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Sächsische Volkszeitung : 20.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192505200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250520
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-05
- Tag 1925-05-20
-
Monat
1925-05
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.05.1925
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As AW -es NeWkilDMe» Schon seit langem ist es peinlich empfunden worden, daß der Reichspräsident angesichts seiner Verpflichtungen mit einem ganz außerordentlich bescheidenen Gehalt auszukommen ver pflichtet war. Das Grundgehalt des Reichspräsidenten betrügt 60 000 Mark, dazu kommen 40 000 Mark für Repräsentationen. Schon früher haben die Regierungsparteien eine Erhöhung der Betrüge angeregt, die jedoch Ebert nicht annehmen wollte, weil jedesmal bei den Erörterungen dieser Frage im Parlament so fort von der rechtsradikalen Presse Beschimpfungen ausgespro chen wurden. Nun ist aus Antrag des Zenlrumsabgeordneten Klöckner sür den Reichspräsidenten Hindenburg zu dem Grund gehalt von 60 000 Mark eine jährliche Aufwandsentschädigung von 120 000 Mark bewilligt worden. Wir billigen diese Maßnahme durchaus, ganz abgesehen davon, wer das Amt des Reichspräsidenten einnimmt. Der Reichspräsident muß in seiner Position als Vertreter des deut schen Volkes würdig gestellt sein. Wir können uns aber der Bemerkung nicht enthalten, daß die Rechtspresse, die jetzt diese Gehaltserhöhung für absolut richtig hält, ja ihre Erhöhung noch befürwortet, im Falle einer Wahl von Marx einen ganz anderen Ton angeschlagen hätte. Immerhin ist der jetzige Aufwand, der das Reich mit etwa 180 000 Mark belastet, kaum der zehnte T e il dessen, was früher an Zivilliste gezahlt werden mutzt».. M AMINIM ÄS WWMMS Neue Unbegreislichkeiten. ^Eigener Bericht unseres parlamentarischen Vertreters. Gestern wurde» die Verhandlungen, in der Hösle-Unter- suchung fortgesetzt. Vernommen wird lkr Gesängnisdirektor Bully. Aus den daraus erfolgten neuen Aussagen ergibt sich nur noch eine Verschärfung des bisherigen Bildes. Im Hinblick auf die nicht nur von Laien, sondern auch von ärztlichen Kreisen als geradezu unmöglich gehaltenen ärztlichen Gutachten über die Todesursachen Höfles, die, was ihnen absolut nicht zustand, ein Werturteil abgaben, ist es von Bedeutung, dah der Gesängnis- direklor erneut bestätigt, daß Dr. Thiele den angeblichen Ver- gistungserscheinungen keinerlei Bedeutung zumaß, daß er im Gegenteil ausdrücklich davon sprach, daß Hösle eine Lungenent zündung erhalten hätte, und daß diese zum Tode führen müßte. Der Zeuge bestätigt weiter, dah vor dieser Nacht, in der Hösle bereits im Sterben lag. sowohl Dr. Thiele, wie der Oberarzt Dr. Störmer eine lebensgefährliche Erkrankung Höfles s ü r absolut nicht vorhanden betrachteten, und das, obwohl schon tagelang vorher Hösle fortgesetzt in bewußtlosem Zustand war. Es ergibt sich weiter, haß die Unterrichtung über den ernsten Krankheitsfall viel zu spät au ihn erging. Sehr empfindlich sind auch die Feststellungen, daß der Gerichtsarzt Dr. Störmer überhaupt nichts gegen die Verglstungserschel- nungen unternommen hat. und daß Dr. Störmer ausdrücklich erklärte, «Ine Lebensgefahr besteh« nicht, auch als er eigens von dem Gefängnisdirektor danach befragt wurde. Dr. Wester fragt, wie viel prozentig tot man denn sein müsse, bis Lebens gefahr vorliege! Der Zeuge sagt, daß Sonnabends Hösle be wußtlos mar. Da er Sonntags noch bewußtlos gewesen, sei der Zustand als ernst, aber noch nicht für lebensgefährlich gehalten worden Aus die Frage Dr. Westers, ob Dr. Thiele die Unter