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Sächsische Volkszeitung : 22.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192405229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240522
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-22
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.05.1924
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svonnerstag, den 22. Mai IS84. «r. Itv. Seile S Eine gefahrvolle Nachtfahrt auf dem Menamstrom Wir entnehmen diese Leseprobe Sem soeben erschienenen Buche „Süftasiatische Fahrten und Abenteuer" von John Hagen- deck und Victor Lttinann (Verlag Deutsche Buchiverkjtätten, Dresden, Mk. 8.— in Halbleinen ahne SortimcntSzuschlags. Der bekannte Tierexporteur erzählt in diesem dritte,« Band« seiner Erinnerungen, neben zahlreichen hochinteressanten, spannenden Jagderlebnissen und Reiseabenteuern, von seinen Erfahrungen auf dem schwierigen und gefährlichen Gebiete des Trertrans- ports. > Ich hatte an einer feuchtfröhlichen Sitzung unter Freunden in der oberen Stadt teilgenommen und trat erst lange nach Mitternacht meinen Heimweg an. Und zwar auf dein Stroin mit meinem geliebten Grönländer, trotz deS dringenden Abratens der Lelteren unter den Freunden. Mein Vorhaben war in der Tat das, >vas deutsche Studenten unter einer „Kateridee" verstehen: ein toller absurder Einfall, der ohne den ganzen Leichtsinn der Jugend nicht denkbar wäre. Denn es war eine stockdunkle Nacht, ich hatte einen lange» Weg zurückzulegen, und auf dem Menam lauerten um diese Feit außer Stromschnellen und Strudeln allerlei andere Gefahren. Selbst die Polizeibeamten begaben sich nachts immer nnr in stärkeren Gruppen und selbstverständlich wohlbewassnet auf den Strom. Alles daS wurde mir von besonnenen Freunde» vorgehalten. Aber was nutzte das bei der eigensinnigen Unternehmungslust eines Jünglings, für dessen Ueberschus; an Kraft daS Ungewöhnlichste immer gerade am reizvollsten erschienI Ich lachte die Schwarzseher ans, machte an der LandungSstelle mein Kajak klar, nahm darin Platz und lenkte mit ein paar wuchtigen Poddelschlägen daS Bovt in den Strom und die ägvptische Finsternis hinein, wobei ich mich ganz aus meinen Orientierungssinn und — auf mein Glück verließ. AnsangS nahm alles den denkbar besten Verlauf. Ich hielt mich absichtlich in der Mitte des Flusses, wo mir bei meiner Talfahrt die starke Strömung zustatten kam und wo ich Zusam- mcnstöße mit anderen Fahrzeugen ain wenigsten zu fürchten hatte. Es >var. wie schon erwähnt, stockfinstere Nacht, denn wir hatten gerade Neumond und der Himmel war größtenteils bewölkt, so daß auch unr schwaches Sternenlicht herrschte. Meine kleine Bootslnterne trug natürlich auch nur sehr wenig zur Verbreitung von Helligkeit bei. Ich kan« rasch vorwärts mü> glitt an den großen Bautenkomplexen der City, am Museum, am königlichen Palast, an den Tempeln von Wat Poh und Wat Tscheng vorbei, deren Umrisse sich wie gespensterhafte schwarze Silhouetten vom etwas helleren Nachthimmel abhoben. Alles Leben auf dem Strom schien völlig erstarrt zu sein, wie schwimmende Särge lagen die im Menam verankerten Schiffe da, kein menschlicher Ton wurde laut, vom Ufer her drang nur Hähnekrähen und Hnndegehenl an mein Ohr — dieses für Bangkok typische Nacht konzert bleibt keinem der dortigen Kolonisten erspart —, und rauschend und glucksend trug mich der Strom auf seinem breiten Rücken dahin. Der kühle