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Sächsische Volkszeitung : 10.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192505106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250510
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-05
- Tag 1925-05-10
-
Monat
1925-05
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.05.1925
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Lonniug, 10. Mai 1920 Nr. 107. Seile 11 Fragen türkischer Außenpolitik (Von unserem eigenen Korrespondenten.) Konstantinopel, Ende April Es sind vornehmlich zwei im Lausanner Vertrag osseiigelas- sene Fragen, die über das Schicksal der Türkei einen rutsche»- senden Einfluß auszullben bestimmt sind, und von deren Losung, iin Verlause unmittelbarer Verhandlungen der betreffenden in teressierten Mächte, die Stellung der Türkei den anderen euro päischen Mächten gegenüber endgültig sestgelegt »vird. In beiden Frage» — die Zugehörigkeit des heiß umstrittenen Mossulwila- jets und die Regelung der Rückzahlung der türkischen Staats schuld — sind die Entscheidungen bevorstehend. Mußte infolge der zähen Hartnäckigkeit Englands in der Mossulfrage der Völ kerbund angerufen werden, dessen nach dort entsandte Studien kommission soeben nach Genf zurückgekehrt ist, so ergaben die wechselseitigen Interessen Frankreichs und der Türkei eine für mündliche Verhandlungen ersprießliche Grundlage. Allein die^Tatsache, daß im Orient Französisch als allgemeine Umgangssprache benutzt wird, »veist auf eine nicht unbeachtliche französische Kulturpropaganda hin, die durch die meist in Händen sranzö sicher „Frcres" liegenden Kongrcgationsschulen uin ein Wesen liches unterstützt wird: denn bis vor dem im Frühjahr letz ten Jahres von der türkischen Regierung eingeleiteten Angriff gegen diese Schulen, der sich aber ausschließlich gegen die reli giöse Grundlage derselben, nicht aber gegen diese Schulen selbst richtete, »varen sie die vorzüglich besuchte Bildungsstätte der Heranwachsenden türkischen Jugend. Außer dem „Galata- Serai" verfügte der türkische Staat über keine den Kongregati- vnsschulen gleichwertige Anstalt. Daß hierdurch die geistige Ein stellung der Türken wesentlich beeinflußt ivorden ist. ist eine Tat sache; und daß damit zugleich für die Beziehungen beider Staa ten zueinander ein nicht zu unterschätzendes Bindemittel geschaf fen wurde, zeigen die jüngsten Ereignisse. Die ständigen Kriege, die die Türkei schon vor dem Aus bruch des Weltkrieges zu führen gezwungen war. nötigte sie, eine größere Anleihe auszunehmen, für die Frankreich als vorzüglich ster Geldgeber fungierte. Der Ausgang des Weltkrieges, mährend dem die Türkei an unserer Seite kämpfte, bedrohte das Dasein der Türkei im Vertrag von Teures auf das ernsthafteste. Cs ge lang aber der Türkei, die ganz Europa erschöpft glaubte, in dem von dem neu erwachten Nationalbewußtsein getragenen Unabhän gigkeitskampf die bedrohlichen Ketten zu sprengen uno in Lau sanne eine für die Alliierten manchmal sehr unliebsame Haltung einzunehmen. Man war gezwungen, eine selbständige, von kei nerlei Kapitulationen herobgewiirdigte Türkei onzuerkennen, versuchte aber aus dem Umstand, daß sie in» Weltkrieg für Deutschland eingetreten war, möglichst Vorteil zu ziehen. Und