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Sächsische Volkszeitung : 22.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192405229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240522
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-22
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.05.1924
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Die okkulten Strömungen der Gegenwart Von P. Alois Mager O. S. B. Nachstehend veröffentlichen wir im Wortlaut den viel beachteten Vortrag, den P. Alois Mager O. S. B. auf der großen Wiener Katholiken - Vortragswoch« ge halten hat. Das movderne Geistesleben ist wesentlich von den treiben- den Kräften des deutschen Idealismus bestimmt. ES erreichte seinen. Höhepunkt in der Philosophie Hegels. Diese löste alles in Geist auf. Da- Körperliche wurde zu einer bloßen OfsenbacungS- weise des Geistes. Jeder äußerste Gegensah rnst seinen äußersten Gegensah hervor. Die Hegelsche Schule spaltete sich in zwei Flügel: in einen rechten und einen linken. Der rechte hütete das idealistische Gut, während der linke einen Materialismus ent wickelte, wie er radikaler nie dagewesen war. Es ist der Materia lismus. der als Naturalismus und Positivismus von den 40 Jahren des vorigen Jahrhunderts bis zum Weltkrieg daS europäische Denken beherrschte. ES sei »nr an Namen wie Feuerbach, Moleschitt, Vogt, Buechner, Eomte ». a. erinnert. Es war die Zeit der Religion ohne Gott und der Psycho logie ohne Seele. Die menschliche Geistesentwicklung folgt immanenten Gesehen. Sie kann sich nie lange in Extremen be wegen. Dazu kam daz katastrophale Kriegserleben, das daS Dies seits mit seiner Kultur in allen Fuge» erschütterte. Da erwachte urgetvaltig in der Menschcnbrust die nie auSrottbare Sehnsucht nach Nebersinnlichem, Außerweltlichcm, Jenseitigem, Geistigen«. In der Philosophie verdichtet es sich zum lauten Ruf nach Meta physik. Eine Flucht aus dem Sinnlichen in das Uebersinnliche sehte ein. Vom Standpunkt der christliche» Philosophie und der katho lischen GlaubenSnbcrzengung, auf dem wir stehen, wäre diese Wendung sicher zu begrüßen. Extreme aber schlagen in Extreme um. Und Extreme berühren sich. Sie stehen, im Grund ge nommen, auf derselben Stufe. Der Irrtum ist gleich groß, ob daS diesseitige Körperliche so ausschließlich betont wird, daß für Jenseitiges, Geistiges, kein Raum mehr bleibt oder daS Ueber sinnliche, Geistige so betont wird, daß alles Körperliche im bloße» Schein sich auflöst. Auf einer goldenen Mittellinie liegt, wie daS Gute, so auch die Wahrheit. Auf zwei Wegen gelangte die Mensch heit von jeher ins Uebersinnliche, Metaphysische, Geistige: Auf dem Wege der gesunden Vernunft, die in der überlieferten christ lichen Philosophie ihren Niederschlag fand und auf dem Weg des übernatürliche» Glaubens an die Offenbarung. Einer großen Mehrheit der Menschen liegt das Denken ebensowenig wie das Glauben. Der popularisiert« Materialismus hatte jedes Gefühl für metaphysisches Denken und christlichen Glauben > systematisch . untergraben, ja gerade Haß gegen alles Christliche den Massen eingeiwpft. Sie verstehen die Sprache der christlichen Philosophen lind der Offenbarungsreligion nicht mehr. Und doch brennt auf dem Grund der Seele der GegenwartSnienschen eine unbeschreib liche Sehnsucht nach Jenseitigem, Geistigem. Hier liegt der Grund, warum die okkulten Strömungen in der Gegenwart einen solchen