richtung der Angehörigen und des Geistlichen im Hinblick auf den ernsten Zustand ungeordnet hätte, erklärt der Zeuge: Nein. Ueber den Fund der Tabletten kann sich der Zeuge keine Vorstellung machen. Er sagt: Es sei für ihn ein furchtbarer Ge danke, daß ein Anstaltsbeamter beteiligt gewesen sein könnte. Und da greift nun der Sachverständige Professor Lev in ein und dieses Zwiegespräch zwischen ihm und dem Gefängnis direktor gestaltet sich überaus spannend. Professor Lev in will wissen, wie die Gefängnisapotheke überhaupt kontrolliert wurde. Es ergibt sich dabei der für Aerzte geradezu unglaub liche Zustand, daß die Gifte überhaupt nicht kontrolliert wurden, weder In ihrem Zugang noch in Ihrem Abgang, daß gerade wegen der besonders scharf wirkenden narkoti schen Mittel überhaupt kein Buch geführt wurde und der gleichen mehr. Der Zeuge muß die Möglichkeit zugeben, daß da die Verschlüsse recht schlecht waren, die Medikamente auch unbefugt entnommen werden konnten. Die Schlafmittel, die nach den Bestimmungen separat behandelt werden müssen, sind ebenfalls mit den allgemeinen Arzneien verwaltet worden. Der Zeuge weiß überhaupt nicht, wo diese Schlaf mittel stehen. Er weiß nur, dah unter verschiedenen Be täubungsmitteln auch Morphium da war. Durch die Frage des Sachverständigen ergibt es sich, daß die Pfleger auch Spritzen zur Verfügung hatten, und daß keine Kontrolle darüber war, daß ganz besondere starkwirkende Giftmittel, die namentlich auf das Herz gehen und die auch Hösle verordnet sind, und die höch stens bis zu 10 Tropfen gegeben werden dürsten, ohne jede Kon trolle verabreicht wurden. Es ergibt sich weiter, daß ein Arznei buch nicht geführt worden ist, auch nicht über die Zahl der Tabletten. Der Sachverständige stellt fest, daß dasKranke »- journal so oberflächlich geführt ist. daß einen das Gruseln überkommt. Er, der Sachverständige, hätte ein langes Leben hinter sich, aber diesen Dinge» stände er fassungslos gegenüber, er stände in der Tat vor etwas ganz Un begreiflichen. Mir ist es nicht möglich, so fährt der Sachverstän dige fort, festzustellen, was denn Hösle im einzelnen verabreicht worden ist. Auf die Frage an den Gefängnisdirektor, ob er denn überhaupt eine Ahnung hätte, wie stark die Mittel, die Hösle verabreicht wurden, wirkten, erklärte der Zeuge: Davon habe ich keine Ahnung. Sachverständiger: Wissen Sie, daß eine Verordnung besteht, jede Verabfolgung solcher Schlaf mittel zu buchen. Zeuge: Neins!!). Das ist mir nicht be kannt. Sachverständiger: Haben Sic sich schon einmal klar gemacht, daß ein Mißbrauch durch Pfleger usw. entstehe» kann? Zeuge: Die Möglichkeit besteht, sü) Sachverstän diger: Haben Sie sich auch schon einmal intensiv diese Dinge wirklich klar gemacht? Zeuge: Dazu bestand keine Veranlassung. <!!) Sachverständiger: Also, weil Sie keine Veranlassung dazu hatten, unterließen Sie jede Kon trolle. Wan» war die letzte Medizinalrevision im Lazarett? Zeuge: Im November 1922. (!!) sGrahe Erregung und Hört- Hörtruse.) Sachverständiger: Haben Sie denn eine Wag- schale und einen Gewichtssatz für die Mittel? Zeuge: N e in. sü) Sachverständiger: Haben Sie ein Gefäß zum Abmessen? Zeuge: Nein. Professor Dr. Lev in bittet nun. den Gesängnisarzt Dr Thiele am Dienstagabend von neuem zu vernehmen. Er rechnet aber für diese Fragestellung mindestens 3—4 Stunden. Dr. Thiele ist beurlaubt worden. Bevor er seinen Urlaub an- tritt, soll er noch vom Untersuchungsausschuß gehört werden. Es sollen dann, wie der Ausschuß beschließt, nach Pfingsten durch den Sachverständigen Dr. LevIn auch die Gerichtsärzte Stör mer, Geheimrat Krauß und die Pfleger und Medizinalbeam- ten