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Sächsische Volkszeitung : 12.04.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192504127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250412
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-04
- Tag 1925-04-12
-
Monat
1925-04
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.04.1925
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Rom im Keiligen Jahr Dt« sieben Wallsahrtskirchrn Roms, von Anton Lübke. l. ^Nachdruck verboten.) Neben oller profanen Kunst und antilen Bauten und Trüm mern wird der Katholik, der die Ewig« Stadt betritt, zuerst dem christlichen, dem katholischen Rom sein Studium widme». Nicht leicht wird es ihm sein, diese Niesenwelt von Gottesverehrnna zu erfassen und aus de» über sechshundert Kirchen und Kapellen, di« Rom heute hat, jene herauszufinden, welche belonders bei»- cheuSwert sind, die Geschichte haben und die das Pilgerztel j«it Jahrtausenden sind. In lichtdurchsluteten Tomen, in läuleiiragenden Basiliken, in kümmernden kunstvollen Kapellen oder unter der Erde in kahlen, dunklen, von Kerzenschein erhellten Katakomben-Kapellen, Uber, all erklingt das hohe Preislied zum Schöpfer der Weltgeheim- niste. Der Romreisend« wird, wenn «r es nicht vorzieht, allmüh- lich sein Schauen bis zum dramatischcu Höhepunkt zu steigern, zuerst die Kirche der Christenheit, den St. Peters-Dom be'nchen. Wen die weiße Pracht des Mailänder Domes in Ent zücken und grenzenlose Bewunderung verseht, der findet in Nom nach dem ersten Betreten der gewaltigen Gotteshäuser nicht so- leich das rechte Verständnis und das ruhige Gleichmaß des Schönens. ^ac. gewaltige Ausmaß des Pewesolaßes, mit seiner wuch tigen Säulenkolonnade, ein Werk des greisen Bernini. d'e Per spektiven dieses größten Tomplapes der Welt, geben dem Blickkceis eine ganz neue, fast unerträgliche Vorstellung. Tic Nerven vib rieren von diesem ersten Anblick, man ist plötzlich in eine Welt gestellt, die eine Wucht und Größe offenbart, die einem plötzlich jeden Begriff menschlichen Könnens aus der Seele reißt. Wie in ein Nichts zerrinnen nun alle Geräusche der Riesen stadt, wenn einen die Säulenreihen umklammert haben, wenn man mit unsicheren Schritten staunend den sanft ansteigenden elipsen- artigen Platz überschreitet, vor sich i»c von Carlo Modern» er- baute läulengestiitzte Barockfaisade, überragt von den sechs Meter hohen Christus- und Apostelsignrcn, die brette nur leicht anstei. gende Treppe, zu beiden Seiten des Platzes di« großen Wäaer- sontänen, die den, Platze bei Tag und Nacht angenehme Kühlung znsächeln. in der Mitte der große Obelisk, rechts die hochstrcbenden Mauern des päpstlichen Palastes mit den päpstliche,, Gemächern. Ueber allem ragt die große Kuppel Michelangelos, die allmählich verschwindet, je mehr man sich der wuchtigen Fassade nähert. Daß die herrliche Kuppel in dieser Blickrichtung nicht zur Geltung kommt, ist das verhängnisvolle Werk Pauls V-, der bei der späte ren Erweiterung der Petrrskirche den Gedanken des lateinil'cl>em Kreuzes wieder aufnehmen ließ „nd durch die Verlängerung des Langhauses den Plan Bramantes verdarb und dadurch die K'.rppel in den Hintergrund drängte, wodurch sie in der Nähe unwirk sam blieb. Hier, über den neronischen Zirkus, erhob sich einst die alte fünfschiffige Petrusbasilika mit antiken Säulen und Mosaiken. Alte Bilder sprechen noch von der Schönheit dieses Gotteshaus«., ans der Zeit Leos des Großen. Hier wurde Karl der Große an Weihnachten des Jahres MO von Leo III. zum Kaiser gekrönt. Dc» Bezeichnung „heiliges römisches Reich deutscher Ration" stammt aus dieser Zeit. Viel« Jahre diente