Umfang und Hochgang erreichen konnten. Was ver steht man unter okkulten Strömungen? Allen okkulten Strömungen gemeinsam ist, daß sie mit Umgehung des wissen schaftlichen Denkens und des christlichen Glaubens die Menschen ui,mittelbar in Beziehung mit einer jenseitigen geistigen Welt bringen «vollen. Sie alle behaupten, dieses Ziel zu erreichen auf Grund von bisher unbekannte», aber tatsächlich vorhandene» und unter bestimmten Voraussetzungen wirksam werdenden Kräften des Menschen. Solche Kräfte, die dem gewöhnliche» und wissenschaftlichen Erkennen verborgen sind, aber in gewissen Wir kungen sich äußern, neuen «vir okkulte, geheimnisvolle Kräfte. Wir müssen zwei große Gruppen okkulter Strömungen in der Gegenwart unterscheiden: 1. Spiritismus und Okkultismus, 2. Theosophie und Anthroposophie. In gewisser Beziehung gehörte hierher auch „Die Schule der Weisheit" von Keyscrliugk in Darmstadt. Der Okkultismus fußt auf der Annahme, daß be stimmt veranlagte Menschen die Eigenschaft besäßen, uns mit der- jenseitigen Welt in Verbindung zu setzen. Diese Fähigkeit wird unter bestimmten Umständen geweckt und betätigt sich. Man nennt diese Menschen Medien. Sie bilden gleichsam die Fenster, durch die das Jenseits ins Diesseits herüberschaut und herüber wirkt. Der Spiritismus »eht in den jenseitigen Kräften, die so ins Diesseits herübcrreichen, Geister der Verstorbenen. Der Zustand, in dem das M:dinm sich befindet, wenn die okkulten Kräfte wirksam sind, nennt man den mediumalen Zustand oder den Traum. Während wir heute Vak beriifsinäß ge Gedanken lesen, die Suggestion, die Hypnose nicht mehr zu den okkulten Erscheinungen zähle», gibt es doch 'eine Reihe von Vorgängen, die wir als okkult bezeichnen müssen: Tischrücken, Tischklopfcn, Reden und Schreiben im Traume, zeitliches und räumliches Hell sehen, Wahrträume, Gedankenübertragungen, Fernwirken, Levita tionen, Apporte und die Materialisatiolisphänome'.i — die Zeit eines Vortrages reicht nicht, um diese Erscheinungen all ün ein zelnen durchzusprechen. Die Frage aber müssen wir »nS hier stellen: Was ist vom Standpunkt der Wissenschaft und Religion aus von den okkulten Erscheinungen zu halte»? Bemerken darf ich noch, daß der Spiritismus und Okkultismus ans den Aussagen und Offenbarungen der jenseitigen Welt durch die Medien eine Weltanschauung, ja eine neue Religion aufbaut. In der Stellungnahme zu den okkulten Erscheinungen gibt es heute zwei schroff einander entgegenstehende Ansichten Die einen sehen ini Okkultismus lauter Betrug und Täuschung, wenn sie auch einzelnen Medien subjektiven guten Glauk-en zubilligen. Es ist die BetrugSthevrie. Andere nehmen alles schlechthin als Tatsachen und Offenbarungen der jenseitigen Welt hin. Die VetrugStheorie stützt sich vor allem auf die berühmten Entlarvun gen von Medien, llnd weil einzelne betrogen, werden alle für Betrüger gehalten. ES ist eine billige Art und Weise, eine Sache dadurch zu erledigen, daß man sie schlechthin für Betrug und Täuschung erklärt. Die Entlarvung von Medien hat nicht schlecht-, hin beweisende Kraft. Die Eigenart des mediumalen Zustandes besteht gerade darin, daß er nur unter bestimmten Bedingungen zustande kommt. Daß das Zustandekommen vor Prüfungskommis sionen versagt, ist ebensowenig merkwürdig, als die Erscheinung, daß ein nervöser Prüsungskandidat, der an sich den Stoff gut beherrscht, vor den Prüfenden versagt. Nach den Erfahrungen, die