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Sächsische Volkszeitung : 26.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192507265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250726
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-07
- Tag 1925-07-26
-
Monat
1925-07
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.07.1925
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Sonntag, den 26. Juli 1925 »Oer eine MWlAiii! Aus dem Reichstage wird uns von einem Vertreter des d e- setzten Gebietes zu der gestrigen Abstimmung über den Villigungsantrag zur auswärtigen Politik des Kabinetts Luther geschrieben: „Die Bevölkerung des besetzten Gebietes har in den letzten Tagen mit besonderer Spannung nach dem deutschen Reichstage hingeschaut. Es braucht nicht betont zu werden, datz die Aus sprache über die auswärtige Politik der Reichsregierung zugleich die Erörterung der Schicksalsfragen der Rheinlande bedeutete. Aus allen Reden klang diese Feststellung hervor, von allen Red nern, abgesehen von den Sprechern der äußersten Linken und Rechten, wurde ebenso einmütig, wenn auch nach den verschiede nen Parteianschauunqen abschattiert, die Zustimmung zu der Po litik des Sicherheitspaktes ausgesprochen. Bon der Red« des Sozialdemokraten Dr. Br eit scheid hietz es im „Vorwärts": „Bei aller scharfen Kritik an der grundsätzlichen Ein stellung einer Regierung darf sich eine Oppositionspartei nicht hindern lassen, dort der Regierung zuzustimmen, wo sie eine Politik betreibt, die auch von der Opposition gebilligt iverden kann. Damit braucht kein« Vertrauenserklärung verbunden zu sein, und die Sozialdemokratie ist auch garnicht in der Lage, diesem Kabinett oder einem einzelnen seiner Minister ein« Vertrauenskundgebung zu bereiten." Der Redner der Deutschnationalien, Gros Westarp, dem es in seiner neuen Rolle ossenbar recht unbehaglich zumute war, bemühte sich trotzdem, der sozialdemokratischen Opposition deinen Anlatz zu einer Aenderung dieses vernünftigen Stand punktes zu geben. Die folgende Rede des Zentrumsabgeordneten Dr. Kaas war erst recht darauf gestimmt, auch der Sozialdemokratie die Billigung der Sicherheitspaktpolitik zu erleichtern. Die Beto nung der kontinuierlichen Linie in unserer Außenpolitik von Mrth bis Stresemann, die Dr. Kaas mit allem Nachdruck aus- fprach, hätte eher bei den Deutschnationalen unangenehm wirken können: die Sozialdemokratie durste dies« Feststellungen mit Ge nugtuung aus ihre Habenseite buchen. Eindringlich, aus warmem süddeutschem Herzen heraus warnte der badische Demokrat Dr. Haas vor einer Opposition gegen die Auhenpolitik aus Anti pathie gegen den Träger derselben. „Er ist nicht nur ihr Autzen- minister" sagte er nach rechts gewandt, „er ist auch unser Auhen- minister, er ist der Autzenminister des Deutschen Reiches." So stiegen die Hoffnungen auf eine fast allgemeine Billi gung der Auhenpolitik des Kabinetts Luther immer höher. Als dann die sehr vorsichtige und aus alle berechtigten Empfindun gen der Stresemanngegner Rücksicht nehmende Formulierung der Billigungserklärung, die ivahrlich nicht als Dertrauenskunüge- bung gedeutet werden konnte, bekannt wurde, da glaubten wir Rheinländer, der Reichstag iverde uns eine besondere Jahrtau send-Freude dadurch bereiten, datz er sich mit einer überivältigew den Kundgebung hinter die Politik stellen iverde, deren oberstes Ziel di« Besreiuung der Rheinlande und der Pfalz ist. Es kam anders. Die Sozialdemokraten, von deren Stellungnahme der „Vorwärts" sNr. 346) in einer äuherst lahmen Rechtfertigung ihrer Politik sagt: „Im