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Sächsische Volkszeitung : 22.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192503228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250322
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-03
- Tag 1925-03-22
-
Monat
1925-03
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.03.1925
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Sonntag, den 22. März 1925. Sir. 68. Seit.' anderen Welt: ein rätselhaftes Licht leuchtete aus ihnen. Die Transparenz der Wände sollte di« Transparenz des Le bens Überhaupt oder, anders gesagt, das immerwährende Durch« scheinen der Ewigkeit begreiflich machen. Gerade das ist es. wag Sie Dichter heute, wie in jeder vergangenen und künftigen Zeit zu tu» I>aben, und wir finden es bereits an jeder Ecke bestätigt. Ls ist zunächst so, wie bei allen Musikanten, deren Gehör lange aus der Uebung war und sein« natürliche Sicherheit verloren hat. Sie schlagen immer wieder ganz laut und hilfesuchend den Grundion an. nach dem das Instrument gestimmt sein muh. Die zahlreichen Bücher über das Leben Jesu Christi, die jetzt erschei- nen und oft mit beiminderungswerter Kraft, wie das Werk Gio vanni Papinis oder Joseph Wittigs, den Urgrund unseres Lebens ausdecken, sind doch nur der Austakt für etivas, was erst richtig kommen mutz. Die hohe Dichtung einer nahen Zukunft ivird wie das Musikstück, das schon ganz von der gefundenen Tonart durchflossen ist, sicherlich loeniger von Christus reden, aber er wird in ihr aus jeder Seite gegenwärtig sein. Wie schön nur schön ist, wenn es richtig, und richtig nur richtig, wenn es schön ist, so ist eigentlich überhaupt nur das Dichtung, was zugleich Lebensgestaltung, und nur das wahre Lebensgestaltung, was in seinem inneriick-en Kern Dichtung ist. Die aus dem Wesen des Katholizismus gewonnene Erkenntnis, datz Geist und Stoff nicht eine völlig« Einheit sind, nicht Geist ein Spiel der Nerven, noch der Körper ein bloßer Traum des Geistes, sondern die Ordnung des Stoffes zum Geist, des Be grenzten zum Unendlichen hin, die wahre schöpferische Einheit bedeutet, dieses glückliche Wissen ist die selbstverständliche Glei chung zwischen Dichtung und Leben. Es gibt keine Dichtung, die jenseits des Lebendigen in die Ewigkeit aussliegen könnte, und keine Gestaltung, wäre nicht der Mick des Schaffenden an der Unendlichkeit gereift. Das ist das beste Programm gegen über jedem „Aesthetentum". Diese Aestheten sind nichts anderes als Kurzsichtige. Die Avsthetik des Sittlichen hat ihren natür lichen Gegenpol in der Sittlichkeit des Aesthetischen. Bei solcher dem Leben so nahstehender Bedeutung der Li teratur muß aber die richtige Scheidung unserer Zeit von der Nomantik beginnen, namentlich wenn wir die Zukunft unserer Dichtung unter der wunderschönen Fahne einer „Neuromantik" erwägen. Warum ist die Romantik ohne endgültigen Triumph so früh verwelkt? Weil sie Philosophen und Denker, aber — vom Standpunkt der Jahrhunderte — keine Dichter gehabt hat, die soviel Kraft in sich trugen, als ihr Blick Weite besaß. Was etiva Novalis an philosophischen Erkenntnissen zu gewinnen wußte, ist ungefähr die Notenschrift, die die letzte, die erhabendste Melodie bereits eingesangen hat. Aber es war niemand da, der daraus Menschen und Werke schaffen, niemand, der die Melodie für alle zu spielen vermochte. Was zu hören war, war ein ver« ivirrtes Stimmen der Instrumente, das den Wissenden be rauschte, den Fremden nur verwirrte. So ist es nicht zum Lied gekommen, das