Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 09.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192505093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250509
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-05
- Tag 1925-05-09
-
Monat
1925-05
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.05.1925
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
st er Innerer Ueberzeugung vollkommen aus geschlossen sei Tr. Schmitt-Tüsseldarf: Sie hatten wohl zu Tr. Häfle ein sreundschaslliches seelisches Verhältnis? — Ze ugc: Ja — Dr. Schmitt - Düsseldorf: In diesem see lischen Verhältnis würden Sie es für ausgeschlossen halten, das;, wenn er wirklich mit Selbstmordgedanken sich getragen hätte, er Ihnen nichts gesagt haben würde? — Zeuge: Erhat niemals auch nur gesagt' Ich wünschte, ich wäre tot. Ganz im Gegenteil sprach er immer von der Zukunft. Ter Lebens, und Arbeitswut war immer in ihm vorhanden. Tr. Sch m I t t-Düsseldorf: Konnte Frau Tr. Hösle ihm die Tabletten zugesührt haben? — Zeuge: Auch das ist v o l l st ä n d i g ausgeschlossen. Frau Tr Hösle hat vielmehr alle Schritte unternommen, um ihren Mann aus dem Gefängnis zu bringen. Erschütternde Bekundungen des Gefängnislehrers Ter Lehrer des Gesängnisses, der nun als Zeuge ver nommen wurde schildert mit bewegtei^Worten und verhalten der innerer Erregung die seelische Not, unter der Hösle stand, als er sich vollständig herausgerissen aus dem Leben und ge trennt von seiner Familie sah, ohne ein Wort mit seinen An gehörigen sprechen zu können. Immer wieder habe er gesagt, daß vielleicht von Unbesonn-mheiten gesprochen werden könne, bah er aber sich keiner Schuldhandlung bewußt sei. Schon am Karfreitag sei es Hösle sehr schlecht gegangen. Am Osterdiens tag. als der Lehrer mit Frau Tr. Hösle hei ihm waren, habe ihm der Schweiß aus der Stirn gestanden, er konnte kaum mehr sprechen und auch die selbst ausgeschriebenen Worte nicht mehr l sen Als er ein paar Worte herausgebracht, waren es diese: Was machen die Kinder? Im übrigen hat sich die ganze Zu sammenkunft darauf erstreckt, daß Frau Hätte ihm den Schweiß von der Stirne wischte. Und der Zeuge fügte hinzu: Ich bin persönlich der Mel nung. wenn Hösle früher hinausgekommen wäre in ein Kran kenhaus dann wäre er heute noch am Leben. M Ille W MMN«»»» M «Ssllllis Berlin, 8. Mai. Heute nachmittag findet im Preußischen Landtag die Sitzung statt, in der die entscheidende Abstimmung darüber erfolgen soll, cb Braun das Vertrauen des Landtags hat oder nicht. Braun hat bekanntlich erklärt, daß er erst nach einem Vertrauensvotum über die Verbreiterung der Negierungs basis verhandeln würde. Falls ein Vertrauensvotum nicht 'U- stande kommt, ist Braun gewillt, den Landtag aufzulösen. Für die Neuwahl ist in diesem Falle der 14. Juni ins Auge gefaßt. Die Verhandlungen über diese Frage haben eine Unter brechung erfahren, da Ministerpräsident Braun sich gestern bei den Feierlichkeiten in München befand. Der Ministerpräsident ist heute vormittag zurückgekehrt Er wird voraussichtlich mit dem Landtagspräsidenten Bartels und dem Präsidenten des Staatsratcs Adenauer sich über die Frage der Auflösung schlüssig werden. Die Landtagsfroktion der Deutschen Volkspartei hielt heule vormittag eine Sitzung ab. Es wurde beschlossen, nochmals mit der Deutschnationalen Partei Fühlung zu nehmen, deren Fraktionen gleichfalls heute zusammengetreten waren, Zu diesem Zwecke findet, wie wir hören, heute, nach mittag eine gemeinsame Sitzung der Fraktionen der Teutsch- nationalen