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Sächsische Volkszeitung : 14.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192507146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250714
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-07
- Tag 1925-07-14
-
Monat
1925-07
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.07.1925
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Dresden Reichskanzler Dr. Luther in Dresden Reichskanzler Dr. Luther . wie bereits gemeldet, am heungen Montag der sächsiscl>en Landeshauptstadt seinen Besuch abstatte». Der hohe Gast begibt sich zunächst nach dem Haupt- m i n i st e r i a l g e b ä u d e, wo er von der sächsischen Regierung begrüfzt wird. Hierauf halb 12 Uhr ein Besuch des Land tages und im Anschlüße daran im Landtagsgebäude ein Emp fang der Presse. Nach der für den Nachmittag geplanten Besich tigung der Jahres sch au wird der Reichsskanzler gegen 5 Uhr der Vertretung der Stadt Dresden seinen Besuch abstatten und einem von der Staatsrcgicrung und den städtischen Körper schaften im Neuen Rathaus veranstalteten Empfange beiwohnen. Die Rückreise des Kanzlers nach Berlin erfolgt abends 7 Uhr 1V Minuten. Das Ende der Vogelwiese Die Dresdener Vogelwiese ist gestern geschlossen worden. Wie der Anfang, so war auch der Schluß des Volksfcstess auf einen Regentag gefallen Das Schießen der Privilegierten Vogen- schützen-Gesellschast erreichte am Sonnabendabend seinen Höhe punkt durch den Königsschuß. Die Würde des Schützenkönigs erlangte gegen '»8 Uhr durch de» Schuß des Herzstückes Frcm- denhosbesitzer Rudolf Ra di sch. Im Anschluß an die feier liche Bestätigung des neuen Schützenkönigs wurden die anderen 33 goldenen und silbernen Medaillen und die 38 Geldprämien überreicht, die aus Prämienspänen ruhen. Eine Neuerung im Slratzenverkehr Das Presseamt des P.'ftzeivräsidlums schreibt uns: Von yeute an wi"b au einem HauplP-'rkehrspnnkte unserer Stadt, und zwar au der Kreuzung Mmarlt—Mlsdrnffer Straße, neben dein soger.',nuten „Verkehrsposten" veciuchsdlveise noch ein ,Aus- knnftSposieu" ausgestellt werde». Ter diesen Dienst vergehende Beamte trägt am Unken Oberarm eine weiße, grün umränderte B'nde mit der Aufschrift „Auskunft". Bei Auskünften wolle i»an sich künftig an dieser Stelle nicht mehr an den Beckehrs posten wende», damit dieser in der Lage ist, sich lediglich dec Ordnung des Straßenverkehrs zu widmen. Ter neue Aus- knnstsposten wird zunächst werktags in der verkehrsreichen Zeit von 11 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags und und von 4 bis 7 Uhr nachmittags stehen. Wenn sich die neue Einrichtung bewährt, sollen Anskniiftspvstcn auch an anderen Berkehrsbrenn- vunkten unserer Stadt aufgestellt werden. Neue Dorschrtfken für Kraflwagenhalier Die steigende Entwickelung des Kraftfahrwesens hat einen »erartigen Umfang eingenommen, daß die seinerzeit erlassenen Vorschriften für den Bau und die Einrichtung non Kraftfahr- jeughallen und ihre Betriebsordnung den neuen Anforderungen nicht mehr Rechnung tragen. Auf der einen Seite ist es drin gend notwendig, neue Garagen zu bauen. Auf der anderen Seite müssen die umliegenden Anwohner derartiger Hallen