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Sächsische Volkszeitung : 19.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192503191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250319
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-03
- Tag 1925-03-19
-
Monat
1925-03
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.03.1925
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Donnerstag. den 19. März 192Ü. Nr. 65. Seite S Fabrikanten, datz in ihrem Distrikt durchg«,ührtr Beschränkungen sie weniger konkurrenzsähig machen könnten im Vergleich ,u anderen Distrilte», wo man noch kerne Reform erzwingen tonnte. In Hongkong ist schon viel geschehe«, in Tientsin z. B. dagegen noch nichts. Immerhin 1>nd diese Znsiände in den Fabriken die Folge der i „ d n st r i e l l e n Entwicklung, die von den Europäern dort in die Wege geleitet wurde, »nd es liegt ihren Urhebern ob. ihr möglichstes z» tun. um eine Verbesserung her« beizusiihren. » - ' ' . " * Fledermäuse als Menschenfreunde Ueberall, wo die Anophelis Mücke austaucht, die als Trti- gerin der Malaria bekannt ist, hat man es an der Bekämp fung dieser gefährlichen Fiederkrankheit nicht fehlen lassen. Die seinerzeit in verschiedenen Gegenden erfolgreich angewendete Beschichtung der stehenden Wässer, in denen die Mücken nisten, mit Petroleum, ist nicht überall anwendbar. Besonders in Süditalicn ist die Malariaplage noch groß. Nun denkt man dort daran, die Entdeckung eines amerikanischen Arztes, Dr. Cam- pell in Texas, zu verwerten. Langjährig« Versuche haben den Arzt zu der Erfahrung gebracht, daß durch Fledermäuse sich die Malaria bannen läßt. An sich wohl keine ganz neue Entdeckung, aber eine solche, die lange in Vergessenheit geraten war. Pltnius spricht bereits von dieser Tatsache. In der Pro vinz Venezien scheint man sich dieser Tatsache im Volke mehr zu erinnern, denn dort weichen die Mückenschleier von den Bet ten entfernt, wenn die Fledermäuse erscheinen, mit deren Ver schwinden man dann wieder zur Zanzariera (Mückenschleier) greift. Dr. Eampell hat durch Experimente erprobt, daß jede Fledermaus am Tage über 509 Mücken vertilgt. Da sic zu den Fleischfressern gehört, so nährt sie sich mit Vorliebe von der Anaphelis, bei der sie das Blut von Warmblütern aussaugt. Versuche haben ergeben, daß sich Fledermäuse künstlich ansicdeln lasten. So wurde am User des Michigansee, etwa zehn Meilen von der Stadt St. Antonio in Texas im Jahre 1911 ein Fledermausturm ansgestellt und mit einer für diese Tiere anziehend riechenden Maste bestrichen, so daß nicht nur die Fledermäuse der Umgegend zu nisten anfingen, sondern alsbald ein großer Zuzug dieser Tiere stattsand. Der vrt, der zuvor von Menschen und Tieren wegen der Malaria fast verlosten war, konnte nach drei Jahren wieder neu bewohnt werden. Die Universität St. Antonio erreichte sogar ein Gesetz zum Schutze der Fledermäuse, und man ließ im Jahre 1915 daselbst einen städtischen Fledermausturm erbauen. Obwohl das internationale Ackerbauinstitut In Nom im Jahre 1913 diese Be obachtungen veröffentlichte, konnte man lange Zeit nicht zur Nachahmung entschließen, bis endlich der General der Luftschiff, fahrt Marion! einen lebhaften Werbefeldzug zu diesem Zweck veranstaltete mit dem Enderfolg, daß in den pontinischen Sümp fen nunmehr zwei solche Fledermaustllrme errichtet worden sind und ein dritter aus militärischem Gelände in Nettuno. Höchstwahrscheinlich werden diesen ersten Versuchen sich noch wei tere anschließen, da auch das „Rote Kreuz" in Mittelitalien sich lebhaft mit der Sache besaßt, damit vor allem in der Nähe von Zisterne der Kampf gegen die Malaria auch auf diese Weise aus genommen wird. Schnupfen Die jetzt herrschenden Witterungsverhältnisse lasten es an» gezeigt erscheinen, einiges über den Schnupfen zu sagen. Der akuteNasenkatarrh oder der Schnupfen ist eine Erkran kung. die durch die verschiedensten Ursachen bedingt sein kann. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Infektion. Die Keime können entweder von außen hereinkommen oder auch im Wege der Blutbahn In die Nase geschwemmt werden. In seltenen Fällen führen mechanische oder chemische Reize zu einer vsfektion der Nasenschlrimhaut. Früher neigte man asigemein zu der Ansicht, daß Erkältungen als hauptsächliches Moment sür den Schnupfen in Betracht kämen. Allmählich bricht sich jedoch die Anschauung Bahn, daß Temperatureinflüsse nicht als ursäch liche, sondern als disponierende Faktoren in Betracht kommen. Kommt es durch eine plötzlich auftretende starke Differenz der Außentemperatur oder auch nach starker Durchnüstung de» Kör per» zu Störungen Im Blutkreisläufe der Nasenschleimhaut, so ist damit der Boden vorbereitet, auf dem eindringende oder schon vorhandene Bakterien sich entwickeln können. Man unterscheidet den akuten und den chronischen Schnupfen. Während die Er scheinungen des ersteren nach Ablauf des Katarrhs zurückgchen, handelt es sich beim letzteren um dauernde Veränderungen, die durch Schwellung oder Schrunrpfung des Gewebes und durch ver mehrte Schleimabsonderung charakterisiert sind. Der akute Schnupfen tritt fast immer doppelseitig auf. Seine Symptome sind bekannt, ebenso die subjektiven Be. schwerden. Ist die Schwellung der Schleimhäute stark ausge prägt, so kommt es durch Verstopfung der Nase zur Mundatmung mit allen ihren nachteiligen Folgen sür die tieferen Atmungs- wege. Gewöhnlich leidet auch das Geruchsvermögen. Oft treten Schmerzen in der Stirngegend auf. Werden sie stärker, erstrecken sie sich auch auf die Nasenwurzel, die Dangengegend, das Hin terhaupt, so liegt der Verdacht nahe, daß auch Nebenhöhlen der Nase beteiligt sind. Nicht selten kommt es Im Gefolge des Schnupfens zu einer Entzündung des Tränennasenganges, der Bindehaut des Auges und zu Erkrankungen des Mittelohres im Wege der die Nasenhöhle und das Mittelohr verbindenden Tube. Im weiteren Verlaufe des akuten Schnupfens entwickelt sich oft ein deszendierender Katarrh, der durch den Kehlkopf und die Luftröhre zu den Bronchien gelangt. Viel schwerer kann der Katarrh der Säuglinge werden. Der Weg, den der Luftstrom in der Nase nimmt, ist bei Kindern im ersten Lebensjahr außerordentlich enge, so daß eine Schwellung der Nasenschleimhäute zu einer vollständigen Verstopfung der Nase führt. Die Folge ist nicht nur eine Ver änderung der Atmungsweise mit allen ihren Konsequenzen, son dern auch eine schwere Beeinträchtigung der Nahrungsaufnahme. Da beim Trinken auch der Atmungsweg durch den Mund ver schlossen ist. muß das Kind, um nicht zu ersticken, jeden Moment die Brust oder die Flasche loslassen, wodurch natürlich die Er nährung leidet. Nicht selten treten bei Säuglingen, die an Schnupfen leiden, während des Schlafes Erstickungsansälle auf und durch die Mundatmung auch Erkrankungen der tieferen At mungswege. Der chronische Schnupfen ist, wie schon gesagt, be dingt durch die chronische Veränderung des Gewebes und der