Partei und der Deutschen Volkspartei statt. Bon dem Ergebnis dieser Sitzung wird die weitere Entwicklung abhängig sein. Die „Germania" schreibt über die Lage: Heute fällt die Entscheidung über das Kabinett Braun und über das Schicksal des Preußischen Landtags. Versagt dieser dem Kabinett dag Vertrauen, so wird die Auflösung automatisch erfolgen. In die ser Frage gibt es unter den Koalitionsparteien keine verschie- dene Auffassung. Auch in dieser Frage steht die Zentrumsscak- ticn geschlossen und einig da. Das Blatt bezeichnet als Vor bedingung für weitere Verhandlungen zur Verbreiterung der parlamentarischen Basis zunächst einmal die Tatsache, daß das Kabinett Braun fest im Sattel sitze. Erst dann sei die Möglich keit einer dauerhaften Lösung gegeben. Berlin. 8. Mai. sTrahtbericht.) Der Aeltestenrat des preu ßischen Landtages hielt heute vor der Vollsitzung eine Beratung über die Geschäftslage ab. Man beschloß, die auf 1 Uhr augesetzte Vollsitzung auf 5 uhc zu vertagen. Inzwischen werden oie Ver handlungen zwischen den einzelnen Fraktionen fortgesetzt 5ü Millionen Kredile für den Millelsland Berlin, 8. Mai. Der Hauptausschuß des Preußischen Landtages behandelte am Donnerstag eine Anzahl von Anträgen aus Hergabe von Krediten an Handwerk, Gewerbe und Einzel handel bezw. auf Linderung ihrer Kreditnota Er nahm einen Antrag an, dem Handel, Gewerbe und dem Einzelhandel zur Linderung der Kreditnot 5 0 Millionen Reichsmark be- reitzustellen. Diese Aeußerung macht einen ungeheuren Eindruck. Den Mänern und nicht nur denen, die ihm im Leben näherstanden, sondern auch anderen traten die Tränen in die Augen. Abgeordneter Hoilmann sSPD.s: Wenn Hösle am 14. entlassen worden wäre, hätte er dann wohl fliehen können? — Zeuge: Das ist vollständig ausgeschlossen. Er konnte sich ja kaum mehr bewegen die Körper- abnahmc dadiert schon von Mitte März. Von Anfang April ab ging es rapide abwärts. — Damit vergleiche man die unerhörte ä'Ztliche Behandlung und die ärztlichen Gutachten, die über Höfles Gesundheitszustand ausgegeben worden sind. Gutachten, für die, wie es sich aus der gestrigen Verhandlung ja ergab, für Hösle sogar dreißigtausend Mark von der Gerichts- Kasse angcsordert wurden. Abgeordneter Baum Hof (Zentrum): Hat Hösle Ihne» gegenüber einmal Selbstmordgedanken geäußert? Der Zeuge entgegnet in fast Heller Entrüstung: Das ist vollständig ausgeschlossen Er äußerte sich vielmehr immer wieder über seine Sorge, daß er doch bald herauskämc, um wieder bei Frau und Kindern zu sein. Abgeordneter Baumhoff: Hatte er Fluchtgedanken? — Zeuge: Nein. Ich sprach einmal mit ihm darüber. Hösle schnitt aber das Gespräch kurz ab. mit der Bemerkung, wenn ich das hätte tun wollen, hätte ich ja längst fliehen können vor der Verhaftung. Die vernichtenden Aussagen des Pflegers Fahl Es folgt nun die Vernehmung des Pflegers Fahl. Auch seine Bekundungen sind geradezu vernichtend. Er sagt aus,daß er Hösle für einen schwerkranken Mann besonders in den letzten acht Tagen gehalten habe, auch schon vorher. — Vor sitzender: Haben Sie die Meldungen über Höfles Zustand immer weiter gegeben an Dr. Thiele? — Zeuge: Ja. — Bor sitz e n d e r: Was sagte Dr. Thiele? — Zeuge' Er sagte ein- nal: Das Gericht läßt Dr. Hösle nicht heraus. sGroße Unruhe und Erregung.! Vorsitzender: Ist davon gesprochen worden, daß Hösle alkkoholische Getränke genommen habe? — Zeuge' Das war nur eine Annahme. Der Zeuge erklärt, daß am 18. April das, was Hösle sagte, nur noch ein Lallen war. Und da habe Dr. Thiele als Eintragung ln das Krankcnbuch diktiert».