbände begründete Streikentschädigungs gesellschaft genommen, die auf ihrer letzten HauptvcNainm- lung beschlossen hat. den Name» „Deutscher Jndustrie'chuv- verband" anzunehmen, nachdem auch aus anßerjochsischen Kreisen mehr und mehr der Wunsch rege geworden war, die Einrichtung der Gesellschaft auch außersächsischen Firmen nutzbar zu machen. Der Gesamlvorstand trat zu mehreren Sitzungen zm sanime». um z» den den Verband berührenden Hauptfragen Stellung zu nehmen. Die Arbeiten betrafen ans den- Ge biete der Reichsgesetzgebung vor allem die Wahrnehmung der Interessen der sächsischen Industrie inbezug am die Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Frage der gesetzlichen Regelung der Heimarbeit bat den Verband intensiv be schäftigt. Die auf seine Veranlassung erfolgte Erörterung der Frage einer Heimarbeitsansstelliiug innerhalb der Hygieneausstellung hat zwar im Landtage und im Reicks Die Gottheit von Christus und die drei ersten Evangelien. „Ja und Nein ist eine schlechte Theologie" hat einst Idcr englische Dichter Shakespeare gespottet Ein Spottwort das wir jenen „liberalen" Theologen entgegenhalten möch ten, die in dem Christus der Evangelien zwar einen edlen Menschen, auch das größte religiöse Genie, das der Mensch heit je erstanden ist, sehen möchten, aber beileibe ihn nicht als menschgewordensn Sohn Gottes anerkennen »vollen. Es ist unstreitig das Verdienst von Drews gewesen, daß er durch seinen allerdings selbst unhaltbaren Vorstoß die Brüchigkeit und Unhaltbarkeit dieses liberalen Jesusbildes 1 anfgezeigt hat. Eine sehr beliebte Ausflucht dieser „christlichen" Theo- I logen ist die Unterscheidung zwischen den» Christus des vier ten Evangeliums und dem der drei ersten Evangelien. Daß aas vierte Evangelium Christus als Gottessohn lehre — lund daS"Wort ist Fleisch geworden! - sei unbestreitbar «aber zwischen der Abfassung des vierten Evangeliums und der drei anderen liege eine ganze Generation, und in dieser sei Christus durch den Glauben der Gemeinde zum Gottes söhne gewordendieser Prozeß verrate sich dadurch, das die drei ersten Evangelien Christus nnr als Mensch erscheinen I lassen. Daß diese Ausrede faul ist, wie nur eine faul sein kann, I ersieht jeder, der die Quellen, eben die drei ersten Evange- >!ien, unbefangen und ohne vorgefaßte Meinung betrachtet und auf sich wirken läßt. An solcher echten Doraussetzungs- llosigkeit läßt es diese liberale Theologie gewaltig fehlen. Ihre Praxis charakterisiert Dr. F. Tillmann (Bonn) in seiner inhaltreichen Schrift „Das Selbstbewußtsein des Got tessohnes auf Grund der synoptischen Evangelien" saus der Samnzlung „Biblische Zeitfragen", Verlag Aschendorf, Münster, durch die unsere Gebildeten so vortrefflich über die brennenden Fragen orientiert werden) sehr gut, lvenn er sagt: „Die Kritik sieht sich gezwungen, unsere Quellen 'völlig zu zerschlagen, sie auf Schritt und Tritt der Ueber- malnng bis zur Unkenntlichkeit zu zeihen, wenn sie ans ihnen das Bild eines Jesus herausheben will, der nichts als ein Menschenkind war" (5). Man fabuliert nun in neuester Zeit sehr viel von einen, „vorchristlichen Jesus", an den Paulus bereits geglaubt, ehe er Christ geworden, und dessen Gestalt und Wes5n er auf Jesus übertragen habe. Diese Phantasie zerplatzt wie eine Seifenblase angesichts der Tatsache, daß das Judentum in, nentestamentlichen Zeitalter niemals in dem erwarteten Messias den wesensgleichen Gottessohn gesehen hat, obwohl die religiöse Gedankenwelt des Judentums kein