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Lonntag, den 26. Juli 1925 Nr. 179. Seite y Die Untersuchung -er Ursachen -es -rutschen Zusammenbruchs > Sechs Jahre Forschungsarbeit im Dienste -er Wahrheit Bon Dr. Albrecht Philipp. M. d. R Vorsitzender des 1. Unterausschusses des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses Der Bor sitzende des <1. Unterausschusses, der deutschnationale Abgeordnete Dr. Albrecht Philipp, erstattet im 1. Baude der grossen jetzt erscheinenden Publikation des Parlamentarischen Untersuchungs ausschusses den nachfolgenden aufschlussreichen Be richt über die sechsjährige Tätigkeit des für die Un tersuchung der Verantwortlichkeit am Zusammen bruch von 1918 eingesetzten Ausschusses. DBA. Auf Grund des Artikels 34 der Neichsoerfassung wurde gemäß einem Anträge des 8. <Bersassungs-> Ausschusses Drucksache 916) durch die Bersassunggebcride Deutsche National versammlung in deren 84. Sitzung am 20. August 1919 ein Un tersuchungsausschutz von 28 Mitgliedern eingesetzt zur Fest stellung: 1. welche Vorgänge zum Ausbruch des Krieges geführt, seine Verlängerung veranlasst und seinen Verlust hebbeigesührt haben, insbesondere: 2. welche Möglichkeiten sich im Verlauf des Krieges geboten IMe», zu Friedensbesprechungen zu gelangen, und ob solche Möglichkeiten ohne die erforderliche Sorgfalt behandelt worden sind; 8. ob im Verkehr der politischen Stellen der Reichsleitung unter sich, zwischen der politischen und militärischen Lei tung und mit der Volksvertretung oder deren Vertrauens männern Treue und Glauben gewahrt worden sind: 4. ob in der militärischen und wirtschaftlichen Kriegführung Massnahmen ungeordnet oder geduldet worden sind, die Vorschriften des Völkerrechts verletzt haben oder über die militärische und wirtschaftliche Notwendigkeit hinaus grau sam und hart waren. Dieser trat als 15. lUntersuchungs-) Ausschutz der Verfas sunggebenden Deutschen Nationalversammlung am 21. August 1019 erstmals zusammen und beschloss in seiner 2. Sitzung am 80. September 1919. die ihm zugewiesenen Aufgabe» aus 4 Un terausschüsse zu verteilen. Dem Anträge des Ausschusses vom 14. Oktober 1919 Drucksache Nr. 1187) entsprechend, genehmigte die Verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung in der 100. Sitzung am 16. Oktober 1919 die Einsetzung der geplanten Unterausschüsse. Entsprechend diesem Beschlüsse wurde vom 15. Ausschüsse dem aus diesem zu bildenden 4. Unterausschüsse folgende Auf gabe gestellt: „Aufklärung über die wirtschaftlichen Kriegsmatznahmen an der Front, im besetzten Gebiete, die völkerrechtswidrig > waren oder deren Durchführung, ohne einen besonderen mili- ' tärischen oder wirtschaftlichen Vorteil zu versprechen, eine für die betreffende Bevölkerung und deren Land nicht zu recht fertigende Härle mit sich bringen muhte." Der 4. Unterausschuß wurde am 2. Oktober 1919 mit fol gender Besetzung: Kahmann <SPD.), Dr. Meerfeld sSPD.f. Landsberg <SPD.), Diez <Z.), Schwarz sHessen, Z.), Dr. PhilipP D.N.V.) gebildet und wühlte znm Vorsitzenden den Abg. Lands- berg. An dessen Stelle trat am 15. März 1920 der Abg. Katz-n- stein. Infolge der Auflösung der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung am 21. Mai 1020 wuroen die Arbeiten des Untersuchungsausschusses abgebrochen. Nach der Wahl des Reichstags <1920—24) am 6. Juni 1920 wurde aber in der 7. Sitzung am 3. Inli 1920 ein neuer Untersuchungsausschuß ein gesetzt, und die begonnenen Arbeiten wurden in der bisherigen Weise wiederum 4 Unterausschüssen zugewiesen. Der