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Sächsische Volkszeitung : 19.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192503191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250319
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-03
- Tag 1925-03-19
-
Monat
1925-03
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.03.1925
- Autor
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Donnerslag, de» 19. März 1925. Nr. 65. Seite 3 WM Tu U Seine MW? Mit Beginn des Jahres 1025 hat die Sächsische Valkszeitung und die Thüringer Volkswacht weiter einen Schritt zur Verwirklichung ihrer Ziele getan, den In halt der Zeitung möglichst vielseitig und den verschieden artigsten Ansprüchen ihrer Leser entsprechend zu gestalten. Es ist neben dem ausführlichen und aktuellen politischen und wirtschaftlichen Teil eine regelmästige Folge von inleressanlen Texlbeilagen, die jedem etwas bringen, geschaffen worden. Aus dieser Folge seien nur herausgegriffen: „Unlerhattung und Wissen" (2 mal wöchentlich), „Die Wett -er Frau" ll mal wöchentlich). „Das neue Leben" und „Die ltterarische Beilage" (14täglich). sowie die Beilage »»Feld. Kos und Garken", die jeden Monat erscheint. Auster diesen Textbeilaoen hat der Verlag aber vor allem seinen Lesern eine ansterordentliche Verbesserung in der 8seitigen illustrierten Beilage in Kupfertiefdruck „Der Wochenspiegel" gebracht. Dabei steht zu dem Wert derZeitung und zu den hierdurch bedingten enormen Un kosten der Bezugspreis in keinem entsprechenden Verhältnis. Dieser stellt sich ab 1. April auf Mk. 2.50, rechnet man aber hiervon die außerordentlich hohen Gebühren ab. welche der Verlag an die Post pro Exemplar und Monat in Höhe von 66 Pfg. zu entrichten hat, so beträgt der Nettobezugspreis noch nicht einmal 2 Mark. Für den weiteren erfolgreichen Ausbau der Zeitung ist die Mitarbeit jedes einzelnen Beziehers unentbehrlich. Wir richten daher an dieser Stelle an jeden die dringende Aufforderung, in seinem Kreise unermüdlich für unsere Zeitung zu werben. Ter Verlas -er SöchWen Aolkrszeikung und Wringer Volksmacht. Bayrische Pilgerzüge in Rom (Eigner Bericht unseres Vertreters.) Rom, 17. März. Der Pilgerzug unter Leitung von Universitätsprosessor Haim aus München, 209 Teilnehmer stark, uns derjenige unter Leitung vom hochiv. Herrn Dr. NeuhäusIer - München mit LOV Teilnehmern, sind dieser Tage eingetroffen und vom Pilger- Komitee in ihre Slbsteigeguarticre — Hotel Paradiso, Balle, Can- sellerla und Abruzzi— geleitet worden. Am Donnerstag begaben sie sich Prozessionswelse vom Camposanto, wo der Rektor derselben, Monsignore David, eine Ansprache hielt, nach St. Peter und wohnten am Altäre der Cathedra der Heiligen Messe bei, die Herr Dr. Neuhüusler zele brierte. Freitagnachmittag begaben sich die Pilger zum Besuche der Basiliken nach Prastcvere und von da nach dem Gianicolo, wo der Blick bis zu den jetzt stark schneebedeckten Albaner- und Sabinerbergen reicht. Die Pilger hatten das in Rom so seltene Schauspiel eines Schneefalls in der Ewigen Stadt zu bewundern, das sic sicher hier nicht erwartet hatten. Die Pilgerzüge bleiben eine Woche hier. Die europäische Lohnbewegung X Päpstliches Konsistorium am 39. März. Der Heilige Va ter wird am 