vor Unannehmlichkeiten geschützt werden. Wie wir vom städtische» Verkehrsamt erfahren, hat nunmehr Dresden als erste deutsche Großstadt neue Borschriften für den Kraftwagenhalle n- bau erlassen, wobei man unterschieden Hot zwischen Kleinhallen bis zu 4, Mittelhallen bis zu 20 und Eroßhallen über 20 Wa gen. Während Klein- und Mittelhallen auch im Inneren der Stadt zugelassen sind, sofern sie nicht ausschließlich Wohngebiete betreffen, sind die Großhallen in der Siegel nur auf Geländer, mit gewerblichen Anlagen Zugelassen. Für Hausbewohner kön nen Kleinhallen im Kellergeschoß nur dann gebaut werden, wenn sie von anderen Räumen durch massive Wände abgesclstos- len sind und Massivdecke erhalten. Großhallen, die nicht in un- veschrünkten Gewerbegebietcn liegen, sollen in der Regel so an gelegt sein, daß sich das Fahrzeug nach Verlassen der öffentlichen Verkchrsfläche nur in geschlossenem Raume bewegt. Mittel und Großhallen dürfen an schmalen und verkehrsreichen Straßen nicht errichtet werden. Es ist dafür Sorge getroffen, daß der Betrieb der Fahrzeughallen die Nachbarschaft nicht belästigen darf. So sieht die neue Betriebsordnung ferner vor, daß das Laufenlassen (Ausprobiercn) der Motore nur in besonderen Rauch- und Schallkammcrn stattfindet. Auch Reparaturen dür fe» in den Fahrzeughallen nur mit Ausnahme kleinerer vor genommen werden. Karbid darf in den Fahrzeugliallen nicht ge lagert sein, nur das Mitnehmen der gefüllten Wagenlaternen ist gestattet. Man hofft mit den neuen Vorschriften den beider seitigen Interessen der Kraftfahrzeughalter wie der Bewohner schaft Rechnung tragen zu können. : Erster sächsischer Iägertag. Am 19., 20. und 21. Sep tember findet in Dresden die erste WieLersehensseier der ehe maligen Angehörsgen der sächsischen Iägerbataillone Nr. 12 und 13 und deren Feld- und Ersahformationen. Reserve-Iägerbatail- lon Nr. 12, 13, 35, 20 und Nadfahrerbataillon Nr. 4 statt. Am 20. September soll die Weihe des Ehrenmales der Gefal lenen vorgenommen werden. : Elftknmlilwcihe in TrcSöen-Trachau- Am Sonntag vor mittag wurde auf den, eqematige,, Torfplatze, jetzt Alttcachun genannt, das von sämtliche, Ortsvereine» unter Führung des Mfiitä'-vereins geschaffene Gedächtiiismal geweiht. Tie Fest rede hielt Generalmajor a. T. v. Seßdlitz-Gerslenberg. Das Altertunismuseum im Großen Garte» Ist während der Großen Ferien täglich vormittags lO- 1, nachmittags 3—8 Uhr geöffnet. : Orffeutlichc Sitzung VeS Krrisausschusscs zu Dr,sdc» findet Freitag, den 24. Juli 1925, vormittags 1t Uhr im S'tzuugSsnale der Kreishanptmannschaft, Johannstraße 23, 1 Gcichoß, start. : Giinh-Vad. Infolge der Aussperrung der Bauhandwer ker müssen die ab Montag, den 13. Juli vorgesehenen Vorrich tungsarbeiten in den Schwimmhallen des Güntzbades unterblei ben. Die Schwimmhallen bleiben deshalb bis auf weiteres wie bisher geöffnet. : Mittelstandskredite. Im Hinblick auf die noch vielerorts bestehenden Unklarheiten wird unter Bezugnahme auf die frü heren Pressemitteilungen erneut darauf Hingeiviesen, daß Ge suche um Bewilligung eines Kredils aus den vvm Staate zur Verfügung gestellten Mittelstandskredit von Zstl Millionen Reichsmark bei der Sächsischen