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Nummer 85 - 24. Jahrgang Smal wSchtl. Bezugspreis: sür April 2,50 .k einsckl Bestellgeld. Anzc «enpreijer Tte lgesp. PettUeNe öd Ls. Stellengeiuche 20 L. Tte Petu-ReNamezeile 89 Millimeter breit, t ^ Osiertengebühr sür Selbst abholer 2V H. bet Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Suizel-Rr. 10. SonntagS-Rr. 1t L. Selchäitltchrr Teil; Joses gohman«. Dre » d « «. SiicklMtw Sonntag, 12. April 1925 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung ouf Liesrrung sowie Erfüllung von Anzeiaen-Austrägen^ Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernruf übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Verant wortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückport« »icht versehene Manuskripte werden nicht anlbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis ü Uhr nachmittag». Hcuiptjchristleiter: Dr. Joses «lbert. Dre-de» volrsMung der «Schsls»-» «oIkS,.Iwn« und Truck und Verla«, Saxonta-Buchdruckerec GmbH, ' ' - - ilbetnttrake «6. gernrut 32722. sn«o Dresden >1737 Drerden-NUsl. lS. Poltlcheckkonto Für christliche Politik und Kullur Redaktion de» Sächsische» VolkSzettuna DreSden-Mlsl. IS. Holbeinslrahe es. Fernnu 32722 »nd 33538. Die Tragik -es Erlöferwerkes Freiheit und Pflicht! Immer dann, wenn über die Erde das erste Wehen des Frühlings kommt, wenn an den Enden des Himmels plötzlich die lauen wundersamen Winde sich erheben und die Nächte und Tage durchströmen — dann naht das er habene Fest des Jahres: Ostern. Wir können uns die ses Fest in keine andere Jahreszeit hineindenken. Nir- gendwohin gehört es, als nur in den Beginn des Früh lings. Weil die zum Leben erwachende Natur das herr lichste Symbol für den. aus Nacht und Tod erstandenen Erlöser ist. , Ein Symbol. Ein äußerliches Zeichen. Mehr ist es nicht, was wir in der Natur erblicken. Denn im inner sten Wesen sind Natur und Erlöserwerk unendlich weit verschieden. Die Dinge der Erde, der Acker, die Wiese, der Wald hüten in der Kälte des Winters die Keime des Lebens, unter der Stille der Winterlandschaft rinnt der Quell des Berges weiter und tränkt die erstarrte Flur. Während äußerlich die Welt uns kalt und öde scheint, be reitet sich im Innern der Erde geheimnisvoll und groß bereits das neue Leben vor. Alles ist ewiges Gesetz. Nichts ist unnütz. Und es liegt kein verdorbenes Gut unter der Rinde der Erde, sondern alles was im Herbst uns tot und erstorben schien, trug schon das neue Leben in sich. Und in das Brausen des Frühlingssturines mischt sich gewaltig die Kraft dieser Erde und drängt zu der Höhe des Lichts. Dicht vor Ostern aber liegt die Stille des Karfrei tags. Tod und Auferstehung sind nur um Stunden von einander getrennt. Die Auferstehung des Erlösers ist nicht wie jenes Walten der Natur, das sich Jahr für Jahr wiederholt, sondern sie steht ein einziges Mal inmitten der Weltgeschichte. Die Erlösung ist auf das Engste mit dem Tode verbunden. Sie ist es: weil jedes Er löserwerk mit einer gewaltigen Tragik belastet ist. An Christus vollzog sich die Last dieser Tragik ln höchstem Maße. Trotzdem er der Welt das erlösende Wort verkündet, trotzdem er die Kranken geheilt, und den Hungrigen das Brot bereitete, trotz fernes Dienstes am Volke wurde er gerichtet. Das ist das Eigentümliche im Laufe der Weltgeschichte, daß die Menschheit denjenigen, der sie erlösen will, nicht er kennt und ihn verstößt. Das ist die Tragik, an der der Erlösende selbst zugrunde geht und wodurch die Mensch heit sich selbst in neues Unrecht stürzt. Die Erlösung, der Dienst