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Sächsische Volkszeitung : 12.04.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192504127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250412
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-04
- Tag 1925-04-12
-
Monat
1925-04
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.04.1925
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Sonn lag. den 12. April I9Q Nr. 85. Seite IS Osiergkocken Osterglocken wehn mit goldnen Flügeln Ueber morgenhellen Frühlingolanden. Grün« Finger schreiben an den Hügeln: »Blühe. Welt! Der Heiland ist erstanden!" Der des Tode» starren Bann bezwungen Und des Grabes harten Fels zerbrochen. Hat der Welt den Sieg des Lichts errungen. Hat das ewige Lebenswort gesprochen. Dumpfer Leiden Flöre sind zerrissen. FSH versiegt sind Heister Tränen Quellen. Alle Bäume wollen Fähnlein hissen. Bäche rauschen, und die Gäste schwellen. Tausend Knospen sprengen starre Hüllen. Morsches stäubt im Tanz von Frühlingswinden. Liebe hofft auf seliges Erfüllen, Und die Treue glaubt an Wiederfinden. Wo noch Mut und Lust zum Dasein schlafen Da strömt Kraft aus ewigen Gottesquellen Was der Sonn« Feuerströme trafen. Drängt zum Licht in heißen, süßen Wellen. Jubelt eure Botschaft, Osterglocken: „Tod ist Schlaf! Das Leben will erwachen! Seine ewige Jugend will frohlocken Und besiegt das Grab mit Kinderlachen." Ilse Franke. Mrr kegi die Ostereier? Don Dr. PaulI. vonLone (Nachdruck verboten.) Wer wohl zuerst auf den Gedanken gekommen ist, den Osterhasen dafür verantwortlich zu machen? Das mutete mich schon als Kind bedenklich seltsam an, und all« Märchen kann ich heute meinen Jungen mit warmem Herzen erzählen — aber das vom Osterhasen? Für den jedoch, der nicht mehr an die Märchen „glaubt", fängt gerade beim „Osterhasen" mit dem „Erklären" das Rätsel erst eigentlich an. Dag Oster.Ei — versteht sich! Wie die Osterfeuer bereits in ältester vorchristlicher Zeit aufloderten aus der Freude über die Auferstehung der Frühlingssonn«, so hat dies klein« geheimnis volle. scheinbar leblose Rund, das doch nur die Hülle für stärkste Lebens- und Auferstehungskraft ist, schon früh bei Len Menschen die entsprechende sinnbildliche Bedeutung bekommen: Seine starre weihe Hülle erinnert an die schneeverhüllte frostharte Erde, aus der im Lenz junges Leben hervorbricht wie das Küchlein aus dem Ei: so fand es als Sinnbild des keimenden Lebens bei der Feier des neuerstehenden Frühlings eine selbstverständliche Verwen dung, ja cs galt dann allgemein als Zeichen des Auferstehungs glaubens schlechthin. Bei Worms entdeckte man 1897 in einem Steinsarg mit Minzen aus dem Jahr« 320 v. Ehr. neben einem Mädchenskclett bemalte Eier: derartige Eierfunde sind auch sonst in Eüdüeutschland wie in Skandinavien gemacht worden. Ja, die Sitte, dem Toten Eier mitzugeben. ist nicht nur germanisch. Sie findet sich auch bei den Griechen. Römern und Etruskern, bei den Indern und Babyloniern genau so wie das gegenseitige Sinken bemalter, ja vergoldeter Eier. Das tat man schon 772 o Ehr. in China beim sog. „Koltfleichfest" im Frühjahr, und di« Perser haben die gleiche Sitte wie wir noch jetzt an ihrem Neu- jahrstzste, das ja auf den 21. März fällt. Recht bezeichnend in diesem Zusammenhangs ist auch der rheinische Brauch, daß die junqen Mädchen den Burschen Eier schenken, vier und mehr, bis zwölf, „je nach dem Grade der Gunst, den