30. März Konsistorium abhalten, um die beiden spanischen Erzbischöfe von Sevilla und Granada zu Kar dinalen zu kreieren. Die Aussetzung des roten Hutes erfolgt 5000« Arbeiler in Dänemark ausgesperrl Kopenhagen, 18. März. Die große Aussperrung inSchwe - den, die, wie wir meldeten, 159000 Arbeiter betroffen hat. ist nun in Dänemark nachgeahmt worden. Nachdem die langwie rigen Verhandlungen ergebnislos verlaufen sind, ist für morgen abend das Inkrafttreten der Aussperrung bezw. des Streiks in der Eisenindustrie sowie in einigen anderen Industrien erklärt worden. Es werden davon 45 000 bis 50 000 Mann betroffen. Wilde Sireiks in Nor-iialien Rom. 18. März. Auf Veranlassung der sozialistischen Metallarbeitergewerkschaft ist heute der Streik in Turin aus- gebrochen. Die faschistischen Gewerkschaften hatten an die Turiner Unternehmer gestern ein Ultimatum gerichtet, das am Donnerstag abläust. Die Viag-Wcrke haben sich von der Unter nehmerorganisation losgemacht, weil eine gleichartige Behand lung der verschiedenen Lohnfragen nicht möglich sei und sie ihre 30 000 Arbeiter gesondert zu behandeln beabsichtigten. In Mailand sind heute in vielen Betrieben zahlreiche Arbeiter nicht zur Arbeit erschienen. Der „Avant!" das kom munistische Organ, das die Arbeiter aufgefordert hatte, den Streik fortzusetzen, Ist beschlagnahmt worden. Verschiedene Ver breiter eines Aufrufes sind verhaftet und Versammlungen der ausständigen Arbeiter aufgelöst worden. In Brescia und Bergamo ist die Arbeit vollständig, in Monza teilweise wieder ausgenommen worden. In Monfalcone ist es zu keiner Einigung gekommen, weil die Unternehmer der Wersten sich ge weigert hatten, mit den faschistischen Gewerkschaftsführern z» verhandeln. Auch in Neapel ist die Lage bedrohlich. Die Nuhrberaleule fordern 25 Prozent Lohnerhöhung . Berlin, 18. März. Tie gestern in Eisen geführten Ver handlungen zwilchen dem Iechenverband und den vier Berg- arbeiterverbäuden sind ergebnislos verlaufe». Tie Vertreter der Bergarbeiier forderten eine Lohnerhöhung um 25 Prozent, die jedoch vom Zechenverband unter Berufung ans die Lage des Rnhrbergbanes ab gelehnt wurde. Daraufhin beantragt?» die Bergarbeiter das Schlichtungsverfahren, das varansiichtlich anfangs nächster Woche beginnen wird. Der Kampf in der Kasseler Meiallindufirie Kassel, 18. März. Tie vor einigen Woche» angeknndigte Ausiperrung in der Kasseler Metallindustrie ist jetzt Tatsache geworden. Es sind bis jetzt etwa 500(1 Arbeiter zur Entlassung gekommen. In de» nächsten Tagen wird sich d>e Zahl »och er» hören, so dast Ende dieser Woche etwa 6500 Arbeiter auSge- ipcrrt sein werden. Um den Schiedsspruch im Eisenbahnerslrelk Bertin, 18. März. In der Lag« des Eijenbah,«erstreikest ist bis gestern keine Arnderung eingetrete». Heute sollen im Rcichsarbeitsiniiiisteriuni die letzten Verhandlungen z,,r Bei legung des Koujlikles geführt werden. Tie Tenischc N e i ch s b a h n g s s e l l sch a f t nimmt zn dem im Schlichtungsverfahren ergangenen Schie dssprnch folgende Stellung ei»: Tie Hanplverwaltung kan» unter den gegenwärtigen wirt schaftlichen Verhältnisse» die Empsehlung des Schiedsspruches, den Arbeiterlohn vom 15. März ab um 3 Pfennig je Stunde zu erhöhen, von sich aus nur durchführen, wenn