die Welt hätte erfüllen müssen. Das scheinbare Verstummen war ein von der Größe der Ausgabe hingerissenes Verweilen vor dem fertigen Notenpult, das schließlich die un geduldige Menge überrannte. Die Weltslucht der romantischen Dichter war eine Art Halt machen vor dein ungeheuren Berg, auf den sie bereits alle Wegmarkierungen kannten. In diese Platzangst vor der Wirklichkeit darf unsere Welt nicht abermals verfallen, wenn sie wirklich in diesem Abendland, dessen Unter gang so nahe sein soll, noch die Entdeckung Gottes wagen will. Dazu genügen die alten Mittel nicht mehr ganz. Wenn einer, von der Not seines Lebens, der Jagd der Maschinen, der Trost losigkeit des Häusermeers angesaßt, in die Natur flicht, und Gott in einem Sonnenuntergang zu finden sucht, im Blühen und Verwelken eines Kirschbaumes, in dem Glanz des wandern den Mondes über stillen Nipsern, in denen die Brunnen rauschen, und auf Straßen, die rätselhaft in das Dunkle versinken wie in dlatrvtvr «üüsi» ein nstürliebes belebenäes liebes! tlir cien gesellvSckten Körper und die erscböpkten kleiven. 5pi«»isgrn, Dresden Knn«n»lrs8s9 :: 8sutrnsr8tlsks 9 :: katerisrlrLÜs 8 LroSuretnksndlllng lüelersnt «n Krunkenbtluser. di« Ewigkeit, so kommt diese innige Dichterrmpfindung noch nicht aus den Berg der Wirklichkeit, -er uns allen die Sonne verdunkelt. Das Lied, auf das wir alle warten, beginnt gerade damit, daß wir di« Dinge, die auf uns lasten, transparent machen. Daß wir Häusermeere und Maschinen, das Alltags leben, das uns trostlos umfängt, die traurigen Herzen, die uns umgeben in ihrer ewigen Herkunft erkennen, daß wir jetzt ein mal, roenn man mich richtig verstehen will — Ingenieure unter die Dichter bekommen. Nur wer unsere materielle Gegenwart so sehr überwunden hat, daß er durch ihre dichtesten Mauern bis zum göttlichen Licht durchgestoßen fft, statt sich furchtsam an ihnen vorbeizudrücken, kann vielleicht hier der richtige Mann sein. Man muß die Gnade de« Dichters haben, um jene geheim nisvollen Formeln zu finden, mit denen der Druck» auf einen Hebel Kraft, Licht und Leben für Millionen bedeutet oder dte Entfernung um den halben Erdball in Sekunden überbrückt. Wenn ich so Dichtung und Lebensgestaltung gegenüberstelle, will ich keine Apologie der Technik schreiben. Denn schon der Gedanke, das Leben vor den Menschen verteidigen zu müssen, ist falsch. Er treibt unversehens in die grausame Zweiheit von Ewigkeit und Zeit hinein, wo es doch nur darauf ankommt, daß ihre Einheit nichts anderes ist als schmerzvoll, als Brücke zwi schen beiden zu schweben. Wir müssen uns bewußt machen, daß unser scheinbar ganz dem Stoff verfallenes Zeitalter, von der rich tigen Seite gesehen, vielleicht nichts anderes ist. als der im Dun kel gesehene Ausbau für eine unerhört« Illumination zur Ehre Gottes. Lichter anzünden! Das ist auch eine Formel für Dichtung und Lebensgestaltung. Radio Vorteile und Nachteile In materieller und Ideeller Beziehung für die Familie. Seit den letzten Jahrzehnten überholt eine Erfindung und Neuerung auf technischem Gebiet« die andere. In den vorigen Jahrhunderten sind wohl auch entscheidende Erfindungen gemacht worden, z. B. die Dampfmaschine usw. Nach Einführung dieser alles u-mslürzeüden Dampfmaschine traten wir in das Zeitalter der Technik ein, und nun ging es mit Riesenschritten vorwärts. Die Elektrizität eroberte sich die Welt, bis wir seit einigen Jah ren bei der Funkentelegraphie und dem Frinkfpruch anlangten. Radio-Vorträge in allen möglichen ernsten und heiteren