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Nr. 8L — H O. Jahrgang Sonnrag den V. April IVll^ iWscheNolks rrlchkiitt täglich oachm. Mil Ausnahme, der Sonn, und Festtage. vuSaabr L mit .Die Feit in Wort und Bild' dierlclstibrlich ie.1V ^ Ja Dresden durch Boten »,4V In ganz Deutschland srei Haus ir.liik in Oesterreich 4 41 kl. »luSgab« » ohne illustrierte Beilage dierteliiihrlich > ,dlv ^1. In Dresden durch Bolen il.lv In ganz Deutschland srei Hau» ».«« X: in Oesterreich 4,V7 L - Einzel-Nr. 10 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die "gespaltene Petitzeile oder deren Raum ont II» 4> Reklamen mit !»v ^ die Zeile berechnet, bei Wiederholuiige« entsprechenden Rabatt, Vuchdruikeret. Redaktion und vieschäftsftell«: Dresden, Villnitzer Ltrasie 4N. — Fernsprecher ISVB FiirNülkgabc unverlangt. Lchriftstiiike keine Verbindlichkeit Redaklious Sprechsiunoe: 11 bis IS Uhr. Loiiolrnlarlvn, dlarripan n: Lttrappon otv. vtv. «8V»« «I» « «8V«R »^8dkV irr ^roisla^o in ^roüvr 0»tee-I'eÜM«»1Itite>»eI>«», nicr«» vte. xvsokmaokvoll IQ nllsn vox in r»1Ion ötaclthttilon. 1461 kegi 8aveulorum! Dem Könige der Ewigkeit jauchzt heute man entgegen: Hosanna! Venediktus! „Hochgelobt, der du kommt im Namen des Herrn!" So ist noch kein König empfangen worden, so schlugen noch nie einem Fürsten die Herzen entgegen. „Erhebet euch, ihr ewigen Pforten, und cinziehen wird der König der Herrlichkeit!" Glückliches Jerusalem! Glückliche Kinderschar! Wer mag euch ge- offenbart haben: „Siehe, dein König kommt!" Heiliger Tag! Dich haben Patriarchen und Propheten im Geiste geschaut. Nach dir haben sie verlangt mit der Glut ihrer Gott liebenden Seele. „Ausbreite ich meine Hände hin zu dir: »'.eine Seele ist wie wasserloses Land." Palmsonntag! So immer, so alle Tage, io sollte wohnen und thronen in ihrer Mitte der Herr. Ihm allein e Ehre! Nos;! «naciilariim, dem Könige der Ewigkeit! Lag des Heiles und der Gnade! Frühling war es ge worden in dem kalten Herzen der Juden. Weinstock und Neben grünten und blühten. Die große, gewaltige Stadt war wie e i n Blumengarten, wie ein herrliches Gedicht und ein einziges Lied von überströmender Freude. Bis in dre einsamsten Höfe drang der Jubel: Hosanna! Venediktus' Auf ihrem Schmerzenslager hörten es die .Kranken, die Müden und Matten. „Venediktus!" so ging ihr stiller Segen zum Herr». „Venediktus!" so kehrte er zurück. Mühselige zu erquicken. Und über die Kranken, die Müden und Matten beugte sich eine Lichtgestalt. War es ein Grus; der Abendsonne? War es der Herr, die ewige Wonne? -- Der König ist vorüber. Verklungen sind die frohen Lieder, verweht der Palmen grüner Schmuck. Jahrtausende liegen zwischen ihm und uns. Doch wenn der Jahrestag des Einzuges kommt, strahlt auf des Herrn Königskrone, der Demant seiner Liebe funkelt, und die Rufe werden wach: Hosanna! Venediktus! Zum Greifen nah und wahr ist alles. Tausend Jahre erscheine» wie ein Tag, und die Tra gödie von dem Ewigen, „der kam in sein Eigentum", geht wieder über unsere Erdenbühne. „Wenn doch auch du es erkenntest . . .!" Das Evan gelium des Palmsonntages, weit von uns im fernen Jeru salem, ist das Evangelium unserer Seele. W i r sind ge meint, wir sind angeredet und getroffen: „Wenn doch auch du es erkenntest . . .!" Bis zum großen Palmsonntag, bis znm ewigen Vcne- diktus — und wenn es tausend und aber tausend Jahre wären — ist nur ein Tag. Ein Tag und ein Schicksal! Jerusalem, in deinem Namen liegt der Seele und ihres Heilandes Bild und Gleichnis! Wer das in der ganzen Tiefe verstanden hat, mag Wohl still und bang und traurig beten: Kaxi nnaenlnrum, dem Könige der Ewigkeit 8. Der Antimodernisteneid lm preußischen Herrenhause. Nun hat auch das prcnszische Herrenhaus sich dem Willen der Führer des Evangelischen Bundes gefügt und eine Debatte über den Modcrnisteneid veranstaltet. Ver anlassung dazu war eine Interpellation der Abg. Reinke und Genossen. Graf Bork machte am Donnerstag den Vor stoß. Gestern