„ E r gibt an, bewußtlos zu sein und demonstriert ein zerrissenes Hemd!" Nahrungsauf nahme habe absolut nicht bestanden. Was man ihm gegeben habe, sei sofort wieder verweigert morden. — Vorsitzender: Wann ist denn eigentlich die Besinnungslosigkeit eingetreten. Das ist doch außerordentlich wichtig zu wissen? —Zeuge: In der ganzen letzten Woche war Hösle besinnungslos. Er ist förmlich von einer Ohnmacht in die andere gefallen. Aus weiteren Bekundungen des Zeugen ergibt sich folgen des: Den Zustand Höfles habe ich in diesen kritischen Tagen als sehr ernst gehalten. Ich meldete diesen Zustand. Dr. Stür mer meinte: „Ach, ich habe ihn untersucht, es liegt nichts besonderes vor. Im übrigen bin ich nicht Gefängnisarzt. Setzen Sie sich mit Dr. Thiele in Verbindung sErregte Zurufe: Hört! Hört! Mörder!) Der Zeuge erklärt, er habe noch die An ordnung erhalten, alle zwei Stunden Einspritzungen zu machen, habe aber von sich selbst aus jede Stunde solche Einspritzungen gemacht. sHört, hört!) Die von Dr. Thiele verordncte Abrei bung habe er nicht mehr gemacht, denn das kurze Röcheln Höf les hätte bereits auf Lungenentzündung bedeutet. Er sei ja auch mutterseelenallein gewesen, Beamte hätte er nicht haben können, diese ließen sich aus so etwas nicht ein, und es hätte nur eine Möglichkeit gegeben, Gefangene zur Hilfeleistung heranzu- giehen. sGroße Erregung). Ueber die Art der Untersuchung des Dr. Thiele befragt, äußerte der Zeuge: Dr. Thiele habe das Hör rohr aus der Tasche herausgenommen, kaum angelegt und scho.n während er das Hörrohr wieder hochhob, auch den Befund dik- M «Ws ckv LMWWMcheM I> MW Weimar. 8. Mai 1925. Gestern vormittag wurde im Thüringer Landtag der Antrag der SPD. auf Neuregelung der Nnhelöhue für staat liche Arbeiter beraten, und zwar in Verbindung mit der in zwischen eingegangcnen Regierungsvorlage. Ter Redner der SPD. wies darauf hin. daß die staatlichen Arbeiter vielfach zu gerinnen Löhnen in ihrer Arbeitsstelle ausgehalten hätten in der Hoffnung auf eine spätere Gegenleistung des Staates. Diese Hoffnungen zu erfüllen, sei eine moralische Pflicht insbesondere gegenüber den.durch die Inflation um ihre bescheidenen Not pfennige vollkommen geprellten Arbeitsinvaliden. Tie Regie rungsvorlage sehe zwar eine geringe Unterstützung vor, die aber keine Sicherstellung des aüernotmendigsten Lebcnsbedarfs vor- sehc. Der Redner der KPD. fand eine besondere Spitze in dem Wegfall der Bezüge für Strafgefangene. Don der Rechten wurde darauf hingewiesen, daß die Gewährung von Nuhelöhnen unab hängig von der rcichsgesetzlichen Innalidenversoroung erfolge, und deshalb als eine Ergärnung derselben zu betrachten sei. Der Wegfall der Bezüge für Strafgefangene werde durch Ueber- weisung an die Familienangehörigen derselben wieder ausge glichen. Dem Wunsche der Linken entsprechend wurde die Vor lage an den Ausschuß verwiesen. Zwei weitere Anträge der beiden Linksparteien über die Verpachtung von staatlichem Grundbesitz führten zu langen und lebhaften Verhandlungen. Es wurde gerügt, daß durch die öffentliche Nerpachlung der Ländereien besonders bei kleinen Objekten unerträgliche Pachtpreisüberbietungen zur Grundlage der neuen Verträge geworden seien. Es mache sich daher die Festlegung einer Höchstsummc unter Zugrundelegung der Friedenspachten notwendig. Von der Rechten wurde dem entgegengel-alten, daß bei der Eigenart der meisten Pachtobjekte diese Grundlage nicht anwendbar sei. Vielfach sei vor langer » Zeit Neuland oder Waldbodcn, der