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Bilder ans dem Mönchsleben der Gegenwart*) Bon P. Fridolin Seg müller O. S, D. Eine selten idenl-poetisch gel>altene Schilderung führt uns ins Tal der jungen Donau, dort >no der Sage nach schon im tO. Jahrhundert oder vielleicht noch früher das in höchster Blüte stehende Kloster St, Gallen eine» Ableger im ichwäbischen Boden einsenkte. Sicher dokumentiert ist die Gründung einer klöster lichen Niederlassung in Neuron durch das Aligustinerjlift Kreuz ungen, nachdem die erste Kirche angeblich durch die sengenden und brennenden Ungar» zerstört worden mar. Milten in den Stürmen des großen mittelalterlichen Kulturkampfes, des Jnvesti- turstrcitcs, kamen 1077 die thurgauischen Augustiner Chorherren und gründeten die Propstci Neuron, die zuletzt als Abtei über 700 Jahre bis 1802 bestand, ohne indes je eine überragende kirch liche und kulturelle Bedeutung zu erlangen. Nachdem die Mar- tinSabtci der Aufklärung und Revolution am Anfang deS 19. Jahrhunderts zum Opfer gefallen und im Laufe einiger Jahr zehnte der Vereinsamung und Verödung fast zur Ruine geworden war. wurde sie 1868 wieder durch das edle Brüderpaar Maurus und PlaziduS Wolter aus Don» zu neuem Leben erweckt und nach schwere» Anfängen 1868 zur Abtei erhoben. In die Jugend jahre der neuen Stiftung führt uns der Verfasser, der als ideal angelegter, begeisterungsfähiger Musensohn seine Heimat im deutschen Nom verlies;, und in der schwäbischen Alb jene heilige Ruhe und Klosterstille suchte, welche er in seinem heiligen Köln und in den Nhcinlanden nirgends finden konnte. 'Wir klopfen mit dem Ordenskandidatcn an der Klosterpforte, empfangen mit ihm freudig klopfenden Herzens das Ordenskleid und durchkosten mit ihm im Erslliugseifer der Probezeit und NildungSjahce den unge trübten Seelenfrieden in dem Land, ' Wo keine Wetter ziehen. Die Sonne immer scheint Und ewig Blumen blühen lind nie ein Aug' mehr weint. Wir glauben, ein Stück der christlichen Ilrkirchc wieder erstan den zu sehen, wo „alle ein Herz und eine Seele waren", wenn »ns Blicke gestaltet werden in die „Schule des göttlichen Dien stes", wie der Gesetzgeber und Patriarch deS Klosterlebens im Abendland, der hl. Benedikt, seinen Orden nennt. Den Mittel punkt des ganzen Tagewerkes bildet der feierliche Gottesdienst, der mit Psalmengesang und heilige» Lesungen anhebt, bevor die Sonne aufsteht, im hl. liturgischen Opfer, umrahmt von altehr- würdigcn Choralweiscn, sein Zcnith ersteigt und nveudS mit de», Gottcslob wieder endet. DaS ist freilich eine Lebensweise, die einer materialistischen Welt mit ihrem geschäftigen Treiben und Hastvn nie einleuchten wird. Daneben erhält jede?, auch das unbedeutendste Geschäft und Vorkommnis des täglichen Lebens, seine höhere Weihe durch licfsymbolische Beziehung auf die über natürliche Sphäre und seine Heiligung und Veredlung durch Ge horsam und Opfergcist, sei cs .Handarbeit, sei cs Verzicht auf eigenen Willen und freie Selbstbestimmung, sei cs Studium und Geistesschaffen. Mit Ehrfurcht erfüllt uns die tiefsinnige religiöse Handlung, wenn der Abt selbst de» neueintrctendcn Novizen vor Ilebergabe des Ordenskleidcs die Füs;e wäscht und dann zum Zeichen ihrer Aufnahme in die neue Familie eine» ander» Namen beilegt, den sie fortan führen; wenn bei der ßlelübdcablegung nach bestandenem