sie sich bei ihren Tän zern sichern wollen"; ja „die Zahl der Ostereier hat ihre beson der« Bedeutung von der einfachen Anerkennung bis zum Einge ständnis der Liebe und des Wunsches zu heiraten", berichtet A. Wrcde in seiner „Rheinischen Volkskunde". Und glaudi« man schon mit der immergrünen Lebensrut« das darin wohnende Le ben auf di« mit ihr Geschlagenen übertragen zu können, so muhte das Ei ein« solche Mrkung in noch viel höherem Maße haben, besonders das im Frühjahr, und gar am Gründonnerstag oder Karfeitag gelegte. Davon verspricht man sich Segen jeder Art fürs ganz« Jahr. Ein solches Ei muß die junge Frau am Hoch zeilstage essen oder sie bekommt eins ins Kleid gesteckt. Auch die Saalen fördert man durch Eierzauber: Di« Schalen der Oster eier werden mancherorts unter den Flachasomen gemischt, Oster- eier werden mit in den Acker vergraben, beim ersten Pflügen läßt man den Pflug über «in Ei gehen, der Pflüger muß bei der ersten Tätigkeit aus dem Acker ein Ei oder einen Eierkuchen eilen und was dergleichen Bräuche mehr sind. Selbst noch dem Wasser, worin di« Ostereier gekocht sind, wird in einigen Ge genden Zauberkraft zugeschrieben; im Kreise Minden (West falen) z. B. gibt man es den Kühen gegen alle Krankheiten zu trinken. Und wie so manchen anderen ursprünglich heidnischen Brauch hat dann auch die Kirche dos Osterei in christlicher Um- deulung angenommen. Schon im 12. Jahrhundert wurde die Segnung des Eies «ingeführt. Es wurde nun etwa Sinnbild des im Grabe ruhenden Erlösers, und die braune Färbung des Eies, die man früher allgemein durch Zwiebeljaft erreichte, wurde auf das Blut Christi gedeutet. In einem vom Papst Paul V. (1605—1621) für England, Schottland und Irland ausgefertigten Ritual« heißt es: „Herr, wir bitten Dich, segne diese Deine Schöpfung, das Ei, auf daß es zur heilsamen Speise sür Dein« treuen Diener werde und sie es in dankbarer Erinnerung an di« Auferstehung unseres Herrn Jesu Christi genießen." Jeder, der so die uralte symbolische Bedeutung des Eis kennt, wird nun den Hase n als Spender des Eis um so unver ständlicher finden. Tatsache ist denn auch, daß unsere Großeltern in Niederdeutschland den Osterhasen in ihrer Jugend nicht kann ten und erst die Beoölkerungsverschiebung und nicht zuletzt die Zuckerwarenindustri« ihn überall in Deutschland eingebürgert Hot. Tatsache ist ferner, daß in manchen katholischen Gegenden an Stelle des Osterhasen das Osterlamm steht und dieses, aus Kuchenteig geformt, in der Kirche zu Ostern gesegnet wird. In anderen deutschen Gependen spricht man von dem „Ostevoogel": in der Goldenen Aue ist es der Hahn, im Solling der Kuckuck, in einigen Teilen Westfalens der Storch, im nordöstlichen West falen gar -er Fuchs, der di« Ostereier spendet. So ist denn der Osterhase durchaus nicht allgemein dentsch, wie man meist an nimmt, und wie man gerade auf ihn als das Oftertier gekommen ist, kann dis jetzt noch nicht mit Sicherheit erklärt werden. Oder wem sollt« es überzeugend erscheinen, wenn z. B. ge- sagt wird, der Hase sei «in heiliges Tier der Göttin Ostara gewe sen und aus „Ostara» Tier" sei durch di« schlecht« Aussprache „Osterhas" entstanden — oder: Um die österliche Zeit beim Einsetzen -es lauen Frühlingswetters tummeln sich besonder» di« Ostern Ln Jerusalem (Nachdruck verboten.) Palmsonntag in der heiligen Stadt. „Tochter Sion, streu ihm PalmenI" Was Weihnachten für Bethlehem ist, das bedeutet