erst im Laufe der Pachtzeit kultursähig gemacht worden sei, zu sehr geringen Preisen ver pachtet worden. Daß der jetzige Pachtwert höher sei, müsse jeder Unbefangene zugebcn. Nach lebhafter Aussprache über den Ertrag der Staatsdomänen und die für Weiterverpachtung ein zelner Bestandteile geforderten Entschädigungen erfolgte eben falls Ueberweisung an den Ausschuß. In der Nachmittagssitzung wurde das Landwirt- - schaftskam mergesetz in erster Lesung erledigt. Staats minister Dr. Sattler gab eine Uebersicht über das Gesetz und be tonte, daß es mit Ausnahme der eine eißene Forstkammsr for dernden Waldbesitzcr die Zustimmung der Interessenvertretun gen gefunden habe. Nach diesem Gesetz wird eine Haupt landwirtschaftskammer in Weimar errichtet, die Zweigstellen in Gestalt von Kreislandwirtschaftskam mern besitzt. Diese Zweigstellen sind für jeden Landkreis und den von ihm umschlossenen Stadtkreis vorgesehen. Eine Aus nahme bilden die Kreise Meiningen, Hildburohausen und Sonne berg, die eine gemeinsame Bezirkslandwirtschaftskammer erhal ten, zu deren Bereich auch Zella-Mehlis gehört Neben oer zu» gelassenen freiwilligen Bildung derartiger Bezirkslandwirt. 'schaftskammern sind noch Verbandsbildungen zur gemeinsamen Förderung einzelner Zweige möglich. Die Kämmern sind Kör perschaften des öffentlichen Rechts mit eigner Selbstverwaltung, die innerhalb ihres Interessenkreiscs mit den Behörden unmit- testrar verkehren und bei wichtigen Entscheidungen von diesen vorher zu hören sind, es sei denn, daß dies unmöglich oder aus besonderen Gründen untunlich ist Die Mitglieder der Kreis kammern werden nach dem Berhältniswahsystem auf 6 Jahre gewählt. Aus ihrer Mitte werden die Mitglieder der Hanot- kammer auf dieselbe Amtsdauer gewühlt. Wahlberechtigt sind Eigentümer. Nutznießer oder Pächter land- oder forstwirtschaft licher Betriebe im Hauptberuf, im Nebenberuf bei Wirtschaften über 3 .Hektar oder wenn sie nicht vorwiegend der Befriedigung eigner Bedürfnisse dienen, bei solchen von 2 Hektar an. Leiter derartiger Betriebe sowie Fachlehrer und Fachbeamte der Kam mern. Das Wahlalter beträgt 25 Jahre, jüngere Personen wäh len durch Bevollmächtigte. Auf je 500 Wähler entfällt für die Bezirkskammern ein Mitglied. Die Mindest,zahl beträgt 5. die .Höchstzahl 9. Die Mitgliederzahl der Hauptkammer ist auf 51 festgesetzt, darunter ein Vertreter der Landsrauen. Für einzelne Zweige können besondere Ausschüsse gebildet werden, deren Tätigkeit jedoch im Verkehr noch außen nicht ohne Borw'sscn des Vorstandes vor sich gehen darf. Weitere Vorschriften regeln Wahlversahren, die Bestellung der Vorstände und die Abgren zung der Befugnisse der Kreis- und Hauptkammer. Die Kosten der Einrichtungen werden von den Wahlberechtigten aufmbracht und gelten als öffentliche Abgaben. In der Debatte wurde von links eine Zersplitterung ge fürchtet und Wahlalter sowie die Abgrenzung des Wahlrechtes bemängelt. Die Beschneidung des Wahlrechts beraube etwa 08 Prozent der kleinbäuerlichen Betriebe der so notwendigen de- russständigen Vertretung. Bedauerlich sei auch das Fehlen der Arbcitnchmervertretung, die z. B. in Württemberg und Bauern vorhanden sei. Demgegenüber habe man den vielfach unkundi gen Nutznießern landwirtschaftlicher Betriebe das Wahlrecht cin- oeräumt. Ferner sei die durch Geschäftsordnungen zulässige Regelung der Zuständigkeiten nicht ausreichend um ein Ncben- oder Gegeneinanderarbeiten unbedingt zu verhindern Die Rechte begrüßte den Entwurf und hielt die mit dem vorgesehenen Wahl, alter