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Sächsische Volkszeitung : 27.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192505274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250527
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-05
- Tag 1925-05-27
-
Monat
1925-05
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.05.1925
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Mittwoch, den L7. Mal 1925. Nr. 120, Ge-uwfpiel im Lan-lag Der Kampf um die sächsische.Gemeindeor-riungsnovelle — Eine Dauersitzung von ' 1 Ahr mittag bis 1« Ahr früh stem liegt. Man kann beispielsweise von einem einge- schivorenen Hakenkreuzler niüit verlangen, daß er, selbst bei einer harmlosen Gelegenheit, sich den Juden gegenüber anständig aufführt. Das ist sein System und sein Le benssinn, worüber hinaus zu denken er nicht vermag. Was die übrigen im Lande erscheinenden Rechtsblätter, voran die „Leipziger Neuesten", in der Höfle-Asfüre sich leisteten, soll hier nicht weiter beleuchtet werden. Sie fallen alle unter jene Kategorie, die ein Interesse daran hat, datz die eigene Schuld, die durch das Hinausschreien der unhaltbarste» Sensationen entstand, möglichst verdeckt wird. Im übrigen kann eine Zeitung niemals besser ihren Charakter offenbaren, als wenn sie sich in einer Flut von Echimpsworten ergeht. (Bergs. d. „L. N. N.") Immer dann, wenn die Sachlichkeit, die Objektivität fehlt, muß dieser Ausweg genommen werden. Eine wie ungeheure Schuld also die Presse an dem Tode Höfles hat. geht aus allen Umständen klar und eindeutig hervor. Und selbst jene, die ihn im Gefängnis verkommen ließen, standen letz ten Endes im Banne dieser Lügnerpropaganda. Das Opfer mußte unbedingt fallen. Einer schiebt die Schuld heute auf den anderen. Die Aerzte auf die Beamten und die Beamten auf die Aerzte. Und dennoch haben beide Gruppen dieselbe unleugbare Schuld. Man kann den Grundgedanken der ganzen Behandlung nicht anders kennzeichnen, als mit der Tendenz: „Erst stirb, dann wirst du frei gelassen". Das entspricht ungefähr jenem Sy stem swir erwähnen dieses System absichtlich, damit Ver gleiche gezogen werden können), das bis 1918 einem deut schen Soldaten vorschrieb, zuerst die ihm auf irgendeine Weise zudiktierte Strafe zu verbüßen, und dann seine Gegengründe gegen die Verurteilung darzulegen. Man sieht, welch feine Zusammenhänge im politischen Le ben bestehen. Man dürfte sich heute wirklich fragen, ob wir in ir gendeinem unkultivierten Staate leben, ob wir im Deutsch land des 17. und 18. Jahrhunderts oder in dem des 30. uns befinden. Das Recht, das das Fundament der Staaten sein soll, ist erschüttert. Menschliche Leidenschaft, menschli ches Intrigantentum hat es durchbrochen. Es ist höchste Zeit, daß diese Intriganten in der Öffentlichkeit als das gekennzeichnet werden, was sie sind. Damit das wahre Recht wieder zur Achtling und Geltung gelange. Unser Staatswesen muß ein Interesse daran haben, daß kein Bürger innerhalb dieses Staates der Hetze einer ge wissenlosen Gruppe, wozu in erster Linie ein bestimmter Konzern von Zeitungen gehört, anheimfällt. Warum ist unser neuer Staat so duldsam gegenüber jenen, die selbst so überaus wenig vom Begriff der Toleranz in sich tra gen. Der Fall §Mle hat bewiesen, in welch erschreckendem Matze die geistige Verrohung .zugenommen hat. Wer dem Verfall unserer Kultur Einhalt gebieten will, scheue keine Mittel, um diesem Dekadententum mit den schärfsten Waffen entgegenzutreten. ' I. A. WMliS WDI Neuyork, 26. Mai. Die Meldungen, die heute vom Dampfer „Fram" gekommen sind, geben zu, daß Amundsen ein Unglück