es »varen vornehmlich die beiden eingangs erwähnten Fragen, die inan der Türkei gegenüber geschickt benutzen zu können hoffte. Denn man rechnete hauptsächlich mit den finanziellen Schwierig keiten, die ein näheres Eingehen der Türkei aus die Interessen , der Alliierten im Orient herbeiführen würden. Daß die Türkei die ihr drohende Gefahr erkannte, geht gerade aus ihrer Finanzpolitik hervor, die sich bemüht, um jeden Piteis aus eigenen Mitteln den Wiederaufbau der zer störten und zerfallenen Gebiete in Anatolien zu erreichen, die jedes ausländische Anleiheangebot mit äußerstem Mißtrauen be trachtet, da sie aus der Vergangenheit gelernt hat und die euro päische Auffassung über den Orient aus der Zeit rer Kapitula tionen genugsam kennt, um sie zu fürchten. Die Ereignisse des letzten Jahres, der Sturz des Wiederausbaukabinetts Ismet Pascha, den das Versagen der Regierung »n der Bevölks» ungs- austauschfrag« — das völlige Fehlen auch kaum zulänglicher Geldmittel — herbeiführte, der anatollsche Aufst ind, dessen Nie- dcriverfung den Voranschlag dieses Jahres völlig hinfällig machte, ließen den Zeitpunktk für gekommen erscheinen, um die Tür. kei durch finanzielle Forderungen zu Zugeständnissen zu prcs- sen, die ihren Interessen zuwiderlaufen Frankreich als Hauptgläubiger der Türkei verlangte ent gegen der türkischen Auffassung die Bezahlung der Zinsen aus der türkischen Staatsschuld in Gold! Durch die Bindung meler Einnahmequellen des Staates im Lausanner Vertrag, vornehm lich der Zollsätze, ist eine Steigerung der Einnahmen zur Dek- kung dieser geforderten Mehrausgaben ausgeschlossen. Das heißt, die Türkei ist gezwungen, als bedrängter Schuldner auf die Vor schläge und Forderungen des Gläubigers einzugshen. Der sran- zösische Unterhändler Franklin-Bouilion, ei» Levantiner, der vor dem neuernannten sranzösischen Gesandten Sarraut zu weiteren Vorverhandlungen nach Angora geschickTttourde, erzielte als ossi- zielles Ergebnis seiner Verhandlungen die Unabhängigkeitscr- klärung des früher türkischen Gebietes Alexandreite und Anti ochien, die bis dahin unter sranzösischen» Maiidat standen. Die weiteren Bekanntgaben über eine Einigung in ''er Frage der türkischen Staatsschuld erfahren durch das offizielle Arbcits- programm des demnächst eintessenden neuen Gesandten nämlich gerade die Regelung dieser Fragen, einen >.!ge»»arttgen Wider spruch. Tie Türkei erhält von ihrem Gläubiger Vorteile, wozu auch der Turchzug türkischer Truppen durch französisches Gebiet anläßlich der Niederwerfung des anatolischen Ausstuid^s zu rech nen ist, und es verlautet nichts über eine Gegenleistung des Schuldners. Wenigstens in der Presse. Leider erfolgt diese aus Kosten des deutschen Handels und derdeutschen Industrie! Tcutscye Firmen, die vorzüglich an dem Wiederautbauwerk der Türkei beteilig! »varen, besonders mit Lieferungen zum Ausbau der anatolischen Bahnen, sehen plötzlich ihre Regierungsausträge zurückgezogen' An den neuerlichen Ausschreibungen zur Ver- gcbung dieser Arbeiten beteiligen sich, im Gegensatz zu früher, säst ausschließlich s r a n z ö s i s ch e Firmen! Frankreich hat den Wirtschaftskrieg gegen Deutschland nach dem Orient getragen, »vo eben das Deutschtum im Begriffe »var, wieder mühsam Boden zu