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Sächsische Volkszeitung : 12.04.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192504127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250412
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-04
- Tag 1925-04-12
-
Monat
1925-04
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.04.1925
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Sonntag. den 12. April 1925 «r. 65. Seid, I Unser Bold und Vaterland hat in seiner nationalen und materiellen Not eine Aufgabe, eine Mission: Es kann nicht Aufgabe der Menschheit sein, in gegenseitigen Krie gen die seelische und materielle Wohlfahrt der einzelnen Völker zu zerstören. Nach Gottes Willen ist die Aufgabe der einzelnen Völker und Staaten im gegenseitigen Zu sammenwirken sich gegenseitig etwas zu geben und so die Wohlfahrt der Völker zu fördern. In der Erfüllung die ser Mission unseres Volkes sehen wir ungeheure Schwie rigkeiten. Es gibt nur Ansätze im Volksleben zu dem Wil len dauernder friedlicher Zusammenarbeit. Es ist unsere Pflicht als Volk, diesen schwachen Willen zu stärken. Reichskanzler Marx, End« Oktober 1924 In Berlin. M. Kerberl -j- 2" Reaensbnra Et die bekannte Ticbtrrin nno Roman- tchristtzellerin Frau Therese Keiler (M. Herberts.am Sonntaa- abend vlöbl'cb verschieden. Tie Verstorbene wurde am 20. Juni 1859 in dem alten kurhessischen Städtchen Melsungen geboren als Tochter oes Ju risten Engelhard Kellner und seiner Frau Jda Herbert, deren Mädchennamen sie später als Schriststeliername ^y.'arie Herberts gebrauchte. Ihre Pensionser-iehung genoß sie bei den llrinli»e„ in Fritzlar. Eine Prüfung in modernen Sprachen, di« s'.e in Kaste'. nbleztx, läßt "darauf .schließen, dag sie sich dem Berufe als Lebrerin oder Erzieherin widmen wollte. Sie hat jedoch anz diele Übliche verzichtet, als lje 1888 Heinrich Keiler ibre s>a»d reichte, dem tüchtigen Manne, der tich aus bescheidener kainmänniiwer Sicklung, ganz aus eigener Kraft zum lwrli^eackitet-en fruckt- baren Schriftsteller cmvoroearbeitet hatte. Tie Sorge fsic teine Kinder erster Ehe übernehmend, ist sie ihm nach Reaensbnrg gefolgt, wo er die Redaktion der bekannte» katholischen Familien- Zeitschrift „Deutscher Hausschah" führte. Bereits 1898 wurde die überaus glückliche Es« durch den allzu frühe» Tod KeiterS ge trennt. Von diesem schweren Schlage hat sie sich nie vollständig erholt. Die alte Donaustadt hat sie nur noch zn kurzen Nciirn ver lassen nach Wien, nach Italien dem Lande ihrer beständigen Sehnlucht, häufig nach Köln, wo sie zn Jos. Bachem und seiner Familie in enge geschäftliche und freundschaftliche Verbindung trat. Das herzliche Wohlwollen, welches der alternde Chef der Firma der jungen Schriftstellerin entgegenbrachte, hat sic, wie aie „Köln. VolkSztg." bemerkt, nie vergeben, ihm auch — in wohltuendem Gegeniah zn so vielen selbstbewußten Kollegen und Kolleginnen — cS nichr übelgenommcn, wenn er an ihre Manuskripte die kritische Sonde und die bessernde Hand anlegte. M. Herbert war eine fruchtbare Schriftstellerin: sie schrieb rasch und viel, aber man würde ihr bitter unrecht tun, wollte man ihre zahlreichen Romane und Novellen unter di« Rubrik einer oberflächlichen, bloßen Unterhaltungsliteratur einrcihen. Sie ging keineswegs an ernsten Problemen vorbei; Tiefe und Reiih- tnm der Gedanken zeichnen alle ihre Schriften ans. Die Franen- seele hat wohl kaum eine andere unserer katholischen Schrift stellerinnen so zu ergründen und zu schildern verstanden, wie sie. Ko hatte sie mit Recht einen grossen Leserkreis, allerdings