zu- gestoßen sein könne. Die Meteorologen erwarten einen Sturm, der von Nordruhland über^Siblrien auf den Nordpol zu gehen wird. Amundsen müßte von dem Sturm Kenntnis liaben und unverzüglich zurllckkehren, wenn er dazu in der Lage sei. Sollte das in den nächsten Stunden nicht geschehen, wäre der Beweis erbracht, daß Amundsen keine Möglichkeit mehr habe, vom Nord pol zurückzukommen. (?) — Entgegen dieser Auffassung wird aus Oslo (Norwegen) gemeldet, daß Nansen sich dahin geäußert habe, daß nicht der geringste Grund zu Befürchtungen vorliege. Eine Verspätung von einigen Tagen habe garnichts zu bedeuten, da viel Unvorhergesehenes eintreten könne. Auch der Chef des dänischen Flugwesens Oberst Koch, ein erfahrener Polarforscher, glaubt nicht, daß Grund zu Befürchtungen vorliege. Wie von amtlicher Washingtoner Stelle mitgeteilt wird, hat sich das Flottenüepartement entschlossen, kein Zeppelin- Luftschiff zur Suche nach Amundsen auszusenden, da die langwierigen Vorbereitungen ein« wirksame Hilf« ausgeschlossen erscheinen l"! n. Berlin, 26. Mai. Dem „B. T." wird gemeldet: Der Direk tion der Dornierwerke, nach deren Lizenz die beiden Eindecker Amundsens gebaut sind erklärt, es erscheine unwahrscheinlich, daß den beiden Flugzeugen etwas zugestoßen sei. Die Motoren seien gründlich ausprobiert, Kühlwasser und Oel durch Bei mischung gegen Einfrieren gesichert. Wäre einem Flugzeug ein Unfall zugestoßen, so wäre der zweite Apparat verabredungs- gemäß nach Spitzbergen zurückgekchrt. Amundsen habe viel leicht mehrmals landen, wieder starten und längere Fußmärsche machen müssen, bis er den Pol erreichte. Die jedesmalige Orts- seststellung, die bei Nebel überhaupt unmöglich sei, nehme fast einen ganzen Tag in Anspruch. Das ganze Unternehmen könne erst in einer Reihe von Tagen zu Ende gebracht werden. Gegen den MMkieg Die Stellungnahme Deutschlands. Genf. 26. Mai. In der gestrigen Sitzung der Militärkom- Mission der Waffenhandelskonferenz drückte der südslawische Delegierte sein wiederholtes Bedauern darüber aus, daß der deutsche Delegierte als Vertreter desjenigen Landes, das die stärkstechemischeMachtder Welt sei, es vermieden habe, sich über die Hauptfrage auszusprechen, nämlich über das Ver bot des Giftgaskrieges. Daraufhin gab der Führer der deutschen Delegation Gesandter v. Eckhardt eine Erklärung ab, die folgendermaßen lautete: „Deutschland ist bereit, jeder internationalen Regelung ohne Vorbehalt belzutreten, di« das Verschwinden des Gistgaskrleges zum Zwecke hat. Mit dieser Erklärung glaube ich auch Üne befriedigende Antwort gegeben zu haben aus die Bemerkungen des südslawischen Delegierten, der «in« feier liche Verpflichtung Deutschlands erwartete, daß es nicht zum Giftgaskrieg schreiten will." Diese Erklärung des deutschen Delegierten rief zunächst leb haften Beifall und nach Schluß der Sitzung zahlreiche Kommen tare hervor. Deulschlan- und das Washingtoner Abkommen Kens. 26. Mai. In der Vollsitzung de« Internationalen Arbeitsamtes hielt gestern der deutsche Delegierte, Ministe rialdirektor Dr. Faig eine Ansprache, in der er sagte: „Nur äußere Umstände, insbesondere zweimalige Neuwah len des Reichstages im vorigen Jahre haben verhindert, daß die Ratifikation durch Deutschland rascher in Ordnung kam. Wir hoffen aber, bald über weitere Fortschritte berichten zu können. Die in Deutschland zurzeit geltende Arbeitszeit- Verordnung vom Dezember 1923 entspricht nicht in allen Punkten dem Uebercinkommen von Washington, obwohl auch sie auf dem Grundsatz des Achtstundentages beruht. Diese Verordnung ist aber von vornherein nur als eine