allgemeinen entspricht zwar die Auhenpolitik der von uns seit Jahren empfohlenen Politik des Friedens und der Verständigung." zogen in einer Erklärung die angeblich ungenügende Stellung des Kabinetts Luther gegenüber der Völkerbundsfrage an den Haa ren herbei, um einen fadenscheinigen Grund zur Ablehnung der Billigungsformel zu finden. Im Rheinlande wird man diese Po litik, die jeden grohen Zug in einem weltgeschichtlichen Augen blick vermissen lätzt, nicht verstehen. Dem besetzten Gebiet ist wahrlich mit derartigen parteipolitischen Spiegelfechtereien nicht gedient: es durfte von der ziveitstärksten politischen Partei am Rhein eine andere Haltung erwarten. Noch weniger imponierend als die gestern bewiesene Staats- Kunst der Sozialdemokratie war wieder einmal die Stellung nahme der Wirtschaftlichen Vereinigung. Sie l)at seit dem 29. August 192-1 in der Frage der auswärtigen Politik nichts, aber auch garnichts hinzugelernt. Das „Zünglein an der Wage" zeigte wiederum sein« Vielseitigkeit Von 21 Abgeord neten fehlten 5, drei stimmten für die Billignngsforme!, dreizehn ei thielten sich der Abstimmung. Alles in allem: Am Rhein wird de Enttäuschung nicht gering sein. Ein groher Tag hat ein Kleines Geschlecht gefunden." w Mm des Fkiedeiis Der Verlaus des 7. Sächsischen Katholi kentages in Schirgiswalde hat auch im andersgläubigen Lager Beachtung gesunden. Ein Beweis dafür ist folgende Aeutzeruug des Vorste hers der protestantischen Gemeinde in Schirgis- ivaldc, Pfarrer Boden st ein, die wir in den „Dresdner Nachrichten" lesen: Anlählich des am 12. Juli in Schirgiswalde abgchaltencn Sächsischen Katholikentages hat Bischof Schreiber in seiner An sprache und in einem Artikel der „Sächsischen Volkszeitung" den Wunsch nach Erhaltung und Wiederherstellung des konfessio nellen Friedens zum Ausdruck gebracht. Die katholische und evangelische Christenheit mühte zusammenstellen im Kampf um die bedrohte» christlichen Kulturgüter. Die Tagung, die unter dem Gedanke» des aus religiöser Grundlage ruhenden Friedens stand, solle mit dazu beitragen, datz auch auf konfessionellem Ge biete der Friedenswille und die Friedenstat zum Durchbruch ge lange. Es ist im Laufe der Tagung wiederholt hervorgehoben worden, datz die evangelisä)« Minderheit des Festortes diesem Ge danken vollauf Rechnung getragen und der Veranstaltung Ach tung und Unterstützung nicht versagt hat. Es ist den meisten Evangelischen etwas Selbstverständliches, die Ueberzeugung des anderen zu achten und die Glaubensgüter desselben nicht zu ver unglimpfen. Und den Eindruck hatte jeder, der dies Fest beob achtete, daß, so sehr auch oft Aeuheres mit hineinwirkte, die Tausende, die herbeigekommen waren, von ihrer Sache innerlich ergriffen waren. Der Eindruck sowohl des Massengottesdienstes wie der Lichterprozession war groß, auch auf Außenstehende. Vor allem überraschte der machtvolle Gemeindegesang, der auch in der katholischen Kirche sich immer mehr üurchzusetzen scheint. Hier ist ja auch gemeinsames Gut. Groher Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Stärke. Das singen Evangelische und Katholische. Und auch das, worum es am Nachmittage ging; die Erhaltung und Pflege der christ lichen Familie als Stätte des Friedens, ist ja ein dringendes An liegen beider Konfessionen. Es ist in der Tat höchst wünschens wert, daß da eine gemeinsame Schlachtphalanx helgestellt wird. Nur mühte dann auch eine Mischehe von der katholischen Kirche als eine christliche Familie anerkannt werden, und es dürfte nicht immer wieder von übereifrigen Priestern der Friede der Mischehen