Schattierungen. Radio-Konzerte vom ältesten bis zum neuesten Komponisten. Kammermusikabeirbe, wissenschaftliche und tech nische Vorträge und allerlei andere hörbare Sachen werden jetzt in Nadioform geboten. Alan hat es nicht mehr nötig, den Sonn- tagsonzug hervorzuholen und sich standesgemäß zum Theater, Konzert oder Vortrag anzukleiden und sich an den betreffenden Aussllhruirgsort zu begeben. Man setzt sich einfach im Haus anzug auf das Sofa oder an den Tisch, jedes Familienglieb einen Hörer über dem Kopf und los geht's. Wir haben durch die Ra dioanlage die Theater-, Konzert- und sonstigen Aufführungen für den sogenannten „Kleinen Mann" im .Hause. In finanzieller Beziehung gewiß ein sehr großer Vorteil. Nach einer einmaligen größeren Ausgabe zur Herstellung der Anlage sind monatlich nur 2 Mark Steuern zu zahlen. Dies ist für di« vielen täglichen Kunst- und sonstigen Genüsse sicher «in sehr niedriger Betrag. Die sogenannten „Besseren Leute" werden aber weiterhin das Bedürfnis haben, ihre Person und ihr« neueste Garderobe im Theater oder Konzertsaal zu zeigen und die spielenden Künstler zu sehen oder persönlich kennen zu lernen. Wenn ich mir nun eine „Radio-Familie" vorstelle, sehe ich, nachdem der Vater und di« sonst außerhalb des Hauses beschäf- tigten Angehörigen des Abends angelangt sind, folgendes: Die Mutter ruft: „Kinder, heute gib es wieder ein wunderbares Programm, ich habe schon das Nachmittagsprogramm gehört, es war wirklich schön." Beethoven, Schubert, Schumann usw., alle Komponisten kennt sie mit Namen, auch eine Stufe in der Mu sikgeschichte vorwärts. Aber ich befürcht« sGott sei dank nicht bei allen), das zerrissene Kleidchen der Tochter, oder die zer rissene Hose des Jungen bleiben manchmal etwas länger zer rissen. — Alle stürzen nun mit Hast aus das Abendbrot und ich glaube, noch in einer Hand ein Stück Brot werden die Hörer an getan, man darf doch von dem heutigen schönen Programm ja nichts versäumen. Wehe, wenn nun einer ober der andere mit dem Stuhl rückt, oder gar ein Erlebnis vom Tag« zum besten geben will. Sofort gebieten ihm aller Augen zu schweigen, oder er bekommt, wenn er gar nicht hören will, einen Rippenstoß. Bei diesen Störungen verstehen auch unsere lieben Damen kei- I »en Spaß, wenn sie auch sonst die reinen Täubchen sind. Dann braucht nur noch der Hausherr zu seinem wöchentlichen Ge sangs- oder Spielobend, ober zu einer wichtigen Berufsvereins- versammlung gehen zu wollen. Das mit mehr oder weniger Ge räusch verbundene Suchen -es Kragenknopfes und anderer Sa- > chen bringt die Hörenden sicher in keine rosige Stimmung. In Anbetracht dieser öfteren Mitzheliigkeiten wird manch' ein eif riges Vereinsmitglied dem Verein nach und nach sernbleiben, um schließlich auch den Hörer anzulegen. Unsere neueste Errungenschaft, „der Radiofunk", droht unser ideales, deutsches Familienleben von Grund auf umzu- än-«rn. Wie angenehm und gemütvoll saß sich's nach Feier abend im trauten Familienkreis. Es wurden die tägliche» Er lebnisse mitgeteilt und sonstige Ereignisse besprochen War gar eins, oder mehrere Familienmitglieder musikalisch und ein In strument zur Stelle, dann wurden alle der Zeit entsprechende Lieder gespielt und von allen mitgesungen. Die Mutter, oder sogar auch die Großmutter, mit den anderen weiblichen Ange hörigen der Familie, soweit sie dazu fähig ivaren. beschäftigten sich mit Handarbeiten und beim Ertönen eines schönen Früh lings- oder Liebesliedes erglänzte das Auge der ältesten Schwe ster freudig und hoffnungsvoll, denn es lag