ich persönlich auf diesem Gebiete machen konnte, wage ich mit Bestiinmchrit die Ansicht zu ver trete», daß zwar nirgends dem Betrug und der Täuschung Tür und Tor so offen stehe», wie auf okkultem Gebiet, daß eS aber Erscheinungen gibt, die Tatsachen sind. Ich gebe gerne zu, daß vielleicht 90 bis 98 Prozent der von der ulkult'süschen Literatur berichteten Erscheinungen ans Täuschung beruhen. Wen,, aber auch nur 5 Prozent von ihnen Tatsachen sind, dann müssen wir uns eben damit auseinandersetzen. Ich lehne die schlechtsinnige Vetrugstheorie mit Entschiedenheit als unsachlich ab. Meine wissenschaftliche Ucberzeugung ist, daß es wirklich okkulte Er scheinungen gibt. Es entsteht die Frage: Wie haben wir diese als Tatsache geltenden Erscheinungen des Okkultismus zu er klären. Es gibt zwei verschiedene Erklärungsweisen: Die spiritistische und ailimistische Theorie. Die spiritistische Theorie erklärt die okkulte» Erscheinungen aus dem Wirken außcrweltlicher Kräfte und „Intelligenzen". Die animistische Theorie vertritt die Ansicht, daß die okkulten Erscheinungen aus Kräfte» erklärt wer den können, die in der menschlichen Psyche selber schlummern, aber nur im medialen Zustand wirksam werden. Nach Unter suchung bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß die animistische Theorie unter zwei Bedingungen Geltung hat: 1. Wen» nachzuweisen ist, daß bei den spiritistischen Sitzun gen nie etwas anderes ausgesagt oder geoffenbart wird, alz waS im Bewußtsein oder Unbewußtsein eines lebenden Menschen vor handen ist. 2. Wenn sich Nachweisen läßt, daß es eine Gedankenüber tragung gibt. Bei allen Erscheinungen, die in der spiritistisch, okkultischen Literatur berichtet werden, fand sich die erste Be dingung immer bestätigt. Wenn auch das „Wie" der Gedankenüber» tragung noch wenig geklärt ist, das „Daß" wird heute allgemein zugegeben, daß Medien besonders empfänglich für Gedanken. Übertragung sind. Im mediumalen Zustand wird die menschliche Psyche von den normalen Bedingungen des Körpers losgelöst. Es werden da Kräfte frei, die sonst im normalen Zustand gebnn- den sind, jedenfalls in anderer Form sich äußern. Die mensch- liehe Psyche ist Geist und trägt in sich ähnliche Fähigkeiten, wie sie etwa außerweltliche Intelligenzen besäßen. Wenn aber die animistische Theorie sich bestätigt, dann bringt Okkultismus und Spiritismus die Menschen nicht in Berührung mit einer jen seitigen geistigen Welt. Sie kann also den Anspruch, den sie er- hebt, nicht mehr machen, daß sie mit außerweltlichen geistigen Wesen uns verbindet. Nein geistige Wesen haben eine viel um fassendere und tiefere Kenntnis von allen Dingen »nd Wclt- zusainineiihaiig von Bestimmung und Ziel der Menschen. Sie müßten uns neue Kenntnisse vermitteln können Dann könnte der Spiritismus !wr Wissenschaft, dem kulturellen und sitt liche» Fortschritt der Menschen unschätzbare Dienste erweisen. Der Spiritismus hat uns nicht nur keine neuen Erkenntnisse gebracht, sondern, was er zu offenbaren hat, «st vielfach so lächerlich und trivial, daß diese Geister tief unter dem normalen Menschen stünden. Der niediumalc Zustand bedeutet nicht eine geistige und kulturelle Hebung ocs Manschen, sondern ist ein krankhafter Zu stand, der vielfach moralische Minderwertigkeit zur Voiaussetzung hat oder dahin führt. Er zerstört die Gesundheit und zerrüttet de» Charakter. Diejenigen, die sich nach den Offenbarungen