fast aus schließlich im katholischen Volksteilr, gesunden. Auch sie „Schle sische VvlkSzeitung" hat wiederholt Arbeiten aus ihrer Feder veröffentlicht. Ihre Lyrik erinnert nicht selten an die westsälUche Dichterin Annette von Droste, der sie auch eines ihrer vollen- besten Gedichte gewidmet hat. Irsnkt AI res Kwnnn vresden-d. Asdorg«wss39 5SS ÜM,-kMt-Mmi Lreti- u. Kwindar.ilol ßornrprsonsr 22923 Die Soldaten -er Kaiserin Roman von Julia na von Stockhauien (54. Fortsetzung.) ^ Pergen ivagte: „Dero Majestät haben bereits bedacht, wor aus die Kosten zu decken sind?" Die Kaiserin bewegte matt den Federkiel: „Ich habe schon daran gedacht, den Druckern dafür gewisse Privilegien onzubie- ten und den Rest aus meinem Kammerbcutel zu tragen." „Majestät sind allzu generös," sagte Pergen. Die Kaiserin seufzte: „Lieber Pcrgen, die Zeiten, da mein Kanimerbeutel für Schmuck und Putz und Amüsements in An spruch genommen war, sind sehr lange vorbei. Lassen Sie einer alten Frau dos Vergnügen, ihre Pflicht und vielleicht ein klebri ges zu tun, el«n etwas wie diese Schulen, deren „raison d'etre" doch schließlich die Besserung der Untertanen ist." Der Graf neigte schweigend den gepuderten Kopf. Die Kaiserin legte langsam Akt aus Akt: ihre Stimme hatte etwas Müdes, Trauriges. „Sehe,: Sie. heutzutage möckte man mit schönen, klang vollen Reden, Ideen von Freiheit, Stolz und UnglLubigkeit das Menschengeschlecht in ein goldenes Zeitalter sichren. Aber es gibt kein goldenes Zeitalter. Es gibt höchstens einen nach außen hin gesicherten, innen erträglich finanzierten Staat, dessen Bewohner durch Gottesfurcht und bürgerliche Wohlhabenheit im Zaun gehalten werden. Das ist alles!" Pergen wiegte den Kopf, drehte nachdenklich an den ame- thystenen Knöpfen seines „Iusleau corps" und sah auf die Hände der Kaiserin, die noch immer in den Papieren spielten. „Damals, als ich die Zügel der Regierung ergriff, wähnte auch ich ein neues Arkadien zu schaffen, allerdings ein auf den Gesetzen Gottes und der Kirche ausgebautes. Was ist mir denn als Resultat geblieben?" Maria Theresia lachte trocken auf: „Einige Länder, in denen ein erträglicher Wohlstand herrscht, neben solchen, deren Kassen immer zwischen Quitt und Defizit balancieren: eine Armee, die ebonsovieie Schlachten verlor, als sie gewann: und Bürger, deren Gesundheit und Wohlfahrt ans dem Gehorsam gcgen Gott und den Thron basiert, die aber all dies so gering achten, daß sie nicht Anstand nehmen, bei den ersten Klängen frivoler und leichtsinniger Reden Gott zu leugnen und die Autorität der Krone anzutastcn." Die Kaiserin legte die Hände zusammen: um ihren Mund zog sich eine gramvolle Falte. „Vielleicht, ja sicher hat Gott meinem geliebten kaiserlichen Gatten viel Kummer und Herze- leid erspart, als er ihn von einer irrsinnig gewordenen Welt abbsrief. Wohl dem, den diese üble Irdischheit nicht mehr be rührt! Seien Sie versichert, wenn ich nicht wüßte, was meine Pflicht von mir verlangt, zöge ich die Zelle weitaus dem Throne vor!" „Dero Majestät belieben zu übertrelbenl" sagte Pergen zweiflerisch. „Uebertreiben?" Maria Theresia sah ihn mit ihren gro ßen, betrübten Augen an: „Ja, etwa insofern, daß ich mit einem Rest von Optimismus annchme, ein Mittelmaß der Dinge er zielt zu haben, und in der Tat sind sie sehr darunter. Alles! Alle! Auch die Menschen, Pergen. Bosheit oder Interesse säst überall." * Innsbruck, März 1925. Lieber Freund k Tu regst Dich auf über bie Behandlung der Denkmal« Jo sephs ll. tn der Tschechoslowakei. Hast Tu denn nicht aehört, daß d>« Italiener eine