fassen! Aus der anderen Seite beniüht sich England, das durch dle bevorstehende Völkcrbundsentscheidung seine Ansprüche aus Mossul sich entgleiten sieht, durch Anleihevorschläge sich die Ans nutzungsrechte an den Petroleumquellen zu sichern. Die Türkei, die den vielerlei mirtschastlichen Fragen, denen sie sich gegenübcrgeftelit sieht, »och nicht gewachsen ist, kann vorläufig »och nicht an eine selbständige Ausbeutung der Quellen denken, zumal ihr die dazu nötige Erfahrung fehlt. Die Gerüchte über diese Anleihevorschläge finden ihre Bestätigung in dein Steigen der türkischen inneren Anleihe. England würde somit die Tilgung der türkischen Staatsschuld an Frankreich er. möglichen, indem es sich durch diese Anleihe die Herrschaft über die reichsten Vetroleumqiiellen der Erde sicherte! Daß cs sich mit der mutmaßlickei» territorialen Entscheidung nicht zufrieden gibt, beweist die l!msi"dl»ng der Nestorianer, die auf Anordnung Eng lands die türkischen Gren-o biete als Wohnstätten bezogen haben, um als kriegerische Nachhe n die Türkei in Atem zu halten. Die Enttäuschung Englands »ö er das Verhalten der im strittigen Gebiet ansässigen Bevölker uig machte sich in einem verschärften Druck aus die Volkstcile. die für die Zugehörigkeit zur Türkei gestimmt hatten. Luft, so daß es einzelne Stämme varzogen, ihre Wohnsitze auszugebcn und nach ziveifellos türkischem Gebiet ab- zuivandern. Europa, vor allem die Alliierten, ^können es der Türkei nicht vergessen, daß sie sieb durch ihren Unabhängigkeitskampf den Bedingungen des Berlages von Teures entzogen hat, der die Lösung der orientalisö"»» Frage im Sinne der Hauptinter essenten darstestte: Die Im trümmerung der Türkei. Wenn die Türkei heute den durch die Not bedingten cntentesreiindlichen Weg geh"» muß. will sie nicht ihr Dasein für ein in der modernen Politik nickt mehr geachtetes sckönes Gefühl auis Sviel setzen, so ist sie doch unserer Svn vnthie sicher: ihr Schicksal ist dem un seren zu verwandt, als daß dadurch eine Trübung der Beziehun gen zwischen den alten Vundesnenoffen entstehen könnte. Tie Zeit der deutschen Truvven in Konstantinovel ist noch überall in frischester und kmster Erinnerung: aus der Zeit der Besetzung durch die Enlentetruppen sind nur die Zerstörungen an alten türkischen Kulturdenkmälern vorhanden Ihr erzwungener Ab zug »st der Stolz der jungen türkischen Republik! Franz Ackermann. Es ist nützlich und erbaulich, zu hören, wie die Leute auf -er Rechten den Wahlsieg Hindenburg» beurteilen, wenn sie unter sich sind. In solchem Falle werden nämlich jetzt beträcht liche Mengen Wassers in den Freudewein geschüttet, der in gdeichsblockkrcifen unmittelbar nach der Wahl aufgetischt ivor den ist. Interessant sind in dieser Beziehung die Geständnisse, die der bekannte völkische Vorkämpfer Max Maurenbre cher in einer „nationalen Maiseier" am 1. Mai in Dresden ge macht hat. Maurenbrecher sagte u. a.: „Hindenburg hat gesiegt durch das für ihn günstige Zu sammentreffen dreier Umstände. Erstens'der Wahl Hilfe, die-den Rechtsparteien vo» den Kommunisten geleistet wurde, die nicht soviel Einsicht und Disziplin besaßen, um der Demokratie zun» Siege zu verhelfen: mit ihren Stimmen »väre Marx gewählt worden. Das Zweite »var der taktische Fehler der