neue 12. Untersuchungs-) Ausschutz bildete sich am 27. I,li 1920: der neue 4. Unterausschutz trat am 24. November 1920 erstmals zusammen und wählte zum Vorsitzenden den Abg. T. Dr. Kahl. Auch ln dem Reichstag 1920—24 kamen die Arbeiten des 1. Unterausschusses zu keinen» Abschlutz. Die Auslösung des Reichstags am 13. März 1924 zwang zu deren vorzeitigen Ab bruch. Ihre Wiedcraus:i«hme wurde aber, wie die der Arbeiten des 1. und 3. Unterausschusses, von dem neuen Reichstage <192!) in der 18. Sitzung am 25. Juli 1924 beschlossen. Am 30. August 1924 wurde der Gesamtausschutz als 19. <Un!ersuchungs-> Aus schutz neu gebildet und dessen Mitglieder wie vordem aus die Unterausschüsse verteilt. Wegen der Auslösung dieses „kurzen" Reichstags am 20. Oktober 1924 kam es nicht mehr zur Bildung des 4. Unterausschusses. Nach der Neuwahl des Reichstags am 6. Dezember 1924 wurde wiederum der Antrag auf Einsetzung des Untersuchungs ausschusses mit denselben Ausgaben wie das letzte Mai gestellt und in der 5 Sitzung des Reichstags am 14. Januar 1925 ange nommen. Demzufolge wurde am 21. Januar 1925 der 4. Unt r- ausschutz neu gebildet. Er wählte zum Vorsitzenden den Abg. Dr. Philipp. Geniäh dem Arbeitspläne des Untersuchungsausschusses Drucksache Nr. 2 des 15. Ausschusses der Bcrjassunggebcudeu Deutschen Nalianaiversammiluig) nwr diesem die Ausgabe ge stellt, die Untersuchung auf die Bcautwartung „bestimmter Fra ge»" zu richten. Es wurde ausdrücklich als „verfehlt" bezeichnet, iveuu der Untersuchungsausschuß nersuclu?» würde, „in chrono logischem Zusammenhang eine umfassende wissenschaftliche Un tersuchung aller Geschehnisse vorzunchmen". Es wurde eine „Enquete", nicht eine wisse-nscl-aflliche Abhandlung gefordert. Die Feststellung der Fragen und die Neihensoige ihrer Boantworiuug sollte nach polili'eheu Gesichtspunkten erfolgen, da das Volk ein Recht darauf hebe, „bestimmte Frage» zu kläre», um die sich das politische Interesse gruppiert". War mit dieser Ausgabe oes Untersuchungsausschusses dessen Tätigkeit eindeutig als eine politische gekennzeichnet, so sollte doch bei der Untersuchung mit wissenschaftlicher Gründlichkeit vorgegangcn werden. Der Ar beitsplan des Untersuchungsausschusses forderte di« BelMdluug der gestellten Fragen „in leidenschaftsloser Sachlichkeit und in erschöpfender Ermittlung des gesamien, den ursächlichen Zusam- incnhaug der Dinge erweisenden l a-bestandes, soiveit dafür in Deutschland die Voraussetzungen ^eben sind". Die Ausgabe bes Untersuchungsausschusses und seiner Un terausschüsse ivar durch diese „Richtlinien" auf eine breite *) „Die Ursachen des Deutschen Zusammen bruchs im Jahre 1918". Vierte Neil>e im Werk des Unter suchungsausschusses der Deutschen Verfassunggebenden National versammlung und des Deutschen Reichstages 1919—1926. Ver handlungen — Gutachten — Urkunden. Im Aufträge des Deut schen Reichstages. Unter Mitwirkung von Dr. Eugen Fischer als Generalsekretär und Dr. Walther Bloch als Sekretär des 4. Unterausschusses hernusgcgeben von Dr. 'Albrecht Philipp, M. d. R., Vorsitzendem des 4. Unterausschusses. 3 Bände. 1. Band: Verhandlüngdbericht, Stenographische Protokolle, Ent- schlietzungen usiv. 2. Band: Gutachten des Sachverständigen Oberst a. D Bernhard Schwert feg er. 3. Band: Gut achten des Sackverständigen Generals der Infanrcri« a. D. non Kühl. Korreferat des Sachverständigen Geheimrat Prof. Dr. Hans Delbrück. 