des Spiritis mus i„ ihren« sittlichen und religiösen Verhalte» richten, werden dem Leben entfremdet; sie werden unbrauchbar für Berufe, die dem Wohl der Menschheit dienen. Die katbolische Kirche hat eine Maßnahme geistiger Hygiene getroffen, als sie Spiritismus und Okkultismus verbot. Vor allem aber ist der Begriff des Geistigen, den der Okk.iltiSmus hat, in sich wider spruchsvoll. Cr unterscheidet sich nicht wesentlich vom Stofflichen „Okkultismus ist okkulter Materialismus." Die Theosophie unterscheidet sich von, Okkultismus dadurch, daß sie nicht auf Medien sich stützt, sondern geistig überragende Persönlichkeiten, auf die sogen. Eingeweihte»; oder Meister der Weisheit, die mit ihrer Erkenntnis unmittelbar i» die geistige Welt hiiieiurcichten. Die von Blavatzky und Olcott 1875 in Ncuyork gegründete „Thevsophische Gesellscha't" war »nsprüiig- lich mit Okkultismus innig verbrüdert, lind erst als sic später in Indien Anschluß an die indische Philosophie fand, streift? sie den okkultistischen Charakter ab. Was nun die Weisen aller Zeiten und aller Völker geistig schauten, macht den weltanschaulichen religiösen Gehalt der Thevsophie ans. ES ist ein versteck: materia listischer Pantheismus. Psychologisch lehrt er eine Siebeiiteiluiig des Meiischenwesens. Ethisch ruht er auf der Lehre vom K a r m a und der Wiederverkörpcriing. Weite Verbreitung, insbesondere in deutschen Landen, fand die Thevsophie in der Anthroposophie von Rudolf Steiner. Steiner war Generalsekretär der deutsche» Sektion der »cu- indischen Theosophie. Es kam aber 1913 zu einem Zerwürftiis zwischen Steiner und der gegenwärtigen Präsidentin der Tbeoso- phischen Gesellschaft, der Anni Besaut. Steiner trennte sich »nd nannte seine Theosophie „Anthroposophie". Die Anthroposophie will 1. ein Methode, Schulung und 2. Lehre, Weltanschauung sein. Die Anthroposophie geht von der Annahme an?-, daß in jedem Menschen eine besondere Erkemitnissähigkeit schlummere. Sie brauche nur geweckt und entwickelt zu werden, daun könne Tagesneuigkeiten ft Ausbreitung der Schlafkrankheit in England. Di« Schlafkrankheit macht in Großbritannien erhebliche Fortschritte. In den letzten beiden Wochen ereigneten sich in Birmingham 13 Fälle, von denen 8 einen tödlichen Ausgang nahmen. In Shifsieid zählte man 22 Fälle, von denen einer tödlich ver- lief. Seit dem 10. März wurden laut „Daily Mail" 217 Fälle gemeldet, 2 7 davon waren tödlich. Auch aus Nordirland werden Todesfälle gemeldet. Nach einer offiziellen Meldung aus London ivird nicht nur in London, sondern auch in Paris. Brüssel und Neuyork in den wissenschaftlichen Laboratorien an der Auffindung des Erregers der Schlafkrankheit gearbeitet. ft Tod des Generals Townshend. In Pari», wo er zum Besuch weilte, ist der Verteidiger von Kut-el-Amara, General Townshend, unerwartet gestorben. General Townshend ist 63 Jahre alt geworden. Er nahm 1884—85 am Sudanfeld zug teil. 1895 war er Kommandeur der von den Aufständischen ringeschlosscnen Feste Tschitral in Nordwestindien und 1898 unter Kitchener wieder im Sudan. Im Jahre 1900 nahm Townshend am Burenkrieg teil. 1903 wurde er Militärattache in Paris. Im Weltkrieg war der General 1914—16 Ober befehlshaber der feindlichen Truppen auf dem mesopotamischen Kriegsschauplatz und verteidigte Kut-el-Amara. Am 28. April 1916 mußte er sich den Truppen des Marschalls von der Goltz ergeben. Später vermittelte er den