an der Menschheit müßte nicht, rein menschlich gesprochen, mit dem Tode des Erlösenden verbunden sein. Nichts ist gerade heute wichtiger, als daß wir diesen Sinn des Karfreitags und des Ostermorgens verstehen. Christus war der größte Spieler in diesem Drama, sein Leben, sein Tod und sein endgültiger Sieg stehen als leuchtende Mahnzeichen inmitten aller menschlichen Er eignisse. Sie sind der ewige Orientierungspol vor allein für ein vom Kriege geschlagenes und vom Feinde be drängtes Volk. Denn, wenn Christus auch der größte und im tiefsten menschlichen Sinn einzigste Erlöser der Menschheit wurde, so sind doch an seinem Beispiel alle anderen Dinge zu ermesse^. Jene Tatsache, daß jedes Erlöserwerk mit einer gewaltigen Tragik belastet ist. wiederholt sich zu allen Zeiten, wiederholt sich in jedem Moment unseres Lebens. Immer ist derjenige, der sich dem Volke opfern wollte, von der Verleumdung und dem Haß ener ver folgt, die nicht dem Volke dienen, sondern sich selbst, ihrem eigenen Instinkt. Dieser Kamnf spielt sich nicht zuletzt auf politischem Gebiete ab. Wir brauchen nur Monate und Jahre zurückzudenken, um eine Fülle von Beispielen vor uns zu sehen. Und es aibt kein anderes Kulturvolk, das so sehr die eigenen Männer der Arbeit verfolgte, sie in den Staub der Straße zog und selbst den Kugeln der Mörder auslieferte, als das deutsche. Zwar nicht das Volk als solches stand hinter diesen Dingen, aber ein großer Teil ließ sich doch von den Intrigen einer gewissenlosen Gruppe betören. Als der große Krieg zu Ende ging und die deut schen Heere beimwärts strömten, blieben Millionen als Opfer des Schlachtfeldes zurück. Deutsche Mütter und Frauen klagten um sie und verwünschten den Tag, an kln vuek von notionslei' veeieutungi Die dislierlk vollstSnäicrnte Vsrüstentlickuli8 äer IlmMStzs Ilss Dsmbei'ger Domes »US item 13. 1«tiettt,n«Iep» mit 7 ^nslolitsn kies Home». 80 xsnrseitigen ^kdiläuvgen lter kiläveeke vncl einem ein- kllkrenäen Text von NOKMäPIdl IM. I. tiktieli. ÜLL Dk«ileii-t 2.S0 Lotiioürtr. 32. ,, bernrut20132 Die Oskerbolschafi -es Präfi-enkschafiskan-i-aken Marx Don Wilhelm Marx. Das Vertrauen weiter Volkskreise hat mir die Kan didatur für die Präsidentschaft des Deutschen Reiches an geboren. Ich bin diesem Ruf gefolgt im vollen Bewußt sein, daß dieser Wahlkampf nicht nur um das höchste, sondern auch um das schwerste und verantwortungsvollste Amt der deutschen Republik geführt wird. Ich sehe in dem frei gewählten Staatsoberhaupt das Sinnbild, aber auch den Hüter der deutschen Volks einheit. Diese Einheit darf sich nicht in sprachlicher und staatlicher Gemeinschaft erschöpfen. Einheit des Volkes ist Einheit des Geistes. Einheit des Geistes aber ist Über einstimmung aller über die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens im eigenen Volk und über die Ziele für das Zusammenwirken mit allen anderen Völkern. Die Grundlagen der sozialen Gemeinschaft im Volke aber scheinen mir zu sein: Freiheit des Einzelnen und Pflicht gegen die Gesamtheit. Wer sich dieser Pflicht be wußt ist, wird ethisch handeln, und innerhalb dieses Rah mens darf es keinem Einzelnen und keiner Gruppe ver mehrt sein, nach freiem Ermessen seinem religiösen Be kenntnis zu folgen. Ein Polk, das von diesem Geist erfüllt ist, wird ohne Schwanken auch das richtige Verhältnis zu den anderen Völkern finden. Und hier hat das deutsche Volk zwei Aufgaben: es muß seine Freiheit erringen, um dann seine Pflicht gegen die Gesamtheit, die Menschheit, zu erfüllen und erfüllen zu können. Die deutsche Verfassung, die der Präsident des Rei ches