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Sonntag, den 26 Juli 1925 Nr. 170. Seite 1» die Lache an den richtigen Sachverständigen gelangte, an einen Naturforscher, welcher allem Gruseln mit der trockenen Bemer kung ein Ende machte, das sei eine einzeilige, mikroskopisch kleine Alge (Lphaerclla pluvialis, Rcgenkügelchens von rarer Harde, welch« in Regenwasser und Pfützen lebe. Eine Anzahl ,'er Kügelchen waren trocken mit dem Wind in die Vasen ver schlagen morden und hatten sich dort bei einsetzendem Regen herrlich entwickelt. Nach dem Austrocknen blieb ein rotes Pul ver in den Vasen zurück, von welchem Proben an andere Natur forscher verschickt worden. Mit diesem Pulver konnte die Alge noch nach znxmzig und mehr Jahren immer wieder Lernbegie rigen lebendig vorgeführt werden: es genügte, etwas von ocm roten Staub in Wasser zu weisen! Ein schöneres Beispiel, wie sein in der Natur Bedürfnis uid Ausrüstung miteinander in Einklang stehen, gibt es wohl kaum. Wie oft mutz die Negenalge dort, wo sie „wild" vor kommt, das Austrocknen ihres Lebenselemcntes erleben! Da für hat sie aber auch die Fähigkeit, nach Belieben das Leben .auszuschalten" und „tot" zu sein, bis des Himmels Segen sie wieder zu neuem Leben wachruft. Der Kolonitzawr Kaliforniens Erst im Herbste 1924 ist einein Manne Gerechtig- eir widerfahren, der sich vor mehr als einem Jahrhundert ne größten Verdienste um die Verbreitung des katholischen «iaubens erworben hat Es ist der spanische Mönch Inni ger» Terra, der mit Fug und Recht als der Koloni- iatvr Kaliforniens bezeichnet werden kann, lieber die Kolo nisation Kaliforniens und das Leben und Wirken des Mis sionars Terra lesen wir in einer Neuyorker Zeitschrift: Im Jahre 1692 landete Sebastian Bizcatno mit einem kleinen Schisse an der Küste Kaliforniens m der Monterchbai. Unter den damaligen Verhältnissen konnte er nichts anderes tun, als das Kreuz aufzupflanzen, Kali fornien für Spanien in Besitz zu nehmen, den Hafen für künftige Forscher zu beschreiben und wieder abzusegeln. Fast 299 Jahre ließ inan die tatsächliche Besitzergreifung Kaliforniens unversucht. Daß sie endlich doch zustande kam. ist der Energie, dem Mute und dem Genie eines ein fachen Mönchs, Junipero Terra, des Gründers und Lei» tcrs der dortigen Franziskanermissionen, zu verdanken. Gleich dem großen Seefahrer Drake verfehlte Viz- caino gänzlich den prächtigen Häfen von San Franzisko, und als Pvrtola ihn schließlich entdeckte, geschah dies ganz zufällig, und zwar auf der so lange vergeblichen Suche nach Monieret), das, wie man von scher bestimmt hatte, nach der durch Spanten vollzogenen Okkupation die Hauptstadt der Provinz und der Mittelpunkt von Serras Missionstätigkeit wurde. Im Alter von 57 Jahren kam Terra von Sa» Diego in Spanien und landete zu Monterey (1779), um sein mühevolles und beschwerliches Werk zu beginnen, das 14 Jahrer später sein Ende fand, als der entkräftete, aber un gebeugte Greis mit den Worten „Ich will schlafen" sich au, sein Sterbebett legte und seine reine Seele aushauchte. Kurz voher hatte er einen schrecklichen Augenblick geistiger Verlassenheit, der ihm den Angstschrei „Ich fürchte mich" erpreßte. Aber seine Furcht wich bald heiterer Ruhe und seligem Frieden. Er starb wie ein Soldat auf dem Felde seiner Ehre und Pflicht. Er weigerte sich, die Sterbesakra mente im Bett zu empfangen, sondern bestand darauf, in die Kirche zu gehen, wo er sich selbst die Wegzehrung reichte. „Da es mir möglich ist, zu gehen", sagte er voll rührender Demut, „so ist kein Grund, warum der Meister hieher kommen soll". Es war ein glorreiches Ende eines Lebens, das reich war an Sorgen und Mühen und Entbehrungen. Denn in dem