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Nummer 55 — 24. Jahrgang kinal wöchtl. Bezugsprki»: für Mürz 2.35 etnichl. Bestellgeld, «nze genprctser Tte lgesp. Petit,«sie 30 Stellengeiuche 20 Tte Petit-Reklame,;eile 89 Millimeter breit. 1 Ofsertengebühr für Selbst abholer 20 bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10. SonntagS-Nr. 15 -Ä- WeichäftUchcr Leil: ZosefFohmann,Dresden. SücksMe Sonnabend, 7. März 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Äusträgen u.' Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernruf übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Verant. Wortung. Unverlangt eingesandte und mit Rllckport« nicht versehene Manuskripte werden nicht aulbewahrt. Sprechstunde der Redaktion b bis 6 Uhr nachmittags. Hauptschriftleiter: Dr. Joses Albert. Dresden. tz»eschiif«SsteU« der S«»sls>i>»n «olkSzettuu« und Lr»i« und «erlag, Saxonia-Buchdriickere, GmbH. Dresden-ÄlM. 16. Holbelnsiratze 46. genmn SL7Ä. Postfchoikronto Dresden I47S7. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Eiichstsche» VolkSzettuiig Dresden-Allst. 16. Hotbeinslratze 48. gernrnl 3272S und 33S38. Vom Iungdeutschen Orden „Der Iungdeutsche", das offizielle Presseorgan des Jung- deutschen Ordens, hat kürzlich seinen Sitz von Kassel nach Berlin verlegt. Für die Entwicklung der Organisation kann nichts symptomatischer sein als dieser Stellungswechsel. Mit Recht er hobene Angriffe gegen die Schriftleitung sind mit pathetischer Entrüstung zurückgewiesen morden. Einer sachlichen Ent gegnung ist man ausgewichen. Die Angreifer wurden als unanständig bezeichnet. Dieser eben nicht neue Iouralisten- trick sollte mangels geistvollerer Verteidigung einer schlechten Sache über mancherlei Verlegenheiten hinweg helfen. Derartig unbeholfene Kunststückchen werden dem Orden nicht die Blühe ersparen, weiteren Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen. Die Tätigkeit des „Iungdeutschen" besteht darin, systematisch Verwirrung unter den Katholiken anzurichten, die Zentrums partei zu zersprengen und die üblichen völkischen Anfeindungen gegen jene Männer und Dinge des Staates zu erheben, die mit seinem parteipolitischen Interefsenkreis nicht zusammenklingen. Die Methoden, die das katholische Deutschland in seiner Einheit schädigen sollen, sind zu plump, als daß sie nicht schon längst er kannt wären. Die Schriftleitung pflegt sich den Anschein zu geben, als ob an der politischen Leitung des Blattes maßgebende Geistliche und im öffentlichen Leben bekannte katholische Persön lichkeiten beteiligt sind. Diesbezügliche Leitartikel beginnen im allgemeinen so: „Von einem rechtsstehenden Katholken wird uns geschrieben", oder: „Von einem katholischen Abgeordneten wird uns geschrieben", oder: „Von katholischer Seite wird uns ge schrieben". Das ist aber auch alles, was der Leser über die pro minenten Katholiken des Iungdeutschen Ordens erfährt. Der Zweck, warum die Namen vorenthalten werden, kann gewiß ein verschiedener sein. Soweit er im Wunsch des Artikelschreibers zu suchen ist, läßt sich auch über die moralische Berechtigung nichts sagen. Verurteilt könnte nur der Verfasser werden, der aus g e - wissen Disziplinerwägungen heraus kein gutes Ge wissen hat, sich zu nennen. Gewiß aber geht die Annahme nicht fehl, daß diese geheimnisvolle Inszenierung der von katholischer Seite stammenden Artikel taktischen Erwägungen der Redaktion des „Iungdeutschen" entspringt. Mit einem gewissen Recht mag es besser scheinen, vollständig