gleich« Verfolgung der Andreas-Hofe» Erinnerungen begonnen haben? Du meintest, die Italiener sei«,, doch durchaus höflich und freundlich gegen die zu ihnen kommen den Deutschen. Ganz recht, nur mit der Einschränkung, daß ihnen dir willkommen sind, die der Erholung oder des Vergnü gens halber oder als Wallfahrer oder Kunstbeflissene Geld bringen; andere, die ein Geiverbe auSüben wollen, geleiten sie höslichst zu Türe hinaus: „binnen 48 Stunden ab!" Das mag mit der Menge Arb i slo'er im Lande selbst begründet scin Warum bleiben die Deutschen, die Geld haben, nicht auch daheim? Wie ihre Vrüder in Siidtirol behandelt werden, davon erfährt die Welt nichts, nichts von der brutalen Vergewaltigung brr Viertelmillion Deutscher, die gegen ihren Willen, trog ihrer lauten Proteste Italien ausgeliefert worden liud. Und weshalb hört die Welt nichts davon? Weil die Preise geknebelt r st. Wie bekannt, besteben gegenwärtig in Italien überhaupt Ausnahmegesetze gegen die Presse. Diese ,verdau nun in Südtirol dazu benutzt, iede Aeußerung über die Not der Dentlchen, besonders die Schulnot zu unterdrücken. Das am meisten verbreiiete Tageblatt „Ter Landmann" bekam wegen seines wackeren Eintretens sür die deutsche Sache, besonders die Schule, eine „Verwarnung", d. i. nach den neuesten Pressege setzen eine erste Maßregelung. Wird eine zweite ausgesprochen — und dazu kann eine Bagatelle genügen —, so wird per verant wortliche Schriftleiter von der Behörde, also den« Präsekten in Trient, abgeletzt. Di: er hat daS Recht, die Bestätigung des nenen Verantwortlichen zn vc weigern, was ungefähr Einstellung des Blattes bedeutet. Der arm« „Landmann" mutz sich mm jeder Kritik an den immer zunehmend'» Bedrückungen enthalten. Mittelbar trifft die gegen ihn verhängte Verwarnung auch die übrigen Blätter des Landes. Osienknndig ist es, daß man es dar auf abgesehen hat, die deutsche Presse mundtot zu machen, ja ,ie möglichst ganz zu unterdrücken. Tie Kirchhofsruhe der Presse wird von den Italienern dazu benutzt, dem Deutschtum weitere hart« Schläge zu ver setzen. Insbesondere wird neuerdings jeder Versuch, die Kinder privat deutsch zu unterrichten, brutal unterdrückt- Ta in d e ein Jahre schon sämtliche ersten Jahrgünce der Volksschule italienisch min müssen, sogar in manchen r:in denthHen Gemeinden südlich von Bozen schvn jetzt ausnahmslos alte Jahrgänge — in film Jahren darf keine deutsche Schule mehr im Lande bestehe» —, Io haben da und dort Klosterschwestern und einzelne gebildete Damen sich jener Kinder angenommen, die zwangsweise die italienische Schule besnckM. An schnlsreic» Tagen, Donnerstag »nd Sonntag, haben sie mehrere dieser Kinder zusammengenom men, um ihnen in einigen Unterrichtsstunden das deutsche Lesen und Schreiben beiznbringen. Obgleich dies kein Gesetz verbietet, haben die Schulbehörden, meistens durch die Karabinieri (Gen darmen), diesen Unterricht unterdrückt, wo sie demselben auf die Svur gekommen sind. DaZirlbe Schicksal widerfährt den soge nannten Spielstuben. Mit dem lausenden Schuljahr sind auch sämtliche deutsche Kindergärten und Kinderbewahranstalten unter drückt worden. In sämtlichen Kindergärten und Kindecbeivahc- anstalten mutz laut Dekret des Präsekten von Trient der Unter richt italienisch ein. (Es Hand l: »ich dabei um Kinder deutscher Eltern im Aller von 3 bis 6 Jahren.) Die Folge dicker Maß nahme war zunächst, datz die Etern die Kinder überhaupt nicht melr in den Kindergarten tchnkten. Obwohl nun gar kein« Pe- letzliche Verpflichtung zum Besuche der Kindergärten besteht, wollen die italienischen Behörden