Zeitraum von 14 Jahren, während denen er Kali fornien von einem Ende zum anderen zu Fuß bereist hatte, indem er Missionen gründete, die Indianer taufte und zu folge einer besonderen päpstlichen Vollmacht seine Neube kehrten sirmte, hatt sein Mut und seine Tatkraft nicht ein einzigss Mal gewankt. Unablässig batte er zu kämpfen mit der Verzagtheit schwacher und mit dem Bureankratis- mus teilnahmsloser Militärgouverneure. Ueberdies bedroh ten indianische Aufstände unablässig das Leben der kleinen Kolonie, so daß die spanischen Kapitäne mehrmals nahe dar an waren, ein Unternehmen aufzugeben, das mit unüber windlichen Schwierigkeiten kämpfen zu müssen schien. Alvin Serras felsenfeste Ausdauer, seinen unermüdlichen Gebeten, Bitten und Drohungen gelang es mit harter Not, ein Un ternehmen zu retten, das ihm so schwer am Herzen >ag. Sein großes Mitleid mit den unsterblichen Seelen hatte ihn in vorgerückten Jahren aus Spanien, wo er sich eines großen Rufes als ausgezeichneter Prediger und Professor erfreute, tn die weite Ferne getrieben, um unter den herabgekommensten Wilden zu wirken, die es aus der Welt gab. Die kalifornischen Indianer waren schmutzig und ,aul, geistig beschränkt und verräterisch, aber Terra liebte sie. Er fand, daß sie wenigstens heiter und gutmütig waren. claü 8iö Ikun von letzt sd statt seines xevostnten, teuren kostnenkslkees tten billigeren Oulets voi-setzen. Lr ivlrct .' ^ keinen Unterscbiecl Im Oesclimack merken, nickt mebr nervvs sein Infolge cier claclurcti erzielten Ersparnisse t>le () u l e t a - Zperlalmiscdungev enthalten Kakkeegevilrre nach HVlener ärt. OL 300990 sctinttlicke Anerkennungen lnotrrie» deelsuklgtf von ltsuslmuen. irrten unä Oiiisls Köln Mil 4ü°/o gglumltrltss, 6«>ii Mil rs°/o üol,imI<,slss. Not mll 10°/» 8l»mi,»Ms, Sie wurden seine Kinder und er erblickte in ihnen trotz der vorstehenden Stirne und den listigen Augen, die von einer vor Ungeziefer starrenden Haarmasse überschattet wurden, Geschöpfe Gottes. Er war streng gegen sich selbst und konnte es auch gegen andere sein, aber den Indianern war er stets der gütigste und geduldigste Vater. Diesem Manne, einer der größten aller Missionäre nnc> dem wirklichen Gründer Kaliforniens, beginnt die Well erst jetzt Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Seine Misstonsstationen überließ man dem Verfall, seine tzaupt- station Karmel ist eine Ruine. Der Regen durchweichte die aus ungebrannten Ziegeln errichteten und vernachlässigten Mauern, und jeder Farmer der Umgebung, der Holz zu einer Scheuer brauchte, holte sich ohne weiteres die Bal ken aus der Kirche. Sogar Serras Grab ging beim Ber- rall verloren. Manche glaubten, sein Leichnam sei nach Spanien zurllckgebracht worden. Aber niemand zeigte so viel Interests, um ernste Nachforschungen zu veranstalten, vis P. Casanova am 3. Juli 1882 nachgrub und die ge heiligten Oiebeine auf der Evangeliumseite des Altares in der Karmel-Missionskirche fand. Die Missionskirche ist von Grund auf neu gebaut und dem ebenso klugen wie eifrigen und heiligen Missionar Junipero Serra ein wür diges Grabdenkmal in einer eigenen Kapelle errichtet und am 12. Oktober 1924 enthüllt worden. Wettweishetten über die Frau Die verschiedenen Völker der Erde kennzeichnen in verschiedener Art das Wesen der Frau durch das Sprich wort. Der Nordländer sagt! „Ein braves Welb macht zehn brave Männer: und ein srommes Weib und wahre Mutter kann man mit Gold nicht überwägen!" In Schok land jagt man: „Das Schwert der Frau ist die Zunge; richtig und mit Weisheit geführt, kämpft es für die hold seligste Lehre auf Erden!" und „Die bescheidene Frau ist schnell im Hören und langsam im Reden!" Für die Inder sagt Rabtndranath