Ostern sür Jerusalem. Dort ist Jesus Christus geboren. Hier ist er verblutet und als Held auferstanden. Und deshalb pilgert in der heiligen Karwoche und am heiligen Osterfest alles, was als Christ an der heiligen Stadt wohnt, und gar manche Pilgerschar von nah und fern nach den erhabenen heiligen Stätten des Lei dens und der glorreichen Auferstehung Jesu, nach der heili gen Grabeskirche, um dort zu beten und zu betrachten. Hin zu Golgatha, Schon vor Beginn der heiligen Karwoche werden in und um Jerusalem manche Feierlichkeiten abgehalten, so znm Bei spiel am Lazarusgrab in Bethanien, am Stein der Rast, wo Jesu» Martha begegnete und an dem Ort des ehemaligen Beth- phage, von wo aus Jesus am Palmsonntag seinen Einzug in Jerusalem hielt. Eine Prozession zieht dann über den Oelberg zu der Stätte, wo der Heiland über die Stadt weinte, nach Geth semane und schließlich von der Todesangstgrotte in die heilige Grabeskirche. Mit dem Anfang der Karwoche beginnen die großartigen Zeremonien im Grabesdom. Am Palmsonntag findet feierliche Palmweihe mit Hochamt und Prozession statt. Auch in Jerusa lems Straßen macht sich der Palmsonntag angenehm bemerkbar. Zahlreiche arabische Händler verkaufen meterlange, echte Palm zweige. Pilger und christliche Araber durcheilen festesfreudig mit gewaltigen, kunstvoll verarbeiteten und prächtig bunt ver zierten Palmbüschen die heilige Stadt. Sonniges, orientalisches Wetter, feierliches Glockengeläuts, sestesfrohe Stimmung überall. Palmsonntag in Jerusalem! Karwoche am heiligen Grab«. Während der ganzen Karwoche gleicht der Platz vor der Grabeskirche einem Jahrmarkt und dem Ort einer internatio nalen Vülkerversammlung. Arabische Händler bieten mit gro ßem Geschrei allerlei Andenken feil. Backwerk-, Zucker- und Limonadenverkäufer überbieten sich im Schreien. Lateinische, griechische und sonstige Priester, Nonnen und Ordensleute, be leben mit Pilgern und Touristen ständig den Kirchenplatz. Ara ber, Aegypter, Marokkaner, Beduinen, Abessynier, Russen, Sy rier, Tscherkessen, Christen, Juden, Mohamedaner Europäer, Türken und Vertreter sonstiger Rassen und Religionen tummeln sich hier. Ein buntes, malerisches Bild! Dazwischen ausländi sche Konsuln in voller Uniform, fremde Bischöfe, Photographen und Kinematographenleute. Auch im Innern des weitläufigen Grabesdomes herrscht bewegliches, dem Europäer fremdartiges Leben. Die Kirche ent hält zahlreiche Kapellen, Nischen, Grotten, Altäre, die Eigentum der verschiedenen christlichen Religionsgemeinschaften sind. Vor der Kapelle der schismatischen, syrischen Iakobiten ladet ein Mönch zum Besuche der Kapelle auf eine Weise ein. wie dies Iahrmarktsbudenbesitzer zu tun pflegen. An den Kirchenwän den liegen massenweise Araber und Araberinnen auf dem Bo den umher, darunter offenbar viele Mohamedaner, die die Gra- beskirch« als Unterkunstshalle benutzen, den Turban oder Fez fest aus dem Kopf. Denn mit dem Abnehmen der Kopfbedeckung in -er Kirche können die Araber sich ebensowenig befreunden, wie wir mit dem Ablegen der Schuhe in der Moschee. Diese Leute taten, als befänden sie sich zu Hause, schwätzten, lachten und gähnten laut, atzen Brot und Obst, knackten Nüsse, bespuck ten den Kirchenboden und schliefen schnarchend, lang auf der Erde ausgestreckt. Auch von Bettlern wurde man angejammert. Mütter stillten ungeniert ihre schreienden Kinder. Diese sonderbaren Kirchenzustände werden verursacht