die Reichsregier,ing die zur Ausbringung der Mittel erforderliche Erhöhung oer Ta rife genehmigt. Weiter stimmt die Haiiplverwaltniig der Elnletzilng des vom Schiedsrichter empfohlenen Ausschusses zur Prüfung von Härten in den Arbeitszeitbestimmungen, wie sie es ohnehin in Aussicht genommen hat, zu. Der Schiedsspruch verlangt, das; sämtliche am Streik Be teiligte« bis znin 31. März wieder eingestellt sind, so dast de» »c» eingestelltcn Eriatzkräften sofort bis zum 31. März gekün digt werde» niüstte. Ter Deutschen Reichsbahngesellsihast kann nich> zngeiniitct iverden, die Heiser, die sich bewährt habe», jetzt zugunsten der i„ Streik getretenen Eis«nbahnarbeiter sämtlich in kürzester Frist wieder zu entlassen. Tw. Reichsbahngesellnhaft ist daher bereit, die am Streik Beteiligte,, wieder cii,>,„stellen, loiveit der Betrieb eS ihr gestattet, und auf längere Zeit hinaus die sreiwerdcnden Stelle,, m erster Linie, ans de» Rejh>-„ der früher Beschäsiigten zn besehen. jedoch nicht in Rom, sondern in Madrid durch den spanischen König, gemäß den Bestimmungen des spanischen Konkor'dnts. Der Wiederaufbau Bokohamas Tie japanische Negierung gibt soeben eine interessante Statistik heraus, n»S der hervorgeht, dast die durch Erdbeben und Brände schwergeprüfte Stadt Yokohama in kaum 17 Mo naten nun beinahe vollständig iviederaufgebant werde» konnte. Dieser Umstand ist ein neuerlicher Beweis für die wirtschaft liche Elastizität, den Flejst und die Energie des japanische» Vol kes Am 1. September 1023 brach in Yokohama bekanntlich e»> grosser Brand aus, der dem furchtbaren Erdbeben folgte mck 73 436 Häuser zerstörte. Nur 10 MO Häii'er, 21 Prozent der gewinten Häuserziffer der japanische» Stadt, bliebe» verschont. Mit der nngsheuren Verminderung der Wohngelegenhett?» ging natürlich auch eine starke Reduktion der BevülternngsMec Hand in Hand. Im September 1024, also ei» Jahr »ach der Katastrophe, zäblte Notation,a nur mehr 75 MO Bewohner gegen 150 000 vor dem Erdbeben und dem grossen Brande. Heute stehe» »i Yokohama wieder 00OM Häuser, wenn man zn de» 10OM vom Brande verschonte» de 71 OM Nenbantc» hinzurcchnet, und eine Reihe weiterer Wohngebäude ist der Vollendung nahe. Tie Bevölkerung der Stadt ist aber schon wieder so zahlreich, als sie es vor der Katastrovhe war. M UM! i« MAN LMM jBo n unserem eigenen Vertreter.) Weimar. 18 März 1925. In der gestrigen Aussprache über den Etat des Volks- b i l d » ngs in i n i ste ri ii m s wurden besonders eingehend die Fragen der Lehrerausbitdung und der Organisation der mittleren Schulverwaltung behandelt. Der sozialdemokratische Abgeordnete Greil gab der Befürchtung Ausdruck, daß die Verlängerung der Lehrerausbildung um zwei Semester Universtlätsstudium und bei Berufsschullehrern um ein praktisckw« Jahr ohne Vergütung die Heranbildung ausreichenden Nachwuchses aus finanziellen Grün den erheblich gefährde. Die für Beihilfen vorgesehenen Nüttel seien geradezu lächerlich gering. Er habe während seiner Mi nistertätigkeit nur zwei Jahre Universitütsstudinm vorgesehen, denn wenn für Sludicnräte, die nach Gruppe 1» oder 11 einge- stuft würden, nur vier Jahre Studium vorgesehen seien, glaube er nicht, daß Lehramtskandidaten einen mit erheblichen Kosten verknüpften