gestört wenden, wie es gerade am Festort in letzter Zeit wiederholt vorgekommen ist. Das gute Recht der katholi schen Kirche, vor Mischehen zu warnen, bestreitet ihr niemand, ebensowenig das Recht, Gotteshäuser und Vereinshäuser zu bauen, wenn eine hinreichend große Schar von Gemeindeglst.dern an einem Orte vorhanden ist. Das aber darf die katholische Kirche, sofern es ihr wirklich Ernst ist mit dem konfessionellen Frieden, nicht dazu führen, bestehende Gemeinschaften wieder »useinanderzubringen, evangelische Amtshandlungen gering zu achten sWiederholung der Taufe) und die Evangelischen gui eine Stuf« «nt» denen M stellen, dte jeder Religion abgesagt haben. In der Beziehung mochte der Ruf des Bischofs nach konfessio- nellem Frieden auch in den Reihen der katholischen Geistlichkeit Ab- el Krim zieht sich zurück Ae gMiiMii in MM Paris, 26. Juli Die Berichte aus Marokko lauten optimistisch. Die Kompslage ist unverändert. General Nau- lin kehrte von einer Besichtigung der Front nach Fez zurück Tie regulären Riftruppen setzen ihren Rückzug in nördlicher Richtung fort. Nach dem halbamtlichen Havasbericht bemächtigte sich der zurückgebliebenen Dissidenten eine schwere Niedergeschlagenheit. Um Vergeltungsmahregeln zu entgehen, haben sie sich teilweise dem Rüchzug der regulären Rissoldaten angeschlossen. Zu dem angeblichen Friedensangebot Abd el Krims erfährt der „Paris Soir", datz sein Ueberbringer ein englischer Haupt mann namens Channing sei, der sich im vorigen Winter lang» im Nif aufgel-alten habe und heute noch in Verbindung mit Abd el Krim stehe. In der französischen Presse herrscht über das an gebliche Friedensangebot Abd el Krims vollkommene Unstim migkeit. Einige Blätter halten einen derartigen Schritt Abd el Krims für möglich, andere dementieren dieses Angebot. Der „Intransigeant" will wissen, datz Abd el Krim sich geweigerr habe, den Abgesandten zu antworten, die sich erkundigen sollten, ob Abd el Krim bereit sei, über den Frieden zu verhandeln. An dere Meldungen besagen wieder, datz Abd el Krim in 2V verschie denen Bezirken des Rifs durch Maueranschläge seine Friedens- bdingungen habe veröffentlichen lassen. Die französische Negie rung werde sich aber nur um offizielle Angebote kümmern. Paris, 25. Juli. Ueber die Lage an der französisch- marokkanischen Front wird gemeldet: Die Befreiung des Ucrga-Tales macht Fortschritte. Durch diese Operation einer französischen mobilen Truppe, die von Ain-Äichau ausge gangen und 20 Kilometer westlich von Ued-Ali trotz leb haften Widerstandes des Feindes vorgestotzen ist, ist ein Gebiet von fast 75 Kilometer nördlich von Fez befreit worden. In der Felsengegcnd hat eine französische mobile Truppe gegen Bab Mords einen Vorstoß unternommen. Im Abschnitt von Uezzan herrscht Ruhe, ebenso auf den anderen Frontabschnitten. Grotze politische Prozesse in Bulgarien Sofia, 25. Juli. In Sliven wurden zehn polltische Verbre cher zum Tode verurteilt. Demnächst beginnt in Schumen ein groher politischer Prozeß gegen 400 Kommunisten und Bauern, wobei in 130 Fällen vom Staatsanwalt Todesstrafe beantragt ist. Auch die wegen der Unruhen in Turnovo angeklagten Per- sonen sollen nächstens abgeurteilt werden, wobei 500 Personen als Angeklagte und 1000 als Zeugen erscheinen sollen. Jollkamps auch in Amerika Swampachott, 24. Juli. Präsident Coolidge wird ei nem Versuch einer Revision des Zolltarifs im Verlauf der gehört und beherzigt werden. Auch die Evangelischen kennen die Losung des Katholikentages: Der Friede Christi im Reiche Christi! und wünschen nichts sehnlicher, datz alle Seiten, aber