unbekannte Namen nicht zu erwäh nen und dafür den Eindruck hervorzurufen, daß die Auslassungen aus der Feder von prominenten Geistlichen oder katholischen Po litikern stammen. Auch anerkannt rechtsstehende parteipolitische Persönlichkeiten möchte man nicht namentlich in den Vordergrund treten lassen, weil das politische Programm des Ordens ja be kanntlich „überparteiisch" sein soll. DenBodender Ueber parteilich Ke ithatder Orden schon läng st ver. lassen: der Schein muß gewahrt werden. Mit welchem Eifer der Orden katholische Geistlich« sucht, mit deren Anschauungen er namentlich Staat machen kann, erhellt aus anderen Beispielen. Der Kaplan Roth hat kürzlich einen Vortrag gehalten, der sich benannte: „Für Gott und Vaterland". Die Einstellung dieses stark völkischen und rechtsstehenden katholischen Geistlichen macht sich der Orden für eine ausgedehnte Propaganda zunutze. Es läßt sich annehmen, daß Herr Kaplan Roth schon heute nicht mehr über die Begierde entzückt ist. mit welcher der Iungdeutsche Orden seinen Vortrag in die Welt hinausposaunt. Es werden ihm gewiß schon die Worte in den Sinn gekommen sein: „Die Geister, die ich rief, ich werd' sie nimmer los!" Der Inhalt des Vortrages „Für Gott und Vaterland" wird zur rechten Zeit eine kritische Würdigung erfahren. Unabhängig von dieser Würdi gung, die Berufeneren überlassen bleibt, muß an den Herrn Ka plan Roth aber doch eine Frage gestellt weiden: Deckt der Herr Kaplan den im „Iungdeutschen" vom 8. Februar veröffentlichten Auszug aus seinem Vortrag? Das läßt sich nicht erwar ten. Denn es ist bisher nicht üblich gewesen, daß unter ganz tendenziösen Gesichtspunkten den Bischöfen ein wenig diszipli nierter und versteckter Vorwurf gemacht wird. Ein solches Ver halten, das wird der Herr Kaplan wissen, fände allgemeine Ab lehnung. Es ist gewiß sehr erfreulich, wenn der Iungdeutsche Orden sich für eine sittliche Erneuerung des deutschen Volkes auf Grund der christlichen Weltanschauung einsetzt. Es kommt aber mit Ver laub darauf an, wie man solches beginnt. Ist es sittlich, an der Ehre anderer zu rühren, ohne sich die Mühe einer objektiven Dar stellung zu geben? Ist es sittlich, schwere Anwürfe ohne Tatsachen material zu veröffentlichen? Zu solchem Unternehmen kann man nur sagen: viel Pathos und wenig Ethos. Es ist fatal, daß „Der Iungdeutsche" seinen sittlichen Reinigungsprozeß — wie die Völ kischen überhaupt — bei anderen beginnt. Ein gutes deutsches Sprichwort heißt, man solle zuerst vor der eigenen Türe kehren. Die Zentrumsparte! hat es dem Orden aber nun einmal an getan. und di« sittliche Erneuerung gerade dieser scheint ihm ein besonderes Herzensbedürfnis. In einem sehr würdig kostümier- ten Aufsatz mit der Ueberschrift: „Das achte Gebot Gottes, grund sätzliche Betrachtungen über die katholische Presse", werden dem katholischen Zeitungswesen die folgenden schönen Eharakteveigen- schäften unterschoben: Verlogenheit. Käuflichkeit. Unchristlichkeit und Mische Orientierung. Die Tatsache, die dem ehrenwerten Artikelschreiber diese Wertbestimmungen eingegeben haben, blei ben dem Leser verschwiegen. Das ist so ein Stück sittlicher Er- neuerungsarhelt durch den Iungdeutschen Orden, über deren eigene sittliche Voraussetzung di« Ansichten verschieden sein kön- WO 01»ie WliArlM veMI -eil -Meli SW« London, 8. März. In der gestrigen Sitzung des Unter hauses ergriff der Außenminister Chamberlain das Wort. Chamberlain erklärte, er begrüße den neuen Schritt der deutschen Regierung, der