dos Gefängnisses einer genauen Befragung unterworfen werden. Abgeordneter Schmitt-Düsseldorf: Ist Ihnen mitgcteilt morden, daß Dr. Hösle am 16. und 17. schwer röchelnd in seinem Bett lag. Zeuge: Nein. Abgeordneter Dr. Schmitt- Düsseldorf: Sind Dinststunden für Dr. Thiele festgelegt? Zeuge:- Nein. Dr. Schmitt- Düsseldorf: Hat Dr. Thiele den schweren Fall Hösle einmal in der vorgeschriebenen Beamten- Konferenz vorgetragen? Zeuge: Nein, sü) Er Ist in letzter Zeitgarnichtdabeigewesen. Dr. Schmitt- Düsseldorf: Ist Hösle bei seiner Einlieferung alles Geld genom men morden? Zeuge: Ja. Dr. Schmitt: Danach wäre also ausgeschlossen, daß eine Bestechung der Wärter mit Geld in Frage kommt. Wann ist der Schlüssel zum Giftschrank geändert worden? Zeuge: Erst ln den leßten Tagen. Die Verhandlungen werden dann unterbrochen. M PlWWMiie -es MMWkS Berlin, 19. Mai In der gestrigen Sitzung des Reichstages wurde der Etat des Auswärtigen Amtes beraten Reichsautzenminisler Slresemanu hielt dabei, wie bereit» gemeldet, eine große programmatische Rede, bei der er sich entgegen feiner Gewohnheit streng an« Manuskript hielt. Die Rede behandelte sehr ausführlich haupt sächlich vier große Gebiete: Den Abbau im Auswärtigen Amt, Deutschlands außenpolitische Beziehungen, die Handelsvertrags verhandlungen und die Sichrrheitsfrage. Der Außenminister sagte dabei im wesentlichen: Ich habe mich in voller Uebercin- stimmung mit dem Haushaltsausschuh befunden, als ich erklärte, dah der Abbau des auswärtigen Dienstes nicht nur endgültig beendet sei, sondern unsere politischen und wirtschaftlichen Interessen uns zum Ausbau unserer Auslands vertretungen drangen. Unser Auslandsdienst bleibt gegenwärtig noch weit hinter der Zahl der Auslandsvertretungen zurück, welche wir vor dem Kriege unterhielten. Insbesondere sind die Interessen der deutschen Wirtschaft im Auslande noch völlig unzu reichend berücksichtigt. Vor einigen Tagen hat daher die Neichs- regierung dem Hohen Hause einen Ergänzungsetat vor gelegt, in welchem wir die Errichtung einer Reihe von weiteren Auslandsvertretungen schon jetzt beantragen. Wir werden den Dawes-Plan in derselben Weise wie bisher auch In Zukunft durchführen. Dieser Plan bildet die Grundlage für unsere auswärtigen Beziehungen. Selbstverständlich aber erwarten wir, daß auch die von unseren Neparationsgläubigern in London übernommenen Verpflich tungen mit der gleichen Gewissenhaftigkeit eing.chalten werden, die wir bewiesen haben und weiter beweisen werden. Ich ver wahre mich gegen die in der deutschen Presse hier n:d da ver tretene Auffassung, als wenn die Räumung des Ruhrgebte- t e s und der Sanktionsgebiete zu. dem in den Londoner Verein barungen festgesetzten letzten Termin des 16. August irgendwie gefährdet sein könnte. Im weiteren Verlauf seiner Rede ging der Außenminister aus die Beziehungen Deutschlands zu den einzelnen Staaten ein, die er durchweg als gut bezeichnete. Besonders hob er das vor treffliche Verhältnis zum Heiligen Stuhl hervor. Strese- man sagte: Unvergessen in Deutschland werden die rastlosen Be mühungen der Kurie um das Schicksal aller unserer Landsleute bleiben, die während des Weltkrieges und in der Nachkriegszeit in leibliche und seelische Not geraten sind. Unvergessen in der ganzen Welt wird die nie versagende Geduld und Zuversicht bleiben, mit der der Heilige Stuhl sich für die Verständigung zwischen den Völkern eingesetzt hat. Strcsemann gab dann sehr ausführlich einen Ueberblick über die Neuregelung unserer Handelsbeziehungen. Zwei Gesichtspunkte sind dabei für uns geltend: Gleich berechtigung und Meistbegünstigung. Daß wir bei solchen