ja vor ihr. beinahe fertig, eines der schönsten Stücke ihrer Brautausstattung. Werden die Kleinen in der Familie noch dazu kommen, Ge dichte oder Lieber, welche die Mutter oder die ältere Schwester sie früher mit vieler Mühe gelehrt l-aben, zum Wcihnachtssest, Geburtstag, oder sonst zu einer Gelegenheit vorzutragen? Ich glaube es kaum. Es gehörte in den letzten Jahren schon ohne Radio viel idealer Familiensinn dazu, gerade diese Sachen in nerhalb -es Familienkreises zu pflegen. Ich glaube nicht zuviel zu behaupten, wenn ich sage: Unsere wirklich gemütvollen, trau lichen Abende im Kreise der Familie erleiden durch die Einfüh rung des Radio schweren Schäden! Es ist damit durchaus nicht gesagt, daß nun jeder, der noch Sinn für ideale häusliche Familienunterhait-ung hat. einfach seine Anlage abreiben soll, oder wer noch keine hat, sich keine anlegen soll. Ich möchte nur sedem ans Herz legen, alles ln Mäßigkeit zu genießen, auch die Radiovorträge. Wir Menschen des 20. Jahrhunderts sollen und müssen uns, bei der Knappen Zeit, die uns zur Verfügung steht, alle technischen Ervungensckzasten zu nutze machen, und wie ich schon vorhin «»führte, dient es uns allen zur weiteren, geistigen Fortbildung, sei es durch Borträge In der Literatur, Kunstgeschichte, Technik usw., oder durch Ein führung in die Erkenntnis der Meister der Töne und ihrer wun derbaren Werke. Gleich dem trauten Familienleben darf aber auch auf keinen Fall unser wirklich gutes Bereinsleben darunter leiden; denn wie unbedingt nötig sind die vielseitigen Bildungsvereine, welche es sich zur Aufgabe mack>en, ihre Mitglieder und auch andere, durch Vorträge, Kurse usw. in der Wissenschaft zu bereichern. Wie wirklich erhebend ist ein Gesangskonzert von einem geschul ten Männerchor oder «in Kirchenkonzert von einem ebensolchen gemischten Chor. Also, liebe Radiohörer und -Hörerinnen, und die es noch werden wollen: Maß holten im Nadiohören, auf keinen Fall darf dem Familienleben Abbruch getan werden. 6ULI5IV kieoei,. enuiren kuldlmers! « üHstollsilgs» « koicl ürßenhos ° mprlg Datei der Lelprig besuchenden Katholiken HUe Limitier mit »alt- and lvarmwasser u VSder kreise Mäßig «onserenrme n i e Volksgemeinschaft, wo nicht aufgeräumt wird mit dem merk würdigen Denkfehler, als schaffe die beruslich-ständtsck-e Differen zierung ohne weiteres auch eine moralische Qualifizierung, als bringe die Graduierung im Reich des Sozialen auch eine im Reich des Moralischen, als werde mit der „höheren" Stufe in der sozialen Funktion auch die „höhere" im Wcrtreich errungen! Als bedeute der „höhere" soziale Standort ohne weiteres auch einen „höheren" Platz in der Wertordnung! In dieser Verken nung der völligen Seinsverschiedenhcit und Unverbundenheit des Soziologischen und des Moralischen, in dieser Verwechslung der soziologischen mit den moralischen Kategorien, der Funktion mit dem Wert, des Amts mit der Menschenqualität liegt die Haupt- queile für so manche Verrücktheiten deutscher Lebenspraxis, die im kleinen und großen die deutsche Akademikcrschaft mit so vie len Msonderlichkciten behaftet hat, die wir im Ausland nicht gewahren! Der soziale Aufftieg bedeutet nicht Steigerung des moralischen Werls unserer Person, wohl aber Steigerung unserer Verantwortung gegenüber den Zurückbleibenden, den An deren, von denen wir selbst herkamen, die wir aber auf fernen Höhen so schnell und leicht vergaßen . . . Und der soziale Auf stieg soll ein Höchstmaß alltäglicher staatsbürgerlicher Besorgtheit und moralisch-sozialer Mtivität im