Linksparteien, Marx so schnell zuin Koinpromißkandidaten zu erklären. Nur wegen ihm wurde Iarres fallengelassen. Hätte die Linke Marx erst so spät proklamiert, daß kein anderer Kandidat der Rechten mehr aufgestellt werden konnte, wäre Iarres geblieben und ganz sicher geschlagen worden. Der dritte Grund liegt in der Persönlichkeit des „Vaters Hindenburg". Aber dieser Mann ist die letzte Reserve auf nationaler Seite. Eine etwaige Neuwahl wird keinen ähnlich günstigen Kandidaten für das Amt des Reichspräsi denten vorsinden. Eines der traurigsten Kapitel ist der Widerstand der rheinischen Schwerindustrie und Stresemanns gegen Hinden- burgs Aufstellung. Diesmal hat man beide Faktoren noch überrennen können, in Zukunft wird das aber kaum noch gelingen Wenn statt der 77 Prozent Wähler wie diesmal die 84 Prozent früherer Wahlen oder gar noch mehr abstimmen, darf man auf Ueberraschungen gefaßt sein, denn Hindenburg hat nur 37 Prozent aller Stimmberechtigten für sich zur Urne gebracht. Die sächsischen Arbeiter sind vielfach zu Hause geblieben oder zu Thälmann gelaufen. Das trübste Bild er gibt sich daraus, daß die erhoffte Zerschlagung der seit 1918 neugebildeten Parteien (wob i die Völkischen Geschäfte wacher ivollten) nicht gelungen ist." Na also! Mehr Ausrichligkeil ist ja kaum zu wünschen und zu erivarten. Hossentlich vergessen Herr Maurenbrecher und seine Freunde nicht, aus diesen Erkenntnissen auch die Kon sequenzen zu ziehen. Dresden. 9. Mai. T«c Landtag geuehinigte am Freilag die Slrasversolguna des Abg Nenner, »um Eutlvuc» einer elften Aenderung des Beaintebesoldungsgesetzes ersuchte der Ausschuß für Beamtensrnge» um Annahme seiner Vorschläge, die gegen aie Stimmen der Kommunisten genehmigt wurden. Eine längere Aussprache bewirkte die Schlußberatnng des deutschnationalen Antrages betr. Festhaltung an» mitteldeut sche u Kanalprojekt Finanzminister Tr. Rej „ ho ld gab sür die Regierung die Versicherung ab, daß sie alles tun werde, um das dringend notwendige Projekt durchzusnhcen. Leivzig habe sich bereit erklärt, zu de» Kosten des Kannlbaues erheb licke Mittel beizutragen, so daß oie berechtigte Hossnnng bestehe, den mitteldeutschen Kanalba» gleichzeitig mit dein nordoeutschen zu beginnen. Ter Antrag »vnrde „ach den» Bericht des Haus- haltsauSschusseS A angenommen. Bei der 1. Beratung oer Vorlage über die Ermächtignng der Negierung zur Erhöhung des Anteils des Staates am Stammknpital des Sächsischen Heims, La n des siedeln ngs- und W o h n n n g s f ü r s o r g e g e sei l s ch a s t >». b. H., Dres den, und einer damit zusammenhängenden Anfrage der Teutsch- nationalen, die Monopolstellung dieser Landessiedelungsges-ll- ichas» betreffend, führte Abg. Nammelsbecg (Dntl.) aus, daß diese Aeiellschast keineswegs dem Wohnungsbedürsnis Rechnung tragen könne. Die Regierung erklärte ihrerseits, Maßnahmen zur Be seitigung der Monopotstellung dieser Gesellschaft zu ergreifen, sei sie deshalb nicht in der Lage, »veil eine derartige Monopol stellung üb erhaupt nicht bestehe. Die Landesiied- lungsgescllschaft sei eine auf Grund des Privatrechts errichtete Ge sellschaft. Vielfach würde die Mitwirkung dieser Gessllschas» deshalb in Anspruch genommen, »veil Bauvorhaben infolge unzureichender Finanzierung