auch wirklich alle mithelfen an dem Versuch, diese Losung zu verwirklichen. Eine Friedensstimme aus protestantischem Lager! Man darf mit Genugtuung von dieser Aeutzeruug eines protestanti schen Pfarrers insoweit Kenntnis nehmen, als man auch von die ser Seite endlich einmal in der Oeffentlichkeit, speziell in der Presse den Mut findet, die Notwendigkeit und den Willen zum inneren Frieden und zur Zusammenarbeit der beiden grohen christlichen Kirchen zu betonen, ein Programm, für das sich seit seinem Amtsantritt unbeirrt um oste Hemmnisse unser derzeiti ger Bischof von Meißen mit heiligem Eifer eingesetzt hat. Wir wissen, datz dieser Wille zum Frieden, den Pfarrer Bodensteins Aeutzeruug zum Ausdruck bringt, die Haltung der grohen Mehr zahl unserer protestantischen Mitbürger charakterisiert. Gerade darum aber muß es um so schmerzlicher berühren, datz bisher in der Presse eine kleine Minderheit dominierte, die den Frieden ernstlich nicht wollte, der vielmehr Kampf gegen die andere Konfession statt des Kampfes gegen den Unglauben Lebensprin zip ist. Es stünde manches besser in unserem Volke, wenn auch im protestantischen Lager öffentlich die Freunde und Bewah rer des Friedens die Oberhand behielten. In einem Punkte freilich kann man Pfarrer Bodenstein nicht bcipflichten, darin nämlich, datz er die gemeinsame Schlacht phalanx von Bedingungen abhängig machen will, die in grund sätzliche rein innerkirchliche Fragen eingreifen. Die Haltung der katholischen Kirche in der Mischehenfrage zum Beispiel, an der manche protestantische Kreise immer wieder Anstoß nehmen, ist auch vom Standpunkte des Familienfriedcns die einzig konse quente. Die Mischehe ist in der Tat nie eine Gewähr des Fa milienfriedens, noch viel weniger eines harmonischen religiösen Familienlebens. Wenn aber Pfarrer Bodenstein der katholischen Kirche, bzw. „übereifrigen" Priestern zum Varwurfe macht, datz sic bestehende (Familien)gemcinscl)aften „wieder auseinanderzu bringen suche", so muh man das grundsätzlich und entschieden zurückweisen. Wie die katholische Auffassung vom Sakrament der heiligen Ehe kennt, mutz wissen, datz für den Katholiken jede eingegangene Ehe unauflöslich ist, also auch die Mischehe, und datz im Fall einer Ehescheidung der katholische Teil bis zum Tode des Ehegatten gebunden ist und bleibt. Und was den zweiten Vorwurf, die Geringachtung evangelischer Amtshandlungen durch Wiederholung der Tause anlangt, so ist zu bemerken, datz von einer Geringachtung hier keine Rede sein kann. Aber die katho lische Kirche mutz hinsichtlich der Taufe eine gewisse Gewähr haben, die bei der Freiheit der religiösen Auffassung und bei der MannigfaUigkeit der Sekten im protestantischen Lager leider im mer weniger gegeben ist. Der Friede zwischen den Konfessionen kann sich nicht auf der Basis verwässerter religiöser Grundsätze aufbaucn. Mit einem solchen Kirchhofsfrieden ist der Kampf gegen den Unglauben heute weniger denn je gemeinsam zu füh ren. Klarl>eit und Konsequenz in Glaubenssachen, die jede Kirche für sich entscheiden mutz, sind nicht das Hindernis gegenseitiger Achtung und Zusammenarbeit. Es gibt genug Berührungs punkte, wo beide Konfessionen völlig eins gehen. Der Schirgis- walder Katholikentag hat nicht nur den Willen, sondern auch den Friedensweg der katholischen Kirche gewiesen. Wir freuen uns, datz die obig« Friedensäuherung aus dem protestan tischen Lager gerade aus Schirgiswalde kommt, und bleiben der Ueberzeugung: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. am leichtesten zum konfessionellen Frieden, wo Hatz des Andersgläubigen