sie große» Papst-- und Kaiserfciern. Sie barg eine große Zahl Kaiser- und Papstgräbe-r, Mosaiken aus der Antike und kostbare Statuen aus dieser Zeit. Sie wurden wahrscheinlich auf Anregung Papst Silvesters von Kaiser Konstantin errichtet, und zwar an derielben Stelle, wo die Gebeine des Auostelfürsten Petrus und PanlnS in einem ehernen Sarge beigesetzt wurden. Nur dem ausgeprägten Kunsfindipidualismus der Nenai- ssancezeit war cs zuzutraurn, bieten herrlichen Ban nieder,u- legen und seine Stelle etwas za letzen, >vaS die Weit in Er staunen setzen sollte. Papst Nieolaus V. faßte im Jahre 1450 oe„ Plan zu einem Neubau, den aber erst Julius II. zur Ausführung brachte. Bramante, Raffael, San Gallo. Peruzzi setzten ,br Können daran, den Plan zur Ausführung zu bringen. Die Grundidee Bramantes war eine Verschmelzung der ovn 'Ma- xentius erbauten, später von Konstantin umgeänderten Basilika mit dem antiken Kuppelbau des Pantl>eon, das heute noch in ßeiner gewaltigen Größe eryalten ist. Brainante wollte ein grwchitches Kreuz schassen, dessen äußeres Ende mit kleine» Kuppeln gekrönt waren. Ueber diesen sollte sich dann in der M-tic die große Kuppel erheben. Am 18. April des Jahres 1506 wurde zu diesem Ban der Grundstein gelegt. Der Sieneser Künstler Berliner Thealerbrief Die dieswinterliche Theaterspielzeit geht langsam dem Ende zu, aber noch herrscht bei den Bühnen reges Leben: ja, es will scheinen, als wäre der Willen zu künstlerischem Wirken jetzt wacher als in der Mitte dos Winters. Wieder kann von zwei Uraufführungen berichtet werden. In der Volksbühne er regte Rudolf Leonhard mit seinem Schauspiel „Segel am Horizont" großes Interesse. Rein äußerlich und stoff lich schon weist sein Drama Merkmale aus, die ihm von vorn herein erhöhte Aufmerksamkeit zu sichern geeignet sind. Es ge hört zu den in letzter Zeit in Mode gekommenen Schisssdramen. Mit Vorliebe verlegen die Dramatiker jetzt den Schauplatz ihrer Handlung an Bord eines Schisses, durch diesen Kunstgriff ohne sonderliche Mühe die Einheit des Ortes sich sichernd. Der Ame rikaner O'Netll ist Spezialist dieser Art Dramen, die jetzt bei uns mit Leonhards „Segel am Horizont" und neuerdings in Blumes Drama „Die Fahrt nach der Südsee" sdas in Mannheim kürz lich zur Uraufführung kam) Nachahmung finden. Leonhard las im Herbst 1SL4 eine Zeitungsnotiz, die meldete, daß die Mann schaft eines russischen Segelschiffes, nachdem der Kapitän ver schwunden war, dessen Frau zur Führerin des Schiffes gewählt habe. Dieser tatsächliche Vorgang, im Herbst vorigen Jahres gemeldet, wird Ausgangspunkt für Leonhards Drama, das, da es nach fünf Monaten schon über die Bühne geht, so sehr von letzter Gegenwart erfüllt ist, daß man in ihm bereits von Flett- ners Windkraftschifs spricht! Auch das eigentliche tiefer liegende Thema ist, zum Teil wenigstens, aktuell geformt. Eine Frau ist Führerin eines Schiffes, steht befehlend über 60 Mann, die Ge nosten sind russische Seeleute, den Ideen des Kommunismus gläubig unterworfen. Gemeinschaft soll herrschen unter ihnen. Aber ist das möglich, ivenn in der Abgeschlossenheit auf hoher See. eine Frau unter 60 Männern lebt? Die Kapitänin ist jung und frisch, und sehr bald schon steigt das Begehren nach ihr unter den Männern auf. zerrüttet die Disziplin, schlägt den Gemein schaftsgeist entzwei. Dieser Ausrth der Situation wird geschickt von dem Dichter in eindrucksvollen Szenen vorgesührt und der dramatische Konflikt sicher und packend hochgetrteben. Aber dann versagt sein gestalten; er findet eine Lösung, die absurd erscheint. Ein Matrosenrat wird einberufen, der entscheidet. d»tz die Frau einen au« der Männerschar