durch den Umstand, daß die Grabeskirche allen und niemand gehört und durch den freien Volkscharakter der Orientalen. Schuld daran sind auch Uneinigkeit, Eifersucht und Hader unter den vie len, die Grabeskirche beanspruchenden christlichen Religionsge meinschaften. Infolge dieser steten Streitigkeiten wurde vor langer Zeit ein katholischer Franziskaner von einem griechischen Popen in der Grabeskirche erschossen. Die katholischen Feste von Palmsonntag bis Ostern werden im Grabesdom auf dem den Lateinern gehörenden freien Raum gegenüber dem heiligen Grab und dem sogenannten Katholiken abgehalten. Dann prangt innerhalb der Grabeskirche die das heilige Grab bergende Grabeskapelle in überaus herrlicher Be leuchtung. Gegenüber befindet sich der thronartige Sessel des lateinischen Patriarchen von Jerusalem, aus welchem dieser Ä>er ein fremder Kirchenfürst Platz nimmt. Vor der heiligen Grabes- Kapelle wird ein Altar errichtet, um den sich Priester und Kirchen chor gruppieren. Der Altar wird mit riesigen, ofenrohrdicken Kerzen beleuchtet. Die Gradeskapelle selbst kann während der Karwoche kaum von einem Laien besucht werden, da sie meist abgesperrt wird, um den Priestern ihren Dienst am heiligen Grabe nicht zu erschweren. Am Gründonnerstag finden in der katholischen deutschen Marienkirche auf dem Berge Sion durch den dortigen Benedik tinerprior Fuhwaschungen an zwölf arabischen Greisen statt. Auch in der Grabeskirche wäscht der Patriarch zwölf Priestern und Laien die Flitze. Dl« Gethsemanes«!«. Tief unten im Tal Josaphat, vor den Toren der heiligen Stadt, findet im Garten Gethsemane und in der gegenüberliegen den Todesangstgrotte, am Fritze des Oelberges, am Gründonners tag abend eine eigenartige, bezaubernde Feier statt. Als ich egen acht Uhr abends aus dem Stephanstor ins Tal Josaphat inabstieg, blieb ich wie gebannt stehen. Welch herrlicher, stim. mungsvoller Gesang tönte dort unten aus dem Tal, aus Geth- seman«, hinauf nach Jerusalem! Männer-, Frauen- und Kin- verstimmen. Wunderbar lieblich und herzergreifend weich. Und wie prächtig, wie silberhell der stille gute Mond schienl Fast taghell beleuchtete er das Tal Josaphat, den stillen Oelberg, das liebliche Gethsemane. Eine unvergleichliche Pracht! Wie mär chenhaft die durch den jungen Lenz hervorgezauberte weitzgrüne Deck« der Berge im Mondschein schimmert! Und dort drüben leuchtet über dem vom flüssigen Silber des Mondes überfluteten Gethsemane die vergoldet« Kuppel der russischen Maria-Magda- lenen-Kirche. So märchenhaft und bezaubernd schön, wie in die ser Hellen Mondscheinnacht, hatte ich das Tal Josaphat mit sei nem Oelberg und Gethsemane nie gesehen. Dem Gesänge kam ich näher. Ich trat ein in das lieb liche Ziergärtchen Gethsemane, den Lieblingsausenthalt Jesu den Ort seiner Seelenqualen und des Verrates durch Judas. Dii Sänger und Sängerinnen waren Amerikaner. Nach ihnen sai» gen Araberkinder des deutschen Waisenhauses. Obe» im höher gelegenen russischen Gethsemane, am Abhange des Oelbergeq lietz man deutsche Gesänge ertönen. Dann sangen die Gemein, den verschiedener Religionen und Nationen, Pilgerzüge, Ange hörige christlicher Anstalten und Klöster, Kirchenchöre. Schule, und sonstige Gruppen. Franziskaner hielten kurze Ansprachen So waren viele Nationen und Konfessionen zum Gesang in Garten Gethsemane friedlich nebeneinander vertreten. Der tiefe Eindruck dieses stimmungsvollen Gethsemane, abends