Probejahr die Neuprofcssen wie Tote auf dem Boden des Chores hingestreckt mit dem Leichentuch bedeckt werden, zum Zeichen, das; sie fortan der Welt abgestorben seien, und dann nach Unterzeichnung der Gelöbnis- und Entsaguugsurkunde von sämtlichen Ordensbrüdern den Friedenskuß erhalten. Die Welt kann es freilich nicht verstehen, wie man hinter den düstern Klostcrmaucrn glücklich sein kann. Der Verfasser aber verrät an gar vielen Stellen, wie viel echte Freude und Heiterkeit im Kloster und in einer wohlgeordneten Klosterfamilie wohnt, und trotz seiner 70 Lebensjahre, wovon 60 im Kloster zugebracht, hat er seine Jugcndfrische und seinen Frohsinn be wahrt, Wir glauben ihm gern, wenn er sich dagegen verwahrt, daß man es ihm als Unbescheidenheit auslege und als ideales Traumgcbilde belächle, wenn er vom Dauerglück im Ordensstand spricht, das auch durch Leiden und Prüfungen des Lebens keine Trübung erfährt. Ja Wir glauben ihm, wenn er singt: Ich däuchte mich ein König, Die weite Welt mein Reich —; denn Dort, wo im trauten Kreise Der Hauch der Liebe webt. Wo jeder Sinn und Weise Des andern ganz versteht: Dort ist's wo dir auf Erden Ein Eden mag erblüh». Leiden und Prüfungen sollten freilich auch ihm mclü erspart bleibe» und gar bald bitterschwer über die junge Pflanzung hereiubrechcn. Wir begegne» einer rübrenden Totenklage. Sic- geSübermut und Romhas; hatten 1876, wie so mancher katholischen *Beuron. Bilder und Erinnerungen aus dem Mönchs leben der Gegenwart. Von P, Odilo WolffO, S. B. 6. Auf lage, Freiburg i. Br, 1928, Herder. Geb. G.-M. 4,70. Der Tod im Golde (Nachdruck verboten.) Die Hilflosigkeit, mit der der Mensch Krankheit und Tod letzten Endes gegenübersteht, hat immer etwas Furchtbares und Drohendes. Wenn den Armen die Not auf das Krankenbett wirft, so ist das erschütternd, aber im Grunde nur zu verständlich und natürlich. Doppelt tragisch dagegen wirkt menschliche Ohn macht, wenn der Tod mit dem Knochenfinger an die goldene Pforte der Paläste der Neichen klopft und unabweisbar Einlaß begehrt. Wohl möchte man ihn mit gewandter Höflichkeit hinaus- kompttmentieren, aber er weist grinsend Geld und Geschmeide zurück, die ihn bewegen sollen, doch lieber eine Tür weiter zu schreiten, an das niedrige Haus des armen Tagelöhners, der eben lebenssrisch und gesund im Kreise der Seinen um das ein fache Mahl sitzt. Nein. Der Tod will kein Geld, ivie der Wege lagerer mit der Pistole, sondern nur und ausschließlich das Le ben! Wohl durchdringt er nicht so schnell die schützende Leib garde des reichen Mannes, die Schar der Aerzte, die besorgt und beratend und doch so ratlos das Lager des kranken Nabobs um stehen. Aber der Tod schickt seine liebste Freundin, seine Wege bereiterin, Frau Krankheit, die den reichen Mann in ihre Anne nimmt, daß er vor Schmerz und Qual aufstöhnt. Kein Gold, mit dem sonst alle Genüsse der Welt zu kaufen, keine Macht, die mit einem Fingerwink über tausende Menschenleben und Schicksale gebietet, keine Weisheit und Wissenschaft, welche die größten Professoren der Medizin zur Anwendung bringen, schützen den armen Neichen vor unaufhaltsamem Siechtum, noch lindern sie seine Schinerzen. Die Tragik, die in dieser Ohnmacht des allmächtigen Geldes liegt, hat einen tiefen Sinn, ist von so allgemein mensch- lick-er Gültigkeit, ist ein Symbol, das in seiner