zum Manne wählen soll. Eie wählt erst den Bordtelegraphisten, ihren schlimmsten Geg- ner, aber der will sie nicht. Dann den Dümmsten von allen, einen vertrottelten Mischling. Doch der wird von den Matrosen vor Wut über diese Wahl getötet. Der Steuermann verübt aus verschmähter Liebe Selbstmord. Jetzt kommt es wie ein Besin nen über die erregte Schar der Meuterer Eie waren bereit, ihre Führer!» im nächsten Hafen der Polizei auszuliefern. Doch jetzt, als die Frau, wegen der schon zwei der Schar ihr Leben lasten mutzten, gesteht, daß sie auch mitschuldig ist an dem Der- Peruzzi verdarb an der Grundidee Bramantes manches. Er» Michelangelo, schon sehr alt, als er die Bauleitung übernahm rettete noch viel von dem ursprünglichen Plane. Er war der Architekt der großen Kuppel, deren Fertigstellung er nicht mehr erlebte. Was das Pantheon für da» Heidentum war, die götb- liche Himmclskupprl, das sollt« die Peterskuppel sür die Christen heit sein. Sie wurde «S im wahrsten Sinn« des Worte«, ein „inrsum corda". Michelangelo schuf dieses Bauwerk aiS ein« gewaltige Steigerung raumbeherrschender Macht, die an Eben mäßigkeit und Einfachheit von allen Bauwerken wohl ihres- gleichen sucht. Hätte Michelangelo nichts andere» geschaffen, wie diese Kuppel, allein dadurch wäre ec der Meister für alle Zeiten geworden. Am 18. Noveinber 1626 endlich konnte das Gotteshaus, das 200 Millionen Lire gekostet hatte, kinge- weiht werden. Aus blassen Dunstschleiern treten die unermeßlichen Kon turen des Inneren dein Besucher entgegen, wenn er aus grellem Sonnenlichte, durch den Haupteingang die Hallen des Gottes hauses betritt, wo sich ans der Erde noch die rund« Platte aus dem alten Petersdom befindet, auf der die Kaiser stehend ge krönt wurden. Aus der Apsis des Hauptschisses schimmert wie ein milchweißer Diamant die Taube des heiligen Geistes durch die dämmernde.Umgebung. Es ist eine glückliche Komposition, dieses durchstrahlende Helle Licht, durch oie massige Konstruktion der Berniniichen Konsessto. Koffrrung Schaff, das Tagewerk meiner Hände, hohes Glück, datz ich's vollende! Latz, o latz mich nicht ermatten! Nein, es sind nicht leere Träume: Jetzt nur Stangen, diese Bäume geben einst noch Frucht und Schatten. Goethe. Ein magisches Licht, wie phosphorizierender Aelher, ge wischt mit Gold und Glanz, geht von der Stelle aus, wo sich das Grab des hl. Petrus befindet. 89 immerbrennend« Oel- lampen in Form von schön geschwungenen golt«»en Fruchthör»ern umgeben diese Gruft, zu der Marmorstusen hinabsühren. Tie weiße, überlebensgroße Marmorsjgur des Papstes Pius Vl-, ein Werk Canovas, kniet vor den vergoldeten Bronzetüren, die mit Bildern aus dem Martyrium des hl. Petrus geschmückt sind Ein silberner Schrein mit den Pallien der Bischöfe befindet sich hin ter den Türen, unter dem dann, mehrere Meter tief, tn einem ehernen Sarge de Gebeine des Apostels Paulus ruhen. Ueber dein Gauzen ragt der Tabernaiel Berninis, der von vier dicken-, erzenen Barocksäulen getragen wird. Unter diesem Tabernakel befindet sich auch der Papstaltar, der „ur für den Papst reserviert ist. Er steht mit der Rückwano dem Volke zu, so daß sich das Gesicht des Priesters auch dem Volke zuwendet. Dieser Altar be- snnd sich bereits in der alten Peterskirche. E'n werteres kost bares Stück befindet sich auf dem Hochaltar. Die überlebensgroßen Bronzestatiien der wer Kirci-enlehrer Hieronimns, Augustinus, Johannes Chrhlvst.nnus und Athanasius halten einen riesigen Bischossstnhl empor, in dem sich die hölzerne Kathedra des hl. Petrus als Refiauic befindet. Eine weitere Betonung des Mittel punktes sind die vier Hauptpfeiler der Kuppel, wo an hohen