Staatsbank, einer örtlichen Giro kasse oder Kreditgenossenschaft sGewerbebank). soweit diese durch die Girozentrale oder die Landesgewerbebank der Sächsi schen Zentralgenossensäiastskasse sSachsenkasse) angeschlossen ist. oder beim Krcditstock für Handwerk und Gewerbe einzurei- chen sind. : Umlage für Ziegenhalter. Zur Deckung des Anfivandes der Bockhaftung werden Umlagen erhoben, die auf die Ziegen halter der Gemeinde nach Verhältnis ihres Besitzstandes an zucht- sühigen weiblichen Ziegen zu verteilen sind. Umlagepflichlig sind die Ziegenl)alter, die am 15. Juli 1925 sich im Besitze zucht- fähiger Ziegen befinden. Von der Umlage befreft sind Ziegen hafter, die a) für ihren eigenen Ziegenbestand die erforderlichen angckörten Böcke selbst ltzrlten, b> einer von dem Landeskultur- rat anerkannten Ziegen'uchtvcreinigung angehören, sofern ihr nicht die Bockiialtung für die Gemeinde übertragen ist. Tritt einer der in Absatz 3 genannten Besreiungsgründe erst inner halb des WirtsäMslsjahres ein. so hat der Zicgenhafter die Um lage für das lausende Wirtschaftsjahr noch zu entrichten. Das nach 8 2 Absatz 4 der Verordnung zur Ausführung des Gesetzes über die Ergänzung des Zlegenbockkörgesetzcs vom 30. April 1923 ausgestellte Verzeichnis der Ziegenhalter und ihres Besitz standes a» zuchtfähigen weiblichen Ziegen sowie an Böcken nach dem Stande vom 15. Juli 1925 liegt vom 3. August 1925 an 14 Tage zur Einsicht im Wohlfahrtspolizeiamte, Neues Rathaus, Erdgeschoß, Zimmer 51, iveriftags in der Zeit von früh )48 bis nachmittags X-4 Uhr öffentlich aus. Einsprüche gegen das Ver zeichnis sind nur zulässig, wenn sie bis zum Ablauf der Ein- legesrist schriftlich oder zu Protokoll bei der Unterzeichneten Be hörde angebracht werden. Soweit ihnen nicht ohne weiteres stattgegsbcn wird, entscheidet der Stadtrat hierüber endgültig. Nach Abschluß dieses Verfahrens gilt der Besitzstand als fest- gestellt. Unrichtige Angaben werden mit dem zwei- bis drei fachen Betrag der Umlage bestraft. : Der Bund der Kinderreichen Ortsgruppe Dresden, kalt lausende Versammlungen ab: Montag, de» t,3. Jnl>: Bezirk Striesen, Monatttver'aminlnng, „Böttchers Vereinshans" ft/yStt Bezirk Cotla, Mcuiatsaecsammluug, „Turuerheim", Hebbelstraße i>/-8): Bezirk Sietzsch, Mvuatsöcc'aminv.uig, „Krügers Gastlich" Meißner Straße ft,z,8): Bezirk Strehlen, MonatSversammlnng, „Gärluerheiin" (i/„8)-, Bezirk Neustadt-West, Monatsvecsammlttttg. „Nest. KönigSwalö", Ftrlstenstraße (8). : Am Sonnabendvormittag wurde die sterbliche Hülle un seres früheren Biiroangestellten Otto Eh in auf dem Garnison friedhofe zur letzten Ruhe gebettet. Eine große Zahl van Teil nehmern erwies dem so früh aus dem Leben Gerissenen die letzte Ehre und bewies damit den schwergeprüften Eltern, wie beliebt ihr einziges Kind gewesen ist. Der schwarze Sarg wurde von der Menge der Kränze, die dem Toten den letzten Blütengruß der Erde zuriefen, völlig überdeckt. Nach erhebendem Gesänge velclie eine rgrte, velnotksut u.blenäenck eckönen 7emt erlsnxeo uns erkalten «UI, värckt -Ick nur mit 6er »Nein oeilten von Serxmsnn Sl Lo-, gsNebeul. spendete Pastor Dr. Busch ergreifende Trostesworte. Bewegt schilderte er den in blühendem