Notverordnung geschaffen worden. Von den Möglichkeiten, die die Verordnung von 1923 zur Verlängerung der Arbeitszeit bietet, ist im ganzen nur mäßig Gebrauch gemacht worden. Nach den gewerkschaftlichen LrrSden, 26. Mai. Aus der Tagesordnung der gestrigen Voll sitzung des Landtages stand als erster Punkt di- zweite Beratung über den Gesetzentwurf zur Abänderung der Geme» n » «- ordnung sür oen Freistaat Sachsen und die dazu vorliegenden Eingabe». Präsident Wnikier schlug vor, daß auf Wunsch der Parteien tni Allgemeinen über die Vorlage debattiert werde, nicht aber über die Minoerheitsanträge. Es entspann sich herüber eine hesttige Ge>chästsvrdnungsdebatte, so daß der Präsident sich genötigt sah, die Sitzung nm «ine halbe Stunde zu vertagen. Nach Wiederaufnahme der Satzung tan, es neuerttch zu einer fast zweistündigen G e s ch ä f t s o r d » » n g s d e b a t t e. Die Kom munisten stellten durch den Abg. Lieberasch den Antrag, d'e ge» samt« Vorlage von der Tagesordnung abzusetzen. Tie Abgeord neten Menke (Linkssoz.) und Renner (Komm.) beantragen ihrer seits, gelegentlich der zweiten Beratung auch die Svezialbeca- tu»g vorzunchmen. Abg. Belhke antwortete namens der Rechts« sozialisten, daß ow Abänderungsnovelle lediglich ein Teil des Gesamtgeletzes lei und daß bei einer Generaldebatte nur Wiederholungen zutage treten »önnten. T/e Anträge Liebernsch sowohl wie auch der Antrag Menke-Renner wurden darauf von den Bürgerlichen und Rechtssoz'alisten abgelehnt. Anschließend stellte der Abg. Liebmann (Linkssoz.) den Antrag auf namentliche Ab stimmung. Tas hätte die „amentliche Abstjmung über etwa 160 M i n de r h e' t s a n t r ü g e usw. bedeutet. Auch d'eser An trag wurde von den Bürgerlichen und Rechtssozialisten abge lehnt, worauf aus der linken Seite des Hauses sich tosender Lärm erhob und laute Pfuirufe laut wurden. Sodann winde ln die Beratung eingetreten. Der Berichter statter Abg. Röllig (T. V.) erläuterte die Verhandlungen deS Nechtsausschnsses. Er legte die hauptsächlichen, vom Ne.bisaus- schnß beschlossenen Abänderungen dar. Danach soll in der Hauptsache die Wählbarkeit von einem mindestens halbjährigen Aufenthalt in der betreffenden Gemeinde abhangen. Ferner bedür fen die von den Gemeindevcrordneten beschlossenen Ortsgeietze und Haushaitvläne der Zustimmung des Gemeinde- oder Stadt rates. Tie Vorlage übertrügt nach den Beschlüssen des Neckts- ausschusses das Emste'lungs- und Entlassungsrecht ausschl'eßftch dem Gemeinderate. Die Aussckußmehrheit wünscht ferner die Wiedereinführung des Bürgerentscheids. Nach der Berichterstattung des Abg. Röllig wurde über einen Antrag Bethke (Rechtssoz.) abgestiinmt, der verlangte, biß sämt liche 160 namentlichen Abstimmungen erst am Schlüsse der Aussprache vorgenommen werden sollen. Dieser Antrag wnroe gegen die Stimmen der Kommunisten, Linkssozialisten und 7 Teutschnationalen mit 57 gegen 32 Stimmen angenommen.. Nach einem nochmaligen Versuche der Kommunisten, die Aussprache zu verhindern, wurde dem Abg. Lieberasch (Komm.! das Wort erteilt. Fast sämtl'che Abgeordneten verließen den Saal. Ter Redner sprach ungefähr li/z Stunden vor drei Zu hörern. Nach ihm ergriff ein Vertreter der Linkssozialisten der Abg. Nebrig das Wort unter den gleichen Verhältnissen. Unter großem Beifall stellte. Abg. Fellisch (Mehrh.