Nachtwind wehte erfrischend um meinen Kopf, der in der vorhergegangenen Sitzung etwas heiß und wirr geworden war. Mt Wohlgefallen gab ich mich dem märchen haften Zauber der Tropennacht auf dem Flusse hin und mußte leise lachen bei der Erincrung daran, mit welcher Beredsamkeit mich meine älteren Freunde von dieser herrlichen Fahrt durchaus hatten abhalten wollen. Schon befand ich mich auf der Höhe der Lhinesenstadt Gampeng, hatte also nur noch zwei Kilometer bis zum europäischen Viertel zurückzulegen. Da erhielt mein Grönländer auf einmal einen kräftige» Stoß — anscheinend war er mit einem treibenden Stück Holz kollidiert. Ich legte der Sache keine Bedeutung bei. Tiber bald danach mußte ich zu meinem Unbehagen die Entdeckung mache», daß das" Boot durch de» Zusammenstoß leck geworden war, und zwar ofenbar gleich in recht umfangreichein Maß«. Es lmuerte gar nicht lange, da saß ich vollständig iin Nassen und nahm wahr, wie das eingedrungene Wasser immer höher und lhöher an mir Heraufstieg, so daß es mir bald bis an die Hüften reichte. Das war kein rechtschaffener Grönländer inehr, daS war eine ainbulante Badewanne, die in wenigen Minuten zu oersacken und samt ihrem Insassen zu Verschwinden drohte. Es läßt sich denken, daß dieser so unerwartete, höchst fatale Zwischenfall meiner soeben noch rosigen Stimmung einen starken Dämpfer aufdrückte. Ich dachte zuerst ans Ansschopfen des eingcdrungencn Wassers, hatte aber keine Schöpfkelle mit, auch hätte dieses Verfahren bei der Größe de? Lecks nicht? genützt. Also blieb mir nichts anderes übrig, als daß ich schleunigst and Ufer zu lenkte »nd dieses so rasch wie möglich zu erreichen suchte. Das ging nun aber keineswegs init der wünschenswerten Geschwin digkeit, denn das voni Wasser beschwerte Boot kam nur sehr langsam vorwärts und hatte seine Manövriersähigkeit verloren. Kurz und gut, ich machte mich bereits mit dem Gedanken vertraut, mein trostloses Wrack zu verlassen und mich schwimmend an Land zu retten. Aber »och etwas anderes kam hinzu, um meine Situation so unbehaglich wie möglich zu machen. Ich befand mich, wie schon gesagt, zur Zeit des- Unfalls bei Sampeng, und just in der übelberüchtigtsten Gegend diese- Stadtteils. Ein Labyrinth von verdächtigen Spelunken bedeckt hier das Ufer, ein Labyrinth, das noch weit in den Strom hinein in einem Gewimmel von Wohn, booten und verankerten Dschunken seine Fortsetzung findet. Das ist mit seinen unkontrollierbaren Schlupfwinkeln und Verstecken daS Hauptquartier aller Schmuggler und sonstigen dunklen Existenzen, hier befinden sich die Spielhöllen der Eingeborenen und die obskuren Opiumkneipen, hier ist der Sitz der geheimen Gesellschaften, der politischen und sozialen Berbrecherocganisatio- nen, deren Mysterien dem Europäer ewig verschlossen und un ergründlich bleiben; hier wird unter dem Mantel der Nacht so manche schwere Tat vollbracht, so manches Opfer der Nachsucht und Feme gleitet dann mit einem Messerstich zwischen den Schul tern oder «ingeschlagener Schädeldecke lautlos in den Menam hinein und den Strom hinab — niemand hat es gesehen, niemand weiß davon, denn alle Bewohner dieses Labyrinths fühlen sich durch die Pflicht unverbrüchlichen Schweigens solidarisch mit- einander verbunden. Daß sich der Europäer in diesen Quartieren, gelinde gesagt, keiner großen Beliebtheit erfreut, leuchtet wohl ein. Er ver meidet es deshalb schon bei Hellem Tageslicht, sich hier