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Viertes Blatt Sächsische Bolkszeitung vom "12. Februar 1911 Nr. 36 Volkswirtschaft Handel und Verkehr. I> Die Vermehrung der Ausländsanleihen auf dem deutschen Markte ist eine ganz rapide, >vie man dem Jahr buch der. Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin ent nehmen kann. Es betrug der Nennwert der in Berlin zu gelassenen ausländischen Papiere rund in Millionen: Eisenbahn akkten - Eisendahn- Ovtigarionen Amerika». Etsenbahn- fonvs Fonds Hypotheken banken 1905 1760 — 572 1893 123 1906 156 — 864 422 22 1907 86 — 115 6685 22 1908 118 — — 268 — 1909 — 121 29 201 183 1910 132 211 462 1088 4 DaS Jahr 1907 brachte eine gewisse Zurückhaltung in der Emission fremder Werte, die in Len beiden folgenden Jahren anhielt. Im verflossenen Jahre hat aber von neuem ein starkes Bestreben der Banken eingesetzt, das deutsche Publikum mit ausländischen Papieren reichlicher zu »er- sehen. Von besonderem Interesse ist nun, zu der vor stehenden Aufstellung noch den Anteil Amerikas in dieser Befriedigung des Kapitalbedarfes auf dem deutschen Kapi talmärkte kenneil zu lernen. Die in Len Jahren 1907/08 ausgegebenen Eisenbahnaktien von rund 85 und 1l8 Millionen Mark waren neue Stammaktien der Kana dische». Pacific-Eisendahn-Gesellschaft, die von der Firma C. Schlesinger, Trier und Co. und der Nationalbank ein- geführt wurden. Ebenso waren von den im Jahre 1910 emgeführten 132 Millionen Mark allein 120 Millionen Mark neue Aktien derselben Bahn, diesmal aber nur von der Firma Schlesinger-Trier eingefiHrt und zwar zum. Kurse von 198 Prozent, während früher der Einführungs- turs nur 176,9 bezw. 186,9 Prozent betragen hatte. Von den in den beiden letzten Jahren emittierten ausländische» Eisenbahn-Obligationen entfiel 1909 der Hauptanteil aus Rußland und 1910 .auf die Anatolische Eisenbahn-Gesell schaft. Nun aber kommen wir zu den amerikanischen Eisen- bahufonds, für die neuerdings Deutschland wieder ein sehr beliebter Markt geworden ist, nachdem man uns ein Jahr taug vollständig verschont hatte. Der im Jahre 1909 ein- geführte Betrag verteilte sich auf 21 Millionen Mark .'Prozent. Fonds der Denver and Rio Grande Railroa'o Company, die von der deutschen Bank mit 98,25 Prozent eingeführt wurden, und ans 8 Millionen Mark 4>/j> Prozent. Goldanleihe der Tehuantepec-National-Eisenbahn-Gesell- ichaft zu 95,25 Prozent, eingeführt durch die Dresdener Bank Schaafshausenscher Bankverein. Das Jahr 1910 brachte im Juni die Einführung 4(/.prozcnt. Bonds der Ferrocariles Nationales de Mexico zu 95,60 Prozent durch Berliner Handelsgesellschaft, Darmstädter Bank und Bleich röder, und gleich darauf weitere 26 Millionen 5prozent. Bonds der Denver and Rio Grande Nailroad Company durch die deutsche Bank mit 96,50 Prozent. Zum Schluß des Jahres kamen daun noch die Diskontogesellschaft, Ber liner Handelsgesellschaft und Nationalbank mit 63 Millionen Mark 4prozent. Bonds der Southern Pacific Company San Francisco zum Einführungskurs von 93,25 Prozent. Man begreift in weiten Kreisen nicht, warum die Regierung die Beantwortung der konservativen Inter pellation hinausschob. Hat etwa die Deutsche Bank ein Machtwort gesprochen und schweigt dann wieder gar alles? Vermischtes. V Die neunte Veteranen reise nach Paris- Lrläans-Sedan zum Besuche der Schlachtfelder vom Feldzuge 1870/71 findet voni 19. Mai bis 31. Mai statt und sind Kameraden und