Verhandlungen auf die Interessen der eigenen Produk tion und des heimischen Marktes sorgfältig Rücksicht nehmen, ist eine auch vom Handelsvertragsgegner zu achtende Selbst verständlichkeit. Wie Sie aus der Ihnen vorgelegten Zolltarifnrvelle ersehen werden, bestehen die Vorschläge der Reichsrcgierung zum Teil in der teiliveiscn oder gänzlichen Wiederherstellung der während des Krieges außer Kraft gesetzten Zollsätze, zum Teil in einer zahlenmäßigen Erhöhung. Diese Erhöhungen beschrän ken sich in den meisten Fällen aber darauf, die im Jahre 1002 festgesetzten Sätze den veränderten Produktionsbedinaungen und Preisen insbesondere der Rohstoffe anzupassen. Während nach einer unlängst veröffentlichten Statistik die Ausfuhr aller Län der im Weltdurchschnitt auf 80 Prozent der Vorkriegszeit stand, betrug die deutsche Ausfuhr nur etwa 40 Prozent der Vor kriegszeit. Handelsabkommen sind bereits getroffen mit Ame rika, England, Belgien, Griechenland, Litauen, Nicaragua und Guatemala. — Der deutsch-spanische Handelsvertrag müsse ange nommen werden, da er den einzigen Weg zu einem definitiven Abkommen mit Spanien biete. Zurzeit schweben Verhandlungen Parlamentarischer Empfang bsim Rslchsinnenminlsler Berlin, 10. Mai. Am Moutngabend fand in den festlich ge schmückten Räumen des NeichsinnZnininisters Schiele ein par- lainentanscher Empsnng statt, an dem sich fast alle prominenten Persönlichkeileli im politische» Leben der Ncichshcinptstaot ein- zefnnden hatten. Man sah »eben zahlreichen Parlamentiarlecn säst aller Parteien sämtliche in Berlin anwesenden NeichSminister, den Reichskanzler, den Ncichsnnßcnministcr Dr. Stresenian», dg.z Rcichsfinanzminister von Schließen, den NcichSwirtschastsniinistec Tr. NeuhanS und de» Neichspostnunister Dr. h.e. Stingl. Auch viele prominente Vertreter der Kunst, der Wissenschaft und der Presse waren erschienen. Bald nach Beginn des Empfanges erschien In Begleitung des Staatssekretärs Tr. Meißner auch der Reichspräsident v. Hlndcnbnrg, der mehrere Stunden in lebhafter Unterhaltung u»t Persönlichkeiten aller Art bei den« Empfang verblieb. Es fanden -,wei.große Filniborfnhcungcn statt, die im Garten gezeigt wurden. Zuerst sah man die A„kn»st, den Euzzug und die Vereidigung des Reichspräsidenten. Später führte die Knltnrabtcilnng der Ufa einige Teile ans den. Film „Wege zur Kraft und Schönheit" vor, die allgemeinen Beifall fanden. Unter den anwesenden Persünlitb- le:ten bemerkte man unter anderen de» Persisches der österre'ch'- s.hen Staatsregierung, Herrn Minister Lndivig, der sich ücstichs- iveise in Berlin aushült. Gradnauer vor dem Darmalausfchutz Dresden, 10. Mai. Ter vom Sächsischen Lanotag eingesetzte Barniat-Untersnchnngsansschuß hörte gestern den" säch sischen Gesandten in Berlin Tr. Gradnaner über seine Be ziehungen zu Barmat. Gradnaner sagte a. anS, er habe o^e Br.rmnts kennen gelernt, als ec 1021 in Holland und Bel,sie» Be ziehungen '»> Interesse der sächsischen Industrie suchte. Von sichernden holländischen und belgischen Sozialisten sei ihm damals Borwat empfohlen worden. Geschäfte habe er nicht mit Barmat vermittelt, lieber die vielfach erörterte T a r l e h e u s a n g e - lege» heit sagte Gradnaner wener aus, er habe sich damals, weil er kein deutsche; Geld bei sich „ehnbt habe, von Barmat: 50 holländische Gulden und 1000 belgische Franks geliehen. Als er später Barmat das Gelo in deutscher Währung znrückgeben wollte, habe Barmat die Annahme perwc'gert und ihm gesagt, «r solle mit dem Gelbe machen was er wolle. Daranchm habe Gradnaner einmal öOOg und einmal 1000 Mark für gemeinnützige Anstalten in Dresden gestiftet. Diese Angaben wurden