Festtagen wertvolle Relignie,,: das Schweißtnch der hl. Veronika, das Haupt des hl. Andreas, ein Krenzpartikel und die Christus- lauze de» Gläubigen gezeigt wird. Unter den Loggien befinden sich Riesensiguren: Veronika, Andreas, Helena und Longinns. Links vom Hochaltar das Grabmal deS Papstes Paul ill., der als seg nende Figur dargestellt ist, zu seinen Füßen Klugl>eit »nd Gerech tigkeit, als symbolische Figuren. Die göttliche Anmut der Michel- a»gclo?'schcn Pieta, gleich rechts in der ersten Kapelle, läßt eine» lange in tiefer Vccsnnkenheit venveilen. „Tu es Petrus et super hanc pctram aedificabo ecelesiam ineain et tibi dabo claves regni caelorum!" Aus Goldgrund 'chnnmern vom Fries der Knppvlloggien in ztvei Meier hohen blauen Moiailbuchstaben klar und feierlich die ewigen Wort«. In stürmendem Drange jubelt die Kuppel hinauf ins Licht, das die vier Reihen Mosaiken, die de» Heiland, die hl. Jungfrau und die Apostel und ganz in der Höhe Gott Vater darstellen, er hellt. H>cr unter die'ec Kuvvel offenbart sich erst die gewaltige Machtfülle, die diesem Dom« innewohnt, dev dem Imperium romanum zu einer neuen Gestaltung verhalf, die yiel größer und schwinden des Kapitäns, da wendet sich alles — nein, da wird von dem Dichter mit eigenwilliger Unwahrscheinlichkeil alles zum guten Ausgang gelenkt: Man vertraut der Kapitänin wie der, das Begehren nach ihr ist verschwunden bei den Männern, sie ist wieder nur die Genossin unter den Genossen, und mit vollen Segeln wendet das Schiss und steuert wieder aufs Meer hinaus. — Wenn auch das Stück in der zweiten Hälfte und im Schlüsse gänzlich versagt und Literatenwerk bleibt, so zeigt es doch in der ersten Hälfte die sicher zupackende Hand des echten Dra- matikers. Es bleibt also Rudolf Leonhard noch eine Hoffnung, die ihre Erfüllung noch zu geben hat. Die Ausführung unter der Regie von Erwin Piscaior war nach der technischen Seite hin hervorragend, und auch die Darstellung ließ wenig zu wünschen übrig. Vor allem bot Gerda Müller als Kapitänin starke Ein drücke. Eine zweite Uraufführung sah man im Deutschen The- ater. K a r l S1 e r n h e i m hat es unternommen, das Schick sal des englischen Dichters Oskar Wilde als Drama zu gestalten Sein „Oskar Wilde" gibt in einer Reihe gut schildernder Bilder des Dichters Absturz und Ende wieder: sein Leben in Glanz und Eitelkeit, feine verderbliche Freundschaft zu dem ihn umgebenden Kreise der Männer des englischen Adels, seine lieber» heblichkeit. die sich in egoistischer Misachtung von Sitte und Gesetz aüswirkt, seine daraus folgende Verurteilung und den einsamen Ausgang seines Lebens in dem Pariser Exil. Stern heim unternahm den Versuch einer Heroisierung des von ihm ge schätzten und überschätzten Dichters. Aber der versuch gelang nicht ganz. Dazu erreicht das Stück nur an wenigen Stellen dichterische Skeigerung und Ballung; es bleibt vielmehr im übri gen ganz dramatisierte Biographie: Schilderung ohne Verdich tung. Störend kommt hinzu die verluderte Sprache Sternheims, der bekanntlich die deutsche Sprache nach eigener Grammatik zu verarbeiten pflegt Der Autor führte selbst die Regie und entwickelte dabei gutes Geschick. Daß sein Drama beifälliges Echo fand, verdankte er der Darstellung der Titelrolle durch Ru dolf Farster, der durch Marke. Haltung und Geste zur Ganz, heit vertiefte, was Sternheim nicht zur Geschlossenheit hatte ver dichten können. Im Deutschen Theater war dieser Uraufführung eine Erstausführung von Dumas' „Kamellenüame^ vor angegangen, angeblich in einer neuen Bearbeitung von Theodor Tagger. Me sich aber nachträglich herausstellte (und was auch mit dazu beitrug, dah das Stück sehr