di« deutschen Eitern zwingen, ihre Kinder in diese nun italienisch gewordene Anstalt zu 'chicken. Wo die Eltern sich dein behördlichen Druck nicht fügen, greift man mitunter sogar zu Repressalien. Man droht mit der Auflösung der sreigewählten Geineiirdeverwaltnng und der Ein etzung eines Negierungslommisiares, was sür diese zum größten Teile armen Gemeinden unerträgliche Lasten bedeuten würde. „Majestät!" rief der Graf entsetzt. „Majestät, geliebt, be- wundert, vom Ruhme der Unsterblichkeit bekränzt!" „Sie flattieren, „mon cher". In meinem Alter und mit meinen Erfahrungen verwechselt man Elogen nicht mehr mit Meriten! Fragen Sic die Jungen, lieber Graf, sragcn Sie mei. neu Sohn. In seinen Ideen lese ich den Bankerott der meini- gen. Schweigen wir!" Mit einer entschlossenen Geste griff die Kaiserin nach den letzten Papieren, die sie las und Unterzeichnete. „„Au revoir", mein guter Pergen!" sagte sie. ihm endlich das Paket zuschiebend. „Erledigen Sie mir alles schnellstens. Freitag erwarte ich um dieselbe Stunde Ihren Vortrag." In ihren Sessel zurückgesunken, sann Maria Theresia vor sich hin. Die letzten Worte beizten noch ihre Kehle. „In den Ideen meines Sohnes lese ich den Bankerott der metnigen!" Müde, erschöpft lehnte die Kaiserin ihren Kops in die Sessellehne. Das Schwarz der Witwenhaube umrahmte herb ihr stolzes, trau riges Gesicht. An den Schläfen ringelten sich ein paar blonde Härchen hervor. Die Stirn aber wuchs hoch und streng in die schwarzen Schleier. Noch bog sich die Nase kühn und edel, noch hatte der Mund den Schwung herrischer, voller Lippen, aber in den großen Augen schattete Gram: Falten gruben sich um die Mundwinkel, und eine tiefe, bittere Resignation umhauchte die Stic». Der Körper war in dem weiten, schwarzen Damast schwer und mächtig geworden. Sechzehn Geburten hatten jeden Nest der belebten Grazie der jungen Maria Theresia zerstört. Nur die blendende Weiße der edlen, ein wenig vollen Hände und der sei nen Gelenke war von den Spuren des kommenden Alters ver schont geblieben. Der Blick der Kaiserin hing an dem leise ver dämmernden Himmel, in dessen blaugrüncr Klarheit die ersten Sterne tauten. — Damals, ja damals, als ihre Ideen den Völ kern ein neues Morgenrot bedeuteten! War cs möglich, daß es erst fiinsundzwanzig Jahre waren, die das „Damals" von „Heute" schieden? Die sie und ihre Zeit von ihrem Sohne trennten? Fünfundzwanzig Jahre! Die Schale ihres Lebens war schier übervoll gewesen. Damals, an einem Kühlen, silbrigen Herbst tag. hatte sie mit ihren jungen Händen die Zügel der Negierung ergriffen, das Schwert der Regierung. Damals, als sie sich und oiroi4oro blutrot«,» »iiüsr Wein ein nutükiiebe» belebendes Oeds»! kür den gescbvScbten Körper und die erseküpktvn dkecveo. 5pielksgrn, v?«L<Ien k»n«n»tr»S«9 n Siutrner 8tr»S« S n 6alsn»»>reü« 6 Oaokvelnksndlung lüeleranl »n KrankenkSnser. !>W MW i« MW In manchen Orten habm sich nun die Eltern, da sie dK Kinder um keinen Preis tn den italienischen Kindergarten gebe» wollten, andererseits dieselben aber doch beaufsichtigt wissen möch ten, logenannte Spielstuben errichtet, wo di« Kinder unter der Leitung irgend einer der Mütter oder irgend einer von diese« bestimmten Vertrauensperjonen, vielsach auch von Klosterschwesterch, beaufsichtigt werden und wo sie gemeinsam spielen können, ohne datz ein Unterricht erteilt würde. In den letzten Wochen wurden alle diese Spielstuben, die di« Italiener aufspüren konnten, unter drückt. Die Organe, die dies besorgen, sind die Karabinieri, di« auch nicht davor zurücklcheuen, gegen Kinder »nd Mütter