Jünglingsalter weggerissenen Sohn als sonnige Natur, als einen Menschen, der in ernster Strebsamkeit zu hohen Zielen ausschaule und der für das Gute und Schöne sich einzig und allein einsetzte. Mit Auszeichnungen über die Gewalt des Todes, die sich der Entschlafene aus deut schen Dichtern und Denkern gemacht hafte, u. a. Hebbel, Schopen. Hauer, Fkaischlen, gab er ein beredtes Büd über die ernste Geistes- täligkeit des Toten. Dann sank unter de» Klängen von Mendels sohns „Es ist bestimmt in Gottes Rat" der Sarg in die Kühle Erde, und erschüttert verließ man die Statte, die viele Hoifnun- gen und das von den Elbsluten zerstörte Leben eines geistig hochstehenden Menschen für immer verschließt. LeiyM ) Der Streik der Metallarbeiter ist beendet. Tie Ur abstimmung j» den Leipziger Betriebe» ergab 13 00g für den Streik und 8000 für AebeitSaiisiiahnie bei >00 Lttuiu>e„entl, al- lnngen. Ta eine 7üpreze„tige Mehrheit säe den Streik nüht erreicht wurde, wurde die Arbeit nin Montag früh wieder aus genommen. T>e Lohnsätze, die in den Verhandlungen der be teiligten Parteien festgesetzt wurden, betragen 72 Psg. in der Spitze und der Mitellohn des geteufte» Arbeiters bis 80 Pst,. Maßregelungen erfolge,, nicht. Aus Sachsen Die Preisbewegung in den letzten Wochen Nach einem Bericht der Landespceisprnniiigssteste Sach ten sind die Lebensinitt-'lpreise j„ pen letzten Woche,, wc i?r ge stiegen. Tie Gcnppeniiidexzstsec fiir Lebensmittel zeigt gegen über dem Stand von, 20. Ma> gleich 1.31,0 au, l. Juli eine wettere Erhöhung um 3,t Peezeitt Gestiegen sind vor asten, Weizen, Roggen, Meist, Haler, Kariofieln. Fleisch, Schnieft. Butter M>lch» Hülse,ifrjichte. Es ist >c„r wohl nnznnehine,,, daß. wie dies auch iiii letzten Bericht ausgesprochen wurde, testwe, e rsterbei die Schntzzollvorlage Einftug aaeübt. Es dürften »»ch die guten Ernte- und Futteraussichten Mitwirken. Eftanrungs«' gemäß w>rd in solcher Lage der Bier,bestand nicht gemindert, sondern möglichst erweitert. — Tie Industriestofie zeige» -wr- lä»,!g noch le,ne bede»te„d-re Preisändecaug. Vorläufig: denn es wird woyt nach hier bei weiterer Toner der Lebensmittel« p,eis,ge,ger:,ng ein Anstieg itervorgerige» werden. Häate und Leder zeigen zwar zur Zeit mit 124,t gegenüber dein t-ec« g.eichstag 20. Mai gleich 128 niedrigeren Preisstand, es haben aber l» den letzten Auktionen die Häuteprcise um 1—20 Prozent je nach Art angezogen, da die billigeren Anslandshänte wegen der Zahlungsbedingungen nicht bereinznbeteniinen sind. Tie Leder abriken setze» die Prelle langsam hinauf. Tie Schulnabri- katton ist gut beschäftigt, die Prelle sind fest. — Tie Teptilgrnppe Gleich 188,2 erscheint gegenüber de», Stichtag 20. Mal stich 100,8 ge>enrt um 1 Prozent. T>e Bewegung ist namentlich aus den Preisrückgang für Wolle znrückznsühren, der Banmwoll- markt zeigt sich schwankend, in den letzte» Wochen befestigten Baumwolle und Inte und Baniiiwollgewcbe sich etwas, Er mäßigung zeigen entsprechend der Wollmarkilage wollene Strüinpse. T>e Kohlen lind Eisenprelle find wenig verändert, die Nnhrkohlrnpicise wurden bei Fördernagseiillchrä»k„»g gegen über 28. Juni teilweise erhöht (Ton»- Nuß I jetzt 21,50 stuft 2.3,50 