-Soz.) fest, daß die Opposition offenbar die Bedeutung der Gemeinde- ordnungsnovelte überschätze. Solche .Bagatellen dürften nicht zu polit.,chen Fragen gemacht werden. Wer die Demokratie nicht vor die Hunde bringen wolle, der müsse sich überlegen, ob ein Ding, über das man streite, auch wirklich diesen Streit wert lei. ES sei eine falsche Behauptung, daß die Negierung mit der vor liegende» Reform ein Gesetz vorgcl-gt habe, durch das die alten Zeiten des Obrigkeitsstaates zurückkämen. Gegc'n 19 Uhr avcnüs beantragt Abg. Menke (Linkssoz.) Vertagung der Sitzung. Abg. Erhebungen arbeiten nicht über 50 Prozent der deutschen Arbei ter mehr als 48 Stunden In der Woche. Inzwischen beschäftigt sich das Arbeitsministerium mst den Vorbereitungen sür eine endgültige Arbeitsgesetzgebung. Wir legen Wert darauf, alles in unserer Gesetzgebung sestzulcgen, wodurch uns eine Ratifi kation des Washingtoner Abkommens möglich ist. Die Zu sammenkunft der Arbeitsminister in Bern hat den Gedanken einer gleichzeitigen Ratifikation durch die großen Industrie länder erheblich gefördert. Die deutsche Regierung saßt das Ziel ernstlich ins Auge, denn Deutschland ist bereit, alles zu tun. was der Berbesserung des Loses der Arbeiterschaft der Welt dienen kann. Um den Äan-elsverlrag mit Spanien Berlin, 26. Mai. Die Zentrumsfraktion des Reichs- tages beschäftigte sich gestern in einer Sitzung mit dem deutsch spanischen Handelsverträge und der Zolltarisoorlage. An der Sitzung nahmen Reichskanzler Dr. Luther und Neichsautzen- minister Dr. Stresemann teil, die sich zum Handelsvertrags äußerten. Es kam zum Ausdruck, daß die Stellungnahme des Zentrums zum Handelsvertrags von der Entscheidung der Deutschnationalen abhängig sei. Im Anschlüsse an die Sitzung des Zentrums verhandelt Dr. Luther und Dr. Stresemann mit der deutschnationalen Neichstagsfraktion. Wenn bis Mittwoch keine Einigung zustande kommt, soll der Weg der Vertagung beschritten werden. M nulle ManzlM lies Ms Berlin, 26. Mai. Ter Haushaltsausschuß des Reichstages nahm gestern den Bericht des Abg. Er sing (Zentr.F über das Ergebnis der Verhandlungen des auf Wunsch des Finanzministers eingesetzten Unterausschusses über die gegenwärtige Finanzlage entgegen. Der Berichterstatter erklärt«: Wenn in «mzelnen Fälle» die Schätzung auch als zu hoch, in anderen wieder als zu voc>ichtig angesehen lHirde, so kamen wir im ganzen und großen zu der Auffassung, daß die stillen Rücklagen tm Etat, die nur in ganz bescheidenem Umfange vorhanden sind, sachlich gerecht fertigt sind. Ter Vorschlag der Reichsregierung, eine R-pa- rationsrücklage in Höhe von 220 Millionen Mark zu mache», ist heftig angegriffen worden. Ter Sparausschuß kam zu oer Auf fassung, daß die von der Reichsregierung beantragte Repacattons- rücklage sachlich gerechtfertigt ist. Nach eingehender Prüfung hält der Ausschuß die Auffassung, als ob im Etat große still« Re serven vorhanden sind, nicht für gerechtfertigt- Aber ebenso ist er auch der Auffassung, daß «ine st euer!: che Ueberlastung wie im vergangene» Jahre, auf die Dauer unheilvolle Folgen zeitigen würde. Ter Ausschuß hält es daher für seine Pflicht, all« beteiligten Stellen darauf aufmerksam zu machen, oaß durch die bereits beantragten oder gefaßten Beschlüsse in den verschiedenen Ausschüssen zwischen den Einnahmen und Ausgabe» des Etats setzt schon so große Spannungen geschaffen worden sind, daß bet ihrer weiteren Vergrößerung im Etat eine Untcrbitanz eintreten wird und damit die Gefahr rintritt, daß das Reich nicht mehr' in der Lage ist, seine öffentlichen Aufgaben zu erfüllen. Hiernach ist der Nntennisschuß der Ansicht, daß die Gefahr einer Störung des Gleichgewichts im Haushalt außerordentlich nahe »legt. Zur Verminderung dessen Ist auf der AuSgabcseltr die größte Vorsicht geboten, während die Eftrnalimen, falls d bisherig,» AnSgaben- beschlüsfe deS Ha»Shalta»ssch»sseS und der SpezialauSsthüsse aufrecht erhalten werden sollen, keinesfalls wesentlich mehr herab- gemindert »»erden dürf/n. Nach den Abg. Stückten (Soz.), Cremer (T. V.)» Dieic'ch- Baden (Dem.) und Hergt (Duat.) »ahm Reichsfinaiizmlnister v. Schl» eben das Wort. Er erklärte: Die im Etat 192-1 erzielten Mehreinnahmen haben nicht etwa allein dl« Wirtschaft belastet; sie sind vielmehr zu einem großen Teil «ntstanb-n äus Bethke (Soz.) und Vizepräsident Dr. Eckardt wider prechen h.