mehr, als unbedingt nötig ist, sehen zu lassen. Sich aber zur Nachtzeit in das Gewirr der Spelunken zu verirren, wird ihm wohl nie mals in den Sinn kommen, cs sei denn, daß er einmal Ge legenheit hat, an einer Razzia teilzunehmen, die von der Polizei hin und wieder veranstaltet wird. Es war demnach für mich keine verlockende Aussicht, gerade an diesem übclberüchtigte» Ufer landen zu müssen, Von hundert Bewohnern der lieblichen Gegend hätten zweifellos neunzig nicht dar geringste Bedenken gehegt, »«ich um meiner Taschenuhr und meiner Barschaft willen definitiv verschwinden zu lassen, wenn sie die Sicherheit hatten, daß es niemals Herauskain. Ich wäre dann anscheinend das bedauernswerte Opfer meiner Sportleiden schaft geworden — zur Nachtzeit im Menam ertrunken, wie es inir meine wohlwollenden Freunde ja auch in Aussicht gestellt hätten, und ich sah im Geiste bereits die fetten Ueberschriften, gefühlvollen Nachrufe und warnenden Betrachtungen in der Kvlonialpresse Aber das waren alles überflüssige Gedanken, denn ich hatte gar kein« andere Wahl. Also bugsierte ich mein den« Sinken nahes Boot init äußerster Kraftanstrengung nach dem Chaos von Fahr zeugen aller Art, das dem Ufer vorgelagert war. Das ain weitesten draußen im Stroin liegende Boot war eine Dschunke. Ich hatte das Hinterschiff gerade erreicht, als das Wasser die Bordwände meines Kajaks überflutete. Mich auf dem rettungs los verlorenen Wrack in die Höhe reckend, konnte ich eine vom Schiff herunterhängende Strickleiter packen und zog mich init Klimmzug so weit cnrpor, daß meine Füße die unterste Sprosse der Strickleiter berührten. Mein armer Grönländer, an dessen Bergung ich unter diesen Umständen nicht denken konnte, trieb, halb unter Wasser, auf Nimmerwiedersehen davon. Jetzt hing ich also an der Strickleiter. A»S Wassersnöten war ich augenblicklich gerettet, so viel stand fest. Aber nun hieß eS wie bei den Nomankapiteln, die immer gerade an der spannendsten Stelle abbrechen: Fortsetzung folgt. Was würde die Fortsetzung dieses Abenteuers sein? Welchen Empfang hatte ich oben an Bord der Dschunke zu erwarten? Und wie kam ich von der Dschunke weiter anS Land? Ich überlegte einen Augenblick. Mein erster Gedanke war, mich schon jetzt durch Rufe bemerkbar zu machen. Aber ich gab den Plan sogleich wieder auf. Denn möglicherweise hielten mich die abergläubischen Chinesen an Bord der Dschunke, wenn sie auf mein« Rufe hin mich hier a» der Schiffswand hängen sahen, für ein Gespenst, für einen Sendling der Hölle, oder sie hatten vielleicht aus anderen Gründen nicht die geringste Lust, mir gast liche Aufnahme zu gewähren. Arif jeden Fall muhte ich damit rechnen, daß sie mich init einer ihrer langen Bootsstangen von der Strickleiter prompt in den Menam hineinkomplimentierten, mich vielleicht sogar durch Schläge mit der Stange schwer ver. letzten. Zu diesem Experiment wollte ich mich doch nicht hergebcn. Deshalb beschloß ich, vor allen Dingen einmal zur Dschunke hinanfzuklcttcrn. Hatte ich dort erst festen Boden unter den Füßen, so konnte ich die Dinge an mich herantreten lassen — schließlich nimmt es ein kräftiger Europäer doch noch immer mit drei Dnrch- schnittSchinesen auf. Gedacht getan. Ich kletterte also hinauf und lugte zunächst über das Bord hinweg ans Deck. Es war inzwischen Heller ge worden, da sich der Himmel zum größten Teil aufgeklärt hatte, so daß das Sternenlicht stärker zur Geltung kam. In