mit brutaler Gewalt vorzu gehen. In Inn > chen, im Pustertake wind: eine Spi lst»be untsrdcückt. die in ci e n den, dor tigen Kollegiatstiste gehörigen Hause untergebracht war. Tavei lchlugen die Karabinieri die Frauen, die sich dagegen wehrten. Die wackeren Mütter zogen dann mit ihren Kindern und all den Ti'cheii und Bänken, die in der Spietstube gestanden, in rin Prl- vntüaus. um dort ihre vertammelten Kinder beaufsichtigen zu lassen. Tieier Anszua der Frauen mit ihren Kindern, die einen an der Hand führend, die anderen aus den Armen tragend, dabei Frauen, die An von Mulli bespanntes Gefährt lenkten, auf dem die Einrichtungsstücke der Spielstube geladen waren. Di« Karabinieri ließen aber auch setzt noch nicht von ihrem Kampfe gegen Kinder und Frauen ab, sondern stellten sich di« folgenden Tage vor das Haus, in dem die Spielstube nun unter, gebracht war, um den Kindern den Eintritt in dasselbe zu ver wehren. Als eine 70jährige Frau mit den ihrem Schutze anver- trauten Kindern in das Haus treten wollte, suchten sie die Ka rabinier! daran zu verhindern. Tie Frau wehrte jedoch die Kaca- binieri mit ihrer eigenen Hand ab und wurde deshalb verhaftet, einige Tage eingesperrt und dann zum Bezirksgericht Welsberp gelchleppt, wo man die alte Frau endlich wieder frei ließ. An einem anderen Orte (Aals im Etschtale) mutzte dir barm herzige Schwester, die sich der Kleinen angenommen hatte, unter dem Truck der Behörde von ihren Vorgesetzten über den Bren ner hinausgenommen werden. Als nun eine Weltperlon ein« ehemalige Notschullehrerinl die Beaufsichtigung der Kinder über nahm, wurde auch diese Spielstub« von Karabinieri auseinander» getrieben und das Zimmer, in dem die Spietstube eingerichtet war, behördlich versiegelt. Es handelt sich dabei, wohlgemeckt. um ein Privathaus. Tie Versiegelung ist bis zum heutigen Tage noch nicht gelöst worden. Weil die Aufsichtsperson die Schwester des dortigen Kooperator (Kaplans) ist, wurde diesem von der Unterpräsektnr Meran das Verbot zugestellt, ferner noch Reli gionsunterricht in den Schulen zn erteilen. Dies ist übechaupt eine sehr oft angewendete Maßnahme der Italiener gegen den deutschen Seelsorgs-Klerns, wenn sich die Behörde nicht sogar oie Versetzung des betcessenden Priesters von der kirchlichen Behörde in Trient erzwingt. Gar manches Mal verhindert sie die seeliorg- lich« Tätigkeit eines den Italienern mißliebigen deutschen Prie sters überhaupt, indem sie der von der kirchlichen Behörde gemach» ten Anstellung das „Exequatur" verweigert, wie dies letzthin! wieder in Reumarkt und Vöran geschehen. Im Nachhang zu dem berichtigten Schulgesetz vom Oktober 1923 ist verordnet worden, daß in sämtlichen Schulen, in denen nun an Stelle der deutschen die italienisch« Unterrichtssprache ein- gesührt werden mutzte, auch der Religions-Unterricht in italie nischer Sprache erteilt werden müsse. Durch direlte Einfluß nahme des Vatikans bei der italienische» Regierung wurde diese Verordnung wieder zurückgenommen. Trotzdem ist in der aller letzten Zeit an Seelsorger von rein deutschen Gemeinde» im Bo,euer Unterlande, in denen heute Ichon «amtliche Schulklassen ausschließlich italienische Unterrichtssprache haben, di« Weisung er gangen, datz der deutsche Religions-Untcrricht nur mehr sür die ersten zwei Jahrgänge gestattet sei. Für die übrigen habe der Religions-Unterricht sür deutsche Kinder italienisch zu sein. Ties nur einige Momentbilder, entnommen der Leidensge schichte des Südtirolec Volkes aus den allerletzten Tagen. Sie mögen Dir genügen! Mit deutschem Gruß Dein L- ihr Erbe gegen