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Donnerstag, den IS. Mai 1824 Nr. 113, Seiic 6 sehr hochsahrend u»d selbstbewubt. Die Niederlagen und De»nit>- -ungeii, die seine Leute im Ost-Tibet durch die Chinesen erlitten hasten, und die dauernden Versuche der Chinesen, den Chntnktu »an Urga gegen ihn auk-znspielen, hatten im Dalai-Lama den Haß gescluirt und seine Rachegelüste gegen China gesteigert. Er sann basier unausgesetzt auf neue Mittel, die Untaten der Chinesen »u vergelten und damit gleichzeitig seiner Sache nnd der Sache der Kirche schliesslich dach nach z»,n Siege zu verhelfen. Nach dem der Kicchenfürst i„i rotbemalteu Amtsgebäude des Kloster abtes von Kumbum über die bewegten Ereignisse der letzten Zeit Zerempils vertraulichen Bericht entgegengenomnien hatte, atmet« er erleichtert ans. Nun mutzte er, dass es ihm gelungen war, seine chinesischen Feinde über die wahren Vorgänge im Reiche der Gläubigen zu täuschen. Ter Dalai-Lama lobte Zerempll ob der getroffene» Matznahmen und sprach ihm besondere Anerken nung aus dafür, daß «c die Klöster Amdos nach mißglücktem Plane hatte anweisen lassen, der chinesischen Regierung ehrerbietig und unterwürfig zu begegnen. Der Kirchenfürst hielt nunmehr sei» neues politisches Pro gramm bereits für so weit reis, daß er es wagen zu können glaubte, zu einem neuen Schlage gegen China ausznholen, um bei seinem Besuch« in Peking nicht nur seine alten Rechte wieder- zuerlangen, sondern auch China gegen England auszuspielen, das verhaßte chinesische Joch abzuschütteln, an China blutige gliche zu nehmen, und damit endlich unumschränkter Herrscher über Tibet zu iverden. Seit dem englisch-japanischen Bündnis und dem chinesisch japanischen Krieg hatte sich das Nrtionalbewnßtsein der Japaner, wie überhaupt der Asiaten, dauernd entwickelt, besonders fuckte aber das begabte, ansstrebende japanische Volk aus mannig fachen Gebieten seinen Tatendrang endlich auszuwirken. Japan begann an allen asiatischen Fragen lebhaftes Interesse zu zeigen und widmete sich dem Studium oer asiatischen Probleme, vor allem dem russisch-astatischen, viel intensiver als bisher. Der Dalai-Lama war davon überzeugt, datz die Völker i„ Zukunft mit der Großmacht Japan al? einem der stärksten Staaten Asiens zu rechnen haben würoen. Tobden-Lama war daqer bestrebt, Japan als Faktor in seine Rechnung mit einzustellen, und wollte mit dem amtlichen Japan i„ engere Fühlung treten. Er ging von der Ansicht aus, daß Japans Ehrgeiz in Asien die Hegemonie erringen wolle, und datz ans diesem Grunde alle d>'vlomatiscl>en Maßnahmen auf dieses Ziel gerichtet feien, da mit kein anderes asiatisches Reich je in die Lage kommen könne, Japan an der Durchführung seiner Absichten zu verhindern. Dalai-Lama rechnete dabei m>t Eroberungsgelüsten Chinas in Tibet nnd glaubte, datz Japan bereit sein würde, einen über wiegenden Einfluß Chinas rechtzeitig aus das in Lha-sa ge- wünschte Maß herabz,«drücken. Bei den engeren britisch-java nischen Beziehungen, so kalkulierte er, dürfte Japan in einem solchen Vorgehen der stillschweigenden Unterstützung Englands um jo sicherer sein, als gerade Englands inzwischen vorgelegter for meller Verzicht auf seine >m Vertrage von Lha-sa ausbedungenen tibetischen Erwerbungen aller Wahrscheinlichkeit nach