große Möglichkeiten für den Frieden und die Sicherheit der Welt habe und der Ausgangs punkt für eine wirkliche Erholung der europäischen Lage sein könne. Es sei zu früh, zu sagen, daß diese Vorschläge wirklich dazu sichren würden oder nicht. Aber es sei nicht zu früh, zu sagen, daß die britische Regierung ihnen die größte Bedeutung beimesse und beabsichtige, ihnen die ernsteste Erwägung zu geben In der Hoffnung, daß ln diesem freiwilligen Schritt der deutschen Regierung ein Weg gefunden werde, der von der unglücklichen Vergangenheit wegsühre zu einer besseren und freundlicheren Zu kunft. Was das Saargebiet angehe, sei er nach Erwägung aller Umstände und nach Prüfung der Eignung des Herrn Nacult zu dem Schlüsse gekommen, daß man für den Augenblick Keine Befürchtungen wegen der Saarverwallung zu hegen brauche. Hinsichtlich Danzig führte Chamberlain aus. er bitte lehr darum, den Vertreter Englands nicht zu sehr zu binden, wenn er im Begriffe sei, einen Beitrag zu den gemeinsamen Angelegen heiten mit den anderen Nationen der Wesi zu leisten Er teile völlig den Wunsch, daß die wiederyergesteilts Republik Polen mit ihren Nachbarn in einem guten Vcrhäsinis lebe und alles tue um ihre Lage leichter zu gestalten und Schwierigkeiten zu ver hindern. Zur Kölner Frage sagte. der Redner, daß oie Be setzung des gesamten Gern'les aus 15 Jahre icstgelegl worden sei mit dem Norbehasi, daß das Kölner Gebiet nach 5 Jahren ge räumt werden soll?, nenn Deutschland seine Verlragsverpklich- tuimen e-'tnNk habe M-w Hab' bis iekt nach nicht einmal eine vertrauliche Mitteilung über diejenigen Punkte erhalten, in denen sich Deutschland in Aerzug besinde. Das Ziel der briti schen Regierung sei, zum frühestmöglichen Zeitpunkte von der deutschen Regierung die Erfüllung dessen zu erhalten, was ge rechterweise nach dem Vertrage verlangt werden könne, damit die in Aussicht genommene Räumung der besetzten Gebiete so bald wie möglich in Kraft treten könne. Was die S i ch e r h e i t s f r a g e betreffe, die von riesiger Bedeutung sei, so wisse er, daß die Sicherheit der Hauptschlüssel für die schwierigen Probleme Westeuropas sei. Zur Frage, ob die deutsche Regierung eine Gelegenheit habe, ihre Beobachtun gen und Anmerkungen den Alliierten vorzulegen, so müsse er wiederholen, daß er nur in Uebereinstimmung und nach Beratung mit den Alliierten sprechen könne. England habe nicht nur das allgemeine Interesse der ganzen Welt, ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität in Europa zu erreichen, wahrzunehmen, sondern auch auf seine eigenen In teressen zu achten. Engsand befinde sich nur 20 Meilen vom Kontingent entfernt. Er liege ihm viel zu nahe, um gegenüber dem, was dort geschehe, gleichgültig zu bleiben. Die Größe Eng lands, seine Macht, zur Lösung dieser Schwierigkeiten beizu- tragen, und die Möglichkeit, die Menschheit von der Besorgnis kommender Unruhen zu befreien, seien eine große Aufforderung, den Versuch zu Anstrengungen in dieser Richtung zu machen, nen. Dieser Nutzbarmachung des achten Gebotes zu einer Polemik gegen das Zentrum ist dann ein zweiter Artikel gefolgt: „Das sechste Gebot Gottes". Dieser Artikel widmet sich nun nicht voll ständig der Zentrumsparkei. Der Absatz, der aber von ihr han delt, bringt die Erklärung, daß das Zentrum natur-notwendig em Zuhälter der Unsittlichkeit sei. Auch der Gutmütigste wird das als etwas sehr schweren Tabak empfinden. Die logische Gcdanken- entwicklung des „Iungdeutschen" führt zu diesem