dem fahlen Dämmerschcin« sah ich, nnr ein paar Meter von mir entfernt, drei Leute mit halbnacktem Körper auf de» Planken liegen. Es waren Schiffsknlis, und sie schliefen anscheinend einen sehr festen Schlaf, den ihren Mündern entfuhren die lieblichsten Schnarch- töne. Jetzt sah ich auch, daß ich von der Dschunke über ei» un mittelbar daneöen liegendes Wohnboot hinweg zu einigen Sam pans hinabklcttern und dann weiter auf einen Landungssteg ge langen konnte. Der Weg ans Ufer war also nicht allzu schwierig — nur das Wohnboot, das sich dabei nicht umgehen ließ, flößte mir Be denken ein. Der Wohnraum unter dem hochgewölbten Verdeck des Bootes war erleuchtet, man hörte von dort her Stimmen gewirr, es schien ein: größere Gesellschaft zu sein Jetz» wehre mir auch der Wind den saften, süßlichen Dust von Opium um die Nase. Eine schwimmende Opiumkueips, kein Zweifel. DaS «vor ein unangenehmes Hindcrniö auf dem Weg, aber cs hals »ich!-, es mußte genommen werden. Ich schwang mich nun leise über Bord und stand auf dem Deck der Dschunke. Zur Sicherheit holte ich meinen Revolver hervor. Zwar war es zweifelhaft, ob die Munition infolge deS eingedrungene» Wassers noch brauchbar war; immerhin hat auch ein nur gezeigtes Schießeisen schon eine gewiss« UeberreduugS« kraft. Vorsichtig schlich ich mich an den Körper,, der schlafenden Chinesen vorbei zur anderen Seite der Dschunke hinüber. Die Leute schlummerten ihren Schlaf des Gerechten ruhig weiter. An dem anderen Bordrand angelanzt, schwang ich mich darüber hinweg, ans das etwas tiefer gelegen: Deck des Wohn- bootes hinab. Das dünne Deck schien an solche Schwergewichte, wie das meines Körpers, nicht gewöhnt zu sein, eS krachte i» allen Fugen, so daß die im Wohnraum sitzenden Chinesen es unbedingt hören mußten. Ich eilte deshalb ohne weitere Behutsamkeit, die jetzt ohnehin keinen Zweck mehr hatte, Über das Dach hinweg. So. eben wollte ich zum Nächstliegenden Sampan hinuntervoltigicren und hatte das eine Bein schon über die Brüstung geschwungen, da — o Schrecken! — durchbrach ich mit dem anderen Bein das Dach, das hier wohl geflickt war, und konnte mich aus der Bresche nur mühsam wieder herausarbeiten. Ich habe mir später oft vorzustellen versucht, was wohl in diesem Augenblick in de» Köpfen der chinesischen Gäste des Wohn- bootcs Vorgehen mochte. Erst hörten sie jemanden über sich laufen, dann platzte ein unzweifelhaft echtes Europäerbein bis zum Knie durch die Decke ins Heiligtum der schwimmenden Spelunke hinein, und alles das zu einer ungewöhnlichen Zeit. Darauf kann sich auch das verschmitzteste Chinesengehirn, besonders wenn es vom Opium oder vom Fantanspiel umnebelt ist, nicht soforr einen Reim machen; jedenfalls mußte die Verwirrung im „Salon" un geheuer sein. In dem Augenblick, wo das geschah, hatte ich allerdings keine Zeit zu langen Betrachtungen. Ich sprang auf den hart neben dem Wohnboot liegenden Sampan hinab, hörte zeterndes Geschrei hinter mir her und hopste von einem Sampan zum anderen, bis ich den Landungssteg erreichte. Natürlich waren inzwischen auch die Insassen der leichten, wackeligen Sampans, die ich heftig ins Schaukel» brachte, erwacht, und ihre schlaf trunkenen Rufe mischten sich in daS Gekreisch der noch immer nicht beruhigten Stammgäste des OpinmbooteS. Für die zahl losen Hunde des Uferquartiers und der ganzen Umgebung war der Lärm dos Signal zur Eröffnung eines Monstre-GratiS. konzertes