verbundene Reife der Wähler eher für einen Fortschritt. Tie Begrenzung des Wahlrechts sei nicht so einschneidend, wie von der Gegenseite behauptet wurde. Im übrigen beschreite der Entwurf in der Organifation den goldenen Mittelweg Tie Erfahrungen der Zukunft würden zeigen, wem oie Mehrmhl der Befugnisse zu übertragen sein werde, der Hauptkammer oder ihren Zweigstellen. Den Interessen der Landarbeiter könne durch Bildung besonderer Arbeitnehmerausschüssc ausreichend Rechnung getragen werden. Nach längeren Auseinandersetzun gen über kleinere Einzelheiten wurde der Entwurf dem Ge setzgebungsausschuh überwiesen. Die vorgerückte Zelt zwang das Haus, sich auf Freitag zu vertagen. »M» tiert. Das spotte jeder Beschreibung, sagt dieser Zeuge. Eine Abklopfung und Belastung hätte überhaupt nicht stattgefunoen. Dr. Wester (Zentrum) hält dem Zeugen vor, daß ein Ver treter der Staatsanwaltschaft hser ausgesagt habe, daß er am 18. April Höfle gesprochen hab^, und daß Hösle einen geistig frischen Eindruck gemacht hätte, Zeuge hältdas für ganz unmöglich. ' Abgeordneter Kuttner: War Höfles Zelle vorher auch mit Inhaftierten belegt? — Zeuge: Sie war immer belegt. Der Zeugh> erklärt weiter, daß er oft einen scckwhnstündigen Dienst hätte, und daß die Pfleger ihre Untersuchungen immer ohne Arzt hätten machen müssen und daß der Arzt auch nicht durch Stichproben die Ergebnisse kontrolliert hätte. (Große Er regung im Ausschuß). Es beginnt dann die sehr dramatisch sich gestaltende Vernehmung des Gerichtsarztes Dr. Thiele. Franz Wersel: Juarez und Maximilian Erstaufführung Im staatlichen Tcha.isplclhaus zu Tresdcn. Werfel, dieser reine Idcen-Lhriker, fließt fast über von Schaffenskraft und dem Drangs nach großer Tat. Im vorigem Jahr« schenkte er „ns den Roman der Oper „Verdi", dieses wundervolle Weck, an dem viele Jahre geschrieben sein müßte, wenn es richtig oder gewöhnlich znginge. Werfel hat seinen Verdi in einem Jahre geschrieben und daneben noch vieles andere. Nnd nun kommt'er mit seinem Maximilian-Drama, das dem Inhalt seiner Ideen »ach fast ebenso groß ist, wie der Roman. Heinrich Eduard Jacob »unternimmt i» einem Artikel im „Aus blick" (Heft 4) den Versuch, Vergleichspunkte zu finden für beide Werke. Beide sind thematisch und sittlich nicht ahne geheimen Zusammenhang. Sie handeln beide von nngespalteiicn Sud- Menschen, die — der eme auf ästhetischem, der andere auf poli tische,» Geb et — in ihrer gewaltigen Gesundheit über z,vei eigentlich viel feiner organisierte, aber nordisch gespaltene nnd nervös« Menschen den Sieg erfechten: Verdi über Ftschböck Kind mich über Wagner,, Juarez über Maximilian. Das ist richtig und zeigt die Tiefe von Werfels Darstellung und Anschauung, zeigt seine geheimste künstlerische Sehnsucht: Zur Menge I Und doch ist sein Stoff, wenigstens in Deutschland, kaum »och in Erinnerung. Gewiß,' man entsinnt sich „och des un glücklich«» Bruders Franz Josephs, der seine ehrgeizigen Pläne m't dem Tod« büßen mußte. Seine tragische Schuld, sein stilles Martyrium kennt man nicht. Daß er edle Absichten hatte u»o fleißig arbeitete zum Wohle des ihm anvertrauten Volkes, lnianet die Geschichte nicht. Aber er war ein Dilettant. „Der Wiste zur Liebe ist »och nicht Liebe." Tie unselige Streitig keit mit der Kirche — er hob dtt Säkularisierung des Kirchengnts nicht ans — ließ die Geistlichkeit gegen ihn anfstehen. Seine mehrjährigen Kämpfe gegen die Republikaner, die von Nord amerika unterstützt wurden, bl'ebe» trotz Teilerfolgen unglück lich. Marschall Daza'ne ging