Europa verteidigte. Wirklich, sie hatte in hoch, stcr, letzter Not geschworen, eher unter den Trümmern Wien» mit dem Schwerte in der Hand zu sterben, als die Krone zu lassen? Hatte sie nicht damals Joses unter dem Herzen getragen? Sie hatte sich behauptet! Schlesien war verloren. Aber in Prag trug sie die böhmische Krone, und Prag bebte unter ihrer star ken Hand. Dann aber floß der Segen reicher Jahre. War sie nicht ihrem Lande eine gute Mutter geworden? Wann war'» doch, als zum erstenmal der jauchzende Rus „Große und Lieb- teiche!" sie begrüßte? Und dann? Wieder brach der Wolf von Brandenburg in ihre Hürde! Sieben Jahre, sieben endlose Jahre rang sie mit dem Preußen. Und die blutigen Qualen von Lieg, nitz und Torgau wechselten mit den strahlenden Mirakeln der Siege von Hochkirch, Kolin und Schweidnitz! Ja, sie hatte mit ihm gerungen, die Frau mit dem Mann, Jahr um Jahr, ohne zu wanken. Und so. wie sie stark und jung Pen Krieg begonnen, war sie, alternd und müde, doch mit der glei- chen zähen Härte, stolz auf ihre makellose Wassenchre und stolz auf ihr gutes Recht daraus hervorgegangen. Schlesien nur war und blieb verloren und kein Lorbeer vermochte die Wunde zu bedecken. - „Mater Eastrorum" nannten sie die Soldaten. Und über die vergrämten Züge der Einsamen huschte der Abglanz eines Lächelns. „Maler Castrorum". Mutter der Soldaten! O ja. sie liebte sie sehr, ihre Soldaten! Für sie waren jene in die schle sischen Totenfelder gegangen, ihr Name flog wie ein glorreicher Schlachtruf dem Feinde entgegen. Sie aber hütete das Land und schirmte und schützte es. Nicht umsonst starben jene. Oester reich blühte aus der Saat des Todes! Ihre Soldaten hatten Oesterreich gerettet. Die Kaiserin lächelte inniger. Alle, all: waren ihre Soldaten gewesen. Seit jenen lang verklungenen Tagen, da sie die Ungarn zu den Waffen rief, bis zu den Siegen bei Hochkirch war sie es, die die Männer zu ihren Soldaten um schuf. Mochten es damals Khcvenhüller, Bärenklau, Nadadsq oder Trenk gewesen sein, so hießen sie später Daun. Lascy. Lau don. Ihre Feldherren! Ihre Soldaten! War ein Mann in Oesterreich, der nicht ihr gehorchte? Mit einer schmerzlichen Ge bärde seufzte Maria Theresia. Wo war er, der sie so sehr ge liebt hatte, daß er dreißig Jahre neben ihr ging und Kaiser hieß, um sie Kaiserin sein zu lasten? Mit einem leisen Wimmern preßte Maria Theresia ihre Hände ineinander: „Franzl, mein Franzi!" Immer hatte er geschwiegen, sich schweigend gefügt unter ihre laute klingende Herrschaft. Und sie war über ihn hin weggeschritten. Er war Ihr Soldat. Daß doch ein Mensch sie so lieben konnte, daß er sich selbst ausgab, damit sie glücklich sein konnte! Maria Theresia lächelte sanft. Eie waren glücklich ge wesen. Alles war gut so, wie es war. Ein gutes Gleichmaß verband ihre Naturen. Vielleicht hatte er sie nicht immer ver- standen: aber hatte sie nicht auch unter seiner allzu leichten Ars gelitten? Doch wie viel Liebe hatte sie von ihm und er von ihr empfangen! Sechzehn Kinder! Die Kaiserin bewegte leicht dl« Hände. Flink kleine Seelchen Orderte der Himmel zurück, abei elf jung-c starke Menschen umwuchsen sie. Da waren Mariann« und Elisabeth, die ältesten Töchter, Amalie, die bereits zu Parma residierte: da war Maria Karolina, die blutjunge Ioscvha, Am toinette mit den blonden Locken und die zierliche Christine: da waren die Söhne: Leopold, der in Toskana regierte, Ferdinand und Maximilian, noch nicht der Kinderstube entwachsen, und Joses, der seit ein paar Wochen Mitregent hieß!
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