von kolossaler aknstisch-dynamischer Wirkung. Kurz und gut, mein fluchtartig beschleunigter Rückzug durch das Gassen gewimmel deS üblen Viertels in zivilisiertere Gegenden vollzog sich unter Ovationen, denen ich allerdings nicht den geringsten Wert beimaß. Eine halbe Stunde später langte ich in meiner Wohnung an und warf mich aufs Beit, um alsbald in festen Schlaf zu versinken. So endigte diese Nachtfahrt auf dem Menamstrom. Und der moralische Nutzeffekt für mich? War selbstverständlich die Anschaffung eines neuen Grönländers." Vermischtes — Ostdeutscher Kunst-Ring nennt sich eine in Breslau i»S Leben gerufene Konzert- und VortragSdirektion, die sich die organisatorische Förderung des geistig-kulturellen Lebens in Ost- Deutschland durch Veranstaltungen von künstlerischen und wissen schaftlichen Darbietungen jeder Art alz Ziel gesetzt hat. Die Leitung liegt in den Händen des Organisators der früheren „Wanderbühne Münchener Akademiker", Dr. Heinz Schrecker. Der Kampf um die Erhaltung der geistigen Kiiltnrgnter in der von Polen und Tschechen bedrohten Ostmnrk erfordert die Mithilfe aller gleichgerichteten Kräfte im Reich, deshalb verdient der Ostdeutsche Kunst-Ring als Vorposten fteS geistigen Deutschtums die nachdrückliche Unterstützung auch der Dresdner Knnstwelt. — Neues M us *cum in Dessau. Das anhaltische StaatS- niinistcrium hat sich entschlösse», ein neues Kunstmnseum in Dessau an der Stelle des vor zwei Jahren abgebrannten Theaters zu errichten. Die Mittel sind ans dem bereits abgeschlossenen Verkauf der Anhaltische» Kunsthalle gewonnen, und mit der Arbeit will man bald beginnen. In diesem neuen Gebäude soll der Kunstbesitz der Amalicnstiftung und des Würlitzer gotischen Hauses mit Leihgaben des herzoglichen Hauses und der Stadt Dessau vereinigt werden. Es würde steh dann eine Sammlung von WO guten Bildern ergeben, zu denen noch die bedeutende Handzeichnnngensanimlung und kunstgewerblichen Schätze kämen. Nun ist die Neuordnung des anhaltische» Knnstbesitzes „> Wörlitz und Dessau zwar eine Notwendigkeit, aber die geplante Lösung hat zu schweren Gegensätzen zwischen der Negierung »nd dem herzoglichen Hans geführt, von den, ein Theaterneubau ans dem Grundstück deS alten Theaters- gewünscht wird. U SM M MW W Bon Hans Dominik. Topyright by August Scherl iS. m. b. H. 1923, Berlin-Leipzig. (Nachdruck verboten.) (68. Fortsetzung.) Diese Febler waren „ie wieder ganz gutzumachen, und jetzt besiegelte der allgemeine afrikanische Aufstand das Schicksal der europäischen Kolonien dort. Wenn auch die in Afrika vorhandene schwarze Intelligenz und das dortige schwarze Kapital zunächst -nicht ausreichten, alle bisher von Weißen geführten Betriebe zu übernehmen und selbst zu leiten, so gelang es doch, sehr schnell Kapital und Intelligenz aus Amerika heriiberznziehen, und zwar um so leich ter, weil sie dort infolge des mißlingenden Aufstandes in ihrer Entwicklung gehen,mt waren. In schnellem, unwiderstehlichcin Sturmlaus hatten die schwarzen Heere in Afrika die geringfügigen weißen Streitkräfte übcrrannt »nd sich zu Herren der Lage gemacht. Alles, was die schwarze Nasse einst in der Kriegsschule der Weißen ge lernt batte, lehrte sich jetzt gegen die Lehrer. Bemerkenswert war die Disziplin, die dabei auch von schwarzer Seite genxchrt wurde. Zwar der instinktive Blutdurst der Negerlstere kam bei den Massakern voll znm Ausbruch und steigert« sich stellenweise bis