1925. Deutsche Verlagsgesellschast für Po litik und Geschichte in Berlin W. 8, Grundlage gestellt, die, ivenn man in absehbarer Zeit zu greif baren Ergebnissen der Untersuchung kommen wollte, einer ge wissen Einschränkung bedurfte. Außerdem mnßte verhiirdert iverden, daß die Arbeiten der einzelnen Unterausschüsse ineinan der übergrisse». Diese Gefahr bestand zuerst besonders für den 3. und 4. Unterausschuß. Der elftere sollte Aufklärung bringen über „kriegerische Maßnahmen, die völkerrechtlich verboten »varen oder, ohne datz sie völkerrechtlich verboten waren, doch unverhältnismäßig grausam oder hart waren". Es lag auf der Hand, daß die Untersuchung dieser Dinge sich eng mit der vom 4. Unterausschüsse verlangten Untersuchung der wirtschaftlichen Kriegsmaßnahmen im Feindesland berühren mutzte. Deswegen wurde zufolge eines Beschlusses des 4. Unterausschusses vom 14. Oktober 1019 eine neue Abgrenzung der Arbeiten des 3. und 4. Unterausschusses oorgenommen. In der Sitzung des letzteren vom 24. Oktober 1919 wurde der Arbeitsplan dahin bestimmt, datz die Borgäuge in Belgien vom 4. Unterausschuss« untersucht iverden, die im übrigen Kriegsgebicte aber dem 3. Unteraus schüsse besonders vorbel>alten sein sollten. Aus den Vorgängen in Belgien wurden folgende herausgegriffen: 1. Der Frankiirenrkrieg. 2. a) Zerstörung von Ortschaften usw., Erschießung von Zivil personen. z B. in Tamiues, Dinant, Aerchot. b) Schädigung der belgischen Industrie und des belgischen Wirtschaftslebens. 3. Kontributionen. 4. Spionageprozesse. 5. 'Abtransport belgischer Zivilbevölkerung. 6. Verletzung der Haager Akte durch willkürliches Borgehen gegen die Organisation der belgischen Zioilbehörden, Auf teilung in zwei Verwaltungsgebiete, Flamenpolitik usw. Aber auch setzt kamen die Arbeiten des 4. Unterausschusses noch nicht in Fluh. Es stellte sich bald heraus, daß die zwischen dem 3. und 4. Unterausschuß getroffene Trennung der,Arbeiien nach räumlichen Gesichtspunkten nicht anfrechlerlmfte» werden konnte, da hier wie dort die gleichen Fragen des internationalen Rechtes zur Erörterung kommen mutzten. Infolgedessen wurde beschlossen, alle Frage» betreffend Völkerrechtsverletzungen dem 3. Unterausschuß zu überweisen und dem 4. Unterausschuß die neue Ausgabe zu stellen, die Vorgänge während des letzten Halb jahres des Krieges z» untersuchen. Auf Anregung des neuge wühlten Vorsitzenden Abg. Katzenste!» einigte sich daraufhin der 4. Unterausschuß in der Sitzung vom 8. März 1920, seine Unter suchungen künftig innerhalb des gesteckten Zieles insbesondere zu erstrecken auf: a) die militärischen Machtverhältnissc: b) das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mannsäiaften: c) die Einwirkungen der Mitzstände in der Heimat, auf Armee und Marine: d) dle Einslüsse der revolutionären Propaganda. In einer weiteren Sitzung vom 10. März 1920 wurde noch beschlossen, neben den Einflüssen der revolutionären Propaganda auch die Wirkungen der annexionistischen Propaganda in das Bereich der Untersuchungen zu ziehen und dafür besondere Be richterstatter zu bestellen. Au dieser Arbeitseinteilung wurde in der Folge im wesentlichen festgehalten. Die endgültige Formulierung der durch die Untersuchungen zn beantwortenden Fragen fand aber erst durch den 4. Unteraus schuß des 1920 gewählten Reichstags statt. In der Sitzung vom 30. November 1920 beschloß der 4. Unterausschuß für seine Ar beiten folgende Einteilung: 1. Hauptteil: Enlslehung, Durchsührung und Zusammenbruch der Offensiven im Jahre 1918. <Berichtcrstatter Abg. Dr. Dcermauu.) 2. Hauptteil: Sind 'Rückschläge in den KampslMndlungen oes Jahres 1918 auch auf Mitzstände im Heere zurückzufiihren? <Berich!ers!alter Abg. Hellmann.) 