Kampfgenossen zur Beteiligung au derselben herzlichst eingeladen. Besucht werden außer einem sechstäFgen Aufenthalt in Paris und Umgebung folgende Schlachtfelder und Städte: Artenay, Poupry, Linncau, Loigny, ChlUeau-Goury, Bcanvilliers, Villepion, Bcaugency, Cravant, Beaumont, Villechaumont, Ormes, Coulmiers, Chstteaudun, Le Mans, Chartres, Reims, Ba- lan, Bazeilles, Daigny, Jlly, Floing, Donchery, Bellevue, Nancy, Bclfort. Auch der jüngeren Generation ist es ge stattet, an der Reise teilzunehmen. Alles Nähere, sowie ein genauer Prospekt für die Reise ist gegen Einsendung einer 10-Pfennig-Marke zu beziehen durch die Zentral stelle für Veteranenreisen nach Frankreich. München, Dachauer Straße 11. v Wie Kaiser Friedrich III. über die Jagd dachte, erzählt Fr. Spielhagen im 1. Bande seiner Me moiren. Der damalige Kronprinz (es war 1867 nach einer Jagd, welche der Herzog von Koburg veranstaltet hatte). äußerte nämlich: „Ehrlich gestanden, dieser Massenmord macht mir keinen Spaß. Ich habe nach den ersten Minuten mein Gewehr abgegeben, mir einen Stock vom Zaune ge brochen, und bin so neben den Herren gewandert." v Die Heilsarmee legt ganz besonderen Wert auf die Gewinnung der Kinder. Wer von den Knaben und Mädchen sich der Sache widmen will, wird in den Liebes- bund ausgenommen. Dieser ist eine Vereinignng von Leuten bis zu 16 Jahren, die bereit sind, das „Liebesbund- gelübde" zu unterzeichnen und zu halten. Das Gelübde selbst lautet: „Ich verspreche mit der Hilfe Gottes, keine geistigen Getränke zu trinken. Ich will nicht rauchen, nicht fluchen, nicht stehlen, nicht Kartenspiel oder ähnliche Spiele treiben. Ich will versuchen, alle Menschen zu lieben und barmherzig gegen Tiere zu sein; ich will mich be streben, die Wahrheit zu reden und jeden Tag morgens und abends zu Gott beten." v Das Honorar der japanische» Aerzte. Von der finanziellen Seite des Aerzteberufes in Japan erzählt eine englische Wochenschrift einige interessante Einzelheiten. Ein japanischer Arzt wird niemals von einem armen Patienten ein Honorar fordern. Es gibt ein altes japanisches Sprichwort, das von der ärztlichen Brüderschaft Japans zum Gesetz erhoben worden ist, nnd das etwa lautet: „Wenn die bösen Zwillinge Armut nnd Krankheit ein Haus heimsnchen, dann ist der, der von diesem Hause einen Zoll erhebt, auch dann, wenn er frei willig gespendet wird, ein Dieb." Ter japanische Arzt be handelt den armen Kranken nicht nnr umsonst, er liefert ihm in der Regel auch die Medikamente, ja nicht selten unterstützt er sogar den armen Patienten. Es gibt nur sehr wenige Apotheken in Japan, daher verfügen die Aerzte auch über eine ziemlich umfangreiche Auswahl von Heil mitteln nnd Medikamenten im eigenen Hause. Aber selbst der reiche Mann, der in Japan die Kunst des Arztes an ruft, erwartet keine Liguidation. Eine Arzlrechnnng ist in Japan so gut wie unbekannt. Das stark ausgeprägte Ehrgefühl des Japaners macht es ihm zur Pflicht, den, Arzt beim letzten Besuche von selbst eine Entschädigung zu überreichen. Diese (stabe richtet sich nach den Verhältnissen des Patienten, aber säst jeder hat dabei den Ehrgeiz, den Doktor reichlich zu belohnen. Der Arzt nimmt daS Ge schenk entgegen, lächelt, dankt, nnd die geschäftliche Seite seines Berufes ist so in drei Sekunden erledigt. Literatur. Kominnnionandenken. Es ist eins der lieblichsten Kapitel des neuen Testamentes, die Erzählung von den beiden Jüngern, denen