auf Japans Einfluß zurückgesührt werden müssen, sowohl durch diese,, Ver zicht Englands als auch durch das am 30. August 1907 abge schlossene cnglich-rnssische Abkommen war — und das war für das politische Oberhaupt Tibets von besonderer Bedeutung —7 die Oberhoheit Chinas von diesen beiden Staaten anerkannt. Ta sich außerdem sowohl Rußland als auch England in diesem Vertrage verpfichtete, kein tibetisches Geb et zu annektieren, war sür China der Weg nach Lha-sa sreigeworden. Der Dalai-Lama war überzeugt, daß sich nunmehr das ehrgeizige China die Gelegenheit nicht entgehe» lasse» werde seinen General Tschao anznweisen, bis nach Lha-sa vorzustoßeii und somit ganz Ost- und Zentral-Tibet dein „Reich der Mitte" einznveclclbcn. Mil dem Columbus nach Neuyork (Von einem Spezialberichterstatter.) Neuyork, 30. April 1924. The Proof of the Pudding is in the eating! Den Kuchen darf man erst nach Tische loben. All das rauschende, beinahe überschwenglich erscheinende Lob, das dein neue» Niesendampser des Nordd. Lloyd nach der Besichtigung auf der Weser gespendet wurde, bedurfte erst der Bestätigung durch die volle Fahrt im wetterwendischen Ozean. Nun hat der „Colu in b u s" die Probe hinter sich, und er hat sie glänzend bestanden. Die gleich beim ersten Anblick bestechenden Aeuszerlichkeiten haben sich sämtlich auch praktisch bewährt, die sozialen Einrichtungen des Schiffes können schwerlich überholen werden. Seine hervorragenden nauti schen Eigenschaften erregten nicht nur die Bewunderung der Fach leute an Bord, sondern wurden auch von den Passagieren bei dem reichlich stürmischen Wetter als eine wahre Wohltat empfunden. Wenn bei Windstärke 10 ein Ballabend stattfinden kann, ohne das; die tanzenden Paar« von der Bewegung des Meeres und des Schiffes etwas verspüren, so ist wohl jede weitere Prüfung über flüssig. Die guten Erfahrungen,- die mit dem Typ des George Washington gemacht wurden, sind ebenso auf der Schichanwerft, die nach dem ersten der Entente verfallenen „ColumbuS" auch dieses Prachtschiff herstellte, wie nach dem Stapellauft, bei der maschinellen, technischen und architektonischen Jnnenausrüstung bis zum Aeußersten nutzbar gemacht. DaS Zwischendeck ist, wie auf allen neueren Schisse» der Nordamerika-Fahrt, vollkommen beseitigt, und durch eine dritte Klasse ersetzt, mit deren Komfort kein Schlafwagen irgend einer Eisenbahn in Konkurrenz treten könnte, zumal im Anschlüsse an die Schlafkabine» große Speise räume und besondere Gcsellschaftssäle den minderbemittelten Reisenden dieses Schisses dieselbe soziale Ungehemmtheit sichern, deren sich die Gäste erster und zweiter Klasse erfreuen. Mit Erfolg hat sich der Norddeutsche Lloyd auch bemüht, bei der Einteilung und Ausstattung der Schiffsräume gewisse Ucber- treibungen zu beseitigen, die an den großen Schnelldampfern unmittelbar vor dem Kriege mancherlei Kritik rechtfertigten. Was aber wirklichen Wert hat, z. B. der reich eingerichtete Turnsaal sür schwedische Heilgymnastik, vortreffliche elektrische Lichtbäder, eine in jeder Hinsicht entzückende Bibliothek ist über die alle Ueberlieferung hinaus gebaut und trägt außerordentlich dazu bei. die Gastlichkeit und Behaglichkeit des ganzen Aufenthalts auf dem Schiffe zu erhöhe». Gerade darin darf kein modernes Schiff