3. Hanpleil: Wirtschaftliche, soziale und sittliche Mitzstände in der Heimat und ihre Rückwirkung ans Heer und Ma rine. sBerichlerstatter Abg. Kaiser.) Dazu trat zufolge eines Beschlusses des 4. Unterausschusses vom 12. Dezember 1920: 4. Hauptteil: a) Haben innerpotttische Vorgänge die Wider standskraft von Front und Heimat benachteiligt? <Ber!cht- erstatier Abg. Henke.) b) Wieweit lMen die propagandi stischen Einwirkungen srevolutlonüre und annexionistische) zersetzend gewirkt? sBerlchterstatter Abg. Dr. Philipp.) 'Aus Grund dieser Arbeitseinteilung wurden Anfang 1921 für die einzelnen Fragen dle erwähnten Berichterstatter des Ausschusses und außerdem Sachverständige fiir die Abgabe von Gutachten bestellt. Genera! v. Kühl erhielt den Auftrag, die militärischen Grundlagen der Offensive im Jahre 1918 zu prüfen; Oberst Schwer!»eger solfte die Frage der politischen Verantwortlichkeit für die Maßnahmen der O.H.L. und der Neichsreoieruiig in Ser letzte» Zeit des Krieges untersuchen. Die Gutachten beider Sachversländigen wurde» als Grundlage für die Untersuchungen innerhalb des ersten Aufgabe»Kreises des 4. Unterausschusses rn 'Aussicht genommen. Zum Sachverständigen für die Haupiteile 2 und 3 der Un tersuchungen wurde der Vorsitzende des vorangegangenen Unter ausschusses Schriftsteller Simon Katzenstein bestellt: die Frage der Gutachten über den 4. .Hauptteil der Untersuchungen blieb hingegen zunächst osseu. Das Korreferat für alle Gutachten wurde Gsheimrat Pros. Dr. Delbrück übertragen. Die erste Hülste der Gutachten der Sachverständigen Oberst Schwertfeger. General v. Kuh! und Katzenstcin kam am 24. und 25. Juni 1921 mügdlich zum Bortrag. Diese Berichte der Sach verständigen wurden am 19. November 1921 fortgesetzt und nach Entgegennahme der Korreferate des Sachverständigen Geheim rat Pros. Dr. Delbrück in der Sitzung vom 13. Juli 1922 fiir die Veröffentlichung fertiggestellt. Zufolge des Beschlusses des Un terausschusses vom 15. Juli 1922 erschienen im Herbst desselben Jahres als Drucksache des Reichstags 8 Hefte mit den ersten Teilen der Gutachten von Oberst Schivertfeger, General v. Kühl und Geheimrat Prof. Dr. Delbrück. .Herausgegeben vom Bor- itzendcn des 4. Unterausschusses D. Dr. Kahl. In den folgenden Monaten war es dem Unterausschuß nicht möglich, mit seinen Arbeiten vorwärtszukommcn, da die Ar beiten der Sachverständigen nach nicht abgeschlossen waren. In einer Sitzung am 27. Januar 1923 erklärte der Sachverständige Katzcnstein, daß seine Arbeiten sich bisher nur auf die „Miß- tünde im Heer" beschränkt hätten, er die „Zustände in der Hei mat" aber noch nicht untersucht habe. Sein Bericht fand am 9. »mV 1». Inli 1923 statt und rollte eine unübersehbare Menge von Fragen auf, die neuen Stoff für jahrelange Untersuchungen zum '2. und 8. Hauptteil der Arbeiten des Unterausschusses boten. Die Untersuchungen des 4. Fragenkreises betressend die Wirkungen der revolutionieren und annexionistischen Propa ganda wurden zunächst zurückgesiellt. Infotzie der in der Natur seiner Aufgabe siegenden Schwie rigkeiten hat sich im Jahre 1923 der Unterausschuß im wescnt- liehen darauf beschränkt, den 1. Hauptteil seiner Untersuchungen, betreffend die Frage des militärischen Zusammenbruchs, zu för dern. Nach Fertigstellung der Gutachten der Sachverständigen erstattete darüber der Abg. Dr. Deermann in der Sitzung vom 21. März 1923 erstmalig Bericht: dabei zeigte sich, baß die Aus sicht, zu positiven Ergebnissen