antwortete Kardinal Fürstbischof D r. Ko pp. Seine Rede zeichnete sich durch vornehme Ruhe und Sachlichkeit aus. Der Redner anerkannte, daß Graf Bork seine Erörterungen in sachlicher Weise gehalten habe Nur könne er sich mit de» Ausführungen nicht ganz einver standen erklären. Der Antimodernisteneid enthalte zunächst nichts neues, wie Graf Bork behauptet. Formell ist er das selbe, was die kirchlichen Verpflichtungen schon jetzt lagen, und wie sie sich in den Statuten der katbolischen Universi- tätsfakultäte» finden. Jeder, der zum Lehramte der Kirche zugelassen wird, ist verpflichtet, der ersten kirchlichen Stelle zu erklären, daß er nach de» Grundsätzen und Lehren der Kirche unterrichten will. Die bisherige Form dieser Vor pflichtnng war die sogenannte ottnloim» Dl >«>«'» t in». Der Papst hat es für notwendig gehalten, diese Form der Ver pflichtnng mit einer seierlichen Weihe zu umgeben. Er be gründet die Notwendigkeit dieser seierlichen Form der Ver pflichtung mit den Vorgänge» in der katholischen Kirche selbst. Seine» Argwohn hat es erregt, daß sich in der Kirche Strömlingen geltend mache», die unter scheinbarer Zustim mung und mit zweideutigem Redensarten ihren Widerspruch gegen die kirchliche Glaubenöwahrheit zn verschleiern suchen. Deshalb bat er geglaubt, eine feierliche Bindung der Per pflichtung eiuführen zu müssen. Die katholischen Mitbür ger haben geglaubt, daß dies eine rein kirchliche Angelegen heit sei. und sind verwundert, daß der Antimodernisteneid össte Lsiru^üguslls! ,7,. ist 1^81808 II 11 n « von M .Knrli VN /vuüwLtil, ßUnsl-isssv Xi»«xsnrndt»11.! SIlot-l'lLiio«t 1 NVIII XNA«NIt« : Ilttd iS »«8 irr zu so viel Beunruhigung Anlaß gegeben hat. Die Pro fessoren der Universitätsfakultäten sowohl als der bischöf lichen Lehranstalten, sowohl diejenigen, die den Eid geleistet haben, als diejenigen, die sich davon znrückgehalten haben, nach der Ausnahmestellung, die ihnen der Heilige Stuhl gewährt hat, erklären offen und klar, daß der Eid keine neue Bindung enthalte »nd das; er ihnen keine neue Verpflich tung auferlegt, daß sie im Gegenteile nicht gehindert seien, ihren Lehraufgaben und ihren wissenschaftlichen Forschungs arbeiten nachznkomnien. Ich glaube doch, daß es nicht an gängig ist, diesen ernsten Männern, die von der Staats- rcgierung selbst in die Stellung hineingewiesen sind oder mit ihrer Zustimmung diese Stellung wahrnehmen, zn un terstellen, daß sie diese Erklärung im Widerstreite mit ihrer Ueberzengung und nicht in voller Aufrichtigkeit abgegeben hätten. Ich komme noch zu etwas weiterem. Der Papst hat dieses Gesetz für dis ganze katholische Christenheit erlassen. Er hat die Lehrverpflichtung mit dieser Feier umgeben und kann von dieser Lehrverpflichtung niemanden ausneh men, auch nicht die Professoren der theologischen Fakultät. Er hat aber auf die Stellung, die diese einnehmen - und ich will hinzusetzen, auf gewisse Vorurteile — Rücksicht genom men, er hat sie von der Verpflichtung ausgenommen und ausdrücklich erklärt, daß sie keinerlei Dispens mehr bedür fen, sie machten nur von dem Rechte Gebrauch, das ihnen der Heilige Stuhl gegeben habe. Das sind Erklärungen, die der Papst zu wiederholten Malen auch mir gegenüber — abgegeben hat. Ich meine, daß auch der päpstliche Ge sandte ähnliche Erklärungen vom Heiligen Stuhle erhalten hat. Daraufhin haben die Professoren der katholischen Fakultäten sich der Eidesleistung enthalten, nicht »veil der Eid etwas enthält, waS sic nicht leisten könnten, sonder» aus Rücksicht auf die Stellung, in die sie eingcglicdert wor den sind. Diejenigen aber, die zugleich ein kirchliches Amt bekleiden, haben sich der Eidesleistung nicht entziehen können. Man hat bei dieser Gelegenheit davon gesprochen, daß die Würde der Universitäten dadurch geschädigt werde. Das kann man aber doch nur sa> n, wenn in dein Eide eine Ver letzung der StaatStrene od-r der Ausgaben der Universi täten gesunden werden kön:te. Der Papst hat