Sekretion. Seine Ursachen sind äußerst zahlreicher und verschie dener Natur. In vielen Fällen sind sie bedingt durch die häufig wiederholte Einwirkung geringer, In der Atmungsluft enthal tener Reize, wie Gase, Staub, Hitze, so daß er auch eventuell eine ausgesprochene Berufskrankheit sein kann. Ost kann man den chronischen Schnupfen auch bei Personen beobachten, die an Er. Kränkungen leiden, die eine Blutüberfüllung der Nasenschleim- Haut mit sich bringen, wie bei den Herz- oder Nierenkranken, bei Darmleiden usw. Ferner kann er aus dem akuten Schnup fen bei häufigem Rückfall hervorgehen. Zu erwähnen ist, daß eine chronische Entzündung der Rachenmandeln durch den stän digen Reiz des Sekrets die Ursache chronischer Entzündungen der Nasenhöhle sein kann. Die Symptome und Beschwerden be stehen in erster Linie In einer vollständig oder teilweise ausge hobenen Durchgängigkeit der Nase. Die Laien nennen diesen Zustand Stockschnupfen. Diese Verstopfung wird ferner verursacht durch die starke Echleimabsondcrung. Geruchsstörun gen können dadurch eintreten, daß die Riechstoffe gar nicht zu den geruchsempsindlichen Stellen herankommen, wenn der Na sengang zu stark verlegt ist. Zusammenfassend kann man sagen: Der Schnupfen, eine an sich ziemlich harmlose, wenn auch unangenehm empfundene Erkrankung, kann in seinen Komplikationen sehr ge fährlich werden. Man hüte sich vor Erkältungen, die der Krankheit den Boden vorbereiten, und atme möglichst viel in reiner Luft. Bei eingetrctener Erkrankung nehme man wirk same Mittel, das heißt solche, die nicht nur lokal beruhigen, son dern auch sekretionsabsetzend wirken. Amerikanische Rechenkunsksliieke Ein natürlicher Sohn de« Herzogs von NorthumberlanH der immerhin ein sehr reicher Engländer wurde, Mister Smiih- >on, hinterlirß ftr» Vermögen einem Institut, das seinen Rainen annehmen mußte, zum Zivecke ber Forschung in der Geschichte der Bereinigten Staaten. Dieses Smithlonian Institute in Wa- ihington hat sich die schwierige Aufgabe gestellt, die gaht der In dianer auf dem Gebiete der Bereinigten Staaten im Jahre —, 1492, dem Jahre ,n bem Kolumbus aus der Intel Gnahani landete, festznstellen. Auf dem Gebiete der Statistik leisten die Amerika!>:r zweifellos mehr als alle anderen BSlker der Erde zusammenge- nommen, denn Wunder über Wunder, die Zahl ist festqestellt worben. Sie beträgt genau, amtlich teilte sie der Commissloner of Indian AffairS dem Bolle mit, 846 000- Wenn man damit die Zahl ber heute lebenden Indianer vergleicht, die 346 692 beträgt, bann kann man sehen, daß die Weißen gar nicht so viel« Indianer ausgrrottet haben, eS sind etwas mehr als 50 v H. Ta sind zum Beispiel die Engländer in Südafrika viel gründlicher gewesen, und auch anderen Orts haben die Weißen d>e Urein wohner mit mehr als 50 v. h. „verdrängt". Wie groß tue Zahl der Indianer aber heute wäce^ wenn Kolumbus Amerika nicht entdeckt hätte, vergißt das Smithlonian Institute anzugebrn. » Ein amerikanischer Statistiker hat ausgerechnet, daß bei durchschnittlicher Lebenslänge der Mensch ein Drittel seines Lebens verschläft, daß er, d>« Essenszeit zusammengelegt, ungefähr 3 5 Jahre seines Lebens bei den Tafelfreuden verbringt und daß er sich 1,25 Jahr hindurch aus- und an kleidet. Ferner stellt er noch fest, daß fünf Minuten, die man an jedem Tage müßig ver liert, in einem Menschenleben von gewöhnlicher Tauer zwei Monate ausmachen. Lustiges von alten sächsischen Lokomotiven Dresden, 18. März. Nach einer