Tagore: „Die Frau ist nicht allein das Meisterwerk des Schöpfers, sie ist auch das Meisterwerk der Männer!"' und „'Alle Schönheit der Natur dient nur um das Weib schöner zu machen!" Der Ruffe philosphtert: „Auch die häßlichste Frau klagt, wenn der Spiegel zerbricht!" und „Wer der Frau Essig als Trant Datei ürslmhof ° Mprlg Hotel cler 5etl>rlg besuchenlien Nsthoitkea Tille Limmer mlt »alt- onü lv.irmwaller w Völler Preise Mäßig «onferenrfltte gibt, darf nicht Honig als Speise von ihr verlangen!" Die Chinesen sagen: „Die Frau kann nie besser sprechen als wenn sie schweigt!" und „Männer spenden den Frauen nur Lob, um Nutzen daraus zu ziehen!" Der Spanier sagt; „Alle Wege der Frau führen zur Liebe zurückk" und „Es gibt keine Liebe der Frau ohne Ansehen und Würde!" Der Japaner sagt: „Mit dem Alter wird die Frau törichter und weiser zugleich!" und „Viele Frauen kennen ihren Geist besser als ihr Herz!" Von weiblichen Philosophen- Wir haben noch keine bahnbrechenden weiblichen Philosophen, wenn auch noch so viele auf diesem Gebiete arbeitenden Frauen philosophische Reden halten und eben solche Bücher schreiben. Einer Erklärung bedarf die,e Tatsache wohl kaum. Bereits ,m 18. Jahrhundert, und zwar zu der Zeit, als sich die Frauenemanztpation schüch tern an die Oeffentlichkett wagte, sind sozusagen zum ersten Male philosophische Probleme von Frauen erörtert worden. Es war Johanna Charlotte Ziegler, unter dem Namen ihres Mannes als „Unzerin" bekannt geworden, die ein Werk über „Logik" schrieb. Ihr Name blieb, ihr Werk ist verschollen. Aehnlich erging es dem philosovhiichen Wunderkind, Philippine von Knigge, die als junges Mäd chen den „Versuch einer Logik für Frauenzimmer" schrieb, der 1789 erschien. Sie hatte unter der Leitung ihres Vaters, des berühmten Verfassers des Buches „lieber den Umgang mit Menschen", bereits als Kind mit philosophischen Studien begonnen und stellte in ihrem Buche ein System auf, im Glauben; „Es würde anderen Personen meines Geschlechtes Nicht unangenehm noch unnütz sein, wenn ich den Genuß, welchen mir das Studium der Logik gewährt hatte, mit ihnen teilte." Angenehm berührt uns die Selbst- bescheidenheit, die sie in der Vorrede an den Tag tcgt. „Ich weiß wohl", sagt sie dort einmal, „daß wenige meines Geschlechtes wahren Beruf haben können, eine gelehrte Laufbahn zu betreten, und daß am wenigsten ein Mädchen von fünfzehn Jahren sich sollte einfallen lassen, ein philo sophisches Buch zu schreiben. Allein das Geringste von dem, was in diesen Blättern steht, gehört mir eigen." Das 152 Seiten starke Buch wurde von den Zeitgenossen an- ertennend gewürdigt und beifällig begrüßt. Die sympa thische Ausnahme ihres Buches verdankt die Verfasserin woht nicht zum wenigsten ihren gesunden Anschauungen über die häuslichen Pflichten der Frau, die sie sölbst nennt: „Da mein Vater wünscht, daß ich ihm durch Er werbung aller derjenigen gute» Eigenschaften Freude machen möge, die zu einem gebildeten Frauenzimmer gehören, so will ich mich bestreben, eine wohlschmeckende Mahlzeit zu- bereitcn zu lernen, und sollte mir auch dieses Studium zu viel Zeit wegnehmen, daß ich darüber weniger gelehrt würde." Sogar Einzelheiten erwähnt sie: „Ich wollte mich vorzüglich darauf legen, einen gute Pfannekuchen zu backen, wen den mein väterlicher Freund so gern ißt." Weniger von der „Philosophie" dieses Mädchens als von seiner vernünftigen Lebensauffassung können noch die Mädchen von heute lernen. Wohnungstausche, macht detektivische Beobachtungen usw. Sie verdient gut, aber kein Bettler klopft oergeblich bei ihr an. Sie ist geachtet beim Münchner, der sie es misten läßt, datz er ihre Arbeit als vollb-nechtigr anerkannt. Und