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Drittes Blatt Nr. 82 Sächsische V-lkszeitung vom 9. April 1911 Der richtige weg. DaS Verbandsorgan der katholischen Arbeitervereine (Sitz Berlin) weist in Nr. 16 vom 9. April in Nachdrucks- voller Weise auf die Hauptaufgaben der gewerkschaftlichen Organisation des Verbandes hin. Es ist leicht die Gefahr vorhanden, daß einzelne Mitglieder der katholischen Ar beitervereine mehr die Krankenunterstützungs- und Sterbe kassen als den wesentlichen Zweck ansehen. In einem Ar tikel, betitelt „Ter richtige Weg" führt daher das Verbands organ aus: „Unsere Arbeitervereine werden um so segensreicher wirken, je schärfer sie bei allen Maßnahmen ihren letzten und eigentlichen Zweck im Auge behalten: die Beeinflussung der Arbeitsverhältnisse nach den Grundsätzen der katho lischen Weltanschauung. Unsere Arbeitervereine sind also nicht in erster Linie dazu da, um den Mitgliedern, die nicht mehr im Arbeitsverhältnis stehen (Arbeitslose und Kranke), m Lagen der Krankheit und bei Sterbefällen Unter stützungen zu gewähren; eine Arbeiterorganisation hat nicht in erster Linie den Zweck und die Aufgabe, für Einzelfälle und Einzelbedürfnisse von Kranken und Bedürftigen zu sorgen, sie soll vielmehr auf breiter Grundlage die Lcbens- und Erwerbsverhältnisse für den ganzen Stand als solchen heben. — Warum sind wir aber dennoch gezwungen, soviel über Krankenunterstützungen und Sterbekassen nachzu denken? Weil die wirtschaftliche Lage der Arbeiterschaft im allgemeinen eine solche ist, daß sie sich Uber die Tage der Krankheit nicht allein Hinweghelsen kann, weil ein Sterbefall in einer Arbeiterfamilie neben der seelischen Trauer auch meist noch gleich die Frage bringt: wie bringen wir den Toten anständig unter die Erde? Weil das be dauerlicherweise so ist, so muß eine Arbeiterorganisation leider auch darauf Rücksicht nehmen, sie muß entsprechende Kassen haben. Wollte sie aber darin ihre Tätigkeit er schöpfen, so würde sie das Uebel verkleistern, aber nickst heben. Das wäre genau so, als würde man einem Kranken behilflich sein, sich im Bett aufzurichten, wenn man ihn von der linken Seite auf die rechte legen oder mal vom Bett in einen Sessel ans Fenster tragen würde. Das alles ist gut, ist schön, aber damit ist dem armen Kranken nicht geholfen Er muß dahin gebracht werden, daß er das alles ans eigener Kraft kann; er muß — und das paßt hier einmal wörtlich — auf eigenen Füßen stehen können. — Genau so ist es mit der Arbeiterbewegung. Es müßte die wirtschaftliche Lage des Arbeiters so gehoben werden, daß er in der Lage wäre, sich selbst über die Tage der Krankheit hinwegzuhelfen. In diesem Sinne muß deshalb auch eine Arbeiterorganisation tätig sein. Sie wird darum, auch wenn sie aus einer ge meinsamen Kasse den Mitgliedern in Zeiten der Not und Bedrängnis Hilfe leistet, zunächst immer wieder darauf Hinweisen, daß hierin nicht der Hauptzweck der Vereine und des Verbandes zu erblicken ist, sondern in der auf die Be einflussung des Arbeits Verhältnisses hin zielenden gewerkschaftlichen Betätigung. — Dieser Gesichtspunkt muß auch in der Agitation in den Vordergrund geschoben werden, und sollten sich Kollegen zum Eintritt melden, denen es anscheinend nur um eine allenfallsige .Krankenunterstützung zu tun ist. so müßte diesen eben gleich von Anfang an oder doch bald nachher die nötige Klarheit verschafft werden. Wir sind sogar der Mei nung, daß dann, nach gegebener Aufklärung, die Kollegen nur uni so lieber zu uns kommen werden. Sehen sie doch, daß es uns ernst ist mit der Erfüllung unserer Aufgaben, daß wir nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sondern ganze Arbeit leisten wollen." Vermischtes. V Wien zählte nach der letzten Volkszählung der Umgangssprache — also nicht der Nationalität als solcher nach — 1 727 000 Deutsche, 98 461 Tschechen. 9726 Polen. 1432 Ruthenen. 