Bestimmung der Relchs- eisenbahndivektion sollen im Laufe der nächsten fünf Monate die alten sächsischen Rangiertenderlokomotiven einge- zogen Iverden. Damit verschwinden aus Dresdens Bahnhofsbild die jedem Dresdner Kinde bekannten, im Eiscnbahnermund init „Katzen", im Volksmund mit „Krawallhai,nen" getauften kleinen NaiigiermaschinSn wie „Schlömilch", „Gustav Erdmann", „Gei nitz" „Richard Wagner", „Gustav Zenner", „Schiller", „Heine, „Jfsland", „Tante", usw. Aber auch ei„e Anzahl alter, durch ihre Namen berühmt gewordener Rangierlokomotiven auf den Bahnhöfen ln Chemnitz, Freibcrg, Pirna, Bautzen, Zittau ustv. werden ins „alte Eise»" wandern, darunter verschiedene Ma schinen, die sich im Eisenbahnerwitz durch ihre Spitznamen von einer Generation zur anderen vererbt haben, wie z. B. die beiden Lokomotiven „Hcngist" und „Horsa" (Hengst und Hopsa), ivriter „Friedrich der Sanftmütige" (Fritz der Wilde), „Friedrich der Streitbare" (Friedrich der Heizbare), „August der Starke" (August der Schioache), „Albrecht der Beherzte" (Albrecht —, der Bestürzt»«), „Otto der Reiche" (Otto der Faule), »HerkuleS" (Schwach — schwächer — am schwächsten!). — Ties« Rangiertenderlokomotive tvar historisch berühmt, weil sie 1866 als letzte sächsische Maschine mit einem gellenden! Pfiff aus dem Bahnhof in Elstenverda vor einer heransprengenden preußischen Husarenpatrouille entfliehen mußte, um nicht in die Hände des Feindes zu fallen- Erst vor einigen Jahren lind übri gens einig« der ganz alten Ranglermalchinen. wie „der Komet" (Spitzname: Ter Morgenstern), „Drache" (Die Blindschleiche) und „Ter Büffel" (Der Rüssel), well seine Lokomotivführer wegen der veralteten Kessclanlage zu viele Kohlen verbrauchen mußten und dafür oft dienstliche Rügen erhielten, ins alte Eisen ge wandert und um dieselbe Zeit verschwanden z. B. vom Chemnitzer Rangierbahuhof die beiden, durch ihren künstlerischen Schmuck am NamenSschilde auffallenden alten Lokomotiven „Hundert" und „Richard Hartmann"» von denen die erstgenannte als 100. erbaute Lokomotive der sächsischen Maschinenfabrik vorm. Richard Hartmann seinerzeit tn einem Festzng auf einem mächtigen Wagen durch di« Straßen von Chemnitz gefahren wurde. Ihr goldblinkender Dampfdom war jahrzehntelang ein bekanntes Ellen- bahnerwahrzeichrn »m Chemnitzer Berkehrsbild des rollenden Flü gelrades. Erwin Hoeffner. ragen noch Heu!« die Ueberreste der alte» Klostermanern znm Himmel empor. Eine eingehende Würdigung der einzelnen Teile derselbe» würde über den Rahme,, dieser Abhandlung hinauS- gehen. Lohnend ist ein Nundgang um den Felsenkegel. Er bietet Gelegenheit, di« Ruinen von allen Seiten zu betrachten und ist auch vom landschaftlichen Standpunkte aus empfehlens wert. Nicht kalt »nd starr ragen die mächtige» Felsen empor, sondern überall von frischem Leben umkost. Nalürlich hat auch die Sage ihr« Bänder um das alte Gemäuer geschlungen. Ter Freund der Volkssage findet hier reiche Beute. T»e Burg besitzt natürlich ein«n „Jungfcrnsprung", einen unterirdischen Gang und „ungeheure Schätze" in den tiefen Gewölben, dir durch «t„en bösen Zauber geschützt sind. Ter Opferstein auf dem „Töpfer" ist noch heute zuweilen der Schauplatz heidnischer Götterfeiern; von Zeit zu Zeit wird e'.