das ist Rechtens. München steht im Fremdenverkehr heute wieder an erster Stelle im Reiche. Was in der großartigen Berkehrsausstellung, über die ich nächstens zu berichten gedenke, an Ernngenschaften der Neuzeit vorgeführt wird, das ist in München im ossentlichen Verkehr zum größten Teile fchon verwirk! cht Sonst könnte sich dieser Riesenverkehr, der den Dresdner bei weitem übertrifst, nicht in solcher Ruhe vollziehen. Schon oei niemer Fahrt mit dein Dresdner Schnellzug durch die dem Münchner Hauptbahnhof vor gelagerten Vororte Pasing und Laim fiel mir auf, datz der ge samte Nahverkehr elektrisiert ist. Und diese Züge kuhren mit einer Geschwindigkeit, die wesentlich über der unseres Zuges stand: Mehrere überholten uns! Die Fernstreck« nach Garmisch ist ebenfalls elektrisiert. Der Schnellzug fahrt jetzt nur noch 1>L Stunde dorthin, früher reichlich 2! Der Segen des Walchensee werkes macht sich bemerkbar. Besonders angenehm wird der Dresdner di« ideale Stra- tzenbahnorganisation in München empfinden. Wir tun uns im mer auf die Sauberkeit unserer Straßenbahn etwas zugute. Aber von Rücksichtnahme aus die Verkehrsforüerungen verspü ren wir wenig. Angenehm ist der Raucherwagen, den jeder Trambahnzug führt. Noch angenehmer die rasche Wagenfolge fDreiminutenverkehr!) Dadurch erhält das Umsteigen selbst auf kurzen Strecken eine ganz andere Bedeutung als daheim. Man hat in Münäwn einen weitausgebauten Umsteigeverkehr, kann zwei-, drei-, viermal umsteigen. Die Tarife bewegen sich zwischen 19 und 30 Pfennig. Den durchgehenden Nachtverkehr kennt München schon seit mehreren Jahren. Sehr praktisch für den Fremden ist das Ansagen der nächsten Haltestelle schon bei der vorherigen. Also zum Beispiel: „Hauptbahnhof! Nächste Halte- stelle Stachus!" Freilich wind der Dialekt der Schaffner dem Norddeutschen manches Rätsel crufgeben. Er wivd nicht wissen, was er aus der „AAarzißstroß", der „Mihliansstroß" oder dem „Deonsplatz" machen soll. Einen Scherz habe ich voriges Jahr erlebt. Ich stehe auf de» vordere« Alattform. Vor uns, etwa 6 Dieter Abstand, ein Madfatzrer. Der Mhrer schellt. Schellt wklienü. Schellt wüten» der . Er reißt das Fenster auf, brüllt: „Lackl, damischer, ob vül- leicht nöt ausweichen kannst!" Der Radfahrer verzieht sein Ge- sicht zu breitem Grinsen, triumphiert: ,I schon, aber du nötl" Tableau. Auch die Post in München steht im Zeichen des Ver kehrs. Vier Bestellungen gibt's täglich. Alle über Nacht rn den Briefkasten geworfenen Sendungen erreichen den An- tchlutz an die erste Frühbestellung im ganzen Stadtgebiet. Als ich das einem Dresdner höheren Postbeamten erzählte, meinte der lakonisch: Dazu liegt tn Dresden kein Bedarf vor. So war'S >a bei uns immer. Auch tn der Eisenbahn- frage. (Man denke, daß fast keiner der dringenden Wünsche von Jnteresfentengruppen erfüllt wurde!) Die Leerung der Kästen erfolgt morgens m der Zeit von '/«ö—Vsk! Uhr. Dann gegen 8 Uhr nochmals. Dann aber erst von 1 Uhr nachmittags an öfters. Und das erscheint sehr zweckmäßig. Ucber die Kunst ,n München ließen sich alle Jahre neue Bände schreiben. Ich habe sie mir diesmal geschenkt. Man kann sich nicht derart zerstreuen und sollte über haupt stets nur ein Spezialgebiet (diesmal also Deutsches Museum und Ausstellung) mitnehmcn. Jedoch über das Theater noch ein Wort. Zum ersten Maie traf ich Heuer 'die Oper noch im Saisondetrieb an. (Zu den Festspielen tm Prinzregententheater kann man ohne vorherige An meldung nicht hinein!) Ich hörte mir also nn National» theater Humperdincks „Königskinder" an, die in der angeb lich „zweiten" Besetzung der Münchner Oper vier Ehre macht. Uns Dresdnern hat man dieses erfolgreiche Märchcn- drama zwar