Stärke und sei nem Ernst geradezu nach künstlerischer Gestaltung ruft. So ist sie stets zahllose» Malern und Dichtern ein packendes Mo- Uv, ein gelungener Vorwurf für ihre Werke geworden. Be sonders die Meister der niederländischen Schule des 17. Jahr- Pflanzung auch Beuron ein frühes Grab geschaufelk. Wehmuts voll zogen die Söhne des hl, Benedikt hinaus in die Verbannung. Zu Volders in Tirol fand ein Teil der Klosterfamilie eine Zu flucht, Doch schon vorher, als bereits das erste Wetterleuchten des heranziehenden Kulturkampfes nickte, hatten die Verleger DeSclee in Tournay eine Einladung an den Abt von Beuro» erlassen, auf ihrem Gute Maredsous bei Namur eine Nieder lassung zu gründen, und so fand ein Teil der Beuronec Mönche auf belgischem Boden eine neue Heimstätte. Nicht umsonst hätten sie mit den Ckristusjüngern gerufen: Bleibt bei uns, es will Abend werden, Es hat der Tag.sich schon geneigt; « Die Schatten dehnen sich auf Erden, Bleib, Herr, bis sich daS Frührot zeigt! In der Tat, »ach rauher Winternacht zog in Beuron 1887 wieder Frühlingswehen ein, als de» Benediktinern 1887 die Rück kehr in das Kloster gestattet wurde. Auch von anderwärts kamen der aus'blnhenden Ordenskongreaalion Einladungen und Aner bietungen zu: das alte herrliche Kloster Emaus in Prag, innerlich und äußerlich fast zur Ruine geworden; sodann das uralte Doin- stift Scckau in Steiermark, aus dein die Angnstnierchorhocren 1788 durch de» Josephinismus vertrieben wurden, die herrliche Abtei Maria Laach mit dem Juwel des romanischen Münsters, wurden den Benediktinern angeboten und durch die Miliiifizenz hoher und höchster Gönner „Gott zur Ehre und ihrer Seele zum Heil" glanzvoll auSgebaut. Ei» Wiodererwache» des gläubigen Mittelalters inniitte» im Materialismus und Jndifserentismus der Neuzeit! In allen ward „Maß und Gewicht" von Beuron eingesührt, e i n Guß, e i n Geist, ein gleiches Leben und Streben herrschte im Mutter- und in den Tochterklöstern, Jmnierhin weihen sich manche der letzteren mehr der Seelsorge, dem wissen- vom Stück feßle Sem glücke «lie flügel, fliegt es üir grüsteml vorbei, Daß es mit alb seinen Wonnen ewig klein eigen seil über halt e; behutsam, So üu es sehnencl ergreifst, vaß üu ihm nimmer üen goftlglanr Rauh von üen Schwingen streifst i Lart nur ist's unü rerdrechlich, vuft nur unü schimmernüer stauch; Nimmst üu ihm Lander unü Tinnutt, Nimmst üu üas Heben ihm auch. Hermann Schilling. schaftljchen Studium und dem Unterricht, als es ini Mutter kloster der Fall ist und als einzelne, die mehr die beschauliche Richtung gepflegt zu sehen wünschten, dies billigen mochten. Doch ist nicht zu vergessen, daß der Benediktinerorden von Anfang an uird besonders in seiner höchsten Glanz- und Blütezeit immer mit dem unmittelbaren Dienste Gottes eine rege äußere Tätigkeit in Mission, in Seelsorge und Unterricht verbunden hat. Ter Jugend gehört ja die Zukunft; sie an den Born der christlichen Wissenschaft zu führen, ist ein eminentes Gotteswerk; und so wäre es wohl gegen den Geist des hl, Benedikt, die Jugend erziehung aus dem Programm der Beuediktinertätigkeit auSzn- schlietzen, wie es der Stifter der Trappftten tut. Wir folgen dem Schildecer »uch in die Kunststätten. „Das mowastische Ideal schließt ja keinen Zweig nützlicher und heil samer Beschäftigung aus." Wir schauen eine Reihe von