„ alter GStzenpriester auf weißem Rosse >n de« Felienklüften ge- sehen; auf dem Hochwald spielt ein kleines Männlein einen be rühmten Wunderdoktor; aus d«c Lausche zeigt sich oft «i„ ver- zaubcrter böhmischer Prinz >n Gestalt eines mächtigen Vogels, Im No»ne„selsen stehe» zwei versteinerte Nonnen. V>el BolkS- poesie liegt in den alt:» Sagen, welche die an sich schon inter essante Geschichte Oybins stimmungsvoll ergänzen. Adalbert Kle m«nz. W Le» KilirMkt» -er Ml von Ott« Holt stein. (Nachdruck verböte,,.) (Fortsetzung.) Stefano Lank» führte wieder >n dem Opernchor die voly- phone Technik des Madrigalstiles rin. Außerdem erfand er die zweiteilige Arie und dir ital-enischr Ouvertüre, die ans zwei lebhaften, sugierten Ecksätze» bestand und einen getragenen Mittel latz einschloß. In der plastische» und in Schönheit vollendeten Behandlung des Rezitativs überlcisft er »och Montcverdi. Di« Ländischen Errungenschaften verwendet? auch Mazzocchi »n seiner Oper eatena d'Anton«" (1626). Tic ernste Oper in Rom erreicht« ihren Höhepunkt durch die „Galatea" des Dichter- koinponiste» Loreto B'lloris (1639). Nack ihm trat ej„ Bcriall e>», und die Tendenz zur Mus'zicropcr macht sich immer «neck- luhcr fühlbar. ' Michelangelo Ross» versuchte sich vergeblich an einem Tasso- scheu Stoffe, an „Eruttnia". Bel Luigi Rosst wird vn „Orpheus" (1647) d>e Entartung bereits ziemlich stark. DaS mythische Schnfrrspiel ist hier zu einer italien'.schen Jntrigenkomödie umge- dichlet. Auch di« Musik gefällt sich vielfach in komischen Ep'kodm. llebrlgens ist das Liebäugeln mit dem komödienhaften Einschläge für die römische Schul« s?hr charakteristisch. Schon Laudi ver- ivendet in seinem Orpheus ein lustiges Trinklied des Charon Bald entsteht der Geschmack, „eben der musikalischen Tragödie eine musikalische Komödie zu schaff:». Mazzocchi und Marazzoli setzten «'ne vvn Ruspiglwst verfaßte Posse in Musik. So wurde die erst« KomSdirnoper („opera bnsfa") „Che lossr«, kper," im Jahre 1639 geboren. Diese Oper ist wichtig durch die Erkindung des Seecorezitativs, dem munteren Antipoden des pathetischen Rezitativs. Einen weiteren Fortschritt tn dieser Beziehung bildet di« Oper „Tal male il bene" (1354) von Marazzoli unk Abattini, die am Schlnise des ersten und dritten Aktes bereits das Finglc bringt, in de», alle Perlenen der Handlung zur Mit wirkung vereinigt werden. Ich komme nun zurück zu der Venezianischen Oper. An di: Eröffnung dieses Hauses und an die Erfolge Monteverdis schloß sich in Venedig ei»e eigene Komponistenschnle an. Auch Monte- vcrdis Nachfolger waren bemüht, die Ausdruck-mittel de» dra matischen Stiles zu mehren. Tie Unternehmer und deren gelchästlicheu Ziele suchten aber nur zu bald ihr Heil im äußerlichen Prunk der Ausstattung, lodaß man die dramatischen Absichten vernachlässigte. Jeder Oper stellte man einen Prolog voran. Den Schlich bildet« di« „lirenza", eine oftmals geivaltsam angefügte Huldigung für an wesende hochgestellte Persönlichkeiten. An den mythologischen Stoffen verlor man de,, Geschmack, und so »lußten die Libret tisten große historisch« StaatSstücke schreiben mit verwickelten Intrigen, spannenden Situationen und abenteuerlicher Verklei dung. Auch die komisch:» Intermezzi als Tielierszenen vergaß man nicht. So erhöhte» sich mehr und mehr d'e Ausgaben sür die äußerliche Ausmachung. Dafür suchte man aber am Chor Ersparnisse herauszuschlagen. Masie„gesä»ge, die einen ge schulten Chor verlangte,,, wurden gestrichen oder vermieden. Auch sieht das Orchester tu den Partituren ziemlich bedürftig ans. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß gewisse In strumente tciliveise die Stimmen der Streicher spielte,, und des halb ln den Partituren nicht besonders angegeben wurden. Reichliche Verwendung fanden t»e Bl«chii»strume„te, wa« dem Prunk der Opern entspricht. Sologesänge, die oftmals mit der Handlung in gar keinem Zusammenhänge standen, machten sich breit, und auch effektvoll dramatische Duette erfreuten sich großer Beliebtheit. Dazu kam noch die Steigerung des Vir tuosen, Bravourösen und der Kehlfertigkeit (Koloratur». So eiferten brillante Sängerinnen mit den Kastraten um die Pri- sallSstürme der Oesscntlichkeit. Enge Beziehungen zwischen Venedig und Men verpflanzten dir venezianische Oper an den österreichischen Hof. Die erst« Ausführung war Eavalli» „Egislo" (1642). Ein besonderer An hänger war der Kai er Leopold, »nd die italieni'chen Maestri« wirk ten nicht nur als Dirigenten an der Markuskirche in Venedig, sondern auch als kaiserlich« Kapellmeister in Wie». So begann eine lleberslutung Deutschlands durch welsche Kapellmeister, Im presario-, Sänger, J,istruni«»taUsttn und Tänzer. Tie Resi denzen Manche,,, Dresden, Berlin und Hannover veranstaltet-« darin eine» regelhaften Wettlauf; denn keine der Städte wollt« hinter der Kallerstadt zurückstehen. Erst durch Weber wurde in Dresden der italienischen Oper der Grund entzogen, „nd er gründete eine deutsche Oper» die einen geivaltigen Aufflug nahm. Leider wird gerade brr uns in Dresden das Vermächt nis Weber« schlecht verwaltet. Seit Beendigung des Weltkrieges macht slck in der Staatsoper d« welsche Musi» erschrecken!» breit, und man konnte beinahe von einer lleberslutung durch »vrlsche Tonkunst spreche». Wollten sich doch endlich d>e deutschen Musikkreis« besinne« und einer Erdrosselung der deutschen Oper Vorbeugen. Leider merkt man davon herzlich wrylgi Man berief damals auch italienische Architekten, um prunkvolle Opernhäuser nach dem Muster der Venezianer zu erbauen. Unser heutiges Opernhaus hat ja in seiner Grundform im Zu schauerraum auch di« Form d«S venezianische,, Opernhauses. Ebenso Pari«, London und Petersburg wurden eine Bbsatzquelle sür die italienische Kunst. Eine Nebenerscheinung war die „geist liche Oper", di« in den kirchliche» Zeiten, lsie das üppige Vergnü gen des weltlichen OperngenuIscS nicht gestatteten, als Ersatz hcr- angczogen wurde. Ei« unterschied sich nur durch den Stoff von ihrer weltlichen Schwester und wurden mitunter sogar im Kostüm auf der Bühn« aufgesührt. Im Jahre 1787 hat Goethe noch einer solchen Aufführung in Neapel veigewohnt. Tie wichtigsten Vertreter der venezianischen Schule sind Eavalli und Lesti Lavall«, der mit dem eigentlichen Namen Ealetti-Bruni heißt, hat über vierzig Opern geschrieen. E'-ne seiner bedeutendsten ist „Giasone" (1649), die durch die Beschwö- rungSszene der Medra berühmt wurde. Test» war -in Schüler CanssimiS (f 1674 al» Kapellmeister der St. ApollinarjSt'.rch« in Rom, bekannt durch fein« Oratorien „Jephsa", „Salomen"« „Baldassar", „JonaS"), und hat mit fei„e„ Opern ,La Tor," (1663) und „Il pomo d'oro" (1668) seine größt«,, Erfolge gehabt. Erwähnt seien auch noch die beiden Ziani, Lcgrenzi und Antons Lottl, der freilich schon an di« Schlvelle deS 18. Jahrhundert» führt. Dann verlor«» die venezianischen Komponisten ihre Eigen art, und sie schlosse« sich d«r neapolitanischen Schule an. (Fortsetzung solgt.) ' Berichtig,,«-: In dem erste» Artikel findet sich ein sinn entstellender Druckfehler. ES darf nicht heißen „hochAetagte» sondern hochbegabt««" Adam d« la Hat«.
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