durch zwei vom 6. Februar 1021 datierte EmpsangSbes«li«:i,igungen be stätigt. Barmat habe dann noch mehrmals Geldbeträge gesandt, ine Gradnaner ebenfalls zu gemeinnützigen Zwecken verioandte. Er habe damals keine Bedenken getragen, von einem so reichen Manne mit Italien. Rußland, Japan, oer Schweiz. Schwebe» und Polen. Am weitesten fortgeschritten sind die Verhandlungen mit Italien. Unseren Nachrichten zufolge steht jetzt der Eingang der Note bevor, worin bi« alliiert«» Negierung«» uns endlich die Gründe Mitteilen wollen, die sie sür die Nichträumung der Kölner Zone anführen zu können glauben. Wenn die Verfehlungen Deuljch- lands so auf -er Hanü lägen, wie man es der Welt gegenüber darstellt, dann hätte man sich wohl eher darüber einigen können. Ist es aber nicht eine unerhörte Art des Borgehens, eine Hand lung wie dl« der Welterbesetzung der nördlichen Zone mit Be richten zu begründen, die man im Augenblick dieses Weitervcr- bleibens auf dem vertragsmäßig zu räumende» Bode» überhaupt »och nicht in Händen Kat und über die man sich später kaum einigen kann? Deutschland Hot die ungeheuerliche, im Jahre 1919 wahrscheinlich nicht von vielen Menschen für durchführbar gehaltene Abrüstung bewältigt. Den heute noch offenen Fragen kann lediglich die Bedeutung von Re st punkten zukommen, die bei loyaler Verständigungsbereitschaft ein nennenswertes Hindernis nicht darzustellen brauchen. Di« übrigen Mächte iverden gemäß dem Versailler Vertrag zu einem Anspruch auf Beibehaltung des gegenwärtigen Rüstungs standes in Deutschland nur dann berechtigt sein, wenn sie das Problem der allgemeinen Abrüstung tatkräftig auf greifen. In dieser Richtung haben sie bisher so gut wie nichts getan. Di« entscheidende Frage, die überhaupt das Kernproblem unserer Beziehungen zu den Alliierten bildet, liegt darin, ob die Sicherheitssrage unter den alliierten Westmächten allein oder unter Mitbeteili- gung Deutschlands zu lösen ist. Der Standpunkt der deutschen Reichsregierung in dieser Frage wird von dem Gesichtspunkt be stimmt, daß eine Lösung dieser Frage ohne Deutschland eine Lösung gegen Deutschland wäre. Unsere Vorschläge in dieser Richtung sind nichts als eine Zusammenfassung früherer Vor schläge. Sie sind erfüllt vom Geiste der Loyalität, haben aber mit Verzichtspolitik nichts zu tun. Cs gibt niemand in Deutsch land, der aufrichtig anerkennen könnte, daß die in flagrantem Widerspruch mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker ge zogene GrenzeimOsten ein« für immer unabänderliche Tat sache sei. Es kann deshalb für Deutschland auch keine Regelung der Siclferheitssrage in Betracht kommen, die eine nochmalige Anerkennung dieser Grenz« in sich schlösse. Was den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund anbetrifft, so liegt es auf der Hand, dah ein gedeihliches Zusam« menarbeitcn im Völkerbund überhaupt nicht möglich ist, solang« dorartige akute Differenzen, wie die in der Entwafsnungssrage, zwischen uns und den Alliierten ihre Lösung nicht gefunden haben und die Räumung der nördlich«« Zone durchs«führt worden ist. Die Rede des Außenministers wurde, abgesehen von ver einzelten Zwischenrufen der Kommunisten, vom ganzen Hause mit Aufmerksamkeit angehört und von der Mehrheit -es Hauses zum Schluß mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Kommenlare -er Berliner Presse Berlin, 19. Mol. Die Morgenblätter nehmen ausführlich zu der gestrigen Rede des Reichsouhenministers Dr. Stresemann im Reichstage Stellung: Die „Germania" meint, Dr. Stresemann sei es gelun- gen, dem Ausland deutlich zu machen, daß sich ln dem Kurs der deutschen Außenpolitik nichts geändert