wird bei allen Teilnehmern zeitlebens haften bleiben Herzerquickender Gesang, würziger orientalischer Bllltenduft wonnige, linde Abendluft, milder Mondenschein, friedliche Men. schen und die Nähe der heiligen Stätten und der heiligen Stadt trugen zur Hebung der weihevollen Stimmung bei und bildete» eine selten schöne Harmonie. Als ich helmging, tönte mir noch lange der Gesang aus Gethsemane nach, um erst zu verhallen, als ich um Mitternacht durch das Stephanstor die heilige Stadt wieder betrat. Karfreitag auf Golgatha. Am Karfreitagmorgen war in der heiligen Grabeskirche die Missa presantificatorum. Darauf begann der heilige Kreuz weg durch die Stadt auf der Via dolorosa, dem Schmerz.ensweg Nachmittags fand der zweite und Haupikreuzweg statt. Die Hauptfeier vollzog sich Im Grabesdom abends, war überaus er- greifend und überwältigend und wurde verschönt durch Herr- lichen Gesang des arabischen Kirchenchores. Das Gotteshaus war überfüllt von Angehörigen verschiedenster. Religionen und Nationen. Alles drängte hinauf nach Golgatha, so daß der Trep penaufgang dorthin schließlich abgesperrt werden muhte. Oben auf Kalvaria waren zahlreiche christliche Araberinnen versammelt, die sich vor dem Altar der aufs kostbarste mit Gold und Silber geschmückten schmerzhaften Mutter auf den Boden warfen, um ihr betend unter Tränen ihre Anliegen und inbrünstigen Ver ehrungen darzubringen. Auch vor den Altären der Kreuzannagelung und der Kreuz ausrichtung knieten zahlreiche europäische und orientalische Gläu bige. Alles wetteiferte in stiller und lauter Verehrung der hei ligen Stätten auf Golgatha. Denn hier ist der denkwürdige Ort, wo Jesus Christus gekreuzigt wurde, hier ist der Platz, an dem die Mutter Jesu unter dem Kreuze voller Seelenschmerzen zu ihrem sterbenden Sohne hinaufschaute. Hier war es, aus Gol gatha! Erhebend war die Karfreitagsprozession durch die ganze Grabeskirche. An den bedeutendsten Stätten, vor allem auf Golgatha, wurde bei Andacht. Gesang und Predigt gehalten. Wahrend des Umzuges fanden sieben Predigten in sieben verschie denen Sprachen statt, darunter auch deutsch und arabisch. Den Prozessionsabschluh bildete am späten Abend eine Andacht am heiligen Grabe. Karsamstag war wiederum feierliches Hochamt mit Feuer, weihe, während auf dem Sionsberge sich die Weihe des Oster, lammes vollzog. Die Auferstehungsseier. „Das Grab ist leer, der Held erwacht!" Oster»! Ostern in Jerusalem! Mitten in der Nacht be gann die Vorfeier zur Auferstehungsfeier in der heiligen Gra beskirche. Gegen 5 Uhr früh füllte sich die Kirche mehr und mehr, und bald herrschte ein beängstigendes Menschengewoge. Zahlreiche Russen erschienen mit riesigen Palmzweigen, um am katholischen Ostern ihren russischen Palmsonntag in der sich in nerhalb des Grabesdomes befindenden griechischen Kirche zu be gehen. Auch auf dem Kirchenvorplatze draußen herrschte lebhaf tes, buntes Ostertreiben. Araber verkauften bunte Ostereier und Osterkuchen. Ein wahres Volksfest! Die christlichen Araberin nen hatten ihre schönsten Feiertagskleider angelegt und sich mit reizendem Kopfschmuck geschmackvoll verziert. Geradezu ent zückend machten sich die jungen Arabermädel. fast ausnahmslos von großer Schönheit und ungekünstelter, natürlicher Grazie in ihrem prächtigen Osterstaat. Manche waren allerdings stark ge pudert, so daß das weiße Pulver ihre schönen Kleider bestreute. Die meisten sind dunkeläugig und