1118 Slowenen, 377 Serbokraten, 979 Italiener, 123 Rumänen und 206 Magyaren. Ausfallend und im Sinne der nationalen Assimilation lebhaft zu be grüßen ist die Verminderung des tschechischen Elementes in Wien, welches gegenüber dem Jahre 1900 einen Ausfall von rund 4000 Personen zu verzeichnen l,at. Dem Reli gionsbekenntnis nach zählt Wien jetzt 1 763 375 römisch-katholische. 3723 griechisch-katholische, 126 armenisch katholische, 1969 altkatholische, 4476 griechisch-orientalische, 64 726 evangelische A. K., 11 128 evangelische H. K. Ein wohner, 843 Anglikaner, 176 318 Israeliten, 388 Moham medaner, 4766 Konfessionslose. Die gesamte männliche Be völkerung betrug Ende 1910 947 102, die weibliche 1067 837 Personen: hierzu noch Militär mit 26 560 Personen, gibt eine Gesamtbevölkerungsziffer von 2 031 498 Einwohner. v Die deutschen Heringsfischerei-Gesellschaften hatten im vergangenen Jahr noch einer vom Direktor der H.-F.-G. Elsfleth (Oldenburg) veröffentlichten Statistlk einen mit 186 Segelloggern, 68 Dampfloggern, 16 Dampfern und zwei Motorloggern erzielten Totalsang von 373708 Faß Heringen im Werte von 11500000 Mk. Vor zehn Jahren, im Jahre 1900, betrug das G.'samtresultat mit 110 Segelloggern und acht Dampfern 92430 Faß mit einem Erlös von 3420000 Mk. Die Ausbeute der deutschen Heringsfischerei hat sich in zehn Jahren also fast ver vierfacht. 1898. Schramm § kcblermever. Dresden 8ss8tl-. 18 WlllLlSkliolSl) ?il-N3I8vllS 8116 2 von 4 I>sg. SI>. l.snäkau88li-. 27 212 ZOO Sorten Tixaretten. U kaucktabake IMusikalivi, alle? krl, schulen, und antiquarisch, ttumonisl. 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Mitglied katholischer Vereine., 100 „Bist du deiner Leute sicher?" sagte eine Stimme. „Ja, sie erwarten nur das Signal, um zu handeln, nicht ein Belatti wird entkommen." „Das Signal muß abgewartet werden. Der Nana ist fort, um seine:, Freunden Instruktionen zu geben; er hat mich beauftragt, an seiner Stelle alles zu leiten, höre mich also: Der Generalgouverneur von Indien wird er- wartet; wenn er nicht kommt, wird Lord Belfort, sein rechter Arm, gewiß er scheinen; sie müssen unbedingt mit unter den zu Tötenden sein, gib daher vor ihrer Ankunft keinen Wink. Du kennst sie, wenn sie die Ehrentreppe erstiegen haben werden, dann ist der rechte Augenblick gekommen. Siehst du jene Palme, deren Stamm mit Feuerwerkskörpern beladen ist? Du wirst die mit Pulver gefüllte Röhre in Brand stecken, wodurch das Feuerwerk entzündet wird. Auf dieses Zeichen hin werden deine Leute ihre Aufgabe erfüllen. Hast du verstanden?" „Ja, es wird alles dem Willen des Nana gemäß geschehen." Avremont wagte nicht zu atmen. Er wartete, bis die zwei Männer sich entfernt hatten, suchte unter dem Laubwerk die bezeichnete Röhre, und seinen Dolch zur Hand nehmend, schnitt er dieselbe an mehreren Stellen entzwei; dann füllte er der größeren Sicherheit halber das Schlüsselloch der Türe, durch welche die zwei Diener des Nana eingetreten tvarcn, mit Erde aus. Eine halbe Stunde verfloß, er war nicht außer Sorgen. Endlich hörte cr das Orchester das „Ood 8i,v<? Nie czuaen" intonieren; in diesem Augen blick sprühten Funken unter dem Rasen, aber sie erlöschten wieder, und keine Flamme schlug von der Palme empor. Bald verminderte sich das Geräusch des Festes, die Sonne vergoldete den Horizont, und die Wagen trugen die Engländer, welche keine Ahnung von der Gefahr hatten, der sie entronnen waren, von dannen. Gaston, erfüllt von dem süßesten Bewußtsein, ein schreckliches Verbrechen verhindert zu haben, erzählte Souradjah. was vorgefallen war. „Dank dir," sagte der Indier, „ist unsere Sache nicht durch ein Ver brechen entehrt worden, das ihr einen unauslöschlichen Makel aufgedrückt hätte. Dieser Mann ist ein Unhold, aber glücklicherweise hängt es nicht von ihm ab. diejenigen zu entehren, welclp.' bereit sind, ihr Blut für die Befreiung Indiens zu vergießen. Jetzt heißt es Vorsicht gebrauchen. Hüte dich, ein Wort über das zu äußern, was du gesehen und gehört hast. Verlassen wir diese verfluchte Behausung vor der