stecken geblieben seien, während die Landessiedlnugs- gefellschast die endgültige Finanzierung sicherzustellen vermöge. D e Vorlage »vnrde de», Haushaltungsausschusj A zur Weiterbera tung überwiesen. Ter Iahresschau Deutscher Arbeit Dresden zu „Wohnung und Siedlung" wird eine einmalige Staatsbeihilse von 50 000 Mk- gewährt, weitere 25 000 Mk. werden als Garantiefonds von der sächsischen Regierung sicher-gestellt. Nächste Sitzung Dienstag, den 12. Mai, mittags 1 Uhr. — Fünshunderttausend Amerikaner komme» nach Europa. Für das kommende Vierteljahr wird mit einer ganz außerge wöhnlich hohen Besucherzahl aus Amerika gerechnet. Aus Neu- pari» »vird berichtet, das mehr als zweihunderttausend Amerika ner sür diese Zeit Kabinen an Bord der Europadampser bestellt haben. Sieben Ozeandampfer haben vor wenigen Tagen Neu. york verlassen und waren mit Europareisenden voll besetzt. Bis Ende August sind in Neuyork aus den Ozeandampfern aller Li nien keine Kabine» zu haben, da sämtliche vorhandenen Kabinen vorausbestellt sind. Auch zahlreiche Studenten der amerikani schen Universitäten beabsichtigen, Europa in diesem Sommer zu besuchen. Der Großteil der Reisenden fährt nach Rom zur Feier des heiligen Jahres, hauptsächlich Katholiken aus Kanada. Im ganzen dürsten im Sommer ungefähr 430 000 Amerikaner nach Europa kommen. Iin Jahre 1923 betrug die Zahl der Europa- reisenden aus Amerika 255 527, im Jahre 1924 325 814. Man sieht also, daß die Zahl derer, die aus der Neuen in die Alte Welt auf Besuch kommen, mit jedem Jahre zunimmt. Düngemittel Getreide Futtermittel Saakgelrei-e Sämereien empfiehlt zu billigsten Tagespreisen I m 7-Irdscg A. kmPM Zweigstellen in: tzilectersetilolkrvttr Llssklltke >. 8«. 8i>«l 8cksn6su s. «i. klbe ksrl üotiieuds I. 8a. Nsücdurg l. 8n. Ottenriort-Okrttla 3ü«1 ttüniaskeln Die Rose Von Leo Weismantel Die Blumenkönigin Was steht ihr an den Zäunen meines Gartens und drückt den Kopf ins Gestänge? Es sind die Tage des Juni: da blüht die Königin aller Blumen, um sie zu sehen, steht ihr an den Zäunen meines Gar tens und drückt den Kops ins Gestänge. Und glaubt ihr, eine Rose besonderer Art »n der Hand zu halten — seht, dort ist schon eine andere, die rot glüht wie Feuer, jene »veiß und verblassend wie ein erschrocken Gesicht und dann wieder unschnldsvoll rein wie ein Kind. Dort klettert ein Busch von Dornen, und doch sitzen Rosen mitten iin Gcivirr der Wildnis. Und dort eine mit schier unzählbaren Blättern, daß die Blätter immerdar aus ihr quellen, wie ein Wasser aus einein Berge rinnt: dort wieder sind armselige, wie Betielkinder am Wege, dünn und dürftig mit fadenscheinigen Blättchen, *>ie Heckenrose. Wißt ihr, warum die Nr'' so mannigfaltig ist wie der Mensch, und so mannigfaltig dusiet wie die Menschen? Da gibt es Könige und Bettler, Tugendsame und Wichte, Empörer und Reuige. Und sind doch nur ein einzig Geschlecht. So kommt durch die Türe meines Gartens, und ich will euch erzählen, wovon die Rosen Ihre Glut nehinen und ihre Weiße, ihre Schönheit und ihren Duft, denn aste Rosen sind aus Blut. Die «Inen aus Blut von Edlen, die anderen aus Blut von vösewichten; die einen aus Blut von Empörern und Teufels knechten, die anderen aus Blut von Demütigen und Gottes- Kindern. Und darum wallet