hat. — Der „Lokal- anzeigcr" meint: Die Bindung an ein Wort für Wort festge setztes Manuskript beweist, wie großen Wert man darauf legt, dem Kurs der Außenpolitik und ihrer amtlichen öffentlichen Vertretung keinen Augenblick Zufälligkeiten auszusetzen. — Di« „Deutsche Tageszeitung" hebt hervor, daß di« Rede eine Reihe außenpolitischer Rechtserklärungen und gut formulierte pro grammatische Kundgebungen enthalten habe. — Die „Börsen zeitung" sagt: Die Rede läßt darauf schließen, dah die Absicht sowohl der Regierung wie bei den großen Parteien besteht, die außenpolitische Debatte mit großer Ruhe und Sachlichkeit zu führen. — Das „Berliner Tageblatt" schreibt: Die Rede, die man an manchen Stellen als zu optimistisch betrachten mutz, gibt im Augenblick zu Anstellungen keine Veranlassung. — Die „Bos- fische Zeitung" stellt fest, daß sich Dr. Stresemann ein« autzer- ordentiich« Zurückhaltung auferlegt hat. — Der „Vorwärts" nennt die Rede instruktiv, sie bedeute nichts als eine Fortsetzung der bisherigen Außenpolitik. wie Barmat, Zmvendungen für wohltätige Zwecke anzunehmen. Gradnaner gab auch zu, daß feine Frau wiederholt Liebes gaben Pakete von Barmat empfangen habe. Er selbst habe keine Bedenken gehabt, bei der damalige» schwierigen Ernährunzs- läge, diese Pakete anzunehmen, >vo man sie hernahm, wo man sie kriegen konnte. Auf die Frage des kommunistischen Abg. Siewert, ob die Bewirtung der Unterhändler durch Barmat besonders üppig getvesen sei, erklärte Dr. Grabnauer, daß jedenfalls die Bewtr- lnng tu, Botschaftshoiel bei den Empfängen der Sowjetrepublik, an denen er teilgenommen habe, unvergleichlich glänzender ge wesen sei. Gradnaner gab ferner an, daß er sowohl an den Ministerpräsidenten Hcldt, wie auch Finanzminister Dr. Neinhold Empfehlungsschreiben für Barmat ausgestellt habe, als die Firma Barmat für die ihrem Konzern «»gehörigen «achsischen Nicderlajsungskredite von der Sächsischen Staatsbank haben wollte. Ministerpräsident Heldt habe aber abgclehnt und ihm selbst auch abgeraten. Gradnaner habe auch versucht, eine Verbindung zwischen Barmat und Rathenan zu vermitteln. Tie Zengenpernehmunge» sollen in der nächste» Woche mit der Vernehmung des ehemaligen Wictschaftsministers Schwarz ihren Abschluß finden. Die »eulschuaNvnale Auh Eine merkwürdig« Geschichte weiß der „Vorwärts" zu er zählen. Danach hatte der deutschnational« Lanbtagsabgeordiiet« von der Osten auf seinem GntSbezirt sich außerordentlich un gnädig darüber ausgelassen, daß in seinem Herrschaftsbereich 24 Marz-Wähler in die Erscheinung getreten sind. Ter „Vor wärts" berichtet darüber folgendes: Herr pon der Osten läßt seinen Zorn jetzt an den Ar beiter» ans und bemüht sich, sie wirtschaftlich zu benachteiligen. Besonders hat eS ihm ein seit Jahren beschäslijgtcr, dem Drutsclfen Landarbciterperbande angehöriger Arbeiter G. angetan. Ami Mai mußte dieser vor den „gnäd'gen Herrn" treten und folgende An sprache über sich ergehen lassen: „Der Zustand, der zw'schen ml» und Ihnen besteht, kann nicht länger so bleiben. Sie haben sich schon öfters ausgelassen, daß Sie mit meinen Anordnungen und Bestimmungen mcht zufrieden sind. Ich nehme an. d's, Sie mich einer von den 24 sind, die Marx gewühlt haben. Sie haben bkji mir eine Kuk erhalten, nun lassen S'e sich von Marx eine »ich geben. Sie sind hiermit zum 1. Oktober gekündigt. Ein niedliches Stimmungsbildchenl Metter-erlchl »er Dresdner MeNerwarl» Witterungsaussichten für den IS. Mai abend» bis 20. abends: Weiterkin warm >»rd heiter, Flachland mützige, höl Logen zeitweise lebhafte Wind« au« östlicher Richtung.
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