dreijährigen Universilätsbcsuch ans sich nehmen wür den. um dann in den Gruppen 7 bis 0 Anstellung zn finden. Deine Fraktion müsse vor allen Dingen an der Unioersitälsans- Die Soldaten -er Kaiserin Roman von Juliana von Stockhanjen (42. Fortsetzung.) Die Majestät weiß, wie der große General sich i» Bayern hielt. Wir rausten alle Tage, ritten und tribulierten die Hunde seelen, die meiner gnädigen Majestät Ordre nicht parierten. Meine Panduren schlugen wie geölte Blitze ins Land! Sakre, und aus Manns,zncht hielt ich! Einmal, meiner Seel', hatten meine Kapuziner kein Geld und konnten sich an ihren leeren Beutel nicht gewöhnen, also jüilten sie ihn auf pandurisch. Nun aber hatten sie ein paar Weiber erwischt, die sie jämmerlich tri- bulierten und schandierten. Da lieh ich die Viecher baumeln. Meiner Seel', Königin, die Panduren starben so unerschrocken, daß sie ihren Stinkhaken, ich meine die Pfeife, nicht vom Maule ließen, als ihnen der hänfene Strick um den Hals ging. Dan» hingen ste am Baume, rot, die Pfeif' in den Zähnen. Endlich ries uns Eure Majestät nach Böhmen. Menzel und mich sandte der General, Gott lei's geklagt, 's ist mir schwer, dem großen General zu verzeihen. Io, daß wir zu Chotusitz zu spät kamen. Aber Gott set gelobt und der Jungfrau ein gülden Herz geop fert — nicht zu spät kamen wir, dem Preußen diese Standarte zu entreißen." Und der Trenk riß aus seinem Wamse einen seidenen Fet zen: er schleuderte ihn hoch, aufrauschend floß das Fahnentuch der Königin zu Füßen. In Blut und Fetzen spreizte sich der preußische Aar. Die Königin griff mit grausamen Fingern In die Seide: „Das ist gut, das ist sehr gut! Er ist ei» tapferer Mann, Trenk! Sprcch Er weiter!" Der Trenk lachte wild: „Wir kehten, ein eiserner Besen, den Franzosen Mallekwis bei Haydt über den Haufen und hieben bei Kaaden so manchem Welschen das „Mon dien" vom Maule weg. daß er zur Hölle fuhr. — Prinz Karl schickte uns dann zum Fürsten Lobkowitz. Ich hatte die Ehre, mit meinen Panduren Budweis und Tabor im Sturm zu nehmen. Die Franzosen bissen und kratzten wie tollwütige Hunde, aber meinen Panduren haben eine hörnere Haut und gute Säbel: wir haben die Franzosen eins, zwei zu- sammengehauen. Unter dem Befehl meiner Majestät hohen Ge mahl schloß der Fürst Lobkowitz nun den Ring um Prag. Er schloß ihn gloriös: nicht ein Mausloch blieb unbesetzt. Der Fürst ließ Tag und Nacht die Geschütze einbauen: als ich vom Heere ritt, begann die Kanonade aus sechsunddreitzig Mörsern und hundert schweren Kanonen. Der Fürst meint, bis znm Winter ergibt sich Prag unfehlbar, aber ich sage Dero Majestät: Wenn der neue Mond wechselt, sind die Franzosen hin, und Prag ge hört wieder meiner Königin!" Der Trenk schwieg. Dunkel pulste das Blut In seinen Narben. Der kleine gelbe Amulettstein in seinem Ohr zuckte. „Siehst du die Haydt?" fragte eine Dame. „Ich setze, „cherie", zehn gegen eins, sie liebt den Barbaren." „Meinst du?" — „Sieh', ihre Augen brennen; sie ist wie verzaubert. Aber still, die Königin spricht." „Wir danken Ihm, mein lieber Trenk, Er erzählt sehr an schaulich. Obersthosmeister würde ihm zwar eine Lektion über Etil geben, aber die reitet Er ihm doch zu Schanden. Von sei nen Taten hörten Wir schon oft; Seine