Malereien und Skulpturwerken erstehen, die zuerst etwas fremdartig, wie Gebilde ans einer andern, längst verjchwundenen Zeit anmuten. .Die Kunst ahmt den Stil der ersten Meister der Malerei nach, die sich von den schönsten Idealen der himmlischen Sphären, nicht voic den Reizen der niederen Sinne beherrsche» ließen. So dient sie der Auferbauung und Andacht, weniger der Ergötzung der Sinne und der Befriedigung irdischen Kunstsehnens. Denn „Gebet in Farbe lst's, Gebet in Stein gegraben" (Domanig). Wir möchten nur bedauern, daß dir Benroner Künstler keinen Nachwuchs heranzogen, das; die Schnke jetzt fast ohne Vertreter ist, welche die vielversprechenden Anfänge und herrlichen Entwick- lungkstadien dieser Kunstrichtung mitten im Chaos moderner Klmstverwirrnng weiter pflegen und zur höchsten Vollendung führen könnten. Dies wäre ja möglich trotz „unentwegtem Fest halten an den einmal objektiv gegebenen und aiigenomnienen Urwahrheiten und Gesetzen der Kunst, wo die Stille immer wieder als Kehrreim hernusschaut". Es ist ja kein Tadel, svndern ein Vorzug, daß „in Beuron nicht bloß die Maler, sondern auch die Farbe und die Linie ins Kloster gegangen". Wo Leben ist, muß cs auch Entwicklung geben, Stillstehen führt zu Tod und Erstarrung, Cs geht gewiß auch zu weit, zu sagen: „In der liturgischen Kunst hat das Gefühl so wenig und so viel Platz als in der Religion, — Einzig der Choralgesang ist die dem liturgi schen Gottesdienst entsprechende und angemessene Tonkunst." Die Hunderts haben in vielfacher Nuancierung das Bild des reichen Mannes gemalt, der in seiner prächtigen Kleidung, umgeben von Luxus, mit gequältem Gesicht und auf die Dukaten gefüllte Geld kiste blickt, deren Gold von den letzten Strahlen der scheidenden Sonne beleuchtet wird. Sein Blick, der an den mühsam gehäuften Schützen hängt, nimmt gleich einem verlöschenden Lelxnslicht Abschied, mährend neben ihm die Gestalt des Knochenmcmnes mit der ablaufenden Sanduhr auf seiner Fiedel ein wehmütiges Scheidelied spielt. Bon künstlerischer Gewalt ist mich die Dich tung des Buches Hiob im alten Testament, die den reichen Hiob in den Qualen des Aussatzes zeigt. Das gleiche Thema in mo derner Gestaltung bel>andelt Gerhart Hauptmann in einer seiner vollendetsten dramatischen Dichtungen „Kaiser Karls Geißel." Wie die »Kunst nur eine Wiedergabe, ein Abbild des Le bens und der Wirklichkeit ist, so weiß die Historie eine Fülle von erschütternden Beispielen lür das Leiden und Sterben der Neichen und Mächtigen dieser Erde zu erzählen. Der erst jüngst erfolgte Tod des größten deutschen Macht habers unserer Tage und eines der reichsten Männer der Welt überhaupt Hugo Stinnes bildet das letzte Zeugnis für die Ohnmacht des Goldes, Ein Vierteljahrhundert trug dieser Mann ein Gallenleiden mit sich, von dem ihm die bedeutendsten Aerzte nicht zu befreien vermochten und das ihn schließlich im besten Alter unerbittlich hinivegrih. Ein nicht minder tragisches Geschick trug ein anderer viel genannter rheinischer Großindustrielle. Krupp, den ein schwe res Magenleiden zu einer flüssigen kärglichen Diät zwang, bis der Magenkrebs den Tod des Leidenden herveiführte. Oft hat dieser reiche und mächtige Mann geäußert, wie sehr er einen Arbeiter um sein Stück Brot und Speck und den Schluck frischen Bieres beneide, während er selbst sich mit in Milch ausgewcichtcr Semmel und künstlichen Nährmitteln mühsam am Leben zu hal ten suchte. Das Dorado der reichen Leute. Amerika, steuert natürlich eine besonders große Zahl von Belegen für die Machtlosigkeit ' Kirche zieht mit edler Weitherzigkeit alle Künste in ihren Dienst, und die Instrumentalmusik darf keineswegs als etwas Profanes und Weltliches grundsätzlich vom Gottesdienst ansgcschlosse» werden. Der zweite Teil des schönen BncheS führt uuS in kurzen Zügen einige markante Gestalten aus der Beur.