wiederholt versprochen, aber aufgeführt wurde es trotzdem noch nicht. Und das ist zumindest im Interesse deutscher Opernmusik recht schade, denn die „Königs!,nder" stehen entschieden höher als so manche in Dresden heraus» gebrachte Saisonoper, wegen der man Unsummen für Deko rationen und Kostümen hinausgeworfen hat. Die szenische Auimachung und das Orchester unter dem tüchtigen Re« pertoirdirigenten Hoskapellmeister Rühr entsprechen dem tn Dresden gewöhnten Niveau. Das staatliche Schauspiel hckt bereits Ferien. Ich habe darüber in früheren Jahren schon einmal berichtet. Die privaten Schauspteltheater (Schauspiel haus und Kammcrspiele) machen stark m „Literatur". Der Geschmack der Münchner könnte nach deren Spielplan gemes sen als recht zweifelhaft gelten. Bassermann spielte wieder einmal den Btegler in „Stein unter Steinen", wohl die einzige Möglichkeit, Sudermanns fragwürdiges Stück zu iclhen. Als eines der besten deutschen Operettenhäuser gilt da« GSrtnerplatztheater. Der Ruf ist besser als die Leistung. Ich war schwer enttäuscht. Orchester, Thor und Fundu« von ganz schlimmer Beschaffenheit. In Dresden würde man das nicht mttmachen, heute wenigstens nicht mehr. Man spielte ein« höchst Harm» und wertlos« Operette „Revanche" von Jascha, in der zwei Wiener Lieblinge Luise Kartousch nno Ernst Tantenhahn gastierten. Ich sah beide zuietzt 1911 ,n Wien. Die Kartousch ist sich fast gleich geblieben, Tan tenhayn hat riesigen Lachersolg, ist aber der vollendete „Wurstel" geworden. Das Gärtnerplatztheater hat kürzlich «,n Jubiläum gefeiert. Seine Geschichte ist alt und ruhm voll. Heute tut ihm Auffrischung not: dem erbarmungswür dig verschlissenem Hause, dem Fundus und dem En semble. . . . Aber der Münchner bleibt trotzdem treu und diese Treue wird die Direktion wahrscheinlich veranlassen, „noch recht lange in diesem Sinne sortzuwirkcn". Treue ist überhaupt eine Tugend der Münchner. Und deswegen lieben wir sie auch so, die derben Bajuraren, deren Herzen ebenso zu uns sprechen wie ihr herbschönes SradtdUd, die den Fremden so liebenswürdige Gastgeber sinv und von denen man lernen svllte, wie man das schöne Wort „Eile mit Weile" in die Praxis umsetze» .ann. — Zur Nachahmung empfohlen. Ein reicher Geschäftsmann in St. Louis, der vor einiger Zeit starb, hinterlieh in seinem Testament die Bestimmungen, datz die Summe von 740 099 Dol lar unter seine Angestellten zu verteilen sei. Die Ueberraschung unter den Angestellten war natürlich groß, am größten aller dings bei dem 19jährigen Kommis, der erst seit vier Monaten bei dem Philanthropen ln Diensten war und während dieser Zeit keine andere Arbeit verrichtete als Briefmarken- und Ku« vertkleben. Er erhielt nämlich einen Anteil von 29 009 Dollar, das sind 116000 Mark — eine Summe, die weniger Glückliche in ihrem ganzen Leben nicht erarbeiten können. — Der 266. Todestag eines Wunderkindes. In der eng- lischen wissenschaftlichen Presse wird auf den 209. Todestag eine» Wunderkindes hingewiesen, das seinerzeit dos Erstaunen der ganzen Welt erregt hat. Es handelt sich um Christian Heinecker, das Söhnchen eines Hamburger Schiffszimmermanns, das in dem Augenblick geboren wurde, als eine Schwester im Alter oon 4 Jahren starb. Der kleine Christian sott nach den Berichten der Zeitgenossen vom Augenblick der Geburt an gesprochen holr.n und konnte nach zehn Monaten bereits sich über die verschie» dersten Themen unterhalten. Im Alter von dreizehn Monaten sagte das Kind die Bibel auswendig und nach zwei Jahren legt, es vor einer" wissenschaftlichen Versammlung eine Prüfung in Geschichte und Geographie ab. Später lernte es noch fliehend Lateinisch und Französisch sprechen und starb, merkwürdige.