Hindernis war. auf den Messias die Bezeichnung Sohn Gottes anzu- weuden. „Nie und nirgends ist die leiseste Spur davon zu entdecken, daß man hier (im nentestamentlichen Judentum) den. der da kommen sollte, zu einem zweiten Gotte neben Jahwe gemacht hätte" (20). Auch nicht in der höchsten Ent faltung, die die Messiasidee im neutestamentliche» Juden tums gefunden hat, ist die trennende Linie zwischen Jahwe und seinen Auserwählten verwischt worden (27). Also von hierher ist die Vorstellung von dem menich- aewordcncn Gottessohne, der in Christus der Menschheit als Erlöser erschienen, nicht den Aposteln oder dem Paulus zngcflosseu. Aber wie steht denn die Sache in den drei ersten Evan gelien? Seitdem Harnack den Gedanken ausgesprochen, „schon Matthäus habe aus Jesus fast ein göttliches Ge spenst gemacht" („Lukas, der Arzt" S. 86 An»,.), sollte man etwas vorsichtiger sein mit der kecken Behauptung, daß hier die Gottheit Christi nicht ausgesprochen sei. Kleinlaut gibt man ja auch zu. zwischen diesem und dem vierten Evange lium sei betreffs der Gottheit Christi nur eiitz gradueller, kein wesentlicher Unterschied! Jedem, der aufmerksam die Evangelien lies-, fällt die Tatsache auf, daß Christus sein Verhältnis zum Vater als ein ganz anderes betrachtet als das der übrigen Menschen. Niemals, wir betonen mit allem Nachdruck, niemals stellt er sich in seinen Anssprüchen mit den Menschen kuf eine Linie, niemals redet er von „unserem" Vater. ES ist ein- fach Bluff, wenn über diese Tatsache liberale Theologe (Holtzmann) hinwegtänschen wollen mit der kecken Bebaut tung, man lese oft genug „unser Vater". Wo liest ma das? Während sonst die Herren mit Schriftstellen nick sparsam sind, wird diese absonderliche Behauptung mit ke, »er einzigen belegt. DaS „Vater unser" fällt natürlich Ine weg, weil Christus dieses Gebet von, Standpunkte der Jim ger und der betenden Menschheit formuliert hat. Nur eine Stelle braucht hervorgehoben zu werden >en< die wegen ihres Charakters in der Geltendmachung de eigenartigen Stellung Jesu zum Vater und ihres »nleng baren Zusammcnklangcs mit der Gedankenwelt des vierte, Evangeliums als die „johanneische Stelle in den ersten dre Evangelien" bezeichnet wird (Matth. 11, 25 ff; Luk. 10, 21) der Jnbelrnf Jesu nach der Rückkehr der ausgesandten sieb zig Jünger: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels un> der Erde... Niemand weiß, wer der Sohn ist. als nnr de Pater, »nd wer der Vater ist. weiß niemand, als nur de Sohn, »nd wem es der Sohn offenbaren will." Die Be dentung dieses Ausspruches kann nicht hoch genug bewerte werden. Sehr schön bemerkt Tillmann dazu: „Wie ein leuchtendes Fanal leuchtet Jesu Jubelruf bi« ein in die geheimnisvollen Abgründe seines göttliche, Lebens und Wesens. Wie gern möchten wir wissen, ob da! fließende Licht der Gottheit die Augen der Jünger gebleude oder erhellt hat! Kein Wort des Evangelisten, das davo, Kunde gibt. In einsamer Majestät ragt das Wort binei, wie ein Bergriese in die ruhige Ebene der synoptischen Er zählung. Uns aber zeigt es den geschichtlichen JeinS all den, der er wirklich war: als den Sobn des lebendige, Gottes" (81). Wer daher immer aus den geschichtlichen Quellen übe, das Leben Jesu herausheben will, was diese über Cbrist Person und Wesen aussagen, der kann, wofern er nicht dies, Quellen mißhandelt, nichts anderes herauslesen, als das alle vier Evangelien zusammenstimmen in dem Bekennt nisse des Petrus: Du bist Christus, der Sohn des lebendi gen GotteS I