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Nummer 136 - 24. Jahrgang 6n,al tvöchentl. Bezugspreis: für Inn» S,öO^ «lnschll. Bestellgeld. Anzc aniprciler Tie la-sp. Petttze'le 30 Stellengeluche 26 H. Di« Pettt-ReNamezetle 88 Millimeter breit. 1 ^t. Ofsertengebühr sür Selbst abholer 26 bei Nebersenduug durch die Post außerdem Porto,Zuschlag. Eiuzel-Nr. 1v. SonntagS-Nr. IS H. Lejchästlicher Lest: Joses Fohmann. Dresden. Mittwoch, 1!. Juni 19'26 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung Anzeigen übernehmen woriung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskript werden nicht ankbewahrt. Sprechstunde der Redaktion ü bis 6 Uhr nachmittags. Haaptschrtftleiter: Dr. Joses «lbert. Dresden. Geschiiftsftelle, ,»id Verl««, Saxonio- Biichdnnkerci GmbH. D-irSdi'»-?,. IK. Hoibeinilraßc i» kseriin» 027'"?. '!>,osucheck5o»lo T'rcsbi-N 14707 Baiikkoaw Basscnne L Arlbsch«, Trrsdcu. Für christliche Politik und Kultur Redaktion »er Sächsische» «oilSzrltuna DreSden.?UM. IN. < olbeittsli-ipe .Ich Hemm, !>27A u.i» .'ic.j. Wie stehl es mtt «nserer Währung? Von unserem besonderen ivirtschaftspolitischen Mitarbeiter. In Verfolg der Erörterungen über den Verlaus der St i n- neskrisis und der mit ihr nicht nur an der Börse, sondern im gesamten Wirtschaftsleben akut zum Ausdruck gelrommenen Vertrauenskrisis ist auch wiederholt die Sorge vor einer Gefährdung unserer Währung in die Ersclzeinung ge treten. Man erachtete eine solche Gefährdung dadurch für ge geben, daß die Reichsbank außerhalb ihres Kreditkontingenrs recht beträchtliche Mittel sür die Sanierung des Stinnes-Kon- zerns zur Verfügung stellte beziv. zur Verfügung zu halten sich bereiterklürte. Man schloß daraus, daß die Reichsbank unter Umständen genötigt wäre, über ihr« in Gold und Devisen getätig ten Reserven hinaus Mittel in Anspruch zu nehmen. Di« Ent wicklung des Kursstandes an der Börse, die geradezu sxmikcirtig als Folge der Vertrauenskrisis mit unheimlicher Sähirfe plötz lich sich herausbildete, gab dann weiter zu der Befürchtung An laß, daß die Reichsregierung, um einen völligen Zusammenbruch zu verhüten, Mittel in größerem Umfange zur Verfügung stellen müsse. Solche Mittel könnten aber nach Lage der Dinge nur durch eine Erweiterung des Notendruckes beschafft werden. - All« diese Erwägungen zeigen, wie groß die Erschütterun gen sind, die in unser ganzes wirtschaftliches und geschäftliches Leben schlechthin durch die jüngsten Vorgänge in dem großen Konzern und an der Börse hervorgerufen werden. Sie zeigen weiter, wie tief das Mißtrauen sich bereits in weiten Kreisen wieder eingefressen hat. Gerade aber durch die Tatsache, daß die Reichsbank die Führung bei der Sanierung des Stinnes-Konzerns in die Hand genommen hat, ist die Gewähr für die Hintanhaltung fchiverer Schäden gegeben, die hätten eintreten müssen, wenn man die Dinge sich selber überlassen hätte. Bei dem Umfang der Stinnesschen Unternehmungen war ein dringendes öffent liches Interesse dafür gegeben, daß auch die führenden Stellen des Reiches und nicht zuletzt der Hüter der deutschen Währung, der ReichsLankpräsident, um die Dinge sich kümmerten. Es ist auch nicht so, als ob die Reichsbank aus ihren Beständen nun viele Millionen zur Verfügung stellen müßte, um die per Ende Juni und Juli zu deckenden Verbindlichkeiten im Stinnes-Kon- zern sicherzustellen. Die Hilfsaktion der Reichsbank besteht ledig lich darin, daß der Bankenkonzern, der sür sich diese Mittel aufbringt oder doch ihre Aufbringung garantiert, berechtigt sein soll, einen Rediskont Lei -er Reichsbank zu vollziehen. Das ist nicht nur aus innerwirtschaftlichen ober finonz- und börsentech nischen Gründen geschehen, sondern auch mit einer gewissen Ab sicht nach außen hin, weil man mir Recht — und die weitere Entwicklung der Dinge hat ja diese Befürchtung auch als be gründet erwiesen — peinliche Ueberraschung im Auslände be fürchtet, die ihren Ausdruck in einer zunächst einsetzenden Ab lehnung gegenüber deutschen Kredit- und