versagen, sollen sich seine Reisenden alsbald zu 'euer gesellschaft lichen Vereinigung zusammenfinden, ohne die der Einzelne sich aus einem solchen Ozeanriesen leicht in völlige Vereinsamung ver lieren könnte. Den reichhaltigen mnsikalischcn Veranstaltungen, die diesem Zwecke dienen, hat der Nordd. Lloyd auf dem ColumbuS ausgezeichnete, in hohem Maße belehrende und anregende Film vorführungen hinzugefügt, die allgemeine Anerkennung fanden. So wurde von dem Vortragenden Oberingenieur D. Dreher an einem Abend ein Lehrfilm gezeigt, der den Ban eines solchen Dampfers in allen seinen Einzelheiten von der Kielstreckung bis zum Stapellauf in wahrhaft überwältigender Weise vorführte. Dabei wurde den Zuhörern unter anderem auch die Wichtigkeit derjenigen Einrichtungen vor Augen geführt, die jedes Eindringen von Salzwasser in die Kessclspeisung verhindern. Der Vor tragende erinnerte daran, daß in der Schlackt am Skagerrak der kleine Kreuzer Rostock von den eigenen deutschen Torpedoboote» in di« Luft gesprengt werden mußte, weil er an der Wasserlinie einen verhältnismäßig kleinen Treffer bekommen hatte, der das Eindringen von Salzwasser in die Kessel unvermeidlich machte, was unbedingt zu einer Explosion führen mußte. Nicht minder eindrucksvoll war ein Film, der die Herstellung und Einrichtung der Optik ans dem Rote Sand-Leuckstturm an der Weser-Mün dung behandelte. Auch der Vortrag über die sogenannte Zeitlupe, die künstliche Verzögerung der Wiedergabe von Filmaufnahmen zum Zwecke des genaueren Studiums der eiirzelnen Bewegungs- Phasen, wird überall vollen Erfolg haben. Der „ColumbuS", der am 22. April 1 Uhr nachmittags den Hohe Weg-Leuchtturm auf der unteren Weser verlassen hatte, erreichte, wie vorgesehen war, im Laufe des Nachmittag am 30. April die Einfahrt zur Neuyorker Bay, konnte aber wegen ziemlich starken Nebels nicht mehr rechtzeitig die Quarantäne- Formalitäten erledigen und ging deshalb vor Staten Island vor Anker. Am 1. Mai um 8 Uhr früh lag er an der Landungsstelle in Brooklyn. Der glänzende Verlauf der Reise wurde am 28. abends durch ein Festkonzert zum Besten der SeemannS-Kassen des Nordd. Lloyd gefeiert, um dessen Durchführung sich besonders eine Deutsch-Amerikanerin, Frau Lütge, verdient machte, die dies mal den Atlantischen Ozean zum 127. Male kreuzte, darunter 90mal auf Schiffen des Nordd. Lloyd. Unter ihren Helfern in dem vorbereitenden kleinen Kreisen befand sich auch Kapitän König, der erfolgreiche Führer des Unterseehandelsbootes Deutschland, dessen abenteuerliche Fahrt von Bremen nach Amerika und zurück während des Weltkrieges nicht mir der Ge schichte der deutschen Schiffahrt, sondern der deutschen Geschichte überhaupt angehört. Es war nur ein Ausdruck der allgemeinen Verehrung für diesen hochverdienten Mann, daß seine Persönlich keit während der ganzen Ueberfahrt einen der gesellschaftlichen Mittelpunkte des Schiffes bildete, mit dem er infolge seiner Stellung in der nautischen Abteilung des Nordd. Lloyd auch durch feine gegenwärtige Tätigkeit verbunden ist. Das Festkomitee unter der Leitung des Admirals Hollwcg trug namentlich infolge der Mitwirkung der Gemahlin des Berliner Hotelbesitzers Adlon, die sich als eine Sängerin von bemerkenswerter Leistungsfähigkeit erwies, einen vollen Erfolg nicht nur in