Kreise der Volksgemeinschaft entbinden! Wenn aber diese alltägliche moralische Aktivität Seelen werbend und sammelnd und verbindend, nicht abstoßend und trennend und isolierend wirken will, muh sie sich orientic n an den schlichten christlichen Tugenden der Demut und Liebe, denen beiden dann die Gerechtigkeit im täglichen Handel und Wandel von selbst erblüht. Das ist die schlichte, aber unüber bietbare christliche Lebensweisheit, mit der wir in alle» Situa tionen und zu allen Zelten zum Ziele, zur Menschcnrcife, kom men. Nur wo Demut und Liebe, da wird Volks gemeinschaft. da wird das Ich, mit dem wir geboren wer den, in straffer Zucht und Tugendübung hineinerzogen in das Wir, das wir darzustellen lernen müssen. Auf diesem Felde lie gen auch die „Taten", die letzten Endes entscheiden über Mcn- schcnwert, und zu denen jeder, ein jeder von uns, tagtäglich un erbittlich aufgcrusen wird, und in denen die „Lösung des Pro blems", dies verzweifelt bittere Ding, gelebt werden muß! Die Essener Tagung richtete diesen Ruf an die katholische Akadeinikerschcrft und stellte sehr weise die theoretisch«, sozial« Erörterung zurück hinter diesen Appell zur moralisch-sozialen Aktivität, die mit kleinen alltäglick-en Schritten das Werk der Erneuerung zwingt. Wenn die katholische Akodemikerschast diesen Ruf zu verstehen und ihm zu entsprechen weiß, eine jede Schicht an ihrem Standort und mit dem Maß ihrer Kraft, dann ist der Erfolg der Tagung da, und das Essener Werl» würde als neuer Anfang und neue Initiative einen spä ter recht sichtbaren Platz in der Sozialgeschichte unseres Vaterlandes behaupten. Und wir Mitglieder der Akademikerbewegung würden, wenn wir diesen ersten Weckruf, der nicht der letzte bleiben wird, nicht verl-allen lassen, selbst lebendige Zeugen für die Berechtigung lind Fruchtbarkeit unserer Bewegung werden, indem wir aus ihr selbst als „Bewegte" hervorgehsn, und als innerlich Erneuerte ins eine Volk wieder zurückgehen. Denn das ist ihr Endziel, mit dessen Verwirklichung sie ihr« Mission erfüllt haben würde. Slber noch ist cs längst nicht so weit! Und darum schöpfen wir weiterhin aus ihren reichen Impulsen neue Spannkräfte für das Kleinwerk katholischer Lebenspraxisl Dr. H. Rüster, Bonn. Eine neue pädagogische Zeikschrift Das im Herbst 1922 durch die Initiative der organisierten katholischen Lehrerschaft Deutschlands gegründet« Deutsche Institut für wissenschaftlich« Pädagogik zu Münster i. W. ist mit Beginn dieses Jahres mit einem neuen Unternehmen hervorgetreien. Mit Unerstützung der Görres-Ge- scllschast und in Verbindung mit S. Bahn, St. v. Dumn-Bor- kowMi, A. Dyrosf, F. H. Eppersdorfer, M. Ettlinger, I. Teyser, G. Grumvald, W. Kahl, I. Mausbach, H. Rolle, H. Schmidkunz, A. Schneider gibt es unter der Hauptschristleitung von Unlv.- Professor Dr. Honecker sFreiburg i. Br.) und Privatdozent Dr. Rosenmöller sMünster) eine neue pädagogische Zeitschrist her- aus: die „Vierteljahrsschrift für wissenschaft liche Pädagogik" (Münster-Verlag, G. m. b. H., Münster i. W.). Seit einigen Tagen liegt das erste Heft vor. Schon In seiner äußeren Erscheinung repräsentiert sich dies als eine statt liche Leistung. Mit seinem Umfange (11 Bogen, 176 Seiten) überbietet es olle Erscheinungen der pädagogischen Zeitschriften- lileratur. Der reiche Inhalt der ersten Nummer bedeutet ohne Zweifel einen vielversprechenden Anfang zu dem Werke, dem die neue Zeitschrift dienen will. Den weitaus größten Teil dos Heftes (119 S.) füllen die sechs Wbl-andlungen: Die Pädagogik als