zum Blntransch. Aber die Pliindernngen blieben in Kreuzen, und weitere Zerstörungen, namentlich der großen Industriewerke wurden durch eine vielfach drakonische Manneszucht verhindert. Was in diesen Werken doch vernichtet wurde, ging zum über wiegende» Teste durch die Wirkung der Kampsmitlel und bei de» gerade in den Merken selbst stattsindenden Kämpfen zugrunde. I», Laufe »oeniger Tage war ganz Afrika in der Hand der Afrikaner. Und nun zeigte sich sofort die Nottvendigkeit, dem schwarzen Indnstrieprolctariat dort Brot und Arbeit zu sichafse,,. Die neuen Machthaber musste,, wirtschaftlich genau an oerselben Stelle sortsahre», wo die frühere» iveißen Herren ansgehört harte». Soweit die Werke bei den Kämpfen betriebsfähig geblieben waren, wurden sie von der schwarze» Jndnstricbcvülkerung aus Selbsterhaltungstrieb so gnt cs ging in Gang gehalten. So weit sie zerstört waren, snchle man so schnell wie möglich »nd mit allen Mitteln Kapital und Intelligenz aus der schwarzen Bevölkerung Amerikas zu 'hrer Wiederherstellung hcranznziehen. Aber in Ermangelung einer einheiilichen Organisation mar das Ganze reichlich chaotisch. Man mußte übereilt improvisieren, und es ließ sich mit» Sicherheit voranssehen, daß die Entwicklung bis zu einer Wiederherstellung normaler Verhältnisse lange Zeit in Anspruch nehmen würde. Um so mehr, als die politischen Machtverhältnisse in Afrika durchaus strittig waren. Zwar die weißen .Herren waren erschlagen oder verjagt. Aber die seit so vielen Jahren von Idealisten ge planten schwarzen Vereinigten Staaten von Afrika standen noch in weitem Felde. Einstweilen gab es verschiedene große Reiche, deren Herrscher sich napoleonische,, Träumen Hingaben. Auch die großen Rassenunterschiede in Afrika selbst bildeten für die Einigung des ganzen Kontinents ein Hindernis. Tie nordasrikanische semitische Bevölkerung verspürte leine Neigung, mit der hamatischen Negerbevölkerung zusammcnzugehen. Im äußersten Süden des Erdteiles mit seiner starken und in Groß städten konzentrierte» weißen Besiedlung gelang es der weißen Nasse sogar, von diesen Städten aus die Herrschaft i» den Be zirken der alten Burenrepublike,, wiederzugewinneii. Nur das eine ließ sich mit untrüglicher Sicherheit Voraussagen, daß der sckgvarze Aufstand dem afrikanischen Kontinent auch für die Zu kunft schwere und blutige Kämpfe bringe» würde. Eigenartig wirkten sich die afrikanischen und amerikanischen Verhältnisse aufeinander aus. In Amerika waren die Dinge anders gegangen als in Afrika. Die Kunde von jener märchen haften, kaum zu glaubenden Vernichtung der großen gelben Armee hatte in Amerika dem an sich schon gut organisierten Widerstand der weißen Bevölkerung verstärkte Schlagkraft verliehe». Rest los, blutig »nd bittec war hier die Niederlage der aufständischen Schwarzen, für absehbare Zeit jede Hoffnung auf volle Gleich berechtigung mit der weißen Rasse erstickt. Unter solchen Verhält nissen mußten aber die Aussichten und Möglichkeiten, sich in Afrika erfolgreich und vollkommen frei betätigen zu können» für die regeren Elemente der schwarzen amerikanischen Bevölkerung einen großen Anreiz zur Auswanderung bieten. Es war hauptsächlich die jüngere Generation, die der Reiz der neuen Verhältnisse und des besseren Fortkommens nach Afrika lockte, während die Alten und Stnmpsgcwordenen in der Union blieben. Tie so nach der Niederschlagung des amerikanische,, Auf standes sofort stark