ein fach Blasphemie ist. WImlMM - Miiese Berlin, 25. Juli. Der Reichstag erledigte in seiner gestrigen Sitzung die dritte Beratung der Novell« zur Personalabbauverordnung. Ein Regierungs vertreter eröffnete dem Reichstag, den in zweiter Lesung gefaßte Beschluß, auf Streichung des 8 14 über die Son- dcrbehandlung der verheirateten Beamtinnen wie der aufzuheben. Je ein Redner der Sozialdemokraten, Kommunisten und Demokraten sprachen sich gegen dies Eriuchen aus. In namentlicher Abstimmung wurde der Antrag der Regierungsparteien auf Wiederherstellung des Artikels 14 über die Sonderstellung der verheirateten Be amtinnen mit 232 gegen 155 Stimmen angenommen. — ES entspann sich dann eine Debatte darüber, ob die Wieder herstellung des Artikels verfassungsändernd sei oder nicht. Präsident Löbe stellte fest, das die Entscheidung über diese nächsten Tagung des Kongresses seine Zustimmung erteilen. Es wird wiederholt, datz Coolidge der Ansicht sei, oatz irgendeine Einmischung in den Zolltarif eine allgemeine Unsicherheit her- vorrusen und ungünstige Rückwirkungen aus die geschäftliche Lage haben würde. Er ist ferner der Meinung, datz der gegen wärtige Stand der Handels- und Geschästsbeziehungen zmUchcn Amerika und dem Auslände derselbe sei wie beim Inkraftsetzen des augenblicklichen Zolltarifs. Sie AM« im AeOltti London, 25. Juli. Der von der englischen Regierung ernannte amtliche Vermittler, der Erste Lvrd der Admirali tät Bridgeman und der Arbeitsminister Sir Steel Maitland hatten heute im Arbeitsministcrium eine Be sprechung mit den Bcrgwerksbesitzern und den Vertretern der Bergleute. Beide Parteien wurden gesondert empfangen. Eine gemeinsame Konferenz zwischen ihnen ist nicht verein bart worden, noch ist für die nächste Woche eine neue Be sprechung mit Vertretern der Negierung vorgesehen. In einer Entschließung des Vollzugsausschusses des Bergarbeiterverbandes, die der Allgemeinen Ge- werkschaftskonserenz zur Erwägung unterbreitet wird,»heißt es u. a.; Wir hoffen, daß unsere schlimmsten Befürchtungen nicht in Erfüllung gehen; aber wir müssen die Lage er wägen und unsere Gewerkschaftsgenossen bitten, daslelbe zu tun in Anbetracht der IV« Millionen Verarbeiter, die in 10 Tagen ausgesperrt werden sollen. Man darf diesen Streit nicht eine Gewerkschaftsgruppe allein ausfechten las sen, sondern der Kampf muß von der gesamten Gewerk schaftsbewegung ausgenommen werden. Paris, 25. Juli. Der Nationalrat des französi schen Bcrgarbeiterverbandes beschäftigt sich zurzeit mit der Frage, einen 24stündigen Proteststreik zu beschließen, falls die Teuerungszulage von 1,28 fr., die um 40 Centimes ge- kürzr worden war, am 27. Juli nicht wieder bezahlt werdo. Streik englischer Texlilarbeiler London, 25. Juli. In Bradford traten 50 OOr Textilarbeiter in den Ausstand, und zwar entgegen den von ihren Führern erteilten Weisungen, wonach den jenigen Firmen, die keine Lvhnherabsehung vornehmen, die Fortsetzung der Arbeit gestattet werden soll. Dte Strei kenden drangen in die Fabriken, wo gearbeitet wurde, ein und erzwangen dte Einstellung der Arbeit. Schließlich mußte die Polizei eingreifen. Frage anderen Instanzen zukomme. Die gesamte Vorlage wurde dann mit 236 gegen 156 Stimmen angenommen. Die im Falle einer Verfassungsänderung erforderliche Zwei drittelmehrheit ist also nicht erreicht. Es folgte dann die erste Beratung des Entwurfes zum Amnestiegesetz. Der Sozialdemokrat Ro>en- seld bezeichnete den vorgelegten Entwurf als eine schwere Enttäuschung. Die Amnestie auf Freiheitsstrafen bis zu 1 Jahr zu beschränken und Zuchthausstrafen