Wissenschaft. Von Adolf Dyroff-Bonn. — Evziehung und Un terricht bei -en Naturvölkern. Von Wilhelm Oehl, Freiburg- Schweiz. — Die Geschichte der Universitäts-Nusdehnungs-Be- wcgung in Deutschland und den angrenzenden Ländern deut scher Sprache. Von Martin Keiihacker, Starnberg. — Die An fänge des kindlichen Märchenverständnisses. Don Wilhelm Ebel, Dortmund. — Künstlerische Betätigung Jugendlicher auf eide- tischer Grundlage. Von Albert Kobusch, Münster. — Neue Wege der Heilpädogogik. Don Heinrich Täbben, Münster. — Sehr wertvolle Orientierung bieten die zahlreichen Literaturbespre chungen aus den Gebieten der theoretischen und der praktischen Pädagogik, der Geschichte der Pädagogik und der Philosophie. Aus dem Abschnitt „Mitteilungen" verdienen besonderes Interesse die Würdigung des Lebenswerkes des am 7. Oktober 1924 gestorbenen Philosophen Clemens Bäumker, sowie die Be richte über die jüngsten Kongresse für Heilpädagogik und über den Ende August 1924 in München Ärgehaltenen Pädagogischen Kongreß. Di« Ziel«, die die neu« Zeitschrift verfolgt, hat in einem warmherzigen Geleitwort Univ.-Professor Dr. Ettlinger, Münster, in kurzen Zügen Umrissen: Die Vierteljahrsschrist soll dem systematischen Ausbau einer christlichen Erziehungswissen, schast dienen. »Noch wollen manche uns das Recht bestreiten, den alffeitigen Ausbau einer wissenschaftlichen Pädagogik im Einklang mit den ewigen Wahrheiten des katholischen Christen tums zu erstreben und zu vollziehen. Aber weder durch pro grammatische, noch gar durch polemische Auseinandersetzungen wird über Recht und Erfolg solcher Zielsetzung aus dem Felde des Geistes entschieden. Nur die gedankliche Tot gibt hier den Ausschlag und die lebendig wirkend« Kraft. Dies« zu erweisen, ist der im Notwendigen geeinten Gemeinschaft katholischer Pä- dagogen, die sich als Mitarbeiterstab der neuen Zeitschrift bereits in stattlicher Anzahl zugesellt hat, zur schweren und verantwor tungsvollen Aufgabe gesetzt. Es gilt den reichen, vielfach noch ungehobenen Schatz christlicher Erziehungsweisheit, wie ihn ehr würdig« Vergangenheit aufgespeichert hat, aus manchem Halb dunkel emporzuheben und für unser« Zeit ins rechte Licht zu setzen. Es gilt im Geist jener organisch amvachsenden „philo- sophia peremis", die mit unverbrüchlicher Treue gegen das Alt- bewährte freudig« Aufgeschlossenheit für jedes wertvolle Neue verbindet, an jedem echten Fortschritt erziehungswisscnschast- licher Erkenntnis mit reiner Hingabe und strenger Sachlichkeit mitzuarbeiten. So hoffen wir den Beisatt und die Unterstützung unserer Freunde zu gewinnen und den Gegnern Achtung abzu nötigen . . Wer wollte bestreiten, daß die Arbeit in dieser Richtung heute eine dringende Notwendigkeit ist? Die Tat, die das Min- sterer Pädagogische Institut mit der Gründung dieser Zeitschrift in Angriff genommen hat, verdient die lebendige Teilnahme der gesamten katholischen Erzieherwelt. Möge das so entschlossen und zielbewutzt begonnene Werk gelingen und zu vollem Er folge gedeiheni Bezugsbedingungen bei Bezug durch den Buchhandel: Preis -es Jahrganges 12 Mark. Die „Freunde des Instituts" (außer ordentliche und Ehrenmitglieder des Vereins zur Pslcge wissen- sck-astlicher Pädagogik, e, D.) erhalten die Zeitschrift gratis. Für Lehrer und Lehrerinnen, soweit sie Mitglieder des „Katholischen Lehrerverban-es des Deutschen Reiches" oder des „Vereins ka tholischer, deutscher Lehrerinnen" sind, beträgt der jährliche Be zugspreis 6 Mark.
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