schnell wieder vom Spiel- plan verschwand), war es gar nicht die Taggersche Bearbeitung, die man zu sehen bekam, sondern ein „compositum mixtum", bet dem auch Gerd Brecht mitgetan haben soll. Dumas' Meitzer, tück steht und fällt mit der Darstellung der Titelralls, die von eher sich großer Beliebtheit bei den Virtuostnnen der Sch ruspiel- mnst erfreute. Im Deutschen Theater war es Elisabeth Berg- ner. die nach ihrem sensationellen Erfolg tn Shaws „Heilige Io- mächtiger wurde wie das der heidnische Vorgänger, göttlich und ewig, weil ihre Fundamente im großen Weltgehecmnis begründet sind. Weit tn den Albanerberge», aus den Terrassen von Tivoli, durch die Zypressenpromenade bei den Kallistuskatakomben, schim mert die iveißgraue Kuppel dem Blick entgegen. Sie tritt vor allen Gebäuden, als rin formvollendetes, Rom erst die vollkom mene Silhuette gebende Kontur, hervor. Ein Schauspiel, wunder bar anzusehen bei erwachendem Sonnenlichte, bei verklärendem Sonnennntergang oder auch, wenn sich trüb« Wetterschleier über di« Ewige Stadt ausbreiten. (Fortsetzung folge.» Löcher Von Fritz Müller An einer späten Jahreszahl spalten sich di« Heer«, die in«, Bltersland einziehen: di« einen werden milde, die anderen sana- »isch. Als der alte Bummerer das achte Jahrzehnt anbrach, schwamkl« er einen Augenblick: Sollte er sich zu den Milden schlagen? Aber da erinnerte er sich eines Steckenpferdes seiner Ju gend. So um sein zwanzigstes Jahr herum hatte ,hn damals der Gesunüheitskoller gepackt. Das mar eine scharfe Krankheit. Des jungen Bummerers Umgebung hätte es bezeugen können. Un- nochsichtiich ging er im Gesundheitszeichen vor. Jemand hatte ihm gesagt, jede Krankheit sei nur eine Schlamperei und emvfahl Gesnndheitshemden, Gesundheitshemdenknöpse, Gesundi-eits» hemdenknopfverschlüss«, Gesundheitsbieistist«, Gesunüheitsschnurr- bartbinden, Gesundheitshosenbodeneinsätze. Alles das hatte der junge Bummerer mitgemacht, von den Gesundheitshemden bis zu den Gesundheitsbleistiften. Bei den Gesundheitshosenbodeneinsätzen war er stecken geblieben Di« Liebe war ihm dazwischen gekommen. Hinter der Liebe die Ar beit. Dann die Familie, dann ein langes Leben voller Tüchtig keiten. Aber, wie gesagt, ums achtzigste sing er zu schwanken an, erinnerte sich dunkel eines verschivommenen Gesundheits hosenbodens aus seiner besten Zeit, streifte verächtlich die ihm vorbehaltene Altersmilben und entschied sich fürsFanotische. Wie der so ein Niederschlag der neuen Freudschen Lehre: Was in der Jugend irgendwie nicht ausgepusst ist. klopft im Alter wieder an: „Die Fortsetzung, bitte!" Zutretenden Altersabonnenten wird sie gratis nachgeliesert. Also ivurde der alte Bummerer wieder ein Gesundheitseife- rer. In seiner Jugend ging er auf das Ganze. Im Alter hält man Haus. Er spezialisiert« sich auf einen einzigen Gesundheits ausschnitt, aus die Lust. Und innerhalb der Luft konzentriert« er sich auf die Löcher. Kopfschüttelnd stand er eines Tages vor dem Kleiderständer im Gang. „Aber, Kinder," sagte er. „ihr habt ja nicht einmal ein Loch in euren Hüten!" „Doch, doch, Vater," scherzt« Franz, der jüngste seiner Söhne, „dies Loch in meinem Hut hat sogar 42 Zentimeter Um sang, sieh!" Er setzt« ihn auf. „Ich meine die Ventilation, das Gesundheitsloch, wenn man den Hut auf dem Kops hat. Der Kops raucht, Kinder, gar, wenn wenn man jung ist. Wenn man den Dämpfen keinen Abzug gibt, entsteht ein Ueberdruck. Dion wird deprimiert, wenn man mit löcherlosen Hüten rumläuft, Kinder." Sie sahen dem Alten scharf aus die Rase, cch er scherze. Nein, er scherzte nicht. Es roar ihm heilig ernst mit seinen Löchern in den Hüten. Franz wollte