schwarzhaarig, es gibt aber auch blauäugige Blondinen und sogar Füchslein unter ihnen. Auch in der Stadt wehte fröhliche Osterstimmung. wozu das Herr- lichste orientalische Osterwetter und die feierlichen Osterglocken nach Kräften beitrugen. Um 6 Uhr morgens nahm die eigentliche Osterfeier am hei ligen Grab ihren Anfang. Der lateinische Patriarch von Jeru salem, angetan mit prächtigen Gewändern, auf dem Haupt die Hohe funkelnde Mitra, in der Hand den Hirtenstab, zog, um geben von zahlreichen Priestern, langsam und würdig durch die spalierbildende Menge, um auf dem Patriarchenthron vor dem heiligen Grabe Platz zu nehmen. Die heilige Grabeskapelle und das heilige Grab schienen mir noch prunkvoller beleuchtet als bisher. Der aus Priestern und Araberknaben bestehende Kir chenchor ließ herrliche Weisen ertönen. Die imposante Feier wurde teilweise durch unerhörten Tu mult und ungeheures Menschengedränge gestört. Ein unbot mäßiger Araber wurde unter lautem Spektakel an die frische Lust befördert. Eingeboren« erkletterten die Vorsprünge an den Kirchenwänden, um aus luftiger Höh« der Feier zuzusehen. An den Wänden entlang lagen massenhaft in orientalischer Ruhe Araber und Araberinnen, schwätzten und tuschelten und konnten sich nicht sattsehen. Der größte Lärm kam aus der Kapelle der koptischen, ägyptischen Christen. Unter ohrenbetäubendem Lärm drängten sich die Aegypter zu ihrer Kapelle. Und dazwischen ertönte der leierhaste Nationalgesang der Armenier. Aegypter und sonstigen orientalischen Völkerschaften. Lauter unwürdige Zustände sür den Geschmack eines Abendländer«. Nach Beendigung der eigentlichen Auferstehungsfeier fan den an sämtlichen verfügbaren Altären der Grabeskirche und am heiligen Grabe selbst fortgesetzt heilige Mesien statt. Beson» ders gerne wohnen die Gläubigen dann den Meßopfern droben auf Golgatha bei. Eine Prozession bildete den Schluß der gesam ten Osterfeierlichkeiten in Jerusalem. Hasen in ausgelassener Lust und wegen -er Schonzeit von keinem Jäger belästigt, wagen sie sich bi« an di« Dorfgärten heran: daher seien dann die Kinder beim Anblick der sich auf den Wiesen ver gnügenden Hase-nfcharen auf Len Gedanken gekommen, diese leg ten dt« in Gras und Strauch versteckten Eier; vom Lande sei dann diese Vorstellung in di« Stadt gekommen. Aus solche Weise kann man alles und noch mehr „erklären". Den richtigen Weg führt uns in diesem Fall« wohl di« Tatsache, daß der Osterhase ursprünglich überhaupt nicht germanisch ist. Skandinavier und Briten kennen ihn nicht und in den älteren religionswiflenschaftlichen Quellen der Germanen spielt er noch keine Rolle. Wohl dagegen ist der Osterhase in der griechischen und römischen Götterlekre bekannt; sie schrieb ihn wegen seiner Fruchtbarkeit der Frühlingsgöttin Aphrodite oder Venus zu. Bon daher hat man ihn wahrscheinlich mit der germanischen Freia in Verbindung gebracht. Diese Annahme wird durch die Tat sache gestützt, datz der Osterhase ursprünglich nur in Italien» Frankreich, Tunis, dann in der Schweiz und in Süddeutschland bekannt war, wo di« Osterkuchen in Hasensorm gebacken mur»j den. — Hier hält noch heut« der Pate mit seinem Patenkind« di« „Hasjogete", -. h. die Ostrreiersuche ab, wobei dann „Auf-»» klärte" freilich auch schon singen: . -— „I woatz, was i woaß, i. 's Hinkel isch der Has; Die Mutter färbt di« Eier, Der Bater trägt» in» Gras.^
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