Vorwurf über die Tatsache der Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie. Es wirb gefolgert, weil die sozialistische Lehre nach christlicher Auf fassung unsittlich ist. müßte jede Handlung unsittlich fein und jeder Handelnde unsittlich werden, sobald eine politische Zusammen arbeit mit der Sozialdemokratie vorliegt. Die Einfachheit dieses Gedankenaustausches ist auch von anderen Oberflächlichen und Demagogen zur Schädi gung des deutschen Zentrums in der letzten Zeit wiederholt vor gebracht worden. Freilich müßte „Der Iungdeutsche" wissen — er weiß es auch, — daß gerade die Notwendigkeit der Zusammen arbeit mit weltanschaulichen Gegnern im politischen Leben vor liegen kann und vorliegen darf. Auch bischöfliche Stim men haben wegen der tendenziösen Aufmachung, mit der man den obigen Vorwurf ganz allgemein gegen das Zentrum erhob, sich klar darüber ausgelassen. Wenn aber „Der Iungdcutsä>e" ein so ungemein großes Herz für die Katholiken besitzt, warum läßt er ihnen dann nicht auch die Stimmen ihrer Be- schöfe zu Ohren kommen? Warum verschweigt er diese? Wo so viel Platz für den Herrn Kaplan Roth für Druckerschwärze frei war, da hätte sich gewiß auch ein Plätzchen für das offene Schreiben des Kardinals Bertram gefunden. Dieses Schreiben, dem „Iungdeutschen" wohlbekannt, vom 30. No vember 1924 datierend, heißt: In einem heut« mir zugesandten, an die Katholiken Schle siens gerichteten Wahlaufruf lese ich: „Dos Zentrum ist von sich selber abgefallen. Gebt nur solchen eure Stimme, die, wie es un sere Bischöfe gefordert haben, für die Verteidigung der Religion und Sittlichkeit, für die voll« Freiheit und Gleichberechtigung der christlichen Konfessionen, für die Erhaltung der konfessionellen Volksschulen eintreten" usiv. Damit ist nicht ausdrücklich gesagt, eine Aufgabe, der das britische Reich freudig Folge leisten werde. Die Aussprache Kerrlol-Chamberlain Paris. 5. März. Chamberlain wird morgen abend 0.45 Ubr ans dem Pariser Nordbahnhof eintresfen. Wahrscheinlich wird .Herriot persönlich zu seiner Begrüßung erscheine». Cbam- berlain beabsichtigt, auf der britischen Botschaft abzusteilge». Er wird Sonnabend am Quai d'Orsay mit Herriot zu Mittag speisen. Eine längere Anssprache wird entweder vorher oder im Anschlüsse daran erfolgen. Mms iil MiiIlM Paris, 6. März. Nach „Chicago Tribüne" wurde im Laufe der gestern »i einer am Quai d'Orsay von Herriot, General Nollet, Briand und Boncourt abgchaltenen Besprechung der Be schluß gefaßt, die deutschen Vorschläge in der Sicherheitsfrage abzulehnen. Herriot sei zu der Auffassung gelangt, daß Frankreich unmöglich Polen und die Staaten der kleinen Entente im Stiche lassen könne und daß zum Schuhe der Sicherheit dieser Länder dieselben Maßnahmen wie zur Sicherung der Nheingrenze ergriffen werden müßten. Herriot gebe sich der Erwartung hin, daß Großbritannien einem französisch-belgischen Garan-, tieabkonnnen zum Schutze der östlichen Grenzen beüreten werde, und daß Frankreich es sich Vorbehalte, über d>e Sicherung seiner zentral- und osteuropäischen Alliierten zu wache,,. In französischen Kreisen wird darauf hingewiesen, daß eine solche Abmachung Frankreich nicht in den Stand versetze» würde, die geplante Abrüstung der französisch:» Arme« entsprechend den ursprünglich gefaßten Plänen durchzujühren. Die Blätter wissen neue Einzelheiten vom neue» Gut achten des Marjchalls F o ch zu veröffentlichen. Tem „Intra,isigeant" zufolge soll der Schlußsatz lauten: „Morgen können sich die