auszulassen, sei eine Unmöglichkeit. — Als der Redner auf den Fall eines Verurteilten zu sprechen kam, der der Rechten nahe steht, und ein Kommunist diesen Verurteilten als einen Halunken bezeichnete, kam es zu stürmischen Auseinander setzungen zwischen Rechts und Links. Diese Auseinander setzung steigerte sich noch, als die Kommunistin Frau Gohlke erklärte, das Amnestiegesetz sei nur für dis Erhardtleute bestimmt. Heute wagten nicht einmal die bürgerlichen Parteien von einer gerechten Justiz in Deutsch land zu reden, das zeige der Höfle-Skandat in Moabit. — Die Vorlage wurde dem Rechtsausschutz überwiesen. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung stehen kleine Vorlagen und das Gesetz über das Recht zun» Tragen einer Militäruniform. Durch die Fraktionen der Zentrumspartei, der Bay rischen Volkspartci, der Deutschen Volkspartei und der Deutschnationalen Vvlksparte, und der Fraktion der Wirt schaftlichen Vereinigung ist folgende Entschließung zur Aenderung der Personalabbau-Verordnung angenommen worden: „Die Reichsregierung zu ersuchen, die Ansfüh- rungsbestimmungen zum Gesetze über die Einstellung des Personalabbaues und eine zweite Aenderung der Personal abbau-Verordnung so zu fassen, daß beim Artikel 14 der Personalabbau-Verordnung der Begriff „nicht mehr ge sicherte wirtschaftliche Versorgung" in weitherziger, dv so ziale Stellung der Beamten berücksichtigender Weise n stge- legt wird. Die nächste Sitzung -es Reichsrals Berlin, 25. Juli. Auf der Tagesordnung der nächsten Vollsitzung des Reichsrates, die am Montag, den 27. Juli stattfindet, stehen u. a. folgende Punkte zur Beratung: Der Gesetzentwurf des Vertrages zwischen Deutschland und Oesterreich über den Luftverkehr, Entwurf eines Arbeitsge richtsgesetzes, Uebersickten über die Prägung von Silber- münzen aus den deutschen Münzstätten im Jahre 1924, Mitteilung über vom Reichstag angenommene Gesetzent würfe über Ausbau der Aiigcstelltcnversicherung und In validenversicherung und über Gesundheitsfürsorge, münd licher Bericht der Verteilung der Sitze im Verwaltungsrat der deutschen Rentenbankkreditanstalt, mündlicher Bericht über Aenderung der Satzungen der rheinisch-westsälischeik Bodenkreditbank in Köln. Der deutsche Vertreter beim Dölkerbun- Genf, 24. Juli. An den Sitzungen der Verkehrs- und Tran sitkommission des Völkerbundes nimmt als Vertreter der Neichs- regierung als Sachverständiger Geheimrat Dr. Seeliger teil, der Deutschland bereits bei dem Verkehrskongretz in Barcelona 1920 und in Genf 1922 vertreten hat. Polens Gewaltpolitik Berlin. 26. Juli. Die Verhandlungen mit der polnischen Regierung, die stattfanden, um die Ausweisung Verdeut schen Optanten aus Polen zu verhindern, sind gescheitert. Die deutschen Optanten in Polen werden — soiveit sie ohne Grundbesitz sind — nunmehr Polen am 1. August d. I. ver lassen müssen. Die Sonderzüge zu diesem Zweck sollen schon bereitgestellt sein. Di« deutsche Negierung wir- selbstverständlich die hier ge botenen Gegenmaßnahmen ergreifen, so datz die polnischen Optanten in Deutschland ebenfalls am 1. August über die Grenz« nach Polen geschafft werden. Es handelt sich nm ungefähr 36 000 Opfer der polnischen Willkür, während von den deutschen Gegen maßnahmen etwa 8000 bis 10 000 Personen betroffen werden. Wetterbericht -er Dres-oer Wetterwarte WittcrungsauSsichtrn für den 25. Juli abends bi» 26. Juli abends: Wechselnd bewölktes, zunächst noch zur Unbeständigkeit neigendes Wetter. Gemäßigt warm, östlich« bis westliche Winde geringer bis mäßiger Stärk«.
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