nachgeben. „Dummes Zeug," sagt« der Aelteste, der Karl, insgeheim zu seinen Brüdern, „mir machen solchen Unsinn nicht — der Alte ist verrücktl" „Mer, Karl, es ist doch unser Vater!" „Vater hin und Vater her — die Löcher sind kompletter Blödsinn." „Aber wenn sie ihm nun einmal Freude machenl" „Freude hin und Freude her — ich will nicht haben, dotz die Leute sagen, seine Ähne machen solches Blech mit." Dabei blieb's. Der alt« Bummerer war ein ivenig Unglück- lich. Dann aber dacht« er durch eigenes Beispiel zu bekehren. „Habt ihr schon gehört," brachte es Martin, der mittlere der Söhne heim, „Vater war gestern mit seinem vierfach ange- bohrien Zylinder aus einem Leichenbegängnis." „Er blamierte uns," sagte Karl und ging ärgerlich an sein« Arbeit. Hanna" hier einen neuen Typ der Kameliendame zu schassen be strebt war. Es gelang ihr dies nur in unzureichendem Matze. Gewiß, die hervorragend begabte Künstlerin itrahlie auch hier wieder hinreißenden Zauber aus, entzückte durch Blick. Haltung und Gestt'und ihre einzigartige Stimme. Aber die große Dame der Halbwelt, die durch erste, tiefe Liebe zur Mütterlichkeit und Opferbcreltschaft heranreift, war sie nicht. So interessanr es war. die Bergner in einer Duse-Rolle zu iehen, es zeigte sich: der Versuch war falsch. Ein ebensowenig gelungener Versuch war es, als Albert Basscrmann in der „Komödie" sich an -er Wiedcrb-levung von Hermann Bahrs Lustspiel „Der Krampus" ver suchte. Dieses schwächliche altwienerische Stück wirkte auch durch Bassermanns große und reise Darstellungskunst nicht frischer und lebendiger. Durch ihn gewann der grantige alle Hosral, der ob seiner Launen und Rechthaberei so eine Art Familienschreck ist, stark in den menschlichen Zügen, büste dafür aber auch stark an der komischen Wirkung ein. die von ihm ausgehcn soll. Der Import ausländischer Fabrikation hat auf den Ber liner Bühnen noch keineswegs nachgelassen. Don den in letzter Zeit gespielten Stücken ausländischer Autoren kommt Brach, tung höchstens dem Ecnsatlonsstück „ il e b e r s a h r t" des Amerikaners Sutton Bane zu. daß in der „Tribüne" aufgeführt wurde. Auch hier wieder ein Schisssdrama: Schau platz ist ein moderner tzeedampfer. Die Passagiere aber sin!,, wie sich langsam hcrausstellt, Verstorbene, oie sich aus der Fahrt ins Jenseits besinden. Und der Stewart ist Charon, der Fähr mann! Bei Whisky und Soda gibt's allerhand Selbstbekennt nisse der zusammengewürfelten Gekellschatt. Schauerlich-grotesk wächst Bedrängnis aus: wohin geht die Fahrt? Aber die Span- nung löst sich im letzten Akt: ein „Prüfer" erscheint, der mit ausgleichender Gerechtigkeit seine Zensuren verteilt. So klingt dieser neue Totentanz aus in eine burleske Banalität. Eine recht gute Darstellung mit Eonrad Veidt, Lncie Höllich, Paul Btensield und Wilhelm Diegelmann machte das in England und Amerika ungemein erfolgreiche Stück auch für Berlins Gemüter erträglich. Wenn man die Ausführung der Lustspiele „Harem" von dem Ungarn Ern st Vajda im Komödtenhau» und „2 t« Großfürst in und der Zimmerkellner" von Al fred Savoir im Kleinen Theater nur erwähnt, so ge nügt das bei dieser Importwaren vollauf. Bester war da schon George Birabeaus Lustspiel „Zurück zur Schule" in der „Komödie", das in reizvoller Welse die Macht der Schulatmosphäre über Erwachsene verdeutlicht. Auch Georg von Bouheliers Schauspiel „Ktnderkarneval" im Nenaissaneetheater, ein Stück, das Strindberg nach empfunden ist, und in dem sich Lebenslust und Lebenselend ln einer Atmosphäre voll Traurigkeit und Bedrücktheit seltsam kreuzt, erhob stck tmmerbin ill—- ^-rcktcknitt. s>. H. U.
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