beschwören muß, zeigt den Weg. das alte schwarz- rot-goldene Symbol großdeutscher Einheit das Ziel: die Freiheit Deutschlands und die Mitarbeit dieses freien Deutschlands an einer glücklicheren europäischen Zukunft. Das deutsche Volk wird die Bestätigung seines be rechtigten Selbstbewutztseins und die Erfüllung seiner nationalen Bestimmung künftig darin suchen, daß es mit anderen Völkern Achtung um Achtung tauscht. Die Zeit, in der wir leben, ist nicht nur eine Zeit des Leides, sondern auch der Größe. Ist wahrhaft öster liche Zeit. Millionen arbeitender Menschen suchen nach Verständnis, verlangen Vertrauen und sind auch bereit, neuer Führerschaft ihr Vertrauen zu schenken. Aber Mil lionen Herzen, die bisher im Alltäglichen besannen und gefanaen waren, suchen heute auch wieder den Weg aus den Wirrnissen des materiellen Daseins zur höheren Er kenntnis. Möchte dieses Suchen und Sehnen nun auch seine mutige Stimme finden, jetzt, wo es die höchsten Lebens- und Zukunftsfragen der Nation gilt. Nicht um der einzelnen Person, nein, um der Nation willen. Mögen Freiheit und sittliche Pflicht über alle Inter essen und Parteien hinweg zum Bekenntnis des ganzen deutschen Volkes werden. An diesem Ziel mitzuwirken, ist mein ganzes Stre« den. wohin auch der Wille und das Äertrauen des Volke« mich stellen mag. M die Weleii -es WlisbNs Die Stunde der Entscheidung naht. Alle Kräfte müssen zusammengefaßt werden, um am 26. April einen glänzenden Sieg zu erringen. Es werden daher die Par teien des Volksblocks und die republikanischen Organi sationen im ganzen Reiche aufgefordert, sich zusammen zuschließen und den Kampf für die Kandidatur Marx ge meinsam zu führen. Im Zusammenschluß liegt die Stärke, im einheitlichen Vorgehen die Kraft. Die Parteien des Volksblocks dokumentieren durch das gemeinsame Vor gehen das große Ziel, das sie verfolgen: für das Vater land, für den Volksstaat, für die Republik! Schließt euch daher gemeinsam mit den verfassungstreuen Organi sationen zusammen, bildet örtliche Ausschüsse, denn nur Geschlossenheit im Kampf verbürgt den Sieg. Der Volksblock. MM i» Skesdeii Die Kundgebung am 18. April. Der Präsidentschaftskandidat der verfassungstreuen Par teien, Reichskanzler a. D. Wilhelm Marx, spricht wie bereits gemeldet, am 18. April ln Dresden. Diese Kundgebung, die im Zirkus Sarrasani stattsindet, ist die einzige Veranstaltung Dresdens, in der ein für den zweiten Wahlgang ausgestellter Präsidentschaftskandidat spricht. Sie SlellW litt WM« WWW München, 11. April. Der Bayerische Bauern- und Mittelstandsbund verässcntlicht eine Erklärung, daß er zur Kandidatur Hindenburgs noch nicht Stellung ge nommen habe: er sei zu Unrecht in dem Aufruf des Relchsblock» genannt worden. Eine Zuschrift, die die »Germania" aus München von einem Mitglied der Bayrischen Voikspartei erhält, sagt: „Es ist ein offenes Geheimnis, daß bei weitem nicht alle Mitglieder der Bayerischen Volkspartei für Hindenburg stimmen werden. Schon die Opposition in dem Landesausschuß war sehr stark. Noch viel stärker ist die Opposition unter den Wählern. Man wird sich in weiten Kreisen einfach nicht mehr um die Parole der Partei kümmern." Ihr könnt ja beschließen, was ihr wollt, wir wählen Marx!", so werden die Herren der „Bayerischen Volkspartei mehr als einmal hören müssen." dem sie ihnen entrissen wurden. Denn sie sehen keinen Lohn ihres Opfers, sie sehen nur Ruin und Schande des deutschen Volkes. Und dennoch gehören auch jene toten Helden des Schlachtfeldes zu den Erlösern unserer Na tion. Auch an ihnen hat sich die Tragik erfüllt, daß sie