einsetze,idc Allswanderung versprach der amerikanischen Union in absehbarer Zeit eine Entlastung vom Druck der schwarzen Bevölkerung. Freilich bedeutete diese Aus wanderung auch einen starke,> Aderlaß an Kapital und an billige» schwarzen Arbeitskräften. Eine Wirtschaftskrise für die Union nmr I,»vermeidlich. Toch ihr Ende ließ sich voranssehen, da die Jsrnbrandtschcn Erfindungen auch im Gebiete der amerikani schen Union neue und bessere Lebensmöglickfteiten für die weiße Rasse schassen konnten. Doch dieser Verlauf der Dinge ergab sich erst in Wochen und Monaten. Im Anfang war die schwarze Bewegung auch in der amerikanischen Union gefährlich genug, uitd erst nach schweren und erbitterten Kämpfen konnte die Ordnung wiederhergestrllt werden. Besonders gefährlich ,vurde sie da. wo das plündernd« und raubende schwarze Proletariat durch weißes Gesindel ähnlicher Qualität indirekt unterstützt wurde. I» Friskv war die Bewegung zunächst verhältnismäßig harmlos verlaufen.. Tie Organisation des Weißen Ordens hatte hier dank umfangreicher Vorbeugungsmaßnahmen sofort mit aller Schürfe und großem Erfolge eingegrisfen. So wurde es möglich, die regulären Truppe,, von dort nach und nach sort- znnehmen und in bedrohtere,, Staaten zu venvendcn. Aber der Schutz der Stadt lag jetzt fast ausschließlich in de» Hänoen der freiwilligen weiße» Organisation. Es ,var in de» ersten Tage» des August. Eine schwüle, drückende Hitze lag über Frisko. Selbst auf dein hochgelegenen San Matteo vermochte die leichte Seebrise nur wenig Kühlung zu bringen. Aus der meerwärts gewandte,, Terrasse von Garvin Palace saßen Francis Garvin »nd Helen unter einein leichten Leinen zelt. Helene? Hände spielten mit de», Pcipierstreife» des Wellen- telegraphen. Das Schlagen einer Standuhr ließ sie anfhorchen. „Vier Uhr, Pa! Wellington muß schon i„ Frisko sein." „Er muß jede Minute kommen!" „Mir scheint, Pa, deine Ungeduld nach Wellington 'st größer ats meine. Tic Tatsache, daß sein Name jetzt >>O aller Munde ist, daß die Zeitungen auch außer der Chikago-Pres, fast täglich über ihn schreibe», scheint dir gewaltig zu imponieren." „Gewiß, Dearyl Das gestehe ich unumwunden e„>. Ich hätte das, was er hier in den letzte» schwere» Zette» geleistet, nickst von ihn, erwartet. In ihm ist eben noch mehr als das übliche, in jeden, Journalisten steckende Stück von einem Politiker, Diplomaten und Militär vorhanden. Ich sehe nicht ein, weshalb er nicht auch später noch eine Nolle in der Politik der Union spielen sollte. Er hnt de» Kopf zu Größerem!" „Nnr nicht! Pa . . . nur nicht! ... Ich will (einen Politiker znm Mann. Tie haben alle keine Zeit, an ihre Fra» und ihre Familie zu denken." „Tu bist eigennützig, Hele»! Was ich sagte, war mein voller Ernst. Es wäre schade und für unser Land zu bedauern, n-n.c Wellington Fox seine große Begabung nicht voll auSwirken lassen könnte." „Aber Pa, ist das so? ... Tn übertreibst wohl ein lstßche»?" „Kcincsivegs, Hele»! Ohne seine Fähigkeit, die Fäden di« sich vom Gelben Reich über die ganze Erde spann len, zu entdecken, Vinter die Geheimnisse der seindlichen Organisation», auch der Schwarzen, zu kommen, wäre die Gejahr ül'ecrasckiend über ne» hereinzebrochen. Und ohne seine Tatkraft und Geschicklichkeit bei der Organisierung unseres Widerstandes wäre dar Lamp, wohl nicht so schnell beendet worden." » (Fortsetzung folgt.)
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