-m Antrag, der hieraus abgelehnt wird. Um 11 Uhr tr'sft «inen neuen Bectagungsantrag des Mg. Liebinann dasselbe Geschick -- Große Heitvrkeit erzielt der Abg. Tr. Schmincke (Komm) mit einer Rede, ,n der er sich verbreitet über chinesische, russische und indische Zustände. — Präsident Winkler: Abg. Renner hat ,oeben „en v'.erten Vertagungsantrag gestellt. Man hat sich von dieser Seite, dc« allein an der langen Tauer der Sitzung schuld ist, sogar an die Vertreter der Presse genxmdt, um sie zu veranlasse», Proiest gegen die lange Dauer oer Sitzung einzulege». Ich bitte nnsece lieben Mitarbeiter von der Presse, diese» Stimmen nick, zu folgen. (Renner ruft verächtlich: Ach, die Schmocks.!) Abg. Bethke (Mehrh.-Soz.- erklärte: Hätte die Soll-lloemo. kralle vor fünf Jahren die Erfahrungen von heute als Gemeind»« verord ete, Stadtrüte und Bürgermeister gehabt, dann wäre ihr Standpunkt zu dem Gesche «in anderer gewe «„. Wir habe» die Pflicht, ein Gesetz zu schaffen, das rin Zusammenarbeiten der Geineindenntglieder mit den Gemeindevertreieri, gewähr leistet. Auf einen Zuruf Liebinnnns antwortete Bethke: Lin« Parteiführerschaft wie die Ihre hat aus der rote» Hockburg Sach sen eine Hochburg Hindenburg gemacht. Es ser eine Ehrenvflicht des Parlamentariers, die Konsequenzen aus dem Fi » anzelend zu ziehen, in das viele Gemeinden durch die Schuld ihrer Führer geraten sind. Ter Rat muß das Recht haben, d'e Gesetz- zu be anstanden, von denen er sieht, daß s'e die Inter«,,'«» der Ge meinde am schwersten zu schädigen geeignet sind. — Als Agb. Bethke seine Rede beendet hat, gehen mehrere Abgeordnete der Linken heftig gestikulierend auf ihn zu. Es fallen die sch wer st e » Drohworte. Unbeteiligt« trennen schließlich die streitender Parteien. — g.30 Uhr morgens wird ein weiterer Vertagungsan» trag Nenners abgelehnt. Bald darauf geschieht dasselbe in't dem nächsten Bertagnngsantrag. Tie Kommun'sten stellen sl« abwechselno, um die außerhalb des Saales sich aufhaltenden Ab- geordneten nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Gegen 5 Uhr morgens »ach Mündiger Sitzung ist ziemlich di- Hälfte der Vorlage durch gesprochen. Nachdem in der Nacht noch eine Reihe von A,träge» auf Vertagung abgelehnt worden war, erklärten am frühen Mor gen der Abg. Renner (Komm.) sür seine Fraktion, daß dw Kom munisten sich an einer weiteren Aussprache nicht mehr beteilige» würde», was mit großem Beifall der Rechten quittiert wurde. Gegen s/16 Uhr früh verlöschte» die Lampen, aber die Rede» dauern immer noch fort, s/,7 Uhr früh stellt Abg. Schnirch (Rechts..>z.) den Antrag, zur Abkürzung der Verhandlungen, bei den Bera tungen t»e noch restlichen Anträge des Rechtsaus,chns>es inst denen der Minderheit zu verbinden. In namentlicher Abstimmung, bei der 14 Abgeordnete fehlen, wird dieser Antrag Schnirch mit 60 gegen 22 Stimmen angenommen. — Gegen 9 Uhr beantragt Abg. Blüher Schluß der Aussprache. Ter An trag wird angenommen. Es entspann sich hierauf eine längere Geschäftsordnungsdebatt« über die Art der Abstimmungen. Prüft- dent Winkler schlug vor, die namentlichen Abstimmungen in zwölf