Waffenstillstand von Mudras. ft Bombenattentat aus den chinesischen Außenminister. Ein bekannter Bote ließ im Hause des Außenministers Wel lington Koo in Peking eine Schachtel zurück mit dem Bemerken, sie enthalte Gegenstände für Koos persönlichen Gebrauch. Den Absender zu nennen, weigerte er sich. Koo ordnete an, die Schachtel zu öffnen, während er selbst in seinem Studierzimmer verblieb. Als der Diener den Deckel abnahm, explodierte eine in der Schachtel befindliche Bombe und ver wundete drei Diener, deren Zustand bedenklich ist. ft Mit der Schaufel erschlagen. Wie elsässische Blätter melden, wurde in Straßburg die Tochter des dortigen angesehenen Metzgermeisters Hey mann, ein junges Mädchen von 22 Jahren, ermordet, das mit einem Mühlhausener Advokaten verlobt war. Das junge Mädchen hatte sich nach dem längere Zeit bereits geschlossenen Hotel Eontinental begeben, uni dort eine zum Verkauf angebotene Badewanne anzusehen. Der Pförtner, der frühere Tagelöhner Blies, wußte das Mädchen aus dem ziveiten Stock in das Erdgeschoß zu locken, unter dem Vorwand, ihr noch eine andere Badewanne zu zeigen. Dort schloß er plötzlich ab, stürzte sich auf das Opfer und suchte es zu erwürgen. Als das Mädchen um Hilfe rief, erschlug er es mit einer Schaufel, die in der Nähe stand. Er schleppte die Ermordete in den Keller, um sie dort zu vergraben. Da der Boden zu hart ivar, lieh er sich einen Handkarren, steckte die Leiche in einen Sack und warf sie in den Kanal. Die über das Ausbleiben der Tochter beunruhigten Eltern begaben sich nach dem Hotel, wo sie ebenfalls von Blies empfangen wurden, dessen verdächtiges Benehmen zur polizei lichen Anzeige veranlaßte. Aus aller Welt 2VK neue Reichstaasabqeordnete Aus den «etzt ausgestellten Fraktionslisten des Reichstags ergibt sich, daß im ganzen 206 neue Abgeordnete in den Reichstag cinziehen. Darunter befinden sich 47 Deutschnatioliaie von insgesamt 96, drei auf der für die Landliste gewählten Abgordneten von iiisgsaint 10, zwei Volksparteiler von 44, 29 Deutschvölkische von 32, drei Welfen von fünf, sechs Dcmo- kraten von 28, 18 Z e n t r n in von 66, ein Bayrischer Bauernbund von drei, vier Bayr. Volkspartei von 16, 23 Sozialdemokraten von 100, 52 Koininuiilsten von 62. Ganz neu in den Reichstag treten ein der Wirtschaftsbund des Mittelstandes mit sieben Abgeordneten und die Deutschsozialen mit vier Abgeordneten. Auch die Zahl der Doppelmandate mit dem preußischen Landtag ist ziemlich bedeutend. Insgesamt sind LaudtagSmitglieder 10 Deutschiiativnale, zwei Volksparteiler, zwei Wirtschaft-Sparte«, fünf Sozialdemokraten und fünf Kommunisten, insgesamt 28, während die Demokraten, Deutschvölkischei,, Deutschsoziale, Land sitze und Welfe» keine Mitglieder in ihren Preußenfraktioneii auf- weisen. Die Zahl der «vei blichen Mitglieder des neue» Reichstags beträgt 26. Deutsche Kunst in Paris Paris, 20. Mai. Das Konzert Gebouw-Orchester und der Tonkunstchor aus Amsterdam, die beide unter der Leitung des Kapellmeisters Willem Viengelberg stehen, haben gestern abend die 9. Sinfonie von Beethoven mit dem Schlußchor in deutscher Sprache im Theater des ChampS Elysee zur Ausflihrung ge bracht. Das Programm wurde durch die erste Vecthovensche Sinfonie ergänzt. Die aussührendcn Künstler erzielten ebenso wie bei der Aufführung der Matthäuspassion von Bach am Vor abend einen ungeheuren Erfolg, der nach dein Schlußchor sich zu