Tapferkeit, seine Toll kühnheit ist Uns bekannt: man rühmt Sie sehr. Unser hoher und lieber Gemahl weiß mir von Seinen guten Ritten in Böh men mancherlei zu berichten." Die Königin bewegte ein wenig ihren Brief: „Und es hat den Anschein, Herr von Trenk, als ob Seine Truppe unter guter Mcmnszucht steht." Sie lächelte fein: „Das ist recht so. Herr von Trenk, und es soll nie anders iverden! Hier," — die Königin nnhm eine sehr schöne goldene Tabatiere, mit ihrem Bilde in Brillanten geschmückt, und reichte sic ihm — „nehm' Er das als Zeichen Unserer Asscktion!" Der Trenk warf sich nieder und küßte den Saum des könig lichen Kleides. „Wie die Sonne seid Ihr, Herrin,herrlich über mir Unge rechten. Ich liebe Euch wie die Sonne, Herrin und König!" Theresia entzog ihm lächelnd das Kleid. Sie wandte sich zu ihrem Oberstkämmerer: „Der Herr von Trenk gehört, solange er hier weilt, Unserem Hofstaat an und guarliert i» unserer Burg. Wo ist Uhlseldt, wo ist Graf Silva Tarvuca? Ich will ein Fest, ich will die Umkreisnn'g Prags feiern! —Tarawa, rich ten Sie uns ein Fest in Laxenburg, ein Gartenfest, Uhlseldt! Ich will mich freuen, alle sollen sich freuen, daß Prag Unser wird! Läutet die Glocken, morgen ist Tedenm! Der Himmel segnet unsere Massen!" „Laßt mich, Majestät, Eure Hände küssen," sagte Gras Silva Tarawa; „welch ein Glück!" „Majestät geruhen meinen devotesten Glückwunsch," ver neigte sich der Schwarzenberg. Der Fürst Ltchtenstein, der Gras Auersperg, der Graf Wurmbrand, die Fürstinnen Lobkowitz und Pallavicini, Starhemberg, Hangwitz, Dietrichstein, Harrach, sie alle umringten freudig die Königin. Der von Trenk stand ini Strom der Gratulanten; dle Gnade der Königin hob ihn hoch in den Augen des Hofes, der nicht die Waffentaten, sondern die Gunst schätzte. Durch den Stephansdom brausten die selige», gottersüilten Klänge der Orgel, stiegen die süßen Chöre lobsingender Knaben himmelwärts. Der Erzbischof las das Hochamt. Dunkel ragte die wölbende Herrlichkeit des Chores. Die gold- und scharlach- nen Flammen" des Altares loderten in mystischer Verzückung. Süß umzog das Licht der Kerzen den steingewordenen Trau»; der Engel und Heiligen. Dicht gedrängt füllte der Hof das Chor. Das braune Däm mer webte geheimnisvoll über der bunten Schönheit der Seiden und'Samtc. Das Schiff mar voll Bolk — und doch schwebte die große Einsamkeit des Pfeilerwaldes, der sich brannsteinern ivölbte. siegend über den Menschen. Die Königin Maria Theresia, die vorne in ihrem Betstühle kniete, empfand so ivie einer, der vom Lärm des Tages in die stillen Arme des Schlafes sinkt. Ihr Blick wanderte zu den Säu len und stieg mit ihnen empor, die aufwärts ragten wie die Sehnsucht der Seele nach Licht. „Solange habe ick in den rei ßenden Wassern gekämpft — solange das äußerste daran gesetzt, in den Strudeln unterzugehen und an den Klippen zu zerschel len, daß mir heute wie ein Traum ist, endlich festes Land unter den Füßen zu fühlen. — Warum war das? Mir ist, als sei Ich vor alledem gewesen wie ein Eisen, das noch ungeschmiedet war. Nun aber bin ick; im Feuer der Esse gelegen und stahlhart ge worden, ein festes Schwert gegen alle Feinde des Landes. — Ich werde keine Gnade haben. In harten Händen liegt das Schwert. Niemand hat Gnade für