wiederholt erklärt, daß der Eid ein innerkirchliches Gebiet berührt und so ist es in der Tat. T r Papst hat die Pflicht und das Recht den katholischen Gla ibensschatz vor Abweichungen zu bewahren. TaS ist eine Pflicht, der er sich nicht entziehen kann. Er hat von diesem Rechte Gebrauch gemacht und wer - Laie oder Geistlicher — katholisch sein will, kann sich der Anerkennung dieser P licht nicht entziehen, auch nicht die Lehrer an den katholischen Fakultäten. Nun, meine ich, wäre das eine Angelegenheit, die weder die nichtkatholischcn bürgerlichen Kreise berührt, noch auch die Arbeiten der übri gen Disziplinen an den Universitäten irgenwie behindert. Deshalb hat auch die jetzige Stnatsrcg'ernng sich nicht i» die kirchlichen Angelegenheiten eingemischt und ist weit da von cintfernt, kirchliche Richtungen, die nicht korrekt sind, in ihren Schutz zu nehmen. Sie hat deshalb auch nicht dw Leistung des Antimodernisteneides verboten, was sie ja nicht konnte, »veil nicht nachgewiese» werden kann, daß dieser Eid die staatliche Treue verletze. Nun kann man ja in einem Punkte vielleicht einen Wunsch haben, der hätte er füllt werde» müsse». Vielleicht wäre cs angemessen ge wesen, der Regierung die Aendernng der Verpflichtung zur Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses für die Professoren an den katholischen theologische» Fakultäten anzuzeiaen, aber der Papst hat nur das kirchliche Gebiet allein im Auge gehabt und jede Reibungsflächc dadurch zu beseitigen gesucht, daß er die Universitäts-Professoren von der Leistung des Eides ausnehmen ließ. Was nun die Würde der Universitäten angebt, so liegt doch manctieS Mißverständnis vor. Von einer unbedingten, unbeschränkten Voraussetzungslosigkeit und unbeschränkten Freiheit der wissenschastlichen Forschungsarbeit zn sprechen, ist man beute schon abgekommen. Diese Freiheit existiert nirgends und hat nirgends existiert, was ich kurz zu be- weisen mir erlauben werde. Die wissenschaftliche Tätigkeit ist von vielen Seiten begrenzt. Ich will zunächst nur daran erinnern, daß sie begrenzt ist von dem Zwecke, dem sie die nen soll. Sie hat ihren Zweck in sich selbst. Aber dieser jsiveck ist doch immer derart, daß er in gewisser Beziehung die Wissenschaft beschränkt und zwar gerade auf dem Ge biete, das sie zu bearbeiten hat. Eine andere Beschränkung liegt in der Beschränktheit der menschljchen Erkenntnis überhaupt, in der Endlichkeit de- menschlichen Lebens. deS menschlichen Wesens. Wir mögen in unserer geistigen Ar beit unsere Blicke »roch so U^it schuvifen lassen, es kommt immer die Grenze, wo das Schauen unklar wird und wo wir auf Hypothesen angewiesen sind. Nun sind die Hypo these» gewiß ein wichtiges wissenschaftliches Hilfsmittel, aber Hypothesen zu Tatsachen und zu Wahrheiten umzuge stalten. geht doch nicht an. Also hierin liegt auch eine Be schränkung der wissenschaftlichen Arbeit. Tann wird die wissenschaftliche Tätigkeit auch beschränkt durch das Er kenntnisobjekt. Da komme ich auf eine Frage oder eine Sache, in der ich mich mit Herrn Professor Reinke vollstän dig in Uebereinstimmung befinde. Herr Professor Reinke lehrt und hält fest an der Weltwirklichkeit, an der real- objektiven Erkennbarkeit, so viel Konzessionen er auch immer der kantianischen Philosophie macht. Er nimmt an. daß durch das Erkenntnisobjekt die Erkenntnis selbst beschränkt wird, und er findet nicht darin die Unwissenschaftlichkeit- daß man sich an das Objekt anschließt und von ihm ab hängig ist. sondern in der Beimischung von subjektiven Ele menten. Herr Professor Reinke nennt das inenschliche Be wußtsein den Erkenntnisgesichtswinkel und setzt hinzu. Jeder trägt in seinem Geiste seine Wahrheit. Er meint allerdings und hält daran fest, daß es auch absolute Wahr heiten gibt, und er rechnet dahin die Mathematik. Wir gläubigen Christen haben aber auch noch eine andere abso lute Wahrheit, das sind die religiösen Wahrheiten. Herr- Professor Reinke hat somit den cartesianischen