förmlichen Begeisterungsstürmen steigerte. Das Quartett wurde von den Damen Peltenburg und Durige mit dem Tenoristen Urins aus Berlin und dem Bassisten Denys aus Amsterdam gesungen. — Deutsche Uraufführung einer frnnziisischcn Oper in der Schweiz. Am Züricher Stadttheater fand in Anwesenheit zahl reicher in- und ausländischer Pressevertreter die Ilraufsührung der kvmischen Oper „Maruf, der Schuster von Kairv" vo» Henry Ra baut in deiltscher Sprache statt. Nabaut,. der Direktor des „Evnservaloire National" in Paris, Hai der Oper eine Episode ans „Tausendlindeiner Nacht" zilgrnndegclcgt und hat dem heiteren Werk eine graziöse, feinfühlige Musik beigegeben, die daS ausverkanste Haus zu stürmischem Beifall hinriß. Der Komponist, der Regisseur, Direktor Paul Tredis, der Dirigent Kapellmeister Robert Denzler und die Träger der Hauptrollen mußien sich immer wieder dem Publikum zeigen. — Ei» blinder Bildhauer. Oskar Baum erzählt in Wester- maunS Monatsheften von dem französische» Bildhauer Vidal (1832—1892), der in seinem 22. Lebensiahre erblindete, seine Kunst aber nicht aufgab. In kurzer Zeit Hutten sich seine Hände an die Arbeit ohne Sehen gewöhnt. Es war bewnnderungs- würdig, wie er die Einheit der Form ans dem Summieren der Teilberührlingen allfzufasseii verinoclste. Gleich si inem berübmte» Lehrer Baryo ausschließlich Tierbildhaucr, besuchte er Menagerien, befragte Tierbändiger, ja, trat sogar mit ihnen in den Käfig der wilden Tiere. Die früher betriebenen naturvisssnjchastlichen Studien kamen ihm jetzt sehr zunutze; er beobachtete genau die einzelnen Organe und das Spiel der Muskeln, ließ sich auch Photographien ausschnciden, »in die Silhouetten zu befühlen. Seine Werke wurde» wiederholt in Paris ausgestellt und mehr fach mit Medaillen miSgezeichnet. Da man nicht glauben wollte, er habe als Blinder diese Kunstwerke geschaffen, kam. eine Kom- Mission in sein Atelier, um ihn arbeiten zu sehen. — Die deutschen Opcrnfestspiele in London. Von den Deutschen Festspielen an der Londoner Cooentgardcu-Oper liegen nu» die Zeitungsberichte vor, die einmütig und voll Begeisterung die Wiederkehr deutscher Kunst begrüßen. Die Aufführung des -Ringö" war ein stürmischer Erfolg, auch die Erstaufführung her „Salome" wurde sehr daukbal: eutgegeiigenoinmeil. Für die deutschen Sänger fallen Worte schmeichelhafter Anerkennung ab. Bender, Kirchhofs, Svot, Reiß, BuerS, Scharr, Gertrud Kappel haben eine ausgezeichnete Presse, ebenso Bruno Walther als Dirigent. Von der Dresdner Oper ist Helena Jung beteiligt, deren Erda als höchst eindrucksvoll gerühmt wird; ihre Szene mit dem Wanderer wird als ein Höhepunkt des „Siegsried"- Abends hevborgcchoben. — Von den Auspuffgasen ohninächtig. Ein seltener Unfall ereignete sich in den beiden Tunnels, die die Hauptverkehrsadern zwischen Pittsburg und seinen fünf südlichen Vororten bilden. Da die Straßenbahn streikte, benutzten alle Geschäftsleute ihre Autos, um durch den Tunnel in die Stadt zu fahre». Der Verkehr war infolgedessen so stark, daß die Autos nur im Schneckeiitcinpo vorwärtskamen. Die Tunnels füllte» sich alsbald mit den giftigen Auspuffgasen. Die Führer wurden zum Teil ohnmächtig und verlören die Gewalt über ihre Fahrzeuge. Schließ lich mußten Rettungsmanschnften mit Gasmasken eiiigreifere. lieber 40 Personen iiegcn zum Teil im bedenklichen Zustand im Krankenhaus.
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