mich gehabt, für niemanden habe ich Gnade! O Herr, du weißt: Als ich die Krone nahm, wollte ich Liebe, nichts als Liebe: alle Welt wollte ich umarmen — und hielt eine Hydra am Busen. Ich wähnte, die Menschheit sei Gottes Ebenbild; ich sah der Meduse ins grause Antlitz und er starrte." Die Königin schlug ihr Buch auf. aber sie las nicht. Ihr Sinnen war in Böhmen. „Wenn ich Prag erlange, wird "Nemesis über der goldenen Stadt herrschen. Wehe denen, die meine Liebe verrieten! Wehe denen, die meine Liebe in Härte verwandelte»! Sie. die mich schlugen, haben diese Früchte gezeitigt; nun werden sie die bittere (stalle verkosten!" Der Weihbischof hielt das Evangelium. Kerzentragendc Chcrubime, umstanden ihn die Diakone. Der Erzbischof las das Evangelium: „In jener Zeit aber sprach Jesus zn seinen Jüngern dieses Gleichnis. Das Himmelreicy wird gleich sein zehn Inngsrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und süns klug. Tie fünf Törich ten nahmen zwar ihre Lampen, aber kein Oel mit sich. Die Klugen dagegen trugen Lampen mit Oel in Gefügen. Wie sie nun so warteten, wurden sie schläfrig. Ilm Mitternacht aber er hob sich der Rus: „Siehe, der Bräutigam kommt — eile! hinaus, ihm entgegen." Da standen die Jungfrauen aus und richtete» ihre Lampen. Die Törichten aber sprachen zu den Klugen: „Gebet uns von euerem Oel, denn unsere Lampen erlöschen." Die Klu gen aber antworteten: „Es reicht nicht hin für uns und euch, gehet vielmehr zu denen, die es verkaufen, und kansct euch!" Während sie nun hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam. Die bereit waren gingen mit ihm zur Hochzeit ein. und die Tore wurden geschlossen. Endlich kamen die anderen Jungfrauen und sagten: „Herr. Herr, tu' uns auf!" Er aber antwortete und sprach: „Wahrlich, ich kenne euch nicht!" Wachet also, denn ihr ivisset weder den Tag noch die Stunde " Unter den weißen »nd gepflegten Händen des Er-bischoss entstiegen dem goldenen Weihrauchgesäß süßduftende Wolken, wirbelten erst braun, dann rosia und violett, endlich silbern und dann taubengrau, höher und höher. — In der andächtig knienden Anna Maria von Haydt klang es wieder und wieder: „Wahrlich aber, ich sage dir. von der Morgenwache bis zur Nacht harret meine Seele des §>errn!" Stille ward, und silberne Glöckchen kündeten die Wandlung Tiefe Stille ward. Die Königin versank in sanftes Träumen. Ihr war, sie wandele aus iveicken Mosen durch einen lie ben, trauten Wald; leise rauschten die Bäume, kleine Vögel san gen. Duft stieg vom Boden. Wie traut ihr dieser Wald war! Weit dehnte ihre Seele die Schwingen. Uralte Lieder murmel ten die Quollen. Die Bäume rauschten — oder waren es Korn felder? Lind klopfte unter ihren Füßen die Erde. Was war's, das sie ergriff mit »ngehenrcr, mit nnsägUcher Liebe? Deutsch war der Wald, und deutsch die traute Erde, deutsch war da« Lied der Quelle und der Vögel — und ihr war all das zu eigen, ihr gehörte es. ihr, der blonden, starken Frau. — Von dieser Erde war sie erschaffen, für diese Erde schuf sie. Mein Gott, mein Gott, wie liebe Ich diese Erde! — In dieser Liebe findet mein Herz heim, die Heimat macht es still und gut. Wie liebe ich dieses Landl" (Fortsetzung folgt.)
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