auch euer — der Menschen — Blut auf. wenn ihr eine Rose seht und mit zitternden Händen sie brecht, sie in euren Gürtel steckt oder zu einem hintragt, den ihr lieb habt, oder euch mit Rosen umkränzt, wenn ihr zum Feste geht. Laßt euch erzählen! Die Rose der Verheißung Als Eva ln die Jahre kam, daß ihr der Weg von ihrer Hütte zu dein Rosenstrauch zu schwer wurde, brach sie einen Zweig ab und weinte darüber. Und siehe, die Rosen wurden »veiß von ihren Tränen. Da nahm sie den Ziveig mit vor ihre Hütte und pflanzte ihn dort ein. Eines Nachts aber, als sie ihr Ende schon nahe fühlte, ju belte sie einmal auf im Traume, daß Adam neben ihr erivachte. Es war wie in jener Nacht, in der Eva aufgestöhnt hatte, »veil die Schlange ihr im Traume genaht war und sie versucht Hatto. Heute aber hatte Eva iin Traume aufgejanchzt, denn Gott war ihr wieder erschienen in all seiner Güte und Barmherzigkeit. „Adam, Adam", sagte sie wie in sener Nacht, „wir wollen aufbrechen und zu den Rosen Abels gehen." Da weckte Adam aste seine Kinder. Töchter und Söhne, und sie trugen Eva aus einer Bahre durch die Nacht, trugen sie zu den Rosen Abels. Nun sahen sie vor Finsternis den Strauch nicht, aber sie merkten an dem Duft der Rosen, daß sie bei ihm waren. Eva aber sprach, als drängen ihre Augen auch durch die Finsternis: „Gott hat mir im Traum eine Rose gezeigt, Herr- licher als alle Rosen, die je an diesem Strauche wuchsen, und es ist das Wunder geschehen, daß diese Rose sich geöffnet hat wie ein Tor und eine zweite Rose aus ihrem Herzen aufgeschossen ist." Und Evas Hand grifs ins Dunkel des Busches. Da sah Adam, daß die Sterbende etwas Glänzendes in ihren Händen hielt, als funkle ein Stern des Himmels zwischen ihren Fingern und Eva, die Sterbende sprach: „Seht, so wie die eine Rose aus dem Herzen der anderen entsprossen ist. so hat mir auch Galt verhei ßen, daß eine Tochter von mir ausgcht und Mutier des Erlösers »vird, den Gott uns sendet, so »vie ich Mutter der Sünde gewesen bin. Gott wird sich unser erbarmen. O, wundersame Rose der Verheißung, bitte sür uns!" Was sah »vohl Eva in jener Rose? Die Rose hatte sich ge öffnet, und Eva sah in ihr das Bild ihrer reinste:» Tochter und ihres reinsten Menschcnsohncs, die Königin des Himmels und der Erde, Maria die Jungfrau und Mutier de« Herrn. Da erlosch das flammende Licht und Eva entschlics sanft, da eben der Morgen in die Nacht hereinbrach. Am Rosenstock aber fanden Adam und seine Kinder jene geheimnisvolle Rose, die Rose der Verheißung, »nd sie brachen sie ab und trugen sie in ein Heiligt»»»», das sie über dem Grade Evas aus Steinen errichteten. Auch setzt geschieht cs zuweilen, daß aus dem Herzen einer Rose, so wie ihr Duft ans ihr steigt, eine neue Rose bricht. „Rosenkönigin" nennen das die Menschen in manchen Ländern, und die sie sehen, freuen sich oder fürchten sich, denn diese Ros« kündet dem einen Tod. dein anderen Glück und Seligkeit. Wißt ihr auch von dieser geheimnisvollen Rose der Verhei ßung? Ist sie auch euch schon einmal erschienen? Seht, noch jedes Jahr in der heiligen Nacht, die ihr die Weihnacht nennt singt ihr von ihr das alte Lied. Das ist cs: Es ist e i n.R os' entsprungen aus einer Wurzel zart.
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