Finanzwünschen finden müßte. Tatsächlich ist bas ja auch der Fall gewesen, und diese Situation trifft uns um so schwerer, als sie zeitlich zusammen füllt mit einer ohne schon bis auf die Spitze getriebenen Kapital armut und außerdem mit der Notwendigkeit, die nur kurzfristig gegebenen Gelder jetzt allmählich auch wieder abzutragen. Ge rade die Kurzfristigkeit der vom Stinnes-Konzern für feine Betriebssührung aufgenommenen Auslandsgelder hat ja sein Schicksal verschuldet. Um diesen Mangel der Kurzfristigkeit zu beheben, um die notwendigen Gelder auf eine breitere Basis zu stellen, und tie auf eine zeitlich längere Abdeckung einzustel len, ist ja die Stützungsaktion herbeiaeführt worden. So war es an sich schon erklärlich, wenn die bange Frage aufgeworfen wurde, ob die Sicl-erung der Währung durch die mit dem Stiunes- und anderen Konzernen zweifellos zu erwartenden Rückschläge im wirtschaftlichen Leben und der dadurch bedingten Anspannung aller unserer materiellen und finanziellen Mittel in Gefahr sei. Man kann aber mit gutem Gewissen feststellen, daß das keineswegs der Fall ist. Die ganze gegen wärtige Dörsenlage ist ja ungesund und anormal. Die Börse, die man in ruhigen Zeiten ganz zweifellos als einen sehr be achtlichen, ja ausschlaggebenden Wirtschaftsbarometer onsel-en muh. kann heute diese Funktion nicht mehr erfüllen. Sie ist von einer Nervosität, von einem Pessimismus befangen, der keine innere Berechtigung hat und der vor allen Dingen auch in dem wirklichen Stand der Ding« nicht begründet ist. Unsere gegenwärtige industrielle und wirtschaftliche Organisation ist durchaus gesund, was krank ist, wurde Lurch die verschiedensten Epochen in dem Reinigungsprozeß, den wir nach der Inflation durchgemacht haben, ohnehin weggefegt. Und was noch verblie ben ist, wird ganz zweifellos mit der jetzigen Aufräumungsarbeit vollzogen. Die Stinneskrise istnichtdie einzige, die noch zu meistern ist. Es werden eine ganze Reihe kranker oder doch geschwächter unter den heutigen Verhältnissen Ollcht mehr lebensfähiger Glieder In der Wirtschaft ab gestreift werden und nur die Unsicherheit darüber, wer noch alles von den Dingen betroffen wird, verursacht mit zu einem guten Teil die Panik, die gegenwärtig herrscht. Die Fundierung unserer Währung ist und bleibt von die sen Dingen vollständig unberührt. Ja, wir können feststellen, daß die Reichsbank heute eine wesentlich höhere Gold. Mittige WWIIIM i!> MllÜW Paris, 16. Juni. Painleve hat Malaga, wo er mit seinen Begleitern die Nacht verbrachte, gestern früh 6 Uhr in Richtung nach Barcelona verlassen und ist »ach zweistündigen Aufenthalt nach Toulouse weiter gefahren, von wo aus die Reise nach Paris gestern abend 9 Uhr im Zuge fortgesetzt morden ist. Pain leve hat sich sofort nach seiner Ankunst ins Elyse begeben, um dem aus 10,39 Uhr angesehten Ministerrat bcizuwohnen. Der Ministerpräsident wird möglicherweise heute nachm, vor der Kammer Erklärungen abgeben. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Kommunisten versuche» werden, eine neue Aussprache über Marokko herbeizusühren, zumal die Ansrage Dariols nicht zurückgezogen wurde. Falls abgestimmt werden sollte, ist mit einer starken Mehrheit sür die Negierung zu rechnen. Die vier Gruppen des Linkskartells treten heule vor der Sitzung der Kammer zu einer dringenden Beratung zusammen, in der Painleve und Caillaux über die Finanzlage be richten werden. Painleve fall beabsichtigen, seinen ganzen Ein fluß aufzubieten, um eine Spaltung der Kartells zu verhüten. Es ist aber nicht anzunehmen, daß die Sozialisten ihren Plan einer zchnprozentigen Kapitalsabgabe aufgcben werden. Nach der wahrscheinlichen Ablehnung ihrer Vorlage werden die Sozialisten für sich Freiheit des Handelns beanspru chen. Da die Wortführer der Opposition erklärt haben, daß diese gegen den sozialistischen Plan und für die Finanzpläne Caillaux stimmen werde, ist das Kabinett Painleve nicht direkt gefährdet. Es darf aber fraglich erscheinen, ob Painleve