finanzieller Beziehung davon. Der Präsident deS Nordd. Lloyd, Heineken, der mit mehreren Mitgliedern der Direktion diese Jungfernfahrt -des größten Schisses der deutsche» Handelsmarine initmachtc, und dessen kluger und erfolgreicher Taktik die deutsche Schiffahrt zu verdanken hat, daß das Schiff überhaupt, noch dazu unter für die Gesellschaft sehr günstigen Bedingungen st, den Verkehr gebracht werden konnte, durfte sür eine ansehnliche Zuwendung an die Seemannskasse danken. Wie dankbar die Passagiere für die Annehmlichkeiten und die nnansgcsetzte Fürsorge, deren sie sich von, frühen Morgen bis in die Nacht ans dem Schisse zu erfreuen hatten, geht aus dem Telegramme hervor, das am Tage der Ankunft in Neuyork an die Bremer Direktion gesandt wurde, und in dein insbesondere auch der Anerkennung für den im Dienste deS Lloyd seit vielen Jahren bewährten Führer des ScknsfeS. Kapitän Johnsen, herz lichster Ausdruck gegeben wurde. Beim Verlasst.' des Schisf-s wurden diejenigen am meisten beneide«, die ihre Rückreise nach Europa wiederum mit diesem prächtigen Dainpfer zu nnter- nehinen in der Lage sein werden. Möge sich an den neuen „ColumbuS" alles Gute sür seine Erbauer und für die deutsche Wirtschaft anschließenI W. T. B. Wetterkatastrophen vor hundert Jahren Die Unwetter- und Ueberschwemmungskatastrophen der letzten Tage rufen die lange Reihe ähnlicher Ereignisse im Jahre 1824 in Erinnerung, zumal es sich — wie vor hundert Jahren - bei der Katastrophe von Amalsi um Vorgänge handelt, die aus tektonische Ursachen — Veränderungen im Gesicht der Erd rinde — zurllckzuführen sind. Die Katastrophen des Jahres 1824 verteilten sich auf fast drei Viertel des Jahres und zogen — unter ausfallenden Be- gleiterscheinnngen — ganz Europa nnd vermutlich auch die übri gen, damals mctcorlogisch noch nicht kontrollierten Erdteile in Mitleidenschaft. Wenigstens liegen Berichte aus Persien vor, die von entsprechenden Ereignissen erzählen. Für Deutschland begann die Folge von Katastrophen mit dem überraschenden Eintreten eines fast beispiellosen Hochwassers im Fluß gebiet der Elbe. Die Stoßkraft der reißenden Fluten wurde noch verstärkt durch große Mengen von Flöß- und Scheit holz, das mitgerissen wurde und insbesondere an den Brücken verheerend wirkte. Ein paar Tage später wurden die Dörfer Zell, Zirkenbach und Garmerz In der südwestlicken Uingebung des Vogelsgebirges plötzlich unter Wasser gesetzt. Die Ursache war der Ausbruch mehrerer sehr starker Quellen am Himmelsberge, die — unter hohem Drucke — große Mengen Wasser zutage förderten. Vier Wochen sväter träten Elster nnd Pleiße sehr überraschend über die Ufer. Ein vorausgegange ner elsstündiger Regen von unerhörter Heftigkeit soll die Ver anlassung dazu gewesen sein. Wahrscheinlich ist. daß auch in diesen« Falle unbekannt gebliebene tektonische Vorgänge den ivahren Grund der Ueberschwemmung darstellten. Vom August bis ln den Dezember hinein folgen sich ähn liche, schlimmere Katastrophen fast ununterbrochen. Am schlimm sten hat der Südwesten Deutschlands zu leiden aehabt. Mannheim entgeht dem Allerschlimmsten nur dadurch, baß iin letzten Augenblick der aegenllberlieoende Nheindamm reißt und den Fluten, die die Stadt zu zerstören drohen, Abfluß ver schafft. Schwer betroffen wurde auch das