der Meister ans dem Wege nach Emmaus begegnete und selbst die beste Tröstung bringt. Es ist daher nicht verwunderlich, daß auch die Kunst sich des dankbaren poetischen Themas bemächtigt hat. Ein Tizian hat uns das aus Reproduktionen bekannte Bild „Das Mahl zu Emmaus" geschenkt, das ans dem Dogenpalast nach England entführt wurde. Franz Ittenbach hat sich an denselben Stoff gewagt. Nur ganz klein ist der Kreis der jenigen, die sich an dem Original erfreuen können. Tie moderne Reproduktionstechnik hat uns einen würdigen Er satz für das Originalgemälde geliefert, so würdig, wie eine Reproduktion überhaupt nur ansfallen kann. Der Kühlensche Kunstverlag zu München-Gladbach, der »ns schon so manches Herrliche bescherte, hat sich auch jetzt das Verdienst erworben, eine prächtige Kopie des Jttenbachschen Gemäldes herzustellen. Und recht glücklich ist der Gedanke, sie auch in Form von Kommunionandenken auf den Markt zu bringen. Das Bild, das uns am glücklichsten Tag? unserer Jugend verehrt wird, behält ja dokumentarische Bedeutung für unser ganzes Leben. Wenn in späteren Tagen unser Blick auf. die Schriftzüge des Pfarrers fällt, dessen Hand uns zum ersten Male den Leib des Herrn ge reicht hat, dann läuten wieder in unser Herz nnd unsere Seele hinein die festlichen Glocken des Weißen Sonntags. Kein Bild kann aber für diesen Tag passender erscheine», als die Wiedergabe der Szene, in welcher Christus selbst mit den armen Menschenkindern sich zu Tische setzt. „Herr bleibe bei uns", so ruft das Kindesherz am Tage der ersten heiligen Kommunion. „Bleibe bei uns auf dem Wege, der durch Sonnenbrand zum Ziele führt. An seiner gütigen Hand werden sie keine Mühsal des Lebens spüren." Alle diese Feinheiten des Gemäldes sind in den Reproduktionen durch den Kühlenschen Verlag sehr gut zur Geltung ge kommen. Darum sind auch diese farbenprächtige» Kopien ein neuer Beweis für die absolute Leistungsfähigkeit der Firma. Monatelang hat der Verlag das Jttenbachsche Original zur Verfügung gehabt, nur so konnte diese tech nische Vollkommenheit erreicht werden. Die Reproduktion kostet mit passender Aufschrift als Kominnnionandenken: In hochkünstlerischem Farbendruck Nr. 71, Größe 44X32 Zentimeter. 30 Pfennige; Nr. 71J/>, Größe 37X26 Zenti meter, 18 Pfennige; in gleicher Ausführung mit ornamen talem Goldrand: Nr. 70. Größe 44X32 Zenumeter, 30 Pfennige: in wirkungsvollem Tondruck mit breiter Gold umrandung: Nr. 70 K, Größe 44X32 Zentimeter, 24 Pfennige; in wirkungsvollem Tondrnck ohne Gold- umrahmnng: Nr. 70>/.8h 37X26 Zentimeter, 15 Pfennige. Außerdem sind noch Drucke ohne Aufschrift erschienen, die als Familienbild in passendem Rahmen eine künstlerisch wertvolle Zierde jedes Zimmers sein werden. In schwarzem breiten Museumsrahmen wirken sie wie Gemälde und kosten dabei eingerahmt 6 Mark, in schmalerem Rahmen 4 Mark. Kunst, Wissenschaft und Vorträge. I Dresden. Wochenspielplan des Residenztheaters vom 12. bis mit 18. Februar. Sonntag: Die Fledermaus Uhr), Der Rodelzigeuner (0,8). Montag: O Eva (V,8). Dienstag! Der Rodclzigcuner (V,8). Mittwoch: Das Sonntagskind (>/,4), Der Rodelzigeuner O/zH Donnerstag und Freitag: Der Rodel zigeuner O/28). Sonnabend: Das Sonntagskind st/,4), Der Rodel zigeuner ! Dresden. Das fünfte (letzte) Philharmonische Konzert findet Dienstag den 14. Februar abends V28 Uhr tm Siewerbehause mit Marie von Knor ring (Klavier! und Heinrich Knote. Königl. Bahr. Kammersänger