der Untersuchungen zu kommen, äußerst gering war, wenn es nicht gelang, bestimmte Sätze aus- zustelien, die dem Unterausschuss« zur Nachprüfung bezw. zur Beschlußfassung vargelegt werden konnten. Eine zweite Schwierigkeit für den Fortgang der Arbeiten bildete di« Frage, ob der Ausschuß Vernehmungen anstelle,» müsse. An sich lag es im Wesen des !s!arlamentorischen Unter, suchungsausschusses, daß er nötigenfalls auf dem Wege der öffentlichen eidlichen Vernehmungen dis Wahrheit zu finden ver suchte. Wollte der 4. Unlerausschuß den Weg der Vernehmungen beschreiten, so >oar insbesondere, was die Frage der Nbißstände in Heer und -Heimat betraf, mit der Vorladung und freiwilligen Nieldung einer unverhältnismäßig großen Anzahl von Ans- Kunstspersonen zu rechnen. Der Unteransschuß nahm daher nach eingehender Beratung von diesem 'Verfahren als unausführbar Abstand. Dagegen haben die Sachverständigen durch 'Anfragen bei einzelnen Persönlichkeiten, Sainmeln von Briefen, Ver- sendung von Fragebogen das urkundlich und gedruckt vorlie gende Material an den für sie wesentlichen Punkten erfolgreich ergänzt. Der Unterausschuß sah in diesem Verfahren im allge» meinen einen ausreichenden Ersatz für öffentliche Vernehmungen. Solche konnten aber in Frage kommen für die leilenden ver antwortlichen Persönlichkeiten des amtlichen Deutschlands von 1918. insbesondere für die Männer der früheren O.H.L., da di« Untersuchungen des Unterausschusses über den militärischen Zu sammenbruch schließlich nach irgendeiner Richtung auf die Fest stellung hinausliefen. ob Uber das Verhalten der früheren O H 2. ei» Schuldurteil zn füllen sei. Doch auch hinsichtlich dieser Per sönlichkeiten wurden Vernehmungen fiir entbehrlich gehalten, nachdem die Sacliverständigen übereinstimmend das gedruckte und urkundliche Material zur Benrteilung der Handlungen der frühe ren O.H.L. für ausreichend erklärt hatten. Im Hinblick auf die im Jahre 1924 fällige Neuwahl de» Reichstags bemühte sich Ende 1923 der Unterausschuß, nunmehr auch an den 4. .Hauptteil seiner Arbeiten heranzugehen. Der Einfachheit halber wurde der zu behandelnde Fragenkreis unter den Begriff „Dolchstoßfrage" zusammengcsaßt. In der Sitzung vom 28. November 1923 erhielten die Sachverständigen General v. Kühl, Oberst Schwertfeger, Amtsgerichtsrat Dr. Herz. Ge- heimrat Prof. Dr. Delbrück und Herr Katzenstein den Auftrag, Gutachten über die Dolchstoßfroge vorzulegen, und der Abg. Dr. Philipp wurde erneut mit der Berichterstattung darüber betraut. 'Anfang Januar 1924 zivaug der nal-ende Schluß des Reichs tags und damit das mutmaßliche Ende des Untersuchungsaus schusses zu schleunigem Abschluß der Arbeiten. Der 4. Unteraus schuß widmete in der Folge seine ganze Kraft den Fragen oes militärischen Zusammenbruchs. Um bei deren Untersuchung vor wärts zu kommen und wenn möglich noch die „Dolchstoßsrage" zu behandeln, schied in der Sitzung vom 22. Januar 1924 auf Grund eines Antrages des damaligen Vorsitzenden Mg. D. Tr. .Kohl der Unterausschuß die weitere Bearbeitung der in .Haupt teil 2 und 3 angeschnittenen Fragen betr..die Mißstände in Ar mee und Heimat aus seinen Arbeiten durch einstimmigen Be schluß aus. Dem Unterausschuss« gelang es nun in einer Anzahl Sitzungen, seine Arbeiten betr. den militärischen Zusammenbruch und die Dolchstoßfrage so weit zu fördern, daß er am 19. Fe bruar 1924 die Berichterstatter mit der Abfassung von Thesen betrauen konnte, die der Beschlußfassung des Ausschusses zu grunde gelegt werden sollten. Die plötzliche