Ereignisse von 1914 wiederhole,,." Polens Besorgnisse Paris, 6. März. Ter polnilche Außenminister Skrcunski ist gestern hier eingctrosfen. Er sagte i>, einer Unterredung mit einem Vertreter des „Matin" zur Frage der europäische,, Sicher heit unter anderem: Ich bleche Anbängcr des Genfer Protokolls. Aber die Schiedsgerichtsbarkeit darf nicht den „status gno" in Europa in Frage stellen, der im Versailler Vertrage und in anderen Dokumente,, festgclegt ist. Die Garantie der wc st - lichen Grenze» Polens ist für Frankreich u,,d sür Pole,, von der größten Wichtigkeit. Polen will de» Frieden und kor rekte Beziehungen mit seine,, Nachbarn ans der Grundlage aer ch, Kraft befindlichen Verträge. Skrzynlk> wird heute von Herriot empfangen und auch »»t Briand, Boncourt und einigen ande ren Politikern und Militärs verhandeln. Ausdehnung-esSicherheilspaklesausRuhland? Paris, 6. Mürz. Nach dem Londoner Korrespondenten des „Echo de Paris" hat Lvrd Birke »head dem britische,, Kabinett vvrgcschlagen, den von Teutschland angeregten Siche- rungspntt auch auf Rußland auSzudehnen. Es soll ihm gelungen je»,, Churchill sür diese Idee z„ gewinnen. doch der Zusammenhang legt die Deutung nahe, als sei das Zen trum, das hingestellt wird, als von sich selber abgefallen, unircu dem Grundsatz, für die Forderungen der Kirche gemäß Ke» Erklä rungen der Bischöfe einzutreten. Da die Autorität der Bischöse in diesem überaus scl)arf gehaltenen Wahlaufruf an der genannten Stelle hineingezogen ist, glaube ich zu jener Stelle nicht ganz sch,veigen zu dürfen. Durch die Pflicht der Dankbarkeit für das, was tas Zentrum in fünf Jahrzehnten sür die kirchlichen und Schulinteressen der deutschen Katholiken getan hat, fühle ich mich gedrängt, einzig zur Verhütung falscher Auffassungen zu erklä ren: Meine bischöflichen Amtsbrüder und ich haben die Ueberzeu- gung, daß dos Zentrum stets, wo und wie immer die Verhältnisse es als möglich erscheinen ließen, nach bestem Können sür die reli giösen Güter der Katholiken einzutrctcn bestrebt war, und daß es auch in Zukunft diesem Grundsatz treu bleibe» werde. Wäre man von der Aufrichtigkeit des „Iungdeutsche,," über zeugt, dann könnte man ihn bitten, dieses Schreiben als Rand bemerkung zu seinem famosen Artikel über das sechste Gebot noch nachträglich zu veröffentlichen. Eben nur als bescheidene Rand bemerkung, denn selbstverständlich wird das katholische Empfin den des unbekannten Verfassers und Feststellers von der Unsitt- lichkcit des Zentrums schon das Richtige sein. Und der zwar trau rige aber auch naturnotwendige Schluß sindet dann seine Lösung in der bischöflichen Unwissenheit. Es ist eine grobe Verschleierung der Tatsachen, wenn der Iungdeutsche Orden seinen katholischen Mitgliedern vorspiegelt, daß prominente geistliche Köpfe für die Bewegung etwas übrig hätten. Das Gegenteil ist der Fall. Hat sich schon im vorigen Jahr Kardinal Bertram namens -er Bischvfskonferenz dahin gehend ausgesprochen, daß man dem Iungdeutschen Orden nicht ohne ernste Bedenken gegenübersteht, fo hat sich diese Auffassung inzwischen allgemeinerhärtet. Die Sympathien, die der Iungdeutsche Orden in ernsthaften geistlichen und weltlichen ka tholischen Führerkreisen genießt, sind gleich Null. Für jemand, -der besonders das Presseorgan des Ordens aufmerksam verfolgt — so wenig Spaß die Lektüre an sich auch macht — für den stehen die wahren Ziele des Ordens außer Zweifel. Die Schriftleitung des „Iungdeutschen" braucht sich nicht darüber zu empören, wenn