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vietwiag. den 81. März 1S2S. Nr. 78. Seite 7 7 Ser.MB" M -er MMW Von Hermann Schl schling, Jena. Als ich jüngst in der alten gehnstadt Freyburg an der Un strut einen Bürgersmann nach dem „Haingott- fragte, der sich auf der Neuenburg befinden sollt«, sah er mich verständnislos mit großen Augen an: als ich mich aber nach dem „besten Tropfen- in der Stadt erkundigte, blieb er mir die Antwort nicht schuldig. — Schön ist fa nun das Kerlchen gerade nicht, das an der Ost mauer der ehrwürdigen Neuenburg fast unter dem Dachsims auf einem fuhbairkartigen steinernen Sockel kauert, und um seiner Schönheit willen hat es wohl noch kein Besucher angeschaut, niemand gezeichnet oder photographiert. Das kleine Mannsbild an der unzugänglichen Stelle da oben ist nämlich ein Ausbund von Häßlichkeit, und unsere jungen Mädchen würden drei Kreuze schlagen, wenn sie es einmal ganz in der Nähe zu sehen bekämen Auf einem fatzartig aufgedunsenen Leib mit kurzen nackten Bei nen sitzt ein dicker, runder, völlig kahler Kopf. Die Augen sind nahe aneinander gestellt und schematisch umrandet, so daß es aussieht, als trage das Männchen «inen „Klemmer". Die Nase ist spitz und hart, der Mund leicht geöffnet, die Unterlippe hän gend und nach rechts verschoben. Der schönste ist der Mann also nicht, aber interessan ist er und namentlich für unsere Gelehrten und Altertumsfreunde. Diese gewinnen ihm sogar einige gute Seiten ab. Sie meinen, er zeige bei aller Unbeholfenheit doch ein „merkwürdig charaktervolles" Gesicht. Sie finden das Kinn „wohlgebildet", die verschobene Unterlippe „merkwürdig aus drucksvoll", ja man will unter der spitzen Nase sogar einen wahr haftigen, nach unten strebenden Schnurrbart angedeutet wissen. Was der „Haingott", mit diesem haben wir es zu tun, an Schönheiten auszuweisen hat, soll ihm gewiß nicht verkümmert werden, aber wenn wir ihn im ganzen nehmen, so gut uns das möglich ist, und den steifen, rechtwinkelig gekrümmten Arm be- sowie «Ile ärten von ttsutunrelnlsrke'ltea» Kgutaurrckltigen, wie kllltcken, /»Vuesser, finnen, kicireln, Pusteln usw. verscilwia- «len «lurck tüsliclier, (Zedrsucir cier ecilLea von Lorewlm» L va„ :: Obers» ru beben. trachten, der an die linke Schulter ganz unorganisch angesetzt erscheint und sich mit einem viel zu kurzen Unterarm und ge spreizten dicken Fingern vor den Leib legt, während der rechte Arm ganz und gar fehlt, so wird sich gewiß niemand veranlaßt fühlen, di« Schönheit des Männchens zu preisen. Und doch er regt es so ungewöhnliches Interest«. Studiert man seinen Gc- sichtsausdruck. so scheint es, als läge ein gewisser Hohn darin, als wolle das Kerlchen sagen: Ueber mich sind sich die Gelehrten noch nicht einig! Nun ratet einmal, iver ich binl In der Tat haben sich die Gelehrten über dieses merk würdige Steinbild den Kopf zerbrochen. Hier sei bemerkt, daß dem verstorbenen Professor Dr. H. Größler in seinem „Führer durch das Unstruttal" insofern ein« Entgleisung passiert ist. als er das Fehlen des linken Armes konstatiert, während der rechte vorhanden sei. Für die Bestimmung der Figur gibt aber ge rade der fehlende rechte Arm den einzigen Anhalt. Die rechte Schulter fällt nämlich ganz glatt ob. es ist auch keine Spur spä terer Abmeißelung zu erkennen. Daraus schließt man, daß der sogenannte „Haingott" ein Bildnis des germanischen Gottes Er sTiu, Tyr) ist. Diese Annahme beruht auch auf der Volksüberlieferüng. Eine jüngere dagegen bezeichnet das Bildnis als den „Püsterich". Hierunter versteht man ein vielbesprochenes Erzbild von 64 Zen timeter Höhe, das sich im Schlosse zu Sonüershausen befindet. Eine getreue Nachbildung birgt das Provinzialmuseum in Halle. Angeblich wurde die Püsterich-Figur i>» 16. Jahrhundert im Schutt eines unterirdischen Gewölbes auf der Rotenburg am Kyfshäusergebirge aufgesunden. Die hohl gegossene Erzfigur stellt einen knieenden Knaben von unförmlich dicken Verhält nissen dar. Sie wurde früher bald für ein slavisches, bald für ein germanisches Götzenbild gehalten. Es gilt jetzt aber als sicher, daß sie mit mehreren anderen glciäisgebildeten Figuren