M., Magerkohle Nuß I 26 statt 25 M., Anthrazit Nuß I 40 statt 33 M.) — Die Metaftpreise zeigten geringe nahezu sich auSgleichende Schwankung, die Schrotprelle gäbe» weller erheblich nach. T'-e Nachrichten über neue Perbandsbildinigcn mehren i'ch täglich, eine Reihe von Preiskartellen sucht 'ichtlicl, nach festeren Formen, die die Einhaltung »er Kactellvercinbarungen lieber gewährleisten. Es erscheint dringend geboten, hier chane be hördliche Beobachtungen walten zu lassen, in der hier oft ver tretenen Anschauung: Kapilalblldnng ist nötig — aber „„tec schonender Behandlung der Kanskraft d>'r Mall-,,. Der Erfolg der „Gelat" Bernstadt sOstsachsen). 13. Juli. Der Erfolg, welchen das sonst so stille kleine Städtchen Bernsladt, welches sich in fast durchweg landwirtschaftlicher Gegend nahe der sächsisch-schlesi schen Grenze befindet, mit seiner Gewerbe- »nü Landivirlschafts- ausstellung „Gelat" genannt, erzielte, ist ein ganz außerordent licher. Täglich bot die Ausstellungsleitung neue interessante Abwechslungen. Der Modenschau folgten Reit- und Fahrtaur- niere und dem Trachtenfest am Donnerslag wohnten etwa 15 000 Besucher der „Gelat" bei. Am Freitag folgten Fingver- anstaltungen mit Fallschirmabstürzen und Passaaierflügen. Mit Sonntag ging die Ausstellung zu Ende, über die in der ganzen Oberlansitz und in dem nahen Schlesien nur eine Stimme des Lobes herrscht. Bach im asten Weimar Ein Beitrag zu Johann Sebastian Bachs Wirken In der Jlmstadt. Bon Wilhelm Heimann. Bach reifte während seines Weimarer Aufenthaltes, den wir in zwei Perioden teilen müssen, nicht nur menschlich vom Jüngling zum Manne, sondern er wuchs auch als Künstler, Schöpfer schon genial empor, so daß wir allen Anlaß haben, uns einmal mit dieser Weimarer Zeit zu beschäftigen, zumal ge rade hierüber viel im Dunkeln steckt und die Forscherarbeit noch viel zu bergen haben wird. Zum ersten Mol« kam Bach am ersten Ostertage 1703 nach Weimar, die Stadt Ist damals gerade so gestaltet worden, wie sie etwa 6 Jahrzehnte später der junge Goethe gesehen haben mag. Noch standen die vier Tore mit ihren Türmen. Damals erhob sich noch die 1651 bis 1664 auf den Trümmern des Hornsteins neu errichtete Wilhelms- burg, die 1774 eine Beute der Flammen werden sollte. Sie bil dete laut Anordnung Wilhelm IV. vom Jahre 1662 den Wohn sitz des jedesmaligen regierenden Herrn. In der Wilhelmsburg residierte zu Bachs Zeit Herzog Wilhelm Ernst, eine, wie die Zeitgenossen sagen, hervorragende, eigenartige Persönlichkeit. Johann Sebastian Bach war, als er im April 1703 nach Weimar kam, sicher mit den Verhältnissen wohl bekannt. Sein Droßvater hatte in den Diensten Herzog Wilhelms IV. gestan den, sein Vater, Johann Ambrosius, war früher Stadtmusikus Im nahen Erfurt, wo er sich verheiratet hatte und dann Hos- und Natsmusikus in Eisenach wurde, ein Oheim war Kantor in Gehren bei Ilmenau, Johann Sebastian selbst hatte nach dem frühen Tod des Vaters im Hause seines ältesten Bruders in Ohrdruf Aufnahme gefunden. Ist da nicht anzunehmcn, daß der Knabe nicht vorübergehend von Erfurt aus nach Weimar ge kommen ist? Dieses Weimar nennt nun mit Recht den schon erivähnten ersten Ostertag des Jahres 1703 