Generalabstimmungen vorzunehmen. Dieser Antrag wurde an genommen. Präsident Winkler gibt bekannt, daß die 3 Lesung der Gemeindeordnung am Freitagvormittag 11 Uhr st.urfi»d:t. Auf der gleichen Tagesordnung steht ein M i ß t r a » e n S a n- trag der Linkssozialisten gegen den Innenminister Müller. Nentenmarkkreditgewinnen, aus Gewinnen der Silberprägnuch der Rentemnünzprägung usw. Wir werden für die Balance des Elats alles irgendwie Erreichbare zusammenholen müsfen. Da bei wollen wir nichts ohne Zustimmung des Reichstags unter nehmen. Sie können das Vertrauen zu mir haben, daß ich alles tun werde, einerseits dre Wirtschaft zu schonen, anderer seits zu verhüten, daß ein Loch im Etat entsteht. Revision -er bayerischen VolksgerichlsurieUe Berlin, 26. Mai. Das Plenum des Reichstages beschäftigt« sich gestern mit der zweiten und dritten Lesung des Gesetzent wurfs über die Wiederaufnahme des Verfahrens gegenüber Ur teilen der Bayrischen Volkvgerichte. Den Bericht des Nechtsausschusses erstattete Abgeordneter Dr. Haas (Dem.), er wies darauf hin, dah die Wiederaufnahme nach Ansicht des Nechtsausschusses stattsinden soll, auch dann, wenn die Frei sprechung des Angeklagten oder eine geringere Bestrafung zu er warten sei. Die Redner der Wirtschaftspartei und der Deutschnatio- nalen Partei sprachen sich gegen die Vorlage, der Sprecher der Sozialdemokraten und der Abg. Kahl (D. Vpt.f sür die Gesetzes» Vorlage aus. Bei der Abstimmung mutzte Auszählung stattsinden. Der Gesetzentwurf wurde unter großem Beifall mit 148 gegen 126 Stimmen als angenommen erklärt ÄaflenNassling Kenry Larmais Berlin, 26. Mai. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst von zuständiger Stelle erfährt, hat der Untersuchungsrichter auf die Vorstellungen der Verteidiger unter Aufrechtcrhaltung des Haftbefehles die Freilassung von Henry Barmat gegen Leistung einer Sicherheit von 10 »90 Mark angeordnet. Trotzes Schadenfeuer in Rieia Riesa a. E., 26. Mai. Heute früh gegen 4 Uhr brach in Grvba bei Riesa im Hafen-, Hobel- und Sägewerk Grotzseuer aus. Es brennen die riesigen Grundholzlager der Firma, die einen namhaften Wert darstellen. Sämtliche Feuerwehren der Umgegend sowie die Motorspritzen derLeipziger und Dres dener Feuerwehr sind an der Brandstätte erschienen. Di« Polizei hat umfangreiche Absperrungsmahnahmen treffen müssen, da durch den Brand die umliegenden Fabriken und Wohn gebäude gefährdet sind. Die Feuerwehr mutz sich auf die Ab wehr eines Uebergreifens des Feuers beschränken. SM MMl! Legationsrat Dr. Hommerich f. Der frühere langjährig« Chefredakteur der „Germania", Vortragender Legationsrat im Auswärtigen Amt. Dr. August Hommerich ist gestern nach kurzer Krankheit gestorben. Stratzenbahnerstreik in Halle. Die Angestellten der städtii schen Stratzenbahn haben beschlossen, zur Durchsetzung der Lohn« forderungen heute Dlenstagsrüh in den Ausstand zu treten. Ein Messerstecher gesteinigt. Aus München wird gemeldet: Am Sonnabend lauerte ein Mechaniker einen Hilfsarbeiter, mit dem er vorher in einer Wirtschaft einen Streit gehabt hatte, auf und versetzte ihm einen Messerstich in die Brust. Während ein Teil der Menschenmenge, die der Vorfall angelockt hatte, sich de« Verwundeten annahm, warf ein anderer Teil mit Pflaster« steinen gegen den Täter, der am Kopf getroffen bewußtlos zusammenbrach. Er ist gestern im Krankenhause gestorbech Weüerberiehl -er Dresdner WeNerwarle Witterungsaussichten für den 26. Mai abends bis 27. Mas abends: Heiter bis wolkig, warm, schwache, südöstliche bis süm westliche Winde
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