nur durch den Tod ihr Werk vollbringen konnten. Und in der Tat. wäre das deutsche Volk ein großes und wahr haftes Volk gewesen, dieser Tod der Gefallenen hätte es früher und schneller zu neuem Aufstieg und zur Erlösung führen können. Aber man erkannte es nicht. Deutsch land zerfiel im Haß der Parteien, zerfiel im Widerstreit der Leidenschaften. Wie weit könnten wir heute schon wieder zur Höhe des Berges vorgeschritten sein, wenn wir einig, wenn wir ohne den Kampf gegen die eigenen Bürger, gegen jene, die es ehrlich mit dem Volke mein ten, uns auf diesen Berg hinaufgewagt hätten. Auch jener Einwand genügt hier nicht, daß unsere Feinde uns nicht das Leben gönnen, daß wir zu sehr von außenpolitischen Momenten gefesselt seien. Das, was energische Männer trotz des Widerstandes gewisser Par teien erreichten, das. was vor allem im vergangenen Jahre unter der Führung des verdienstvollsten Mannes der Nachkriegszeit, unter dem Reichskanzler Marx er reicht-wurde, beweist das Gegenteil. Und wir sehen ge rade heute, wie schon von neuem dieses Werk bedroht ist. wie gewisse Parteien ihre Intrigen nicht einstellen können und immer wieder das vernichten, was mühselig in harter Arbeit geleistet wurde. Gerade jetzt um die Osterzeit stehen wir in einem neuen schweren politischen Kampf, in dem der Reichspräsidentenwahl. Schon ist die katastrophale Wirkung zu erkennen, die die Aufstellung Hindenburgs von seiten einer gewissenlosen Gruppe vor allem im Ausland ausgelöst hat. Selbst der Sturz Her- riots hängt letzten Endes mit den monatelangen unver antwortlichen Treibereien der deutschen Rechtskreise aufs tnniaste zusammen. . Nie haben Parteien ihren innersten Machtinstinkten einen häßlicheren Mantel umgehängt, als es heute geschehen ist. Nie hat der Pharisäismus sich lauter an die Oeffentlichkeit gewagt, als jetzt, wo das fri- vole Spiel mit dem Wähle des Volkes, das unwürdigste Parteigebaren, sich äußerlich durch den Namen Hinden burg den Anschein der Wohlanständigkeit und der Lauter keit zu geben versucht. Ob dabei die Nation von neuem in schwere Konflikte, ob das Volk dabei von neuem in schwere Bedrängnis geführt wird, ist ja gleichgültig. Nicht das Wohl des Volkes ist der Zweck, sondern Niederzwin- gung dieses Volkes unter den Geist einer Partei. So ist es dem Deutschen nicht vergönnt, an diesem Ostern in Ruhe und festtäglicher Stimmung sich der Tage zu erfreuen. Er darf am Fest der Auferstehung den Ernst der Zeit nicht aus dem Sinn verlieren. Er muß sich mehr wie je der Tragik des Erlöserwerkes ganz und voll er innern. Alles Pharisäertum wird schließlich doch erliegen, es wird vernichtet werden von jenen, die für Wahr heit, Recht und Freiheit ihre Kräfte opfern. Am Volke selbst aber ist es. diesen Männern zu helfen, sie dag Werk der Befreiung Deutschlands vollbringen zu lassen. Aus dem gefallenen Laub des Herbstes bildet die Natur die neue Nahrung. Während die Stürme den Wald und den Acker umbrausen, bereitet das Leben sich neue Wege in der Tiefe und Stille. Und je schwerer die Gewalt des Winters auf allen Dingen lastet, um so sicherer hütet der Schoß der Erde die keimenden Kräfte. — Wer will die Saat der Toten vernichten, die Opfer des Krieges wie unnützes Werk dem Sturm der Leidenschaften preis geben? Wer will das mühevolle Werk der wahrhaft nationalen Männer untergraben? Hüten wir uns. jenen die Hand zu reichen, die verblendet und betört, sich nicht zur wahren Auferstehung unseres Volkes bekennen kön nen. Sehen wir zu. daß unsere Hände nicht die Tragik de» Lrstlserwerkes an unserem eigenen Volk vollbringen. 1. A.