s8. April) einen Klassischen, denkwürdigen Tag: denn da ist Bach erstmals in den Dienst des Weimarischcn Fürstenhauses getreten. Im Spätsommer dessel- den Jahres ses war. wie ich erforschte, im August) übernimmt er die Organistenstelle in Arnstadt, aber fünf Jahre später, im Herbst 1708, kehrt er nach Weimar als Hoforgauist zurück und verbleibt hier di« nächsten neun Jahre seines Lebens. So kurz bemessen sein erster Aufenthalt In Weimar war. jener Apriltag bleibt doch bedeutungsvoll genug: denn von nun an ist mit der Jlmstadt unzertrennlich der Name eines Mannes verbunden, der in der Geschichte! der Kunst feine glanzvolle Stell« Hot neben einem Dürer und Michelangelo, neben einem Goethe und Shake speare. Bach hat in Weimar zuerst als Kammcrmusikus des Her zogs Johann in dem „Rothen Schloß" seine Kunst sMolinist) ausgeübt. Diele tüchtige Leute der Wissenschaft und Musik gab es damals schon in der kleinen Jlmstadt mit ihre» zwar tausend Einwohnern: nennen wir doch nur aus Bachs Bekanntenkreis den Organisten und Ouartus an der Lateinschule Reincccius rin den Hoforganisten Efsler, der in seiner Jugend ein Vorgänger vom Michale Bach in Gehren auf dem Thüringer Wald war, dann Nachfolger Johann Bachs an der Erfurter Predigerkirche. Trotzalledem verließ Dach schon nach wenigen Monaten Weimar, „wir wissen nicht warum", heißt es in einer alten Auf zeichnung. Ich habe es schon einmal nachgewiesen: Bach wäre 1707 in jenen denkwürdigen Iulitagen auch aus Arnstadt weg, wenn nicht der Zwischenfall mit dem Konsistorium gekommen wäre. Die weit größere Orgel der alten Reichsstadt Mühlhausen lockte! Und Dach, der junge, geniale Musiker, lebte in der ersten Sturm- und Drangperiode. Er wollte Neues sehen und schassen! So blieb auch das Weimar recht klein für sein him melanstürmendes Wesen. Er wollte auch nicht jahrelang Vio linist bleiben: aber bei Hof ging es zu jenen Zeiten recht ge mächlich zu. Oft Jahrzehnte standen die Musiker auf demselben Posten. Das wollte Bach keineswegs, und da ist den Weimarern der Neubau der Arnstädter Orgel zum Verhängnis geworden. Bach probierte sie am 13. Juli 1703 und — nahm an. Mitte 1707 ist er aber schon wohlbestallter Kantor an der Kirche St. Blasii in Mühlhausen. Ein Jahr wirkte er hier und es ist für den Bachfreunü reizvoll, festzulegen, daß Bach im Juni 1708 noch einmal kurz in Arnstadt weilte, von da aus nach Weimar ».»än derte, wo die Stelle eines Hoforganisten durch den Tod des Mei sters Heinze frei geivorden war. Nach Mühlhausen tritt Bach — Herzog Johann Ernst war 1707 gestorben — in den Dienst Wilhelm Ernsts. Bach wirkte in der Kapelle mit, deren Dienst sich auf das Spielen in der Schlosskirche und in den Gemächern des Herzogs erstreckte. Spä ter fiel das weltliche Musizieren ziemlich weg und die Kapelle spielte durchweg nur geistliche sgottesdienstliche) Musik in der Schlosskirche. Auch die früher in Weimar gepflegte Oper schlief nach und noch ein. Bon einer regelmäßigen Kirchenmusik war natürlich bis dahin keine Rede. Erdmann Neumeistcr, Geist licher-in Weissenfels am Hofe, äann in Sorau, zuletzt Haupt pastor in Hamburg, hatte durch feine Kantaten-Textr auf die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres Anstoß zu einer Umge staltung der Kirchenmusik gegeben, die aus der O;»ernmufik die Arienform übernahm. Kapellmeister Krieger in Weissenfels setzt« sie zuerst ln Musik. Anfänglich viel angefochtcn, gewann dl« neu« Kunstform bald Verbreitung und sollte durch Dach zu ihrer vollendeten Ausgestaltung gebracht werden, nachdem er die Bekanntschaft mit den Neumeisterschcn Dichtungen in den Auf führungen der Eisenacher Hofkapelle gemacht hatte. In den ersten Jahren seiner Weimarischcn Täligkeit ist indessen dft kirchliche Vokalmusik nicht sehr umfangreich vertreten. Einen Schritt vorwärts bedelftet die Ernennung Bachs zum Konzert meister. In Weimar liegt ein Schriftstück vom Archivrevisor Bormann (Zeitgenosse Bachs), aus dem ersichtlich ist. daß diese Ernennung am 2. Ntärz 1714 erfolgte. Nach dieser Ernennung häufen sich Bachs Schöpfungen auf diesem Gebiete. Wir können hier nicht im einzelnen von den Stücken reden, dürfen aber er wähnen, daß der Herzog Wilhelm Ernst den Dichter ^ttomo Frank mit der Abfassung von Kantateniexien sür die Kirchen jahre 171546, 1716/17 und 1717/18 betraute: Bach hat sie teil weise in Musik gesetzt. Wo Bach in Weimar wohnte, weiß die Wisse»jämft vorerst noch nicht, vielleicht läßt es sich noch erforschen Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß er in der Gegend ivirkie und lebie. wo später Herder wohnte, also hinter der Sladtlttrche. Registrierenswert ist aus dem großen Bekanntenkreise, den Bach sich später in Weimar erwarb, daß er eine innige Freund schaft mit dem Rektor des Ohrdruscr Luzcums. Kiescweftcr, schloß. Dieser war noch Direktor, als Bach in Ohrdruf zur Schule ging. Auch als Lehrer war Bach schon in Weimar hoch geschätzt; seine eminenten Fähigkeiten als Organist und Musi ker erkannte man ohne weiteres. Eine Bitternis hat Bach in Weimar erlebt, die so wenig bekannt ist: Herzog Wilhelm Ernst hatte eine festliche Begebung der zweiten Säkularfeier der Reformation angeordnet, sie sollte am 81. Oktober beginnen und am 2. November enden. Salomo Frank schrieb die Texte auftragsgemäß, wer aber hat sie in Musik gesetzt? Der sonst so außerordentlich zuverlässige Bach biograph Spitta meint, unser Johann Sebastian. Hier lieg! ein Irrtum vor. Aufzeichnungen in Urkunden der Großherzoglichen Bibliothek beweisen das Gegenteil. Bach forderte nun in leiden schaftlicher Weise seine Entlassung, stand schon mit Cöthe» in Unteichandlung und man gewährte ihm auch seine» Abschied. Und was geschah noch? Da lese man in Bormanns Auszeich nungen folgenden Satz: „6. November ist der bisherige Conzert- meister und Organist Bach wegen seiner halsstarrigen Bezeugunx von zu erzwingender Dimission aus der Landrichterstube arretier! und endlich den 2. Dezember darauf mit ongezeigter ungnädiger Dimission des Arrestes befreyt worden". Also über 4 Wachen war Bach „arretiert", Hosorganist war inzwischen sein Schüler Schubert geworden. So hatte der Erzvater der deutschen Musik auch in der alten Jlmstadt Freud und Leid. In Cöthen aber »erlebte er herrliche Zeiten, die deutsche Kammermusik ivegivetsend und mitbegrünücnd für fern« Jahrhunderte.
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