Grundsatz einer absoluten Vorurteilsfreiheit und Vorurteilslosigkeit aufgegebe». Die Menschen sind in der Erkenntnis der Dinge um uns her nicht unbeschränkt. Wir müssen uns mit einer ehrlichen und rastlosen Arbeit im geistigen Leben begnügen. Wenn es nun absolut unmöglich ist. bei der wis senschaftlichen Betätigung gewisse Gesichtswinkel auszu schließen, wie ist es dann möglich, daß man bei der Theo logie den religiösen Gesichtswinkel anschließen kann? Ver dienen diejenigen, die gleich ihren Kollegen mit anderen Gesichtswinkeln mit diesem religiösen Gesichtswinkel arbei ten, den Vorwurf, daß sie des Lehramtes unwürdig und un fähig seien? Herr Professor Reinke sagt in seinem schönen Werke „Tie Welt als Tat": „Unter allen Umständen ist auch im Bereiche der Wissenschaft die Freiheit der Gedanken, der Ueberzeugung unser höchstes Gut, das wir uns nicht ver kümmern lassen, aber auch niemand anders verkümmern dürfe». Unduldsamkeit ist das Zeichen einer schlechten, nur durch äußere Machtmittel geschützten Sache, die Toleranz das Zeichen einer guten Sache, weil sie auf dem Fundament der Gerechtigkeit beruht." Nun möchte ich seine Kollegen und ihn besonders bitten, diese Toleranz auch den Tbeo- logieprofessoren zu erweisen. Wenn Graf Bork das Weiterbestchen der katholisch- ibeologischen Fakultäten gewünscht habe, so entspreche daS auch dem Wunsche der katholischen Bevölkerung, für die diese Fakultäten ein Wahrzeichen der paritätischen Behand lung seien, die auch mit den Pflcgestätten der allgemeinen Bildung in Verbindung bleiben müßten. Auch die Bischöfe ständen auf diesem Standpunkte und bäten dringend, nicht an den katholisch-theologischen Fakultäten zu rühren. Er selbst habe sich an die höchste leitende Stelle der Kirche ge wandt und auf seine Frage die Antwort erhalten, man habe nicht daran gedacht und denke nicht daran, die ideologischen Fakultäten für überflüssig zu halten und durch Seminare zu ersetze». Die Schlußfolgerungen, die Graf Bork au- den übri gen Dekreten des Papstes aezogen habe, seien unzutreffend, diese Dekrete beträfen nur rein kirchliche Angelegenheiten. Hätte man diese Dekrete dem preußischen Gesandte'-, vorher mitaeteilt, so würde man sie allen Gesandten haben Mittei len müssen, und das wäre darauf binausgekommen. ein neues Plazet einzufübren. Was insbesonderes das Dekret über die erste beilige Kommunion der Kinder betreffe, so habe der Papst die Bischöfe ermächtiat. die Anaelegenheit in aller Eintracht und in pollem Einvernehmen mit der StaatSrcgiernng zu behandeln. Das Dekret über die Amo- tio» der Geistlichen enthalte auch nichts neues. Der Papst sei berechtigt gewesen, zum Schutze des Glaubens gegen Modernismus. Materialismus und verschleierten Pantheis mus vorzugehen. Dadurch werde an dem Verhältnis der katholischen Mitbürger zum Staate und zu den ?t>angeli- schen Mitbürgern nichts geändert. Den Schlußappell des Grafen Bork von Wartendurq beantwortete Kardinal-Fürstbischof Kopp in wirksamer Weise mit einer Erklärung, die er ini Namen nicht nur der Bischöfe, sondern auch der Katboliken Preußens abgab. Die selbe betonte in erster Linie, daß die katholischen Staats bürger die Ansicht vertreten, daß sich durch die neuesten Maßnahmen des Heiligen Stuhles in ihren Beziehungen zn ibren nichtkatbolischen Mitbürgern nichts geändert habe und daß die Katboliken an den nationalen Ausgaben nah wie vor positiv Mitarbeiten wollten. Von den Bischöfen war der Kardinal-Fürstbischof ausdrücklich autorisiert zu der Erklärung, daß der Episkopat in treuem Festhalten an den kirchlichen Grundsätzen und Aufgaben steks bestrebt sein werde, die Ausführung kirchlicher Anordnungen mit den auS den Aufgaben des Staates sich ergebenden Interessen. Ein richtungen und Gesetzen in Einklang zu dringen und z« er- halten. Dieser eindrucksvollen Rede des Kardinals folgte, na mentlich auf der rechten Seite des HauleS. lebhafter Bei fall: sie bildete den Höhepunkt der Tratte. Wohl behänd»