statt. Orchester: (»IcmeibehauS-Kapelle. Leitung W. Olsen. Am Klavier: Karl Prctzsch. s Dresden. Konzert «Mitteilungen der Firma H. Vock, Prager Straße 9. Heute Sonntag den 12. Februar >/zl2 Uhr im Künstlerhause Matinee mit Werken von Hans Fährmann. Ausführende: Kammersängerin Rahm-Rcnnebaum (Alt), Doris Walde (Sopran), Kamme: virtuos Walter Bachmann (Klavier). Hofkonzerlmeister Paul Wllle (Violine), Kunmermusikus Stenz (Cello). Am Klavier: Ter Komponist Morgen Montag den 18. Februar abends >/,8 Uhr im Palmengarten einziger Klavierabend von Boris Kamtschatoff. Vereinigung der Musikfreunde. In dem Stnfonie- konzcrt am IS. Februar findet die Uraulsührung von Alwin Kranichs Rhapsodie amorioaiia. Nr s statt. Der Komponist wird sein Werk persönlich dirigieicn. Spielpla» der Theater i« Dresden. KSuigl. Operuha«». Sonnlog: Der Nosenkavalier. Anfang 7 Uhr. Montag: Tristan und Isolde. Anfang '^8 Uhr. WYnigl« Wchtmspielhaus. Sonntag: Kyritz-Phritz. Anfang '/z8 Uhr. Montag: Wallensteins Lager, Die Piccolomini. Anf. 7 Uhr. MlestLe»zt?:rcrter. Sovnt.-ig nachm. Uhr: Die Fledermaus; abends >/,8llhrt Der Rodelzigeuner. Montag: O Eva. Anfang V28 Uhr. Zentral «Theater. Sonnabend und Sonntag nachm, Uhr: ZeppelinchenS Reise zum Christkind; abends: Der Gras von Luxenburg. An fang 8 Uhr. Montag: Der Graf von Luxenburg. Anfang 8 Uhr. Bolkswohl-Theater. (Ostra-Allee, Eingang Trabantengasse.) Sonntag, nachm 3 Uhr: Schneewittchen: abends Uhr: Das Stiftungstest. Montag: Götz von Berlichingen. Anfang l/28 Uhr. Konzerte. Königl. Belvedere Aut Uhr. ! Zoologischer Garten (Herrmanu) Gewerbehaus (Olsen) 8 Uhr. j 5 Uhr. BariölW. Biktoria-Salun Anf. 8 Uhr. Tivoli-P. unksaal Auf. '/^ Uhr Künigshof (Strehlen) Ans '^9 LymianS Thalia-Theater 8,20 U. Deutscher Kotier (Pieschen) 8 Uhr Musenhalle Löbtau Anf. 8 Uhr LvieHl-rk d"L Tsk>.'ater irc v.eihrziz, Neues Tb»ater. Sonntag: Der Freischütz. Montag! Die relegierten Studenten. — üUes Tt,.'ai"-r. Sonntag nachm.: Die goldene Gens; abends: Glaube und Heimat. Montag: Die schöne Riseite. — . Sonntag nachm.: Dorf und Stadt; abends: Die Logenbrüder. Montag: Sommerspuk. — Neues -Toeate, (ckentcal«Theater'. Täglich bis Montag: Das Musikantcnmädel. Sonntag nachm.: Das Puppen mädel. Marktpreise zu Kamenz am 9. Februar 1911. Höchster I niedrigster Preis st ,,.st^ Preis SV Kilo 4 4 4 Korn . . . Weizen . . 7 9 20 SO 7 9 10 30 3 — Gerste . . . 8 70 7 -tO Stroh SS — Hafer, alter . — — — so — do. neuer 7 75 7 so Riitier 1 Kilnt höchster Nulter 1 Kilo Erbsen . . SO Kilo L so Hcidekorn. . 9 — 8 so 2 80 Hirse . 17 — IS — l7 so Kartoffeln . 3 — — — Eier Stück 8>/, Pfennige. Abonnenten der Sächsischen Volkszeitung Dresden-A., j>Mnitzev Steatze HS werbet weitere Abnehmer, verlanget Probenummern oder sendet Adressen von Mitbürgern ein, von denen Ihr annshmt, -atz ste auf christ lich«»« Vobsn st«h«n und «in christlich«» Vlatt beziehen können. Inserenten haben an der Sächsischen Volkszeitung Dresden »A., jpillnitzev Stratze HS ein nicht zu unterschätzendes )nsertio„ssrga««. Die weite Verbreitung, sowie der Umstand, das; die Zeitung in vielen Vereinen von Hand zu Hand geht, wodurch der Leserkreis bedeutend größer als die Auflage ist, verspricht sicheren Erfolg. — Da schwindelhafte Anpreisungen streng ferngehalten werden, genießen unsere Inserenten das Vertrauen der Leser. — Inserate werden billigst berechnet, bei öfteren Einschaltungen entsprechenden Rabatt.