mit aller Rücksichtslosigkeit gegen den von Navoleon III. auf den Thron balancierten Maximilian vor nnd verließ ans Fcankre'chs Weisung Mcxikv in dem Mo ment, da ihn Max'-muia» ain nötigsten gebraucht hätte. Die Kaiserin Ehnrlotte verfiel auf Ihrer Reise nach Europa, wo sie .Hilfe erflehen wollte, in geistige Umnachtung. Damals wollte Marimilian abdanken, aber dlr konservativen Spitzen, die den charakterschwachen Herrscher immer wieder zum Bleiben zu über reden verstanden, bezwangen ihn auch diesmal. Sv mußte sich sein Schicksal vollenden. Mit einer schwachen Armee ging er nach Qneretnro, wurde dort vom juaristiscken General Escobedo eingeschlossen, durch Verrat gesangengenommen und hingerichtet. Er starb als Märtyrer guter Ideen, die zu verstehen er weder der Mann noch auch am rechten Orte war. Wersel hat dies«, historischen Vorgänge in seiner „Dra- malischen Historie in 3 Phaien" ziemlich getreu sestgehalten. Juarez tritt in dem Stück nicht selbst auf. Man hört nur ans den Worten seiner Leute das Wesen, die unheimliche Konsequenz dieses Mannes. Maximilian ist nicht Schwärmer, nicht Philo soph. Er ist vielleicht beides, aber er ist noch mehr: er ist gut. Einer, dem das Gewissen über alles geht, taugt nicht zum Thron. Sagt man. Doch diesec gute Herrscher unterschreibt ein Mani fest, demzufolge jeder Nichtsoldat, der mit Waffen betroffen wird, zu erschießen ist. Viele Hunderte starben deswegen. Es ist geschichtlich nicht feststehend, ob Dieses Manifest einer Verkennung des heißblütigen Südländers zuzuschrelbeu ist, oder ob es seine Entstehung gewissen Machenschaften Dazaines verdankt. W-cfel entscheidet sich für die letztere Lesart. Dadurch wird Marimilian zwar nicht rein, aber seme Schuld wird tragisch. Jedenfalls steht ein Mann vor uns, nach dem sich jedes Volk hätte s-hncn könn'n, wenn es zwischen Thron und Volk nicht »och ande e Instanz-'» geben würde. Tie Charakterisierung der Hauptpersonen ist mit ganz knappen Strichen, doch energisch gezeichnet. Aber, ein Drama im eigentlichen Sinne ist das Stück nicht. Beim Le en berauscht man sich an ber, ganz wundervollen Sprache Werkels, Wenn man di« ersten fünf, sechs Szenen aus der Bühne ge- selM hat, spürt man Längen nnd ist beinah ein wenig ent- täujcht. Das ändert sich in oer g. Phase. Wuchtig ist die Szene der Gefangennahme, die auch leidlich gut über den lange» Zeitraum, In dem sie spielt, hlnwegtänscht. Tic Schlußszene Da gegen gibt dem monumentalen Ausbau der vorangegangene» n cht die nötige Krönung: Das Kapital fehlt aus diese»! geistigen Triumphbogen. Für die Darstellung gab es schwierige Aufgabe», die, soweit es die Regie angeht, recht gut gelöst wurden. Die Inszenierung unter Kiesau bot stimmungsvolle Bübnenbilder. Das Temvo hätte im Anfang beschwingter sein müssen und dann vielleicht über manche Länge hiuweggeholfcn. Lind» er war der scin- geistige, seelensgute Kaiser mit dem schwachen Charafter. Er macht so emas immer wundervoll. Frau Verd»n gab d'e Kaiser'» mit leicht hysteri,chen Nnklängen. K l e i n och< g g als Tiaz, Decarli als intriganter Erzbischof, Wierth als Leibarzt, Meyer als brutal verschlagener Vaza stc, Ponto als Kapitän Pierron, Marion Regler als Prinzessin bemsthttn sich um Sprache und Darstellung äußerst lobenswert. Ecke Menge weiterer Rollen waren ausgezeichnet besetzt. Man nalun die Novität, um deren Uraufführung der Verlag Bloch, Dresden gebracht hatte (wie ist so etwas möglich??), sehr beifallsfreudig auf ^ mnz Zickler.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)