Rückkunft des Nana." Die Zeick>en. welche ihnen den Eintritt in das Schloß zu Bithur ver schafft hatten, ermöglichten es ihnen auch sogleich nach der Abfahrt der Gäste zu verlassen, auch sie empfanden das Gefühl der Erlösung, als sie sich auf freiem Felde befanden. Das Rechtlichkeitsgesllhl Gastons war empört; er wußte indes nicht alles; er wußte nicht, daß der Nana nicht deshalb aus seinem Palais fort war um daS Blutbad zu fördern, sondern um die Verantwortlichkeit für die Niedermeheluna auf seine Gäste wälzen zu können; alle seine Maßregeln waren getroffen gewesen, damit er je nach den Umständen sich die Ehre des Attentats hätte zuschreiben oder eS den Gästen hätte aufbürdcu könnew - 97 — Dieser Nana war für Avremont nicht von Interesse, aber er war den Häuptern der Verschwörung, die damals in Indien angezettelt wurde, wohl- bekannt. Dhandu-Paet war der Adoptivsohn Bagi-Raos, des Ex-Peischwah von Punnah. Nun aber bedingt in den indischen Traditionen die Adoption den gleichen Titel wie der, welcher aus der Blutsverwandtschaft resultiert und verleiht dem Erben Rechte, welche niemals anzufechten sind. Tie Pension von 2 Millionen Franken, welche die Kompanie Bagi-Rao bezahlte als magere Entschädigung für die Gebietsteile, welche man ihm entrissen hatte, mußte also Dhandu-Paet zugute kommen. Indes wurde sie nach dem Tode deS ersteren eigenmächtig abgeschafft. Diese Tat rief in den Herzen der Indier ein fast ebenso schmerzliches Empfinden hervor, wie die Plünderung der Herrscher von Oude. Alle, welche Dhandu-Paet kannten, wußten, daß er nicht der Mann war. zu verzeihen. Jedoch ließ er sich keinen Groll merken. Die Engländer er fuhren in seinem Schlosse eine herzliche Ausnahme. Tie Feste, welche er ihnen gab, wurden häufig wegen ihrer Pracht genannt; bei ihren Tigerjagden machte er mit ihnen verwegene Angriffe, nahm an ihren Pferderennen teil, sprach mit ihnen und auf der großen Promenade zu Kalkutta, wo die hohe britische Gesandtschaft sich meist nach Sonnenuntergang zusammenfand, um die erfrischende Meeresbrise einzuatmen, sah man ihn oft mit einem feurigen Pferde herumtummeln, Händedrücke mit höheren Offizieren wechseln und die Damen mit der Höflichkeit eines vollendeten Gentlemans grüßen. Tie Sonne sandte ihre versengende Glut herab, und in ihren Strahlen glitzerten die metallischen Knöpfe der Türmchen, welche die Festung über ragten, wie Diamanten. Zu dieser Stunde suchten Menschen und Tiere Schutz gegen die Hitze. Indes schienen einige in der Ebene zerstreute Indier an schattigen Plätzen, die hier eine Seltenheit waren, zu schlafen. Ein Signal, das weiter befördert wurde, kündigte die Annäherung der drei Fremden an, so daß diese bei ihrer Ankunft einen Diener vorfanden, der sie erwartete. Nachdem letzterer einige Zeichen und Formeln mit ihnen gewechselt hatte, führte er sie zu einer in den Felsen gehauenen und so engen Trepp«, daß auf derselben nicht zwei Personen nebeneinander gehen konnten. Nach einem langen Aufstieg hieß er sie in ein Gemach treten, dessen Ausstattung auf schwelgerische Gewohnheiten schließen ließ. Ringsum standen DiwanS. kostbare Matten bedeckten den Boden, Blumen von unendlicher Mannigfaltig keit füllten reizend geformte Vasen aus und hingen entweder traubenförmig herab, oder zogen sich in Gewinden an der gewölbten Decke hin. Die Möbel waren mit herrlichen Gegenständen bedeckt. Von diesem Zimmer führten einige Stufen auf eine Plattform, wo man eine üppige Vegetation von Magnolien und Jasminen zu sck)affen gewußt hatte. Viele zierliche Sträucher wuchfen auf der Erde, die man dahin gebracht hatte, und Springbrunnen erfrischten die Luft. Während die neuen Ankömmlinge die Einzelheiten dieses ZimmerH betrachteten, welches Stoff zu einer Menge von Beobachtungen bot, nähert» sich ein Mann, ohne daß ein Geräusch seine Gegenwart verraten hatte und lichtete den muselmanischen Gruß an sie: „Möge Gottes Segen über meine Gäste he»'v*-. - ^ „Um di» Krone des Großmoguls," ^