Neckartal, desglei chen das obere Donau-, M„rc>- nnb cs»ll->cktnl artigerweise die kleine Dreismn bei Freiburg I, Br, eine klare Grenrsckeide für das Katrastrophengebiet bildet. Diese Totlocke in Verbindung mit den überall — in -mn- Euro«o — wiederkeb- renden Bemerkungen über gleichzeitige Erderschütterunaen und Auftauchen neuer, teilweise unter Druck stehender Quellen weist ganz unzweifelhaft ans die tektanisck" Natur dieser ganzen Ka tastrophenperiode hin. Auch andere Länder «varen an dieser Un- alücksperiodo stark beteiligt. Frankreich insbesondere mit den Maas- und Maseldevartements, Holland mit seinen Küstendistrik ten, Dänemark. Englands Südmestküste. Rnßlond m't dem Wolgagouvernements und Petersburg. Für Petersburg ivar die Katastrophe beispiellos. Am 19. November stand die Flut durch schnittlich 3 Meter boch in den Straßen und hinterließ am 20. No vember eine verwüstete Stadt. Für Zahlenmystiker sei noch gesagt, daß die 24er Jahre noch sonst allerlei auf dem Kerbbalz haben. 1324 wurde Holland durch eine von furchtbarem Weltsturm ansgestaute Flut ver wüstet. die 5000 Menschen das Leben kostete. 1424 erlebte der Oberrhein die seit Menschenaedenken schlimmste Hochwasser- Katastrophe, der große Teile von Basel zum Opfer sielen. f Das Wiener Bnrgtheater hat keine Anzleliniegskraft mehr. Während es früher dex Ehrgeiz aller deutschen Schaulvieler und Schauspielerinnen war, an die Wiener Burg verpflichtet zn Iverden, tut sich das Wiener Bnrgtheater heute sehr schwer, gute Kräfte zu halten; denn alle guten Schauspieler nnd Schau spielerinnen in Wien gehe,« zu Max Reinhardt über. Von den früheren Mitgliedern der Burg wirken bereits Hermann Nomberg und Hugo Thimig an Reinhardts Joscsstädter Theater, Otto Schmäle und Hans Tbimig folgen nach Schluß dieser Spielzeit, Ebenso steht der Austritt der beiden Hanhtdarstelle- rinnen der Wiener Burg, Frau Bleibtren und Frau Medelsky, ans dem Verband des Burgthcaters bevor. Obwohl das Wiener Burgtheater den beiden Damen vor kurzem einen Vertrag ein- geräumt hat, dcinzufvlge sie ilire vollen Bezüge auch i» oer Pension weiter erhallen, verhandeln sie augenblicklich mit Mar Reinhardt. Tic Pensionsbezüge des Wiener Bnrgtbeaters bleiben ihnen übrigens auch dann gesichert, wenn sie als vensioniertc Mit glieder des Bnrgtheaters ein anderweitiges Engagement .«»nehme» würden. M SW kkll MW M Von HanS Dominik. Copyright by August Scherl G. m. b. H. 1923, Berlin-Leipzig. (Nachdruck verboten.) (61. Fortsetzung.^ Die Kompagniclnstkräste sind, wie Sie anordneten, in Wiernv konzentriert. Abwehrmaßnahmen sind an den technisch wich tigen Stellen organisiert worden, aber ich überschätze ihre Be deutung nicht. Das Land «st gegen Lusta«,griffe so gut wie loehrlo-s. Tie dsnngarische Pforte steht offen. Dort ist der Weg ans drcihnnoert Kilometer sre«." Georg Jsenbraudt nickte. „Gut . . . sehr gut . . . Herr General Sie sagten drei hundert Kilometer . . . «varum nicht »och etwas weiter?" „Well dort die besten Ausnahmestellungen waren!" Georg Jsenbraudt sann einen Augenblick. „Gut! Es wird auch so gehen. Das Orenburger Schiff ist gekommen?" Ter General nickte. Tie Uebernahnic seiner Ladung wird in einer Stunde be endet sein . . . Herr Generali Diese Luftflotte hält sich alarm bereit. Ich vermute, daß in drei