>n?r Kongregation sowie einige neuere Gründungen vor Augen. Vorab begegnen wir dem glänzenden Dreigestirn am Morgenhimmel ver jungen Stiftung im Donautal, Maurus und PlaziduS Walter und Benedikt Sanier; von einem jeden gilt das alte Wort: Erat nwnachus — sortis et in Dev totus teres atque rvtunduS (Er war ein Mönch in des Wortes vollster Bedeutung, geiftesstark, in Gott gefestigt, ausgeglichen und harmonisch vollendet). Das Licht dieses Dreigestirns zündete weithin, spendete Licht, Glanz und Leben, strahlte Hoheit, Schönheit und Kraft aus. Dieses Licht zog so viele an, welche fernab vom laulen Weltgetricbe, frei von quälenden Sorgen, in der Stille des Klosters sich einer gottgewoll ten Tätigkeit und segenbringenden Arbeit weihen wollten zum Heil ihrer und der Mitmenschen Seelen. Das Büchlein mit seinem poetischen Hauch und feinem Stil wäre gar vielen zu empfehlen, die, von einer banalen Welt literatur übersättigt und von der seichten Noinanlektüre nnge- ekelt, eine» ihrem Geiste neuen Lesestoff biete» wollen. Doch darf man hier nicht etwa einen Berater zur Berufswahl, einen Führer znm Kloster erwarten. Wenn P. Odilo auch keineswegs in gefühls- und tränenselige» SiegwartSstimmungen sich ergeht, so ist sein Werklein doch allzu poetisch und farbenprächtig und in amarantnen Weihrauchdust gehüllt, um als Führer bei Berufs beratung zu dienen. Der hl, Benedikt sagt: vraedicentur ei oinnia dura et aspera, dem OrdenSkandidaten soll alles Nauhe und Harte vor Augen gestellt werden, das seiner im Ordensleben wartet. Und so richtig es ist, was der Verfasser in der schönen Ueber- sctzllng der Fußwaschungsantiphon ain hohen Donnerstag sagt: Wo Liebe wohnt, wo Güte schon» Gott selbst da thront: Zu einem Sinne hat Christi Minne Uns hold vereint — — so bleibt eS doch immer wahr: das OrdenSlebe» ist die nähere Nachfolge des Lebens Christi; seine Bahn aber ist der rauhe Kreuzweg. Zum Schlüsse möge »och die rührenix Klage lind dringende Bitte Platz finden, welche in leidvoller Zeit der Unterdrückung dem gepreßten Dichterherz entströmte. Sie paßt so gut aus Deutschlands Not und Leid von heute: Und du, o Mutter milde, Du, unsre Lieb' und Freud', Vor deinem Schmerzensbilde Nimm hin auch unser Leid! Bis daß nach langer Klage, Durch Leidcnsnacht erhöht, Am lichten Ostertage Germania neu ersteht! Der Dalai-Lama und China Ans dem soeben im Verlag Neufcld und Henius, Berlin, erschienenen Reisebuch „Sturm ülwr Asien", das einen spannenden Bericht über die gefährliche und inleresiante Mission eines russi schen Diplomaten »ach Tibet darstellt, veröffent lichen wir »i>t Genehmigung des Verlages den folgenden Abschnitt, Die chinesische Regierung, die es für ratsam hielt, den Kirchenfürsten, der bei allen buddhistische» Völkerschaften nage« heuren Anhang hatte und dessen Reisen durch Asien Triumph- zngen