sich bereitfinden wird, um de» Preis der Spaltung des Links kartells weiter zu regieren. Selbst in den Kreisen, i» denen man annimmt, daß Pain leve Uber das Finanzproblem hinmegkommen kann, wird ange nommen, daß die Abstimmung über die Wahlreform, bei der die Opzwsition gegen die Radikalen Stellung nimmt und die Sozialisten gegen die Regierung stimmen werden, den Sturz der Regierung zur Folge haben müsse. Die Rechtspresse sagt osten den Sturz Painleves für Ende dieser Woche voraus. Auch die linksgerichteten Blätter halten die Lage der Regierung für sehr kritisch. MM W rie Mmikke« Laudon 16. Juni. In Beantwortung ei„er Ausrage Mac- dvnalds versicherte Baldwin r>n Unterhaus, daß die Regie rung rn Uebereinstiiumung mit den Mächten alles mögliche unter nehme, um zu verhindern, daß die Unruhen >n E b > n a z» wirklichen internationalen Konflikten im fernen Osten führte». Die Negierung glaube, daß die von den Vertragsmcichten und der chinesischen Regierung „ach Schanghai gesandten Unter such » n g s k v m in > s s i o » e n in voller Harmonie Zusammen arbeiten werden mit dem Wunsche, China zu befridige». Die Einheillichkeit -er Bewegung Schanghw» 16. Juni. Das Blatt China Preß schreibt: Tie wichtigste Tatsache in der allgemeinen Lage sei, daß an scheinend die persönlichen Differenzen von Militärs und Poli tikern znrückgestellt worden seien und daß d>e Neigung er kennbar sei, sich zeitweise unter den Fahnen der Studenten zu vereinigen. Das Platt glaubt, daß »n Hintergründe Draht zieher tätig seien, welche die Erregung schärten, und meint möglicherweise werde die Regierung bald gezwungen sein» ent deck» ng für die umlaufenden Noten hat als je zuvor. Scl>on an sich ist diese Deckungsquote höher als früher. Sie be trägt heute mindestens 40 Prozent gegenüber früher 3314 Pro zent. Nach dem gegenwärtigen Status der Reichsbank ist aber der Notenumlauf von annähernd 2000 Millionen Goldmark fast zu 90 Prozent gedeckt, wenn man zu den inländischen Reserven in Gold und Devisen auch noch die Guthaben der Reichsbank an ausländischen Börsenplätzen hinzuzählt. Weiter ist ja durch das Bankgesetz, das in Ausführung der Londoner Vereinbarun gen geschaffen werden mutzte, jede nur denkbare Sicherung da gegen geschaffen, daß das Reich in finanziell schwieriger Lage etwa wieder zu der Deckung seines Bedarfs durch die Steigerung des Notendrucks übergehen könnte. Vielen ist wohl auch nicht bekannt, daß. so schmerzlich das ja an sich ist, der Notendruck selber von einer interalliierten Kommission fortlaufend kontrol liert wird. Aber gerade in dieser Tatsache liegt doch eine starke Bürgschaft für die Sicherung der Währung, da ja die Entente ein Interesse daran hat, die wirtschaftlichen Grundlagen zu er- 'halten, von deren Sicherung ja auch die Befriedigung der An sprüche der Gegner abhängt. Die innere Kraft unserer deutschen Wirtschaft von heut« ist ziveisellos gegeben. Ja, man kan» bei tieferem Ein blick in die organisatorischen und betriebstechnifchen Verhält nisse der größten Zahl der deutschen Unternehmungen ruhig weder em radikales außenpolitisches Programw aiiziinehmen oder znlückzntretcn. Die Vertreter der auswärtigen Gesandt schaften hätten Weisungen erhalten, in Schanghai z» bleib'n und d>e Erörterung mrt den Chinesen sorizujetzen. Tiste hät ten eine Anzahl Forderungen unterbreitet, die «ich au- die von verschiedene» kommerziellen und studentischen Vereinigungen am 7. Juni angenommenen Entschließungen gründeten, wobei aebr die Forderung nach Aushebung der Exterritorialität und einige andere unniögliche Forderungen wcggelasse» worden sten. T>e chinesischen Delegierten besünden sich infolge der Einschüch- terniig durch die Streikenden tp einer schwierigen Lage. London 16. Juni. W>« Nenter auS Peking melde! fand dort eine Versammlung statt, in der der Abbruch der Be ziehungen mit Großbritannien gefordert wurde. Mittrilnngc i aus Kaisend von, Sonnabend stellte,, die dortige Lage als änß-rst ernst dar. Tie Ausländer haben die Stadt verlassen. Einer Renterineloung aus .Hankan znsoige erklärte General cknischnlnng, beste., Truppen z»r Verstärkung der chinesischen Wache ini Fremdenviertel eing.