als Fuß oder Träger eines Behälters, vielleicht eines Taufbeckens, gedient hat, wie sie in ähnlicher Form am Krodo-Altar zu Goslar und an anderen Taufkesseln Vorkommen. Mit dem Püsterich hat unser „Haingoti" also nichts zu tun. Der fehlende rechte Arm weist unzweiselhaft auf den germanischen Gott Er sTius) hin. Die Verehrung dieses Gottes mar, als die Germanen sich des heutigen Deutschlands bemächtigten, eine all gemeine, und zwar galt er als der oberste Himmelsgott. Später erhielt er sich nur noch als Stammesgott der Oberdeutschen, aber auch hier wie bei den übrigen germanischen Völkern mehr als Kriegsgott. Daher bezeichnen ihn lateinische Schriftsteller des Mittelalters mit Mars oder Ares. In nordischen Quellen ist er als Kriegsgott Sohn des Odin. Er war hier einarmig. Bet der mit der unzerreißbaren Fessel Gleipnir bewerkstelligten Fesse lung des Fenriswolfs hatte er den rechten Arni oerlvren. Auch Dr. Heinrich Bergner bezeichnet in seinen „Berühm ten Kunststätten" den „Haingott" als das „einzige fraglos echt« Bild des altgermanischen einarmigen „Er". Hierfür spricht auch der Umstand, daß di« Fundstätte bei Freyburg noch heute -er Eraberg heißt und daß Weinberge unterhalb des Berges int Volksmunde drn Namen Erau führen. An der Identität ist alsö nicht zu zweifeln. Aber sehr schwer ist es, über Zeit und Zweck' des Bildes ein Urteil zu gewinnen. Hinsichtlich der Zeitstellung meint Bergner: Mit der Stilkritik der thüringischen Kirchen«! Plastik gemessen, würde das Bild frühestens in den Anfang des' 12. Jahrhunderts zu setzen sein, wobei aber die volle Rund-! Plastik der Figur immer noch rätselhast bleibt. Freilich ist es schwer denkbar, daß in dieser späten, vollkommen christlichen Zeit noch ein Kultbild des altheidnischen Gottes entstanden sei, und so führt mich dieses zweifellose Götterbild wie die übrigen deutschen und slavischen Götlersteine aus vorläufig unlösbare Probleme. Die Bewohner der schönen Bergstadt Freyburg aber werden cs sich geiviß fortan angelegen sein lassen, die Fremden auch aus ihren einzigartigen Altertumsschatz, den „Haingott" an der Neuen, bürg, aufmerksam zu machen. Man braucht dabei den Hinweis nicht zu vergessen, wo man einen „Guten" schänkt. l»s«f «llb»»«. VveonNiorML PN Polt!» und Kultur: 4)-. Io?es Vllderl: lür ÄtrNchap, Sozial» polittl. Kirchlich«» und jüchMche «na-leaenheit polnischen liachrtchirnteii. Fruillelon und den , - iv«»r»»k: Nt» «»zeigen: Joses Lobmann: sSmllich ln Dr-Sden: IIP landwtrt» >«baill>ch- ^ ' ' " - - ge: 8»d »et Alllmann ltrdiri koicl ürAenhos ° mMg Hotel äer telpriki besuchenüen »attzolikkn kille Liminer mit «all- imä Warmwüster ro viiller klEt MLßlg »onsci rsSle Slnsrilelii Lttt-llliiiiliiiiiiliiillkttßiiille Hoflieferant Holnelek Os«»e1«n-Kl., 6ckeLporer-u. Sekössergssse Ai-neueeung «lepTauigelübile von «lei« Scliul- entlsssuna. ^porm dir. lv?) 50 Stück kl. 2.50, lvo Stück öl. 4.—. Nsek «len Sekulrall. Lin Oeleitbücklein kür äie keran>vsek°enäe äugenä. Derselben aus clen Weg ins lbeben mitgegeben von Duäwig Inäerkurck 5l. dis 60. äukl. Kl. 0.20, lOO Stück öl. 18.—. 500 Stück öl. 75.—. lOOO Stück öl. 130.—. kin UliKeinvorl so vesutieute. Oerviämet von Sr. Lminene äem koclnvüräigslen Herrn Karl äosepk Karäinal Lekulte. 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Gr. 1, 2621-265(1 SchnnlpirllMg Dienstag Aübeim 7e» (7) Anrecktsreihe Mittwock Neu ein Kubiert Itlaria ltlsgltslens i'/zs) AnrecktSreü e ö. jllevs>är>!er Schiluspikllslrns Dienstag KomSilie äer bllgs (l/zS) /«r.1.39tN—420<! >Gr.2,31—60 B.-B.-B.' Mittwoch klitrauksr»»,, und vis Unsvllulcigs s>/„8) B.-V.-B. jNeurs Theater in der Kaufmannschaft Dienstag vrautkriag i>/,8) Volksbühne 8N-9S0 Mittwoch Geschlossene Vorstellung RkfidLNj'Theater Dienstag llräkin ktlarir, (V,8) Mittwoch Krttin Kl,rir> Srntral-Theater Dienstag Geschlossen Alltäglich «/.8 Uhr v,r letrt« lag im öml Qn« ltoekroit m. llinitermrsoa Theater am Wasaplah Heute und folgende Tage vi, zetmidsml» limgtraih'/.S) Rrgina-Vatakt Täglich >/,0 Uhr v« groüs Programm Täglich 4-Ukr-Ios bei sreicm Eintritt vruelrgaclioii liefert prompt unä sinder lutM-SiMliikmi. Illefilsillv