glichen, nicht vor dem Kopf zu stoßen, tat alles, uni dem Dalai-Lama die Rückkehr so angenehm wie möglich zu gestalten und ihm jede nur denkbare Ehre zu erweise». Als sich der Dalai-Lama Ende Oktober 1907 in seiner von Pferden getragenen Sänfte mit einer Eskorte von 150 Tibetern dem Gebiet von S>nlng-fu im Kan-sn näherte, zeigten kick die Anmarschstraßen eigens für den Empfang besonders sorgfältig gepflegt. Eine Ebrengarde, die zu diesem Zweck den weite» Weg von Peking hierher zurückgclegt hatte, samt einem Vertreter des chinesischen Kaisers stand bereit, die heilige Inkarnation feierlich zu begrüßen. Ter chinesische Sondcrgesandie und die Ehreneskorte gaben dem Dalai-Lama das Geleit bis ins Kloster Kuiilbiim, von wo aus diese den Rückmarsch nach Peking antrrt. Ter Abgesandte der chinesischen Regierung dagegen und der Ninban von Sin«ng-ftl nahmen im „Kloster der hnndcrttansend Bilder" Quartier, um dem geistige» Oberhaupt der Buddhisten bei etwaigen Wünschen sofort zur Verfügung zu sein. In Kunibunl wimmelte es von hohen und höchsten chinesischen Würdenträgern, non Ambanleutcn, von chinesischen Spähern und Spitzeln. Der Dalai- Lama empfand diese aufdriiigllchc chinesische LiebenSwürd: stell überaus lästig. Er argwöhnte llcbcrwachnngsmaßnahme» seitens der Chinesen und zeigte -seinen Uiimilt darüber ganz »»verhüllt. Auch die höchsten chinesischen Würdenträger behandelte er knapp und abweisend. Er ließ den Amban sogar zehn Tage warten, ebe er ihm die erbetene Audllnz gewährte. Die Leute seines Stabes folgten seinem Beispiel und benähme» sich hier, wie ans dem Anmarschwege nach Kumbum, den Chinesen aegenüber der Mächtigen gegen Krankheit und Tod bei. Der große Mor gan war von einein Gesichtskrebs befallen, der ihm nicht nur entsetzliche Qualen, sondern auch ein so abstoßendes Aenßere verschaffte, daß er die Gesellschaft der Menschen floh und znm einsamen verbitterten Sonderliiig wurde, der namentlich die Pressephotagraphen haßte und mied. Up ton Sinclair, der scharfe Satiriker des modernen Amerika, zeichnet in seinem Ro man „Hundert Prozent" den Typus des amerikanischen Nabobs, der. körperlich eine Ruine, im verdunkelten Zimmer ächzend auf dem Divan liegt und mit heiserer schwacher Stimme durch das Telephon seine Orders gibt, mit denen er über Milli onen Melischen und Dollars gebietet. Daß Geld nicht immer Glück bedeutet, lehrt auch eine Sta tistik der Selbstmorde im Dollarlandc, die im Jahre 1922 ausge stellt wurde. Unter 1299 Selbstmörder» befinde» sich die Namen von 79 Millionären. Einem von diesen, dem Präsidenten einer Großbank, ist cs erst »ach 10 mißlungenen Selbstmordversuchen geglückt, seinem Leben ein Ende zu nunhen, Und zweifellos ist das Motiv dieser Selbstmorde doch nicht Not und Armut gewe sen, sondern zum guten Teil unheillmre körperliche oder gei stige Krankheit. Bekannt sind die furchtbaren Leiden reicher und mächtiger Männer in Purpur, Napoleon litt und starb am Magen krebs. der Bolkskaiser Friedrich III. an der Kehlkopstuber kulose. Das höchste Gut auf Erden ist nicht Reichtum, sondern di« Gesundheit und ein fröhliches Herz. ÄvauL »ovle »Ile ,oa N»Uui>c»>i>>e>>«U«n Neut»U85cI>>!>rei!, «I« LiiNclie», sMe»»«c. kinnen, kickeln ?u,«el>r U5» vecsckvin- >Ien liurci, lix>icii«n vedciuck <I« «cdten HvkenpfvÄ -ALNüvsrlü.-'LeHr von o««»»»»!»» » :: n Oder»» »» k»l>»».