Auflösung des Reichstags am 13. März 1924 machte eine Stellungnahme des Unterausschusses zu den Thesen der beiden nunmehr alleinigen Berichterstatter Dr. Deermann und Dr. Philipp über die Frage des militärischen Zusammenbruchs und über die Dolchstvßirage nicht mehr möglich. lieber die Verhandlungen im einzelnen seit 13. Juli 1922 und den 'Abschluß des ersten Teiles der Arbeiten des 4. Unter ausschusses unterrichten die nunmehr als erster Band der drei bändigen Ptlbttkation erscheinenden Sitzungsberichte, Vermischtes X Spanische Ltuvicurcise deutscher Philologe». T:e spanische NcichsarbeitSgeniettischait, Sitz Berlin, in der alle »ist der Erteilung spanischen Unterrichts oder mit dem nachträglichen Studium der spanischeu Philologie bejckät- tigken Schulmänner Deutschlands zusammengeschlvsicu uns, bereitet eine Gruppenrcise deutscher Philologen »ach der Pyrenäenhalbiuset vor, um diesen die Möglichkeit zu geben, die wichtigeren Kulturstätten Spaniens kennen zu lernen. Gleichzeitig ist eine Teilnahme an der Spanischen Woche vorgesehen, die von Professoren Spaniens und anderer Länder Ansang August d. I. an der Universität Eoimvra abgehaltcu wird. Die spanische Reichsarbeitsgemeliischaft genießt bei der Durchführung die Unterstützung des Jbero- Amerikanischc» Instituts in .Hamburg, an das auch um gehend die Anmeldungen zur Teilnahme zu richten sind. Die Gcsamtdauer der Reise beträgt fünf Wochen mit der Maßgabe, daß m einzelnen Fällen auch eine 'Ausdehnung des Aufenthaltes und eine 'Abweichung von der Reiseroute der Gruppe möglich ist. — Briefträger aus Stelzen. Das seltsam anmulenüe Schau spiel eines Briefträgers, der sich auf seinem Bestellgang zum Ueberschreiten eines Mccresarmcs primitiver Stelzen bedient, kann man in einem verlorene» Winke! Dänemarks noch heute beobachten. Das merkwürdige Verfahren findet in de» beson dere» örtliche» Verhältnissen der Gegend seine Erklärung. — Die Meeresenge, durch die Seeland, die große, die .Heiupistadt Kopenhagen tragende Insel, von Mocn und Falster, den beiden anderen Inseln des dänischen ArchttMs getrennt wird fit ganz von Fjorden, Buchten und kleinen Inselchen durchsetzt. Das sie umgebende Meer zeigt gewöhnlich eine geringe Tiese In dem Wasserslreisen, der die beiden nördlich von Falster gelegenen InselciM Bogö und Harö trennt, bleibt beispielsweise die Was- sertic-se unter einem Nieter zurück, so daß Fuhrw.rke dort mühe los trassieren können. In den dänischen Gewässern, die sich lv Zusagen als Binnenmeer zu erkennen geben, gibt cs weder noch Flut, dafür aber unterliegt unter dem Einfluß luftiger imü stets aus derselben Richtung wehender Würde das Niveau des Wassers starken Bcründcrungeii, die in den in Frage kommenden Gebieten oft bis zu zwei Meter gehen, Ist das Wasser hoch, so vollzieht sich zwischen Bogö und Farö der Poslbcsielldicnst unter den normalen Bedingungen. Der mit der Bestellung betraulc Briefträger gelangt zu der letztgenannten Insel, indem er den trennenden Mecresarm cmf cinein Boot durchquert. Sinken die Wasser aber, ein Fall, der häufig eintritt, so hat sein Boot nicht mehr den genügenden Tiefgang. Um seinen Postbestellgang aus zuführen, ist der Briestläger dann genötigt, sich der Stelze» zn bedienen, um auf ihnen den dreihundert Meter breiten Wasser streifen. der Bogö und Farö trennt, zu überschreiten. Da Farö nur drei bewohnte Gehöfte zählt, so glaubt die dänische Post verwaltung, sich die Ausgabe fiir ein« Wagenpost sparen zu dürfen. 7. 6 >_ 8 ^ Z 7. 8 6 0 7 7 Lsd l-.suengpsbeii 10 k^emspie^iei 1870