-troste» !j„d, daß, wen» die länderzeindlichen Ans'chreitungen sortdauer», das prg.dnis Wiederholung der Lage zurzeit deS Aoxeransstnndes >e>n wchoe und daß alliierte Truppen gelandet werden würden. Vor -cm Gingreisen der Mächie London, 16. Juni. Großbritannien hat durch seinen Vertreter in Peking der chinesische» Regierung eine Warnung zugehen lassen, daß die nntibritischs Agilalian eingestellt werden müsse. Japan hat eine Note ähnlichen Inhalts abgesandt. — Die chinesische Regierung hat den Vertreter der ausländischen Mächte mitgeteilt daß sie nicht in der Lage sei. ihre sinanzielleu Verpflichtungen am 25 Juni z» erfüllen. Tokio. 16. Juni. Die japanische Zerstörer-Flottille hat Befehl erhalten, sich für eine Fahrt auf dem Jangtse Kiang van Sasebo aus bereit zu halten. Drohender Zollkrieg mit Pole» Berlin 16. Juni. T>e durch das Genfer Abkommen zwi schen Tentichiand und Pole» sejig-stehlen Vereinbar,,!,gen über o>c Haiidelsbez'.ehungeu sind abgetanst» mit dem tö. Inn, Mangels einer Verständigung treten sonnt von dieiem Tage an für den Handelsverkebr zwischen den besten Ländern die Maximaltai: lse i» Kraft. Tie kontingentierte zoll freie Kohls,lausfuhr anS polnisch Oberschlesicn ist damit auch beendet, doch wird Polen für d-sti Monat Juni noch gestattet, die zollfreie KohstnauSsuhr nach Teuischlinö weiter darchznjnhrsn, v>'S das Kontingent von 250 000 Tonne», das vertragsgemäß für die erste Hülste Juni geliefert werden konnte, erreicht worden ,st. Bsther sind die Verhandlungen noch nicht abgebrochen, w daß eine Beilegung des Konfliktes noch möglich ist » Rom 16. Juni. Tie deutsche Delegation für aje dsntsch- italienischen HandelSvertragSverhandlungen ist gestern nach Rom znrückgekehrt. „W'e die Agenzla Siesaui erklärt, lasten alle An zeichen eines baldige» Abschlußes der Verhandlungen -rhoise,. Nürdi<ehr -er iisUenischen Opposition in -ie Kammer? Rom, 16. Juni. Der Ausschuß der Avenlin Parieien Hai beschlossen, den einzelnen Oppositionsgruppe» d§s Ende der Obstruktion und die Rückkehr ins Parlamrnl vor zu schlagen. Der Beschluß der Parteigruppen erfolgt morgen. Falls die Gruppen dem Barschlage zusliminen, würde das parla mentarische Leben Italiens in eine ganz neue Phase eintreten. Offenbar steht die plötzliche Sinnesänderung der Aventin Führer in naher Beziehung zu den jüngsten Audienzen der Abgeord neten Amendola, de Cesaro und de Gaspari beim König. sagen, daß die innere Festigung sich rascher vollzogen hat, als man es nach dem furchtbaren Zusammenbruch erwarlen konnte und daß auch die finanziellen Grundlagen gesicherter und vor allen Dingen gesünder wurden, als sie in der demoralisierenden Kriegs- und Inflationsepoche und weit darüber hinaus sich ge stalteten. Wenn heute trotzdem die Preise weit über dem Fne- densstonde liegen, so ist das nicht auf eine Verschlechterung der deutschen Valuta, sonder» zum Teil auf die Erhöhung der Pro duktionskosten zurückzuführen. Der ivcsenllichste Grund i'egt freilich darin, daß der Goldwert ohnehin ans dem internationalen Markt schon seit langem eine Senkung erfahren Hai. Die deutsche Valuta ist heute eine der sichersten und gesichertsten der Welt. Die Goldmark hat heute wie ehedem ihren inneren Wert. Sie steht zu Dollar. Pfund. Franken in festem und sicherein Ver hältnis. so daß also ihr Wert gleichbleibend ist. Die Kenntnis dieser Dinge dringt immer weiter auch i» unserer Bevölkerung durch, so daß das Vertrauen in die Reichsmark sich auch wieder durch dieHebungdesSparfinns kündet. Unsere Wüh. rung darf demnach als durchaus gesichert betrachtet werden, jede Gefahr nach dieser Richtung hin müßte mit den schärfsten und rücksichtslosesten Mitteln bekämpft werden, um uns so Furchtbares, wie wir es in der Inflationszeit erlebt haben, ivas aber offenbar von manchen Kreisen heute schon wiedervergessen ist. zu ersparen.