Stunden die Zeit, ihren Auf trag anszufuhren, sür sie gekommen sein wird." „Ich staune über die Genauigkeit Ihrer Nachrichten, Herr Jsenbraudt!" Um Jsenbrandts Lippen spielte ei» dünnes Lächeln. „Gold wirkt ans beiden Seiten gut. Gegen Gift bilkt nur Gegengift. Das «st eine alte Regel." Er brach seine Rede jäh ab und wandte sich der Wand zu, wo plötzlick der automatische Fnnkenschreiber zu arbeiten begann. Seine Augen überflogen die Zeichen auf dem herausquellenden Papicrstrcifcn. „Hallo! D ie Gelbe» fliegen ab . . . schon? . . . Unsere Dispositionen ändern sich. Die Geschwader, die ihre Ladung genommen, fliegen sofort nach ihren Zielen!" Ter General eilte in das Nebenzimmer . Durch seine Adju tanten ließ er die telephonischen Befehle hinausgeben. Tann kam er zurück. Georg Jsenbraudt hatte inzwischen die Depesche zu Ende entziffert. „In der Morgendämmerung werden die chinesischen Land- streitkrnfte die Grenze überschreilen . An der sibirisch,» Grenze nur mit schwachen Kräften. Ter Hauptstoß dort erfolgt später." General Biilvlv warf einen Blick auf die Karte. „Man möchte verzweifeln, wenn man daran denkt, ditz die russischen LuststreltkrSste dort im Norden unbeschäftigt stehen und hier bitter fehlen. Wieviel Sicdlerblnt und -gut wird uns diese russische Hartnäckigkeit kosten? Georg Jsenbrandt hatte sychi erhoben. „Herr General, ich gehe jetzt zn den Standplätzen unserer Flngjchiffe. Sobald das letzte Geschwader von hier kort ist, fliege >ck nach Noraen zum Saisan-Nor. Wir treffen uns später in Semipalatinsk in Ihrem Hauptquartier." Am Abend des 7. Juli war Toghon-Khan in Khan«« angekommen. Hier liefen Pie Nachrichten von allen Stellen seiner Front ei». Georg Jsenbranbt hatte seinen Plänen durch die Errichtung des Dammes von Telck ein schweres Hindernis entgegengesetzt. Wohl war es seinerzeit gelungen, den Damm durch die Hochwasser katastrophe nnd die verräterische Svrengung zum größeren Teil zn zerstören. Aber auch die gewaltigen Reste des N'escnbauwerkes boten den vorstoßenden chinesische» Streitkrüfte» »och ein schwer überwindliches .Hindernis. Wenn die Kompagniekräfte ihrerseits eine plötzliche Schmelze ln den Jlibergen verursachte», tvenn die plötzlich st» Tal gehenden Wassermassen sich auch nur vor den Tammruinen stauten, war oas Trl für jede größere Truppen- menge kaum passierbar. Die Gebirge des oberen Jlitales waren datier schon seit Wochen unter einer derartigen Bewachung durch gelbe Luftstreitkräste, daß an ein Schmelzen in größerem Stile nicht gedacht werden konnte. Trotzdem war der Weg durch das llntere Jlital außeroroent- sich erschwert. Nur wenn cs gelang, die Kompagniestellungen an den Berglehnen zu umgehen, den Damm selbst zu nehme» und in seine Trümmer breite Durchfahrten einzusprenge», war die Passage für größere Heeres,nassen möglich. An diese Aufgabe batte der Regent seine beste Truppe» aus der mongolischen Randgebirgen gesetzt. Von der Schnelligkeit, mit der hier der Vorstoß gelang, hing viel vom Erfolg des ganzen Krieges ab. Anscheinend viel einfacher gestaltete sich der Durchbruch im Jrtvschtal. Durch seinen Nachrichtendienst hatte der Regent er fahren, daß die weißen Truppen jenes Tal beinahe bis Semi palatinsk hin geräumt hatte». Vergeblich hatte er mit seinem Stabe oie Gründe für diese Bewegung zu erforschen gesucht. Er wußte zur Genüge, daß er an dem General von Bülow einen erfahrenen, verschlagene,, Gegner hatte. Daß hinter dieser un erklärlichen Maßnahme eine Finte stecken müsse, sah ec ein. Aber welche? Nur mit halbem Herzen schloß er sich der Ansicht seiner Generalstäbler an, die den Standpunkt vertraten, daß die Kom- pagnickräfte sich dorthin und auch noch weiter zurückziehen würden, bis starke europäische Truppen zu ihrer Aufnahme da wäre». Seine Besorgnis war so groß, daß er noch in letzter Stunde große Teile der Nordarme- aus die dsungarische Pforte oirigierte. Weil aber die Eisenbahnen und sonstige» Verkehrsmittel schon durch die Transporte »ach dem ersten Plane voll in Anspruch aenominen waren, mußten diese zusätzlichen Streitkräfte in der Hauptsache marschieren. Im Laufe des 8. Juli kamen die Meldungen der aeiben Luftstreitkräste nach Khami. Vorslng ohne Widerstand! Ter Regent vernahm es mit Verwunderung. Gerade an der Grenze batte er den stärksten Widerstand oer vorzügliche» Kompagniestreitkräfte erwartet. Bombardements der Siedlungen! Er geriet in Unruhe. Wo steckten die Kompagniestreitkräfte? DaS kampflose Vordringen verstärkte sein Mißtrauen iinnier mehr . . . Wv konnte die Kompagnteflotte stecken? T,e nächste» Meldungen brachten ihm Antwort. Eine Ant wort, die freilich an Klarheit viel zu wünsche,i übrig ließ. Kleine Geschwader, weit verteilt, überall in der DsungareiI Aus unsichtbaren Höhen stießen sic, wie gemeldet wurde, herab. Mit einem Gefühl der Erleichterung nahm der Regent die Meldungen auf. Die Entsendung vieler kleiner Geschwader schien daraus hinzudeuten, baß sie die Ausgabe hatten, aen An marsch durch Bombenabwürfe zu stören. Die merkwürdige Tat sache, daß diese Geschwader allen Kämpfen säst ängstlich auS- wicken, mußte diese Auffassung bestärken. . Er hatte genug Luftkräfte in der Reserve, um diesen ver streuten Kompagniegcschwadern cntgegenzutreten. Jetzt endlich glaubt« der Schanti, den gegnerischen Plan zu durchschauen. Zeit gewinne»! Ten Vormarsch i„ der Dsungarei erschweren und an der Front durch langsames Zurückgehci, verzögern . Ter nächste Tag brachte Nachrichten von allen Seiten. Nackrichte», die wohl geeignet waren, den Negenlen in seiner Auffassung der Lage zu bestärken. Die Meldungen vom linken Flügel seiner Kräfte lauteten nickt günstig. Die Uebergänge in das Fcrghanatal waren durch Sprengungen und künstliche Hindernisse so erschwert, daß nur die Möglichkeit geblieben war, die Truppe» st, Transportkreuzern vorzubringen. Nur einem Teil dieser Kreuzer war es gelungen, Truppen unversehrt zu landen. Plötzlich waren hier starke Kampf schiffe der Kompagnie aufgetreten und hatten der gelben Flotte schweren Schaden zugefügt. Es sah gerade so ans, als ob die Luftstreitkräste der Kompagnie hier Versteck gespielt hätte», »,» nach dem Durchflug der leichten gelbe,, Luftkräftc nach Westen die schweren Panzerkreuzer, welche die Truppeu-KonvoiS begleiteten, mit unverbrauchten Kräften ansallen zn könne». Tie Lage der gelandeten chinesischen Truppen war besorg,liscrrcgend, da lie sofort in schwere Kämpfe mit den gegnerischen Truppen verwickelt wurden. Aber schließlich war der Stand der Dinge im Ferghana» ral für die Gesamtlage nicht von großer Bedeutung. lgortsehunq folgt.,